Strategische Situationsanalyse - marketing.tu

Werbung
2.
Strategisches Marketing VL 2
Von der Vision zum Strategietyp
1
Lernziele zweite Vorlesung
Nachdem der Strategiebegriff im Zusammenhang mit Unternehmensführung
und entscheidende Rahmenbedingungen verstanden wurden, soll hier das
Wesentliche des Strategischen Marketing verstanden werden. Das fängt „ganz
oben“ an, bei der Vision, der Ethik, der Kultur, der Identität, den Leitlinien.
Die Zusammenhänge zwischen diesen Konstrukten sollen klar werden.
Unter dem Stichwort Unternehmensidentität sollen die drei Komponenten der
„Corporate Identity“ verinnerlicht werden.
Exemplarisch soll „Unternehmensidentität“ klar werden am Unternehmenstyp
„Hidden Champions“. Deren wesensbestimmende Merkmale sollen erkannt
und gelernt werden.
Strategisches Marketing VL 2
2
Inhalt 2: Von der Vision zum Strategietyp
2.1
Vision, Unternehmensethik und -kultur
2.2
Unternehmensidentität
Zwei Studien über Unternehmensidentitäten
(Hidden Champions, Deutsche Mittelständler)
Strategisches Marketing VL 2
3
2.1
Strategisches Marketing VL 2
Vision, Unternehmensethik und -kultur
4
Vision
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen,
um Holz zu beschaffen, Aufträge zu vergeben und Arbeit zu verteilen,
sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
Antoine de Saint-Exupéry
Strategisches Marketing VL 2
5
Beispiel einer erfolgreichen Vision: Nokia
„Vor zehn Jahren hatten wir eine Vision, die für die
damalige Zeit revolutionär erschien: Voice Goes Mobile!
Wie sich zeigte, wurde diese Vision innerhalb kürzester
Zeit Realität. Mit über 1,6 Milliarden Mobiltelefonnutzern
weltweit – und mehr genutzten Mobiltelefonen als
Festnetztelefonen – hat sich unserer Meinung nach die Art
und Weise, wie Menschen leben, bereits durch die
Mobilität verändert.
Nokia sieht die Mobilität derzeit in neue Bereiche Einzug
halten, etwa in Imaging, Games, Entertainment
und Unternehmen. Es gibt bereits neue mobile Dienste,
die unsere Branche voranbringen und neue Möglichkeiten
erschließen. Gleichzeitig liegt die größte Chance nach wie
vor darin, vollkommen neuen Nutzern die mobile
Sprachkommunikation näher zu bringen.
If it can go mobile – it will!“
Quelle: http://www.nokia.de/de/nokia/unternehmen/vision_und_strategie/vision/169160.html, 2006
Strategisches Marketing VL 2
6
Eine Vision ist Fundament und Basis der Unternehmenskultur
•
Eine Vision hat Ziel- und Richtungscharakter,
•
geht qualitativ und zeitlich über das Tagesgeschehen hinaus,
•
muss kommuniziert und durchgesetzt werden
•
kann Transformationsmechanismen induzieren:
•
Gemeinsame Grundwerte und Vorstellungen vermitteln, um die
persönlichen Grundwerte und Zielvorstellungen der Mitarbeiter den
Grundwerten und Zielen des Unternehmens anzugleichen
•
Begeisterung vermitteln und eine gemeinsame Vision verfolgen
Strategisches Marketing VL 2
7
Unternehmensethik ist eine zweite Basis der Unternehmenskultur
Grenzen des Unternehmensverhaltens
– Grenzen durch Marktmechanismen
– Rechtliche Grenzen
• Wettbewerbsrecht
• Arbeitsrecht
• Produkthaftungsrecht
• Wirtschaftsstrafrecht
• Rechtsprechung und Generalklauseln
– Ethische Grenzen im rechtlich ungeregelten Raum
• Gesinnungsethik: dem eigenen Gewissen verpflichtet sein
– was du nicht willst, das man dir tu ...
