Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 1 von 21 1.0 Oxidationsreaktionen 1.1 Allgemeines Bei vielen organischen Reaktionen werden die Oxidationsstufen einzelner Atome verändert. Aus diesem Grund müssen die Begriffe der Oxidation und Reduktion genauer angewendet werden. Oxidationsreaktionen sind beispielsweise Additionsreaktionen oder radikalische Halogenierungen. Viele andere Oxidationen in der Organischen Chemie sind jedoch kompliziertere Reaktionen, wie die Oxidation von Toluol zu Benzoesäure durch Kaliumpermanganat zeigt. O CH3 + + - MnO4 Mn 2+ OH Das C-Atom der Methylgruppe des Toluols geht dabei von der Oxidationsstufe -III in die Oxidationsstufe +III über, während Mangan beim Übergang vom PermanganatIon zum Mangan(II)-Ion fünf Elektronen aufnimmt. Beachtet man die Elektroneutralität, so werden für die Reaktion 18H+-Ionen benötigt, und die Reaktionsgleichung lautet: H - III 5 H + + VII 6 [Mn O4]- + 18 H+ H O + III + II + 6 [Mn ]2+ + 14 H2O OH Viele Oxidationen sind also vielstufige, komplizierte Reaktionen. In den folgenden Abschnitten sollen ausgewählte wichtige Einzelschritte, sortiert nach ihrer präparativen Bedeutung, besprochen werden. 1.2 Anwendungen Seitenkettenoxidation zur Darstellung von aromatischen Aldehyden und Carbonsäuren (CrO3, KMnO4 (Phasentransferkatalyse), SeO2) Wegen ihrer hohen Oxidationspotentiale werden Alkylaromaten nur von den stärksten anorganischen Oxidationsmitteln (Kaliumpermangaganat, Chromschwefelsäure, Ce(IV)-amoniumnitrat) angegriffen. Die Oxidation verläuft als Elektronenübertragung: Ar-CH3 + Mn+ → (Ar-CH3)+· + M(n-1) (Ar-CH3)+· → Ar-CH2· + H+ Ar-CH2· + Mn+ → Ar-CH2+ + M(n-1)+ Ar-CH2+ + Nu-H (oder Nu-) → Ar-Nu + H+ Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 2 von 21 Nu-H = H2O oder CH3OH Das Benzylradikal wird leicht zum Benzylkation weiteroxidiert, das in Waasser oder Essigsäure zum Alkohol bzw. zum Essigsäureester abgefangen wird. Dieses Zwischenprodukt kann nun wiederum weiter reagieren, so dass mit Wasser als Nucleophil schließlich eine Carbonsäure entsteht. Alkylaromaten mit längerer Alkylseitenkette liefern zunächst α-Arylalkylketone, die (falls sie Enole bilden können) unter C-C-Spaltung ebenfalls Carbonsäuren liefern. Arylalkylketone sind auch durch Peroxygenierung darstellbar. Im Laboratorium werden zur Oxidation von Alkylaromaten zu Arencarbonsäuren auch heute noch die klassischen Oxidationsmittel Permanganat (meist in Gegenwart von Alkali), Dichromat/Schwefelsäure, Chromsäure in Essig- oder Schwefelssäure, aber auch Sauerstoff in Gegenwart von Cobalt- oder Mangansalzen verwendet, z.B.: CH3 COOH + 2MnO2 + 2KOH + 2KMnO4 N N H2 C CH3 COOH + 4MnO2 + 4KOH + CO2 + 4KMnO4 CH3 COOH + Na2Cr2O7 + 4H2SO4 O2N + Cr2(SO4)3 + Na2SO4 + 5H2O O2N CH3 COOH + 3/2 O2 H3C + H2O H3C Während dimethylierte Aromaten von Permanganat ohne weiteres in die entsprechenden Dicarbonsäuren übergeführt werden, z.B. o-Xylen in Phthalsäure, werden sie von Sauerstoff unter Katalyse mit Cobaltsalzen zunächst nur zu Monocarbonsäure oxidiert. Erst unter verschärften Bedingungen oder in Gegenwart von Säuren, z.B. HBr mit Cobaltacetat/-bromid als Katalysator, lässt sich die zweite Methylgruppe oxidieren. Man kann dies aber für die partielle Oxidation von mehrfach alkylierten Aromaten nutzen. Die Überführung methylierter Aromaten in Aldehyde ist schwierig, da der entstehende Aldehyd leichter oxidierbar ist als die Methylgruppe. Man muss daher den Aldehyd ständig aus der Reaktionsmischung entfernen, indem man ihn z.B. in Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 3 von 21 gegen Oxidation beständige Derrivate überführt. Als Oxidationsmittel ist Chromsäure in Acetanhydrid geeignet, wobei der Aldehyd als Diacetat abgefangen wird: Ar OCOCH3 CrO3/ (CH3CO)2O CH3 Ar C H OCOCH3 Beispiele für die Darstellung aromatischer Aldehyde durch Oxidation von Methylaromaten mit Chromsäureanhydrid