Magnetostatik

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3. Magnetostatik
3.1. Grundbegriffe
In der Natur existieren magnetische Felder.
Es gibt allerdings keine Quellen des
magnetischen Feldes, d. h. es wurden noch nie
magnetischen Ladungen (magnetische Monopole)
gefunden.
Magnetische Felder werden erzeugt durch
magnetische Multipole (Dipole, Quadrupole ...)
und Ströme.
Eisenspäne auf Papier, aus Practical Physics (1914)
Magnetostatische Felder entstehen durch stationäre elektrische Ströme.
Haben Multipole ihre Ursachen in atomaren Strömen? (Elektronen in Atomen?)
●
Der Ursprung des Magnetfeldes ist nicht mit klassischer Physik erklärbar ->
Quantenmechanik (van Vleck)
●
Ströme (nicht klassisch berechnet)
●
Spin
(z.B. e- besitzt magnetisches Moment, wie Kompassnadel)
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3.2. Grundlagen
Definition: Magnetfeld H (magnetische Feldstärke)
[
H]=
A
m
-> wie in der Elektrostatik (rot E = 0) gilt auch hier:
rot H = 0
H = - grad V
V: magnetostatisches Potenzial
Definition: magnetische Induktion B (magnetische Flussdichte)

B = µ0 
H
µo = 4 ⋅10−7
Vs
Am
μ0: Permeabilität des Vakuums
Die magnetische Permeabilität μ beschreibt die Durchlässigkeit von Materie für
magnetische Felder. In Materialien ist die Permeabilität eines Materials
frequenzabhängig, Temperatur- und Druckabhängig und muss als komplexe
Größe definiert werden.
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Stärkstes und schwächstes Magnetfeld
Das mit 0,000000001 Tesla (1 nT) derzeit schwächste genutzte Magnetfeld findet man in
einem speziell abgeschirmten kubischen Gebäude der Physikalisch-Technischen
Bundesanstalt in Berlin. Zweck des Kubus ist die Messung der schwachen Hirnströme
von Menschen.
Das Magnetfeld der Erde beträgt 20 bis 30 Mikrotesla an der Erdoberfläche. Als Ursache des Erdmagnetfeldes gelten
Konvektionsströme im äußeren flüssigen Erdkern, die durch den
Temperaturunterschied zwischen dem festen inneren Erdkern und
dem Erdmantel aufrechterhalten werden (Geodynamo).
In Dresden (Rossendorf) ensteht ein gepulster Magnet der 100 T erzeugen soll.
Um eine Feldstärke von 100 Tesla zu erreichen, wird eine elektromagnetische Energie
von 50 MJ und ein Spitzenstrom von 100 kA benötigt.
Auf der Oberfläche von Neutronensternen, wie z. B. Pulsaren, herrschen laut unseren
theoretischen Vorstellungen typischerweise Flussdichten von 100 Tesla,
bei Magnetaren, einer speziellen Sorte von Neutronensternen, sogar 1000 Tesla.
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Nach dem Gauß'schen Satz ist der Fluss von B durch eine Oberfläche:
∮ B ⋅d f = ∫ div B d 3 r = 0
V
keine magnetischen Ladungen
div 
B=0
Magnetische Feldlinien haben keinen Anfang und kein Ende, sondern verlaufen als
geschlossene Bahnen. Das Magnetfeld ist quellenfrei.
In der Magnetostatik gibt es im Gegensatz zur Elektrostatik keine Ladungen –
magnetische Monopole sind zwar mathematisch denkbar, alle experimentellen
Tatsachen sprechen aber gegen ihre Existenz.
Die Grundgleichungen der Magnetostatik, haben die gleiche mathematische
Struktur wie die Grundgleichungen der Elektrostatik.
rot 
H =0
div B = 0
Grundgleichungen
Magnetostatik
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Randbedingungen
Da die Grundgleichungen mathematisch die gleiche Form haben wie für E
und D, müssen die Randbedingungen genauso sein.
(gleiche Gleichungen = gleiche Lösungen).
Ht1 = Ht2
BN1 = BN2
die tangentialen Komponenten von H sind gleich
die normalen Komponenten von B sind gleich, da es keine magnetische Ladungen (wie σ) gibt
In Analogie zur Elektrostatik
Elektrostatik
W=
1
d 3 r 
H r  
B  r 
∫
2
Magnetostatik
E
D
ε0
U
Q, ρ, σ, η
H
B
µ0
V
―
p Dipolmoment
D = ε0 E + P
m magnetisches Moment
B = µ0 H + M
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3.3. Magnetfelder in Substanzen
analog zu: D = ε0 E + P
P wird verursacht durch elektrische Dipole in Materie.
In der Magnetostatik gilt: B = µ0 H + M,
Die Magnetisierung M wird verursacht durch magnetische Dipole.
1. Paramagnetismus
Atome/Moleküle besitzen magnetische Momente mi, die nicht orientiert sind.
Die Richtungen sind durch Wärmebewegung statistisch verteilt.
1

M=
V
 
M =0
∑ mi
i
Mittelwert: keine Magnetisierung
Bei Anlegen eines äußeren Feldes werden die magnetischen Momente mi ausgerichtet.
für kleine ∣
H∣:

M = µ 0 m 
H
kleine H
M = M max tanh
µB B
kT
m : magnetische Suszeptibilität
M max : alle 
mi gleiche Richtung
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
B = µ0 
H 
M ≈ µ0 
H  µ 0 m 
H = µ0 1m  
H = µ0 µ r 
H=µ
H
Die lineare Näherung ist bereits für technisch erzeugbare Felder im Allgemeinen falsch.
Die Sättigungsmagnetisierung wird bei niedrigen Temperaturen schnell erreicht.
B = µ H:
lineare Näherung
µ ist im Allgemeinen ein Tensor
µ = µ(ω) , Temperatur, Druck, ...
Jedes Atom, z. B. Natrium, das eine ungerade Zahl von Elektronen hat, wird ein
magnetisches Moment haben, auch Radikale mit einem ungepaarten Elektron sind
magnetisch. Wenn Verbindungen (Doppelbindungen) gebildet werden, heben sich diese
Momente im Allg. gegenseitig auf.
Ein resultierendes magnetisches Moment gibt es in Stoffen, deren Atome eine innere,
teilweise ungefüllte Elektronenschale haben:
Übergangselemente Cr, Mn, Fe, Ni, Co, ... (seltene Erden).
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2. Diamagnetismus
Bei Anlegen eines Feldes werden magnetische Momente erzeugt, die dem
äußeren Feld entgegen wirken.
χm negativ
aber 1 + χm > 0
-> Es bildet sich ein dem äußeren Feld entgegengesetztes Feld aus.
Alle Stoffe sind diamagnetisch, allerdings ist der Diamagnetismus sehr schwach,
so dass dieser Effekt manchmal durch andere Effekte (Paramagnetismus oder
Ferromagnetismus) überdeckt wird.
In Metallen erzeugen die frei beweglichen Elektronen Diamagnetismus (Landau). Die
restlichen Ionen können Paramagnetismus verursachen, meist überwiegt der
Diamagnetismus
B = µ H µ < µ0
Wiederum gilt: lineare Näherung
µ ist eigentlich ein Tensor
µ = µ(ω) (geringe) Temperatur-, Druckabhängigkeit
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Magnetische Suszeptibilität einiger Stoffe bei Raumtemperatur:
Wasser
Benzene
NaCl
Graphite ║
Graphite ┴
Cu
Ag
-90.0 · 10-6
-7.2 · 10-6
-13.9 · 10-6
-260.0 · 10-6
-3.8 · 10-6
-1.1 · 10-6
-2.4 · 10-6
Warum gilt eigentlich immer µ = (1 + χm) µ0 ≥ 0?
µ kann nie negativ werden, da
=
1   1  
H ⋅B = 
H ⋅H µ
2
2
>0
Falls µ negativ wäre, würden Magnetfelder sich selbst verstärken (-> ∞), da durch
höhere Magnetfelder die Energie des Systems immer kleiner werden würde.
Supraleiter sind perfekte Diamagneten mit χm=-1 und µ = 0.
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3. Ferromagnetismus
Es existieren so genannte Weiss'sche Bereiche
(Domänen) mit ausgerichteten magnetischen
Momenten M ≠ 0
In einem Bezirk gilt

M =
M 0 T   µ0 m 
H
Mmax: alle Atome ausgerichtet
TC: Curie-Temperatur
Thermische Fluktuationen zerstören Ausrichtung, magnetisches Feld stellt
Ausrichtung wieder her.
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M0(T) bildet das nullte Glied einer Taylor-Reihe von M(H)
B = µ0 H + M(H,T)
näherungsweise für kleine H:
B = µ0 H + M0(T) + µ0 χm H + ...
B = µ H + M0(T)
T > TC : M0(T) = 0
T < TC : M0(T) ≠ 0
mit µ = µ0(1 + χm)
paramagnetisches Verhalten
ferromagnetisches Verhalten
In einem ferromagnetischen Körper existieren viele Weiss'sche Bezirke. Ein
starkes Magnetfeld kann ein „Umklappen“ der Magnetisierung der Weiss'schen
Bezirke bewirken.
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Hc
MR
c
Ms
b
a
d
Ms
4. Ferrimagnetismus
Hc
H
a Neukurve
b Sättigung
c Remanenz
d Koerzitivkraft
unterschiedlich große Momente
5. Antiferromagnetismus
6. Antiferrimagnetismus
⋮
chirale Strukturen
frustrierte Strukturen
Wesentlich: B = µ H ist eine grobe Näherung, die nur für Para- und Diamagnete
anwendbar ist.
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Magnetfeld im Inneren eines Stabmagnetes
Stabmagnet: B = µH + M
Sommerfeld § 12, Elektrodynamik

M

B
da div B = 0
(Feldlinien müssen geschlossen sein)
HH

H
rot H = 0
1
H =  B −
M
µ
Im Inneren ist damit B antiparallel zu H
B ≠ µH
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Analytisches Ergebnis für eine Kugel mit homogener Magnetisierung M
N
M
M
B

M sei gegeben

M

B = 2 
H =−
M
3µ
3
M
H
S
div 
B = 0 = µ div 
H  div 
M
Die Magnetisierung macht einen Sprung an Oberfläche, den H kompensieren muss.
Die Normalkomponente von H hat deswegen einen Sprung von -M.
Wegen rot H = 0 muss auf jedem geschlossenen Weg gelten, dass
H⋅ d r = 0
∮
Ein Teilintegral außerhalb des Magneten (B, H gleiche Richtung) ist positiv.
Deshalb muss das Teilintegral über den Weg innerhalb des Magneten negativ
sein.
∫

H ⋅d r  0
∫

M⋅d r = ∫ 
B⋅d r − µ
innen
innen
∫

B⋅d r  0

M =
B − µ
H
innen
innen
∫

H⋅d r  0 ,
innen
d. h., H im Inneren des Magneten hat auf jeder Feldlinie (durchschnittlich) die
entgegengesetzte Richtung wie M.
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