– handeln, wie allgemeine Gesetze aussehen könnten (siehe Kant:
„kategorischer Imperativ“)
• Erfolgsethik: der Gesellschaft verpflichtet sein
– Abschätzung der Folgen für die Gesellschaft
– gesellschaftlicher Diskurs
Quelle: Steinmann/Löhr, 1991, S.5-15
Strategisches Marketing VL 2
8
Ethisch relevante Beispiele (nicht eindeutig verboten/erlaubt, aber ... )
•
Relativ hohe Managervergütungen
•
Melanin in der Milch
•
Schädliche Produkte (Holzschutzmittel, Tabak, Alkohol)
•
Steuerentlastung für große verbrauchsstarke Autos
•
Gefälligkeiten und Schmiergelder zwecks Auftragsakquisition
•
Kopieren von Marketingkonzepten und Produkten
•
Umweltproblematische Produkte und Produktionsverfahren
•
Tierversuche und Gentechnik für Produktinnovationen
•
Dumpingpreise, unter-Einstandspreise und Mischkalkulation
•
Reimporte
•
Werbung mit Sensation, Sex, Angst, gegenüber Kindern...
•
Unterschwellige Werbung
•
Vergleichende Werbung
•
Geplante Produkt-Veralterung
Quelle: eigene Darstellung
Strategisches Marketing VL 2
9
Ein Beispiel aus der Praxis: Siemens
•
Unter dem Stichwort Corporate Social Responsibility (CSR)
übernehmen Unternehmen Verantwortung in verschiedenen
gesellschaftlichen Bereichen.
•
Die Siemens AG übernimmt Verantwortung im Bereich Forschung und
Wissenschaft und kümmert sich so um den Nachwuchs von morgen
•
Durch das Projekt Generation 21 hat das international tätige
Unternehmen Verantwortung im Bereich Umwelt und Gesellschaft
übernommen und zählt dies zu einem festen Bestandteil seiner
Firmenkultur
•
Das Lernen junger Menschen wird bis zum Studienabschluss
unterstützt und gefördert. Interessen sollen früh geweckt und gelegt
werden, z.B. durch die Einrichtung von „Science Labs“ in Kindergärten,
finanziert durch Siemens
•
Siemens schafft durch seine Projekte eine Verbindung zwischen
Theorie und Praxis
Quelle: Absatzwirtschaft 06/2007 S.62-63
Strategisches Marketing VL 2
10
Four-Part-Corporate Social Responsibility-Modell nach Carroll
•
„focuses on the types of social responsibilities it might be argued that business has“
•
„attempts to place economic and legal expectations in perspective by relating them to
more socially oriented concerns“
Philantropic
Responsibilities:
Ein guter Bürger sein
Ressourcen für die Gemeinschaft, Verbesserung Lebensqualität
Ethnical Responsibilities:
Ethisch handeln: Pflicht, richtig, fair und
gerecht zu handeln und Leid zu vermeiden.
Legal Responsibilities:
Das Gesetz achten: Das Gesetz ist die Codifikation der Gesellschaft,
was richtig und was falsch ist – diese Spielregeln müssen eingehalten werden.
Economic Responsibilities:
Handle profitabel: Das Basis aller weiteren Handlungen.
Quelle: CARROLL/BUCHHOLTZ 2000, S. 37.
Strategisches Marketing VL 2
11
Grenze und Maßstab für CSR-Maßnahmen ist die Glaubwürdigkeit.
Ethische Aktivitäten ziehen
Ethisches Handeln ist eine
institutionelle Forderungen
Form der Selbstregulierung.
nach sich.
Glaubwürdigkeit
Je unglaubwürdiger ein Unternehmen in der Öffentlichkeit
wahrgenommen wird,
desto kritischer werden CSR-Maßnahmen betrachtet.
