Gottfried Hutter - Hanns-Seidel

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Gottfried Hutter
Zwei traumatisierte Parteien und
eine mögliche Therapie
Publikation
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Eingestellt am 7. November 2011 unter
www.hss.de/download/110921_RM_Hutter.pdf
Autor
Gottfried Hutter
Veranstaltung
Religiöse Implikationen des Nahostkonfliktes
Tagung der Hanns-Seidel-Stiftung
am 21./22. September 2011
im Bildungszentrum Wildbad Kreuth
Empfohlene Zitierweise
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Zwei traumatisierte Parteien
und eine mögliche Therapie
Eine Therapie in drei Schritten führt zur Lösung der schwierigsten Frage
des Konflikts: Wem gehört der Tempelberg?
Gottfried Hutter, Hanns Seidel Stiftung, Wildbad Kreuth, 21.9.2011
©“Pictorial Library of Bible Lands”, Bd. 3, www.bibleplaces.com
DIE HEILIGEN ORTE IN JERUSALEM ZWISCHEN TEMPELBERG / AL-HARAM ASH-SHARIF UND
GRABESKIRCHE
Zunächst einige Daten zu meiner Person:
Geboren 1944, 1963 mein erster Vortrag über den Propheten
Mohammed, katholisches Theologiestudium, dann Geschichte und
Politikwissenschaft, fünf Jahre USA; spirituelle Erlebnisse dort zeigen
mir eine bisher nicht wahrgenommene Tiefe der Bibel und verweisen
mich auf andere Weltreligionen, insbesondere Hinduismus und
1
Buddhismus; Niederschrift meiner Erfahrungen: „Das tausendunderste
Evangelium“; ein Jahr bei einem Sufi-Meister in Ägypten und im Sudan,
dann Begegnung mit Chassidismus, Lernen bei einem japanischen
Meister, Ausbildung zum Psychotherapeuten, Arbeit in der Psychiatrie,
Buchveröffentlichung „Auferstehung – vor dem Tod. Therapeutisch
arbeiten mit biblischen Texten“, erschienen 1994 bei Kösel, weitere
theologische Schriften fürs Internet. Weiterbildungen für Ärzte und
psychiatrisches Fachpersonal. Der Elfte September 2001 ruft meine
Erfahrungen wach und führt zu der interreligiösen Friedensvision, für
die ich seit zehn Jahren arbeite: Es geht um den Tempelberg, Al-Haram
Ash-Sharif, in Jerusalem.
Vorbemerkung:
Die letzte Frage, die bei jeder Art Lösung des Nahostkonflikts
beantwortet werden muss, heißt: Wem gehört der Tempelberg, den
Muslimen, die ihn besitzen, oder den Juden, die ihn beanspruchen?
Die Antwort wird entweder die Lösung besiegeln oder den Konflikt neu
entfachen. Es ist ganz klar eine Frage der Religion.
In unseren säkularen Tagen liegt aber vielen viel daran, religiöse
Hintergründe und Motive rein materiell umzudeuten und zu sagen, in
dem Konflikt gehe es nur um Land, Religion spiele darin keine Rolle.
Diese Sicht lässt sich weitgehend durchziehen, weil die ursprüngliche
Bevölkerung Palästinas eben viel Land verloren hat, aber diese Sicht
berücksichtigt nicht die Rolle der persönlichen Identitäten der
Menschen, denn darin spielt Religion eine wesentliche Rolle, selbst sie
mit Religion nichts zu tun haben wollen.
In dem Buch „Where Heaven and Earth Meet“ beispielsweise, in dem
es um den Tempelberg geht, beschreibt der Präsident der Hebrew
University, Menachem Magidor, ein für ihn überraschendes Erlebnis
bei einem Besuch des Tempelbergs. Er, der sich als Atheist bezeichnet,
und in dessen Leben Religion keinen Platz hat, stellte dort zu seinem
Erstaunen fest, dass er sich plötzlich verbunden fühlte mit der Ekstase
und mit der Ehrfurcht der Menge, die sich in der Vergangenheit im
2
Tempel versammelt hat. Damit war mit einem Mal die gesamte
jüdische Geschichte für ihn präsent als seine persönlich Vorgeschichte.
[Oleg Grabar (Hrsg.): Where heaven and earth meet: Jerusalem's sacred esplanade.
Jerusalem 2009, Seite 363-365]
Wenn es einem reflektierenden Menschen wie ihm so geht, um wie
viel mehr dann weniger reflektierenden Menschen?
Der Großteil der religiösen Identität kann also verborgen sein – selbst
für die Träger dieser Identität, und sie bleibt dennoch wirksam.
Deshalb erlaube ich mir im Folgenden auf historische Details
hinzuweisen, in denen diese Identitäten eine Rolle spielen – wie etwa
in der Frage: Wem gehört der Tempelberg?
