Update Ophthalmika - Apotheke und Marketing

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beantworten. Detaillierte Hinweise zur – kostenlosen – Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung
finden Sie auf Seite 3, in den CME-Fragebogen einlesen können Sie sich auf Seite 7.
Update Ophthalmika
Zertifizierte Fortbildung
Wichtiges Wissen von AMD bis Retinopathie
REGELMÄSSIGE AUGENKONTROLLE: AB 40 EMPFOHLEN
Die Beratung von Patienten mit Augenerkrankungen
spielt im Apothekenalltag eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt deshalb, weil dank moderner diagnostischer Möglichkeiten viele ernsthafte Augenleiden heute in einem
viel früheren Stadium erkannt werden können. Auch
scheinbar banale Beschwerden an den Augen verdienen
daher große Aufmerksamkeit und erfordern eine sorgfältige Abwägung, wann eine Selbstmedikation möglich
ist und wann nicht. Generell können bei Nichtbehandlung oder Verschleppung Komplikationen auftreten. Zugleich haben sich die Therapiemöglichkeiten enorm erweitert. Zu den bahnbrechendsten Innovationen zählen
dabei sicherlich die Biologicals zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD).
Die meisten im Folgenden vorgestellten Erkrankungen verursachen in den Anfangsstadien keine Beschwerden. Schreiten sie
unbemerkt fort, kann es zu einem irreversiblen Verlust an Sehschärfe bis hin zur Blindheit kommen. In der westlichen Welt
zählen das Glaukom, die AMD und die diabetische Retinopathie zu den häufigsten Erblindungsursachen. Die ophthalmologischen Fachgesellschaften empfehlen daher, ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich eine Kontrolle beim Augenarzt vornehmen zulassen – auch bei Beschwerdefreiheit.
Die wichtigsten Erkrankungen
Glaukom (Grüner Star)
Der Begriff Glaukom steht für eine Reihe von pathologischen
Veränderungen, die ohne Behandlung zur irreversiblen Schä-
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digung der Nervenzellen der
Netzhaut (Retina) und des Sehnervs (Nervus opticus) infolge des
Untergangs von Nervenfasern
führen. Die Folge sind Gesichtsfeldausfälle, die typische Form des
Sehverlustes bei Glaukom.
Entgegen früherer Lehrmeinung
ist der Augeninnendruck (Normalbereich 10 bis 21 mmHg) beim
Glaukom nicht immer erhöht, wie
das Beispiel des Normaldruckglaukoms zeigt. Andererseits führt
eine okuläre Hypertension nicht
zwangsläufig zur Sehnerv-Schädigung. Dennoch ist die Senkung
des erhöhten Augeninnendrucks
wichtigstes Ziel der Glaukomtherapie. In den Frühstadien treten
GLAUKOM-UNTERSUCHUNG
lediglich Gesichtsfeldausfälle auf,
die zunächst vom Gehirn kompensiert werden und daher unbezwar lebenslang. Da bei vielen Patienten zugleich die Problemerkt bleiben können.
Formen-- Man unterscheidet primäre und sekundäre Glau- matik des trockenen Auges besteht, gibt es in allen Wirkstoffkomformen. Sekundärglaukome entstehen als Folge anderer klassen inzwischen Präparate ohne Konservierungsstoffe (in
Erkrankungen (z. B. Netzhautveränderungen) oder Fehlbil- Einmaldosen oder anderen Darreichungen).
dungen der Augen, aber auch durch Verletzungen oder chroni- Schlägt die Therapie allerdings nicht an, erfolgen eine Lasersche Krankheiten (z. B. Diabetes mellitus). Auch einige Arznei- behandlung oder ein chirurgischer Eingriff. Ein modernes
Verfahren ist dabei die Implantation von sehr feinen Röhrchen
mittel (z.B. Steroide) können ein Glaukom auslösen.
Ursache ist stets ein Missverhältnis von Produktion und Ab- (Stents) aus Kunststoff in den inneren Augenwinkel, wo sie das
fluss des Kammerwassers, in der Regel liegt eine Fluss-, bzw. Augenwasser ableiten und dadurch den Augeninnendruck verAbflussbehinderung des Kammerwassers vor. Dieses wird im ringern.
