Medizin

Werbung
10
Medizin
Nr. 4 • April 2008
Nicht thyreostatisch, sondern symptomatisch behandeln!
Thyreoiditis
Glukokortikoide eingesetzt (z.B. Pred-
unzureichender Behandlung schwere
und Zigarettenrauchen gelten als
nisolon 40–60 mg) mit Dosisredukti-
Komplikationen wie z.B. eine Media-
Risikofaktoren.
on je nach klinischem Verlauf. Die
stinitis auftreten können.
Symptome sind unter Glukokorti-
Der Oberbegriff Thyreoiditis umfasst alle entzündlichen Veränderungen der Schilddrüse, wobei eine häufig benutze Einteilung gleichzeitig den Verlauf und die Ätiologie zugrunde legt. Nach diesem Schema
kann man folgende Thyreoiditis-Formen unterscheiden:
1 akut (bakteriell)
1 subakut, wahrscheinlich meist viral bedingt
1 chronisch (autoimmunologisch bedingt).
Diese Einteilung erscheint heute jedoch zu eng, da man z. B. die
medikamentös bedingten Thyreoiditiden dort nicht einfach unterbringen kann.
Klinik
koidtherapie innerhalb von 48 Stun-
kurzgefasst
Lokale Symptome fehlen, die klini-
den rückläufig; eine Schilddrüsen-
Die akute eitrige Thyreoiditis ist
schen Symptome ergeben sich aus
dysfunktion kann sich dennoch in der
selten, muss aber sofort erkannt
der Stoffwechsellage (s.u.).
Folgezeit entwickeln. Der Gesamt-
und antibiotisch, ggf. auch chirur-
zeitraum der Behandlung beträgt
gisch, behandelt werden, da sonst
Diagnostik
4–6 Wochen [1]. Bei Hyperthyreose-
schwere Komplikationen drohen
Die Stoffwechsellage kann bei der
Symptomen (z.B. Tachykardie,
(v. a. Mediastinitis).
Hashimoto-Thyreoiditis eu-, hypo-
Schwitzen) werden zusätzlich Betarezeptorenblocker eingesetzt; eine
oder hyperthyreot sein. Oft wird die
Strahlenthyreoiditis
Diagnose erst gestellt, wenn eine
thyreostatische Therapie ist nicht
Nach einer Radiojodtherapie wegen
Atrophie der Schilddrüse mit mani-
sinnvoll.
Hyperthyreose kann es selten (ca. 1%
fest hypothyreoter Stoffwechsellage
der Fälle) 5–10 Tage nach der Appli-
eingetreten ist.
Eine Einteilung, welche einerseits für
Schilddrüse hindurch. Die Halsregion
kurzgefasst
kation der Kapsel zu einer entzündli-
Typische serologische Autoim-
die Praxis hilfreich ist, andererseits
kann extrem druckschmerzhaft sein.
Die subakute Thyreoiditis de Quer-
chen Reaktion der Schilddrüse kom-
munphänomene sind das Auftreten
vain verursacht starke lokale
men. Die Erkrankung kann auch nach
von Antikörpern gegen die TPO sowie
aber auch die unterschiedlichen Ätiologien berücksichtigt, grenzt die
Diagnostik
Beschwerden und eine entzündli-
externer Bestrahlung auftreten, z.B.
häufig auch gegen Thyreoglobulin,
schmerzhaften von den schmerzlosen
In der Sonographie sieht man ein
che Laborkonstellation. Die Thera-
nach Bestrahlung eines Lymphoms.
wobei die letztgenannten Autoanti-
Formen ab. Diese Einteilung (Abb. 1)
sehr inhomogenes Bild mit unregel-
pie besteht aus nicht-steroidalen
liegt der folgenden Übersicht zu
mäßig begrenzen („landkartenarti-
Antiphlogistika, bei unzureichen-
Klinik
munphänomen verstanden werden
Grunde.
gen“) echoarmen Bezirken. Die Stoff-
dem Ansprechen aus Glukokortikoi-
Der Symptomenkomplex ähnelt der
[12].
