HZ Messung des Herzzeitvolumens

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Herzzeitvolumen
HZ
Messung des Herzzeitvolumens
GK
3.1.3
3.2.
3.2.1.
3.2.2.
3.2.3.
3.2.4.
3.4.1.
3.4.3.
Zur Vorbereitung:
Physik-Praktikum: Versuch „21 Strömungsmechanik / Blutkreislauf“
Elektromechanische Kopplung
Mechanik des Herzens
Grundlagen der Muskelkontraktion
Herzklappen
Herzzyklus
Füllung des Herzens
Frank-Starling-Mechanismus
Funktionsabhängige Anpassung
Schmidt/Lang/Thews (29. Aufl), Kapitel 26, 27
Klinke/Pape/Silbernagl (5. Aufl.), Kapitel 7, 8.1, 8.2
Deetjen/Speckmann/Hescheler (4. Aufl.), Kapitel 8
Golenhofen (3. Aufl.), Kapitel 8, 9
Vorlesungsmaterialien, Herz (s. LernIS, Theoretische Medizin, Physiologie)
Vorbereitung online:
Medizinisches Lerninformationssystem (LernIS)
http://www.khk.uni-duesseldorf.de
•
In die Wissensdatenbank Theoretische Medizin einloggen – Bitte dazu die erste
Seite dieses Skriptes durchlesen, hier steht ausführlich wie es klappt!!! Als Username und Passwort die eigene Matrikelnummer verwenden, Umgebung betreten.
•
Wenn man im Lernsystem ist, auf Vordefinierte Modulsequenzen (Kurse) klicken
•
Stichwort: PhysioP eingeben
•
folgende Kurse bearbeiten:
* Herzzyklus
* Regulation der Pumpleistung
* Calcium-Homöostase
Links:
Herzanimation: Druckkurven, EKG und Herztöne (Englisch)
http://www-medlib.med.utah.edu/kw/pharm/hyper_heart1.html
Herztöne und Herzgeräusche
http://www.unibas.ch/df/cardio/py/physio_extras.html
http://www.dundee.ac.uk/medther/Cardiology/hsmur.html
http://www.blaufuss.org/
http://www.bioscience.org/atlases/heart/ (sehr detailliert)
Herzmechanik – Ventilebenmechanismus
http://www.unibas.ch/df/cardio/py/extras/echoventilebene
HZ 1
Herzzeitvolumen
Vorbereitung auf den Praktikumstag:
Zur optimalen Vorbereitung sollten Sie die von uns genannten Buchkapitel, Kurse im Lernsystemen
und Links ansehen und durcharbeiten. Anbei noch eine ausführliche Liste von Zahlen und von Stichwörtern, deren Definition und Bedeutung man kennen sollte. Bitte beantworten Sie auch die 20 Fragen. Diese Hausaufgaben sollen Sie mit den Aufgaben im Testat vertraut machen.
Wichtige Zahlen:
Drücke im Herzen
Ort
maximaler Druck in
der Systole [mmHg]
5
22
22
8
120
120
Dauer der Systole [s]
Druck am Ende der
Diastole [mmHg]
3
4
10
4
7
80
Dauer der Diastole [s]
Rechter Vorhof
Rechter Ventrikel
A. pulmonalis
Linker Vorhof
Linker Ventrikel
Aorta
Herzfrequenz
Dauer von Systole und Dia[1/min]
stole
70
0,3 (1/3)
0,6 (2/3)
140
0,26
0,17
Gehirn
=> 15%
Anteil am HZV unter RuKoronargefäße => 5%
hebedingungen
Nieren
=> 20%
Leber
=> 7%
Darm usw.
=> 23%
Muskeln
=> 20%
Haut
=> 10%
Schlagvolumen;
ca. 70 ml
in Ruhe, untrainiert
Enddiastolisches Volumen; ca. 120 ml
in Ruhe, untrainiert
Endsystolisches Volumen;
ca. 70 ml
in Ruhe, untrainiert
Ejektionsfraktion;
ca. 60 % - dies entspricht dem Anteil des Schlagvolumens am
in Ruhe, untrainiert
enddiastolischen Volumen
Aktivität
Status
HZV [l] = Schlag- x Herzfrequenz
Herzzeitvolumen (HZV)
volumen
[1/min]
[ml]
Ruhe
untrainiert
4,9
=
70
x
70
Ruhe
trainiert
5,6
=
140
x
40
max. Mus- untrainiert
19
=
100
x
190
kelarbeit
max. Mus- trainiert
32
=
170
x
190
kelarbeit
Hypertonie !!!
Nach WHO systol. Blutdruck > 140 mmHg und/oder
diastol. Blutdruck > 90 mmHg
HZ 2
Herzzeitvolumen
Stichworte:
Herzzyklus - einzelne Phasen; Systole und Diastole; Druckverläufe im Herzen, Aorta und Pulmonalarterie; Inzisur; Druckkurven der Ventrikel und Vorhöfe; Mechanismen der Ventrikelfüllung; Herztöne und Herzgeräusche; optimale Auskultationsstellen für Herztöne und Herzgeräusche ; Herzleistung;
Herzarbeit; Arbeitsdiagramm des Herzens; Herzfrequenz; Herzzeitvolumen; Möglichkeiten, das HZV
zu bestimmen und zu berechnen; Laplace-Gesetz; Frank-Starling-Mechanismus; Preload; Afterload;
Hypertonie; Herzinsuffizienz.
Hausaufgaben:
1. Wie heißen die vier Aktionsphasen des Herzzyklus?
2. Wann schließen und öffnen sich die verschiedenen Herzklappen?
3. In dieser Abbildung sehen Sie den Druckverlauf im linken Herzen. Dargestellt sind die Druckverhältnisse im linken Ventrikel. Zeichnen Sie in die Abbildung den Druckverlauf des linken Vorhofs
und der Aorta ein.
4. Diese Abbildung zeigt im Ablauf des Herzzyklus eine Druckkurve. Worum handelt es sich hier?
HZ 3
Herzzeitvolumen
5. Wie lautet das Gesetz von Laplace? Welche Bedeutung hat es für das Herz?
6. Wie lang ist die Dauer der Systole und Diastole, wenn die Herzfrequenz 75/Minute beträgt?
7. Beschreiben Sie die Bestimmung des Herzminutenvolumens im Praktikum.
8. Welche Bildgebenden Verfahren kennen Sie? Kann man sie zur Bestimmung des HZV nutzen?
9. Erläutern Sie die Bestimmung des Herzminutenvolumens nach dem Fickschen Prinzip.
10. Um welchen Faktor nimmt die Durchblutung bei folgenden Tätigkeiten in den genannten Organen
zu?