Ziliarkörper produziert, in die hintere Augenkammer abgegeben und umspült dann die Linse und die Regenbogenhaut. Antiglaukomatosa
Schließlich gelangt es in die vordere Augenkammer und fließt Die derzeit verfügbaren Wirkstoffe verringern entweder die
über den Schlemm‘schen Kanal, der mit einem schwammarti- Produktion des Kammerwassers (Betablocker, Carboanhydragen Netzwerk (Trabekelsystem) ausgekleidet ist, ab. Fluss und se-Hemmer), steigern dessen Abfluss (Prostaglandin-Derivate,
Abfluss können aus mehreren Gründen gestört sein.
Parasympathomimetika) oder vereinigen beide WirkprinzipiBei dem langsam fortschreitenden primären Offenwinkelglau- en (Sympathomimetika/Alpha-2-Agonisten).
kom, dem in den westlichen Industrieländern am häufigsten Betablocker-- Timolol, Carteolol, Levobunolol oder Betaxoauftretenden Primärglaukom, entstehen z.B. Abflussbehinde- lol als typische Vertreter dieser Stoffklasse verringern die Kamrungen durch Ablagerungen im Trabekelsystem. Diese neh- merwasser-Produktion und werden meist zweimal täglich ins
men mit dem Alter zu, weshalb diese Glaukomform für das hö- Auge getropft. Da die Wirkstoffe auch Betarezeptoren am
here Lebensalter typisch ist. Es ist auch möglich, dass der Herzen und in den Atemwegen blockieren, können bei prädisDurchfluss des Kammerwassers zwischen Linse und Regenbo- ponierten Patienten etwa mit Asthma, COPD oder Herzrhythgenhaut durch die Pupille selbst blockiert ist (wie beim sehr sel- musstörungen systemische Nebenwirkungen auftreten. Bei
tenen Ziliarblockglaukom ) oder das Irisgewebe die Abflusska- entsprechender schwerer Grunderkrankung sind die Substannäle verengt (wie beim primären Engwinkelglaukom ). Kommt zen kontraindiziert. Auch bei den ersten Anzeichen einer Herzes plötzlich zu einem extremen Augeninnendruckanstieg, weil insuffizienz sollte die Behandlung abgesetzt werden.
der Ansatz der Regenbogenhaut (Iriswurzel) den Kammerwin- Carboanhydrasehemmer-- Substanzen dieser Gruppe, die
kel komplett verschließt, spricht man vom (Winkelblock-) ebenfalls zweimal täglich anzuwenden sind, verringern die
Glaukomanfall. Zu den typischen Symptomen dieses Notfalls Kammerwasserproduktion durch eine Verminderung der Akzählen Sehstörungen, starke Augenschmerzen und Übelkeit.
tivität des maßgeblich daran beteiligten Enzyms CarboanhyTherapie-- Ein Glaukom wird in den meisten Fällen initial me- drase. Zunächst war nur Acetazolamid zur systemischen Andikamentös behandelt, in der Regel mit Augentropfen – und wendung verfügbar, später wurden lokal anwendbare
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Wirkstoffe (Dorzolamid, Brinzolamid) entwickelt. Wegen
möglicher Elektrolytverschiebungen bzw. Störungen des Säure-Base-Haushalts sind die Substanzen bei schwerer Nierenfunktionsstörung kontraindiziert.
Parasympathomimetika-- Sie verengen die Pupille (Miosis),
erweitern dadurch den Kammerwinkel und erleichtern so den
Abfluss des Kammerwassers. Unangenehme Nebenwirkung:
Durch die Verengung der Pupille können Akkommodation
und Sehvermögen deutlich eingeschränkt werden. Vorsicht ist
zudem geboten bei Patienten mit Herzinsuffizienz, Asthma,
Magenulzera und Hyperthyreose. Die noch im Handel befindliche Substanz Pilocarpin muss bis zu viermal täglich getropft
werden. Cholinergika werden fast nur noch beim Engwinkelglaukom eingesetzt.