Obwohl die islamische Behörde, die für die islamischen Heiligtümer
zuständig ist, die Waqf, in den Dreißigerjahren in einer Broschüre noch
darauf hinweist, dass der Felsendom dort steht, wo er steht, weil das
der Platz ist, an dem der jüdische Tempel gestanden hat, sagt die
gleiche Behörde heute, dass es dort nie einen Tempel gegeben hat –
eben um damit zu auszudrücken, dass die Muslime die rechtmäßigen
Eigentümer von Al Haram ash-Sharif sind – aber genau diese Antwort
könnte auch anders gedeutet werden, nämlich dass der jüdische
Anspruch gerechtfertigt wäre, wenn es dort einen Tempel gegeben
hätte.
Aber gehen wir weg von der Kontroverse hin zum Positiven. Moses hat
den Israeliten beim Auszug aus Ägypten klar gemacht, dass sie eine
Wahl haben, dass sie Fluch in Segen verwandeln können, wenn sie nur
wollen. Jemandem, der beleidigt ist, fällt dieses Wollen schwer. Es geht
fast nur, wenn Mitgefühl von der anderen Seite spürbar wird. Deshalb
lege ich hier außerordentlichen Wert auf Mitgefühl. In jedem Fall aber
wird es helfen, sich daran zu erinnern, dass eine bessere Welt nur
durch unsere Kooperation möglich wird.
Der Weg, der zur Heilung der beiden traumatisierten Parteien führen
kann, könnte etwa so aussehen:
Die Ebene der Palästinenser
3
Beginnen wir den Heilungsweg auf der Ebene der Palästinenser, indem
wir Empathie empfinden mit ihrem gegenwärtigen Leiden: Besatzung,
beschränkte Bewegungsfreiheit, beschränkte Rechte, vertrieben sein,
Flüchtlingselend, Gefängnisse, Trennungsmauer, Tote…
Empathie bedeutet aber auch, zu verstehen, dass es für Leidende oft
nur schwer möglich ist, ihr Leiden einzugestehen, denn wer will schon
als schwach erscheinen?
Beginnen wir unsere empathische Reise daher in die Vergangenheit, in
einer ganz und gar triumphalen Vorgeschichte.
Die tatsächlichen Ereignisse:
Die Geschichte des Islam beginnt in Mekka: Dort wird die Predigt des
Propheten als so erfolgreich angesehen, dass die Mekkaner um ihre
Geschäfte fürchten und gegen Mohammed Mordpläne schmieden. Er
muss fliehen – nach Medina. Dort steigt der Prophet auf vom
Flüchtling zum Gouverneur. Und im Sieg der Medinenser über die
Mekkaner kehrt er zurück nach Mekka.
Das imponiert den kampferprobten arabischen Stämmen. Sie
schließen sich dem Propheten an. Durch den Islam gelingt es
Mohammed, die Araber zu einen: Die neue Religion des Propheten
erzeugt nämlich nach innen Frieden und konzentrierte Kraft nach
außen, beides ganz wesentlich für alle späteren militärischen und
spirituellen Erfolge der Muslime.
Damit breitet sich der Islam rasch aus: Syrien, Jerusalem, Ägypten,
Persien; bis China und Spanien.
Im Zuge dieser Ausbreitung integrieren die Muslime die hellenistische
Philosophie und Kultur, wodurch eine einzigartige Hochkultur
entsteht.
Fühlen wir Empathie mit den triumphierenden Muslimen!
Empathie lässt uns dann auch manche der Konsequenzen verstehen
z.B. dass Macht zum Beweis für die Wahrheit wird.
4
Vom Triumpf der Muslime her können wir auch die Lehre verstehen,
dass der Islam die letzte Religion ist, die ihre Vorläufer (Judentum und
Christentum) und alle anderen Religionen ablösen wird.
Und wir können auch die lebenspraktische Sharia-Regel verstehen,
dass alle Nichtmuslime die Oberhoheit des Islam anerkennen und den
Dhimmi-Status annehmen müssen, der verbunden ist mit einer
besonderen Steuer, mit Ausschluss vom Militärdienst und mit gewissen
Beschränkungen in der Religionsausübung.
Vielleicht können wir von da her sogar verstehen, dass ein übermütig
gewordener Kalif später (1009) die Grabeskirche zerstört, mit all den
schlimmen Folgen, die sich daraus ergeben, nämlich den Kreuzzügen.
Der Beginn des Leidens der Muslime
Bleiben wir in unserer Empathie und betrachten wir von da aus die
ersten Rückschläge für die sieggewohnten Muslime:
Die erste große militärische Niederlage kam für die Muslime genau
einhundert Jahre nach dem Tod des Propheten weit nördlich der
Pyrenäen, in der Gegend von Tours und Poitiers, 732, durch einen
Vorgänger Karls des Großen, Karl Martell.
In Spanien aber folgt eine lange Blütezeit des Islam.