Allen Schilddrüsenentzündungen ist
wechsellage kann durch eine tran-
den; bei Hyperthyreose-Symptoma-
subakuten Thyreoiditis de Quervain
Sonographisch ist das Organ initial
gemeinsam, dass sie zu einer tran-
siente Hyperthyreose gekennzeichnet
tik werden Betarezeptorenblocker
und kann wie diese durch Destrukti-
vergrößert und echoarm. Die Perfusi-
sienten Hyperthyreose führen kön-
sein, die ca. 3–6 Wochen anhält und
eingesetzt.
on der Schilddrüsenfollikel zu einer
on ist typischerweise vermehrt. Im
nen, die nicht durch eine echte Über-
durch eine entzündliche Destruktion
transienten Hyperthyreose führen.
weiteren Verlauf kann es zu einer
produktion von Schilddrüsenhormo-
der Schilddrüsenfollikel bedingt ist.
nen, sondern durch die Freisetzung
Es kann sich eine hypothyreote Phase
Extrem selten kann es zu einer mikro-
Diagnostik
drüse kommen; in späten Stadien ist
präformierter Hormone infolge einer
anschließen, die bei ca. 5% der
biell (meist durch grampositive Bak-
Sonographisch findet sich in der Initi-
das Organ manchmal nicht mehr
Zelldestruktion gekennzeichnet ist.
Patienten persistiert [2] und eine ent-
terien) verursachten Schilddrüsenent-
alphase eine homogene und echoar-
sicher von den Nachbarstrukturen
Diese wird deshalb auch nicht thyre-
sprechende Substitution mit Levothy-
zündung oder einem Schilddrüsen-
me Struktur.
abzugrenzen.
ostatisch, sondern – falls erforderlich
roxin erfordert. Im Labor fällt außer-
abszess kommen. Der Infektionsweg
– symptomatisch (z.B. mit Betarezep-
dem eine deutlich erhöhte Blutsen-
ist meist hämato- oder lymphogen.
Therapie
Therapie
torenblockern) behandelt. Ein Über-
kungsgeschwindigkeit auf. Schilddrü-
Eine Verletzung angrenzender Struk-
Therapeutisch werden neben Lokal-
Die Therapie richtet sich nach der
gang in eine transiente, z.T. auch per-
sen-Autoantikörper finden sich in der
turen und Übergriff der nachfolgen-
maßnahmen (Eiskrawatte) kurzzeitig
aktuell vorliegenden Stoffwechsella-
manente Hypothyreose ist ebenfalls
Regel nicht.
den Entzündung auf die Schilddrüse,
nicht-steroidale Antiphlogistika oder
ge: bei Hyperthyreose ggf. sympto-
möglich.
In den seltenen Fällen, in denen eine
z.B. durch eine Fischgräte, wurde
Glukokortikoide eingesetzt.
matische Behandlung mit einem
Abgrenzung zur immunogenen
ebenfalls beschrieben [15]. Angebore-
Hyperthyreose (M. Basedow) schwie-
ne Abnormalitäten (z.B. ein persistie-
rig ist, kann eine Schilddrüsenszinti-
render Ductus thyreoglossus oder
ditis (Thyreoiditis de Quervain)
graphie weiterhelfen, die bei der sub-
eine Sinus-Piriformis-Fistel) sind eine
Thyreoiditis (Hashimoto)
Nach wie vor besteht kein Konsens,
Die subakute granulomatöse Thyreoi-
akuten Thyreoiditis de Quervain (wie
Prädisposition, ebenso wie höheres
Die weitaus häufigste entzündliche
wann bei subklinischer Hypothyreo-
ditis (Thyreoiditis de Quervain) ist
bei allen Thyreoiditiden) eine stark
Alter und Immunsuppression.