Prostaglandin-Derivate-- Diese Antiglaukomatosa sind Analoga des Prostaglandins F2a mit hoher Affinität zum Prostaglandin-FP-Rezeptor (z. B. Latanoprost, Travoprost, Bimatoprost, Tafluprost). Ausnahme: Bimatoprost interagiert im
Gegensatz zu den anderen Substanzen aufgrund seiner Amidstruktur nicht mit Prostaglandin-, sondern mit Prostamid-Rezeptoren, die an der Regulation des Augeninnendrucks beteiligt sind. Alle Substanzen wirken sehr effektiv, denn sie verbessern sowohl den trabekulären als auch den uveoskleralen
(druckunabhängigen) Abfluss des Kammerwassers. Zudem
können sie die Compliance unterstützen, da sie nur einmal täglich verabreicht werden müssen. Wichtiger Hinweis für Pati-
enten: Unter Prostaglandin-Derivaten kann sich die Irisfarbe
dauerhaft verändern, da sie die Zahl der pigmenthaltigen Granula in der Regenbogenhaut erhöhen.
Sympathomimetika-- Sie verbessern über Beta-2-Rezeptoren
den Abfluss bzw. verringern über Alpha-2-Rezeptoren die
Kammerwasserproduktion. Man unterscheidet dabei den nicht
selektiven Wirkstoff Dipivefrin (in Deutschland nicht auf dem
Markt) und die selektiven Alpha-2-Agonisten Apraclonidin,
Clonidin und Brimonidin. Kontraindikationen sind beispielsweise eine bestehende Behandlung mit MAO-Hemmern, systemischen Sympathomimetika und trizyklischen Antidepressiva. Die Substanzen sollten zudem nicht bei bestehenden
schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen angewandt werden.
Kombinationstherapie-- Wenn mit einem Wirkstoff keine zufriedenstellende Augeninnendrucksenkung (Reduktion um 20
Prozent, jedoch minimal auf 20 mmHg) erreicht werden kann,
wird meist ein alternativer Wirkstoff eingesetzt. Im nächsten
Schritt kombiniert man zwei Wirkstoffe. Um die Applikationshäufigkeit gering zu halten, sind zahlreiche Kombinationspräparate (häufig mit dem Betablocker Timolol) auf dem Markt.
Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)
Für die Versorgung der Netzhaut und der Makula, dem Bereich
des schärfsten Sehens, sowie die Entsorgung von Stoffwechselendprodukten ist das retinale Pigmentepithel verantwortlich.
Mit zunehmendem Alter – etwa ab dem 65. Lebensjahr – sowie
Spezielle Applikationsarten und Darreichungsformen
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------angewendet werden können. Sie enthalten Liposomen
aus Phospholipiden sowie Zusätze wie Vitamin A, E und
direkt in den Glaskörper des Auges (intravitreal) gehören
Dexpanthenol. Die Lipidbestandteile gelangen nach dem
zu den parenteralen Arzneimitteln. Vorteilhaft bei dieser
Aufsprühen über den äußeren Lidrand auf die AugenAnwendung ist, dass der Wirkstoff unter Umgehung des
oberfläche und können dort die Lipidschicht des TränenKörperkreislaufs in hoher Konzentration direkt an den
films stabilisieren. Lidsprays sind meist konservierungsWirkort gebracht werden kann. Die Anwendung erfolgt
mittelfrei und werden aus einem Abstand von etwa zehn
nach örtlicher Betäubung unter aseptischen BedingunZentimetern direkt auf die geschlossenen Augenlider aufgen.
gesprüht.
Augeninserte-- Dies sind wenige Millimeter große,
Spezielle Systeme-- Längere Aufbrauchfristen – auch
Sustained-release-Systeme, die vom Arzt in den Bindeohne Konservierungsmittel – ermöglichen Mehrdosenhautsack eingelegt werden und dort kontinuierlich eine
behältnisse, bei denen keimbelastete Luft oder Flüssigfestgelegte Wirkstoffmenge abgeben. Anwendungskeiten nicht in Kontakt mit der Arzneilösung gelangen
gebiet sind beispielsweise Operationen, bei denen über
können. Beim COMOD®-System, das ohne Außenluft
längere Zeit eine stabile Mydriasis notwendig ist (z.B.