Organ / Organgebiet
Maximale Zunahme
der Durchblutung
(Faktor)
Tätigkeit
Herz (Koronarien)
Muskelarbeit
Skelettmuskulatur
Muskelarbeit
Splanchnikusgebiet
Verdauung
Haut
Hitze (Kälte)
11. Was ist der Ventilebenenmechanismus und was bewirkt er?
12. Wie entstehen der erste und zweite Herzton?
13. Worin unterscheiden sich „Herztöne“ von „Herzgeräuschen“?
14. Zeichnen Sie die günstigsten Auskultationsstellen für Klappentöne ein und benennen Sie
exakt den Ort!
HZ 4
Herzzeitvolumen
15. Durch Ausdauertraining lässt sich die Leistungsfähigkeit des Herzens erheblich steigern. Beschreiben Sie die charakteristischen Umstellungen bei einem Ausdauersportler im Vergleich zu
einem Nichtsportler.
Nichtsportler
Ausdauersportler
Herzfrequenz, in Ruhe [1/min]
Herzfrequenz, maximal [1/min]
Schlagvolumen, Ruhe [ml]
Schlagvolumen, maximal [ml]
HZV in Ruhe [l/min]
HZV, maximal [l/min]
Herzgewicht [g]
16. Beschreiben Sie in groben Zügen den Frank-Starling-Mechanismus für den Fall einer Volumenbelastung.
17. Was versteht man unter „Vorlast“ („preload“) und „Nachlast“ („afterload“)?
18. Was ist der Unterschied zwischen Herzarbeit und Herzleistung?
19. Wann spricht man von einer Hypertonie?
20. Was verstehen Sie unter einer Herzinsuffizienz? Welche Ursachen kennen Sie für diese Krankheit?
Zusammenfassung: HZV
Das Herzzeitvolumen (HZV) ist das Blutvolumen, das pro Zeiteinheit vom Herz ausgeworfen wird. Es
entspricht dem Produkt aus Schlagvolumen (SV) und Herzfrequenz (HF): HZV = SV · HF. Bei einem
Schlagvolumen von 70 ml und einer Herzfrequenz von 70 min-1 ergibt sich ein HZV von ca.
5 l/min. Das HZV ist somit eine Volumenstromstärke.
Das HZV kann bestimmt werden durch:
a) die Messung von Schlagvolumen (mittels bildgebender Verfahren) und Herzfrequenz,
b) die Messung der mittleren Strömungsgeschwindigkeit des Blutes in der Aorta (z.B. durch
bildgebende Verfahren) und des Aortenquerschnitts,
c) durch Indikatordilutionsverfahren, und
d) durch das klassische Verfahren zur Bestimmung des HZV: die Anwendung des Fickschen Prinzips.
HZ 5
Herzzeitvolumen
In der klinischen Routine werden die bildgebenden Verfahren vor allem zu einer qualitativen Abschätzung des HZV eingesetzt. Eine quantitative Bestimmung des HZV ermöglicht das Indikatordilutionsverfahren. Hier wird ein definiertes Volumen eines Indikators (z.B. eiskalte Kochsalzlösung oder
Farbstoff) als Bolus in den rechten Vorhof injiziert, und die Temperatur bzw. die Konzentration
stromabwärts in der Pulmonalarterie aufgezeichnet. Der Signalabfall ist proportional zur Indikatormenge. Sein Zeitverlauf, und somit das Integral (Fläche unter der Kurve) des Signalabfalls ist abhängig von der Volumenstromstärke, d. h. vom HZV. Je geringer das HZV, desto länger verweilt der Indikator im Bereich des Mess-Volumens, und desto größer ist das Integral. Das Integral ist somit umgekehrt proportional zur Volumenstromstärke, d. h. zum HZV.
Dem klassischen Verfahren zur HZV-Bestimmung, dem Fickschen Prinzip, liegt die Überlegung zu
Grunde, dass die in einem Organ aufgenommene oder an dieses abgegebene Stoffmenge der Differenz
zwischen zugeleiteter und abgeführter Menge dieses Stoffes entspricht. Somit entspricht die Sauerstoff-Aufnahme durch die Lunge (VO2/t, die spirometrisch bestimmt werden kann) der Differenz des
aus der Lunge ausströmenden O2(arterieller O2-Gehalt · HZV) und des in die Lunge einströmenden O2
(gemischt-venöser O2-Gehalt · HZV). Messung des gemischt-venösen und des arteriellen O2-Gehalts
sowie der O2-Aufnahme ermöglicht somit eine Berechnung des HZV.
Fallbeispiel
Herr S., ein dreiundfünfzigjähriger Patient, wird kaltschweißig und mit pektanginösen Beschwerden,
die in den linken Arm ausstrahlen, in ein städtisches Klinikum eingeliefert. Anamnestisch gibt er an,
dass die Schmerzen schon den ganzen Morgen lang angedauert haben und er erst den Notarzt verständigt hat, als er die Schmerzen nicht mehr aushalten konnte.
Verdachtsdiagnose
Die Verdachtsdiagnose lautet Herzinfarkt. Diese Vermutung wird anhand eines EKGs bestätigt, das
die Frühphase eines massiven Vorderwandinfarktes (deutliche Hebungen in V1-V5) zeigt. Darüber
hinaus sieht man in den Laborwerten einen Anstieg z.B. von cytosolischen Enzymen und Myofilamentproteinen, die vor allem bei Zelltod in größerem Umfang freigesetzt werden. Der Patient wird in
die Intensivstation des Krankenhauses verlegt. Sowohl das Röntgenbild als auch die Auskultation der
Lunge geben Hinweise auf eine pulmonale Stauung. Maligne Herzrhythmusstörungen liegen nicht vor;
es zeigt sich jedoch eine stark ausgeprägte Tachykardie. Als Therapie der Wahl wird bei Herrn S.
neben einer Antikoagulation entweder eine Lysetherapie oder eine selektive Ballon-Dilatation mit
Stent-Implantation durchgeführt. Da zum Interventionszeitpunkt das erste Schmerzereignis 5½ h zurückliegt, kann keine Aussage über den Erfolg der Therapie getroffen werden, denn das Myokard
kann nach einem thrombembolischen Verschluss maximal 6 h überleben.
