1 Bogenlängen der Funktionsgraphen elementarer Funktionen Zu den elementaren Funktionen sollen in diesem Text die folgenden [nicht linear kombinierten] Funktionen und ihre Umkehrfunktionen gehören: Potenzfunktionen Logarithmusfunktionen Kreisfunktionen [sin, arctan, sec,csc] Hyperbelfunktionen [sinh, cosh, artanh, arcoth,sech, csch]. Ausgehend von Riemannschen Summen der Form ∑√(βx²+βy²) entsteht für die Bogenlängen sa..b des Graphen einer reellwertigen Funktion f zwischen (a,f(a)) und (b,f(b)), a<b, der Integralausdruck: π π π..π = οΏ½ οΏ½1 + π ′ (π₯)² ππ. π Für die Funktion f:xβ¦x3/2 z.B. ist f‘(x)² = 9x/4, daher π π π..π = οΏ½ οΏ½ 1 + 9π₯/4 ππ = 0 1 3 οΏ½√4 + 9π − 8οΏ½. 27 Unproblematisch ist die Berechnung der Größenordnung der Bogenlängen für die Potenzfunktionen mit Exponenten größer als 1. Partielle Integration bringt π π π 0..π = οΏ½ οΏ½ 1 + π²π₯ 2(π−1) ππ = ποΏ½ 1 + π²π 2(π−1) − οΏ½ woraus 0 0 π 0..π π²(π − 1)π₯ 2(π−1) οΏ½ 1 + π²π₯ 2(π−1) 1 π 1−π π = οΏ½ 1 + π²π 2(π−1) + οΏ½ ππ π 0 οΏ½ 1 + π²π₯ 2(π−1) ππ, folgt. Damit ist s0..b größer als ba, also größer als der Funktionswert an der Stelle x=b. Eine Abschätzung nach oben erhalten wir durch π 0..π < bοΏ½ 1 + π 2(π−1) + π = π π οΏ½ 1 + π 2(1−π) + π < π π οΏ½1 + Damit gilt 1 2π 2(π−1) + 1 π π−1 s0..b = ba + O(b1-a) (bzgl. b→∞) und π₯π₯π₯π→∞ οΏ½ < π π (1 + ππ..π ππ = π. 1 π π−1 β√2 )². 2 Für a=π und b=10 z.B. wird 10π = 1385,45… und s0..10 = 1386,14… Bei den Potenzfunktionen xβ¦xa mit Exponenten a größer als 1 ist also der Funktionswert an der Stelle x=b für große b-Werte ungefähr so groß wie die Bogenlänge des Graphen zwischen dem Nullpunkt und dem Kurvenpunkt (b,ba). Im Unterschied zu Differentiationen führen bekanntlich Integrationen aus der Klasse der elementaren Funktionen heraus: die Bogenlängen von Ellipsen z.B. sind nicht mehr allein durch elementare Funktionen darstellbar. Die folgenden Überlegungen zeigen, dass allerdings nur wenige nichtelementare Funktionen hinzuzunehmen sind, um die Bogenlängenintegrale für die elementaren Funktionen damit ausdrücken zu können. Wir konzentrieren uns zunächst auf Potenzfunktionen mit positiven Exponenten. Offensichtlich ist die Bogenlänge zwischen (0,0) und (b,ba) des Graphen von xβ¦xa bei a>1 identisch mit der Bogenlänge des Graphen der Umkehrfunktion xβ¦x1/a zwischen (0,0) und (ba,b), weil die Funktionsgraphen sich an der Geraden y=x im x-y-Koordinatensystem spiegeln. Wir können uns daher bei der Bogenlängenberechnung auf die Potenzfunktionen mit Exponenten größer als 1 beschränken. In diesen Fällen sind s0..b eigentliche Integrale. Unter der Bedingung aβba-1 ≤ ε<1 sind für 0≤x≤b die Terme a²x2(a-1) nicht größer als ε und daher kann der Integrand von s0..b in eine Potenzreihe bzgl. a²x2(a-1) entwickelt werden. Unter dieser Einschränkung ist die Reihe absolut konvergent und daher können die Summanden einzeln integriert werden. Für kleine b-Werte erhalten wir dann die folgende Darstellung durch eine Potenzreihe: π 0..π π ∞ ∞ 1 1 π2π π 2(π−1)π 2π 2(π−1)π = οΏ½ οΏ½ οΏ½2 οΏ½ π π₯ ππ = π β οΏ½ οΏ½2οΏ½ . 2(π − 1)π + 1 0 π=0 π π=0 π Aus dieser Darstellung geht ein Zusammenhang mit der Gaussschen Reihe 1+ πΌβπ½ πΎ x+…+ πΌβ(πΌ+1)β…β(πΌ+π−1)βπ½β(π½+1)β…β(π½+π−1) π₯ π β π! πΎβ(πΎ+1)β…β(πΎ+π−1) +β― hervor. Diese Reihe hat sich als Lösung der sog. hypergeometrischen Differentialgleichung x(x-1)y‘‘ +((α+β+1)x-γ)y‘+αβy=0 bewährt und ist mannigfach untersucht worden. Sie bildet den Keim einer die elementartranszendenten Funktionen umfassenden dreiparametrigen (α,β,γ)-Funktionenklasse. Der Mathematiker Pfaff hat dafür die Benennung hypergeometrische Funktion eingeführt und hypergeom ist auch der Funktionsname für Maple. Bezeichnet man die Koeffizienten vor xk in der Gaussschen Reihe mit ck, erhält man durch die Quotienten ck+1/ck eine einfache Beziehung zwischen den Exponenten k und den Parametern α, β und γ: ππ+1 (πΌ + π) β (π½ + π) = . (πΎ + π) β (π + 1) ππ Berechnet man solche Quotienten für die obige Reihe, erhält man 3 1/2 οΏ½ (2(π−1)π+1) π+1 1/2 οΏ½ οΏ½ (2(π−1)(π+1)+1) π οΏ½ Daran erkennt man π2 π 2(π−1) = 1 2 1 +π) 2(π−1) 2π−1 (π+1)( +π) 2(π−1) (π− )( οΏ½−π2 π2(π−1) οΏ½. α = -1/2, β = 1/(2a-2), γ = (2a-1)/(2a-2), x = -a²b2(a-1). Wir übernehmen die Bezeichnung für die Gausssche Reihe aus der Wikipedia und erhalten für kleine bWerte die Darstellung mit der hypergeometrischen Funktion 2F1: s0..b= bβ2F1(-1/2, 1/(2a-2); (2a-1)/(2a-2); -a²b2(a-1)) Bogenlängen der Potenzfunktionen mit positiven Exponenten können also (zunächst für kleine b-Werte) durch die hypergeometrische Funktion dargestellt werden. Um zu verstehen, dass dadurch s0..b auch für beliebige positive b dargestellt [und von Maple ausgewertet] werden kann, sind einige Überlegungen bzgl. analytischer Fortsetzungen erforderlich. Für a>1 ist xβ¦x2(a-1) um jede Stelle x>0 in eine Potenzreihe entwickelbar, weil x2(a-1) erklärt ist durch exp(2(a-1)β ln x) und ln x ist um jede Stelle x>0 in eine Potenzreihe entwickelbar. Die Radikanden 1+ a²x2(a-1) sind positiv im Reellen und daher ist auch die Quadratwurzel daraus um jede Stelle x>0 in eine Potenzreihe entwickelbar. Dadurch ist s0..b um jede positive Stelle b in eine Potenzreihe entwickelbar. In der Analysis gilt nun der Satz, dass zwei Funktionen, die in einem Intervall I durch Potenzreihen dargestellt werden können und an unendlich vielen Stellen eines abgeschlossenen und beschränkten Teilintervalls übereinstimmen, schon im Intervall I übereinstimmen. Die obige Gausssche Reihe ist somit für aβba-1 >1 zwar nicht mehr konvergent, aber als Anfangsdarstellung einer Funktion zu interpretieren, die für alle positiven b nicht nur erklärt, sondern auch lokal in Potenzreihen entwickelbar ist. Dazu sagt man: die Gausssche Reihe ist analytisch fortsetzbar. Maple erlaubt für b nicht nur beliebige positive reelle Werte, sondern auch komplexe Werte. Beim Anwenden ist dann aber Vorsicht angebracht, weil sowohl der komplexe Logarithmus als auch die Wurzelfunktion mehrdeutig sind. Wird die x-Achse als Realteil der Gaussschen Ebene x+iy angesehen, so gibt es ein Schlauchgebiet um die positive x-Achse, sodass 1+a²z2(a1) in diesem Schlauchgebiet lokal in Potenzreihen entwickelbar ist. Das Schlauchgebiet kann derart gewählt werden, dass dort auch |arg(z)| kleiner als π/(4a-4) ist. Dann ist offensichtlich Re(1+a²z2(a-1))>0 und der Radikand im Schlauchgebiet komplex-analytisch. Nach einem Satz von Cauchy führt jeder Weg von 0 zu einem b in diesem Schlauchgebiet zum selben Wert s0..b, wenn der Weg bis auf den Anfang, ganz im Schlauchgebiet verbleibt. Im Schlauchgebiet ist daher s0..b komplex-analytisch und somit steht eine Vielzahl numerischer Verfahren zur effizienten Auswertung zur Verfügung. Besteht kein strukturelles Interesse an den Stammfunktionen von s0..b, so sind die numerischen Auswertungsmöglichkeiten direkt über die Integrale, den Möglichkeiten über die hypergeometrischen Funktionswerte vorzuziehen. Eine Ausnahme ist der schon behandelte Fall a=3/2 und, wie gleich hergeleitet wird, der Fall a=2. Das durch die partielle Integration entstehende Integral lässt sich im Falle a=2 sofort durch die Umkehrfunktion des Hyperbelsinus ausdrücken: π οΏ½ 0 1/2 οΏ½1 + 4π₯² ππ = 1 arsinh(2π). 4 4 Damit ist für a=2 π 0..π = π arsinh(2π) οΏ½1 + 4π² + . 2 4 Für b=10 erhalten wir den Wert 101,047… und erkennen, dass die hypergeometrische Funktion die Umkehrfunktion des Hyperbelsinus umfasst. In der Wikipedia ist aufgeführt, wie die Exponentialfunktion, ihre Umkehrfunktion, der Logarithmus, und die allgemeine Potenzfunktion aus der hypergeometrischen Funktion kombiniert werden kann. Damit umfassen die Kombinationen der hypergeometrischen Funktion [mit unterschiedlichen Parametern] sämtliche elementartranszendenten Funktionen. Der Fall a=3 zeigt, dass sogar eine spezielle Klasse von Elliptischen Funktionen sich aus der hypergeometrischen Funktion kombinieren lässt. Mit Hilfe von Maple erhält man z.B. die folgende Darstellung für die Bogenlänge bzgl. a=3: 1 π 0..