Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien – Universitätsklinik für Strahlentherapie DVR: 0000191 VIZEREKTOR FÜR KLINISCHE ANGELEGENHEITEN Univ. Prof. Dr. Christoph ZIELINSKI ÄRZTLICHER DIREKTOR Univ: Prof. Dr. Reinhard KREPLER Therapiekonzept Prostata-Carcinom Strahlentherapie-LL gültig ab: 1 Version 01 Seite 1 von 20 GELTUNGSBEREICH UND ZWECK AKH-MUW 2 MITGELTENDE DOKUMENTE Weitere relevante SOP / Prozessabläufe: • • • 3 SOP: Teletherapie SOP: Brachytherapie (in Vorbereitung) Prozessablauf: virtuelle Simulation VORBEREITUNG/VERBRAUCHSMATERIAL Aufklärungsbogen für Teletherapie und interstitielle Brachytherapie Digitalkamera Lagerungshilfen (Prostep, Kopfpolster, Nackenhörnchen) CT-Marker (MRT-Marker) Rektumballon, Dauerkatheter MRT, CT; jeweils mit Laser-koordinaten, TRUS für Brachytherapie + Template für Brachytherapie Therapie-Simulator Computergestütztes CT basiertes 3D Therapieplanungssystem (OMP) Simulationsprotokoll Protokoll der 3D Bestrahlungsplanung (Teletherapie) Protokoll der Dosisberechnung ((Teletherapie) Linearbeschleuniger mit MLC Kapazität (individuelle Blöcke) Elektronisches Portal Imaging Device (EPID) Computergestütztes bildgestütztes 3D BT-Planungssystem (pre-/online/post) BT-Afterloading Gerät (HDR) Protokoll der 3D Bestrahlungsplanung (Brachytherapie) Protokoll der Dosisberechnung (Brachytherapie) BT-Applikatoren Funktion Erstellt Geprüft QMkonform Oberarzt QB Geprüft Inhalt Freigegeben/Klinik Einsichtnahme Einsichtnahme Einsichtnahme Klinikvorstand Klinikvorstand Vizerektor Ärztl. Direktor Rektor Name Dr. G. Goldner Prof.Kornek/ Fr.Kloser Prof. R. Pötter Prof. R. Pötter Prof. Zielinski Prof. Krepler Prof. Schütz Datum Unterschrift Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 2 von 20 Radioaktive Seeds und Nadeln (Fixierungsnadeln/Nadeln zum Beladen) Stepperunit und Template (Brachytherapie) C-Bogen (Brachytherapie) Bestrahlungsprotokoll (Teletherapie/Brachytherapie) Klinische Dokumentationsbögen zur Erfassung sämtlicher relevanter diagnostischer, klinischer und therapeutischer Parameter für die prospektive Studiendokumentation 4 VERWENDETE ABKÜRZUNGEN/ BEGRIFFE VERANTWORTLICHKEIT AAH AP-PA ASTRO BEV BT CRT CT CTV DRR DVH ED EORTC EPID FHA GHD GI Gy HDR IIEF IMRT IPSS i.v. KI LN, NL LOE MLC MRT MV OP PBRT PI PIN PSA PTV RPE RT SBB SSL TRUS TURP UG VOI WHO atypische adenomatöse Hyperplasie anterior posterior – posterior anterior American Society for Therapeutic Radiology and Oncology Beam’s Eye View Brachytherapie 3D konformale Radiotherapie Computertomografie Clinical Target Volume, klinisches Zielvolumen Digitale Radiografische Rekonstruktion Dose Volume Histogramm, Dosis-Volumen-Histogramm Einzeldosis European Organisation for Research and Treatment of Cancer Electronical Portal Imaging Device Fokus-Haut-Abstand Gesamtherddosis gastrointestinal Gray High Dose Rate International Index of Erectile Function intensitätsmodulierte Radiotherapie Internationaler Prostata Symptomen Score intravenös Kontraindikationen Lymphknoten Level of Evidence (Scotland) Multi Leaf Collimator Magnetresonanztomografie Megavolt Operation prostate bed radiotherapy Portal Imaging Prostatische intraepitheliale Neoplasie Prostata spezifisches Antigen Planning Target Volume, Planungszielvolumen Radikale Prostatektomie Radiotherapie Samenblasenbasis Steinschnittlage transrektaler Ultraschall transurethrale Prostataresektion urogenital Volume of Interest World Health Organisation Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: WPRT 5 Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 3 von 20 Whole Pelvis Radiotherapy VERANTWORTLICHKEIT Für den Inhalt verantwortlicher Autor: OA Dr. G. Goldner Für die Umsetzung der Leitlinie sind die Abteilungsleiter der klinischen Abteilungen verantwortlich. Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 6 ARBEITSABLAUF/TÄTIGKEITSBESCHREIBUNG 6.1 GRUNDLAGEN ZUR ONKOLOGISCHEN BEHANDLUNG 6.1.1 Seite 4 von 20 Allgemeine Grundlagen Das Adenokarzinom der Prostata ist die häufigste maligne Erkrankung des Mannes. Das mittlere Alter bei Diagnose liegt bei 70 Jahren. Über 70% der Tumoren, die mittels PSA-Diagnostik frühzeitig entdeckt wurden, werden klinisch nicht manifest. Lediglich ein Drittel der an einem Prostatakarzinom Erkrankten stirbt letztendlich an dessen Folgen.1, 2 Die Ätiologie des Prostatakarzinoms ist teilweise noch ungeklärt. Möglicherweise nehmen eine Vielzahl hereditäre oder ernährungsbedingte Faktoren Einfluss auf das Wachstumsverhalten des Prostatakarzinoms. Ein rascheres Tumorwachstum scheint durch höheres Alter, fettreiche Ernährung, Nikotinabusus, starken Alkoholgenuss und positive Familienanamnese begünstigt zu werden.3 Zwei potentielle Präkanzerosen sind die prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN) und die atypische adenomatöse Hyperplasie (AAH).4 Die Prostata ist ein festes Organ von Kastaniengröße, das die Harnröhre zwischen Harnblase und Diaphragma urogenitale ringförmig umfasst. Sie besteht aus fünf Lappen und ist aus 30-50 tubuloalveolären Einzeldrüsen aufgebaut. Die Gefäßversorgung von Prostata und Samenbläschen erfolgt aus den viszeralen Ästen der Arteria iliaca interna. Die ersten Lymphknotenstationen sind die hypogastrischen und präsakralen Knoten, von dort erfolgt der weitere Abstrom in die NL iliaci communes. Die dorsalen Regionen der Prostata haben Verbindung zu den medial gelegenen Stationen der externen iliakalen Lymphknoten (NL obturatorii).5 Frühstadien des Prostatakarzinoms sind in der Regel asymptomatisch. Bei fortgeschrittenen Tumoren können durch Obstruktion der Harnwege oder organüberschreitendes Wachstum Symptome wie Pollakisurie, Dysurie, imperativer Harndrang, Nykturie, Harnträufeln oder Hämaturie auftreten. Die wichtigsten prognostischen Faktoren sind die pathohistologische Differenzierung des Tumors (Gleason-Score), das klinische Tumorstadium und der PSA-Wert.6 Derzeit empfohlene Screeningverfahren sind die wenigstens jährliche PSA-Bestimmung mit anschließender rektaler Untersuchung ab dem 50. Lebensjahr.7 Durch den intensiven Einsatz oben genannter Screeningverfahren werden in Österreich aktuell 75% der Karzinome in einem auf die Prostata begrenzten Tumorstadium diagnostiziert. Für diese Patienten stehen folgende kurative therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung: die radikale Prostatektomie (ggf. mit vorangegangener antiandrogener Therapie oder mit postoperative adjuvanter Strahlentherapie in Abhängigkeit vom Resektionsstatus), oder die primäre lokale Strahlentherapie (ggf. mit Androgenentzug). Die Strahlentherapie spielt in der primären Behandlung des lokalisierten Prostatakarzinoms eine wichtige Rolle.8 Die Ergebnisse hinsichtlich der lokalen Tumorkontrolle als auch der Überlebensraten sind hier grundsätzlich mit der radikalen Prostatektomie vergleichbar.9, 10 Bei lokal fortgeschrittenen Tumorstadien mit höherem Risiko eines Befalls der pelvinen Lymphknoten kann eine Strahlenbehandlung des Beckens gleichzeitig mit einer antiandrogenen Therapie erfolgen.11, 12 Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 5 von 20 Perkutane Bestrahlungstherapie 6,8-12,17,18,29-33,41,42 • Die perkutane Strahlentherapie ist eine Option zur primären Therapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom. LOE 2+ • Die perkutane Radiotherapie des Prostatakarzinoms soll auf der Basis der dreidimensionalen Bestrahlungsplanung erfolgen. LOE 1+ • Patienten mit niedrigem Risikoprofil sollen mit einer Dosis von mindestens 70-72 Gy nach ICRU 50 bestrahlt werden. LOE 1+ • Patienten mit intermediärem Risikoprofil sollten einer intensivierten Therapie zugeführt werden. Optionen einer intensivierten Therapie sind Dosiserhöhung der perkutanen Strahlentherapie und/oder zusätzliche hormonablative Therapie. LOE 1+ • Patienten mit hohem Risikoprofil sollen zusätzlich zur perkutanen Strahlentherapie eine (neo-) adjuvante hormonablative Therapie für mind. 2 Jahre erhalten. Hierdurch wird das Gesamtüberleben verlängert. Eine Dosis von mehr als 70-72 Gy in Verbindung mit einer hormonablativen Therapie verlängert das PSA-rezidivfreie Überleben. LOE 1+ • Durch die 3D konformale Strahlentherapie ist eine Dosiserhöhung mit dem Ziel einer besseren Tumorkontrolle möglich. Die Dosiserhöhung ist mit einem erhöhten Risiko der strahlentherapiebedingten Toxizität verbunden. LOE 1+ Brachytherapie LDR (Seeds-Applikation)29,39,40 • Die interstitielle LDR-Monotherapie ist eine Option zur Therapie des Prostatakarzinoms mit niedrigem Risikoprofil. LOE 2+ • Patienten mit einem Prostatakarzinom hohen Risikos sollen