Mydriasert® Augeninsert mit Tropicamid und Phenyleauskommt, befindet sich die Wirkstofflösung in einem
Polyethylenbeutel. Bei jedem Sprühstoß faltet sich dieser
phrinhydrochlorid). Weitere Beispiele sind das dexamemehr zusammen. Beim 3K®-System wird die zum Druckthasonhaltige Augeninsert Ozurdex® oder Iluvien®
ausgleich zurückströmende Luft durch eine silberhaltige
(Fluocinolonacetonid), die unter anderem beim diabetiMembran, die Schutz vor bakterieller Kontamination
schen Makulaödem eingesetzt werden.
bietet, geleitet. Beim ABAK®-System bietet eine Filtermembran, beim COMOD® und beim 3K®-System bieten
Lidsprays-- Es handelt sich hierbei um Medizinzusätzlich Silberionen Schutz vor bakterieller Kontamiprodukte, die gegen leichte Befindlichkeitsstörungen
nation.
wie Tränen, Jucken, Brennen oder Fremdkörpergefühl
Intravitreale Injektion-- Präparate zur Applikation
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bedingt durch genetische Faktoren und/oder Lebensgewohnheiten (z. B. Rauchen, Ernährung) treten Veränderungen auf,
die diese Stoffwechselprozesse beeinträchtigen. Dazu zählen
unter anderem körnerartige gelbliche Ablagerungen (Drusen)
unter der Netzhaut.
Formen-- Bei der häufigeren trockenen Form (ca. 80 Prozent)
ist der Abtransport von Stoffwechselendprodukten gestört. Die
Drusen, die sich unter der Retina bilden, führen nach und nach
zum Untergang von Sinnes- und anderen Zellen in der Netzhaut und so zur allmählichen Verminderung der Sehleistung.
Bei zehn bis 15 Prozent der Betroffenen geht die trockene
AMD in eine feuchte Form über, für die eine unkontrollierte
Bildung von Blutgefäßen (Neovaskularisation) in der Netzhaut
typisch ist. Da diese sehr instabil sind, treten Flüssigkeit und
Blutzellen in das Gewebe über, es entwickelt sich ein Makulaödem. Diese Form schreitet im Gegensatz zur trockenen AMD
deutlich schneller voran.
Prophylaxe und Therapie-- Bei der trockenen Form der
AMD hofft man, durch Nahrungsergänzung mit antioxidativ
wirkenden Vitamine (C und E), Mineralien (Zink, Kupfer),
Omega-3-Fettsäuren sowie durch Lutein und Zeaxanthin, die
Bestandteile des Makulapigments sind, Zellschäden entgegenwirken zu können. Die beiden Studien ARED-1 und -2 (AgeRelated Eye Disease Study), in denen dazu umfangreiche Untersuchungen durchgeführt wurden, zeigten jedoch keine
überzeugenden Ergebnisse. Nur Subgruppen mit intermediärer und fortgeschrittener/später AMD profitierten darin von
unterschiedlich zusammengesetzten Nahrungsergänzungsmitteln mit den genannten Stoffen.
In einer Stellungnahme hat die Deutsche Ophthalmologische
Gesellschaft (DOG) basierend auf den aktuellen Erkenntnis-
sen folgende Empfehlungen gegeben:
> AMD-Patienten mit morphologischen Veränderungen der
AREDS Kategorien 3 und 4 (u. a. eine große Druse > 125 μm
und/oder eine geographische Atrophie) können von der Einnahme einer Kombination von NEM mit 500 mg Vitamin C,
400 IE Vitamin E, 80mg Zink, 2 mg Kupfer, 15 mg Betacarotin hinsichtlich einer Verzögerung der Krankheitsprogression, das heißt dem Übergang in eine AMD-Spätform, profitieren. Studiendaten sprechen dafür, dass Betacarotin durch
Lutein 10 mg/Zeaxanthin 2 mg ersetzt und die Zinkdosis auf
25 mg reduziert werden sollten.