π = π√1 + 9π 4 + 3 2 3 β F(b√3i ,i) √3i . Für b=10 ergibt sich der Wert 1001,219… F ist dabei das Elliptische Integral erster Art an der Stelle b√(3i) [Hauptwert] mit dem komplexen Parameter i [ √i ist nach DIN 13301 der sog. Modul k]. Ursprünglich waren für die Elliptischen Integrale [siehe dazu den Wikipedia-Text] komplexe Argumente nicht vorgesehen, weil zur Zeit der Einführung keine widerspruchsfreie Technik in den arithmetischen Anwendungen für komplexe Zahlen vorhanden war. Erst der Gausssche Begriff der komplexen Ebene sorgte für Korrektheit, der Umgang mit den Mehrdeutigkeiten erfordert jedoch auch unter Zuhilfenahme moderner algebraischer Computersysteme größte Sorgfalt, um sicher zu sein, dass die Integrationswege nicht über singuläre Stellen oder zu vermeidende Halbgeraden führen. Für die drei Arten Elliptischer Integrale verwendet Maple z.B. die Namen EllipticF, EllipticE und EllipticPi. Wir wollen diese auch von anderen Computeralgebrasystemen gebräuchlichen langen Namen nicht verwenden, halten uns bei den Definitionen jedoch an Maple, sehen für z, k und n nicht nur reelle Argumente vor und erklären: z F(z, k) = οΏ½ 0 dt οΏ½1 − t² β οΏ½1 − k²t² zοΏ½ E(z, k) = οΏ½ 0 π§ Π(z, n, k) = οΏ½ 0 1 − t²k² οΏ½1 − t² dt Elliptisches Integral erster Art dt Elliptisches Integral zweiter Art (1 − nt 2 ) β √1 − t 2 β οΏ½1 − k²t² Elliptisches Integral dritter Art Dabei variiert t zumeist auf der Strecke von 0 bis z in der Gaussschen Ebene. In unserem Fall a=3 also von 0 bis b√(3i)= b√3β(1+i)/√2, also auf der 45°-Geraden in der rechten Halbebene. Ist mit einem reellen positiven x<b t= xβ √(3i), so wird 1-t² zu 1−3x²i und 1−k²t² mit k=i zu 1+3x²i, das Produkt wird also reell gleich 1+9x4. Das Integral F(b√(3i),i) ist damit nichts anderes als 5 π √3π οΏ½ 0 ππ √1 + 9π₯ 4 und damit erhält man die Darstellung für s0..b. Längs des Integrationsweges liegen die beiden Radikanden in der rechten Gaussschen Halbene, es können also jeweils ihre Hauptwerte genommen und danach miteinander multipliziert oder die Radikanden sofort miteinander zu einem positiven Wert multipliziert und danach reell radiziert werden. Die Darstellung mit dem Modul k=i ist im vorliegenden Fall naheliegend, aber nicht die einzig mögliche. Ein üblicher Weg zur Erzeugung eines Radikanden (1-t²)(1-k²t²) in t aus einem normierten Polynom vierten Grades in x ist die Verwendung einer [komplex-linearen] Transformation x=(αt+β)/(γt+δ) mit komplexen Parametern α,β,γ,δ. Strebt man keinen komplexen Modul k an, sondern, wie früher allgemein üblich, 0<k<1, erhält man z.B. mit k=3-2√2 die folgende Darstellung für s0..b – b/3β√(1+9b4) 10 ππ ∫ 3 0 οΏ½1+9π₯ 4 2 = √3 9π οΏ½−8 + 6√2 β 4√8 β οΏ½πΉ οΏ½ π 4√8β οΏ½−8+6√2 β299 οΏ½301 − 20√3οΏ½, ποΏ½ − πΉ οΏ½ π 4√8 οΏ½−8+6√2 , ποΏ½οΏ½. Wir wenden uns den Potenzfunktionen mit negativen Exponenten a zu. Als Integrationsuntergrenze ist x=0 nicht mehr möglich, wir wählen deshalb x=1 und beschränken uns auf 0<b<1. Für x mit b<x<1 gilt dann und damit ist οΏ½1 + π²x 2(a−1) = οΏ½1 + a²/x 2(|a|+1) > οΏ½1 + π² 1 ∫π 1 οΏ½1+|π|οΏ½ππ οΏ½1+a²/x2(|a|+1) 1 ≤ οΏ½1 + |π|οΏ½ /οΏ½1 + π², sodass sich für die Bogenlänge sb..1 die Abschätzung ποΏ½1 + π²π 2(π−1) 1 ποΏ½1 + π²π 2(π−1) − οΏ½1 + π² < π π..1 < + |π| |π| οΏ½1 + π² gewinnen lässt. Für b nahe 0 wird der Grenzwert π₯π₯π₯ π→π+ ππ..π =π ππ für alle negativen a erhalten. Z.B. ist für a=- ½ und b=0,0001 sb..1= 99,3… und ba = 100. Um die hypergeometrische Funktion ins Spiel zu bringen, gehen wir von x=1 nicht nach links, sondern nach rechts, betrachten also b größer als 1, weil der Keim der Darstellung, vom Radikanden 1+a²x2(a-1) 6 ausgehend, nur für x2(|a|+1)>a² zu einer geometrischen Reihe führt, es liegt also z.B. für a²>1 in der Nähe von x=1 keine Konvergenz vor. Wir haben es nur mit analytischen Fortsetzungen zu tun, können aber die Überlegungen für a>1 übernehmen, da die zu bildenden Quotienten zu denselben Gaussschen Parametern führen und wir bekommen für a<0 die Darstellung s1..b= bβ2F1(-½, 1/(2a-2); (2a-1)/(2a-2); -a²b2(a-1)) − 2F1(-½ , 1/(2a-2); (2a-1)/(2a-2); -a²). Als Beispiel soll die Bogenlänge der Hyperbel y=1/x berechnet werden, und zwar zwischen (1,1) und (10, 1/10). Numerische Auswertung durch Maple ergibt für s1..10 10 ∫1 √1 + π₯ −4 ππ = 9,15262025.. Denselben Wert bringt Maple mittels der hypergeometrischen Funktionswerte heraus: s1..10 = 10β2F1(-½, -¼; ¾; -10-4) − 2F1(-½, -¼; ¾; -1) = 9,15262025. .. Der Zusammenhang des Integrals mit den elliptischen Funktionen ist naheliegend, aber nicht direkt offensichtlich. Durch partielle Integration entsteht jedoch sofort der Nenner √(1+1/x4) und die einfache Zerlegung x² zeigt √1 + x 4 =i −i β x² =i √1 + x 4 b οΏ½ 1 1 οΏ½(1 + ix 2 )(1 − ix 2 ) 2dx √1 + x −4 οΏ½1 − (1 + ix 2 )οΏ½ = i β ( 1 οΏ½(1 + ix 2 )(1 − ix 2 ) − √1 + ix 2 √1 − ix 2 ) = 2√i β (FοΏ½b√i, iοΏ½ − EοΏ½b√i, iοΏ½ − FοΏ½√i, iοΏ½ + EοΏ½√i, iοΏ½) und bei der einfachen Standardstellenzahl bringt Maple für die Bogenlänge eine Abweichung in der siebenten Nachkommastelle π 1..10 = √2 − 10οΏ½1 + 10−4 + 2√i β οΏ½FοΏ½10√i, iοΏ½ − EοΏ½10√i, iοΏ½ − FοΏ½√i, iοΏ½ + EοΏ½√i, iοΏ½οΏ½ = 9,152620172 … Wir wenden uns dem natürlichen Logarithmus zu. Die Bogenintegrale ∫ √(1+x-2 )dx sind sofort durch die hypergeometrische Funktion darstellbar. Eine geometrische Reihe des Radikanden entsteht, wenn x>1 ist, x-2k kann integriert werden, und analog zu den Überlegungen für die Potenzfunktionen erhält man nach Bildung der Quotienten aus den Koeffizienten s1..b = bβ2F1(-½, -½ ; ½ ; - b-2) - 2F1(-½, -½ ; ½ ; - 1) Aus Tabellen [z.B. Bronstein] oder Computeralgebrasystemen ist auch sofort eine elementare Stammfunktion zu erhalten und so wird 7 π π οΏ½π+ππ ππ..π = ∫π √π + π−π π π = ∫π π π π = √π + ππ − π₯π₯ π+οΏ½π+ππ π |π π = √π + ππ − π₯π₯ π+οΏ½π+ππ π − √π + π₯π₯(π + √π) Für b=10 z.B. bringt Maple bzgl. der Standardarithmetik für beide Ausdrücke s 1..b = 9,4172015… Unproblematisch sind Darstellungen s1..b für die Logarithmen zur Basis a>0, weil lediglich Skalierungen der Variablen auftreten, und unproblematisch sind auch Darstellungen s0..b für die Exponentialfunktionen, wie schon eingangs allgemein für Umkehrfunktionen erwähnt. Einfach sind ferner die Grenzwerte bei positiven Basen a≠1 aufgrund der Regel von de l‘Hospital limπ→∞ π 1..π π = 1 π’π’π’ limπ→π+ π 1..π β π = 0. Wir wenden uns den Kreisfunktionen zu, beginnen mit der Sinusfunktion und konzentrieren uns wegen der Periodizität auf Bogenlängen zwischen (0,0) und (b,sin(b)) bei 0<b≤π/2. Das Bogenlängenintegral für die Sinusfunktion ist bis auf den Faktor √2 mit dem Elliptischen Integral zweiter Gattung nach Legendre identisch. Solche Integrale sind erklärt durch die Legendre-Form [α wird im Handbook of Mathematical Functions von Abramowitz und Stegun Modularwinkel genannt; die Verwendung des Schrägstrichs zur Vermeidung von Kollisionen mit den nichttrigonometrischen Darstellungen wird hier von Abramowitz und Stegun übernommen] π πΈ(π\πΌ) = οΏ½ οΏ½1 − sin²πΌ β sin²π ππ. 0 (Analog ist F(φ\α) = ∫dϑ/√(1-sin²αβsin²ϑ) erklärt) Da für s0..b der Radikand 1 + cos²x = 2 – sin²x vorliegt, benötigen wir E(b\π/4) und erhalten π ππ..π = οΏ½ οΏ½π + πππ²π π π = √π β π(π\π/π) . π Aus Tabellen oder mit Maple erhalten wir z.B. für die Bogenlänge zwischen (0,0) und (π/2, 1) den Wert s0..π/2= 1,910098… Die Parametersubstitution k=sin(α) und die Variablensubstitution π‘ = sin(ϑ) => ϑ = arcsin(t) => πϑ ππ = 1 οΏ½1−π‘² 8 transformiert die Elliptischen Intergrale in Legendre-Form zu Integralen in algebraischer Form, wie sie die Computeralgebrasysteme (siehe S. 4) verwenden. Im vorliegenden Fall wird daher π s0..b =∫π οΏ½π + πππ²(π±) ππ = √2βE(sin(b), √½). Die Bogenlängenintegrale für arcsin, cos und arccos gehen aus dieser Darstellung offensichtlich hervor. Etwas aufwendiger ist die Situation für den Arkustangens und für die Sekans. Für arctan erhalten wir folgendes Bogenlängenintegral π π 0..π = οΏ½ οΏ½1 + 1/(1 + π₯ 2 )2 ππ. 0 Um die Elliptischen Funktionen der Computeralgebrasysteme mit komplexen Argumenten verwenden zu können, nehmen wir von vornherein eine komplexe Substitution vor: x= tβ√(i-1). Dann wird b √i−1 π 0..π = οΏ½ 0 √2i − 2 οΏ½1 − (1 − i)t 2 − i β t 4 dt . 1 − (1 − i)t 2 Der Radikand vor dem Differential dt ist das Produkt (1-t²)β(1-(-i)t²), also (1-t²)β(1-k²t²) mit k=√(-i). Um bei den folgenden Umformungen die Übersicht nicht durch triviale Notationen zu verlieren, versehen wir die Bezeichnungen E, F und Π nicht mit den Parametern 1-i, k und mit den Integrationsgrenzen 0 und b/√(i-1) , sondern setzen einfach Π = ∫ dt/(1 − (1 − i)t 2 )/οΏ½(1 − t 2 )/(1 − k 2 π‘ 2 ) , E = ∫ dt οΏ½1−k²t² οΏ½1−t2 , F = ∫ dt/οΏ½(1 − t 2 )(1 − k 2 t 2 ). Im vorliegenden Fall kann, wie im Reellen, auch im Komplexen von der Gleichheit √z=z/√z für z≠0 Gebrauch gemacht werden, weil wir nur mit Hauptwerten zu arbeiten haben, ebenso gilt das Produktgesetz √(zβw) = √zβ√w, falls |arg(z)+arg(w)|<π ist. Nun variiert t in der unteren rechten Hälfte der Gaussschen Ebene auf der -67,5°-Geraden, t² in der unteren linken Hälfte auf der -135°-Geraden, - t² +1 in der oberen rechten Halbebene unterhalb der 45°-Geraden, 1-k²t² in der unteren rechten Halbebene oberhalb der -45°-Geraden. Den Faktor √(2i-2) lassen wir zunächst unbeachtet und setzen I= s 0..b/√(2i-2). Zunächst formen wir derart um, dass der Radikand in den Nenner kommt. Dadurch kann sofort F abgetrennt werden: πΌ=οΏ½ ππ π²π‘ 4 ππ 1 − (1 − π)π‘ 2 + π²π‘ 4 β =πΉ+οΏ½ β 2 2 2 2 1 − (1 − π)π‘² 1 − (1 − π)π‘² √1 − π‘ √1 − π 2 π‘ 2 √1 − π‘ √1 − π π‘ Offensichtlich gilt k²t4 = -it4 = ( t²i − (1+(i−1)t²)t²i)/(i−1) und 9 somit Π − F = (1 − i) οΏ½ I=F+∫ −t²i/(i−1) οΏ½1−t²οΏ½1−k²t² π‘² ππ 1 − (1 − π)π‘² οΏ½1 − π‘²οΏ½1 − π²π‘² t²(1−i)/2 ππ +∫1−(1−i)t² nach Zerlegung von –t²i/(i–1) in (–(1–k²t²) +1)/(i–1) also I=F+ 1 (−E + π−1 F) + ½(Π− F) = 1+i 2 dt οΏ½1−t²οΏ½1+k²t² E− i F 2 , + ½Π. Um daraus s0..b zu erhalten, muss lediglich mit √(2i-2) multipliziert werden. Wir erhalten ππ..π = √ππ − π οΏ½ π+π π π π π π π¬οΏ½ , √−π οΏ½ − π οΏ½ , √−π οΏ½ + π· οΏ½ , π − π, √−π οΏ½οΏ½. π π √π − π π √π − π √π − π Für b=10 ergibt sich danach der Wert s0..10 = 10,347278… Da für den limb→∞√(1+1/(1+b²)²)= 1 gilt, ist nach der Regel von de l’Hospital Grenzwert limb→∞ s0..b/b = 1, also die Bogenlänge angenähert so groß wie b. Für die Sekansfunktion sec=1/cos entsteht für 0<b<π/2 das Integral π π 0..π = οΏ½ οΏ½1 + 0 sin²π₯ ππ cos 4 π₯ Aufgrund der Regel von de l‘Hospital erhält man für die Bogenlänge sofort einen Näherungswert in Form eines elementaren Ausdrucks , wenn b links nahe π/2 gelegen ist, durch tan(b), denn οΏ½πππ π (π) + π¬π¬π¬π (π) π¬π..