Strategisches Marketing VL 2
12
Mitglieder internationaler CSR-Foren
Strategisches Marketing VL 2
13
„Kultur“ wird unterschiedlich definiert
•
Kroeber und Kluckhorn beschreiben Kultur
„…als explizite Verhaltensweise, Errungenschaften und Artefakte menschlicher
Gruppen, die durch Symbole erworben und weitergegeben werden“
•
Hofstede beschreibt Kultur als
„die kollektive Programmierung des Geistes, die Mitglieder einer Gruppe oder
Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet.“
•
Ulrich:
"Kultur umfasst die gesamten durch Tradition fortlaufend 'kultivierten'
Denkmuster, Wertstandards und Formen des Umgangs des Menschen
-
mit der äußeren Natur (menschlicher 'Stoffwechsel' mit der Natur...),
-
mit seiner inneren Natur (Ängste, Emotionen, Imaginationen...) und
-
im sozialen Zusammenleben (Kommunikation, Kooperation, Normen...).“
Quelle: Ulrich, Hofestede, Kroeber und Kluckhorn
Strategisches Marketing VL 2
14
Unternehmenskultur
Unternehmensgeschichte
Gemeinsames Orientierungsmuster der Unternehmensmitglieder
mit normativer Verhaltenssteuerung:
Das implizite Bewusstsein einer Organisation,
das sich aus dem Verhalten seiner Mitglieder ergibt
und das selbst als kollektive Programmierung
das Verhalten der Organisationsmitglieder beeinflusst.
Unternehmenserfolg
Quelle: Taylor/ Hahn, 1992, S.39 Steinmann/ Schreyögg, 1993, S.585-604
Strategisches Marketing VL 2
15
Was Unternehmenskultur ist und was sie nicht ist
Ist…
Ist nicht…
•
Unternehmenskultur ist
Charakteristikum einer Gruppe
•
etwas, das nur einige Firmen
haben
•
Das Wesentliche von
Unternehmenskultur besteht aus
grundlegenden Überzeugungen.
•
gleichzusetzen mit Humanisierung
der Arbeitswelt
•
identisch mit Betriebsklima
•
Kultur beeinflusst Wahrnehmung,
Denken, Handeln und Fühlen.
•
das „Schöngeistige“ oder die
„Hochkultur“
•
Kultur ist aus Erfahrung entstanden
– gelernt.
•
per se besser, wenn stärker
und/oder homogener
•
Kultur ist nicht mehr bewusst.
•
Unternehmenskultur wird an neue
Gruppenmitglieder weitergegeben
http://www.business-wissen.de/index.php?id=2259&tx_bwbookreview_pi1[book]=165&no_cache=1
Strategisches Marketing VL 2
16
Merkmale einer Unternehmenskultur
Symbole
Legenden
Kleidung
Normen
Merkmale
Sprache
Rollen
Riten
Mythen
Quelle: Steinmann/ Schreyögg, 1993, S.585-604
Strategisches Marketing VL 2
17
Faktoren erfolgreicher Unternehmenskulturen
Beispiel “exzellentes Unternehmen” (Peters & Waterman 1985)
Handeln
statt zusehen, Analyse-StrategieUmsetzung
Kundennähe
statt Produktorientierung
Unternehmerfreiraum
Ergebnisverantwortung und Ressourcen
menschliche Produktivität
durch Initiative, Service
sichtbar gelebtes Wertesystem
Identifikation mit vorhandenen Leitlinien
Bindung an angestammtes
Geschäft
Stärken nutzen statt diversifizieren
einfache/flexible Struktur
keine Bürokratie/Kommandowirtschaft
straff-lockere Führung
je nach Situation Fokus
Kreativität/Kontrolle
Strategisches Marketing VL 2
18
Beispiel angestrebter Erfolgswirkungen einer Unternehmenskultur:
Siemens AG (seit 2005)
•
Grundsätzliche Verhaltensanforderungen
•
Umgang mit Geschäftspartnern und Dritten
•
Vermeidung von Interessenskonflikten
•
Umgang mit Informationen
•
Umwelt, Sicherheit und Gesundheit
•
Implementierung und Kontrolle
Quelle: http://www.siemens.com/index.jsp?sdc_p=i1235613z3t4cz3s7uo1050364dpnfl0mi1031173&sdc_sid=8912163957&, 2006
Strategisches Marketing VL 2
19
Erfolgswirkungen der Unternehmenskultur
positive
negative

Orientierungswirkung

Koordinationswirkung

Motivationswirkung

Verdrängungsverhalten

Beharrungstendenzen
Werten wie Offenheit und Veränderungsbereitschaft
muss eine zentrale Stellung in der Kultur eingeräumt werden.