Auf der Intensivstation wird Herr S. täglich echokardiographisch untersucht. Hierbei stellt sich eine
Bewegungseinschränkung der Vorderwand heraus. Daneben finden sich im linken Ventrikel sowohl
ein erhöhtes enddiastolisches Volumen als auch eine erniedrigte Ejektionsfraktion. Zur weiteren hämodynamischen Abklärung wird ein Rechtsherzkatheter gelegt. Mit diesem werden beim Patienten in
der A. pulmonalis der pulmonale Kapillardruck und der pulmonale enddiastolische Druck gemessen.
Gleichzeitig wird mit der Thermodilutionsmethode das Herzzeitvolumen bestimmt. Hierbei bestätigen
sich die bereits gestellten klinischen Befunde, denn die beiden Drücke sind aufgrund der Stauung vor
dem linken Herzen erhöht. Das Herzzeitvolumen ist erniedrigt. So ergibt sich bei Herrn S. das Bild
einer schweren Herzinsuffizienz, die trotz der Maximaltherapie nicht in den Griff zu bekommen ist, so
dass Herr S. am zehnten Tag seiner Klinikeinweisung am kardiogenen Schock verstirbt.
HZ 6
Herzzeitvolumen
Einführung in den Praktikumstag
Herzzyklus
Das Herz sorgt als „Umwälzpumpe“ für den Antrieb der Blutzirkulation. Es wird aus zwei muskulären
Hohlorganen gebildet – der linken und der rechten Herzhälfte – die im Kreislauf funktionell hintereinander geschaltet sind. Der Teil der Strombahn, in dem das Blut auf dem Weg von der rechten zur linken Herzhälfte durch die Lunge fließt, wird als kleiner oder Lungenkreislauf bezeichnet und dem großen oder Körperkreislauf gegenübergestellt. Streng genommen existiert jedoch nur ein Kreislauf, in
dem das Blut nacheinander die Körper- und die Lungenstrombahn durchfließt und in den die Herzhälften als „Antriebsmotoren“ eingeschaltet sind. Dies bedingt, dass die Auswurfleistung des linken
und rechten Herzens nahezu gleich sind – geringe Unterschiede würden mit der Zeit zu erheblichen
Störungen in den einzelnen Kreislaufabschnitten führen.
Die Pumpwirkung des Herzens beruht auf dem rhythmischen Wechsel von Kontraktion (Systole) und
Erschlaffung (Diastole) der Kammern (Ventrikel). In der Systole wird der größere Teil des am Ende
der Diastole in den Ventrikeln befindlichen Blutes als sogenanntes Schlagvolumen in die großen Gefäße ausgeworfen. In der anschließenden Diastole füllen sich die Ventrikel erneut durch Zustrom von
Blut aus den Vorhöfen (Atrien). Ein Rückstrom des Blutes wird durch die Ventilwirkung der Herzklappen verhindert.
Im Ablauf des Herzzyklus wird die Systole in Anspannungs- und Austreibungsphase unterteilt, und
die Diastole in Erschlaffungs- und Füllungsphase. Diese lassen sich durch charakteristische Druckbzw. Volumenänderungen voneinander abgrenzen:
Anspannungsphase
Die Anspannung der Ventrikelmuskulatur bewirkt zunächst den Schluss der Atrioventrikularklappen,
sobald der Druck innerhalb des Ventrikels den Vorhofdruck überschreitet. Da Blut als Flüssigkeit
inkompressibel ist, kommt es anschließend zu einem steilen Druckanstieg (isovolumetrische Kontraktion = Kontraktion bei konstantem Volumen). Bis zum Ende der Anspannungsphase sind die Arterienklappen noch geschlossen.
Austreibungsphase
Erst wenn der Druck im Ventrikel den Aortendruck bzw. den Druck in der A. pulmonalis übersteigt,
beginnt mit dem Öffnen der Arterienklappen die Austreibungsphase. Unter Ruhebedingungen wirft
z.B. der linke Ventrikel dabei von seinem enddiastolischen Volumen von ca. 120 ml etwa 70 ml als
Schlagvolumen aus. Etwa 50 ml Blut verbleiben somit als Restvolumen (endsystolisches Volumen) in
der Herzkammer. Den Anteil des Schlagvolumens am enddiastolischen Volumen bezeichnet man als
Auswurf- oder Ejektionsfraktion. Sie beträgt im beschriebenen Fall 0,58 (= 58 %).
Während der Austreibungsphase steigt der Ventrikeldruck zunächst noch an, bevor er gegen Ende der
Systole abfällt.
Erschlaffungs- oder Entspannungsphase
Sinkt der Druck im Ventrikel unter den Arteriendruck, schließen sich die Arterienklappen. Dies stellt
den Beginn der Diastole dar. Die Entspannungsphase kennzeichnet den Zeitraum zwischen dem
Schluss der Arterien- und der Wiederöffnung der AV-Klappen. Durch isovolumetrische Erschlaffung
des Myokards fällt der intraventrikuläre Druck hierbei auf nahezu 0 mm Hg ab. Beim Unterschreiten
des Vorhofdrucks öffnen sich die AV-Klappen, und es beginnt die
HZ 7
Herzzeitvolumen
Füllungsphase,
in deren erstem Drittel das Ventrikelvolumen bereits wieder um 80 % des Schlagvolumens zunimmt
(im oben beschriebenen Fall also um 56 ml). Der Ventrikeldruck steigt in dieser Phase dagegen nur
wenig an.
Die aufgeführten Phasen, die in ihrer Gesamtheit als Herzzyklus bezeichnet werden, finden sich analog im rechten und im linken Herzen. Der wesentliche Unterschied ist der geringere systolische Spitzendruck im rechten Ventrikel – auf Grund eines geringeren Strömungswiderstandes im Lungenkreislauf.
Herztöne
Ein Ausdruck der mechanischen Herzaktion sind die „Herztöne“. Der 1. Herzton entsteht als dumpfes
Geräusch während der Anspannungsphase (Anspannungston). Er kommt dadurch zustande, dass sich
die Kammermuskulatur beim Schluss der AV-Klappen ruckartig zusammenzieht und in Schwingungen gerät, die sich auf den Brustkorb übertragen. Der 2. Herzton ist heller und fällt mit dem Schluss
der Aorten- und Pulmonalklappe zusammen (Klappenschlusston).