> Patienten mit einer beidseitigen späten trockenen AMD
kann die Einnahme von NEM nicht empfohlen werden,
denn dies wird bisher nicht durch aussagekräftige Untersuchungen gestützt.
> Raucher und ehemalige Raucher sollten wegen der Gefahr
von Lungentumoren generell keine betacarotinhaltigen
Präparate einnehmen (stattdessen Lutein und Zeaxanthin).
> Es existiert aktuell kein Nachweis, dass die prophylaktische
Einnahme von NEM in der allgemeinen Bevölkerung das
Risiko reduziert, dass eine AMD entsteht. Als allgemeine
Empfehlung wird auf eine ausgewogene Ernährung nach
den DGE-Kriterien verwiesen.
> Präparate, die sowohl die ARED1- als auch die ARED2-Studienergebnisse berücksichtigen, sind bereits im Handel.
Moderne Therapeutika
Für die feuchte Form existieren zurzeit bessere Behandlungsmöglichkeiten als für die trockene. Durch den Einsatz von Angiogenesehemmern, die den Vascular Endothelial Growth
Factor (VEGF) blockieren, kann das Fortschreiten der Erkran-
Applikationstipps für mehr Effektivität und Sicherheit
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Senkrecht halten-- Augentropfen-Fläschchen müssen
in jedem Fall senkrecht gehalten werden, da sonst das
Patienten kann das Öffnen von Augentropfenfläschchen
Tropfenvolumen nicht korrekt ist.
oder Augensalbentuben erhebliche Probleme bereiten.
In der Apotheke sollte diesen Personen die Erstöffnung
Systemische Effekte vermeiden-- Sowohl über die
bzw. das Lösen der Versiegelung angeboten werden.
Außerdem sind Applikationshilfen (z. B. AutoSqueeze®,
Bindehaut als auch die Nasenschleimhaut wird ein Teil
Autodrop®) im Handel, wenn die Handkraft zum Zusamder verabreichten Arzneistoffdosis resorbiert, wodurch
systemische Nebenwirkungen möglich sind. Sie lassen
mendrücken einer Produktverpackung nicht ausreicht.
sich reduzieren, wenn nach dem Eintropfen für ca. zwei
Beim Entleeren von Einzeldosisbehältern kann darüber
bis drei Minuten ein Druck auf den Nasenknochen im Behinaus eine Wimpernzange hilfreich sein.
reich des inneren Lidwinkels ausgeübt und dadurch die
Resorption über die Nasenschleimhaut reduziert wird.
Kanthale Applikation-- Das Eintropfen eines Produkts
Außerdem sollte immer nur ein Tropfen appliziert und
in das weit geöffnete Auge bereitet manchmal Schwierigsollten die Augen nach der Applikation geschlossen werkeiten, z. B. bei Kindern oder stark pflegebedürftigen Perden.
sonen. Eine Alternative ist die kanthale Applikation, bei
der die Tropfen im Liegen in den inneren Lidwinkel des
Pause-- Soll ein Patient zwei oder mehr Ophthalmika am
geschlossenen oder halbgeöffneten Auges verabreicht
selben Auge anwenden, muss er auf einen Abstand von
werden. Beim anschließenden Öffnen des Auges gelangt
mindestens zehn bis 15 Minuten achten.
der Tropfen auf die Augenoberfläche.
Hilfsmittel-- Älteren oder motorisch eingeschränkten
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Therapie-- Zur medikamentösen Be-
Amsler-Gitter-Test
-----------------------------------------------------------------------------Der Amsler-Gitter-Test dient als Selbsttest bei Verdacht auf AMD. Dazu
wird das karierte Testpapier in einem Abstand von etwa 30 Zentimetern betrachtet. Mit der Hand oder einer Augenklappe bedeckt man ein Auge und
blickt mit dem anderen auf den schwarzen Punkt in der Mitte des Gitters.