π π (π) = π₯π₯π₯ πππ¬ = π. π πππ²(π) − πππ(π) π→ − π₯π₯π₯ π π→ π π Die numerische Auswertung bringt für b= 0,99βπ/2 die Werte s0..b= 63,258… und tan(b)=63,656… Die Bogenlänge s0..b lässt sich außer elementaren Funktionen durch Elliptische Integrale erster und zweiter Art darstellen. Wir beginnen mit der Substitution x= arcsin √u , transformieren die Integrationsgrenzen zu 0 und sin²b, erhalten 10 π in²π π 0..π = οΏ½ 0 οΏ½1 + π’/(1 − π’)² und nach elementaren Umformungen daraus π 0..π 1 1 2√π’ √1 − π’ ππ 2 1 sin²π ππ 1 sin π π’π’π’ = οΏ½ − οΏ½ . 2 2 0 √π’ − π’ √1 − π’ + π’2 (1 − π’)√π’ − π’2 οΏ½1 − π’ + π’² 2 0 Wir substituieren u=1/t, die Integrationsgrenzen werden ∞ und 1/sin(b)² und die Bogenlänge wird 1 ∞ π‘π‘π‘ 1 ∞ − οΏ½ π 0..π = οΏ½ 2 12 (π‘ − 1)√π‘ − 1√π‘ 2 − π‘ + 1 2 1 sin π sin²π ππ π‘√π‘ − 1οΏ½π‘² − π‘ + 1 Eine traditionell erfolgreiche Substitution solcher Integrale ist gegeben durch t=1+tan²(φ/2), weil dann dt/√(t-1)/√((t-1)²+t) zu dφ/√(1-k²sin²φ) transformiert wird, k= ½. Die neuen Integrationsgrenzen werden φ = π [ durch t=∞] und φ= π-2b [ durch cos(φ/2) = sin(b)= cos(π/2-b)]. Wir gelangen zu π 0..π φ φ οΏ½1 + tan²( 2 οΏ½ dφ cos²( )dφ 1 π 1 π 2 = οΏ½ − οΏ½ . 2 π−2b tan2 οΏ½φοΏ½ οΏ½1 − k 2 sin2 π 2 π−2b οΏ½1 − k 2 sin²π 2 Wird die Gleichheit 2cos(φ/2)²= 1+cos(φ ) verwendet, erhält man unter Abspaltung von F, der Elliptischen Funktion erster Art in trigonometrischer Fassung, π 0..π φ cot 2 οΏ½ 2 οΏ½ dφ 1 1 π cos(φ) dφ 1 π = F(2b\π/6) − οΏ½ + οΏ½ . 4 4 π−2b οΏ½1 − k 2 sin2 φ 2 π−2b οΏ½1 − k 2 sin2 φ Weil xβ¦2arcsin(½sin(x)) offensichtlich Stammfunktion zu xβ¦cos(x)/√(1-¼βsin²x) ist, kann das erste Integral in der letzten Darstellung von s0..b elementar dargestellt werden. Nach einem Konzept von I.W.Smirnow (Lehrgang der Höheren Mathematik, Teil III, 2) gilt das auch für das zweite Integral. Aus cot²(φ/2)= -1 + 1/sin²(φ/2) = -1 +2sin²(φ/2)βcos²(φ/2) + 1/sin²(φ/2) – cos²(φ/2)+cos²(φ/2)β(1-2sin²(φ/2)) = 1-2 + ½β4sin²(φ/2)βcos²(φ/2)+(1/sin²(φ/2)-cos²(φ/2))+½(cos(φ/2)/sin(φ/2))2sin(φ/2)cos(φ/2)(1-2sin²(φ/2)) = 1-2β(1-k²sin²φ)+(1-k²sin²φ)/sin²(φ/2) + ½cot(φ/2)βsinφβcosφ folgt mit k= ½ cot²(φ/2)/√(1-k²sin²φ)=1/√(1-k²sin²φ)–2√(1-k²sin²φ)+√(1-k²sin²φ)/sin²(φ/2)+½cot(φ/2)βsinφβcosφ/√(1-k²sin²φ) Da die Summe der beiden letzten Summanden gerade die Ableitung von φβ¦ -2cot(φ/2)√(1-k²sin²φ) ist, ergibt sich eine Stammfunktion von cot²(φ/2)/√(1-k²sin²φ) durch 11 F(φ\π/6) -2E(φ\π/6) -2cot(φ/2)β √(1-k²sin²φ). Damit sind alle Stammfunktionen für die in der letzten Summe von s0..b auftretenden Integrale ermittelt und wir erhalten mit den Legrendre-Formen für F und E π π¬π¬π¬(ππ) ππ..π = π ππππππ οΏ½ π π οΏ½ + πππ(π) β οΏ½π − π€²π¬π¬π¬ ²(ππ)+ π βF(2b\π/6))–2β E(2b\π/6)). Bestätigt wird dadurch offensichtlich der Grenzwert des Quotienten s0..b/tan(b), wenn b von links gegen π/2 konvergiert. Die Darstellung der Bogenlänge wird geringfügig umfangreicher, wenn die elliptischen Funktionen in der algebraischen Fassung (siehe S. 4) für F und E verwendet werden. Dann ist zwischen b≤π/4 und b>π/4 zu unterscheiden. Für b≤π/4 gilt mit k= ½ π π¬π¬π¬(ππ) ππ..π = π ππππππ οΏ½ π π οΏ½ + πππ(π) β οΏ½π − π€²π¬π¬π¬ ²(ππ)+ π βF(sin(2b), 1/2)–2β E(sin(2b), 1/2). Für b>π/4 kommen die beiden sog. vollständigen Integrale K und E hinzu, die definiert sind durch K:=F(½π\π/6)=F(1, ½) und E:= E(½π\ π/6)= E(1, ½). Für b>π/4 gilt somit (k= ½) 1 2 sin(2π) οΏ½+ 2 π 0..π = arcsin οΏ½ 3 4 tan(π) οΏ½1 − k²sin ²(2π)+ (2K -F(sin(2b),1/2))–2(2E-E(sin(2b),1/2)). Danach erhalten wir für b=0,99βπ/2 erwartungsgemäß (siehe S. 10) den Wert 63,258297… Eine Darstellung der Bogenlänge für die Kosekans csc=1/sin kann offensichtlich durch die Sekans erhalten werden, denn für alle x aus dem offenen Intervall ]0, π[ gilt csc(x)= sec(π/2−x) = sec(x – π/2) . Wir bekommen für b aus dem offenen Intervall ]π/2, π[ für die Bogenlänge der Kosekans bzgl. π/2 und b π−π/2 π π/2..π = ∫0 sin(π₯)2 1 sin(2b) οΏ½1 + cos(π₯)4 ππ = − 2 arcsin οΏ½ 2 3 π π οΏ½ − tan(b) οΏ½1 − k²sin ²(2π) + 4 πΉ οΏ½2b\ 6 οΏ½ − πΈ οΏ½2b\ 6 οΏ½. Ist eine Bogenlänge sa..b unter den Bedingungen 0<a<b< π/2 zu berechnen, kann die Summe aus 12 sπ/2..π/2+a und sπ/2.. π/2+b verwendet werden. Für a=0,2 und b=1,1 erhält man so sa..b = 4,1339939… Wir geben noch eine kurze Wertetabelle für sa..b an, wobei a variiert und b=π/2 gesetzt ist: 0,0001 0,001 9999,595.. 999,59.. 0,01 99,5953.. 0,1 9,6102.. 0,5 1,65827.. 1,0 0,61194.. 1,5 0,0708.. π/2-1E-4 1E-4 Wir wenden uns den hyperbolischen Funktionen zu und beginnen mit der Umkehrfunktion zum hyperbolischen Sinus, also mit arsinh. Das Bogenlängenintegral ist sofort als Elliptisches Integral zweiter Art zu erkennen: b s0..b = οΏ½ οΏ½1 + 0 1 οΏ½x² + 1 2 dx = √2 οΏ½ b οΏ½1 + x²/2 οΏ½1 + x² 0 dx = i√2 οΏ½ −iβb οΏ½1 0 − t²/2 οΏ½1 − t² dt = i√2E οΏ½−i β b, Ein Näherungsausdruck für große b-Werte geht aus der Regel von de l’Hospital hervor: lim π→∞ π 0..π π 1 οΏ½. √2 = 1. Konkret ergibt sich für b=10 der Wert s0..b = 10,6621… sowohl durch direkte numerische Integralauswertung als auch durch Bezugnahme auf die Elliptische Funktion zweiter Art mit komplexem Argument. Völlig problemlos erweist sich das Bogenlängenintegral zur hyperbolischen Kosinusfunktion cosh. Es zeigt sich, dass die Bogenlänge s0..b identisch ist mit dem Anstieg der Tangente an der Stelle (b,cosh(b)), denn π π 0..π = οΏ½ οΏ½1 + sinh²(x) dx = sinh(b). 0 Die Bogenlänge lässt sich also elementar darstellen. Für große b-Werte kann s0..b durch ½βeb angenähert werden; schon für b=3 ist die Bogenlänge 10,0178… und die Näherung 10,04276… Da die Bogenlänge s0..arcosh(b) für die hyperbolische Kosinusfunktion aufgrund der Spiegelsymmetrie identisch ist mit der Bogenlänge s1..b der Umkehrfunktion, bekommt man für die Bogenlänge s1..b des Hauptzweigs der Areakosinusfunktion den Ausdruck √(b²-1), weil sinh²(arcosh(b))= b²-1 gilt. Die direkte Integraldarstellung bestätigt den Zusammenhang: π π 1..π = οΏ½ οΏ½1 + 1 1 οΏ½π₯² − 1 2 π ππ = οΏ½ 1 π₯π₯π₯ οΏ½π₯² − 1 = οΏ½π² − 1 . 13 Wir wenden uns der Umkehrfunktion artanh zu; sie ist im Reellen um jede Stelle des offenen Intervalls ]-1, 1[ in eine Potenzreihe entwickelbar, die Konvergenzradien sind allerdings beschränkt. Für die Bogenlänge s0..b bekommen wir, unter Beachtung von 0<b<1, das Integral π π 0..b = οΏ½ οΏ½1 + 0 1 dx. (1 − x 2 )² Mit der Substitution x= iβ√(i-1)βt werden wir auf das Integral −πβ i β √π − 1 οΏ½ 0 b √i−1 οΏ½1 + 1 dt (1 − (1 − i)t 2 )2 geführt, dass wir schon für die Arctan-Funktion weiterentwickelt haben. Wir können die dafür gefundene Stammfunktion verwenden, müssen aber einen anderen Faktor und eine andere obere Integrationsgrenze beachten; wir bekommen eine Linearkombination aus den drei Elliptischen Funktionen E,F und Π [unter Beachtung von E(-z,k) = -E(z,k), usw.]: π 0..π = π√2i − 2 οΏ½− 1+π ππ π ππ 1 ππ πΈοΏ½ , √−π οΏ½ + πΉ οΏ½ , √−π οΏ½ − Π οΏ½ , 1 − π, √−π οΏ½οΏ½. 2 2 √π − 1 2 √π − 1 √π − 1 Maple liefert für b= 0,9 bei direkter numerischer Auswertung den Wert 1,75891… und dieselben Anfangsziffern des Wertes bei numerischer Auswertung der Elliptischen Funktionen. Das Grenzverhalten geht allerdings aus der Darstellung mit den Elliptischen Funktionen und den komplexen Parametern nicht unmittelbar hervor. Die Regel von de l’Hospital bringt jedoch unmittelbar οΏ½1 + 1/(1 − π 2 )² = lim οΏ½(1 − π 2 )2 + 1 = 1. π→1− π→1− 1/(1 − π²) lim Also ist die Bogenlänge s0..b näherungsweise so groß wie der Funktionswert an der Stelle b, nämlich artanh(b). Es liegt eine langsame Konvergenz vor, für b=0,9 bekommt man 1,47… Bogenlängenintegrale sa..b für arcoth haben denselben Integranden wie Bogenlängenintegrale für die hyperbolische Areatangensfunktion. Die für artanh gefundene Stammfunktion ist daher auch Stammfunktion für arcoth, für x>1 allerdings komplexwertig. Im Reellen sind die Definitionsbereiche von arcoth und artanh disjunkt, um die Stammfunktion zu erhalten, muss man sich für eindeutige Wurzelvorzeichen entscheiden und bei ausschließlicher Verwendung von Hautpwerten ist für x>1 οΏ½1 − aber [wie im Reellen unverändert ] π β π₯² οΏ½−1 + π(1 − π₯ 2 ) = − π−1 √π − 1 14 οΏ½1 + οΏ½π₯² − 1 + π π₯² = π−1 √π − 1 zu beachten. Die Bogenlänge arcothsa..b für die hyperbolische Areakotangensfunktion muss also durch die negative Differenz artanhso..a- artanhso..b der hyperbolischen Areatangensfunktion dargestellt werden. Im konkreten Fall a=1,05 und b=1,4 bekommt man unter Vernachlässigung des durch die numerische Rechnung bedingten kleinen imaginären Anteils den Wert 1,04244…, der mit der numerischen reellen Rechnung des Ausgangsintegrals übereinstimmt. Selbst für sehr nahe bei 1 gelegene a- und b-Werte liefert der Weg über die artanh-Formel schnellere Ergebnissen als der Weg über numerische Verfahren mit dem Ausgangsintegral. Noch schneller kommt man dann offensichtlich zu Näherungsergebnissen, wenn man beachtet, dass arcothsa..b für a,b sehr nahe von links an 1 durch ∫dx/(x²-1) angenähert werden kann, denn, dann ist 1+1/(x²-1)²≈1/(x²-1)², der Integrand also einfach 1/(x²-1), ½βln((x-1)/(x+1)) davon Stammfunktion und somit arcothsa..b ≈ ½βln((b-1)/(a-1)) für b>a>1, sehr nahe bei 1. Z.B. beträgt der Näherungswert 2,3025… im Fall a=1,00001 und b=1,001 und der Wert über die Elliptischen Integrale 2,302338… Für größere Werte, a,b>2, allerdings kann es durch unterschiedliche Softwarestrategien zur Berechnung der Elliptischen Funktionen zu nicht nachvollziehbaren Ergebnissen kommen, weil die Einflüsse der Imaginärteile groß und quantitativ nicht mehr zu vernachlässigen sind. Unmittelbar ersichtlich