Im 12. Jh. allerdings entsteht vielleicht gerade deshalb eine
innerislamische „Grassroute-Bewegung“, die Almohaden. Sie sahen
das, was heute als andalusische Hochkultur gepriesen wird, als
muslimische Arroganz. Sie wollten zurück zu den einfachen
Ursprüngen; sie kämpften gegen die Herrschenden, schwächten damit
das muslimische Andalusien und bereiteten der Reconquista den
Boden.
Etwa zeitgleich feiern im Osten die Kreuzritter ihre großen Erfolge.
Auslöser war, wie schon gesagt, die Zerstörung der Grabeskirche durch
den fatimidischen Kalifen Hakim. Nach 90 Jahren Anlaufzeit sind die
Kreuzfahrer schließlich erfolgreich. Sie erobern Jerusalem im Jahre
1099 und herrschen dort bis 1187.
5
Kurz darauf, 1219, erobern die Mongolen Persien; 1258 zerstören sie
Bagdad – aber sie bekehren sich zum Islam, wodurch eine
Konsolidierung des islamischen Bereichs möglich wird.
Der kürzlich verstorbene Professor Nasr Abu-Zayd sah in der
Übernahme der Macht durch die Mongolen den Grund für eine
Stagnation der geistigen Entwicklung im gesamten islamischen Raum.
In Spanien führen die wiederholten christlichen Vorstöße schließlich
zur Reconquista. 1492 ist ganz Spanien wieder christlich. Die Jahreszahl
markiert eine globale Zeitenwende.
Im Osten übernehmen nämlich die Osmanen die Macht. 1453 erobern
sie endlich Byzanz und 1517 übernehmen sie das Kalifat. Es folgt die
große Osmanische Blütezeit.
Der Westen gewinnt die Oberhand
Trotz – oder vielleicht sogar wegen – dieser neuen Blütezeit gelingt es
dem christlichen Westen unbemerkt, den muslimischen Osten zu
überholen.
Dank Reimport aus Andalusien wird in Europa bereits im Mittelalter
die antike Philosophie wiederbelebt, z.B. durch Thomas von Aquin.
Die islamische Handelsblockade im Osten führt 1492 im Westen zur
Entdeckung Amerikas.
Zweihundert Jahre später beginnen die militärischen Rückschläge in
Osteuropa. Entscheidend ist, dass 1683 die zweite osmanische
Belagerung Wiens scheitert. Von da an werden die Muslime auch in
Osteuropa immer weiter zurückgedrängt.
Vor allem aber bietet Europa von der Renaissance an einen
fruchtbaren Nährboden für die Entwicklung von Wissenschaften,
Technologien, Industrien, wie den Buchdruck, der die weitere
Entwicklung noch beschleunigt.
Viele neue Welten werden entdeckt und kolonialisiert. Schließlich
dringt die Kolonialisierung auch in den islamischen Raum vor:
Napoleon erobert Ägypten.
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Weil das islamische Selbstwertgefühl durch diese Vorgänge Schaden
leidet, entstehen schließlich im 19. Jahrhundert innerislamische
Gegenbewegungen, wie die heute noch wirkenden Wahabis Saudi
Arabiens und das, was im Ägypten des 20. Jahrhunderts „MuslimBruderschaft“ genannt wird.
Aber 1922, nach dem verlorenen ersten Weltkrieg, findet das so lange
erfolgreiche osmanische Reich sein Ende.
Kurz darauf, am absoluten Tiefpunkt dieser Kette schlimmer
Erfahrungen, wird Israel in die islamische Welt implantiert, eine
fremde Entität, die die Sharia und die islamische Oberhoheit nicht
anerkennt!
Hier brauchen die Muslime unsere ganz besondere Empathie, denn
hier geht es nicht nur um Politik, sondern ganz wesentlich auch um
Religion!
Wie es dazu kam:
Nach der amerikanischen Unabhängigkeit entstehen auch unter den
Juden Unabhängigkeitsbestrebungen. Juden begannen daher ab
Anfang des 19. Jahrhunderts einzuwandern in ihre alte biblische
Heimat, die bereits seit der Römerzeit wieder nach den Philistern
benannt ist, ihren klassischen Feinden, und die daher „Palästina“ hieß.
Der Sultan, das damalige Oberhaupt der Muslime, erkennt die Gefahr
sehr schnell: Die Wiedereinwanderung könnte dazu führen, dass sich
die Juden das gesamte Heilige Land wieder einverleiben und sogar den
Tempel wieder errichten. Damit wären auch die islamischen
Heiligtümer gefährdet. Er verbietet daher jeden Landverkauf an Juden.
Doch die Einwanderungswelle lässt sich nicht aufhalten. Die
zionistische Bewegung verstärkt die Welle noch, gestützt auf den
Slogan „A land without people for a people without land.“
Unter dem Eindruck der immer weiter anwachsenden Strömung
formuliert der britischer Lord Balfour 1917, noch während des ersten
7
Weltkriegs, eine Erklärung, die besagt, dass in Palästina eine
Heimstätte für das jüdische Volk entstehen soll.