Quelle: Steinmann/ Schreyögg, 1993, S.585-604
Strategisches Marketing VL 2
20
2.2
Strategisches Marketing VL 2
Unternehmensidentität
21
Corporate Identity CI – Eine längliche Definition
"Strategisch geplante und operativ eingesetzte
Selbstdarstellung und Verhaltensweise eines Unternehmens
nach innen und außen
auf Basis eines definierten Soll-Images,
einer festgelegten Unternehmensphilosophie und Unternehmenszielsetzung ...
mit dem Willen, alle Handlungsinstrumente des Unternehmens
in einheitlichem Rahmen
nach innen und außen zur Darstellung zu bringen."
Quelle: nach Birkigt und Stadler, 1985
Strategisches Marketing VL 2
22
Komponenten der Corporate Identity
1. Corporate Behaviour
2. Corporate Design
Integration !
3. Corporate Communication
Quelle: Kneip, 1979, S. 376
Strategisches Marketing VL 2
23
1. Corporate Identity
Corporate Behaviour
widerspruchsfreies Reden und Handeln
innerhalb der Organisation und gegenüber Externen
interne Zielgruppe
Mitarbeiter
externe Zielgruppe
Kunden
Lieferanten
usw.
Ziel
höhere Motivation
Bild in der Öffentlichkeit
Quelle: Peters/Waterman, 1983 Gabele, 1982
Strategisches Marketing VL 2
24
2. Corporate Identity
Corporate Design
visuelle Darstellung nach innen und außen
konsequente Anwendung auf alle Kommunikationsmedien
optische Profilierung
Quelle: Wiedmann, 1987, S.188, Kneip, 1979, S.570
Strategisches Marketing VL 2
25
3. Corporate Identity
Corporate Communication
organisations- und umweltbezogen
integriert, gezielte und geplante Kommunikation (Interaktion)
Informationsvermittlung und Entscheidungssteuerung
Quelle: Wiedmann, 1987, S.188, Kneip, 1979, S.570
Strategisches Marketing VL 2
26
„Business Values“ bei Siemens
„Unsere Werte bestimmen unser Handeln
Jede Organisation und jede Gemeinschaft braucht gemeinsame
Grundwerte, um auf Dauer bestehen zu können. Dies gilt auch für
Unternehmen. Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, dass
sich alle Organe des Unternehmens deutlich zu allgemein gültigen
Regeln, den üblichen Geschäftsnormen sowie zu guter Corporate
Governance bekennen.
Unser Leitbild (siehe nächste Folie) spiegelt unser Selbstverständnis
Unser Leitbild ist die Basis für unser tägliches Handeln.
Bei Siemens haben wir unsere Unternehmenswerte für alle Mitarbeiter in einem Leitbild
formuliert. Es entstand aus den Ergebnissen einer weltweiten Mitarbeiterbefragung.
Das Leitbild bringt unser Selbstverständnis zum Ausdruck und ist die Grundlage für unsere
tägliche Arbeit.
Auch von unseren Geschäftspartnern erwarten wir verantwortungsbewusstes Handeln…“
Quelle: http://www.siemens.com/index.jsp?sdc_p=i1235613z3t4cz3s7uo1050364dpnfl0mi1031173&sdc_sid=8912163957&, 2006
Strategisches Marketing VL 2
27
Unternehmensleitlinien – Siemens ab 2005
•
Wir machen unsere KUNDEN stark - und verschaffen ihnen Vorteile im Wettbewerb: Der Erfolg
unserer Kunden ist auch unser Erfolg. Wir stellen unseren Kunden unsere ganze Kompetenz und unsere
besten Lösungen zur Verfügung. So tragen wir dazu bei, dass sie ihre Ziele schnell und umfassend
erreichen.
•
Wir treiben INNOVATIONEN voran - und gestalten die Zukunft: Innovationen sind unser
Lebenselixier, rund um den Erdball und rund um die Uhr. Aus Ideen und Erfindungen entwickeln wir
erfolgreiche Technologien und Produkte. Kreativität und Erfahrung sichern uns eine Spitzenstellung.
•
Wir steigern den Unternehmens- WERT - und sichern uns Handlungsfreiheit: Wir setzen auf
profitables Wachstum und auf nachhaltige Wertsteigerung. Ein ausgewogenes Geschäftsportfolio,
effektive Managementsysteme und die konsequente Realisierung von Synergien über alle
Geschäftssegmente und Regionen hinweg sind die Basis unseres Erfolgs. Damit bieten wir unseren
Aktionären eine attraktive Anlage.
