Vorlesung Strategisches Marketing Wintersemester 2010/11 Strategisches Marketing VL 1 Visitenkarte Prof. Dr. Volker Trommsdorff Technische Universität Berlin Lehrstuhl Marketing Wilmersdorfer Straße 148, D 10585 Berlin [email protected] www.marketing-trommsdorff.de trommsdorff+drüner, innovation+marketing consultants [email protected]; www.td-berlin.com Strategisches Marketing VL 1 Literatur (Marketing-Lehrbücher zum Vertiefen) Empfehlung für das gesamte Marketingstudium – Homburg/Krohmer, Marketing Management, Wiesbaden 2006 Alternativen speziell für diese Vorlesung: – Backhaus/Schneider, Strategisches Marketing, Stuttgart 2007 – Benkenstein, Strategisches Marketing, 2. Aufl. Stuttgart 2002 – West/Ford/Ibrahim, Strategic Marketing, Oxford, New York 2006 Charts (download nach Anmeldung: www.marketing-trommsdorff.de) Klausur Multiple Choice-Fragen aus dem Vorlesungs- und Chartinhalt, auch Inhalte von Gastvorträgen Strategisches Marketing VL 1 3 Übung zur Vorlesung: Organisatorisches Termine 1820 h H 1058 Do 10.02.2011 Fr 11.02.2011 Mi 16.02.2011 Fr 18.02.2011 immer von 18.00 bis 20.00 h s.t. hier im H 1058 Die Blockübungen bauen aufeinander auf, also alle vier besuchen! Wiederholung und Vertiefung der Vorlesung (Theorie) Inhalte der Blockübung Bearbeitung von Fallstudien Fragen und Antworten zu Inhalten der Vorlesung und zur Klausur Email im Januar 2010 an [email protected] Anmeldung Betreff: ÜBUNG STRATEGISCHES MARKETING Mail-Text: NACHNAME, VORAME, MATR.-NR. Strategisches Marketing VL 1 Übung zur Vorlesung: Organisatorisches II • Folgende vier Fallstudien sind klausurrelevant : 1) Villeroy & Boch, 2) Bodycare, 3) Farbwerke Bunt, 4) Bonos. Wichtig für maximalen Erfolg bei der Klausur und im wahren Leben danach • Ab 1.2. ist alles von www.marketing-trommsdorff.de downloadable. • Maximaler Effekt zur Klausurvorbereitung: Vor jeder Übung den Text und die Aufgaben lesen. Während der Übung auf Fragen gefasst machen. Nach der Übung die Aufgaben nachbereiten. • Aktuelle Infos finden Sie auf der o.a. Homepage. Wchtige Änderungen werden ggf. rechtzeitig per Email bekannt gegeben. • Die Klausur findet am 24.2.2011 von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr statt: Raum H 104 und ggf. zusätzlich H 105. • Es handelt sich um eine reine MC-Klausur mit 80 MC-Fragen, wobei jede korrekte Antwort positiv zählt (keine Minuspunkte). Strategisches Marketing VL 1 Prüfungsanmeldungen • Bachelorstudierende im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen melden sich für die Klausur "Strategisches Marketing" vom 1.1.2011 bis zum 20.2.2011 über QISPOS an. Klausurtermin: 24.2. 15–17 h in den Räumen H 104 / H 105. • Als Wahlmodul kann „Strategisches Marketing“ auch in anderen Studiengängen gewählt werden. Die Anmeldung erfolgt dann in dem Prüfungsteam, welches den Studiengang betreut, Online-Anmeldung über QISPOS ist hier nicht möglich. • In den Studiengängen Wirtschaftsmathematik und Informatik kann das Modul als Anwendungsfach gewählt werden, im Studiengang Mathematik als Nebenfach. Eine amtliche Online-Anmeldung ist hier ebenfalls nicht möglich. • Wer die Klausur schreiben will, muss sich zusätzlich zur amtlichen Anmeldung (Qispos bzw. Prüfungsteam) im Januar 2011 am Marketing-Lehrstuhl online anmelden (www.marketing.tu-berlin.de). Betreff: KLAUSUR STRATEGISCHES MARKETING Mail-Text: NACHNAME, VORAME, MATR.