1920 bekommen die Briten vom Völkerbund das Mandat eine
israelische Staatsgründung vorzubereiten. Das lässt die Muslime
natürlich nicht kalt.
1929 kommt es zu einem Aufstand von Muslimen, weil Juden in
Jerusalem zur Klagemauer marschieren.
Wohl weil ihm diese Entwicklung Angst macht, erklärt der
palästinensische Mufti Al-Hussayni 1938 seine Unterstützung für Nazis
und Holocaust.
1947 jedoch formuliert die UNO schließlich die Teilungserklärung , die
von den Juden akzeptiert, von den Arabern aber abgelehnt wird. Damit
beginnt für die Palästinenser das, was sie „Nakba“ nennen –
„Katastrophe“: eine nichtislamische Entität breitet sich in ihrem Land
aus und verdrängt viele von ihnen. Wir brauchen Empathie für beide
Seiten!
Als Antwort auf die Teilung beginnt 1948 der Krieg der Araber gegen
die israelische Partition und den neuen Staat mit dem erklärten Ziel,
die Juden ins Meer zu treiben. Es gelingt nicht. Statt dessen gibt es
750.000 Flüchtlinge, die absichtlich im arabischen Hinterland nicht
integriert, sondern in Flüchtlingslagern festgehalten werden.
Der Waffenstillstand verschiebt die Grenzen zu Ungunsten der
Palästinenser.
Immer neue Versuche, Israel zu beseitigen, misslingen.
Bei einem dieser Versuche, einer ägyptischen Seeblockade im Jahr
1967, besetzt Israel das gesamte Gebiet westlich des Jordan und
mehr. Dieser Besatzungszustand dauert bis heute an. Viele
Palästinenser, großteils Muslime, fühlen sich entrechtet. Sie brauchen
unser Mitgefühl. Aber auch die Israelis, die die Besetzung durchgeführt
haben, brauchen unser Mitgefühl. Sie wollten endlich Sicherheit.
Durch diese für die Palästinenser ungünstige historische Entwicklung
wird das Selbstwertgefühl nicht nur der Palästinenser, sondern der
8
Muslime insgesamt beschädigt, denn sie identifizieren sich mit ihren
Glaubensbrüdern.
Viele Palästinenser, großteils Muslime, müssen fliehen, werden
vertrieben, verhaftet, getötet…
Sie brauchen unser Mitgefühl! Wir müssen dabei bedenken, dass die
israelische Übermacht gewaltig ist und die Palästinenser keine Chance
haben, sich durchzusetzen.
Analyse der Leidensfaktoren:
Mit Mitgefühl können wir dann fragen, wodurch das Leiden entsteht:
Ihr im Lauf der Geschichte gewachsenes Selbstbild zwingt die Muslime,
Israel nicht zuzulassen.
Zunächst kämpfen daher alle arabischen Staaten gegen die neue
nichtislamische „Entität“ – mit der Friede, gemäß Sharia, nicht möglich
ist.
Als das nicht mehr geht, gehen die Palästinenser nicht nur für sich,
sondern auch stellvertretend für die Umma allein in den Kampf,
vielfach mit Selbstmordattentaten. Als Konsequenz werden diese
Selbstmord-Krieger im gesamten islamischen Raum als Märtyrer
verehrt – während sie in der gesamten westlichen Hemisphäre nur als
“Terroristen“ gesehen werden.
Diesem Kampf der Palästinenser entspricht im islamischen Großraum
ein Kampf gegen westliche Vorherrschaft – für die Israel ein Symbol
ist.
An die Spitze dieses antiwestlichen Kampfes zur Verteidigung des Islam
setzte sich Al-Qaeda – Urheber des Attentats vom 11. September
2001. Al Qaeda ist hervorgegangen aus dem anti-sowjetischen Kampf
in Afghanistan, der insbesondere von Muslim Brothers und Wahabis
getragen war, finanziert auch vom westlichen Bündnis. Nachdem die
Sowjets erledigt waren, wandte sich die Speerspitze der islamistischen
Erneuerung gegen den Westen, den verbliebenen Feind.
Folge dieses Kampfes ist der „Krieg gegen den Terror“.
Führt das unausweichlich in eine Spirale endloser Gewalt?
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Gibt es einen anderen Weg?
Worauf beruht die Gewalt? Die alte Ressource ist eine die anderen
ausschließende und zu bekämpfende Identität.
Deshalb konnten die Muslime zu den Juden nicht einfach sagen:
Kommt, seid unsere Gäste, wir freuen uns, es ist genug Platz da für
beide von uns! Wenn wir an die sprichwörtliche Gastfreundschaft der
Araber denken, wäre das doch eine naheliegende Reaktion gewesen.