in Gegenwart von Acetanhydrid und Hydrolyse des entsandenen Diacetats. Auch mit synthetischem Braunstein (erhältlich durch Komproportionierung von Kaliumpermanganat mit Mangansulfat) lassen sich bei genauer Dosierung aus Methylaromaten Arylaldehyde herstellen. Als weiteres selektives Oxidationsmittel wird Cerammoniumnitrat benutzt: H 3C CHO + 4Ce3+ + 4H+ H3C CH3 + 4Ce4+ + H2O Oxidation mit Selenoxid Methylen- und Methylgruppen, die einer Carbonylgruppe benachbart sind, lassen sich mit Selendioxid selektiv in Carbonylverbindungen überführen. Dabei entstehen mit sehr unterschiedlichen Ausbeuten α-Oxo-aldehyde, z.B.: H3C CHO CHO CHO Glyoxal H3C CO CH3 C H2 H3C C H2 CO CHO H3C CO CO CH3 17% 1% Wahrscheinlich bilden sich intermediär ein Enolester der selenigen Säure: O OH Se Se O O O H O O O O O H Se H OH -Se, -H2O H Phasentransfer-Katalyse Quartäre Ammoniumsalze mit hydrophoben Alkylsubstituenten können eine Reaktion zwischen Reaktanten vermittteln, die in unmischbaren Lösungsmitteln gelöst sind – meist Wasser und einem organischen Lösungsmittel. Diese Wirkung bezeichnet man als Phasentransfer-Katalyse, da sie eine Spezies durch die Phasengrenze zur anderen Spezies transportieren. Oft taucht in der Planung einer Reaktion das Problem auf, ein Lösungsmittel für Reagenzien mit verschiedenen Löslichkeitseigenschaften zu finden. Bei derartigen Reaktionen bietet sich die Verwendung von Phasentransfer-Katalysatoren an. Dabei wird das Problem umgangen, indem der Katalysator den Durchgang der Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 4 von 21 Reaktionspartner zwischen den unlöslichen Phasen ermöglicht. Mit Hilfe von katalytischen Mengen an quartären Ammoniumsalzen können die beiden Reaktanden durch die Phasengrenze hindurch zueinander gelangen. Wenn man beispielsweise die Umsetzung eines langkettigen primären Alkylhalogenids mit Natriumcyanid betrachtet, so findet in einem Lösungsmittel wie Decan meist keine Reaktion statt. In Gegenwart eines geeigneten Phasentransferkatalysators beobachtet man jedoch häufig eine glatt ablaufende Reaktion zum Nitril. abb. vollhardt seite 1054 (scannen) Die Reaktion findet statt, da das quartäre Ammonium-Ion aufgrund seiner hydrophoben Substituenten und seines polaren Endes sowohl in wässriger als auch in organischer Phase löslich. Beim Eintritt in die organische Phase trägt es jedes Mal ein Chlorid oder ein Cyanid als Gegenion. Chlorid führt zu keiner sichtbaren Reaktion, Cyanid tauscht rasch gegen Chlorid aus. Das resultierende quartäre Ammoniumchlorid kehrt in die wässrige Phase zurück, wo es wiederum sein Gegenion gegen Cyanid austauscht und so weiter. Das quartäre Ammoniumion wirkt also als shuttle, der Cyanid in die organische Phase und Clorid in die wässrige Phase transportiert. abb. vollhardt seite 1054 Oxidation von Alkenen: Oxidative Spaltung von Naphtalin und Phenatren (Steuerung durch Substituenten) Die Synthese von Chinonen durch Oxidation aromatischer Kohlenwasserstoffe verläuft als Elektronenübertragung entsprechend und gelingt deshalb umso leichter, je niedriger das Oxidationspotential des Aromaten ist. Deshalb erfordert die Oxidation von Benzen zum p-Benzochinon das äußerst starke Oxidationsmittel Silber(II)-oxid. Die Oxidationspotentiale von Naphthalin, Anthracen oder Phenanthren sind dagegen so niedrig, dass mit Chromsäure, Wasserstoffperoxid oder Luftsauerstoff/V2O5 erreichbar und die entsprechenden Oxidationen thermodynamisch möglich sind. Man erhält die folgenden Ausbeuten an den möglichen Produkten: O O O O 20% O 90% ortho-Chinone können leicht weiter zu Diphensäuren oxidiert werden: O 37% Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 5 von 21 O HOOC COOH O Besonders leicht lassen sich Chinone aus o- bzw. p-Diphenolen oder Aminen herstellen, da diese Ausgangsprodukte sehr niedrige Oxidationspotentiale beistzen, so dass die Elektronenübertragungen