-NR. Strategisches Marketing VL 1 6 Termin Vorläufiges Programm 18.10.10 1 – Einführung, Historische und wissenschaftstheoretische Positionen 25.10.10 2 – Marketingstrategieforschung – Luxusmarketing (Klaus Heine) 01.11.10 3 – Strategie und Marketing 08.11.10 4 – Von der Vision zur Marketing-Strategie zum operativen Marketing 15.11.10 5 – Strategische Analysen für strategische Entscheidungen 22.11.10 6 – Allgemeine marketingrelevante Strategietheorien 29.11.10 7 – Generische Marketingstrategien: Ansoff und Porter 06.12.10 8 – Markt-Produkt-Strategien: Segmentierung und Positionierung 13.12.10 9 – Markenstrategien 03.01.11 10 – Strategische Preis-, Vertriebs-, Kommunikations-Entscheidungen 10.01.11 11 – Generisches Internationales Marketing 17.01.11 12 – Spezifisches Internationales Marketing: China 24.01.11 13 – Puffer 1 für Gastvorträge 31.01.11 14 – Puffer 2 für Gastvorträge 07.02.11 15 – Rückblick und Wiederholungen für die Klausur am 14.02.11 Strategisches Marketing VL 1 7 Marketing steht heute für ein Führungsprinzip, es sollte eine Querfunktion im Unternehmen sein, und es verlangt konsequente Kundenorientierung Falsches / verzerrtes Verständnis Richtiges Verständnis • • Absatz-,Vertriebs-,Verkaufsfunktion • • Unternehmensphilosophie Führungsprinzip Querfunktion Orientierung am anonymen Massenmarkt • • Kundenorientierung Segmentierung • Passive Bedürfnisbefriedigung oder Verführung • Aktive Anpassung und Beeinflussung • Schnelles Geld kurzfristige Gewinnmaximierung • Langfristiges Marktkapital Shareholder Value steigern Geschäftsbeziehung • • • • • Künstlerischer Freiraum Strategisches Marketing VL 1 • Planbar und kontrollierbar Agenda Historische Wurzeln • Formalwissenschaft: Mikroökonomie, Homo Oeconomicus (Pareto Ende 19. Jhdt.) • Marken- und Reklametechnik (18. Jhdt, Meißen u.a.; Mataja ab 1910, Domitzlaff ab 1929) • Lehre von der Distribution - USA ab 1902; Substantiv “Marketing” seit 1905 • Demoskopie und Meinungsforschung: Gallup ab 1936, Noelle-Neumann 1967 • Engpassverschiebung von Verkäufermärkten zu Käufermärkten seit den 1960ern, Marketingwissenschaft seit den 1960ern Forschungs-Ansätze • Preis-Mengen-Ansatz: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis (Marshall 19. Jhdt.) • Deskriptiv-systemischer Ansatz: Institutionen, Waren, Funktionen (Seyffert, Oberparleiter ab 1930) • Kalkulationsmarketing: Preise “richtig” (kostenorientiert) kalkulieren (Schmalenbach, Koch 1930er) • Instrumenteller Ansatz: 4P, Marktreaktionsfunktionen (McCarthy 1960, Gutenberg 1955) • Verhaltenswissenschaftlicher Ansatz: S-O-R, Konsumentenverhalten (Kroeber-Riel ab 1970) • Kausalmodell-Ansatz: Totalmodelle (EKB 1968) und partiale Kausalmodelle (Bagozzi ab 1975) • Sektorale Marketings: Investitionsgüter-, Dienstleistungs-, Social, Non Profit Marketing usw. (ab 1975) • Relationship Marketing: Kundenbeziehung statt Transaktion (Levitt 1983; Bochumer Schule ab 1980er) • Innovations-Marketing: Erfolgsfaktoren von Produktinnovationen (Cooper ab 1969; Trommsdorff ab 1980er) • Marketing 2.0: Social Media-, Community-, Viral-, Guerilla-Marketing usw. (diverse ab 2005) Neuro-Marketing: Heusel, Kenning, Teichert u.a. ab ca. 2007 (siehe Vortrag Heusel) • ”Paradigmen” • Verkaufs-Paradigma: Massenproduktion / Überangebot an den Mann bringen, seit Henry Ford ca.1913 • Austausch-Paradigma: „Marketing ist ein Prozess im Wirtschafts- und Sozialgefüge durch den Einzelpersonen und Gruppen ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigen, indem sie Produkte und andere Dinge von Wert erstellen, anbieten und miteinander austauschen.“ (Kotler 1967) • Kundenorientierungs-Paradigma: „Marketing ist die konzeptionelle, bewusst marktorientierte Unternehmensführung, die sämtliche Unternehmensaktivitäten an den Bedürfnissen gegenwärtiger und potentieller Kunden ausrichtet, um die Unternehmensziele zu erreichen.