Wegen der antagonistischen Identitäten aber war diese Reaktion nicht
möglich!
Neue Ressourcen können das Leiden heilen:
Das Leiden wird erzeugt durch antagonistische Identitäten, in denen,
wie schon gesagt, Religion eine entscheidende Rolle spielt. Die Lösung
besteht darin, dass antagonistische Identitäten durch eine
einschließende Identität abgelöst wird.
Die einschließende Identität kann entstehen durch Besinnung auf den
gemeinsamen abrahamischen Ursprung. Die Anerkennung des
gemeinsamen Ursprungs kann helfen das schwierigste Problem des
Konflikts zu lösen, nämlich die Frage nach der rechtmäßigen
Eigentümerschaft des Grundstücks, das Juden und Christen
‚Tempelberg‘ nennen. Ausgehend von einer die anderen
einschließenden Identität wird nämlich auch den Juden ihr Heiligtum
zugestanden, ein neuer Tempel. – Und damit sind auch die
muslimischen Heiligtümer gesichert – vorausgesetzt eine Lösung wird
gefunden, die für beide akzeptabel ist.
Aber genau das wird möglich durch die neue Ressource, die heißt:
Kooperation statt Auslöschung des Gegners.
Diese neue Ressource ist Muslimen zugänglich, sie ist nämlich im
Qur’an begründet. Sure 5,49 sagt über die Unterschiede zwischen den
Kindern Abrahams: „Hätte Allah gewollt, Er hätte euch alle zu einer
einzigen Gemeinde gemacht, doch er wünscht, Euch auf die Probe zu
10
stellen durch das, was er Euch gegeben hat. Wetteifert darum
miteinander in der Tugend.“
Wie sieht die neue Ressource konkret aus?
Der Qur‘an verlangt Respekt für die anderen und das bedeutet auch
eine wohlwollende Haltung gegenüber ihrer tiefsten Sehnsucht. Eine
grundlegende Sehnsucht der Juden ist die nach einem Neuen Tempel.
Respekt bedeutet daher, dass die Muslime einen Neuen Tempel der
Juden erlauben.
Wenn der Tempel da ist, hat jede der drei Religionen ihr separates
Heiligtum. Das pure Nebeneinander der drei erzeugt das Neue,
nämlich ein pan-abrahamisches Heiligtum, das aus drei separaten und
exklusiven Heiligtümern besteht. Einfach indem jede der drei
Religionen den anderen ebenso ihr separates Heiligtum erlaubt und
gönnt, entsteht etwas über sie Hinausgehendes, eine neue spirituelle
Qualität, die daher kommt dass nun wirklich alle etwas Höheres
anerkennen, das alle von ihnen liebt. Das ist die neue Ressource, die
hilft, die antagonistischen Identitäten zu überwinden und auch das
Trauma, das durch sie entsteht.
Das gesamt-abrahamische Heiligtum ist der symbolische Ausdruck der
neuen Ressource. Es ist nicht ein neu zu errichtendes gemeinsames
Heiligtum für alle drei abrahamischen Religionen. Es ist nicht eine
Öffnung der existierenden Heiligtümer für alle. Es braucht auch keinen
neuen Kult und es braucht keine neuen Glaubenslehren. Nichts muss
sich ändern. Alles kann bleiben, wie es ist. Damit die neue, alle
einschließende Identität möglich wird, braucht es nur das, was jetzt
fehlt: einen neuen jüdischen Tempel.
Aber hier stehen wir vor einer, wie es scheint, ausweglosen Situation:
Die muslimischen Heiligtümer stehen an dem Platz, an dem die Juden
ihren künftigen Tempel errichten möchten. Die muslimischen
Heiligtümer sind deshalb vom jüdischen Anspruch auf den Tempelberg
unmittelbar bedroht – solange es keinen neuen Tempel gibt.
11
Die Frage, „wem gehört der Tempelberg?“ ist daher die schwierigste –
letztlich aber die entscheidende Frage in jedem Versuch einer Lösung
des gesamten Nahostkonflikts. – Wir kommen gleich darauf zurück.
Zunächst aber müssen wir uns auch mit der anderen Konfliktpartei
beschäftigen. Es ging doch um einen Wettbewerb in der Tugend, in
dem die Muslime mit den Juden konkurrieren.
Beide Parteien sind vom Wesen ihrer eigenen Religionen her
herausgefordert, den anderen mit Respekt zu begegnen. In unserem
Fall heißt das Empathie zu empfinden mit der Not der anderen.
Die Not der Juden heißt: die Heimat verloren zu haben, an vielen
Stellen nicht geduldet zu werden, verfolgt zu werden, heimatlos zu
sein, keine sicheren Grenzen zu haben, sich vergeblich zu sehnen nach
dem eigenen großen Heiligtum, dem Tempel.