Anschließend wird der Vorgang mit dem anderen Auge durchgeführt. Wenn
die Linien um den schwarzen Punkt verzerrt, verschwommen oder gewellt
erscheinen, sollte unbedingt kurzfristig ein Augenarzt aufgesucht werden.
kung aufgehalten werden. Als erster VEGF-Inhibitor wurde
das pegylierte Oligonukleotid Pegaptanib eingeführt, mittlerweile jedoch in Deutschland wieder vom Markt genommen.
Derzeit werden die VEGF-Inhibitoren Ranibizumab und – allerdings off label für diese Indikation – Bevacizumab sowie seit
2012 der VEGF-Inhibitor Aflibercept, ein rekombinantes Fusionsprotein, zur Behandlung der feuchten AMD eingesetzt.
Anti-VEGF-Substanzen werden im Abstand von vier bis sechs
Wochen direkt in den Augapfel appliziert (intravitreale Injektion, s. Kasten). Ebenfalls zugelassen, jedoch von untergeordneter Bedeutung, ist die photodynamische Therapie mit Verteporfin.
Entwicklungen-- Einige interessante Neuentwicklungen befinden sich derzeit in der präklinischen bzw. klinischen Prüfung. Dazu zählen Implantate, wie sie bereits für Glaukome (s.
Kasten) verfügbar sind. In der präklinischen Phase wird auch
das zyklische Peptid Vasotide™ getestet. Es hemmt die Bindung
von VEGF an dessen Rezeptoren und kann dadurch eine erhöhte Angiogenese bremsen. Der besondere Vorteil: Es könnte
in Form von Augentropfen verabreicht werden. In der klinischen Prüfung bei fortgeschrittener AMD befindet sich auch
die Komplement-Inhibition mit Lampalizumab als erstem Antikörper gegen den Komplementfaktor D.
Zur Wirkungsverstärkung der Anti-VEGF-Substanzen könnten in naher Zukunft möglicherweise zudem PDGF (plateletderived growth factor)-Inhibitoren eingesetzt werden, die
ebenfalls die Neovaskularisierung hemmen sollen. Getestet
wird derzeit Fovista™ (Anti PDGF-B pegylierter Aptamer) in
Kombination mit Ranibizumab.
handlung des diabetischen Makulaödems sind die Anti-VEGF-Wirkstoffe Ranibizumab und Aflibercept zugelassen. Außerdem kann die Laserkoagulation eingesetzt werden, um die
Blutungen zu stoppen.
Katarakt (Grauer Star)
Beim Grauen Star handelt es sich um
eine Trübung der Augenlinse, die in
den meisten Fällen altersbedingt ist
und um das 60. Lebensjahr auftritt. Typische Symptome sind
„Sehen wie durch eine Milchglasscheibe“ und eine hohe Blendungsempfindlichkeit. Der Graue Star wird in den meisten
Fällen ambulant operativ behandelt, wobei die Augenlinse in
einem kleinen Eingriff durch eine Kunstlinse ersetzt wird.
Arzneimittel-Effekte am Auge
Auch einige systemische Dauermedikamente können unerwünschte Nebeneffekte am Auge hervorrufen. Regelmäßige
augenärztliche Kontrollen sind notwendig, auch wenn die Patienten keine Symptome verspüren. In der Apotheke sollte darauf bei Abgabe entsprechender Medikamente hingewiesen
werden. Typische Interaktionen und unerwünschte Effekte
treten zum Beispiel auf durch:
> Amiodaron: Das Antiarrhythmikum wird in die Tränenflüssigkeit ausgeschieden und kann sich im Hornhautepithel ablagern (Cornea verticillata). Dies kann Sehstörungen (u.a.
„Verschwommensehen“ oder Farbhöfe) zur Folge haben.
Die Ablagerungen bilden sich sechs bis zwölf Monate nach
Absetzen zurück.