“ (Kotler 1980er) • Stakeholder-Paradigma: Marketing als “organisierende Funktion und Prozessbündel, um Werte auf eine Art und Weise für Kunden und Kundenbeziehungen zu schaffen, kommunizieren und bereit zu stellen, so dass die Organisation und ihre Stakeholder davon profitieren.“ (AMA 2004) • Service Dominant Logic of Marketing (Vargo&Lusch 2004) Strategisches Marketing VL 1 Die Marketingwissenschaft wurde auch aus der Kritik an der Mikroökonomie entwickelt Mikroökonomie Marketing Aus axiomatischen Aus empirischem Wissen über Verhaltensannahmen werden Theoreme Verhalten wird zielkonformes Handeln abgeleitet abgeleitet Unterstellt Rationalverhalten, Maximierung von Nutzen und Gewinn Lässt zu: begrenzt rationales, psychologisch erklärbares Verhalten Unterstellt Information, opportunistisches Verhalten, Bindung über Verträge Akzeptiert “gefühlte” Information, Emotion, Präferenzen usw., Bindung über Lernen Sucht nach eleganten Modellen für die Wissenschaft (“rigor”) Sucht gültige Entscheidungshilfen für das Management (“relevance”) Strategisches Marketing VL 1 Marktforschung unterstützt strategische und operative Entscheidungen Kunden (Consumer Insight) (Bedarf und Nachfrage) Umfeld Wettbewerber Unternehmen (Stärken und Schwächen) (Stärken und Schwächen) strategisch Ziele MarktForschung Strategien Marketing Mix operativ Strategisches Marketing VL 1 Produkt Kommunikation Preis Distribution Im vollkommenen Markt richtet sich der Preis nach Angebot und Nachfrage – Eine volkswirtschaftliche Sichtweise Der optimale Preis liegt dort, wo sich Angebots- und Nachfragekurve treffen. Dies gilt jedoch nur im (unrealistischen) vollkommenen Markt. Preis A A = Angebotskurve N = Nachfragekurve P N X Strategisches Marketing VL 1 Menge Die Konstrukte der Theorie des Konsumentenverhaltens Zustände Prozesse Involvement/Aktiviertheit Informationsaufnahme Gefühle/Emotionen Wahrnehmung Wissen/Kognitionen Lernen Motive/Bedürfnisse Denken Einstellungen/Images Entscheiden Werte/Normen Verhalten Lebensstile/Persönlichkeit Anpassung Segmentierung Strategisches Marketing VL 1 Verwendung im Marketing Beeinflussung Kommunikation Qualität ist Erfüllung von Kundenerwartungen, Kundenbindung ist das Ergebnis • Qualität wird gemessen als Bündel von Zielkunden-subjektiv wichtigen Eigenschaften, nämlich als Soll-Ist-Abweichungen auf entsprechenden Dimensionen • Das im verhaltenswissenschaftlichen Marketing dominierende Konstrukt “Einstellung” wird genauso gemessen: Summe individueller Soll-Ist-Abweichungen zwischen wahrgenommener Produkt-Idealität und -Realität. • Nutzen wird praktisch genauso definiert und gemessen, speziell durch Conjoint-Analysen • Zufriedenheit ist das Resultat, das zur Kundenbindung führt Qualität = Einstellung = Nutzen Zufriedenheit Kundenbindung vgl. Trommsdorff & Hildebrandt 1980 Das Einzig Objektive ist das Subjektive Strategisches Marketing VL 1 Totalmodell des Konsumentenverhaltens nach Engel et al. Input Informationsverarbeitungsprozess Entscheidungsprozess Problemerkennung Kontakt Kontakt Aufmerksamkeit Wahrnehmung Annahme/Akzeptanz Aufnahme Gedächtnis Stimuli • Marketing dominiert • Andere Informationssuche Vor-KaufAlternativenbewertung Kauf Nutzung Nach-Kauf-Bewertung Externe Suche Unzufriedenheit Zufriedenheit Desinvestition Quelle: Blackwe/ Miniard/ Engel 2000, S.83 Strategisches Marketing VL 1 Einflussvariablen des Entscheidungsprozesses Umwelteinflüsse • Kultur • Soziale Schicht • Familie • Situation Individuelle Charakteristika •Einkommen •Motive und Involvement •Einstellung, Kognition • Werte, Persönlichkeit, Lebensstil Beispiel