keine LDR-Monotherapie erhalten. LOE 2+ HDR - Brachytherapie 36-38 des lokal begrenzten Prostatakarzinoms (T1 und T2, N0x,M0x) • Die HDR-Brachytherapie, kombiniert mit der perkutanen Strahlentherapie, ist eine Therapieoption des lokal begrenzten und lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms. LOE 1,3 • Die HDR-Brachytherapie kombiniert mit der perkutanen Strahlentherapie ist eine Therapieoption bei Patienten mit Intermediate und mit High Risk Prostatakarzinom. Der Stellenwert einer zusätzlichen Hormontherapie ist nicht geklärt. LOE1+bis 3 • Die HDR-Monotherapie bei Low-Risk-Patienten soll ausschließlich im Rahmen von kontrollierten Studien eingesetzt werden. LOE 3 des lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms (T3 und T4, N0x,M0x) • Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom der klinischen Kategorie cT3 ist die HDR-Brachytherapie kombiniert mit perkutaner Bestrahlung eine Therapieoption. Bei Tumoren der klinischen Kategorie cT4 ist die HDR Brachytherapie nicht indiziert. Der Stellenwert einer zusätzlichen Hormontherapie ist nicht geklärt. LOE1+ bis 3 begleitende Hormontherapie10,11,34,35 • Eine neoadjuvante und/oder adjuvante Hormonentzugstherapie vor und/oder nach Radiotherapie soll bei Fällen mit hohem Risiko angewandt werden. Für Patienten mit niedrigem Risiko besteht kein Überlebensvorteil einer neo-/adjuvanten Hormonentzugstherapie. LOE 1++ • Bei Patienten mit intermediärem Risiko kann die neoadjuvante und/oder adjuvante Hormonentzugstherapie vor und/oder nach Radiotherapie angewandt werden. LOE 1+ Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 6 von 20 Nach radikaler Prostatektomie kann bei Tumoren mit hoher Gefahr einer späteren lokalen Progression (pT3b, R1-R2) eine postoperative Strahlentherapie vorteilhaft bezüglich des Überlebens sein. Diese Annahme wird durch einzelne Studien gestützt.8, 13, 14, 15,43,44 LOE 1+ Eine Alternative stellt die Strahlentherapie der Prostataloge erst zum Zeitpunkt des PSA-Anstiegs dar.16 In palliativer Intention wird die Strahlentherapie beim initial weit fortgeschrittenen oder metastasierten Prostatakarzinom zur längerfristigen lokalen Tumorkontrolle17 bzw. zur Linderung von Symptomen der Tumorprogredienz bei symptomatischen Metastasen eingesetzt.18 6.1.2 Ziele der Radiotherapie • • • • 6.1.3 kurativ: lokale Tumorkontrolle (biochemisch/klinisch) und Verlängerung des Gesamtüberlebens, Senkung des Rezidivrisikos (Lokal- oder Lymphknotenrezidiv), Senkung des Fernmetastasenrisikos palliativ: Linderung der Symptome einer lokalen oder metastatischen Tumorprogredienz. Primäre Therapie: alleinige Strahlentherapie mit oder ophne begleitende Hormontherapie. Post-Operative Therapie: Strahlentherapie nach vorangegangener radikaler Prostatektomie im adjuvanten Setting (unmittelbar nach OP) oder als Salvage Therapie (bei Therapieversagen nach OP=definitive Therapie). Diagnostik zur Durchführung der onkologischen Therapie 6.1.3.1 Stadientabelle Prostata-Carcinom Tx: T0: T1: Primärtumor kann nicht beurteilt werden kein Anhalt für Primärtumor klinisch nicht erkennbarer Tumor, weder tastbar noch bildgebend sichtbar • T1a zufälliger histologischer Befund in ≤ 5% des resezierten Gewebes • T1b zufälliger histologischer Befund in ≥ 5% des resezierten Gewebes • T1c Tumor durch Nadelbiopsie diagnostiziert (z.B. wegen erhöhtem PSA) Tumor begrenzt auf Prostata • T2a Tumor befällt einen Lappen mit < 50% • T2b Tumor befällt einen Lappen mit > 50% • T2c Tumor befällt beide Lappen Tumor durchbricht die Prostatakapsel • T3a extrakapsuläre Ausbreitung (ein- oder beidseitig) • T3b Tumor infiltriert Samenblase(n) Tumor fixiert oder infiltriert andere benachbarte Strukturen als Samenblase T2: T3: T4: Regionaler Ausbreitungsweg: Lymphogen: die erste Station der lymphogenen Ausbreitung sind meistens die hypogastrischen und präsakralen Lymphknoten, der weitere Abstrom erfolgt in die Lymphknoten entlang der Vasa iliaca communes – siehe auch 1.1 Allgemeine Grundlagen. Hämatogen: am häufigsten von Fernmetastasen betroffen ist das Skelettsystem. 