Die Not der Palästinenser heißt: Unter Besatzung zu leben, keinen
eigenen Staat zu haben, an vielen Stellen nicht willkommen zu sein,
täglich zu den Opfern zu gehören, als minderwertig angesehen zu
werden, ihr großes Heiligtum „Al Haram ash-Sharif“ in Gefahr zu
sehen.
Sobald die beiden Parteien Empathie aufbieten, bildet sich eine neue
Ressource, nämlich die Bereitschaft, die von der eigenen Religion
geforderte Tugend, auch für die anderen einzusetzen.
Für die muslimischen Palästinenser heißt das:
Den Juden eine Heimat zuzugestehen.
Den Juden ihren Tempel zuzugestehen.
Sich gemeinsam mit den Juden in der größeren abrahamischen
Gemeinschaft zu sehen.
Anzuerkennen, dass der eine Gott die Juden genauso liebt!
– Tatsächlich könnte man sagen, dass alle, die die anderen
ausschließen wollen, damit auch Gott ausschließen.
Das gilt entsprechend natürlich auch für die Juden:
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Die Ebene der Juden
Auch wenn wir die Ebene der Juden betrachten, brauchen wir unsere
drei Schritte: Empathie, Analyse der Leidensfaktoren und die neue
Ressource, die zur Heilung führt.
Wir beginnen wieder mit Empathie, Empathie mit den immer neuen
Leiden der Juden:
Die Geschichte der Judenverfolgungen geht zurück bis ins alte Ägypten.
Dort hat der Pharao die Juden versklavt. Sie flohen – erfolgreich, aber
in die Wüste. Sie fanden das Land Abrahams besetzt von den Philistern.
Die Philister trieben ihre Späße mit ihnen, aber schließlich, durch
David, gewannen sie das Land.
Doch bald gab es neue Verfolgung, zuerst von innen: König Ahab
verfolgte die Propheten. Dann von außen: Die Babylonier führten die
Israeliten in die Gefangenschaft und zerstörten den Tempel.
Kaum hatten sich die Israeliten mit einem neuen Tempel eingelebt,
wurden sie von hellenistischen Machthabern verfolgt. Und kaum
hatten die Makkabäer die jüdische Unabhängigkeit wiederhergestellt,
kamen die Römer. Sie zerstörten den Tempel erneut und verbannten
die Juden aus ihrem, ihnen von Gott versprochenen Land.
Von da an waren die Juden überall Fremde. Am besten wurden sie von
den Muslimen behandelt – obwohl sie auch dort weitgehend
ausgegrenzt waren, oft gesonderte Kleidung tragen mussten etc. In den
christlichen Ländern wechselten friedliche Zeiten mit Zeiten
grauenhafter Verfolgung, die zunahm, umso größer die allgemeine Not
gerade war. Den Gipfel bildete die Shoah.
Die Juden brauchen unsere Empathie – und sie brauchen auch die
Empathie der Muslime. Die Intensität und Beständigkeit der Verfolgung
sind kaum vorstellbar.
Analyse der Leidensfaktoren:
Nur mit Empathie kann unsere Analyse zielführend sein.
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Die Besonderheit des Judentums ist das Bewusstsein der
Auserwählung. Es bewirkt, dass Juden anders sind als Nichtjuden.
Deshalb werden sie oft als Fremde erlebt. Das Bewusstsein der
Auserwähltheit führt außerdem zu verstärktem Glauben an sich selbst
und damit zu größeren Fähigkeiten. Dies wiederum hat weitere Folgen,
denn diejenigen, die ihre Fähigkeiten nicht in dem Maß entwickelt
haben, neigen zu Neid und zudem gibt es unter Fähigen immer wieder
welche, die überheblich werden und damit Ärger auslösen. Wenn das
alles zusammen wirkt oder wenn wegen ungünstiger ökonomischer
Verhältnisse Fremdenhass und Neid unverhältnismäßig stark ansteigen,
schaukeln sich die Emotionen hoch und das Ergebnis sind Pogrome und
Verfolgung. Schon der Pharao hat die Juden versklavt, weil sie ihm zu
stark geworden waren (Ex 1,9-11).
Betrachten wir mit Empathie nun die weitere Geschichte:
Die Jahrtausende der Verfolgung gipfeln in den unvorstellbaren Grauen
des Nationalsozialismus, doch das ist nicht das Ende, denn darauf folgt
der immer noch andauernde Kampf der islamischen Welt gegen Israel:
Kaum in ihrer neuen Heimat empfängt die Juden eine neue Verfolgung!
Und hier braucht es Empathie für beide Seiten!
Die Nichtakzeptanz Israels hat nämlich schlimme Rückwirkungen auf
beide Seiten. Kriege haben zur Besetzung des restlichen Palästina
geführt, Terroranschläge haben die Israelis zum Bau der Mauer
veranlasst, Raketenangriffe aus dem Libanon gaben Anlass zu
Libanonkriegen, Raketenangriffe aus Gaza führten zu israelischen
Angriffen auf Gaza.