Der dritte Herzton (S3) ist im allgemeinen nur bei Kindern und Jugendlichen wegen deren günstigeren Schallleitungsbedingungen hörbar - er ist nicht zwingend vorhanden. Er entsteht durch den Ruck
der Kammerwand beim Einströmen des
Blutes in der frühen Füllungsphase. Am
Ende der P-Welle und vor Beginn der QZacke des EKG wird gelegentlich noch
eine Schwingung registriert, die durch
die Vorhofsystole in der Füllungsphase
entsteht. Dieser vierte Herzton (S4) ist
bei der gewöhnlichen Auskultation nicht
wahrnehmbar. Physiologisch tritt er bei
Kindern und Jugendlichen auf, bei
Erwachsenen ist er ein Hinweis auf
pathologische Prozesse.
Abb 1.: EKG und Phonokardiogramm.
(aus Schmidt, Thews, Lang: "Physiologie des Menschen", Springer 2000)
Die Auskultationsorte des ersten und zweiten Herztons
Die besten Auskultationsorte für den 1. Herzton liegen direkt über den Ventrikeln, nämlich etwa im
5. Interkostalraum links medioklavikulär (linkes Herz, Mitralklappe) bzw. am rechten Sternalrand
(rechtes Herz, Trikuspidalklappe).
Den zweiten Herzton auskultiert man am günstigsten nicht direkt über dem Herzen, sondern in Richtung des Blutstromes verschoben, d. h. für die Aortenklappe im 2. Interkostalraum am rechten Sternalrand und für die Pulmonalklappe im 2. Interkostalraum am linken Sternalrand.
HZ 8
Herzzeitvolumen
Herzgeräusche
Herzgeräusche werden durch Turbulenzen (Strudelbildungen) des Blutstroms hervorgerufen, welche
meist an defekten Herzklappen auftreten. Dabei werden Stenose (Klappenverengungen) und Insuffizienzen (fehlender Klappenschluß) unterschieden.
Ihre Beschreibung erfolgt nach verschiedenen Kriterien wie z.B. Frequenz, Klangfarbe und Punctum
maximum (= Ort der besten Hörbarkeit). Nach der Lokalisation in der Herzphase unterscheidet man
systolische und diastolische Herzgeräusche.
Bei einer Aortenklappenstenose handelt es sich um
eine angeborene oder erworbene (rheumatisches Fieber) Einengung des aortalen Ausflusstraktes. Die
Stenose verursacht ein systolisch auftretendes, rauhes
Herzgeräusch, dass im Anschluss an den ersten
Herzton zu hören ist und sein Punctum maximum im
zweiten Interkostalraum rechts parasternal hat.
Die holosystolisch wahrnehmbare Mitralklappeninsuffizienz erzeugt ein bandförmiges Geräusch mit
Punctum maximum über der Herzspitze. Es entsteht,
wenn die Mitralklappe nicht mehr dicht schließt und
während der Anspannungs- und der Austreibungsphase Blut aus dem linken Ventrikel in den Vorhof
zurückströmt (Ventrikeldruck zu dieser Zeit über dem
Vorhofdruck!).
Eine Aortenklappeninsuffizienz ist dagegen vor
allem in der Diastole auskultierbar: Das Punctum
maximum dieses hochfrequenten, hauchenden Geräuschs liegt im dritten Interkostalraum parasternal.
Bei höhergradigen Aortenklappeninsuffizienzen findet sich auch eine systolische Komponente mit
Punctum maximum im zweiten Interkostalraum parasternal.
Die Mitralklappenstenose ist durch einen sogenannten Mitralöffnungston und ein rumpelndes,
tieffrequentes Geräusch während der Füllungsphase
mit Punctum maximum über der Herzspitze gekennzeichnet, an das sich ein frühsystolisches Crescendo
anschließt.
Abb. 2: Schallphänomene im Verlauf des Herzzyklus.
(Verändert nach: Klinke, Silbernagl: "Lehrbuch der Physiologie"
HZ 9
Herzzeitvolumen
Bestimmung des HZV
Das Herzzeitvolumen ist definiert als Produkt aus Schlagvolumen und Herzfrequenz. Es wird normalerweise in Litern pro Minute angegeben und beträgt in Ruhe ca. 5 l/min. Bei schwerer Muskelarbeit
kann das HZV auf über 25 l/min ansteigen. Für die Bestimmung des HZV existieren verschiedene
Möglichkeiten, als klassische Methode gilt die Anwendung des Fickschen Prinzips, die früher als
„Goldstandard“ diente. Heute benutzt man in erster Linie bildgebende Verfahren oder die Indikatordilution.
a) Messung des Schlagvolumens
Durch nichtinvasive bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die
Echokardiographie lassen sich das enddiastolische und das endsystolische Volumen im Ventrikel bestimmen. Aus der Differenz der Messwerte ergibt sich das Schlagvolumen. Ist das Schlagvolumen
bekannt, errechnet sich das HZV durch Multiplikation mit der Herzfrequenz. Die Herzfrequenz kann
auskultatorisch oder palpatorisch bestimmt werden oder auch durch das Ausmessen eines EKG.
b) Messung der Strömungsgeschwindigkeit
Die Doppler-Ultrasonographie ermöglicht es, die Flussgeschwindigkeit in der Aorta zu bestimmen.
Gekoppelt mit einer Ultraschall- oder echokardiographischen Messung des Aortendurchmessers kann
man damit die Volumenstromstärke – also das HZV – als mittlere Geschwindigkeit mal Querschnittsfläche errechnen. Beträgt die Flussgeschwindigkeit beispielsweise 27 cm/s und der Aortendurchmesser 2 cm (=> Aortenquerschnittsfläche = 3,14 cm2), ergibt sich daraus ein HZV von ca. 85 ml/s oder
5,1 l/min.
c) Indikatordilution, insbes. Thermodilution
Diese Methode basiert auf der Verdünnung (= Dilution) eines Indikators im menschlichen Blut, dessen
Konzentration über die Zeit hinweg gemessen wird.
Die Konzentration (C) ist definiert als Indikatormenge (m) geteilt durch das Blutvolumen (V), in dem
sich der Indikator verteilt hat. Daraus ergibt sich durch Umformen:
(1)
V=
m
C
Wird nun ein Indikator in den Volumenstrom injiziert, und an einem Punkt stromabwärts die Indikatorkonzentration gemessen, so kann eine transiente Konzentrationsänderung als Kurve aufgezeichnet
werden, während der Indikator den Messfühler passiert. Der Zeitverlauf der Signaländerung und somit
die Fläche unter der Kurve ist abhängig von der Volumenstromstärke: Je schneller das Blut strömt,
umso kürzer bleibt der Indikator im Messbereich, und umso kleiner ist die Fläche unter der MessKurve, also das Integral. Dieses ist umgekehrt proportional zur Volumenstromstärke. Unter Einbeziehung von Formel (1) lässt sich die Volumenstromstärke und damit das HZV wie folgt berechnen:
(2)
HZV =
mIndikator
V
=
t
⋅t
∫C
Indikator
Dabei entspricht das Integral der Indikatorkonzentration über die Zeit der Fläche unter der Kurve.