Erkrankung der Schilddrüse ist die
se, also erhöhtem TSH bei noch nor-
die häufigste mit Schmerzen einher-
reduzierte Nuklidbelegung zeigt,
chronische lymphozytäre Thyreoidi-
malen peripheren Schilddrüsenhor-
gehende Schilddrüsenaffektion. In
wohingegen der M. Basedow mit
Klinik
tis, die von Hakaru Hashimoto 1912
monen, eine Levothyroxin-Substituti-
der Anamnese findet sich oft ein
einer erhöhten Radionuklidaufnahme
Leitsymptom ist ein akuter seitenbe-
als „Struma lymphomatosa“ beschrie-
on eingeleitet werden sollte. Eine all-
vorangegangener Infekt des oberen
einhergeht. Bei der subakuten granu-
tonter oder an der Vorderseite lokali-
ben wurde [6]. Die Erkrankung
gemein akzeptierte Indikation ist ein
Respirationstraktes. Wegen der Häu-
lomatösen Thyreoiditis de Quervain
sierter Halsschmerz, verbunden mit
betrifft deutlich mehr Frauen als
TSH-Wert von ≥ 10 mU/l sowie ein
fung in den Sommermonaten, welche
fehlen die für den M. Basedow typi-
Fieber. Die Halsregion ist äußerst
Männer (etwa 7:1). In der Initialpha-
Schilddrüsenvolumen von ≤ 5 ml ver-
auch dem Häufigkeitsgipfel der Cox-
schen extrathyreoidalen Manifesta-
druckempfindlich; äußere Entzün-
se besteht eine Schilddrüsenvergrö-
bunden mit hochtitrigen anti-TPO-
sackie- und Echovirusinfektionen
tionen (endokrine Orbitopathie, prä-
dungszeichen (Schwellung, Rötung
ßerung, die im weiteren Verlauf in
Antikörpern [3]. Andere Autoren
entspricht, wurde ein Zusammen-
tibiales Myxödem, Akropachie).
der Haut) können sichtbar sein.
eine Atrophie und Unterfunktion des
empfehlen, bei subklinischer Hypo-
hang mit diesen Viruserkrankungen
Außerdem lassen sich die für die
Organs einmünden kann. Im Zentrum
thyreose und positivem Nachweis
vermutet. Familiär aufgetretene Fälle
Basedow-Hyperthyreose typischen
Diagnostik
der Pathogenese steht eine Infiltrati-
von anti-TPO-Antikörpern immer
legen nahe, dass eine genetische Prä-
erhöhten Antikörper gegen den Thy-
BSG und CRP sind erhöht; das Blut-
on mit zytotoxischen T-Lymphozyten,
eine Levothyroxin-Substitution [13].
disposition besteht (z.B. HLA-B35).
reotropin-Rezeptor (TRAK) sowie der
bildbild zeigt eine Leukozytose mit
die gegen ein bestimmtes Epitop der
Dieser Empfehlung schließen sich die
duplexsonographische Aspekt einer
Linksverschiebung. Im Ultraschall
thyreoidalen Peroxidase (TPO) gerich-
Autoren aufgrund der zahlreichen
Klinik
Hyperperfusion („thyreoidales Infer-
sieht man ein inhomogenes Echo-
tet sind [10]. Eine hohe Jodaufnahme
Daten, die ein solches Vorgehen plau-
Die Erkrankung beginnt oft mit
no“) nicht nachweisen.
muster mit echoarmen und echofrei-
Schmerzhafte Thyreoiditis
Subakute granulomatöse Thyreoi-
körper als sekundäres Autoim-
Akute eitrige Thyreoiditis
zunehmenden Atrophie der Schild-
Betarezeptorenblocker (z. B. Propra-
Schmerzlose Thyreoiditis
Chronische lymphozytäre
nolol 3 × 40 mg p.o.), bei Hypothyreose Substitution mit Levothyroxin.
en Arealen und eventuell eine Abs-
einem allgemeinen Krankheitsgefühl,
Muskelschmerzen und subfebrilen
Therapie
zessbildung. Zur Diagnosesicherung
Temperaturen. Anschließend kommt
Die Therapie besteht zunächst in der
und mikrobiologischen Untersuchung
es zu Empfindlichkeit und Schmerzen
Gabe nicht-steroidaler Antiphlogisti-
sollte eine Feinnadelaspiration erfol-
in der Halsregion. Typischerweise
ka (z.B. Diclofenac, 50–150 mg); falls
gen [1]. Auch bei dieser Form der
wandert das Schmerzmaximum
die Beschwerden innerhalb einer
Thyreoiditis kann eine milde Hyper-
durch verschiedene Regionen der
Woche nicht rückläufig sind, werden
oder Hypothyreose vorliegen.
Therapie
Die Therapie besteht in der soforti-
Thyreoiditis
gen intravenösen Gabe eines Breitspektrum-Antibiotikums, z.B. Ampi-
schmerzhaft
schmerzlos
· subakute Thyreoiditis
(de Quervain)
· akute eitrige Thyreoiditis
· Strahlenthyreoiditis
· Hashimoto-Thyreoiditis
· Postpartum-Thyreoiditis
· „Silent Thyreoiditis“
· medikamentös induziert
· fibröse Thyreoiditis (Riedel)
Abb. 1 Einteilung der Thyreoiditiden.
cillin/Sulbactam 3x1,5 g (nach Keimdifferenzierung entsprechend Antibiogramm). Ein chirurgischer Eingriff
kann notwendig werden, insbesondere bei Abszessbildung [4]. Es ist
außerordentlich wichtig, diese
Erkrankung nicht mit einem Infekt
des oberen Respirationstraktes zu
verwechseln, da bei verzögerter oder
Abb. 2 Schilddrüsensonographie.
