Wahrscheinlichkeit und Zufall Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten 16. Juni 2009 Dr. Katja Krüger Universität Paderborn 1 Inhalt ¾ Ereignisse E i i und d deren d W Wahrscheinlichkeit h h i li hk i ¾ Laplace-Regel ¾ Baumdiagramm und Pfadregel 2 Vergleich von Ergebnissen und Ereignissen Aufgabenbeispiel Würfeln aus den KMK-Bildungsstandards für die Primarstufe 3 Gewinnchancen bei einfachen Zufallsexperimenten vergleichen Aufgabenbeispiel Würfeln aus den KMK-Bildungsstandards für die Primarstufe 4 Er i niss und deren Ereignisse d r nW Wahrscheinlichkeit hrsch inlichk it 5 Mathematisierung zufallshaltiger Situationen: Ereignisse Oft iinteressiert Of i man sich i h nicht i h fü für einzelne i l A Ausfälle f ll eines i Zufallsversuchs, sondern für mehrere Ausfälle, die alle eine bestimmte Eigenschaft haben. Durch Angabe der Eigenschaft werden die Ausfälle, die diese Eigenschaft haben, zu einer Menge zusammengefasst z.B. beim beim Würfeln mit zwei Würfeln: f • Pasch: A= {(1/1), (2/2), ...(5/5), (6/6)}. • Augensumme 10: B= {(5/5), (6/4), (4/6)}. ¾ Ein Ereignis ist eine Teilmenge der Ergebnismenge Ω. Ω A B 6 Ereignisse und deren Wahrscheinlichkeiten beim zweifachen Würfeln p(Augensumme 10) = 3/36 Neue Wege 6 (2006), S. 221 p(Pasch) 6/36 p(Pasch)=6/36 Man addiert die Wahrscheinlichkeiten der Ausfälle, die zu einem Ereignis g gehören. g 7 Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses Kenntt man die K di Wahrscheinlichkeit W h h i li hk it für fü jeden j d A Ausfall, f ll d der zu dem Ereignis gehört, dann kann man die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A angeben: Man addiert die Wahrscheinlichkeiten der Ausfälle, die zu A gehören. P ( A) = ∑ P(ω ) ω∈A ∈A z.B. die Wahrscheinlichkeit für einen Pasch beim zweifachen Würfeln P(" Pasch P h" ) = = p((1 / 1) ) + p (((2 / 2) ) + ... p((6 / 6) ) 1 1 1 1 1 1 + + + + + 36 36 36 36 36 36 6 1 = = 36 6 8 Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses g Sonderfälle Sonderfälle: – – Wahrscheinlichkeit des unmöglichen Ereignisses ∅: P(∅) = 0 Wahrscheinlichkeit des sicheren Ereignisses Ω: P(Ω) = 1 9 Wahrscheinlichkeiten des Gegenereignisses Ā Ω A A Ein Ereignis E E A umfasst f alle ll Ausfälle f ll der d Ergebnismenge, E b die d eine bestimmte Eigenschaft haben. Alle Ausfälle, die diese Eigenschaft nicht haben, bilden das Gegenereignis Ā. Da alle Ausfälle entweder zum Ereignis oder zu seinem Gegenereignis gehören, müssen die Wahrscheinlichkeiten der beiden Ereignisse g zusammen gleich g der Summe der Wahrscheinlichkeiten aller Ausfälle, also gleich 1 sein. Die Wahrscheinlichkeiten eines Ereignisses A und seines Gegenereignisses Ā ergänzen sich zu 1. 