thermodynamisch sehr günstig ist. Das durch Entzug eines Elektrons gebildete Radikal, ein sogenanntes Semichinon, wird durch Mesomerie stabilisiert. Am bekanntesten ist die Oxidation von 4-AminoN,N-dimethylanilin durch Brom, die zu Wursters Rot führt: NH2 NH2 NH2 N (+) N (+) (+) NH2 +Br2 -Br- N H3C CH3 H3C CH3 H3C CH3 N H3C CH3 Diese Verbindung geht bei weiterer Oxidation in das entsprechende ChinonImmoniumsalz über, das in wässriger Lösung sehr schnell zum p-Benzochinon hydrolysiert wird: NH2 + O NH +2H2O +Br2 -NH3, -H+, -(CH3)2NH -H+, -Br- N H3C CH3 N+ H3C O CH3 Analog wird auch Hydrochinon über das in das p-Benzochinon überführt. Diese Reaktion lässt sich besonders gut als Atooxidation durchführen. Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 6 von 21 O OH + OH O + O2 OH HO O OH O + H2O2 O Chinone können unter Aufnahme von zwei Elektronen leicht in den aromatischen Zusstand überführt werden. OH O + 2e- + 2H+ OH O Oxidation von Alkoholen (CrO3, MnO2/Aceton, KMnO4) Welche Oxidationsprodukte man aus Alkoholen erhält, hängt vom Alkohol und von den Reaktionsbedingungen ab. Tertiäre Alkohole tragen kein H-Atom am α-C-Atom und werden daher nur äußerst schwer oxidiert. Sekundäre Alkohole werden zu Ketonen oxidiert, primäre zunächst zu Aldehyden, dann zu Carbonsäuren. Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 7 von 21 R R OH R R R R O OH R H R O R H OH R O H OH H Eine wichtige Rolle spielen Oxidationen mit Chrom(VI)-veribindungen. Dabei bilden sich zunächst Chrom(VI)-säureester, die dann zu Chrom(IV)säure und Carbonylverbindungen zerfallen. Chrom(IV) disproportioniert zu Chrom(VI) und Chrim(III), so dass Chrom(VI) insgesamt drei Elektronen aufnehmen kann. Die Oxidation von Aldeshyden zu Carbonsäuren, verläuft ebenfalls über Ester, die aus dem Hydrat des Aldehyds gebildet werden (R2 = OH). R1 R2 O H + O Cr O H R1 OH - H2O OH O O Cr R2 H O OH O R1 O R2 + HO IV Cr OH Oxidation von Thioethern zu Sulfoxiden und Sulfonen Siehe Protokoll Antje Oxidation von Olefinen (mit KMnO4, OsO4, Persäure, CrO3, Ozonolyse) Da sich C=C-Doopelbindungen gut in Diole überführen lassen, können durch eine Periodat- oder Bleiacetat-Oxidation auch Doppelbindungen oxidativ gespalten werden, allerdings in einer zweistufigen Reaktionsfolge. Eine direkt Methode zur oxidativen Spaltung von C=C-Doppelbindungen ist die Ozonolyse. Eine Ozonolyse kann auch auf Ketone angendet werden, wenn diese zuvor in Enolether überführt wurden. Zu einer C=C-Bindungsspaltung im Eintopfverfahren kommt es auch, wenn man OsO4 und NaIO4 als Gemisch eingesetzt werden. Auch aromatische Doppelbindungen können unter C=C-Spaltung oxidiert werden. Hierzu gibt es geeignete Katalysatoren. Im Labor verwendet man NaOCl mit RuO2, in der Technik Sauerstoff und V2O5. So kann Naphthalin zu Phthalsäure oxidiert werden. Oxidation mit Kaliumpermanganat: Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 8 von 21 Ozonolyse: Oxidation von 1,2-Diolen (Crigee-Spaltung, Peroxidsäure-Oxidation) Riley-Oxidation zur Darstellung von α-Diketonen α-Diketone und α-Ketoaldehyde stellt man häufig durch Oxidation von αHydroxycarbonylverbindungen dar. Wegen der Empfindlichkeit der Produkte sind besondere Reagenzien und Reaktionsbedingungen erforderlich, um eine Weiteroxidation zu Carbonsäuren unter Aufspaltung von C-C-Bindungen zu vermindern. Ein relativ einfaches Reagenz ist KMnO4 in Essigsäureanhydrid als Lösungsmittel, das α-Hydroxyketone mit relativ wenig Weiteroxidation als Nebenreaktion in die gewünschten Produkte überführt. Ein Beispiel hierfür ist die Oxidation von 2-Hydroxy-1,2-diphenylethanon zu Diphenylethandion. OH O O O C H 2-Hydroxy-1,2-diphenylethanon Diphenylethandion Oppenauer-Oxidation 2.0 Reduktionsreaktionen 2.1 Allgemeines Bei Metallionen bedeuten Redoxreaktionen immer die Zugabe oder Wegnahme von Elektronen. Dies allein wird bei ungeladenen organischen Molekülen selten