eines partiellen Kausalmodells zum Innovationsmarketing (Diss. Talke 2005) 0.55 0.57 Positionierung R² = 0.47 0.67 Segmentierung Markteinführungsstrategie 0.6 5 0.69 0.28 Strategieerfolg 1.00 0.47 0.54 0.34 Information Motivation 0.6 8 Strategie -erfolg 0.61 R² = 0.45 Umfeld 0.77 Kunden 0.80 Marktteilnehmer R² = 0.25 R² = 0.48 Intern gerichtete Operationen 0.70 Erfolg der internen Operationen 0.8 1 0.09 1.00 0.60 0.84 0.00 int. Ops.erfolg 0.39 R² = 0.86 0.45 Markterfolg des Projekts 1.0 0 Markterfolg 0.00 R² = 0.40 Extern gerichtete Operationen 0.63 Erfolg der externen Operationen 0.42 0.27 1.00 ext. Ops.erfolg 0.00 Gütebewertung des Kausalmodells χ²/df (χ²-Wert/Freiheitsgrade) 66.42/38 AGFI 0.86 CFI 0.92 RMR 0.06 0.92 RMSEA 0.07 GFI Strategisches Marketing VL 1 0.00 Um das Kundenbedürfnis herum muss man den CIA absichern (Competitive Innovation Advantage) Andere Namen • • Competetive Innovation Advantage CIA Strategic Competitive Advantage • Unique Selling Proposition • Komparativer KonkurrenzVorteil KKV Definitionselemente Eine im Wettbewerb überlegene Leistung, … die ein für Kunden wichtiges Nutzenmerkmal betrifft, ... das vom Kunden auch so wahrgenommen wird ... von der Konkurrenz nicht leicht eingeholt werden kann und vom Umfeld wohl kaum außer Kraft gesetzt wird Quelle: Trommsdorff 2002 Strategisches Marketing VL 1 Häufige Fehler • • • • Unternehmen definieren ihre CIAs nicht Keine Konzentration auf wenige deutliche CIAs Produktvorteile werden nicht in CIAs übersetzt Die Dynamik der CIAs wird verkannt Strategisches Marketing VL 1 18 Service. Quality. Wir erleben einen Paradigmenwechsel vom Produktdenken zum Nutzendenken Wandel der Wertschöpfung ... vom Physischen, Materiellen zum Psychischen, Immateriellen ... vom Besitzen zum Nutzen ... vom Tauschen (Güter/Geld) zum Co-Entwickeln + Co-Erleben Annahmen • Konsequenzen • • Strategisches Marketing VL 1 Beziehungsmarketing statt Transaktionsmarketing Kunde als Partner im Wertschöpfungsprozess Nutzenstiftung/Service als Kernkompetenz Die Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft hat sich global entwickelt Japan Italien Deutschland Frankreich USA 80 80 80 70 67 70 66 70 70 60 60 60 60 60 50 50 50 50 50 40 40 40 40 40 30 30 30 30 20 23 20 80 70 73 77 80 63 30 32 32 29 20 20 20 10 10 5 0 1901 2003 10 5 0 1901 2003 2 0 10 4 0 1901 2003 21 10 2 0 1901 2003 1901 2003 Dienstleistungssektor Angaben in % der werktätigen Bevölkerung Industriesektor Quelle: Statistisches Bundesamt, Gogoll 2008 Agrarsektor Strategisches Marketing VL 1 Hauptargumente für produktbegleitende Dienstleistungen sind Kundenbindung und Differenzierung Quelle: Meiren 2007 nach Gogoll 2008 Strategisches Marketing VL 1 Margen im Servicegeschäft sind je nach Branche viel höher als im Produktgeschäft 12,5 11,7 10,8 10,3 7,7 7,1 6,3 4,6 4,7 3,8 3 Maschinenbau Anlagenbau Gebäudetechnik Industrie(Gesamtsysteme) durchschnitt EBIT Marge im Produktgeschäft in Prozent Quelle: Arthur D. Little 2004 nach Meiren 2007, Gogoll 2008 Strategisches Marketing VL 1 4,2 Elektrotechnik MaschinenEektronik komponenten EBIT Marge im Servicegeschäft in Prozent Der Begriff “Service” (bzw. “Dienstleistung”) befindet sich im Wandel Herkömmlicher Begriff: • Nur zusätzlich zum eigentlichen Produkt • Immateriell, nicht bilanzierbar, eigentlich „non valeur“ • Erstellung und Konsum sind nicht trennbar • Vergänglich, nicht lagerbar • Heterogen, individuell, daher schwer standardisierbar Darüber hinaus neuer Fokus: • Physische Produkte sind nur Vehikel für die laufende Versorgung mit Nutzen • Prozess, fortlaufend auch nach der Transaktion „Verkauf“ • Anwendung bestimmter Kompetenzen (Wissen und Fähigkeiten) • Wesentlich für nachhaltigen Kundennutzen • Beide, Lieferant und Kunde, sind daran beteiligt Strategisches Marketing VL 1 „There are no Services in Service-Dominant Logic“ Alte Logik: Zeithaml et al. (1985): “services” are characterized by intangibility, inseparability (simultaneously produced and consumed), heterogeneity (cannot be standardized), and perishability (cannot be produced ahead of demand and inventoried). Neue Logik Vargo, Lusch (2004): „service” = The process of using one´s competences for the benefit of some party (application of knowledge and skills) Quelle: Vortrag Vargo, HU-Berlin, Juli 2009 Strategisches Marketing VL 1 “Service” meint mehr als Zusatznutzen: Mit Kunden gemeinsame Wertschöpfung Quelle: Lusch, Vargo and O’Brien 2007 Strategisches Marketing VL 1 Sechs Prinzipien der SDL - Service Dominant Logic 1. Service nicht mehr verstehen als “on top” Zusatzleistung wie Beratung, Wartung, Kundendienst, sondern als laufende Bereitstellung von Ressourcen für nachhaltigen Nutzen. Physische Transaktion ist nur noch notwendige, nicht mehr hinreichende Bedingung. Nutzen geht vor Besitzen. 2. Ressourcen sind nicht naturgegeben, sie müssen dazu erst entwickelt werden. Beispiel: Silizium / Chips. Immaterielle Ressourcen (Wissen, Dienstleistungen, Content, Rechte) sind die eigentlichen Wertgeber. 3. Wert nicht als output: Entsteht nicht durch Zusammenbau von Komponenten und Verkauf des physischen Produkts, sondern durch nachhaltige Bereitstellung einer Lösung für den Consumer Insight, also Wert als input für laufenden Kundennutzen. 4. Das setzt Interaktion - sich hinein versetzen in, einbeziehen von, Austausch mit - Kunden voraus. Wertschöpfung als Prozess der Kooperation mit Kunden. 5. Der Kunde kauft nicht einen Wert, den das Unternehmen geschaffen hat, sondern er integriert Input aus seinem Wertschöpfungs-Netzwerk, dem das Unternehmen angehört. Das Unternehmen verkauft nicht einen Wert namens “Produkt”, sondern es verspricht Wert, welchen der Kunde mit ihm gemeinsam realisieren kann. 6. Es geht nicht mehr um die erfolgreiche Transaktion (Auftrag, Kauf), nicht um den punktuellen Austausch von Produkt und Geld, sondern um die fortlaufende, nachhaltige Beziehung. Transaktion passiert, Beziehung währt. Strategisches Marketing VL 1 Die Goods Dominant Logic GDL wird so zur Service Dominant Logic SDL GDL SDL Güter und Dienstleistungen Ressourcen, über die man verfügen muss Dienen, gemeinsam erfahren (experiencing) Ressourcen, mit denen man dient Kundenwert-Versprechen Dialog Wertschöpfungsnetzwerk Lernen durch Experience Marketing with (collaborative) Preis als Gegenleistung Werbung Supply chain Gewinnmaximierendes Verhalten Marketing to Neuer Fokus Marketing bekommt mehr Verantwortung SDL ist „selbstverständlich“ kunden- und beziehungsorientiert Quelle: frei nach Lusch, Vargo, Wessels 2008, S. 7 Strategisches Marketing VL 1 Ganz neu ist die S-D-Logik ja nicht, aber enorm einflussreich Die deutschsprachige “Leistungslehre” (Bochumer Schule: Engelhardt, Kleinaltenkamp) verwendet seit zwei Jahrzehnten SDL-nahe Begriffe wie Leistungsversprechen Leistungsbündel als Marketingobjekte Information als Produktionsfaktor Kommunikation in Produktionsprozessen Kundenintegration Quelle: Kleinaltenkamp, Haase 2009 Aber das Neue im Management kommt scheinbar immer aus Amerika: Journal of Marketing: Most-Cited Articles 2000-2007 (Web of Science: 269 Times): Vargo, Lusch 2004: “Evolving to a New Dominant Logic for Marketing.” Journal of Marketing 68 (1) 1-17 Strategisches Marketing VL 1