6.1.3.2 Erforderliche Untersuchungen – Erstvorstellung • allgemeine Anamneseerhebung Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 • • • • • • spezielle Anamnese: − Krankheitsverlauf − Hormontherapie (Zeitraum, Therapieansprechen) − Urogenitale und gastrointestinale Anamnese: Harnfrequenz tagsüber/nächtlich, Einlagen, IPSS Stuhlfrequenz, Hämorrhoiden − Sexualanamnese IIEF − Lebensqualität (EORTC score) Diagnostik (mitgebrachte Befunde): − Digito-rektale Untersuchung bei Erstvorstellung − Transrektale oder perineale Stanzbiopsie (Sextanten, Oktanten) bzw. Feinnadelbiopsie Histologie mit: − Gleason-Score − WHO-Grading (falls angegeben) − Anzahl und Lokalisation der positiven Stanzen (falls vorhanden) − bei Prostatektomie Beurteilung der Schnittränder und Lokalisation der positiven Schnittränder − OP-Bericht (nach radikaler Prostatektomie) Bildgebung: − TRUS (fakultativ) − CT Becken (fakultativ- im Rahmen der Bestrahlungsplanung CT-Abdomen) − MRT (mit endorektaler Spule fakultativ) − Skelettszintigraphie (bei Knochenschmerzen, PSA>10ng/ml in Primärsituation) selten: − Cystoskopie (bei Verdacht auf Blaseninfiltration) − Rektoskopie (bei Verdacht auf Rektuminfiltration) PSA: − Maximalwert bei Diagnosestellung (= initiales PSA) − vor Beginn der Strahlentherapie − nach einer operativen Therapie (TURP, radikale Prostatektomie) − im zeitlichen Verlauf (nach RPE z.B.) vor Beginn der Strahlentherapie Blutabnahme − PSA und Blutbild und Chemie PRIMÄR Digito – rektale Untersuchung Blutabnahme PSA Maximalwert (vor Therapie) PSA im Verlauf Gleason-Score Scan bei PSA > 10 ng/ml 6.1.4 Seite 7 von 20 POSTOPERATIV X X X X X Optionen der Radiotherapie 6.1.4.1 Primäre Radiotherapie: • Therapieoptionen: − Teletherapie (3D-CRT oder IMRT) − interstitielle bildgestützte Brachytherapie (Seeds – Iod125)19 X X X X X X (vor OP) Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 • Seite 8 von 20 − kombinierte Tele-, und HDR-Brachytherapie − alleinige HDR-Brachytherapie (nur in Studien) – Monotherapie − begleitende Hormontherapie v.a. für Intermediär- und Hochrisikopatienten (s. unten) Therapieentscheidung in Abhängigkeit von: − Alter, Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen des Patienten − Tumorspezifische Risikogruppen: ∗ niedriges Risiko: < T2b und PSA ≤ 10 ng/ml und Gleason Score ≤ 6 ∗ intermediäres Risiko: T2b u/o PSA 10-20 ng/ml u/o Gleason Score 7 ∗ hohes Risiko: T3, T4 u/o PSA > 20 ng/ml u/o Gleason Score 8-10 − Roach-Formel: Risiko Lymphknotenbefall in % = 2/3PSA+{(Gleason-6)x10} − Partin-Tabellen: mediane Wahrscheinlichkeit des organüberschreitenden bzw. bereits lymphonodulären Tumorbefalls in Abhängigkeit von klinischem Tumorstadium, Gleason-Score der diagnostischen Biopsie und des PSA-Wertes20 − Patientenwunsch 6.1.4.2 Postoperative Radiotherapie: • • Therapieoptionen: − Teletherapie (3D-CRT oder IMRT) − +/- Hormontherapie Therapieentscheidung in Abhängigkeit von: − Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen des Patienten − Postoperative Risikosituation − Roach-Formel: siehe oben − Partin-Tabellen: siehe oben 6.1.4.3 Rezidivtherapie: • • 6.1.5 Therapieoptionen: − Teletherapie (3D-CRT oder IMRT) − Selten: kombinierte Tele- und HDR-Brachytherapie − +/- Hormontherapie Therapieentscheidung in Abhängigkeit von: − Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen des Patienten − Restaging (CT, MRT, TRUS, Knochenscan) − Vorbestrahlung ja oder nein Indikationen zur Radiotherapie 6.1.5.1 Primäre Radiotherapie: • • Niedrigrisikogruppe: < T2b und PSA ≤ 10 ng/ml und Gleason Score ≤ 6 − Teletherapie (perkutane Strahlentherapie) oder − Brachytherapie mit Jod Seeds relative Kontraindikation: Prostatavolumen >50 ccm, Kontraindikation: zu geringer Symphysenwinkel TURP − keine begleitende Hormontherapie − (HDR-Monotherapie nur in Studien) Intermediärrisikogruppe: T2b u/o PSA 10-20 ng/ml u/o Gleason Score 7 − Teletherapie oder Formatiert: Einzug: Links: 3,17 cm, Hängend: 0,95 cm, Aufgezählt + Ebene: 2 + Ausgerichtet an: 4,63 cm + Tabstopp nach: 5,26 cm + Einzug bei: 5,26 cm, Tabstopps: Nicht an 5,26 cm Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 9 von 20 − kombinierte Teletherapie und HDR-Brachytherapie − begleitende kurzzeitige Hormontherapie ( ~ 6 Monate ) • Hochrisikogruppe: T3, T4 u/o PSA > 20 ng/ml u/o Gleason Score 8-10 − Teletherapie oder − kombinierte Teletherapie und HDR-Brachytherapie − begleitende langzeitige Hormontherapie ( 2-3 Jahre) 6.1.5.2 Postoperative Radiotherapie: • • • positiver Resektionsrand pT3, pT4 