beobachtet, da durch Reduktion oder Oxidation sehr reaktive Radikalanionen oder Radikalkationen entstehen. Redoxrektionen an organischen Molekülen komplizierter als bei anorganischen Ionen. Bei einem Vergleich der Oxidationsstufen von Kohlenstoffatomen in Ausgangsmaterialien und Produkten wird aber in vielen organischen Reaktionen eine Änderung der Oxidationsstufe der C-Atome beobachtet. Viele Reaktionen der Organischen Chemie sind daher aucch Redoxreaktionen. Als Beispiele sind die Addition von Halogenen an Alkene oder aber auch Aldolreaktionen zu nennen. Skript zum 4. Oc-Kolloquium H -II C Seite 9 von 21 X H -II X2 C H H H H3C -I C H -III -II H H3C H X O H 2 -I H O +II C H OH +I CH3 H CH3 H Die Begriffe Reduktion und Oxidation werden daher in der Organischen Chemie häufig engger verwendet. Als Oxidation diskutiert man meist die Einführung von Sauerstoff oder den Übergang von Einfach- zu Mehrfachbindungen, während man mit Reduktion die Addition von Wasserstoff an CC- oder CO-Mehrfachbindungen, oder den Ersatz von C-Heteroatom- durch CH-Bindungen bezeichnet. Bei Reduktionen organischer Moleküle wird also letztendlich Wasserstoff in ein Molekül eingeführt. Dieser kann prinzipiell als Proton, Wasserstoff-Radikal (-Atom) oder als Hydrid-Ion übertragen werden. Oxidationszahlen in organischen Molekülen Während in der Ionenchemie die Bestimmung von Oxidationszahlen trivial ist, müssen bei organischen Moleküle hierzu ein paar Regeln beachtet werden. - Bindungen zwischen gleichen Atomen (auch Mehrfachbindungen) werden formal homolytisch gespalten - Die Bindungselektronenpaare zwischen verschiedenen Elementen werden formal dem elektronegativeren Element zugeschlagen - Ein Vergleich der so erhaltenen Elektronenzahl eines Atoms mit der Zahl im elementarem Zustand ergibt die Oxidationszahl - Als Kontrolle muss die Summe der Oxidationszahlen bei elektrisch neutralen Molekülen o sein. Bei Ionen entspricht sie der Gesamtladung. +I H +I H -III C H +I +I H -I C -II O H+I H +I Hydrierung von C-C-Mehrfachbindungen (katalystisch, Diimin-Verfahren) Alkine können unter den gleichen Bedingungen wie Alkene hydriert werden. Üblicherweise werden Platin oder Palladium-Katalysatoren auf Aktivkohle in der Lösung des Alkins suspendiert und die Mischung einer Wasserstoffatmosphäre ausgesetzt. Unter diesen Bedingungen wird die Dreifachbindung vollständig abgesättigt. Skript zum 4. Oc-Kolloquium CH3CH2CH2C Seite 10 von 21 H2, Pt CCH2CH3 CH3CH2CH2CH2CH2CH2CH3 Heptan 3-Heptin CH3OCH2CH2C H2, Pt/C CH CH3OCH2CH2CH2CH3 1-Methoxyybutan 4-Methoxy-1-butin Die Hydrolyse ist ein schrittweiser Prozess, das heisst, dass man in manchen Fällen die Reaktion auf der intermediären Alken-Stufe anhalten kann. Daneben besteht auch die Möglichkeit, die Hydrierung des Alkens durch die Verwendung modifizierter Katalysatoren zu vermeiden. Ein solches System ist auf Caclciumcarbonat niedergeschlagenes Palladium, welches mit Bleiacetat und Chinolin behandelt wurde. Dieses Material ist unter dem Begriff Lindlar-Katalysator bekannt. Die Metalloberfläche des Lindlar-Katalysators hat eine weniger aktive Konfiguration als Palladium auf Aktivkohle, so dass nur eine π-Bindung hydriert wird. Da die Hydrierung stereoselektiv syn verläuft, stellt diese Methode eine stereoselektive Synthese von cis-Alkenen dar. O Lindlar-Katalysator: 5% Pd/CaCO Pb(OCCH3)2 N CH3CH2CH2C CCH2CH3 H2, Lindlar-Katalysator, 298K H CH2CH2CH3 H CH2CH3 cis-3-Hepten Reduktion von Alkoholen zu Alkenen siehe Protokoll darstellung von cyclohexen Reduktion von Carbonylverbindungen zu Alkoholen (LiAlH4, NaBH4) Da Sauerstoff elektronegativer als Kohlenstoff ist, sind die Elektronen in der Carbonylgruppe ungleichmäßig verteilt, dass Kohlenstoffatom ist elektrophil, das Sauerstoffatom nucleophil. Die Elektronenverteilung lässt sich durch polare Resonanzformeln beschreiben, in denen das Carbonyl-Kohlenstoffatom einem