ist, dass die Näherung sa..b≈b-a für große a,b-Werte [1<<a<<b] aufgrund der de l’Hospitalschen Regel gelten muss, denn lim οΏ½1 + π→∞ 1 = 1. (π − 1)² Für a=2, b= 10 z.B. ist 10-2 ein Näherungswert und die direkte numerische Auswertung des reellen Ausgangs-Integrals ergibt s2..10= 8,02884… Beim Übergang von x<1 zu x>1 liegt das Problem darin, dass der Integrand an der Stelle x=1 eine Singularität und die zur Stammfunktiondarstellung verwendete Elliptische Funktion dritter Art an den Stellen zp = 1/±√(1-i) Polstellen erster Ordnung hat. Die Auswertung der Elliptischen Funktion dritter Art kann daher nicht über einen direkten Integrationsweg, vom Nullpunkt ausgehend, erfolgen, sondern muss über spezielle Integrationswege erfolgen. Je weiter man sich von x=1 entfernt, umso unverlässlicher können die von der Software angegebenen Zahlenwerte sein. Man kann sich von den Schwierigkeiten befreien, wenn man das in der Software implementierte Konzept verwendet. Ist der Integrand in x rationaler Ausdruck mit nur einem quadratischen Radikal aus einem Polynom vierten Grades, so wird x derart substituiert, dass ein rationaler Ausdruck mit nur einem quadratischen Radikal aus einem Polynome dritten Grades entsteht. In unserem Fall liegt der Integrand 15 οΏ½(π₯ 2 − 1)2 + 1 π₯² − 1 vor. Die Substitution x²= 1+u bringt für die Differentiale dx= ½du/√(1+u) und für die Bogenlänge cothsa..b die Reduktion auf einen kubischen Radikanden: π²−1 π π..π = οΏ½ π²−1 ar- 1 π²−1 π’ 1 ππ = οΏ½ ( + )ππ, 2 π²−1 οΏ½π(π’) π’οΏ½π(π’) 2π’√1 + π’ οΏ½π’² + 1 dabei ist P(u)=(u+1)(u²+1). Ist allgemein P ein normiertes Polynom dritten Grades mit drei einfachen Nullstellen P(u)= (u + a)(u²+bβu+c), so kann durch eine Substitution der Form u=α+βt² ein Integrand mit quadratischem Radikal erhalten werden. Es wird P(u)=( α+βt²+a)( α²+2αβt²+β²π‘ 4 +bα+bβt²+c)= ( α+βt²+a) t²(1-t²)(2αβ+bβ), wenn α eine Lösung von α²+ bα +c = 0 und β²/(2αβ+bβ)= -1 ist. Unter der Voraussetzung einfacher Nullstellen des Polynoms P ist die Diskriminante b²-4c von null verschieden und daher für die Nullstellen α auch 2α+b ungleich null, somit β bestimmt: β =–(2α+b) . Daraus folgt für die Differentialform [die Vorzeichen der Radikale sind dabei noch nicht festgelegt!] du/√P(u)=2βtβdt/√(-β²)/√t²/√(α+a+βt²)/√(1-t²) und ∫((u+1/u)/√P(u))du lässt sich als Kombination aus den drei Elliptischen Funktionen darstellen. Um bequem mit Hauptwerten arbeiten zu können, wählt man α derart, dass der Realteil negativ oder der Imaginärteil von β=½√(b²-4c) positiv ist. In unserem Fall ist daher α= -i zu wählen, denn für β erhalten wir -2α-b = 2i, also 2αβ+bβ = –β² = 4. Es variiert u in β>0 und damit 2t² im vierten Quadranten. Dadurch liegen die Hauptwerte von √t² im vierten Quadranten, das reelle Integrationsintervall [a²-1,b²-1] korrespondiert zu einem Intervall im vierten Quadranten der Gaussschen Ebene: [√((1-i(a²1))/2), √((1-i(b²-1))/2)]. Die Differentialform du/√P(u) vereinfacht sich zu 2idt/√(α+a+βt²)/√(1-t²). In unserem Fall ist α+a+βt² einfach 1-i + i2t² = (1-i)(1-k²t²), wobei k der Hauptwert von √(1-i) ist. Es ist für die positiven u der Ausdruck 1-i + i2t² = 1+u ebenfalls positiv und wegen arg(1-i)=-π/4 dadurch arg(1-k²t²)= π/4. Unter Verwendung der Hauptwerte gilt daher ohne Hinzunahme eines Minuszeichens √(α+a+βt²)= √(1-i)β √(1-k²t²) und wir erhalten eine weitere Präzisierung der Differentialform: 2idt/√(1-i)/ √(1-k²t²)/√(1-t²). Die Werte 1-t² bleiben im relevanten t-Bereich im ersten Quadranten, sodass die Hauptwerte den ersten Quadranten nicht verlassen. Nun ist 1/u = i/(1-2t²) und damit π²−1 οΏ½ π²−1 ππ π’οΏ½π(π’) 2 οΏ½1−π(π −1) 2 = οΏ½ 1−π(π 2 −1) οΏ½ 2 −2ππ √1 − π β (1 − 2π‘ 2 ) β √1 − π 2 π‘ 2 β οΏ½1 − π‘² . 16 Der Integrand hat wiederum zwei Polstellen erster Ordnung. Diese Polstellen liegen auf der Realteilachse. Da offensichtlich 1-k²z² genau dann eine negative reelle Zahl ist, wenn π/8 das Argument von z ist und |z|≥1/β2 gilt, ist der Integrand komplex-analytisch in der Gaussschen Ebene außerhalb der vier Halbgeraden Hr ={x: x∈β, |x|≥1/√2 } und Hk= {z: z∈β, 1-k²z² ∈β<0}= {rβexp(iβ π/8) : r ∈β , |r|≥1/β2}. Die Integrationsgrenzen tu und to [untere und obere Grenze] liegen jeweils im vierten Quadranten. Ihre Verbindungsstrecken liegen ebenfalls im vierten Quadranten und das Innere des Dreiecks aus Nullpunkt, tu und to liegt ganz in dem einfachzusammenhängenden Gebiet des dort eindeutig definierten komplexanalytischen Integranden. Das Integral kann daher problemlos durch die Differenz der Werte der Elliptischen Funktion dritter Art − 1 − (π 2 − 1)π 1 − (π2 − 1)π οΏ½οΏ½(οΏ½ , 2, √1 − π) − οΏ½(οΏ½ , 2, √1 − π)οΏ½ 2 2 √1 − π 2 dargestellt und auch ausgewertet werden. Die zweite Differentialform uβdu/√(1+u)/√(1+u²) kann zu 2(1-2t²)βdt/√(1-i)/ √(1-k²t²)/√(1-t²) transformiert werden. Um daraus eine Darstellung mit den Differentialformen zu den elliptischen Funktionen erster und zweiter Art zu erhalten, zerlegen wir 1−2t² = 1− (1+i)(1-i)t² = (1+i)(1-(1-i)t²) −i = (1+i)β(1-k²t²)− i und gelangen somit zu 2(1+i)β(1-k²t²)βdt/√(1-i)/ √(1-k²t²)/√(1-t²) - 2idt/√(1-i)/ √(1-k²t²)/√(1-t²). Man rechnet leicht nach, dass für die infrage stehenden t-Werte für die Argumente von 1-k²t² arg(1-k²t²)=π/4 und daher arg(√(1-k²t²))= π/8 gilt, damit ist unter Verwendung der Hauptwerte der Quotient (1-k²t²)/√(1-k²t²) identisch mit √(1-k²t²) und die zweite Differentialform gleichwertig mit also gilt 2(1+i)β √(1-k²t²) βdt/√(1-i)/√(1-t²) - 2idt/√(1-i)/ √(1-k²t²)/√(1-t²), π²−1 οΏ½ π²−1 π’ β ππ οΏ½π(π’) 2 οΏ½1−π(π −1) 2 = οΏ½ 1−π(π 2 −1) οΏ½ 2 οΏ½ 2(1 + π)√1 − π 2 π‘ 2 √1 − π β οΏ½1 − π‘² − 2π √1 − π β √1 − π 2 π‘ 2 β οΏ½1 − π‘² οΏ½ ππ und insgesamt wird für die Bogenlänge sa..b des hyperbolischen Areacotangens mit den korrespondierenden komplexen Integrationsgrenzen tu und to und mit k=√(1-i) 17 π π..π = 1 οΏ½(1 + π π)( πΈ(π‘π , π) − πΈ(π‘π’ , π)) − π( πΉ(π‘π , π) − πΉ(π‘π’ , π)) − ∏(π‘π , 2, π) + ∏(π‘π’ , 2, π)οΏ½. Maple ermittelt problemlos und sehr schnell 8,02884… für a=2 und b=10, in Übereinstimmung mit der direkten numerischen [langsameren] Auswertung des reellen Integrals, und 2,302338... für a=1,00001 und b=1,001. Für a=1,05 und b=1,4 wird bei Vernachlässigung des kleinen imaginären Anteils, wie auch über die Areatangens-Funktion, der Wert 1,04244… erhalten. Die Darstellung liefert z.T. auch für Differenzen mit 0<a<b<1 noch brauchbare Ergebnisse für die Bogenlänge der Areatangens-Funktion. So bringt Maple z.B. für artanhs0,4..0,9 den korrekten Anfang 1,17607… über die Differenz arcoths0,9..0,4. Durch arcoths0,9..0 erhält man allerdings Ergebnisse mit nicht mehr vernachlässigbaren Imaginärteilen, sodass arcoths0,9..0 nicht mit artanhs0..0,9 übereinstimmt. Auswertungsprobleme entstehen bei Verwendung Elliptischer Funktionen auch, wenn die Argumente a und b sehr groß gewählt werden, a=100 und b=200 z.B., dann ist aber die Näherung 200-100 durch die Elliptischen Funktionen auch bei hohen Digits-Werten nicht zu verbessern. Wir wenden uns der Bogenlänge der hyperbolischen Sekans 1/cosh zu. Zu berechnen ist für b>0 π π 0..π = οΏ½ οΏ½1 + 0 sinh(π₯)2 ππ. cosh(π₯)4 Da der hyperbolische Kosinus schnell anwächst, fällt die hyperbolische Sekans schnell gegen null ab. Erwartungsgemäß verhält sich s0..b wie b, was durch die de l’Hospitalsche Regel bestätigt wird: lim οΏ½1 + π→∞ sinh(π)2 = 1. cosh(π)4 Für b=3 liefert eine numerische Berechnung s0..3 = 3,1577037…, also schon einen nahe bei b liegenden Wert. Der Integrand ist reell-analytisch in β und daher sind keine Probleme durch die üblichen Substitutionen zu erwarten. Wie üblich beginnt die Aufeinanderfolge der Substitutionen mit der Transformation des Integranden von s0..b zu einem algebraischen Ausdruck ohne transzendente Terme. Wir setzen u= cosh²(x), erhalten folglich das Differential ππ 1 1 = β ππ √π’ − 1 2√π’ und für u die Integrationsgrenzen cosh²b und 1. Damit ist cosh(π)² π 0..π = οΏ½ 1 1 1 1 οΏ½π’² + π’ − 1 β β ππ. π’ √π’ − 1 2√π’ Es liegt im Nenner eine verdeckte Quadratwurzel eines Polynoms vierten Grades vor, daher transformieren wir durch u=1/t 18 in den t-Bereich und erhalten mit to= 1/cosh²b <1 das uneigentliche Integral 1 π 0..π = οΏ½ π‘ β οΏ½ π‘π 1 1 1 1 ππ 1 1 1 + π‘ − π‘2 + − 1 β β β π‘ β = οΏ½ ππ, √ π‘2 π‘ 2 π‘2 2 π‘π π‘οΏ½(1 − π‘)(1 + π‘ − π‘ 2 ) 1 οΏ½ −1 π‘ das wir mit der Abkürzung P(t)=(1−t)(1+t−t²) in drei Teile zerlegen 1 1 ππ 1 1 π‘π‘π‘ 1 1 ππ οΏ½ + οΏ½ − οΏ½ . 2 π‘π οΏ½π(π‘) 2 π‘π π‘οΏ½π(π‘) 2 π‘π οΏ½π(π‘) Da für α=(1+√5)/2 und πΌ = (1−√5)/2 gilt α+πΌ = 1 und αβπΌ = -1, sind α und πΌ reelle Lösungen von x²x-1=0. Offensichtlich ist πΌ negativ und daher gilt 0<(t-πΌ)/α≤ 1 für alle t aus dem Intervall [to,1]. Traditioneller Weise kann t=πΌ+ αβsin²φ substituiert werden [siehe z.B. Smirnow, Lehrgang der Höheren Mathematik, Teil III,2]. Das Differential dt wird dt= 2αβsinφβcosφ dφ und die Integrationsgrenzen to und 1 transformieren sich zu π/2, weil 1-πΌ = α ist, und zu φu=Arcsin √((to-πΌ )/α). Wir haben 1-t= 1-πΌ - αβsin²φ= αβcos²φ und durch die Nullstellenrelation 1+t-t²=1+(1-t)-(1-t)²=1+αβcos²φ-α²cos²φ+α²cos²φβsin²φ =1+αβcos²φ-(αβcos²φ+cos²φ)+α²cos²φβsin²φ = sin²φ(1+α²cos²φ) = sin²φ(1+ α²- α²sin²φ) =(1+α²)βsin²φβ(1-k²sin²φ) mit k= α/√(1+α²). Dadurch wird P(t)= αβ(1+α²)β cos²φβsin²φβ(1-k²sin²φ) und die Differentialform dt/√P(t) wird ππ οΏ½π(π‘) und wir haben = 2α β sinφ β cosφ dφ οΏ½α β (1 + α²) β cos²φ β sin²φ β (1 − k²sin²φ) α πφ β 1 + α² οΏ½1 − k²sin²φ = 2οΏ½ π/2 1 1 dt α dφ α οΏ½ = οΏ½ οΏ½ = οΏ½ β οΏ½F(1, k) − F(τo , k)οΏ½. 2 to οΏ½P(t) 1 + α² φu οΏ½1 − k²sin²φ 1 + α² Dabei ist τo= sin φu=√((to -πΌοΏ½)/πΌ) und to=1/cosh²b. Das erste der drei Teilintegrale kann durch eine Elliptische Funktion dritter Art dargestellt werden: π 1 α α 2 1 1 ππ α πφ α οΏ½ = οΏ½ οΏ½ = οΏ½ β οΏ½Π οΏ½1, − , ποΏ½ − Π οΏ½ππ , − , ποΏ½οΏ½. 