Der fortdauernde Terror lässt die Israelis nicht zur Ruhe kommen und
er führt zu aggressiven Gegenmaßnahmen.
Es braucht Empathie!
Durch den fortdauernden Kampf gegen Israel wird die Wehrhaftigkeit
der Israelis verstärkt und ihre Empathie für die Araber geschwächt.
Gegenseitige Vorwürfe sind alles andere als hilfreich. Wir brauchen
dringend Mitgefühl mit beiden Seiten!
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Dann aber können wir die Hintergründe dieser weiteren Leiden auf
jüdischer Seite erkennen: Das im Lauf der Geschichte gewachsene
Selbstbild der Juden zwingt sie, nach vollständiger Unabhängigkeit zu
streben, einen jüdischen Staat zu verlangen – und diesen vor dem
Hintergrund ihrer Traumata mit allen Mitteln durchzusetzen.
Daraus entstehen für viele Palästinenser kaum zumutbare Härten, die
aus ihrer Sicht als pure Schikanen erscheinen, wie nicht erteilte
Baugenehmigungen, Demolierung von Neubauten, extrem hinderliche
Kontrollpunkte, die Mauer, militärische Schläge gegen Nachbarn, die
Terroranschläge nicht verhindert haben, Drohung mit Entzug von
Aufenthaltsgenehmigungen, Beschränkungen der Zugänge zu
religiösen Stätten – und natürlich die israelische Besiedlung
Palästinensischen Landes.
Worauf beruhen diese Maßnahmen? Empathie zeigt uns: Die alte
Ressource der Israelis beruht auf Angst aus der Erfahrung der
Verfolgung. Sie ist daher eine die anderen ausschließende und zu
bekämpfende Identität.
Aus diesen Gründen schaffen es die Juden bis jetzt nicht, die
Palästinenser einfach als normale Staatsbürger zu behandeln.
Die neuen Ressourcen:
Beide Parteien haben bereits die Ressourcen, durch die ihre Traumata
heilen könnten, aber bis jetzt fehlt ihnen der Zugriff darauf.
Insbesondere eine Ressource der Juden kann die Heilung bewirken und
die Juden sogar befähigen, auch das Trauma der Muslime zu heilen.
Das Leiden wird, wie wir schon gesehen haben, erzeugt durch eine
antagonistische Identität. Die Lösung besteht darin, zu erlauben, dass
die antagonistische Identität durch eine die anderen einschließende
Identität abgelöst wird. Aber wie kann das auf jüdischer Seite
gelingen?
Es wird möglich durch eine Besinnung der Juden auf ihre
ursprüngliche Berufung „auserwähltes Volk“ zu sein. Im Fall des
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Konflikts im Heiligen Land kann diese Besinnung die Juden nämlich nur
zu der Erkenntnis führen, dass sie „Heiler werden“ müssen.
Auf diese Weise können sie dann sogar die Verletzung verstehen, die
die Muslime fühlten, als Israel in Palästina implantiert wurde, und sie
können sogar anerkennen, dass ihr Staat, zumindest aus der Sicht der
Muslime, im historisch gewachsenen islamischen Kernland liegt. Wie
ein Therapeut in manchen Situationen gewissermaßen „unter den
Teppich“ gehen muss, um seine Patienten zu erreichen, könnten die
Juden nun freiwillig die Sharia-Bedingung erfüllen, sich als Dhimmis
unterordnen, die dafür vorgeschriebene Steuer zahlen und dafür
Frieden genießen in einer noch auszuhandelnden Form. Dass das
durchaus denkbar ist, hat mir vor kurzem ein israelischer Rabbiner
gesagt.
Diese Besinnung wird aber in jedem Fall dazu führen, dass die Juden
die Muslime als ihre legitimen Brüder und Schwestern in Abraham
anerkennen.
Das bedeutet aber weiter, dass die Juden auch die Christen als ihre
legitimen Brüder und Schwestern in Abraham anerkennen – und dass
sie damit auch einen Beitrag zur Heilung des Traumas der Christen im
Heiligen Land leisten, die durch die Folgen der Staatsgründung Israels
ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Und diese beiden Anerkennungen könnten die Juden dazu veranlassen,
sich als Mittler zwischen den Kindern Abrahams zu sehen.
Damit aber könnten sie ihre 2000 Jahre alte Sehnsucht nach einem
neuen Tempel auf ganz neue Weise verwirklicht sehen: Der Tempel
müsste jetzt nämlich nicht mehr unbedingt an der ursprünglich
vorgesehenen Stelle auf dem Tempelberg stehen, er könnte seinen
Platz auch finden als Brücke zwischen den Heiligtümern ihrer
Geschwister in Abraham, zwischen der Grabeskirche und „Al-Haram
ash-Sharif“, dem Tempelberg.
Das Ergebnis wäre Kooperation statt Beseitigung des Gegners.