Carbeniumion, das Sauerstoffatom eine Alkoxidion entspricht: O O + C O Das elektrophile Carbonyl-Kohlenstoffatom kann durch ein Äquivalent Hydrid, H-, reduziert werden. Als hydridübertragende Reagenzien verwendet man Natriumborhydrid, NaBH4 und Lithiumaluminiumhydrid, LiAlH4. Skript zum 4. Oc-Kolloquium (-) Li H3Al + OAlH3 Li H O H Seite 11 von 21 + H Lithiumalkoxyaluminiumhydrid + H2O H OH O 4 Al Li + Lithiumtertraalkoxyaluminat + Al(OH)3 + LiOH Mechanismus der Natriumborhydrid-Reduktion (-) + Na H3B O H H H OCH2CH Ethanol + Na+H3BOCH2CH3 OH Alkohol Natriumethoxyborhydrid Mechanismus der Lithiumaluminiumhydrid-Reduktion abb. vollhardt seite 299 Selektivität der Reduktionsmittel Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion von Carbonylverbindungen Auch organische Verbindungen können Hydrid-Ionen auf andere Moleküle übertragen. Eine recht schonende Methode zur Reduktion von Aldehyden und Ketonen ist die Meerwein-Ponndorf-Verley-Reduktion, bei der Isopropanolat als Hydridquelle dient. In einer Gleichgewichtsreaktion, die sich durch die Konzentration der Reaktionsparameter oder die Reaktionsführung steuern lässt, wird in einem sechsgliedrigen Übergangszustand ein Hydrid-Ion vom Isopropanolat-Ion aud die Carbonylverbindung übertragen und diese reduziert. Die Reaktion lässt sich auch als Oppenauer-Oxidation nutzen, wenn man einen Alkohol und Aceton als Hydridakzeptor mit Aluminiumisopropanolat mischt. O Al(OiPr)3 + R R O OH OH OiPr iPrO H R Al O R R + H O R H Auch die Reduktion von sterisch gehinderten Ketonen durch Grignard-Verbindungen, anstelle von Additionsreaktionen, die man bei ungehinderten Ketonen findet verläuft über einen Hydridtransfer in einem sechsgliedrigen Übergangszustand. Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 12 von 21 X Mg R R O R R H R R Rosenmund-Reduktion von Carbonsäurechloriden zu Aldehyden Es gibt zwei Möglichkeiten, Alkanoylchloride in Aldehyde zu überführen: die Reduktion durch Hydrid oder die katalytische Hydrierung. Da die normalerweise verwendeten reduzierten Hydride wie Natriumborhydrid oder Lithiumaluminiumhydrid Aldehyde in Ketone überführen, muss man ihre Reaktivität verringern, um eine Weiterreaktion zu verhindern. Durch Umsetzen von LiAlH4 mit drei Äquivalenten 2Methyl-2-propanol entsteht Lithiumtri(tert-butoxy)aluminiumhydrid. Bei dieser Vorbehandlung werden drei der reaktiven Hydridliganden durch andere Gruppen ersetzt. Der eine verbleibende ist nucleophil genung, um ein Alkanoylchlorid anzugreifen, aber nicht den entstehenden Aldehyd. abb. vollhardt seite 961 Bei der Reaktion von katalytisch aktiviertem Wasserstoff wird die Carbonyl-ChlorBindung reduktiv geöffnet, es entstehen der entsprechende Aldehyd und Chlorwasserstoff. Eine Hydrierung mit gleichzeitigem Bindungsbruch bezeichnet man als Hydrogenolyse. Die Hydrierung von Alkanoylchloriden nennt man nach ihrem Entdecker Rosenmund-Reaktion. Bei dieser Reduktion wird ein besonderer Katalysator verwendet, Palladium auf Bariumsulfat, den man mit Zusätzen von Chinolin teilweisevergiftet, um die Metallobberfläche in eine weniger aktive Form zu überfühhren: H2 C O CCl H2 C H2, Pd/BaSO4/Chinolin O CH + HCl Reduktion von Carbonsäureamiden und Nitrilen zu Aminen Reduktion aromatischer Stickstoffverbindungen 3.0 Umlagerungen 3.1 Allgemeines Bei den meisten chemischen Reaktionen werden funktionelle Gruppen transformiert neue C-C-Bindungen oder Heterobindungen geschlossen. Es gibt jedoch auch Reaktionen bei denen das Gerüst der Verbindung verändert wird. Man spricht in Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 13 von 21 diesem Zusammenhang von Umlagerungen. Bei einer Umlagerung wandert ein Substituet W von einem A an ein Atom B, wobei diese Atome häufig benachbart sind. Prinzipiell kann man zwei Formen der Umlagerung unterscheiden: solche, in denen überbrückte Zwischenstufen durchlaufen werden, und solche ohne