2 2 2 2 2 π‘π π‘ β οΏ½π(π‘) 1 + α ππ’ (πΌ + α β sin φ)οΏ½1 − k sin φ πΌ πΌ 1 + α² πΌ Das dritte Teilintegral ist eine Linearkombination aus Elliptischen Integralen erster und zweiter Art, denn α α α οΏ½ + (k 2 2 sin2 φ − 2 ) + 2 οΏ½ + α β sin2 φ = α α k k k 19 bringt 1 1 tdt α οΏ½+ οΏ½ = οΏ½ β οΏ½ οΏ½α 2 to οΏ½P(t) 1 + α² α/k²οΏ½ β οΏ½FοΏ½1, kοΏ½ − FοΏ½τo , kοΏ½οΏ½ − α 2 k οΏ½EοΏ½1, kοΏ½ − EοΏ½τo , kοΏ½οΏ½ οΏ½. Der allen drei Teilintegralen gemeinsame Faktor √(α/(1+α²)) vereinfacht sich zu 1/β5 , der Faktor α/k² vor den E-Differenzen ist α+1/α = √5 und der Faktor 1- πΌοΏ½ - √5 vor den F-Differenzen errechnet sich zu α - √5= α -( α - πΌοΏ½)= πΌοΏ½. Schließlich ist noch –α/πΌοΏ½ = (3+√5)/2 und damit die Darstellung für die Bogenlänge insgesamt: π 0..π = 1 1 3 + √5 3 + √5 οΏ½ οΏ½Π οΏ½1, , ποΏ½ − Π οΏ½ππ , , ποΏ½οΏ½ + πΌοΏ½οΏ½πΉ(1, π) − πΉ(ππ , π)οΏ½ + √5 οΏ½πΈ(1, π) − πΈ(ππ , π)οΏ½οΏ½, 2 2 √5 πΌοΏ½ 4 wobei πΌοΏ½=(1-√5)/2, α=(1+√5)/2 ,k=(√α)/β5 und τo= √((1/cosh²b-πΌοΏ½)/πΌ) zu setzen ist. Maple berechnet danach die Bogenlängen schneller als über die numerischen Verfahren des Ausgangsintegrals. Einige Werte seien zusammengestellt: 0,1 0,2 0,1001647.. 0,20127.. 0,5 0,516027.. 1,0 1,07023.. 2,0 2,1429.. 5,0 5,1601.. 15,0 15,1601.. Die hyperbolische Kosekans csch=1/sinh hat im Nullpunkt eine Polstelle erster Ordnung, ist aber bzgl. der punktierten reellen Achse reell- analytisch. In der Gaussschen Ebene liegen auch außerhalb des Nullpunkts noch Polstellen, nämlich diskret auf der Imaginärteilachse, denn sinh(2πki)= 0 gilt für alle ganzen Zahlen k. Für alle a>0 ist daher der Konvergenzradius r der Taylorreihe von csch um a beschränkt durch die Quadratwurzel aus a²+4π². Im Fall der hyperbolischen Kosekans ist die Bogenlänge für 0<a<b darzustellen durch π π π..π = οΏ½ οΏ½1 + π cosh(π₯)2 ππ. sinh(π₯)4 Wir beginnen zunächst mit Näherungsüberlegungen für a dicht am Nullpunkt und b=1 sowie für große b und a=1. Die Polstelle ausnutzend, erhalten wir aus der Integraldarstellung sofort sa..1≈ 1/a und nach der l’Hospitalregel s1..b≈ b, mathematisch notiert: π π..1 limπ→0+ 1/π = limπ→∞ π 1..π π =1. Um das Näherungsverhalten an den beiden Stellen 0 und ∞ getrennt zu berücksichtigen, unterteilen wir die positiven reellen Zahlen r in r≤1 und 1≤r und gehen getrennte Lösungswege für Darstellungen von sa..1 und s1..b. Da sin4(x)= sinh(ix)4 und cos²(x)= cosh(ix)² gilt, liegt es nahe, mithilfe der oben angegebenen Stammfunktion S für die trigonometrische Kosekans durch S(iβx) eine Stammfunktion zur Integrandenfunktion zu erhalten. Offensichtlich ist S komplex-differenzierbar in der Gaussschen Ebene ohne die ganzzahligen Vielfachen von π, Polstellen von Kotangens, und ohne z aus der Menge M:={z: 1- ¼sin²(2z)≤0}. Nun liegt z genau dann in M, wenn sin(2z)= ρ mit einer reellen Zahl ρ, 20 deren Absolutbetrag nicht kleiner als 2 ist, gilt. Solche Zahlen z sind somit nicht reell und können durch den Hauptwert des komplexen Arkussinus angegeben werden: daraus folgt für positive ρ 2z= -iβln(iβρ+√(1-ρ²))=-iβln(iβρ+iβ√(ρ²-1)), z= ¼π - ½β iβ ln(ρ+√(ρ²-1)), und z=-¼π + ½β iβ ln(|ρ|+√(ρ²-1)) für negative ρ. Die Imaginärteilachse ist daher disjunkt zur Menge M und hat mit der Postellenmenge lediglich den Nullpunkt gemeinsam. Da wir ohnehin für die Bogenlänge den Nullpunkt nicht heranziehen können, liegt komplexe Differenzierbarkeit außerhalb M und der Polstellenmenge für die komplexe Funktion zβ¦S(z) vor, die ebenfalls mit S bezeichnet sein soll. Beachten wir die Relationen Arcsin(iβz)= iβArsinh(z) , sin(iβz)= iβsinh(z), cos(iβz)=cosh(z), so schreibt sich für reelle x S(iβx)= - i/2βArsinh( ½βsinh(2x)) + iβcoth(x)β√(cosh²(x)+sinh4(x)) + ¾βF(2ix\π/6)- E(2ix\π/6). Die Ableitung des Faktors iβcoth(x) des mittleren Terms nach x liefert –i/sinh²(x) und wie oben schon beschrieben annullieren sich alle anderen Terme bei Ableitung nach x, sodass durch d(S(ix))/dx insgesamt nicht der Integrand, sondern -iβ√(1+cosh²(x)/sinh4(x)) entsteht. Eine Stammfunktion Ss-csch des Integranden für die Bogenlänge der hyperbolischen Kosekans entsteht also erst durch das Produkt aus der imaginären Einheit und der Stammfunktion S für die Bogenlänge der trigonometrischen Kosekans, also durch iβS(iβx): Ss-csch(x) = ½Arsinh(sinh(2x)/2)-coth(x)√(1+sinh²(2x)/4)+3βi/4βF(2ix\π/6)-iβE(2ix\π/6). Damit ist sa..1 = Ss-csch(1) − Ss-csch(a). Da die Argumente in den Elliptischen Funktionen in Legendre-Fassung rein-imaginär sind und die SinusFunktion imaginäre Intervalle 1:1 wieder auf imaginäre Intervalle abbildet, können die beiden letzten Terme obiger Darstellung auch mit den Elliptischen Funktionen in algebraischer Fassung formuliert und ausgewertet werden, wir haben für positive reelle x: F(2ix\π/6)= F(iβsinh(2x),½) und E(2ix\π/6)= E(iβsinh(2x),½). Maple berechnet danach die Bogenlänge sa..1 über die Elliptischen Funktionswerte wiederum schneller als numerisch über das Ausgangsintegral. Einige Daten: 0,001 999,2926… 0,01 99,29117… 0,1 9,2760246… 0,5 1,191641… 0,7 0,99 0,55745430… 0,01507300… 21 Mathematisch sollte auch mit der Stammfunktion Ss-csh die Bogenlänge s1..b für b>1 zu berechnen sein, dieses Konzept ist allerdings numerisch „schlecht“ konditioniert. Die MapleV-Version berechnet z.B. zwar s1..2 = 1,169488…, korrekt auf 7 Stellen, gibt aber selbst bei Digits=50 für s1..3 den Wert 1,5369… an, der wahre Wert beginnt jedoch mit 2,186166…, sodass nicht einmal die erste Ziffer korrekt ist. Höhere MapleVersionen beseitigen zwar den Fehler, ändern aber an der prinzipiell schlechten Kondition nichts. Wie schon erwähnt, sollten für sehr große Argumente b und sehr kleine Argumente a ohnehin numerische Angaben für die Bogenlängen über die einfachen Näherungen erfolgen. Nun ist b=3 noch nicht als besonders groß anzusehen und man kann sich die Aufgabe stellen, eine Darstellung mit besserer Kondition bei der numerischen Auswertung von s1..b zu finden. Wir substituieren nacheinander u=sinh²x, v=1/u und erhalten bei den ursprünglichen Integrationsgrenzen 1 und b das Integral π 1..π 1 1/π π π β²1 1 + π£ + π£² = οΏ½ ππ. 2 1/π π π β²π π£√π£ + 1 οΏ½π£² + π£ + 1 Für v machen wir wieder den Ansatz v=α+βt², ermitteln daraus t durch die Hauptwerte und bestimmen γ so, dass die Relation v²+v+1 = γβt²β(1-t²) entsteht. Das führt zu 1+ α+ α²= 0, β= -2α-1 und γ= - β². Die erste Gleichung bedeutet, α ist eine dritte Einheitswurzel. Wir wählen Dann ist α = - ½ - ½βiβ√3. β = iβ√3 und γ = 3 > 0. Um v+1 auf die Form δβ(1-k²t²) zu bringen, haben wir zu setzen δ=1+ α= - α² = ½ - ½βiβ√3= e-iπ/3 , k²= β/(- δ)= β/α² =√3βe-iπ/6 , k= β3β e-iπ/12. Es liegen δ und k² im vierten Quadranten, also auch ihre Hauptwerte √δ und k. Die Differentialform dv/√(1+v)/√(1+v+v²) transformiert sich zu 2π½π½π½π½ √δ √1 − π 2 π‘ 2 √πΎ β π‘ β οΏ½1 − π‘² . Im Komplexen ist für die Hauptwerte die Relation √(aβb)=√aβ√b nicht allgemeingültig, aber sicherlich erfüllt, falls |arg(a)+arg(b)| kleiner als π ist, die Schreibweise im Nenner der t-Differentialform muss gerechtfertigt werden. Dazu ist t²=(v-α)/β für reelle v aus dem Intervall [1/sinh²b,1/sinh²1] zu untersuchen. Wenn wir b>1 annehmen, haben wir die Relation t²= ½β(1-iβτ) mit 1/√3 < τ≤ (1+2/sinh²1)/√3= 1,4134… 22 Es liegt also t² im vierten und 1-t² im ersten Quadranten, dadurch gilt √(t²(1-t²))=√t²√(1-t²) und √t²=t für die Hauptwerte. Für die Argumente von t² haben wir aufgrund obiger Ungleichungen die Relationen - π/6< arg(t²)< -0,95 . Daraus ergibt sich für das negative Produkt (-k²t²) π/2<arg(-k²t²)< 2,1. Es liegt also 1-k²t² in der oberen Halbebene und das Argument arg(1-k²t²) ist kleiner als 2,1. Da |2,1- π/3| kleiner als π ist, gilt für die Hauptwerte √(δ(1-k²t²))= √δ√(1-k²t²). Der Faktor 2β/√δ/√γ vereinfacht sich zu 2πΌοΏ½ und dadurch wird aus der Differentialform ½dv/√((1+v)(1+v+v²)) einfach πΌοΏ½ππ √1 − π 2 π‘ 2 β οΏ½1 − π‘² . Die Differentialform ½dv/v/√((1+v)(1+v+v²)) kann auf eine Differentialform geführt werden, die zu einem Elliptischen Integral dritter Art gehört. Wir setzen also und erhalten für n v = αβ(1- nβt²) n = - β/α = 2βiβ√3/(1+iβ√3)=(3+iβ√3)/2=√3βeiπ/6 . Da ferner α² = πΌοΏ½ gilt, wird aus der Differentialform ½dv/v/√((1+v)(1+v+v²)) einfach πΌπΌπΌ (1 − π β π‘ 2 ) β √1 − π 2 π‘ 2 β οΏ½1 − π‘² . Zu transformieren ist schließlich nur noch ½vdv/√((1+v)(1+v+v²)). Wir erhalten zunächst aufgrund von αk²= πΌοΏ½β πΌοΏ½(α+ βt²)dt/√(1-k²t²)/√(1-t²)=(1-k²(-α)t²)dt/√(1-k²t²)/√(1-t²). Ferner haben wir für den Zähler die Relation 1-k²(-α)t²= 1+ α +(- α)(1-k²t²) =-πΌοΏ½+eiπ/3(1-k²t²). Nun wird 1-k²t²≤0 in der Gaussschen t-Ebene nur für t entlang der Halbgeraden {ρβeiπ/12: ρ²≥1/√3}. Die t-Werte im vorliegenden Anwendungsbereich liegen nicht auf diesen Halbgeraden, deshalb gilt insbesondere (1-k²t²)≠0, daher (1-k²t²)/√(1-k²t²) = √(1-k²t²) für die Hauptwerte. Die ursprüngliche vDifferentialform wird somit insgesamt transformiert zu 23 πΌπΌπΌ (1−πβπ‘ 2 )β√1−π 2 π‘ 2 βοΏ½1−π‘² - πΌ√1−π 2 π‘ 2 ππ οΏ½1−π‘² Die t-Werte des Anwendungsbereichs liegen im offenen vierten Quadranten der t-Ebene, gehören also auch nicht zur kritischen Menge 1-t²≤0. Weiterhin unproblematisch sind die in der t-Differentialform auftretenden Polstellen, die sich aus ±1/√n =±e-iπ/12/β3 ergeben. Diese Polstellen liegen zwar im zweiten und vierten Quadranten mit den Argumenten 11π/12 und –π/12, die Argumente der t-Werte im vierten Quadranten liegen jedoch, wie der Relation oben für t² zu entnehmen ist, im Intervall ]- π/12; -0,475[ . Im Anwendungsbereich erhalten wir somit die folgende Stammfunktion Sb für den Integranden des Bogenlängenintegrals für s1..b: 1 1 β β π π π β2 (π₯) − πΌ β βοΏ½π π π β2 (π₯) − πΌ 3 + π√3 ββ οΏ½ , πβ − Π β , , π ββ ππ (π₯) = πΌ βπΈ β β β 2 π√3 π√3 β β β β β β mit α = - ½ - ½βiβ√3 und k= β3β e-iπ/12 . Die Bogenlänge ist dann dargestellt durch s1..b = Sb(b) - Sb(1). MapleV liefert nach diesem Konzept, mit der numerischen Auswertung des Ausgangsintegrals im Einklang, die folgenden Werte 2 3 1,169488.. 