Schilddrüse vergrößert, diffus echoarme, inhomogene Struktur.
Medizin
Nr. 4 • April 2008
11
Fallbeispiel
man daran denken, dass in der Post-
Autorenerklärung: Die Autoren erklä-
1 20-jährige Patientin
1 stationäre Aufnahme mit akuter biliärer Pankreatitis
Basedow-Hyperthyreose exazerbieren
1 Entbindung von Zwillingen 4 Monate zuvor
1 keine typischen Hyperthyreose-Symptome
festieren kann. Auf die Unterschei-
sind eine Gruppe sehr heterogener
wichtige Rolle spielt (oder mit einer
dungsmöglichkeiten wurde bereits
Erkrankungen, die zum Teil häufig
Firma, die ein Konkurrenzprodukt
weiter oben hingewiesen.
(Hashimoto-Thyreoiditis), zum Teil
vertreibt).
partalzeit auch eine vorbestehende
oder eine solche sich erstmals mani-
Konsequenz für Klinik und Praxis
bindungen mit einer Firma haben,
1 Entzündungen der Schilddrüse
deren Produkt in dem Artikel eine
aber auch außer-ordentlich selten
Nebenbefundliche Laborkonstellation:
1
1
1
1
1
1
ren, dass sie keine finanziellen Ver-
FT3 9,0 pg/ml (2,0–4,4)
Klinik
sind (akute eitrige Thyreoiditis,
FT4 7,4 ng/dl (0,9–1,7)
Je nach Funktionslage können die
Riedel-Thyreoiditis).
TSH < 0,01 mIU/ml (0,3–4,2)
Symptome einer (klinisch meist mil-
TRAK 0,5 U/l (< )
den) Hyper- oder Hypothyreose
anti-TPO-Ak 3404 U/ml (< 60)
gefunden werden. Die Schilddrüse ist
schen, laborchemischen und sono-
Osteologie, Universitätsklinikum
anti-TG-Ak 98 U/ml (< 60)
palpatorisch nicht vergrößert und
graphischen Methoden fast immer
Schleswig-Holstein, Campus Kiel
schmerzlos.
möglich; eine Feinnadel-aspirati-
H. Mönig1, B. Harbeck1
1Klinik für Allgemeine Innere Medi-
1 Eine sichere Diagnose ist mit klini-
zin, AG Endokrinologie/Diabetologie/
onszytologie oder eine Schilddrü-
Schilddrüsensonographie (Abb. 2):
Diagnostik und Therapie
1 Schilddrüse deutlich vergrößert,
1 diffus echoarme, homogene Struktur
senszintigraphie sind selten nötig.
Diese entsprechen dem Vorgehen wie
bei der Hashimoto-Thyreoiditis. Auch
Korrespondenz
Prof. Dr. med. Heiner Mönig
1 Hyperthyreosen werden bei diesen
Erkrankungen nicht thyreostatisch,
Klinik für Allgemeine Innere Medizin
Diagnose:
bei der Postpartum- Thyreoiditis und
Postpartum-Thyreoiditis in der hyperthyreoten Phase
der „silent thyroiditis“ entsteht die
sondern nur symptomatisch
Osteologie
Hyperthyreose durch die Freisetzung
behandelt.