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Wie sieht die neue Ressource konkret aus?
In ihrer Funktion als Heiler gilt die erste Sorge der Juden der
Versöhnung mit ihren Geschwistern in Abraham.
Dazu entbieten sie ihren Geschwistern eine große symbolische Geste,
die hilft, die antagonistischen Identitäten und das Trauma zu
überwinden: Sie bauen ihren Neuen Tempel als Brücke, die die Kinder
Abrahams verbindet, und sie beziehen ihn ein in ein gesamtabrahamisches Heiligtum, das aus den drei separaten
Hauptheiligtümern der drei abrahamischen Religionen besteht.
Ohne jegliche kultische Vermischung, allein durch die Tatsache des
friedlichen Nebeneinanders der drei exklusiven Heiligtümer entsteht
etwas darüber Hinausgehendes, etwas Übergeordnetes, nämlich die
Anerkennung aller drei Religionen, dass es etwas über ihnen gibt, das
mit Wohlwollen auf die drei schauen möchte, das aber ihre Mitarbeit
braucht – in der Art, die Koran fordert, durch einen Wettbewerb in der
Tugend.
Aus diesem neuen Anspruch heraus beugen sich die Juden dem
Wunsch der Muslime nach Anerkennung und Sicherheit.
Aus Mitgefühl verzichten sie zugunsten der Muslime auf ihren
religiösen Anspruch auf den Tempelberg, denn ihr Neuer Tempel hat
jetzt eine neue Funktion, nämlich Frieden stiftendes Bindeglied zu
sein zwischen den Kindern Abrahams.
Die Ebene der Gemeinschaft der Kinder Abrahams
Betrachten wir die Lösung nun auf der Ebene der Gemeinschaft der
Kinder Abrahams – wieder mit unseren drei Schritten zur Heilung:
Empathie, Analyse der Leidensfaktoren und die neue Ressource, die zur
Heilung führt.
Der Entschluss der Juden, als Heiler zu handeln, beruht auf Empathie
und auf der Analyse der Leidensfaktoren. Das alles wird möglich durch
die neue Ressource, zu der sich die Juden entschlossen haben, nämlich
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ihre Besinnung auf die Bedeutung ihrer Auserwähltheit unter den
gegebenen Bedingungen.
Es ist ihr Entschluss, als Heiler zu handeln, der sie veranlasst, ihre
religiösen Rechte auf den Tempelberg den Muslimen übertragen.
Und das wiederum hat gravierende Folgen bei den Muslimen:
Die großzügige Geste der Juden erinnert die Muslime an die koranische
Forderung nach Wettbewerb in der Tugend.
Und dieser Wettbewerb bewegt auch die Muslime zu einer großartigen
Geste: Die Muslime fühlen, welch gewaltigen Verzicht dieses Opfer für
die Juden bedeutet. Sie fühlen sich angesprochen, das Opfer ihres
Stammvaters Abraham nachzuempfinden: Abraham war doch bereit,
das ihm Liebste zu opfern, seinen Sohn.
Die Muslime fühlen, dass die Juden genau diese Bereitschaft ihnen
gegenüber gezeigt haben mit ihrem Angebot, auf ihre Rechte auf den
Tempelberg zu verzichten.
Sie fühlen nach, welches Opfer jetzt von ihnen verlangt ist. Und sie
fühlen, dass sie den halachisch vorgeschriebenen Platz für den
jüdischen Tempel freigeben sollen, selbst wenn das bedeuten sollte,
den Felsendom zu verlieren.
Sie erklären den Juden ihre Bereitschaft dazu – worauf die Juden,
berührt durch dieses wahrlich große Angebot, einen Vorschlag
machen: die Esplanade von Al Haram ash Sharif nach Süden hin zu
verlängern und den Felsendom dort an hervorragender Stelle
wiederzuerrichten – und sie versprechen, alle Plätze in Ehren zu halten,
die durch die islamischen Erzählungen von der Nachtreise des
Propheten geheiligt sind.
Damit ist die Heilung des gesamten Konflikts erreicht. – Alles Weitere
lässt sich nun auf der neu gefundenen Ebene der Empathie leicht durch
Verhandlungen lösen
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Obwohl wir mit der schwierigsten Frage begonnen haben, nämlich
mit der Frage „Wem gehört der Tempelberg?“, sind wir über
Empathie, Analyse der Leidensfaktoren und neue Ressourcen zu einer
Lösung des gesamten Konflikts gelangt.
Die tatsächliche Lösung kann dann, wenn unsere drei Schritte auf
allen Ebenen in der Wirklichkeit konkret gegangen werden, vielleicht
ganz anders aussehen. Aber in jedem Fall haben die beiden Parteien
durch diese drei Schritte die Chance, ihre Traumata tatsächlich zu
heilen und fähig zu werden mit ihren Geschwistern in Abraham auf
Dauer in Frieden zu leben!
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