2,18616.. 4 3,18832.. 5 4,18861.. 6 5,18865.. 7 6,18866.. 8 7,18866.. 10 9,188660.. Theoretisch gesehen, liegen keine mathematischen Probleme vor, wenn anstelle von b>1 auch Werte 0<b<1 verwendet werden: die Integrale bleiben eigentlich! Und so erhält man für die Bogenlänge zwischen 0,1 und 1 den Wert 9,276024… wie vorher auch. Für kleine Zahlen b ist die Darstellung allerdings ungeeignet, weil die t²-Werte zwar ebenso im vierten Quadranten liegen, aber dicht an der Imaginärteilachse und sehr weit vom Nullpunkt entfernt, es entstehen numerische Probleme bei der Auswertung der Integranden. Schon für b=0,1 muss mit hoher Digitszahl gearbeitet werden und für b=0,01 ist nicht einmal Digits=100 ausreichend. Eine optimale Eigenschaft sinusförmiger Funktionen Wir wollen in diesem Abschnitt unter sinusförmigen Funktionen reelle Linearkombinationen aus Sinus und Kosinus verstehen, also Funktionen der Art f:=aβcos + bβsin [a und b reell], die auch als sinusoidale 24 Funktionen [in der Wikipedia z.B.] bezeichnet werden. Die Funktionswerte lassen sich darstellen durch f(x)=Aβsin(x-φ) mit einer positiven reellen Zahl A, die in den Anwendungen Amplitude, und einer reellen Zahl φ, die Phasenwinkel genannt wird. Sinus- und Kosinus-Werte lernt man zunächst durch Aufgaben im Zusammenhang mit Dreieckskonstruktionen kennen, später erscheinen sie als Funktionswerte für alle reellen Zahlen beliebig oft differenzierbarer beschränkter und periodischer Funktionen. In den Anfangssemestern der Hochschulen erscheinen sie ein drittes Mal im Zusammenhang mit der Exponentialfunktion und den hyperbolischen Funktionen durch Bezugnahme auf komplexe Zahlen der Gaussschen Zahlenebene. Im vorigen Abschnitt ist ja davon häufig Gebrauch gemacht worden. Die Erweiterung des Definitionsbereichs dieser Funktionen von den reellen Zahlen zu den komplexen gelingt durch Potenzreihenentwicklungen problemlos. Die Einführung der Sinus- und Kosinus-Funktion wird von den Autoren unterschiedlich gehandhabt. Durch die Erklärung am Einheitskreis über das Bogenmaß z.B. ist schnell ein Zusammenhang mit den Dreieckskonstruktionen hergestellt, die Periodizität sofort zu erkennen und ein Weg für die Arithmetik mit komplexen Zahlen vorbereitet. Auch ist sofort die Differenzierbarkeit zu verstehen, denn auf (cos(x), sin(x)) steht (-sin(x),cos(x)) senkrecht, der Vektor (-sin(x),cos(x)) hat die Länge 1 und weist für 0<x<π/2 nach links; er muss daher mit der Tangente, gebildet aus den Ableitungen von Sinus und Kosinus übereinstimmen. Weil allgemein für Kurven, die durch Bogenlängen parametrisiert sind, die Tangenten, gebildet aus den Ableitungen nach der Bogenlänge, beständig den Wert 1 haben, gilt für Sinus und Kosinus daher cos‘ = -sin und sin‘ = cos. Daraus folgt dann die bekannte Potenzreihenentwicklung für sin und cos und dadurch die Erweiterung des Definitionsbereichs auf alle komplexen Zahlen der Gaussschen Zahlenebene. Über den Zusammenhang mit der Exponentialfunktion exp schließlich sind die beiden Additionstheoreme leicht zu rekapitulieren, denn für reelle x und y gilt offensichtlich cos(x+y)+iβsin(x+y)=ei(x+y)=eixβeiy=(cos(x)+isin(x))β(cos(y)+isin(y))= cos(x)cos(y)-sin(x)sin(y) +i(sin(x)cos(y)+cos(x)sin(y)) Nebenbei sei die folgende sog. Funktionalgleichung, die auf Cauchy zurückgeht, erwähnt, die den trigonometrischen und hyperbolischen Kosinus charakterisiert: Die einzigen von der Nullfunktion verschiedenen, überall in β stetigen Funktionen, die für alle reellen a und b die Relation [sog. Funktionalgleichung] erfüllen, sind f=cos und f=cosh. f(a+b) + f(a-b)=2f(a)f(b) Dabei unterscheidet sich im Reellen der trigonometrische Kosinus cos vom hyperbolischen cosh natürliche dadurch, dass cos im Reellen periodisch ist, also insbesondere unendlich viele reelle Nullstellen hat, cosh jedoch nicht: cosh ist erst im Komplexen periodisch und hat auch erst im Komplexen unendlich viele Nullstellen, im Reellen keine einzige. Überraschenderweise sind sin und cos Bausteine zur Darstellung periodischer Funktionen, die nicht notwendigerweise überall stetig zu sein brauchen, und sogar unbeschränkt sein können. Grundlage dazu ist die Darstellung durch unendliche Fourier-Reihen. Wir wollen uns auf 2π-periodische Funktionen be- 25 schränken und betrachten, wie in der mathematischen Literatur üblich, Fourier-Reihen-Darstellungen in der Form ½a0 + ∑n=1..∞ (an βcos(xβn) + bn βsin(xβn)). Fourier-Koeffizienten ak,bk zu einer 2π-periodischen Funktion f erhält man mathematisch [praktisch über den schnellen Algorithmus von Cooley und Tuckey] über die Formeln von Euler-Fourier: ππ = 1 π 1 π οΏ½ π(π₯) β cos(π₯ β π) π’π’π’ ππ = οΏ½ π(π₯) β π π π (π₯ β π) . π −π π −π Dabei durchläuft k die Menge β€≥o für a-Koeffizienten und die Menge β€>o für die b-Koeffizienten. Die Zusammenhänge zwischen den Koeffizienten und der Konvergenz der Reihen gegen die Funktionswerte sind nicht offensichtlich. Es sind stetige Funktionen konstruiert worden, deren Fourier-Reihen nicht überall konvergieren, und nicht-stetige, integrierbare Funktionen, deren Fourier-Reihen überall divergieren. Da, wie üblich, Summenwerte von Reihen durch Grenzwerte von Partialsummen erklärt sind, müssen zunächst einfache Relationen mit diesen Partialsummen aufgestellt werden. Dabei wurde erkannt, dass unter der Voraussetzung der Integrierbarkeit von f, für eine Konvergenz der Fourier-Reihe zu f gegen einen Funktionswert f(w) die Nullfolgeneigenschaft von ∫((f(w+t)+f(w-t)-2f(w))βsin(nβt)/t)dt für n→∞ und Integrationsintervalle, die den Nullpunkt enthalten, erforderlich ist. Wenn die Funktion f an der Stelle w differenzierbar ist, kann nach einem Hilfssatz von Riemann diese Eigenschaft nachgewiesen werden: für differenzierbare Funktionen f liegt also immer eine punktweise Konvergenz, aber nicht notwendigerweise eine gleichmäßige Konvergenz vor. Gleichmäßige Konvergenz wird nun z.B. erhalten, wenn auch von der Ableitung noch Stetigkeit vorausgesetzt wird. Wir setzen daher bei den folgenden Überlegungen eine zweimalige Stetigkeit voraus, um auch noch Gleichmäßigkeit für die erste Ableitung garantieren zu können. Die Darstellungen von Funktionen durch Potenzreihen machen von der Differentialrechnung Gebrauch, die Fourier-Reihen-Darstellungen im Gegensatz dazu von der Integralrechnung. So wie mit der Differentialrechnung der Tangentenbegriff, ist mit der Integralrechnung der Mittelwert-Begriff eng verbunden. Bekanntlich versteht man unter dem Mittelwert [genauer: arithmetischem Mittelwert] einer endlichen Zahlensequenz x1,…,xn die Zahl π₯Μ = (x1+…+xn)/n. Ist f eine kontinuierliche Größe über dem Einheitsintervall [0;1] , n eine natürliche Zahl, so können endliche Zahlensequenzen z.B. durch die Funktionswerte von f an den diskreten Stellen k/n, 1≤k≤ n erzeugt werden. Man erhält, wenn f nicht gerade konstant ist, einen von n abhängenden Mittelwert, der mit ποΏ½π bezeichnet sein soll. Da derart gebildete Mittelwerte Riemannsche Summen sind, existiert für n→∞ der Grenzwert, falls f integrierbar über [0;1] ist, und soll Mittelwert ποΏ½ der kontinuierlichen Größe f genannt werden. Wenn f über ein Intervall [a,b] gemittelt werden soll, sind die Riemannschen Summen natürlich durch die Intervalllänge b-a zu dividieren. Für cos und sin erhält man offensichtlich bzgl. des Intervalls [-π,π] die folgenden Mittelwerte οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ cos(π β π₯ ± π β π₯) = οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ sΔ±n(π β π₯ ± π β π₯) = 0 , [m±n≠0 für den Kosinusmittelwert!] woraus sich durch das Additionstheorem 2cos²(kβx)-1=1-2sin²(kβx)=cos(2kβx) 26 für die Mittelwerte der Quadrate, wie aus der Elektrotechnik durch den Begriff Effektivwert bekannt, für positive ganze Zahlen k ergibt: οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ cos²(π β π₯) = οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ sΔ±n²(π β π₯) = 1 2 . Diese einfachen Relationen zeigen erstens, dass der Fourier-Koeffizient a0/2 Mittelwert der kontinuierlichen Größe f bzgl. des Periodenintervalls ist und, dass zweitens die übrigen Fourier-Koeffizienten ak und bk gewogene Mittelwerte der Größe f mit den Gewichtsgrößen cos(kβx) und sin(kβx) sind, denn offensichtlich gilt: 1 1 οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ f(x) β cos(k β x) = ak οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ cos²(k β x) = ak und οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ f(x) β sΔ±n(k β x) = bkοΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ sΔ±n²(k β x) = bk . 