persistierender erhöhter PSA nach RPE − Teletherapie − selten als kombinierte Tele- und HDR Brachytherapie 6.1.5.3 Rezidivtherapie: • • • • 6.1.6 Biochemisches Rezidiv nach RPE (= jeder PSA-Anstieg meist ab ≥ 0,2 ng/ml): − Teletherapie klinisch manifestes Lokalrezidiv nach RPE (bildgebend u/o histol. verifiziert): − Teletherapie − selten als kombinierte Tele- und HDR Brachytherapie Biochemisches Rezidiv nach primärer RT: − Individuelles Vorgehen Lymphknotenrezidiv: - Individuelles Vorgehen wenn keine Vorbestrahlung → Teletherapie wenn Vorbestrahlung → ev.erneute Teletherapie (z.B. paraaortales Anschlussfeld) Patientenaufklärung Inhalt der Aufklärung ist die Indikation der radioonkologischen Therapie, die zu erwartende Wirkung (lokale Tumorkontrolle, Senkung des Lokalrezidivrisikos, Senkung des Fernmetastasenrisikos, Symptomlinderung in palliativer Situation), mögliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie (Miktionsbeschwerden, Stuhldrangsymptomatik, Hautreizungen) sowie mögliche Spätfolgen der Behandlung (siehe auch 5.2 Therapieassoziierte Nebenwirkungen) sowie der Ablauf der Behandlung,. Die Dokumentation einer ordnungsgemäßen Patientenaufklärung (Inhalte und Dauer der Aufklärung, Hinweis auf spezielle Nebenwirkungen) muss in der Krankengeschichte in einem speziellen Aufklärungsbogen und in einem speziellen Dekurs aufscheinen. 6.2 6.2.1 PLANUNG DER STRAHLENTHERAPIE Zielvolumina und Risikoorgane 6.2.1.1 Primär: • Teletherapie − Niedrigrisikogruppe: CTV = Prostata − Intermediärrisikogruppe: CTV = Prostata und Samenblasenbasis Therapiekonzept Prostata-Carcinom Strahlentherapie-LL gültig ab: Version 01 − Hochrisikogruppe: Seite 10 von 20 CTV = Prostata und Samenblasen und sichtbarer Tumor im MRT Bei bildgebend suspekten oder histologisch verifizierten Lymphknoten Bestrahlung des kleinen Beckens. Zusätzlich kann die Beckenbestrahlung bei Roach-Formel ≥ 15% erwogen werden. − Risikoorgane: Harnblase, Rektum, ggf. Dünndarm Konturierung von Risikoorganen als VOI durch RT Harnblase: externe Kontur der gesamten Blase Rektum: externe Kontur vom Anus bis zum rektosigmoidalen Übergang PTV = CTV + ~ 5-10 mm • Brachytherapie (Seeds oder HDR-Brachytherapie) CTV = PTV: Prostata + 3 mm − Risikoorgane: Urethra, Rektum/Rektumwand, Harnblase 6.2.1.2 Postoperativ: CTV = Prostataloge +/- Samenblasenloge Bei bildgebend suspekten oder histologisch verifizierten Lymphknoten Bestrahlung des kleinen Beckens. Zusätzlich kann die Beckenbestrahlung bei Roach-Formel ≥ 15% erwogen werden. PTV = CTV + ~ 8-12 mm 6.2.1.3 Rezidiv: • • • • 6.2.2 Biochemisches Rezidiv nach RPE: − wie bei postoperativ Klinisch manifestes Lokalrezidiv nach RPE: − wie bei postoperativ mit Boost auf sichtbares Rezidiv Biochemisches Rezidiv nach primärer RT: − individuell Lymphknotenrezidiv: − individuell Dosierung und Fraktionierung 6.2.2.1 Teletherapie mit kurativem Ansatz: • • • • primäre Teletherapie der Prostata lokal: − mindestens 74 Gy GHD bei konventioneller Fraktionierung (2 Gy ED) primäre Teletherapie des Beckens + Boost auf Prostata: − zumindest 45 bis 50,4 Gy in konventioneller Fraktionierung (1,8 Gy ED); − Boost auf Prostata bis zu einer GHD von mindestens 74,4 Gy (45-50,4 Gy Becken + 24-30 Gy Boost Prostata) Postoperative Teletherapie der Prostataloge: − mindestens 66 Gy in konventioneller Fraktionierung (2 Gy ED) Postoperative Teletherapie des Beckens + Boost auf Prostataloge: − zumindest 45 bis 50,4 Gy in konventioneller Fraktionierung (1,8 Gy ED); Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 11 von 20 − • Boost auf Prostataloge bis zu einer GHD von mindestens 66,4 Gy (45-50,4 Gy Becken + 16-22 Gy Boost Prostataloge) Postoperative Teletherapie eines klinischen Lokalrezidivs nach RPE: − mindestens 66 Gy in konventioneller Fraktionierung (2 Gy ED) 6.2.2.2 Teletherapie unter palliativem Ansatz: • • Lymphknotenrezidiv: mindestens 45-50,4Gy in konventioneller Fraktionierung (1,8G y ED) Individuelles Vorgehen bei unbehandelten Patienten mit primär metastasiertem Tumor 6.2.2.3 Seeds: • umschließende Isodose = 145 Gy 6.2.2.4 Kombinierte Tele- und HDR-Brachytherapie: • • 6.2.3 Patientenlagerung • • • • 6.2.4 primäre Teletherapie des Beckens − zumindest 45 bis 50,4 Gy in konventioneller Fraktionierung (1,8 Gy ED); HDR-Boost auf Prostata: − individuell je nach vorangegangener Teletherapie (z.B. 50 Gy Teletherapie des Beckens + 2 x ~ 6-7 Gy HDR-Boost auf Prostata od. 60 Gy Teletherapie des Beckens + 1 x ~ 8-10 Gy HDR-Boost auf Prostata) optimale Planungs- und Behandlungsposition: Rückenlage mit möglichst voller Harnblase, da dadurch Dünndarm und Dickdarm aus dem bestrahlten Volumens nach cranial und ventral gedrängt wird Kopfpolster Prostep (verstellbare Lagerungshilfe für Knie) Arme über dem Kopf Bildgebung zur Bestrahlungsplanung 6.2.4.1 Anforderungen: CT als Grundlage der Virtuellen Simulation 1. Planungs-CT primäre Teletherapie: mit voller Harnblase, mit Rektumballon, 4 mm Schichtabstand über Prostata und Samenbläschen bis 4 cm unter Trochanter major • orale Darmkontrastierung (Scannotrast) • i.v. Kontrastierung mittels Motorspritze 90 ml (Kontraindikationen: bekannte Allergie, Erhöhung des Serumkreatinin über 1,5mg/dl; Metformin-haltige Antidiabetika müssen vom Tag vor dem CT bis am Tag nach dem CT pausiert werden) • 2. • Planungs-CT postoperative Teletherapie: siehe primär, aber OHNE Rektumballon 6.2.4.2 Anforderungen: MRT Die Vorteile der MRT liegen neben der genaueren räumlichen Abgrenzung der Prostata in der Beurteilung der Kapselüberschreitung und der Samenblaseninfiltration. Durch den Einsatz des MR Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 12 von 20 ist eine genauere Apex-Definition der Prostata möglich, sodass kleinere Behandlungsvolumina erzielt werden können.21 1. Planungs-MRT primäre Teletherapie zumeist T2TSE sagittal ohne Ballon T2TSE sagittal mit Ballon T2TSE axial mit Ballon T2TSE coronar mit Ballon TRUFI coronar mit Ballon 2. Planungs-MRT postoperative Teletherapie • siehe primär • 6.2.4.3 Anforderungen: TRUS Dient in Ergänzung zur MRT der Zielvolumendefinition, insbesondere zur Klärung der Samenblaseninfiltration und Kapselinfiltration. 6.2.4.4 Anmerkung – Seeds: „Preplanning“: CT, MRT (ggf), TRUS (siehe oben) 6.2.5 CT- und MRT-gestützte Bestrahlungsplanung Die Strahlentherapieplanung erfolgt mittels dem Therapieplanungssystem Oncentra-Masterplan (OMP) auf Grundlage der importierten Schnittbilder. Die Zielvolumendefinition (Target Definition): CTV und PTV erfolgt durch den Arzt, Konturierung der Außenkontur und der Risikoorgane (Blase und Rectum) durch die RTs mit Kontrolle durch den Arzt. Die Anfertigung des Bestrahlungsplans erfolgt durch die RTs in isozentrischer 4 Felder Becken Box Technik: Ventral und dorsal und 2 lateral opponierende Felder – Ausnahme: bei Hüftprothese nicht lateral opponierend sondern geneigter Einstrahlwinkel, damit die Prothese außerhalb des Bestrahlungsfeldes ist. Als Alternative kann auch eine Intensitätsmodulierte Radiotherapie erfolgen mit 7-9 Feldern, ggf. kombiniert mit IGRT (Cone beam CT, intraprostatischen Markern). Bei der Bestrahlungsplanung werden folgende Bestrahlungsenergien eingesetzt: Bestrahlungsenergien (Photonen): AP-PA 18 MV bzw. 25 MV (Linac abhängig) laterale Felder: 18 MV bzw. 25 MV (Linac abhängig) Nach Durchsicht und Freigabe des Bestrahlungsplans durch den Arzt erfolgt der Ausdruck des Planungsprotokolls, der Ausdruck von 3 CT-Schnitten (Zentralstrahlebene + oberste + unterste Schicht des Plans, bzw. falls der Normierungspunkt nicht auf der ZS-Ebene liegt, wird auch die Schicht mit dem Normierungspunkt gedruckt), der digitale radiographische Rekonstruktion (DRRs), der Dosisvolumshistogramme (DVH) , der BEVs., Bestrahlungsdaten und Planungsprotokoll. Signatur des Arztes in der Zentralstrahlebene und Vermerk am Planungsprotokoll, die für den Plan verantwortliche RT signiert am Planungsprotokoll, danach Weiterleitung sämtlicher Unterlagen und Ausdrucke in die Simulation und senden der DRRs an das elektronische Portal Image Device (EPID) - System des jeweiligen Linearbeschleunigers. 