Zwischenstufe. Weiterhin kann man Umlagerungen danach einteilen, ob der Rest R mit oder ohne die W-A-Bindungselektronen wandert oder, in anderen Worten, ob das Zentrum B zunächst Elektronenmangel wie in einem Kation, ein freies Elektronenpaar wie in einem Anion oder radikalischen Charakter besitzt. In den meisten Fällen sind A und B direkt aneinander gebunden. Ein Substituent W wandert von einem Atom an ein benachbartes (zweites). Mn nennt eine solche Reaktion eine 1,2-Umlagerung. Es sind aber auch Wanderungen über eine größere Anzahl von Zentren möglich (1,nUmlagerung). Wird die neue Bindung zu einem anderen Atom im Rest R gebildet als zu dem, das an A gebunden ist, spricht man von m,n-Umlagerung. Durch Wanderung einer σ-Bindung entsteht das Umlagerungsprodukt. W W A A B B W W W A B A B A B Im folgenden sollen kurz die drei möglichen Mechanismen charakterisiert werden. 1. aniontrope Umlagerung (nucleophile Umlagerung, Sextett-Umlagerung): Hierbei nimmt die wandernde Gruppe W das Bindungselektronenpaar mit, und das ursprünglich bindende Atom A besitzt nur noch ein Elektronensextett. 2. kationtrope Umlagerungen (elektrophile Umlagerungen) Hier verbleibt das bindende Elektronenpaar am Atom A. Handelt es sich beim wandernden Atom W um ein H-Atom, spricht man von prototropen Umlagerungen. 3. freie-Radikal-Umlagerungen Hier verbleibt ein Elektron an A und eines an W. Daneben gibt es noch einen 4.Mechanismus, der über cyclische Übergangszustände verläuft. Aniontrope, nucleophile Umlagerungen überwiegen bei weitem. Daher soll im folgenden dieser Mechanismus genauer behandelt werden. Nucleophile Umlagerung Der Mechanismus besteht aus 3 Teilschritten, wobei der 2. Teilschritt die eigentliche Umlagerung darstellt ( sog. Whitmore-1,2-shift): 1. Teilschritt: Erzeugung des Elektronensextetts (SN1) 2. Teilschritt: Umlagerung 3. Teilschritt: Wiederherstellung des Elektronenoktetts Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 14 von 21 Einzelne oder auch mehrere Teilschritte können daneben auch synchron verkaufen. Beweise für diesen Dreistufenmechanismus sind unter anderem, dass die Reaktionsgeschwindigkeit der Umlagerung von Neopentylbromid mit der Polarität des Lösungsmittels steigt unabhängig von der Basenkonzentration, und dass mit derselben Verbindung SN2-Bedingungen keine Reaktion erfolgt: CH3 CH3 CH2Br H3C Ag2O H2O + CH2 H3C CH3 -CH3 + H3C C C H2 CH3 CH3 CH3 CH3 H3C C H2 CH3 OH Auch die Tatsache, dass Umlagerungen dann begünstigt sind, wenn stabilere Carbenium-Ionen gebildet werden können, beweist den Mechanismus. Stereochemie der nucleophilen Umlagerung Nucleophile 1,2-shifts verlaufen meistens intramolekular; d.h. die wandernde Gruppe W wird zu keinem Zeitpunkt vom Restmolekül gelöst. Dies kann gezeigt werden, wenn die wandernde Gruppe W chiral ist. Bei der Umlagerung bleibt die absolute Konfiguration von W erhalten. Am Zentrum B findet man dagegen teils Racemisierung, teils Inversion. Dies bedeutet, dass die Bildung des Elektronensextettes an B (1. Scchritt der Umlagerung) manchmal mehr SN1, dann mehr SN2-Charakter zeigt. In jedem Fall bewirkt die wandernde Gruppe W eine anchimere Unterstützung. Bei der Wanderung von Methylgruppen treten protonierte Cyclopropane nur als Übergangszustand, nicht dagegen als Zwischenstufe aus. Beweise hierfür ergeben sich aus Reaktionen mit deuterierten oder 14C-markierten Verbindungen: CH3 H+ + CD2 H3C CH3 H3C H2 C + CD2 CH3 CH3 CD2 H3C CH3 H3C + C H2 CH3 Es werden jedoch nur Folgeprodukte von B gebildet Wäre A eine echte Zwischenstufe, müssten auch Folgeprodukte von C gebildet werden. Dies ist jedoch nicht der Fall 3.1Anwendungen CD2H Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 15 von 21 Sextettumlagerung am Kohlenstoff: Wagner-Meerwein-Umlagerung Wagner-Meerwein-Umlagerung wurde zuerst bei bicyclischen Terpenen entdeckt: CH2 OH H2C + H (+) - H 2O H Isoborneol Caphen Heute werden