2 2 Das besagen auch die Formeln von Euler- Fourier, denn 2/(2π) ist natürlich 1/π und erklärt den Ansatz a0/2 an Stelle von a0. Erwähnt sei allerdings dazu, dass das Hineinziehen des Mittelwertoperators in die einzelnen Glieder der Fourier-Reihe mathematisch nicht allgemeingültig, aber zulässig ist, wenn von gleichmäßiger Konvergenz ausgegangen werden kann, was im vorliegenden Untersuchungsfall durch die zweimalige stetige Differenzierbarkeit gegeben ist. Sei nun q eine reelle positive Zahl, f eine zweimal stetig-differenzierbare Funktion, 2π-periodisch mit MitοΏ½οΏ½οΏ½2 = q. Dann ist a0=0 und f‘(x) hat die Darstellung telwert π Μ = 0 und mit π Es folgt f‘(x) = ∑n=1..∞ (-an β n β sin(xβn) + bn β n β cos(xβn)). f(x)² = ∑n=1..∞ ∑ k=1..n((ak βcos(xβk) + bkβsin(xβk)) (an-k βcos(xβ(n-k)) + bn-k βsin(xβ(n-k)) und durch Mittelwertbildung 1 (ππ2 + ππ2 ) = π. 2 π=1 ∞ Analog folgt durch Mittelwertbildung οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ π² = οΏ½ οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ = οΏ½ π′² 1 (ππ2 π² + ππ2 π²) . 2 π=1 ∞ Daraus ist ersichtlich, dass q nicht größer als οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ π′² sein kann und im Falle der Gleichheit nur f= a1βcos + b1βsin möglich ist. Für die Koeffizienten muss dann gelten a1²+b1² = 2βq. Stellt man sich unter der Größe f einen periodischen Bewegungsablauf vor, so kann die Relation derart interpretiert werden, dass man sagt, eine periodische Bewegung um eine Nulllage, die bei gegebenem Mittelwert des Quadrat der Abweichung von der Nulllage mit kleinster kinetischer Energie ausgeführt wird, ist sinusförmig. Mathematisch formuliert: 27 Ist q eine positive reelle Zahl, f eine zweimal stetig-differenzierbare 2π-periodische Funktion mit kleinπ 2 = q, so gibt es reelle Zahlen a und b mit stem Mittelwert des Quadrats der Ableitung, π Μ = 0 und οΏ½οΏ½οΏ½ a²+b²=2q, sodass f = aβcos+bβsin gilt. Wenn f in β zwar integrierbar, aber nur bis auf diskret liegende Stellen stetig und bis auf diskret liegende Stellen beliebig oft differenzierbar ist, muss die Aussage nicht mehr gelten. Das zeigt die „RechteckοΏ½οΏ½οΏ½2 = 1 und οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ π′² =0. Die FouFunktion“ f= floor(sin). Dann ist nämlich bzgl. des Intervalls [-π,π] π Μ =0, π rier-Koeffizienten sind offensichtlich ak=0 für alle nichtnegativen ganzen Zahlen k und b2k+1= 4/π/(2k+1) für alle ganzen positiven Zahlen k, also ist ∑k=0..∞|bk| nicht konvergent. Da für alle reellen Zahlen w und alle t in einer kleinen Umgebung des Nullpunkts (f(w+t)+f(w-t)-2f(w))=0 gilt, ist die Fourier-Reihe punktweise konvergent gegen die Funktionswerte von f. Gleichmäßige Konvergenz liegt sogar innerhalb abgeschlossener Teilintervalle von ]0,π[ vor, jedoch keine gleichmäßige Konvergenz in β, was durch das Gibbs’sche Phänomen [ siehe Abbildung in der Wikipedia] sehr deutlich wird. Die Operationen Differentiation und Grenzwertbildung können nicht mehr vertauscht werden. Ist aber f zweimal stetigdifferenzierbar, erhält man durch partielle Integration die Mittelwerte οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ π ′′ (π₯) sΔ±n(π β π₯) = −π² β ππ ππ π’π’π’ οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½οΏ½ π ′′ (π₯) cos(π β π₯) = π ² β . 2 2 Dadurch ist die Fourier-Reihe zu f absolut-konvergent, denn Σ(|ak|+|bk|) ist nicht größer als 2βγβπ²/3, wenn die Absolutwerte der zweiten Ableitung nicht größer als γ sind. Aus der absoluten Konvergenz folgt die gleichmäßige Konvergenz. Drei Funktionalgleichungen Funktionalgleichungen wurden und werden häufig untersucht. Im vorigen Abschnitt haben wir eine Funktionalgleichung von Cauchy kennengelernt, durch die cos und cosh bestimmt sind. Zunächst sollen zwei Funktionalgleichungen gelöst werden, die anlässlich einer Mathematik-Olympiade 2005 in Kiew gestellt worden sind. Wir beginnen mit der Aufgabe 170: Welche stetigen Funktionen f erfüllen die Funktionalgleichung f(x)+f(y)+f(z) = f((3x+6y-2z)/7)+f((6x-2y+3z)/7)+f((-2x+3y+6z)/7)? Offensichtlich erfüllen die Konstanten und die linearen Funktionen die Funktionalgleichung. Nimmt man von f außer der Stetigkeit noch die Differenzierbarkeit als Voraussetzung hinzu, erkennt man schnell, 28 dass auch quadratische Polynome eine Lösung der Funktionalgleichung sind. Wir gehen nun von folgendem Konzept aus: a) zu betrachten sind nur Funktionen mit f(0)=0, b) gesondert betrachten wir ungerade Funktionen f, c) gesondert betrachten wir gerade Funktionen f. Da wir vermuten, dass unter den ungeraden Funktionen nur die linearen Polynome vorkommen, versuchen wir aufgrund irgendeiner Festlegung für f(1) nachzuweisen, dass im Fall b) f(x)=xβf(1) ist. Im Falle c) versuchen wir nachzuweisen, dass die Funktionswerte durch f(x)= x²βf(1) festgelegt sind. Die Werte f(x) bestimmen wir über spezielle Relationen im Zusammenhang mit f(1) und legen dadurch die Funktionswerte für eine spezielle, in β dicht liegende, Menge rationaler Zahlen fest. Aufgrund der Stetigkeit gilt dann f(x)=xβf(1) bzw. f(x)=x²βf(1) für alle reellen Zahlen x. Schließlich wird aus der bekannten allgemeinen Zerlegung einer Funktion in einen geraden und einen ungeraden Anteil die Funktion f aus den drei Werten f(0), f(1) und f(-1) bestimmt. Eine für unsere Zwecke geeignete dicht liegende Menge rationaler Zahlen erhalten wir durch das sog. Modulo-Eins-Gesetzes von H.Weyl [siehe Wikipedia unter Gleichverteilung, oder den Beweis in V.I.Arnold, Gewöhnliche Differentialgleichungen: Phasenkurven auf dem Torus, S.165]. Dieses ModuloEins-Gesetz besagt, dass Zahlenfolgen der Art (nβα-floor(nβα))n→∞ im Einheitsintervall [0;1] gleichverteilte Zahlen liefern, wenn α keine rationale Zahl ist. Jede Zahl z aus dem Einheitsintervall kann dann also beliebig genau durch eine Zahl der Art nβα-floor(nβα) angenähert werden. Lösung Offensichtlich erfüllen mit zwei Funktionen f und g auch die Linearkombinationen aβf+bβg [a und b reell] die Funktionalgleichung. Ebenso ist klar, dass mit f auch xβ¦f(-x) die Funktionalgleichung erfüllt. Wir verwenden daher die bekannte Zerlegung einer Funktion f in einen ungeraden, einen geraden und einen konstanten Anteil wie folgt π(π₯) = π(π₯) − π(−π₯) π(π₯) + π(−π₯) − 2π(0) + + π(0) 2 2 und untersuchen die Anteile gesondert. Zunächst sei f eine ungerade Funktion; es gelte also f(-x)= -f(x), insbesondere f(0)=0. Dann leiten wir die folgenden Relationen her: 1. f(a)+f(2a)-f(3a)= f(3a)-f(a)-f(2a), folglich f(3a)= f(a)+f(2a) aufgrund von x=a, y=2a, z=-3a, 3a+12a+6a=21a, 6a-4a-9a=-7a und -2a +6a-18a= - 14a; 2. f(7a)= f(3a)+f(6a)-f(2a), folglich f(7a)= f(a)+f(6a) aufgrund von x=y=z=7a; 3. f(3a)+f(5a)-f(5a)= f(7a)-f(a)-f(3a), folglich f(7a)=f(a)+2f(3a) aufgrund von x=3a, y=-z=5a. Wir erhalten aus den Folgerungen in 2 und 3 4. 2f(x) = f(2x) für alle reellen x und dadurch f(3x)= 3f(x) aufgrund der Folgerung aus 1. 29 Durch vollständige Induktion bekommen wir somit aus 4 für alle nicht-negativen ganzen Zahlen m und n die Relation 5. f(3m/2n) = f(1)β 3m/2n , f(-x)=-f(x). Wir setzen weiterhin f(0)=0 voraus, aber f(-x)=f(x). Dann erhalten wir 5 Gleichungen, die durch das Einsetzen in die Ausgangs-Funktionalgleichung aus der Tabelle x a -3a 7a 3a 9a hervorgehen: y 4a 4a -a 6a 4a z -4a -3a -3a -2a a 3x+6y-2z 35a 21a 21a 49a 49a 6x-2y+3z -14a -35a 35a 0 49a -2x+3y+6z -14a 0 -35a 0 0 6. 7. 8. 9. 10. f(a)+2f(4a)= f(5a)+2f(2a) f(3a)+f(4a)+f(3a) = f(3a)+f(5a) f(7a)+f(a)+ f(3a) = f(3a)+ 2f(5a) f(3a) +f(6a) +f(2a)= f(7a) f(9a)+f(4a)+f(a)=2f(7a). 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. f(4a)= f(3a)+2f(2a)-f(a) wegen f(4a)= f(5a) – f(3a) = ( f(a)+2f(4a) -2f(2a)) –f(3a) f(5a)=2f(3a)+2f(2a)-f(a) aus 11 und 6. f(7a)= 2f(5a)-f(a) = 4f(3a)+4f(2a)- 3f(a) aus 8 und 12. f(6a)=f(7a)-f(3a)-f(2a) = 3f(3a)+3f(2a)-3f(a)=3(f(3a)+f(2a)-f(a)) aus 9 und 13. f(9a)= 2f(7a)-f(4a)-f(a)=7f(3a)+6f(2a) -6f(a) aus 10 und 11. f(12a) = f(4β 3a)= f(9a)+2f(6a)-f(3a)= 12(f(3a)+f(2a)-f(a)) aus 11, 15,14. f(12a) = 4f(6a) aus 16 und 14. f(2x)= 4f(x) aus 17. f(3x)= f(4x)- 2f(2x) +f(x)= 2f(2x) +f(x)= 9f(x) aus 11 und 18. Wir betrachten f(a), f(2a), f(3a) als Basis-Elemente und ermitteln daraus f(kβa) für k=4,5,6,7,9,12. Aus 18 und 19 schließen wir durch vollständige Induktion auf die Relation 20. f(3m/2n) = f(1)β 9m/4n, f(0)=0 und f(-x)=f(x). Sicherlich ist die Zahl log23 keine rationale Zahl r=m/n, denn aus 2r = 3 würde sich die Gleichung 2m= 3n ergeben, die in ganzen Zahlen m und n nicht lösbar ist. Nach dem Modulo-Eins-Gesetz von H.Weyl ist daher nβ log23 – floor(nβ log23) gleichverteilt im Einheitsintervall [0;1]. Seien α und β zwei Zahlen aus dem Intervall [1;2] und sei α kleiner als β. Logarithmieren wir die beiden Zahlen, erhalten wir Zahlen a 30 und b aus dem Einheitsintervall. Nach dem Modulo-Eins-Gesetz gibt es unendlich viele positive ganze Zahlen n, sodass a < nβ log23 – floor(nβ log23) < b gilt. Da der duale Logarithmus monoton wachsend ist, erhalten wir die Ungleichungen πΌ = 2π < 3π 2 πππππ(πβπππ2 3) < 2π = π½ . Jede Zahl x aus dem Intervall [1;2] ist also eine rationale Zahl der Art 3m/2n oder Grenzwert solcher rationaler Zahlen, denn innerhalb beliebig kleiner Teilintervalle des Intervalls liegen unendlich viele rationale Zahlen der Art 3m/2n . Für eine stetige und ungerade Funktion gilt daher im Intervall [1;2] f(x)=xβf(1), und aufgrund von f(2x)=2f(x) gilt das für alle reellen x. Für eine gerade Funktion f mit f(0)=0 gilt wegen der Stetigkeit im Intervall [1;2] analog f(x)=x²βf(1) und aufgrund von f(2x)= 4f(x) dann für alle reellen x. Durch die eingangs vorgenommene dreiteilige Zerlegung einer Funktion f erhalten wir somit π(π₯) = π₯ π(1) + π(−1) − 2π(0) π(1) − π(−1) + π₯² + π(0) 2 2 Erfüllt also eine stetige reelle Funktion f die Funktionalgleichung, so ist f ein Polynom höchstens zweiten Grades, eindeutig bestimmt durch die Werte für f(0), f(1) und f(-1), die auch komplexwertig sein können. β Die Funktionalgleichung der Aufgabe 170 ist nicht die einzige Möglichkeit, Polynome höchstens zweiten Grades zu charakterisieren. Prof. J.Elstrodt hat in den Math. Semesterberichten (2009) in der Arbeit „Eine Charakterisierung quadratischer Polynome durch Funktionalgleichungen und ein diophantisches Problem“ mit völlig anderem Lösungsansatz als der vorher dargestellte die folgende Verallgemeinerung gefunden: Ist (a,b,c) eine nicht-triviale reelle Lösung des Gleichungssystems a+b+c=1, a²+b²+c²=1, so genügt eine stetige Funktion f:β→ β genau dann der Funktionalgleichung f(x)+f(y)+f(z)= f(ax+by+cz)+f(bx+cy+az)+f(cx+ay+bz), wenn f ein Polynom höchstens zweiten Grades ist. Eine zweite Funktionalgleichung war als Aufgabe 172 gestellt: Es sind alle stetigen ungeraden Funktionen f:β→ β zu bestimmen, die für alle x∈ β die Funktionalgleichung f(f(x))=x erfüllen. 31 Lösung Weil f ungerade ist, gilt f(0)=0. Sind a und b zwei reelle Zahlen, so kann nicht f(a)=f(b) gelten. Ist w eine beliebige reelle Zahl, so ist f(w) eindeutiges Urbild von w. Also ist f eine 1:1-Abbildung von β auf sich, insbesondere ist f keine Konstante, also f(1)≠0. Wir nehmen etwa f(1)>0 an. Da eine stetige Funktion f jeden Zwischenwert zwischen 0 und f(1) annehmen muss, gilt f(x) >0 für alle x>0, andernfalls gäbe es eine zweite Nullstelle von f zwischen x und 1. Angenommen, es gibt irgendeine positive Zahl w, die von dem positiven Funktionswert f(w) verschieden ist. Dann muss auch eine positive Zahl a existieren, sodass 0<a<f(a) gilt, denn es kann entweder nur a=w oder a=f(w) sein. Nach dem Zwischenwertsatz (siehe Wikipedia) für stetige Funktionen muss der Zwischenwert a Funktionswert einer Zahl z aus dem Intervall [0,a] sein. Da a einziger Funktionswert von f(a) ist, aber f(a) außerhalb des Intervalls [0,a] liegt, entsteht ein Widerspruch, verursacht durch die Annahme w≠f(w) für irgendeine positive Zahl w. Also muss für alle positiven Zahlen, unter der Annahme f(1)>0, w=f(w) gelten. Da die Funktionswerte für die negativen Argumente sich aus den positiven Argumenten ermitteln lassen, f(-w)=-f(w), muss für alle reellen Zahlen w gelten: f(w)=w. Analog folgt für alle w f(w)=-w, wenn f(1)<0 angenommen wird. Bezeichnen wir die identische Funktion mit ι, so wird die Funktionalgleichung also nur von zwei Funktionen erfüllt, von f= ι und von f=- ι . Im Komplexen würden zwei weitere stetige, aber nicht mehr komplex-differenzierbare Funktionen zβ¦π§Μ und zβ¦− π§Μ durch die Konjugationsabbildung hinzukommen. β Die beiden vorigen zwei Funktionalgleichungen sowie auch die Funktionalgleichung von Cauchy bezogen sich auf stetige Funktionen. Im Allgemeinen steigt der Schwierigkeitsgrad solcher Aufgaben, wenn von den Funktionen weder Differenzierbarkeit noch Stetigkeit vorausgesetzt werden kann. Eine solche Aufgabe wurde 2010 gestellt: Man bestimme alle Funktionen f:β→ β , für die f(x+y+xy)=f(x)+f(y)+f(x)f(y) für alle reellen Zahlen x und y gilt. Lösung Solche Funktionen sind z.B. f≡0 und f≡-1. Bildet man mit einer solchen Funktion f eine weitere Funktion F durch F: xβ¦ f(x-1)+1, erhält man für F eine einfachere Funktionalgleichung: F(ab)=F(a)F(b), denn (f(a-1)+1)(f(b-1)+1)= f(a-1)f(b-1)+f(a-1)+f(b-1)+1= f(a+b-2+ab-a-b+1)+1= f(ab-1)+1. Umgekehrt ergibt sich aufgrund von F die Funktion f, gemäß f:xβ¦F(x+1)-1, denn f(x)+f(y)+f(x)f(y)= F(x+1)+F(y+1)-2 + (F(x+1)-1)( F(y+1)-1) = F(x+1)F(y+1)-1= F(xy+x+y+1)-1 = f(x+y+xy)-1. 32 Zwei elementare Lösungen der multiplikativen Funktionalgleichung sind offensichtlich F≡0 und F≡1. Der Nullpunkt lässt nur zwei Zuweisungen zu, denn F(0)=F(0²)=F(0)² zeigt, dass entweder F(0)=0 oder F(0)=1 gelten muss. Aus F(0)=1 folgt sofort F≡1, denn für alle reellen x gilt F(0)=F(0βx)=F(0)βF(x). Gibt es eine von null verschiedene Nullstelle n von F, so ist F identisch null, denn F(x)=F(nβx/n)= F(n)F(x/n)=0 gilt dann für alle reellen Zahlen x. Aus null als einziger Nullstelle von F kann allerdings nicht auf F identisch null geschlossen werden, das zeigt die Vorzeichenfunktion F=sgn [sgn(0)=0]. Wenn F nicht die Nullfunktion ist, muss F(1)=1 gelten, wie sofort aus F(1)=F(1²)=F(1)² folgt. Wenn F die multiplikative Funktionalgleichung erfüllt und nicht identisch null ist, nimmt F für positive x nur positive Werte an, denn F(x)= F(√x)² ist für positive x wiederum positiv. Für negative x-Werte kann F(x) auch negativ werden, denn F(-1)²=F(1)=1 führt zu den beiden Möglichkeiten F(-1)= 1 und F(-1)= - 1. Für die negativen x-Werte sind die Vorzeichen von F(x) an das Vorzeichen von F(-1) gebunden, denn F(x) ist für alle reellen Zahlen x<0 gleich dem Produkt F(-1)βF(|x|). Die bisherigen Überlegungen zeigen, dass wir uns zur Festlegung von F auf die positiven reellen Zahlen beschränken können. Fβ’0 bildet unter dem Bestehen des Multiplikationsgesetzes positive Zahlen werden wieder auf positive Zahlen ab. Durch die Logarithmusfunktion ln werden die positiven Zahlen 1:1 auf alle reellen Zahlen abgebildet, aus dem Multiplikationsgesetz wird ein Additionsgesetz. Unter Fβ’0 erhalten wir mit die Relation A(x)= ln F(ex) A(x)+A(y) = ln F(ex) + ln F(ey) = ln F(ex+y) = A(x+y). Das ist für A die berühmte Cauchy’sche Funktionalgleichung [siehe Wikipedia] zur Charakterisierung der linearen Funktionen, wenn Stetigkeit vorausgesetzt wird. Erst ungefähr 100 Jahre nach Veröffentlichung der damit zusammenhängenden mathematischen Probleme von Cauchy gelang es Georg Hamel die Funktionalgleichung auch für nichtstetige Funktionen allgemein zu lösen. Die Lösungen sind nicht konstruktiv, sie setzen von der Mengenlehre her gesehen die Gültigkeit des Auswahlaxioms voraus. Die Gültigkeit wird z.Z. allgemein akzeptiert, wenn, so wie hier, keine weiteren nicht durchschaubaren rekursiven Prozesse durchgeführt werden. So ist es z.Z. üblich, die Menge der reellen Zahlen als Vektorraum bzgl. des Körpers der rationalen Zahlen zu betrachten und zu akzeptieren, dass dieser Vektorraum eine unendliche Basis hat. Es ist ja offensichtlich, dass die Zahlen 1 und √2 nicht linear voneinander bzgl. des Körpers der rationalen Zahlen abhängig sind, sonst wäre √2 rational. Die „Konstruktion“ einer Basis könnte also zunächst mit 1 und √2 beginnen. Eine jede solche Basis B wird Hamel-Basis genannt. Wie aus den Vorlesungen über Lineare Algebra bekannt, sind Nullvektoren keine Basiselemente. In unserem Fall heißt das, die Zahl 0 liegt nicht in B. Sei allgemein, um die additive Funktionalgleichung allgemein zu lösen, α eine Abbildung von B in die Menge der reellen Zahlen, also α: B → β. Wir setzen α zu einer reellen, reellwertigen Funktion A wie folgt fort: 33 A(x) = ∑ni=1 ri β α(bi ), falls x = ∑ni=1 ri β bi , ri ∈β, bi ∈ π. Durch die Basiseigenschaft ist die Zuordnung eindeutig. Sind x und y zwei reelle Zahlen, die sich durch Basiselemente darstellen lassen, die paarweise verschieden sind, so ist klar, dass das Bild der Summe x+y gleich der Summe der Bilder A(x)+ A(y) ist. Treten in den Darstellungen von x und y gemeinsame Basiselemente auf, ist das Distributivgesetz anwendbar. In jedem Fall ist gesichert, dass A die Funktionalgleichung von Cauchy erfüllt. Mit einer solchen durch die Abbildung α festgelegten Funktion A erhalten wir Funktionen F+ , die die multiplikative Funktionalgleichung für positive reellen Zahlen erfüllen: Zur Kontrolle: F +(x) = exp(A(ln x)) für x>0. F+(xβy) = exp(A(ln(xβy))) = exp(A(ln(x)+ln(y))) = exp(A(ln x)+ A(ln y))= exp(A(ln x))β exp(A(ln x))=F+(x)F+(y). Wir erhalten dadurch als Lösung für die multiplikative Funktionalgleichung bzgl. β\{0} zwei Funktionen F1 und F2 wie folgt: F1: x β¦ sgn(x)β F+(|x|) und F2: x β¦ sgn²(x)β F+(|x|). Durch Erweiterung F1(0)=F2(0)=0 des Definitionsbereichs auch auf die Null, erfüllen beide Funktionen die multiplikative Funktionalgleichung in β. Wenn A die Nullfunktion ist, kommt noch F3≡1 hinzu, die Nullfunktion F kann natürlich nicht durch irgendeine Funktion A generiert werden, sonst aber ist jede Funktion F dadurch bestimmt. Die gesuchten Funktionen der Ausgangsfunktionalgleichung ergeben sich also zu f1 : xβ¦F1(x+1)-1 und f2 : xβ¦ F2(x+1)-1 sowie zu f3≡0, falls A≡0 . Hinzuzunehmen ist unabhängig davon noch die Funktion f≡-1, die durch A nicht erhalten werden kann. Die Lösungen werden einfacher, wenn von f Stetigkeit vorausgesetzt werden kann. Dann ist auch F stetig und die Zuweisungen α müssen eingeschränkt werden derart, dass für alle Basis-elemente bΟ΅B α(b)=bβA(1) gilt. Dann ist A gleich x β¦ x β A(1) und es muss A(1)≥0 sein, weil sonst der rechtsseitige Grenzwert von F+ bzgl. 0 nicht existiert. Legen wir [nur vorläufig] fest, dass 00=1 gelten soll, erhalten wir für f alle stetigen Lösungen mit einer reellen Zahl γ ≥0 wie folgt: xβ¦ sgn(x+1)βsgn(γ)β|x+1|γ -1 und xβ¦ |x+1|γ -1 . Somit ist die Funktionalgleichung auch im stetigen Fall gelöst.