Universitätsklinikum Schleswig-
präformierten Schilddrüsenhormons
durch Destruktion des Schilddrüsen-
AG Endokrinologie/Diabetologie/
Holstein, Campus Kiel
1 Eine langfristige Kontrolle der
Schittenhelmstr. 12
sibel machen, an – zumal es fraglich
kurzgefasst
gewebes; eine echte Überproduktion
Stoffwechsellage ist erforderlich,
24105 Kiel
erscheint, dass die für eine evidenz-
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die
liegt nicht vor, weshalb auch keine
um Übergänge in eine perma-
Tel. 0431/597-1393
basierte Entscheidung notwendigen
häufigste Variante der schmerzlo-
thyreostatische, sondern lediglich
nente Schilddrüsenfehlfunktion
Fax 0431/597-1302
randomisierten doppelblinden Studi-
sen Thyreoiditis. Die Stoffwechsel-
eine symptomatische Behandlung
frühzeitig zu erkennen.
eMail [email protected]
en je durchgeführt werden. Für eine
lage kann eu-, hyper- oder hypothy-
erfolgt (z.B. mit Betarezeptorenblo-
zurzeit diskutierte Senkung des obe-
reot sein. Mögliche, wenn auch sehr
ckern).
ren TSH-Grenzwertes auf ca. 2,5 mU/l
seltene, Komplikationen sind das
gibt es allerdings noch keine ausrei-
Auftreten eines Lymphoms oder
chende Grundlage [3].
eines pluriglandulären Autoimmun-
Thyreoiditis
Literatur
Bei Schwangeren mit Hashimoto-Thy-
syndroms.
Zahlreiche Medikamente können
1
Bindra A, Braunstein GD. Thyroiditis. Am Fam Physician 2006;
73: 1769–1776
2
Bogazzi F, Dell’Unto E, Tanda ML
et al. Long-term outcome of thyroid function after amiodaroneinduced thyrotoxicosis, as compared to subacute thyroiditis. J
Endocrinol Invest 2006; 29: 694–
699
eine destruktive Thyreoiditis mit
reoiditis und Hypothyreose ist nicht
nur der erhöhte Bedarf an Levothyro-
Medikamentös induzierte
Postpartum-Thyreoiditis und
wechselnder Stoffwechsellage verur-
xin zu bedenken, sondern auch eine
„silent thyroiditis“
sachen. Diese Komplikation wurde
ausreichende Jodzufuhr sicherzustel-
Thyreoiditiden, die ebenfalls zur
für folgende Substanzen beschrieben:
len (230 µg/d nach der Empfehlung
Gruppe der autoimmunen Schilddrü-
Amiodaron (im Sinne der Amioda-
der Deutschen Gesellschaft für Ernäh-
senerkankungen gerechnet werden,
ron-induzierten Thyreotoxikose Typ
rung). Bei einer geschätzten durch-
sind die Postpartum-Thyreoiditis
2), Interferon-alpha, Interleukin-2,
schnittlichen Jodaufnahme von ca.
sowie die „silent thyroiditis“.
Lithium, Thalidomid und Lenalido-
120 µg/d bedeutet dies die zusätzliche
Die Postpartum-Thyreoiditis tritt
mid. Das klinische und sonographi-
Gabe von Jod in einer Dosis von 100–
typischerweise 2–8 Monate nach
sche Erscheinungsbild ist wechselhaft
150 µg Jodid/d während Schwanger-
einer Entbindung bei der Mutter auf
und kann der subakuten granuloma-
schaft und Stillperiode. Die aktive
und wird wegen der in ca. 80% der
tösen Thyreoiditis de Quervain (aller-
Zufuhr von Jod wird Patienten mit
Fälle nachweisbaren anti-TPO-Anti-
dings ohne lokale Beschwerden) oder
Hashimoto-Thyreoiditis ansonsten
körper als eine Variante der Hashi-
auch der Hashimoto-Thyreoiditis
nicht empfohlen, da Jod den Autoim-
moto-Thyreoiditis aufgefasst. Auch
ähneln und wird auch so behandelt.
munprozess verstärken kann.
hier sind verschiedene Verlaufsfor-
Auf die Besonderheiten der Amioda-
In jüngerer Zeit wurde die Bedeutung
men möglich: initiale Hyper- oder
ron-induzierten Schilddrüsenverän-
des Spurenelements Selen für die
Hypothyreose oder auch ein biphasi-
derungen hier nicht eingegangen
Schilddrüsenfunktion zunehmend
scher Verlauf (Hyper-, gefolgt von
werden.
erkannt. Es konnte gezeigt werden,
Hypothyreose). Nach einem Jahr hat
dass eine Behandlung mit Selen in
sich die Stoffwechsellage bei ca. 80%
einer Dosis von 200 µg/d zu einem
der Patientinnen normalisiert. 30–
Die fibröse Riedel-Thyreoiditis, von
Rückgang der anti-TPO-Antikörper
50% der Patientinnen entwickeln
Riedel 1896 als „eisenharte“ Struma
führen kann, besonders bei hohen
jedoch längerfristig eine Schilddrü-
beschrieben [11], ist eine extrem sel-
Ausgangswerten [5]. Der Befund
senunterfunktion und sollten ent-
tene ätiologisch unklare chronische
wurde kürzlich auch für Schwangere
sprechend überwacht werden [14].