Bei der Thermodilution dient die Temperatur einer eiskalten physiologischen Kochsalz- oder 5 %igen
Glucose-Lösung als Indikator. In der Klinik wird dieser Kälteindikator appliziert, indem ein definier-
HZ 10
Herzzeitvolumen
tes Volumen mit einem Katheter rasch in den rechten Herzvorhof injiziert wird. (Da die Förderleistungen des rechten und linken Herzens nahezu gleich sind (s. o.), lässt sich durch die Thermodilution
auch auf die Förderleistung des linken Ventrikels schließen.) In der mehr distal gelegenen Pulmonalarterie registriert ein Thermistor (= Messfühler) des Katheters das Vorbeiströmen des Indikatorbolus
als ein Absinken der Bluttemperatur. Dabei wandelt der Thermistor die thermischen in elektrische
Signale um, die von einem Computer als Temperatur-Zeit-Diagramm aufgezeichnet werden (Abb. 3).
a)
b)
Abb. 3: a) Lage des Thermodilutionskatheters im Herzen
b) Temperatur-/Zeit-Diagramm (Achtung: Temperaturabfall nach oben aufgetragen!): Nach der
Injektion registriert der Thermistor einen Temperaturabfall solange der Kältebolus den Messfühler passiert.
Bei der Thermodilution entspricht die Menge der zugeführten „Kälte“ dem Produkt aus dem Injektionsvolumen und der Temperaturdifferenz zwischen Injektionslösung (z. B. 0 °C) und Blutstrom (z. B.
37 °C) (Volumen Indikator · Temperaturdifferenz ∆T0). Die Konzentration des Indikators im Verteilungsvolumen entspricht dann der dort erzielten Temperaturdifferenz ∆T. Im Temperatur-Zeit-Diagramm
lässt sich im Zeitraum, den der Kältebolus braucht, um den Thermistor zu passieren, ein transienter
Abfall im Kurvenverlauf erkennen = (transiente Konzentrationsänderung). Aus der Fläche unter der
Temperatur-Zeit-Kurve, also dem Integral von T·t, und der zugegebenen Indikatormenge lässt sich
analog zu Formel (2) das HZV wie folgt berechnen:
(3)
HZV =
VIndikator ⋅ ∆T0 [ml ⋅ °C]
∫ T ⋅ t [°C ⋅ s]
Da das HZV normalerweise in Litern pro Minute angegeben wird, muss der anhand von Formel (3)
ermittelte Wert anschließend auf die gängigen Maßeinheiten umgerechnet werden.
Neben der Temperatur sind auch Farbstoffe oder radioaktive Substanzen als Dilutionsindikatoren geeignet, wenn sie den Plasmaraum während der Messung nicht verlassen und ihre Konzentration einfach zu bestimmen ist (z. B. photometrisch).
HZ 11
Herzzeitvolumen
e) Ficksches Prinzip
Adolf Fick postulierte 1870, dass die Menge Sauerstoff, die der Blutkreislauf pro Zeit aus der Lunge
aufnimmt, der Differenz von pulmonalem O2Ausstrom und O2-Einstrom entspricht. Da der pulmonale Blutfluss der Auswurfleistung des rechten
Ventrikels entspricht (und damit auch der des linken
Ventrikels), bietet sich hier ein Weg an, das HZV zu
bestimmen. Dies ist in nebenstehender Abbildung
illustriert. Die O2-Menge, die pro Minute vom venösen Blut in die Lungen einfließt, ist Blutfluss (Q)
mal venöse O2-Konzentration (Cv):
Einnahme J (20 €/min)
•
(4)
O2 Zufluss = Q ⋅ CV
Ebenso verhält es sich mit der O2-Menge, die pro
Minute aus den Lungen mit dem Blut herausfließt;
sie ist gleich Blutfluss mal arterielle Sauerstoffkonzentration
(1€/Mann)
(5 €/Mann)
•
(5)
O2 Abfluss = Q ⋅ C A
Die Sauerstoffmenge, die vom Blut während der
Passage durch die Lungen aufgenommen wird, berechnet sich dementsprechend aus O2-Zufluss – O2Abfluss. Im Gleichgewichtszustand muss diese O2Aufnahme gleich der O2-Abgabe aus dem Alveolargas in den Lungen sein. Daher gilt:
•
(6)
•
•
V O 2 = Q ⋅ Ca − Q ⋅Cv
oder als arteriovenöse Konzentrationsdifferenz
•
(7)
•
V O 2 = Q ⋅ (Ca − Cv )
Abb. 4: Anwendung des Fickschen Prinzips
zur Messung des pulmonalen Blutflusses (a):
PA, Pulmonalarterie; PV, Pulmonalvenen.
Das Ficksche Prinzip ist recht allgemein und
ließe sich z.B. auch anwenden, um den
Strom von Menschen beim Eintritt in ein
Fußballstadion zu messen (b): Der Materialfluss (Geld) bewegt sich hier in die entgegengesetzte Richtung wie der Sauerstoff in der
Lunge. Wenn 20 Euro pro Minute eingenommen werden und jede Person um 4 Euro
ärmer herauskommt, ist der Menschenstrom
fünf Personen/min. Analoge physiologische
Situationen sind u.a. die Passage von CO2
aus dem Blut ins Alveolargas und von Glucose aus dem Blut in den Muskel.
Das ist die Ficksche Gleichung: Sie besagt, dass die O2-Aufnahme aus dem Alveolargas pro Minute
(ml/min) gleich dem pulmonalen Blutfluss (l/min) mal der arteriovenösen Differenz des O2-Gehalts
(ml/l) ist. Da der pulmonale Blutfluss der Auswurf des rechten Ventrikels ist, kann Gleichung (4) umgeformt werden zu:
(8)
•
[
]
 l 
V O2
O2 - Aufnahme ml ⋅ min -1
Q=
= HZV 
=

-1
Ca - Cv
 min  (art. O2 - Gehalt) - (ven. O2 - Gehalt) ml ⋅ l
•
[
]
Der O2-Verbrauch (d. h. die O2-Aufnahme aus der Atemluft) lässt sich dabei mit einem Spirometer
ermitteln. Zur Bestimmung des arteriellen O2-Gehalts wird Blut aus der Brachial-, Radial- oder Femoralarterie entnommen. Der gemischt-venöse O2-Gehalt wird aus pulmonalarteriellem Blut bestimmt,
das mittels eines Herzkatheters entnommen wird.