•
Wir fördern unsere MITARBEITER - und motivieren zu Spitzenleistungen: Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sind die Quelle unseres Erfolgs. Wir arbeiten in einem weltweiten Netzwerk des Wissens und
des Lernens zusammen. Unsere Unternehmenskultur ist geprägt von der Vielfalt der Menschen und
Kulturen, von offenem Dialog, gegenseitigem Respekt, klaren Zielen und entschlossener Führung.
•
Wir tragen gesellschaftliche VERANTWORTUNG - und engagieren uns für eine bessere Welt:
Unsere Ideen, Technologien und unser Handeln dienen den Menschen, der Gesellschaft und der
Umwelt. Integrität bestimmt den Umgang mit unseren Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Aktionären.
Quelle: http://www.siemens.com/index.jsp?sdc_p=ft55ml0s6u20o1235613i1348564pCORPcz2&, 2006
Strategisches Marketing VL 2
28
Unternehmensleitlinien:
Geschäftsgrundsätze, Führungsgrundsätze, Corporate Codes
•
Oberste verbindliche Ziele, an denen die Strategie zu orientieren ist:
– Dauerhaft
– Identifikation der Mitarbeiter
– Vorleben der Führungskräfte
– Kommunikation
•
Regelmäßige Inhalte
– Tätigkeitsfelder
– Wachstum
– Finanzpolitische Ziele
– Verhalten gegenüber Stakeholdern
Quelle: Vgl. Meffert
Strategisches Marketing VL 2
29
Hidden Champions
Hidden Champions sind wenig bekannte Unternehmen, die im
Weltmarkt eine führende Marktposition haben.
Beispiele:
•
„Brita“ : 85 % Weltmarktanteil bei Wasserfiltern
•
„Wirtgen“: 70 % Weltmarktanteil bei Straßenfräsen
•
„Tetra-Werke“: 60 % Weltmarktanteil bei Zierfischfutter
Quelle: Simon
1996
Strategisches Marketing VL 2
30
Kulturelle Merkmale von Hidden Champions
1. Starke Führung

ambitionierte Ziele
2. Innere Kompetenzen

Vertrauen auf die eigenen Stärken,
Innovation,
hoch motivierte Mitarbeiter
3. Äußere Stärken

Marktfokus, Kundennähe,
klare Wettbewerbsvorteile,
globale Orientierung
Quelle: Simon 1999, Empirische Untersuchung von ca. 600 Hidden Champions
Strategisches Marketing VL 2
31
Beispiele für Hidden Champions
Braun: "Braun fertigt so gut wie alles selbst, bis hin zu Sondermaschinen für
die Produktion und bis zu den kleinen Schrauben in den Rasierern. Man habe
sehr hohe Qualitätsansprüche, und diese seien auf dem Markt nicht zu
günstigeren Konditionen einzulösen, wird gesagt." (FAZ, 21.08.1995)
Chupa Chups: "Über die Jahre wurde konsequent in neue Technologien
investiert, um den Vorsprung vor der Konkurrenz zu halten. Mehr als 80% der
Maschinen, die Chupa Chups einsetzt, werden intern entwickelt und
eifersüchtig vor der Konkurrenz gehütet."
Quelle: Hermann Simon, Vortrag auf dem HAKA-Kongress 2001
Strategisches Marketing VL 2
32
Lektionen, die man von Hidden Champions (HC) lernen kann (1 von 2)
Ziele
Marktdefinition
HCs streben Marktführerschaft an. Sie verfolgen das Ziel, in ihren Märkten
die Nr.1 zu sein/zu werden.
HCs verstehen die Marktdefinition nicht als extern vorgegeben, sondern als
Teil ihrer Strategie. Sie definieren ihre Märkte eng und beziehen
Kundenbedürfnis und Technologie ein. Sie sind fokussiert und dabei eher tief
als breit.. Sie konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen.
Präsenz
HCs kombinieren ihre Spezialisierung in Produkt und Know-How mit
weltweiter Vermarktung. Sie sind in wichtigen Zielmärkten mit
Tochtergesellschaften präsent und delegieren die Beziehung zu Kunden
nicht an Dritte. So erreichen sie trotz ihrer Nischenmärkte economies of
scale.