> Ethambutol: Das Tuberkulostatikum kann feine Pigmentveränderungen der Netzhaut sowie dosisabhängig eine Op-
Diabetische Retinopathie
Die diabetische Retinopathie (DR) betrifft fast alle Diabetiker
im Laufe ihres Lebens. Sie kann jedoch bei guter Blutzuckerkontrolle (HbA1c-Wert <7), gut eingestelltem Blutdruck
(<130/80 mmHg) und durch Vermeiden einer Hyperlipidämie
herausgezögert werden.
Formen-- Bei der nicht proliferativen Form der DR kommt es
zu Aussackungen und Brüchen in den Wänden der Netzhautkapillaren und in der Folge zu Blutungen und Kapillarverschlüssen. Bei der proliferativen DR tritt infolge der Ischämie
eine Neovaskularisierung auf. Durch diese Prozesse kann es zu
Netzhautablösungen, Makulaödemen, Glaukom und schließlich zur Erblindung und Schrumpfung des Auges kommen.
AMSLER-GITTER-TEST
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>
>
>
>
tikusneuropathie hervorrufen. Daher sind augenärztliche
Kontrollen vor Therapiebeginn sowie in vierwöchigen Abständen während der Gesamtdauer der Therapie erforderlich.
Glukokortikoide: Bei systemischer wie auch lokaler Anwendung können Glukokortikoide den Augeninnendruck erhöhen und zur Linsentrübung führen. Diese Erhöhung ist nicht
klinisch relevant, wenn sie unter zwei mmHg liegt. Es sind
aber auch Erhöhungen bis zu zehn mmHg möglich.
Hydroxychloroquin: Verschiedene Nebenwirkungen an den
Augen sind unter diesem Malariamittel bekannt; sie richten
sie nach der Dosis und der Behandlungsdauer. Häufig
kommt es zum Verschwommensehen, auch Cornea verticillata und Retinopathien sind möglich.
Insulin: Werden Diabetiker neu auf Insulin eingestellt, kann
dies Sehstörungen zur Folge haben. Vor der Neueinstellung
bestehende hohe Blutzuckerspiegel können durch die wasserbindenden Eigenschaften von Glukose zur Verdickung
der Linse geführt haben. Normalisieren sich die Blutzuckerwerte unter Insulin, schwillt die Linse etwas ab, und ihre Brechungseigenschaften verändern sich.
Tamsulosin: Das Prostatatherapeutikum kann die Pupillenmuskulatur verändern, sodass vor allem während Kataraktund Glaukomoperationen das Komplikationsrisiko steigt
(intra-operativ Floppy Iris Syndrome). Ein Absetzen vor einer entsprechenden Operation wird empfohlen.
> Vigabatrin: Bei dem Antiepileptikum werden Gesichtsfeld-
einschränkungen mit hoher Prävalenz, d.h. bei etwa einem
Drittel der Patienten, beobachtet. Sie sind irreversibel und
treten meist erst mehrere Monate oder Jahre nach Behandlungsbeginn auf.
Beratung zu Ophthalmika
Nebenwirkungen
Bei Ophthalmika werden aufgrund der geringen Aufnahmekapazitäten am Applikationsort weniger als fünf Prozent einer
Dosis okular resorbiert. Der übrige Teil gelangt nach Verschlucken über den Gastrointestinaltrakt bzw. – unter Umgehung
des enterohepatischen Kreislaufs – über die Nasen- und Rachenschleimhaut direkt in den systemischen Kreislauf. Daher
sind bei einigen Wirkstoffen systemische Nebenwirkungen
von Bedeutung, z. B. bei:
> Betablockern: Blutdruckerhöhung
> Alpha-2-Agonisten: Kopfschmerzen, Müdigkeit
> Carboanhydrasehemmern: bitterer, metallischer Geschmack
> Mydriatika: anticholinerge Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Harnretention, Bewusstseinsstörungen
Korrespondierende Autorin: Dr. Claudia Bruhn,
Apothekerin und Medizinjournalistin, Randowtal
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Update Ophthalmika
Was versteht man unter kanthaler Applikation von
Augentropfen?
Die Augentropfen werden nicht vom Patienten selbst,
sondern von einer Betreuungsperson verabreicht.