HZ 12
Herzzeitvolumen
Die Ficksche Methode war lange Zeit der Maßstab, an dem andere Methoden gemessen wurden. Sie
hat jedoch ihre Grenzen. Sie ist langsam und kann kurzfristige Änderungen im Schlagvolumen nicht
erfassen. Die Methode ist nur aussagekräftig für den Gleichgewichtszustand, d.h. die frühe Änderung
des HZV bei Arbeit kann damit nicht gemessen werden. Die Methode ist invasiv und kann bei schwerer Arbeit nicht eingesetzt werden, da der Herzkatheter in einem heftig schlagenden Herzen Arrhythmien verursacht.
Beispielrechnung
Ein Mensch nimmt in Ruhe ungefähr 250 ml O2 pro Minute aus dem Alveolargas auf. Das arterielle
Blut enthält 195 ml O2 pro Liter, während das venöse Mischblut in der Pulmonalarterie 145 ml O2 pro
Liter enthält. Aus jedem Liter Blut werden also 50 ml O2 entnommen d. h. (Ca – Cv) = 50 ml/l. Daraus
errechnet sich nach Gleichung (5) ein HZV von 250/50 l/min = 5 l/min. Bei Kenntnis der Herzfrequenz lässt sich daraus das Schlagvolumen des Herzens berechnen:
(9)
HZV = Schlagvolumen x Herzfrequenz bzw. SV = HZV / HF
d. h. dass bei einer normalen Herzfrequenz von 70 Schlägen pro Minute das Schlagvolumen 71.5 ml
beträgt.
Das Ficksche Prinzip im Allgemeinen
Das Ficksche Prinzip ist allgemeingültig und lässt sich auf jedes durchblutete Organ anwenden, in
dem in einem Fließgleichgewicht Stoffe oder Wärme ausgetauscht werden. Allgemein gesprochen ist
der Fluss von Material oder Wärme zwischen der Flüssigkeit und dem durchbluteten Organ gleich
dem Flüssigkeitsstrom multipliziert mit der Konzentrationsänderung zwischen Zufluss und Abfluss:
•
(10)
J = V ⋅ ( C aus − C ein )
Wie aus Abbildung 1 ersichtlich, trifft das Ficksche Prinzip sogar für den Zufluss von Geld am Eingang eines Fußballstadions zu. In der Physiologie wird das Ficksche Prinzip z. B. dazu eingesetzt, um
mit Messungen des Blutstroms und der arteriovenösen Konzentrationsdifferenz die Menge eines Stoffes − zum Beispiel Glucose oder Fettsäuren − zu bestimmen, die ein Organ in einer definierten Zeit
aufnimmt.
HZ 13
Herzzeitvolumen
Aufgabe 1: Bestimmung des Herzzeitvolumens mittels Thermodilution
Prinzip
Im Praktikum wird der menschliche Kreislauf durch ein vereinfachtes Modell repräsentiert (Abb. 5):
Eine Pumpe fördert Leitungswasser über einen kurzen Schlauch in eine Mischkammer (= rechte Herzkammer). Die Injektion des Kältebolus in das Schlauchstück erfolgt über den Injektionshahn. Nach der
Mischkammer fließt das Wasser frei in die Vorratsflasche und passiert auf dem Weg dorthin den
Thermistor des Thermodilutionskatheters. Die Vorrratsflasche wiederum ist frei mit der Pumpe verbunden, deren Leistung sich indirekt über den Quetschahn regulieren lässt: An ihm sind im Versuch
verschiedene Flussgeschwindigkeiten und damit quasi verschiedene Fördervolumina der Pumpe einzustellen.
Thermistor
Mischkammer
Quetschhahn
Vorratsflasche
Pumpe
Abb. 5: Schema des im Praktikum verwendeten Kreislaufmodells
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Injektionsort
Herzzeitvolumen
Versuchsdurchführung
1. Die Ausgangstemperatur des Wassers im Kreislaufsystem wird per Alkoholthermometer ermittelt
und im Ergebnisteil in der Tab.1 protokolliert. Die Temperatur des Eiswassers beträgt 0°C.
2. Jetzt ist mit Hilfe des Quetschhahnes ein Fördervolumen von ungefähr 1,4 l/min einzustellen. Das
exakte Fördervolumen muss mit Uhr und Messzylinder genau bestimmt werden. Dazu Kreislaufsystem öffnen und per Schlauch für 30 sec Wasser in den Messzylinder leiten (Anschließend
Wasser in den Kreislauf zurückgeben!). Fördervolumen auf 1 Minute hochrechnen, der Wert soll
höchstens 1,5 Liter pro Minute betragen. Den gemessenen Wert des Fördervolumens bitte auch in
die Tab.1 des Ergebnisteils eintragen.
3. Nun wird das HZV durch Thermodilution bestimmt: Am Computer auf das Symbol „Start“ klikken. Die Wassertemperatur wird als rote Kurve über die Zeit hinweg aufgezeichnet, die Messung
wird durch Anklicken von „Files“ und „Save as“ unter dem Namen HZV_DD_MM_JJ (z.B.
HZV_09_11_06) auf der Festplatte: (E) Studierende
Ordner: HZV-Praktikum
Unterordner: HZV_Praktikum_2006 gespeichert
(später während des Versuchs jede Messung immer wieder zwischenspeichern!)
4. Start der ersten Messung durch Zugabe von 20 ml Eiswasser (0°C) mit einer Spritze über den Injektionshahn. Dieses Vorhaben ist zunächst im Commentfeld des Computers stichpunktartig zu
vermerken (z.B. als: 20 ml 0°C H2O). Zeitgleich zur Injektion wird durch Betätigen der EnterTaste ein Marker innerhalb der Temperaturkurve gesetzt. Die Temperatur sinkt zunächst deutlich
ab, wenn der Bolus den Messfühler passiert, um sich dann auf ein neues Gleichgewicht einzupendeln. Dieses liegt durch die Eiswasserzugabe (= Temperatursenkung im Kreislaufsystem) unter dem Ausgangswert.