Kundennähe
HCs haben eine sehr hohe Kundennähe – insbesondere zu den TopKunden. Die Kundennähe umfasst alle Funktionen und Ebenen. Sie sind
hingegen keine "Marketing-Profis". Sie verkaufen primär über den Wert und
nicht über den Preis, ohne jedoch die Kosten zu vernachlässigen.
Innovation
HCs sind hochinnovativ. Innovationen heißt für sie Produkt und Prozess. Oft
sind radikale Innovationen das Fundament ihres langfristigen Erfolges.
Durch kontinuierliche Innovation bleiben sie an der Spitze.
Quelle: Hermann Simon, Vortrag auf dem HAKA-Kongress 2001
Strategisches Marketing VL 2
33
Lektionen, die man von Hidden Champions (HC) lernen kann (2 von 2)
Antriebskraft
HCs sind weder einseitig markt- noch einseitig technologiegetrieben.
Vielmehr integrieren sie Markt und Technik als gleichwertige Antriebskräfte
und erreichen damit Synergien von internen Kompetenzen und
Marktchancen.
Wettbewerb
HCs schaffen ausgeprägte Wettbewerbsvorteile bei Produktqualität und
Service. Sie sind nahe an ihren besten Wettbewerbern und suchen aktiv die
Konkurrenz mit diesen, um ihre Leistungen ständig zu steigern.
Kooperation
HCs vertrauen auf ihre eigenen Kräfte. Um ihr Know-How und ihre
Kompetenzen zu schützen, misstrauen sie Kooperationen und strategischen
Allianzen.
Mitarbeiter
HCs zeichnen sich durch hohe Identifikation und Motivation der Mitarbeiter
aus. Sie haben stets "mehr Arbeit als Köpfe". Sie selektieren im Frühstadium
eines Arbeitsverhältnisses scharf, jedoch sind Fluktuation und Krankenstand
gering.
Führung
HCs leben die Einheit von Person und Aufgabe. Sie führen autoritär in den
Grundwerten und partizipativ im Detail. Die Kontinuität in der Führung ist
extrem hoch.
Quelle: Hermann Simon, Vortrag auf dem HAKA-Kongress 2001
Strategisches Marketing VL 2
34
Vom "entweder...oder" zum "sowohl..als auch"
Aspekt
sowohl ...
als auch ...
Markt
eng (Produkt,
Technologie)
breit (Welt, Region)
Antriebskraft/
Innovation
marktgetrieben
technologiegetrieben
Strategie
externe Chancen
interne Ressourcen/
Kompetenzen
Innovation
Produkt
Prozess
Zeithorizont
kurz (Effizienz)
lang (Effektivität)
Wettbewerbsvorteil
Produktqualität
Service/Beziehung
Ort der
Wertschöpfung
Insourcing
(Kernaktivitäten)
Outsourcing (NichtKernaktivitäten)
Fluktuation
hoch (in anfänglicher
Selektionsphase)
niedrig (Stammpersonal)
Führerschaft
autoritär (Grundwerte/
Ziele)
partizipativ (Details,
Prozess)
Quelle: Hermann Simon, Vortrag auf dem HAKA-Kongress 2001
Strategisches Marketing VL 2
35
Zusammenfassung zu Hidden Champions
•
Ziel: Marktführerschaft – sonst nichts
•
Konzentration auf Märkte und Kompetenzen
•
Globale eigene Präsenz in Zielmärkten
•
Kundennähe; wertorientiert, nicht preisorientiert
•
Hohe Innovation in Produkt und Prozess
•
Integration von Markt und Technik als Antriebskräfte
•
Wettbewerbsnähe, Wettbewerbsvorteile in Qualität und Service
•
Vertrauen auf eigene Kräfte
•
Mehr Arbeit als Köpfe, scharfe Selektion
•
Gelebte Führerschaft, autoritär und partizipativ, Kontinuität
Verknüpfung mit Hidden Champions dt.pdf.lnk
Quelle: Hermann Simon, Vortrag auf dem HAKA-Kongress 2001
Strategisches Marketing VL 2
36
Herunterladen