Schilddrüsenentzündung, die heute
bestätigt [8]. Dass eine Supplementa-
Bei positivem Nachweis von Schild-
als Manifestation einer systemischen
tion mit Selen langfristig den Verlauf
drüsenautoantikörpern ist mit dem
Fibrosklerose aufgefasst wird [9]. Der
einer Autoimmunthyreoiditis günstig
erneuten Auftreten einer Postpart-
fibrosierende Prozess kann sich über
beeinflussen, insbesondere also den
um-Thyreoiditis nach erneuter
die Kapsel hinaus in das umgebende
Funktionsverlust des Organs aufhal-
Schwangerschaft in etwa 70% der
Gewebe ausdehnen und lokale Kom-
ten kann, ist derzeit noch nicht aus-
Fälle zu rechnen [12].
plikationen verursachen. Die Schild-
reichend belegt.
Die „silent thyroiditis“ ist durch eine
drüse ist bei der Palpation schmerz-
Da die Hashimoto-Thyreoiditis mit
klinisch milde, einige Wochen dau-
los, jedoch, wie der Name ausdrückt,
einem gehäuften Auftreten von Lym-
ernde Hyperthyreose, darauf folgende
außerordentlich hart, so dass der Ein-
phomen der Schilddrüse sowie papil-
Hypothyreose und anschließende
druck einer malignen Infiltration ent-
lären Schilddrüsenkarzinomen asso-
Normalisierung der Schilddrüsen-
steht. Die Stoffwechsellage kann
ziiert ist, sollten die Patienten regel-
funktion bei den meisten Patienten
euthyreot oder (seltener) hypothyreot
mäßig klinisch und sonographisch
gekennzeichnet. Auch hier findet sich
sein. Eine Feinnadelaspiration liefert
nachuntersucht werden.
eine lymphozytäre Infiltration und bei
selten aussagefähige Resultate. The-
Bei der Nachsorge sollte auch auf
ca. 50% der Patienten auch eine oft
rapeutisch werden Glukokortikoide
weitere Autoimmunerkrankungen
nur leichte bis mäßige Erhöhung der
und Tamoxifen mit wechselndem
im Sinne eines pluriglandulären
anti-TPO-Antikörper. Letztlich sind
Erfolg eingesetzt. Bei Malignitätsver-
Autoimmunsyndroms geachtet wer-
die beschriebenen Unterformen der
dacht oder unzureichendem Anspre-
den (vor allem Morbus Addison,
Autoimmunthyreoiditis nur unscharf
chen auf die konservative Behand-
Typ-1-Diabetes mellitus, perniziöse
gegeneinander abzugrenzen, und die
lung kann ein chirurgischer Eingriff
Anämie, prämature Ovarialinsuffi-
Zuordnung ergibt sich aus dem Ver-
in einem erfahrenen Zentrum indi-
zienz, Sprue).
lauf. Differentialdiagnostisch sollte
ziert sein [7].
3
Brabant G, Kahaly GJ, Schicha H,
Reiners C. Milde Formen der
Schilddrüsenfehlfunktion: Ursachen, Diagnostik, Vorgehen. Dt
Ärztebl 2006; 103: A 2110–2115
4
Dunham B, Nicol TL, Ishii M,
Basaria S. Suppurative thyroiditis.
Lancet 2006; 11, 368: 1742
5
Gärtner R, Gasnier BC, Dietrich
JW, Krebs B, Angstwurm , MW .
Selenium supplementation in
patients with autoimmune thyroiditis decreases thyroid peroxidase antibodies concentrations. J
Clin Endocrinol Metab 2002; 87:
1687–1691
Fibröse Thyreoiditis (Riedel)
6
Hashimoto H. Zur Kenntnis der
lymphomatösen Veränderung der
Schilddrüse (Struma lymphomatosa). Arch Klin Chir 1912; 97:
219–248
7
Lorenz K, Gimm O, Holzhausen
HJ, Kittel S, Ukkat J, Thanh PN,
Brauckhoff M, Dralle H. Riedel’s
thyroiditis: impact and strategy
of a challenging surgery. Langenbecks Arch Surg 2007; 392: 405–
412
8
Negro R, Greco G, Mangieri T,
Pezzarossa A, Dazzi D, Hassan H.