5. Um das HZV nach Formel (3) berechnen zu können, muss die Fläche unter der Temperatur/ZeitKurve durch Integration bestimmt werden. Diese Berechnung führt der Computer aus, wenn der
Bereich der Messkurve vom Beginn des Temperaturabfalls bis zum Erreichen des neuen Gleichgewichtszustandes mit der linken Maustaste markiert wird. (Die Markierung sollte nach oben und
unten über den Kurvenverlauf hinausgehen; ein Positionskreuz, das auf der Kurve erscheint, erleichtert das Treffen von Anfangs- und Endpunkt der Markierung.) In dem „Mini-Window“ innerhalb des Bildschirms erscheint der Wert für das entsprechende Integral (z.B. –23,54 °C), der
für die anschließende Berechnung des HZVs im Ergebnisteil zu protokollieren ist.
6. Nachdem sich das neue Gleichgewicht eingestellt hat, kann die zweite Messung gestartet werden.
Zunächst wieder die Ausgangstemperatur des Wassers im Kreislaufsystem messen und notieren,
dann bei gleicher Förderleistung wieder 20 ml Eiswasser injizieren und wie unter Punkt (4) und
(5) beschrieben weiter verfahren.
7. Anschließend Computeraufzeichnung durch den Stop-Button anhalten und Fördervolumen durch
Zudrehen des Quetschhahnes auf ca. 1,2 l/min bzw. anschließend 0,6 l/min verringern (mit
Stoppuhr und Messzylinder überprüfen und protokollieren.)
Tipp am Rande: Fördervolumina unter 0,5 Litern pro Minute führen zu einem sehr langsamen Versuchsablauf und sollten vermieden werden. Computeraufzeichnung wieder starten und auch für die
verringerten Fördervolumina jeweils zweimal den Temperaturverlauf ermitteln. Zuletzt Computeraufzeichnungen durch Stop-Button beenden und abspeichern.
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Herzzeitvolumen
Ergebnisse und Auswertung: Bestimmung des HZV
Tab. 1: Fläche unter der Temperatur/Zeit-Kurve bei verschiedenen Fördervolumina
1. Messung
Fördervolumen
[l/min]
AusgangsTemperatur
[°C]
Das HZV wird nach Formel:
2. Messung
Fläche unter der
Temperatur/ZeitKurve (∫ T t)[°Cs]
HZV =
AusgangsTemperatur
VIndikator ⋅ ∆T0 [ml ⋅ °C]
∫ T ⋅ t [°C ⋅ s]
[°C]
Fläche unter der
Temperatur/ZeitKurve(∫ T t) )[°Cs]
ermittelt.
VIndikator = 20 ml
∆T0 = (Ausgangstemperatur [°C] – Temperatur des Eiswassers , dies entspricht 0°C)
Tab. 2: Vergleich der durch Thermodilution ermittelten HZV-Werte
Fördervolumen
[l/min]
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HZV per Thermodilution
HZV per Thermodilution
1. Messung
2. Messung
[ml/sec]
[l/min]
[ml/sec]
[l/min]
Herzzeitvolumen
Aufgabe 2: Herztöne abhören und Herzfrequenz ermitteln
Versuchsdurchführung und -ergebnis:
Hören Sie sich gegenseitig ab. Versuchen Sie dabei jeweils den ersten und den zweiten Herzton auskultatorisch zu erkennen. Überlegen Sie, wo die besten Auskultationsorte für beide Herztöne liegen,
und überprüfen sie dies mit dem Stethoskop.
Die Bestimmung der Herzfrequenz als Schläge pro Minute kann entweder über die Herztöne (auskultatorisch) oder über den Puls (palpatorisch) erfolgen. Beide Methoden sollen bei einer Versuchsperson
angewandt werden.
Herzfrequenz auskulatorisch:
min-1
Herzfrequenz palpatorisch:
min-1
(Schläge
pro
Minute)
(Schläge pro Minute)
Aufgabe 3: Herztöne und Herzgeräusche ermitteln
Herzgeräusche werden durch Turbulenzen (Strudelbildungen) des Blutstroms hervorgerufen, welche
meist an defekten Herzklappen auftreten. Dabei werden Stenose (Klappenverengungen) und Insuffizienzen (fehlender Klappenschluß) unterschieden.
Wir haben für Sie 5 Töne in einer Power-Point-Präsentation vorbereitet. Versuchen Sie, auch mit Hilfe Ihres Skriptes, zuzuordnen, bei welchem Ton es sich um eine : Aortenklappenstenose, Mitralklappeninsuffizienz, Aortenklappeninsuffizienz, Mitralklappenstenose oder auch um einen normalen
Herzton handelt.
Versuchsdurchführung:
•
Starten des Notebooks; Zugang: HK-Praktikum, Passwort: physio
•
Gehen Sie auf den Icon: Herztöne und Herzgeräusche
•
In der Power-Point-Präsentation sehen Sie 5 Töne, die Sie durch draufklicken anhören
können:
HZ 17
Herzzeitvolumen
•
Setzen Sie die Kopfhörer auf
•
Tragen Sie in die unten stehende Tabelle ein, um was für Töne oder Geräusche es sich handelt:
Ton
Ton 1
Ton 2
Ton 3
Ton 4
Ton 5
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Vermuteter Herzton bzw. Herzgeräusch
Herzzeitvolumen
Klinisches Kernwissen: Herzinsuffizienz (Ulrich Decking, 2005)
Definition
Herzinsuffizienz ist ein komplexes klinisches Syndrom, das sich in Folge struktureller oder funktioneller Störungen des Herzens entwickelt. Hier sind entweder die Füllung des Ventrikels oder seine Fähigkeit, Blut auszuwerfen, beeinträchtigt. Die Hauptsymptome der Herzinsuffizienz sind Dyspnoe
(Atemnot), und Abgeschlagenheit, die die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können, sowie Flüssigkeitsretention, die ein Lungenödem oder periphere Ödeme zur Folge haben kann. Die
Symptome der einzelnen Patienten können aber unterschiedlich sein. Während manche Patienten
unter einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit leiden, aber keine Ödeme aufweisen, klagen andere
über Ödeme, aber vielleicht nicht über Luftnot und Abgeschlagenheit.
Häufigkeit
Die Herzinsuffizienz ist eine häufige Erkrankung, insbesondere im höheren Lebensalter. In Europa
leider etwa 10 Millionen Menschen unter Herzinsuffizienz, zwischen dem 65. und 75. Lebensjahr sind
2 – 5 % der Bevölkerung betroffen und bei den über 80-jährigen 10%. Männer sind häufiger betroffen
als gleichaltrige Frauen (1.5 : 1).