Es wird ganz gezielt in das Oberlid getropft, das dafür mit
der freien Hand weit nach oben gezogen werden muss.
Die Tropfen werden im Liegen in den inneren Lidwinkel
des geschlossenen oder halbgeöffneten Auges verabreicht.
Das Ophthalmikum wird in den Glaskörper appliziert.
Nach Verabreichen der Tropfen wird für einige Minuten
ein Druck auf den Nasenknochen im Bereich des inneren
Lidwinkels ausgeübt.
Welche dieser Wirkstoffgruppen kommt beim Glaukom
nicht zum Einsatz?
Carboanhydrasehemmer
Prostaglandin-Analoga
Betablocker
Anticholinergika
Alpha-2-Agonisten
Welche Aussage ist richtig?
Augeninserte sind therapeutische Systeme, die vom Arzt
in den Bindehautsack eingelegt werden und dort einmalig
eine festgelegte Wirkstoffmenge abgeben.
Druck auf den Nasenknochen im Bereich des inneren
Lidwinkels verlängert die Verweilzeit von Ophthalmika auf
der Augenoberfläche.
Sollen zwei oder mehr Ophthalmika am selben Auge angewendet werden, ist auf einen Abstand von mindestens
zwei Stunden zu achten.
Bei der Applikation von Ophthalmika sollten die Tropffläschchen möglichst schräg gehalten werden.
Zur Vorbeugung der diabetischen Retinopathie eignen
sich Vitaminpräparate.
Welche Erkenntnis zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) bei AMD trifft zu?
Patienten mit Veränderungen der AREDS Kategorien 3
und 4 können von einer bestimmten NEM-Kombination
hinsichtlich einer verzögerten Krankheitsprogression
profitieren.
Vor allem Patienten mit beidseitiger später AMD wird die
Einnahme von NEM empfohlen.
Durch frühzeitige NEM-Einnahme lässt sich eine AMD
verhindern.
Vor allem Patienten mit feuchter AMD profitieren von
NEM.
Bei Patienten mit Veränderungen der AREDS Kategorien 1
und 2 lässt sich die Krankheitsprogression durch NEM
noch stoppen.
Welcher dieser Arzneistoffe ist zur AMD-Therapie
zugelassen?
Lampazilumab
Bevacizumab
Infliximab
Ranibizumab
Rituximab
Was ist richtig? Die in den beiden ARED-Studien
eingesetzten NEM enthielten …
Vitamin C, Vitamin E, Selen, Zink, Kupfer, Lutein und
Zeaxanthein.
Vitamin C, Vitamin D, Selen, Zink, Kupfer, Betacarotin
und Zeaxanthin.
Vitamin C, Vitamin E, Selen, Zink, Betacarotin bzw.
Lutein und Zeaxanthein.
Vitamin C, Vitamin E, Zink, Kupfer, Betacarotin bzw.
Lutein und Zeaxanthein.
Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E, Kupfer, Zink,
Betacarotin und Lutein.
Welches Arzneimittel hat keinen Effekt auf den Visus?
Ethambutol
Amiodaron
Zidovudin
Vigabatrin
Tamsulosin
Bei welcher Ophthalmika-Wirkstoffgruppe ist nicht mit
systemischen Nebenwirkungen zu rechnen?
Carbomeren
Carboanhydrasehemmer
Alpha-2-Agonisten
Betablocker
Mydriatika
Welche Substanz gehört nicht zur Gruppe der Prostaglandin-Derivate, die am Auge angewendet werden?
Bimatoprost
Travoprost
Latanoprost
Tafluprost
Lamitoprost
Welche Aussage zur Glaukomtherapie ist richtig ?
Das Engwinkelglaukom ist die in westlichen Industrieländern häufigste Form.
Ein Glaukomanfall ist zwar unangenehm, bildet sich aber
von allein zurück.
Bei einem Glaukom ist vor allem die Kammerwasserproduktion zu stark.
Eine medikamentöse Therapie ist in der Regel lebenslang
notwendig.
Mit dem Alter nehmen Abflussstörungen wieder ab.
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