in der Literatur allgemein solche Reaktionen als Wagner-MeerweinUmlagerungen bezeichnet, bei denen bei der Eliminierung eines Substituenten X (X = Hal, OH) Umlagerungen am Kohlenstoffgerüst auftreten. Wanderund einer Methylgruppe CH3 H3C CH2Cl - Cl(-) CH3(+) CH3 CH2 H3C H3C (+) C CH3 H2 CH3 CH3 CH3 - H (+) H3C C CH3 H Wanderung eines Hydrid-Ions CH3CH2CH2Br + (+) AlBr3 CH3CH2CH2 (+) CH3CHCH3 H3C H C CH3 Br In manchen Fällen bezeichnet man die Wagner-Meerwein-Umlagerung auch als Retro-Pinakol-Umlagerung. Neopentylumlagerung (siehe nucleophile Umlagerung) Pinakolumlagerung Behandelt man vic-Diole mit Säuren, so erhält man unter Umlagerung des Kohlenstoffgerüstes Aldehyde bzw. Ketone. Skript zum 4. Oc-Kolloquium R2 R1 R3 C C Seite 16 von 21 R1 R4 + H (+) R2 - H 2O OH OH C R1 R3 C (+) (+) R2 R4 C C R3 OH R4 OH R1 - H (+) R2 C C R3 O R4 Die Reaktion hat vom Pinakol (R1 = R2 = R3 = R4 = CH3) ihren Namen erhalten. Nach Protonierung und Abspaltung von Wasser wird ein Carbeniumion gebildet, dass durch 1,2-shift umlagert und durch Protonenabspaltung stabilisiert wird. Treibende Kraft der Umlagerung ist die Ausbildung eines mesomeriestabilisierten CarboxoniumIons. Sind die Reste R verschieden, dann ist entscheidend dafür, welcher Rest wandert, die Frage, welches das stabilste Carbeniumion ist, das primär gebildet wird. Beispiel: Ph Ph H C C H + H (+) - H 2O Ph Ph H C C (+) H ~H Ph -H (+) Ph H C C O H OH OH OH Es werden jedoch auch Ausnahmen von dieser Regel gefunden, die im wesentlichhen durch die Reaktiondbedingungen beeinflusst werden. Beispiel: Ph Ph C Ph Me C kalte H2SO4 Ph C Me C Me Me Me O OH OH Anchimere Assistenz spielt hierbei eine Rolle. HOMe + Spur H2SO4 Ph C C O Ph Me Umlagerungen im Sinne einer Pinakol-Umlagerung findet man auch dann, wenn man die Carbenium-Ionen auf anderem Wege erzeugt. Beispiel: sog. Semipinakol-Umlagerung R R C R C OH NH2 R Diazotierung -N2 R R R C C OH (+) R R -H(+) R C C O R R Wolff-Umlagerung Beim Erwärmen oder Bestrahlen mit Licht spalten Diazoketone in Gegenwart von AgKatalysatoren (AgO2/ H2O oder Ag-bezoat/ Triethylamin) Stickstiff ab, und man erhält intermediär ein Carben, dass sich je nacch Reaktionsbedingungen entweder zum Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 17 von 21 α,β-ungesättigten Keton durch Hydridwanderung oder zum Keten durch Wanderung eines Restes R stabilisiert: R 323K R C O (-) (+) C N N -N2 O O ~H R C C C H C R R CH2R CH2R C H 323K ~R O C C C H2 R Arndt-Eistert-Reaktion Die Wolff-Umlagerung nutzten Arndt und Eistert zur Kettenverlängerung von Carbonsäuren um ein C-Atom aus: Addition von Diazomethan an Säurechloride führt zu Diazoketonen, deren Umlagerung erneut Carbonsäuren ergibt, wobei die C-Kette um ein C-Atom verlängert ist: O Cl R R + CH2N2 C C O (-) (+) CH N N R C CH O ~R CH C R O + H2O R C H2 COOH Sextettumlagerung am Stickstoff: Die drei bekannten Namensreaktionen sind mechanistisch eng miteinander verwandt. Sie unterscheiden sich lediglich in der Art, wie das Elektronensextett am N-Atom erzeugt wird. Curtius-Abbau Beim Curtius-Abbau werden die Nitrene durch thermische Zersetzung von Säureaziden erzeugt. Die Säureazide erhält man aus Säurechloriden mit Natriumazid: O - NaCl O ∆ O R C usw. -N2 (-) (+) N N N N Cl Im Gegensatz zum Hofmann-Abbau können beim Arbeiten in inerten Lösungsmitteln die Isocyanate isoliert werden. R C + NaN3 R Hofmannscher Säureamidabbau C Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 18 von 21 Bei der Einwirkung von Hypohalogenid auf Säureamide erhält man primäre Amine, die ein C-Atom weniger als die Ausgangssubstanzen haben. Primär werden Nitrene (Azene) gebildet, die in Isocyanate ugelagert werden O R C NH2 O O +Br(+) OH(-) -H2O R + OH(-) C NHBr R C - Br(-), H2O N O + ROH ~R O C N R N R OR O H +H2O R RNH2 + H2O N OH H Arbeitet man in wässrigen Lösungen, erhält man substituierte Carbaminsäuren, die instabil sind und