1 () P ( A) + P A = 1 z.B. die Wahrscheinlichkeit für keinen Pasch beim zweifachen Würfeln P(P h) = P(Pasch) 6 1 1 5 = ⇒ P(kein k i Pasch P h) = 1 − = 36 6 6 6 10 Grundeigenschaften der Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen Ω A B 11 B r chnun von Berechnung v nW Wahrscheinlichkeiten hrsch inlichk it n 12 Laplace Versuche Laplace-Versuche ¾ W Wahrscheinlichkeiten h h i li hk it lassen l sich i h leicht l i ht berechnen, b h wenn alle ll Ausfälle der jeweiligen Ergebnismenge gleichwahrscheinlich sind. Solche Zufallsversuche nennt man auch Laplace-Versuche nach Pierre Simon Laplace (1749 - 1827), einem berühmten französischen Mathematiker und Physiker. ¾ Für Laplace Laplace-Versuche Versuche, aber auch nur für diese diese, lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses p(E) nach einer einfachen Regel berechnen, der Laplace-Regel: p( E ) = Anzahl der für das Ereignis günstigen Fälle Anzahl aller möglichen Fälle Die Laplace-Regel gilt nur im Falle der Gleichwahrscheinlichkeit der möglichen Ausfälle! 13 „Théorie analytiques des probabilités probabilités“ von Pierre Simon de Laplace (1812) „Die Theorie des Zufalls ermittelt die gesuchte Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses g durch Zurückführung g aller Ereignisse derselben Art auf eine gewisse Anzahl gleich möglicher Fälle … und durch Bestimmung der dem Ereignis günstigen Fälle. Das Verhältnis dieser Zahl zu der aller möglichen Fälle ist das Maß dieser Wahrscheinlichkeit, die also nichts anderes als ein Bruch ist, dessen Zähler die Zahl der günstigen Fälle und dessen Nenner die Zahl aller möglichen Fälle ist“. Zitiert nach Kütting 2008, 2008 S S. 26 p( E ) = Anzahl der für das Ereignis günstigen Fälle A hl aller Anzahl ll möglichen ö li h Fälle Fäll 14 Beispiel 1: Einfache Urnenziehung Aus einer Urne mit zwei roten und drei weißen Kugeln wird eine Kugel gezogen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie weiß ß ist? • 1. Modellierung Ω = {r, w}. Für das Ereignis "eine weiße Kugel ziehen" gibt es einen ("günstigen") A f ll nämlich Ausfall, ä li h w. Ab Aber die di W Wahrscheinlichkeit h h i li hk it hi hierfür fü iistt k keineswegs i 0,5. • 2. Modellierung: Ω = { r1, r2, w1, w2, w3} Wir können diesen Zufallsversuch künstlich zu einem Laplace-Versuch machen indem wir die Kugeln durchnummerieren. machen, durchnummerieren Nun besteht beim Zufallsversuch "einmaliges Ziehen" die Ergebnismenge aus 5 Ausfällen. Für das Ereignis "eine weiße Kugel ziehen" gibt es 3 günstige Ausfälle, nämlich w1, w1 w2, w2 w3 w3. Das Ereignis hat also die Wahrscheinlichkeit p(weiße Kugel)=3/5=0,6. 15 Wahl eines/r geeigneten Stichprobenraumes /Ergebnismenge 16 Beispiel p 2: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Augensummen beim Werfen zweier Würfel 1. Modellierung Ω = {2,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12}. Bei dieser Ergebnismenge sind nicht alle Augensummen gleichwahrscheinlich Fasst man die einzelnen Augensummen als gleichwahrscheinlich. Ereignisse auf, so kann man deren Wahrscheinlichkeit mit der LaplaceRegel nur berechnen, wenn alle Ausfälle der zugrunde liegenden g m g gleichwahrscheinlich g sind. Ergebnismenge 2. Welche Modellierung eignet sich zur Berechnung der W h h i li hk it ? Wahrscheinlichkeiten? Zufallsversuch Ergebnismenge g g Einen gelben und einen blauen Würfel werfen Ω = {11, 12, 13 ..., 16, 21, 22, 23, ..., 61, 62, ..., 66} Zweii Würfel Z Wü f l werfen f ohne h Beachtung der Reihenfolge Ω = {11 {11, 12 12, 13 