6.2.5.1 Primäre Teletherapie Alle Patienten einer primären RT werden mit Rektumballon geplant und behandelt. Dadurch kann die Beweglichkeit der Prostata vermindert werden, außerdem wird der Abstand zwischen Prostata und Rektumhinterwand vergrößert. Kontraindikationen gegen den Rektumballon stellen Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 13 von 20 proktologische Erkrankungen, Blutgerinnungsstörungen oder Verweigerung durch den Patienten dar. Bei schlechter Verträglichkeit muss auf Basis eines neuerlichen Planungs-CT ohne Ballon eine Umplanung erfolgen. Prinzipiell soll der Ballon solange als möglich verwendet werden.22, 23 6.2.5.2 Postoperative Teletherapie Planung und Behandlung OHNE Rektumballon 6.2.5.3 Seeds • • • 6.2.6 CT (siehe Teletherapie) MRT (ggf), (siehe Teletherapie) Pre-planning US (Bestimmung des Prostatavolumen und Anzahl der benötigten Seeds) Virtuelle Simulation siehe entsprechende SOP zur virtuellen Simulation 6.2.7 Planevaluation 6.2.7.1 Kriterien Der fertig gestellte Bestrahlungsplan wird vom Arzt im Hinblick auf Qualität und erreichte Zielparameter geprüft: Dosisminimum/-maximum im PTV, hot spots, Dosishomogenität im PTV, Dosis in den Risikoorganen. 1. Teletherapie Isodosen nach ICRU-50 – Zielvolumen-Umschließende (PTV) in allen Schnitten für Photonenstrahlung: − Dosisminimum im PTV 95% angestrebt − Dosismaximum im PTV 107% − Die 95% Isodose soll im Wesentlichen das PTV umschließen (95% der Dosis in zumindest 95% des Volumens) • DVH: − genaue Darstellung für das Zielgebiet und Risikoorgane ermöglichen Kontrolle der Dosishomogenität im CTV und exakte Einschätzung der Dosisbelastung in Risikoorganen. − folgende Konstraints sind für die Risikoorgane zu beachten: Rektum: 60Gy sollten < 57% des konturierten Rektumvolumens27 2. Seeds • Die 145 Gy umschließende Isodose wird angestrebt; • CTV (Prostata): D90 ≥ 145Gy ; V100 ≥ 95% ; V150 ≤ 50% • Urethra: Dmax < 290Gy (200%); D0,1ccm ~ D10 < 217 Gy (150%) D30 < 188 Gy (130%) • Rektum: Dmax ~ D0,1ccm ~ D10 < 200 Gy (138%); D2ccm < 145Gy (100%) • 3. • • • HDR-Brachytherapie umschließende Isodose um Prostata je nach Dosisvorschreibung ; CTV (Prostata): D90 ≥ 90% Urethra: Dmax < 120% Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 • Rektumwand: Seite 14 von 20 D2ccm < 75 - 80Gy EQD2 6.2.7.2 Dokumentation Plan wird in Zentralstrahlebene vom Arzt und vom Physiker signiert. Der/die RTA signiert am Protokoll. Der Physiker signiert die Berechnung. 6.3 6.3.1 DURCHFÜHRUNG DER STRAHLENTHERAPIE Bestrahlung 6.3.1.1 Vorbereitung zur Bestrahlung Siehe entsprechende SOP zur virtuellen Simulation. 6.3.1.2 Lagerungstechnik Patientenlagerung am Bestrahlungsgerät immer ident der durchgeführten Planungs- oder Simulationsposition inkl. sämtlicher verwendeten Lagerungsbehelfe (Kopfpolster, Prostep, etc.) – optimale Lagerung siehe auch 2.3. Wichtig: volle Harnblase! • • Teletherapie − Lagerung in entspannter Rückenlage mit Prostep. − Einführung des Rektumballonkatheters in Seitenlage mittels Gleitgel, anschließend Aufblasen mit 40 ml Luft Seeds / HDR-Brachytherapie − Spinalanästhesie, Rasur des Perineums, Dauerkatheter − Lagerung in SSL 6.3.1.3 Einstellung und Bestrahlung nach Virtueller Simulation siehe entsprechende SOP zur virtuellen Simulation 6.3.2 Klinische Verlaufskontrolle während der Strahlentherapie Unter laufender Teletherapie werden in zumindest 2-3 wöchentlichen Abständen klinische Kontrollen durchgeführt. Erhoben werden allfällige Toxizitäten (Darm, Blase, Haut). Bei Auftreten von Toxizitäten wird eine adäquate supportive Therapie eingeleitet. Unter der Therapie erfolgen in regelmäßigen Abständen ärztliche Kurvenvisiten mit Kontrolle der entscheidenden Parameter (siehe auch SOP Radiochemotherapie und Teletherapie). Im Rahmen dieser Kurvenvisiten sind der der zuständige Oberarzt und die Assistenzärzte anwesend. 6.3.3 Abschluss der Strahlentherapie Mit Beendigung der Strahlentherapie erfolgt eine abschließende klinische Kontrolle mit Erhebung von aufgetretenen akuten Toxizitäten (Darm, Blase, Haut) ggf. mit Einleitung/Fortsetzung von supportiven Maßnahmen. Je nach dem Ausmaß von Toxizitäten sind kurzfristige Kontrolluntersuchungen vorgesehen, bei fehlenden Therapienebenwirkungen wird eine erste Kontrolle 12 Wochen nach Abschluss der Strahlentherapie vereinbart. Therapiekonzept Prostata-Carcinom Strahlentherapie-LL gültig ab: 6.4 Version 01 THERAPIEASSOZIIERTE THERAPIEMAßNAMHEN • • • • AKUTE Seite 15 von 20 NEBENWIRKUNGEN UND SUPPORTIVE Dys- und Pollakisurie Durchführung eines „COMBUR® -Tests“ zum Ausschluss eines Harnwegsinfekts − kein Harnwegsinfekt: nichtsteroidale Antiphlogistika (z.B. Voltaren®) + Magenschutzpräparat (z.B. Nexium®) − bei Harnwegsinfekt: Uricult, antibiotische Therapie, nichtsteroidale Antiphlogistika (+ Magenschutz) Proktitische Beschwerden (z.B. Hämatochezie, Schleimbeimengung beim Stuhlgang) lokale Therapie (z.B. Hädensa®, Scheriprokt-Suppositorien®) Diarrhoe: − Loperamid (Imodium®) bis maximal 8 Kapseln/Tag Hautreizung im Bestrahlungsfeld: − lokale Therapie (z.B. VitaWund®, Mirfulan®) Nach Brachytherapie erfolgen wegen der nennenswerten akuten Nebenwirkungen im Bereich des ableitenden Harnwege spezielle Maßnahmen wie Antiphlogistika über einen bestimmten Zeitraum. 