in primäre Amine und CO2 zerfallen. In alkoholischen Lösungen, erhält man Urethane. Technisch sind do Athranilsäure aus Phtalimid hergestellt. Lossen-Abbau Beim Lossen-Abbau werden Hydroxamsäuren eingesetzt: O R C N H O P2 O 5 R -H2O OH C N Schmidt-Abbau Bei der Reaktion mit Stickstoffwasserstoffsäure erhält man ausgehend von Ketonen Säureamide, aus Carbonsäuren Amine, die um ein C-Atom verkürzt sind gegenüber den eingesetzten Säuren. R' O + H (-) (+) N N R' +H(+) N R N (+) N N OH R R' -H2O N (+) N R R' H (+) C N R R' -N2 N N R OH +H2O -H(+) (+) ~R O R R N R N H R Vor der eigentlichen Umlagerung erfolgt Addition von NH3 an die C=ODoppelbindung. Die Eliminierung von Wasser und die Umlagerung bilden einen Synchronprozess aus der trans-Lage heraus. Da die Wasserabspaltung immer so Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 19 von 21 erfolgt, dass der voluminösere Rest in trans-Stellung zur Diazoniumgruppe steht können sich Abweichungen von der erwarteten Wanderungsreihenfolge ergeben. Arbeitet man mit überschüssiger NH3, addiert sich diese an das nach der Umlagerung entstehende Carbenium-Ion unter Bildung eines Tetrazolen. R' (+) C H N N R +HN3 (+) N N -H(+) R' N N (+) N N N R' R R Beckmann-Umlagerung Bei der Reaktion von Oximen (hergestellt aus Carbonylverbindungen und Hydroxylamin mit Säuren (z.B. H2SO4, PCl5) erhält man Carbonsäureamide: R' OH N R' + H(+), -H2O R (+) N ~R R' (+) C N +H2O R -H(+) R O OH R' R' NHR NR Es tritt das gleiche Zwischenprodukt wie bei der Schmidet-Reaktion auf. Auch hier wandert der trans-ständige Rest. Mit caclischen Ketonen erhält man Lactame (cyclische Säureamide). Von technischer Bedeutung ist die HHerstellung von єCaaprolactam aus Cyclohexanonoxim, das zur Herstellung von Polyamidfasern (Perlon) gebraucht wird. Sextettumlagerung am Sauerstoff: Hydroperoxid-Umlagerung (Phenolsynthese nach Hock) Behandelt man Hydroperoxide mit Protonen oder Lewis-Säuren, so erhält man Ketone (bzw. Aldehyde) und Alkohole. Großtechnisch angewandt wird dieses Verfahren bei der sogenannten Hock’schen Phenolsynthese, bei der man durch Umlagerung von Cumolhydroperoxid Phenol und Aceton erhält: CH3 CH3 C6H5 O OH CH3 +H2O -H(+) +H(+) -H2O O CH3 O ~Ph C6H5 + C O C5H6 H3C CH3 CH3 HO + C6H5 H3C C6H5 OH + H3C O H3C Ausgelöst wird die Umlagerung durch Protonierung des Hydroperoxides, bei der zunächst eine Zwischenstufe mit einem Elektronensextett am Sauerstoff erzeugt wird. Wanderung von Phenyl (der die größere Wanderungstendenz zeigt), Addition Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 20 von 21 von Wasser und Protonenabspaltung führt zu Halbacetalen, die instabil sind und in Aceton und Phenol zerfallen. Baeyer-Villiger-Oxidation Bei der Behandlung von Ketonen mit Persäuren (z.B. Perbenzoesäure, Peresssigsäure) erhält man unter Einschub von Sauerstoff Ester. Bruttogleichung O O O + OR R R O OH R' R Besonders gute Ergebnisse werden mit Peroxy-trifluoressigsäure erhalten, gegebenenfalls unter Verwendung von Puffern wie Na2HPO4, um Umesterung zu vermeiden. O O R' O +R''-CO3H R R'' O -R'' R' O O O R' R R OH OH ~R' O R' O + C + -H(+) R OR' R OH Protonierung des Additionsproduktes von Persäure an das Keton führt zu einer Zwischenstufe mit Elektronensextett am Sauerstoff. Wanderung von R’ und Abspaltung eines Proton führt zum Ester. Aus cyclischen Ketonen erhält man Lactone. Benzilsäureumlagerung Beandelt man α-Diketone mit Basen, so erhält man Salze von αHydroxicarbonsäuren: O Ph Ph O Ph +OH(-) Ph Ph HO O Ph Ph O O OH O Ph HO O O Skript zum 4. Oc-Kolloquium Seite 21 von 21 Nucleophile Addition von OH- an die C=O-Doppelbindung führt zur Wanderung eines Phenylrestes. Die daraus entstehende Zwischenverbindung stabilisiert sich durch Umprotonierung. Auch aliphatische α-Diketone und α-Ketoaldehyde können so umgelagert werden. Benzidin-Umlagerung Sigmatrope [3,3]-Umlagerung: Cope-Umlagerung Claisen-Umlagerung