Ursachen / Pathophysiologie
Die Ursachen lassen sich im wesentlichen in drei Gruppen zusammenfassen:
- Primär myokardiale Erkrankungen: hierzu zählen der Herzinfarkt, die Myokarditis, Brady- und
Tachykardie und Herzrhythmusstörungen
- Erkrankungen der Herzklappen und des Kreislaufsystems: z.B. Aortenklappenstenose oder
Mitralklappeninsuffizienz , arterielle Hypertonie oder die hypertone Krise
- Störungen des Perikards und seiner Funktion: z.B. diastolische Behinderung der Ventrikelfüllung
bei einer Herzbeuteltamponade nach akutem Myokardinfarkt.
Die häufigste Ursache einer Herzinsuffizienz in westlichen Ländern ist die koronare Herzerkrankung
(54-70%), die bei 35-52% dieser Patienten von einer arteriellen Hypertonie begleitet ist. Tatsächlich
aber können fast alle Erkrankungen des Herzens in eine Herzinsuffizienz münden.
Abhängig davon, ob der linke oder der rechte Ventrikel primär betroffen ist, spricht man von Linksbzw. Rechtsherzinsuffizienz. Im Weiteren unterscheidet man auch eine diastolische von einer systolischen Herzinsuffizienz.
Bei einer diastolischen Herzinsuffizienz ist vor allem die ventrikuläre Füllung eingeschränkt, z.B. auf
Grund einer erhöhten Ventrikelsteifigkeit. Es ist somit ein erhöhter enddiastolischer Druck auch für ein
normales endsystolisches Volumen erforderlich, was in den zuführenden Gefäßen einen Druckanstieg
und in den vorgeschalteten Austauschgefäßen (Kapillaren) eine erhöhte Filtration zur Folge hat. Infolgedessen hat das sogenannte Rückwärtsversagen eine Flüssigkeitsretention zur Folge, die den Körperkreislauf (z.B. Beinödem) und häufiger den Lungenkreislauf (Lungenödem) betreffen kann und hier
auch zur Dyspnoe führt.
Bei der häufigeren systolischen Herzinsuffizienz ist die eigentliche Pumpfunktion beeinträchtigt. Entweder kann ein normales Schlagvolumen nur durch ein erhöhtes enddiastolisches Volumen aufrecht
erhalten werden (Frank-Starling-Mechanismus), oder ist trotz dieses Kompensationsmechanismus
bereits eingeschränkt. Dann könnte das HZV durch Aktivierung des Sympathikus mit Herzfrequenzsteigerung und des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems aufrecht erhalten werden. Aber schon hier
wäre die körperliche Belastbarkeit eingeschränkt. Die Patienten ermüden schon nach kurzen Wegstrecken, können zum Beispiel nicht mehr als zwei Treppen steigen, und berichten über Kurzatmigkeit. Kann das HZV schon in Ruhe nicht mehr aufrecht erhalten werden, liegt bereits hier eine Atemnot vor.
Diagnostik
Das Lungenödem kann man einerseits nachweisen durch ein Röntgenbild (vermehrte Zeichnung der
Lungengefäße) und andererseits auskultatorisch durch feuchte Rasselgeräusche über der Lungenbasis. Die Patienten schlafen dann meist mit aufrechtem Oberkörper. Diese Haltung vermindert den
venösen Zufluss zum rechten Herzen und den kapillären Druck in den oberen Lungenpartien und trägt
so zu einer Reduktion des Lungenödems in diesem Bereich bei. Darüber hinaus stellt sich bei den
Patienten ein stetiger und trockener Husten ein, der Asthma cardiale genannt wird.
Schlagvolumen, endsystolisches und enddiastolisches Volumen und die Ejektionsfraktion (normal
60% bei Herzinsuffizienz unter 45% können mit der Echokardiographie bestimmt werden. Diese Größen und das Herzgewicht können sehr zuverlässig auch mit der Magnetresonanz-Bildgebung bestimmt werden, die sich zunehmend zum „Goldstandard“ entwickelt, aber sehr aufwändig ist.
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Herzzeitvolumen
Die wichtigste invasive Methode ist der Rechtsherzkatheter. Mit diesem werden das HZV und die
Blutdrücke im rechten Herzen sowie in der A. pulmonalis (enddiastolischer Druck und kapillarer Verschlussdruck) bestimmt. Während der Rechtsherzkatheter bei intensivpflichtigen Patienten zum Teil
permanent liegt, um jederzeit das HZV bestimmen zu können, kommt der Linksherzkatheter z.B. bei
der präoperativen Abklärung zum Einsatz. Dieser kommt auf der arteriellen Seite des Gefäßbettes zu
liegen. Hiermit kann man im linken Ventrikel den enddiastolischen Druck, die Druckanstiegsgeschwindigkeit und den maximalen systolischen Druck bestimmen, und unter Einsatz von Kontrastmitteln das
Schlagvolumen, systolische Auswurfgeschwindigkeit, Auswurffraktion, Schlagarbeit und Koronarstatus, bestimmen.
Therapie
Das Ziel der konservativen Therapie besteht darin, die Sterblichkeit zu senken, die Einweisungen ins
Krankenhaus zu vermindern, die weitere Verschlechterung der Herzinsuffizienz zu hemmen und die
Beschwerden des Patienten zu bessern. Daher sollten je nach Ursache die arterielle Hypertonie behandelt, ein Diabetes mellitus gut eingestellt, eine Koronare Herzerkrankung therapiert oder Klappenerkrankungen chirurgisch angegangen werden (Kausale Therapie). Die Gabe von ACE-Hemmern
ist in jedem Stadium der Herzinsuffizienz angebracht, und bei Symptomen der betroffenen Patienten
auch die Gabe von ß-Blockern. Diuretika, z.B. Schleifendiuretika kommen bei Hypertonie oder Flüssigkeitsretention zum Einsatz. Nur in akuten Notfällen werden Katecholamine zur Verbesserung zur
Pumpleistung gegeben – diese erhöhen zugleich den Energiebedarf des Herzens und begünstigen die
Progression der Erkrankung.
(Ulrich Decking, 2005)
s.auch: Leitlinien „Chronische Herzinsuffizienz“ : http://www.dgk.org/leitlinien/LeitlinienHerzinsuffizienz.pdf
ACC/AHA Guideline Update for the Diagnosis and Management of Chronic Heart Failure in the Adult:
http://www.acc.org/clinical/guidelines/failure/index.pdf
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