6.5 6.5.1 EVALUATION DES THERAPIEERFOLGES UND DER SPÄTTOXIZITÄTEN Beurteilung der Remission durch PSA-Kontrolle nach Beendigung der Strahlentherapie, Kontrolle durch den Urologen Definitionen des Biochemischen Rezidivs: • Anstieg bei 3 aufeinander folgenden Werten (ASTRO - consensus) – primäre RT • Nadir des PSA + 2 ng/ml (Houston – Definition) – primäre RT • PSA ≥ 0.3 ng/ml nach RPE 6.5.2 Therapieassozierte Nebenwirkungen 6.5.2.1 Teletherapie Spätfolgen (klassifiziert nach EORTC/RTOG)24 Gastrointestinal (EORTC/RTOG) Urogenital (EORTC/RTOG) Grad 0 Keine keine Grad 1 Mild, keine Med. notwendig mild, Mikrohämaturie Grad 2 Starke Schleim-, oder Blutbeimengung, intermitt. Makrohämaturie, Frequenz > 5x/d gesteigerte Miktionsfrequenz Grad 3 Schwer, chirurgische Intervention Grad 4 Nekrose, Perforation, Fistelbildung stark gesteigerte Miktionsfrequenz, schwere Dysurie, regelm. Makrohämaturie, Blasenfüllung < 150cm³ Nekrose, schwere hämorrhagische Zystitis, Schrumpfblase < 100cm³ Therapiekonzept Prostata-Carcinom Strahlentherapie-LL gültig ab: Version 01 Seite 16 von 20 Intermittierende rektale Blutungen (EORTC/RTOG Grad 2) und die gesteigerte Miktionsfrequenz bzw. Urgenz stellen neben Erektionsstörungen die häufigsten Formen moderater Spätmorbidität dar. Die Grundlage sind meist multiple Teleangiektasien in der Rektumschleimhaut. Die rektalen Blutungen treten typischerweise 12-30 Monate nach RT auf.25, 26, 27 Störungen der Miktion und Erektionsstörungen können im Laufe von Jahren zunehmend auftreten. 6.5.2.2 Seeds / HDR-Brachytherapie Spätfolgen: • Harndrang, Dysurie, Obstruktionssymptomatik • Rektumsymptomatik • Impotenz 6.6 6.6.1 NACHSORGE UND KONTROLLE Ziele 1. Frühzeitige Erkennung von lokalen, regionalen und systemischen Rezidiven Abhängig von Lokalisation und Ausmaß des Rezidivs sowie vor allem dem zeitlichen Auftreten kann ein erneuter kurativer Therapieansatz möglich sein. Im Mittelpunkt der Rezidivbehandlung stehen medikamentöse hormonablative Verfahren. 2. Mittel- und langfristige Dokumentation von Nebenwirkungen 3. Therapie von Nebenwirkungen (z.B. rektale Blutungen). 6.6.2 Nachsorge-Timetable 1) Innerhalb von Studien: je nach Protokoll (die Einverständniserklärung bezieht sich auch auf regelmäßiges Follow-up, worauf Patienten schon beim Erstgespräch hingewiesen werden sollen). 2) Außerhalb von Studien: • Teletherapie − 3 Monate nach Abschluss der RT (bei Beschwerden früher) − in weiterer Folge alle 6-12 Monate bis zum 5. Jahr, danach jährlich • Seeds − nach 4 Wochen Röntgenkontrolle, CT, MRT (ggf) − nach 3 Monaten erster PSA-Wert, Röntgenkontrolle − weitere Kontrollen alle 3 Monate im 1. Jahr (PSA, IPSS, EORTC/RTOG, IIEF, EORTC QLQ-C30) − danach Kontrollen alle 6 - 12 Monate Kontrolle 1 Monat Teletherapie Seeds Tele/HDR X • 3 Mo 6 Mo 12 Mo 18 Mo 24 Mo 36 Mo X (X) X (X) X X X* X X X X X X X X X X X • = Röntgenkontrolle, CT, MRT (ggf) * = Röntgenkontrolle Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: 6.6.3 Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 17 von 20 Kontrolluntersuchung • • Teletherapie − Erhebung der Spätnebenwirkungen und Dokumentation nach EORTC/RTOG − Sexualfunktion (IIEF = International Index of Erectile Function) − PSA – Verlauf (3 monatlich) − Hormontherapie Dokumentation − bei Vorliegen von rektalen Blutungen Rektoskopie − Lebensqualität (EORTC QLQ-C30) Seeds / HDR-Brachytherapie − Erhebung der Spätnebenwirkungen und Dokumentation nach EORTC/RTOG und IPSS, − Sexualfunktion (IIEF = International Index of Erectile Function) − PSA – Verlauf (3 monatlich) − Hormontherapie Dokumentation − bei Bedarf (rektale Blutungen) Rektoskopie − Lebensqualität (EORTC QLQ-C30) Therapiekonzept Prostata-Carcinom gültig ab: Strahlentherapie-LL Version 01 Seite 18 von 20 Literatur 1. 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