13, 14 14, 15 15, 16 16, 22 22, 23 23, ...,26, 33, 34, … 56, 66} 17 Beispiel p 2: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Augensummen beim Werfen zweier Würfel p(Augensumme 9) = 4/36 p(Augensumme 10) = 3/36 ω 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 p(ω)) p( 1 36 2 36 3 36 4 36 5 36 6 36 5 36 4 36 3 36 2 36 1 36 18 Beispiel p 2: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Augensummen beim Werfen zweier Würfel 0,18 Wah hrscheinlichke eit 0,16 0,14 0,12 0,1 0,08 0 06 0,06 0,04 0,02 0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Augensumme ω 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 p(ω) 1 36 2 36 3 36 4 36 5 36 6 36 5 36 4 36 3 36 2 36 1 36 19 Häufigkeitsverteilung der Augensummen beim Werfen zweier Würfel (n = 180 Versuche) 20 Häufigkeitsverteilung der Augensummen beim Werfen zweier Würfel (n = 1800) 21 B umdi r mm und Pf Baumdiagramme Pfadregeln dr ln 22 Ergebnismengen g g im Baumdiagramm g beim Würfeln mit zwei Würfeln „Zur Darstellung von Ergebnismengen bei mehrstufigen Zufallsversuchen lassen sich Baumdiagramme g einsetzen. Man schreibt dabei an die Knoten des Baumes die Ergebnisse (oder Ereignisse) und an die Kanten die Wahrscheinlichkeiten, mit denen man von einem Knoten zu einem nächsten Knoten gelangt. An den Enden der Pfade eines Baumdiagramms können di dem die d Z Zufallsexperiment f ll i t zugeordneten d t Ergebnisse angegeben werden. Diese bilden die Ergebnismenge Ω. In diesem Baumdiagramm haben alle Pfade bzw. Ergebnisse die gleiche Wahrscheinlichkeit 1/6·1/6 1/6 1/6 = 1/36, 1/36 da es sich um einen Laplace-Versuch handelt. 23 Ergebnismenge g g und Baumdiagramm g beim dreifachen Münzwurf 23=8 Ergebnisse (Z ; Z ; Z) (Z ; Z ; W) Zahl (Z ; W ; Z) (Z ; W ; W) (W ; Z ; Z) Wappen (W ; Z ; W) (W; W ; Z) (W ; W ; W) 24 Beispiel 3: Urnenziehung Aus einer A i U Urne mit it zweii roten t und dd dreii weißen iß K Kugeln l werden d zwei Kugeln mit einem Griff gezogen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass beide rot sind? ¾ 1. Modellierung : Statt „mit einem Griff“ wird zweimal ohne Zurücklegen gezogen und die Reihenfolge nicht berücksichtigt. berücksichtigt Die „natürliche“ Ergebnismenge ist dann W = {rr, rw, ww}. p(rr) ist jedoch nicht gleich ⅓, da die Ausfälle nicht gleichwahrscheinlich sind! ¾ 2 2. Modellierung: Wir erzeugen einen Laplace-Versuch Laplace Versuch durch „künstliche Vervielfachung“. Die Kugeln gleicher Farbe werden unterschieden (r1 und r2 sowie w1, w2 und w3). Es wird zweimal ohne h Zurücklegen Z ü kl gezogen und d die di R Reihenfolge ih f l b berücksichtigt. ü k i hti t 25 Beispiel 3: Urnenziehung D Darstellung ll des d Ziehungsprozesses Zi h in i einem i B Baum Weil zwischen den Kugeln mit gleicher Farbe jetzt künstlich unterschieden wird, gibt es mehr Möglichkeiten beim Ziehen von zwei Kugeln. Wir erhalten eine i E Ergebnismenge b i mit it 20 Ausfällen: A fäll • Jeder Pfad entspricht einem möglichen Ausfall. • Jeder Ausfall/Pfad ist gleichwahrscheinlich. gleichwahrscheinlich Zum Ereignis A, "beide rot", gehören in diesem Baum zwei Pfade/ Ergebnisse, nämlich (r1,r2) und (r2,r1). Also ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis A: 2 1 p ( A) = 20 = 10 26 Beispiel 3: Urnenziehung Alternative l i Darstellungen D ll des d Ziehungsprozesses Zi h in i einem verkürzten „Wahrscheinlichkeitsbaum“ 1 4 2 5 3 5 3 4 2 4 2 4 1 2 2 1 p ( A) =" ein Viertel von Zwei Fünftel" = ⋅ = = 4 5 20 10 27 Beispiel 3: Urnenziehung Bestimmung der Wahrscheinlichkeitsverteilung 2 5 3 5 1 4 p((r / r ) ) = 3 4 2 4 p ((r / w) ) = 3 2 6 3 ⋅ = = 4 5 20 10 2 3 6 3 p (( w / r ) ) = ⋅ = = 4 5 20 10 2 4 p (( w / w) ) = 1 2 2 1 ⋅ = = 4 5 20 10 p(" beide Kugeln verschieden" ) = 3 3 6 + = 10 10 10 2 3 6 3 ⋅ = = 4 5 20 10 M lti li i Multipliziere lä längs d der Pf Pfade d und d addiere ddi di die Pf Pfadwahrscheinlichkeiten. d h h i li hk it 28 Rechenregeln für mehrstufige Zufallsversuche: Die Pfadregeln 1. Pfadmultiplikationsregel: Bei einem mehrstufigen Zufallsversuch ist die Wahrscheinlichkeit eines durch einen Pfad dargestellten Ereignisses gleich dem Produkt der Wahrscheinlichkeiten längs des zugehörigen Pfades. 2. Pfadadditionsregel: Setzt sich bei einem mehrstufigen Zufallsversuch ein Ereignis aus verschiedenen Pfaden zusammen,, dann erhält man die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses durch Addition der einzelnen Pfadwahrscheinlichkeiten. 29 Eine Aufgabe – verschiedene Lösungen Drei Würfel werden gleichzeitig geworfen geworfen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dabei keine '1' oder '2' ist (Ereignis E)? Wir stellen das dreistufige Zufallsexperiment im Baumdiagramm dar und wenden die Pfadregel an, die ja nicht nur für Laplace-Versuche gilt. Zum Ereignis g E gehört g nur ein einziger g Pfad (rot). Nach der Pfadregel g werden die Wahrscheinlichkeiten längs dieses Pfades multipliziert. p (E ) = 2 2 2 8 ⋅ ⋅ = 3 3 3 27 30 Eine Aufgabe – verschiedene Lösungen Drei Würfel werden gleichzeitig geworfen geworfen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dabei keine '1' oder '2' ist (Ereignis E)? Wir stellen das dreistufige Zufallsexperiment im Baumdiagramm dar und wenden die Pfadregel an, die ja nicht nur für Laplace-Versuche gilt. Zum Ereignis g E gehört g nur ein einziger g Pfad (rot). Nach der Pfadregel g werden die Wahrscheinlichkeiten längs dieses Pfades multipliziert. 3 8 ⎛2⎞ p (E ) = ⎜ ⎟ = 27 ⎝3⎠ 31 Eine Aufgabe – verschiedene Lösungen Dreii Wü D Würfel f l werden d gleichzeitig l i h i i geworfen. f Wie Wi großß ist i die di Wahrscheinlichkeit, dass dabei keine '1' oder '2' ist (Ereignis E)? • • Wir erzeugen einen Laplace-Versuch durch „künstliche Vervielfachung“: Man denke sich die drei Würfel in verschiedenen Farben und unterscheide dementsprechend auch die Augenzahlen dieser drei Würfel. Dann gibt es 63 (= 216) mögliche gleichwahrscheinliche Ausfälle (1/1/1),…. (6/6/6). Jeder Würfel hat aber nur vier Augenzahlen, Augenzahlen die für das Ereignis E günstig sind; insgesamt gibt es also 43 (= 64) günstige Ausfälle (3/3/3),… (6/6/6). Nach der Laplace − Formel gilt : p( E ) = Anzahl der günstigen Ergebnisse 64 8 = = Anzahl der möglichen Ergebnisse 216 27 32