The influence of selenium supplementation on postpartum thyroid status in pregnant women
with thyroid peroxidase autoanti-
Der Artikel ist erstmals erschienen in der
DMW (Dtsch Med Wochenschr 2008; 133:
301–304). Alle Rechte vorbehalten.
bodies. J Clin Endocrinol Metab
2007; 92: 1263–1268
9
Papi G, LiVolsi VA. Current concepts on Riedel thyroiditis. Am J
Clin Pathol 2004; 121, Suppl:
S50–63
10 Quaratino S, Badami E, Pang YY
et al. Degenerate self-reactive
human T-cell receptor causes
spontaneous autoimmune disease in mice. Nat Med 2004; 10:
920–926
11 Riedel BMCL. Die chronische, zur
Bildung eisenharter Tumoren
führende Entzündung de Schilddrüse. Verh Dtsch Ges Chir 1896;
24: 101–105
12 Schott M, Scherbaum WA. Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen. Dt Ärztebl 2006; 103:
A3023–3032
13 Schumm-Draeger PM, Müller OA.
Hypothyreose – Therapie. Dtsch
Med Wochenschr 2004; 129:
1574–1576
14 Stagnaro-Green A. Clinical review
152: Postpartum thyroiditis. J
Clin Endocrinol Metab 2002; 87:
4042–4047
15 Tien KJ, Chen TC, Hsieh MC, Hsu
SC, Hsiao JY, Shin SJ, Hsin SC.
Acute suppurative thyroiditis
with deep neck infection: a case
report. Thyroid 2007; 17: 467–
469
– Anzeige –
Medizin
100
Ein Projekt des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK e.V.)
70
60
50
40
30
20
10
KH
ks
K
Hy ven
pe tri
r t kul
ro ä
Z. ph re
n. ie
Ap
Ka
op
rd
le
io
x
m
yo
Ni
p
at
er
hi
en
e
in
su
ffi
zie
Vo
rh
nz
of
fli
m
m
er
Pe
n
rip
he
re
AV
k
K
er ein
kr e B
an e
g
k
l
an un eit
g
er der en kr e B
an e
ku gle
ng iten
HA
lin
NY
IV
III
II,
HA
I
0
NY
In Deutschland sind rund 25 Millionen Menschen an der arteriellen Hypertonie erkrankt. Die Folgen einer
länger bestehenden unbehandelten Hypertonie (Apoplex, Myokardinfarkt, Herz- und Niereninsuffizienz,
koronare Herzkrankheit und Retinopathie) sind gut dokumentiert, allgemein bekannt und effektiv behandelbar [5, 9]. Jedoch werden viele Hypertoniker nicht identifiziert oder inadäquat behandelt, und dementsprechend auch eine der häufigsten Ursachen für eingeschränkte Lebensqualität, Frühinvalidität und Tod
sowie für die hohen Kosten, die schließlich zur Behandlung der Folgekrankheiten aufzuwenden sind.
80
Prozent
Der Patient mit arterieller Hypertonie in der
kardiologischen Facharztpraxis: Ergebnisse
des Snapshot-Hypertonie-Registers
90
NY
Nr. 4 • April 2008
HA
12
Normal (syst < 140 und diast < 90)
Hyperton (Å140 und/oder RRdiast Å90)
Im Vergleich zu anderen Ländern
Hypertonie. Dazu wurden in den teil-
Europas und Nordamerikas nimmt
nehmenden kardiologischen Praxen
Deutschland sowohl hinsichtlich Prä-
einmalig alle Patienten mit arterieller
Die 7302 statistisch analysierten
valenz als auch hinsichtlich Mortali-
Hypertonie – diejenigen mit Neudi-
Datensätze repräsentieren 4539
tät der arteriellen Hypertonie einen
agnose genauso wie die im chroni-
(62,2%) männliche und 2763 (37,8%)
Der Blutdruck wurde in den kardiolo-
für „optimal eingestellt“ und rund
schlechten Platz ein. Die inadäquate
schen Verlauf –, die sich vom 13.–15.
weibliche Patienten mit arterieller
gischen Praxen im Sitzen und Liegen
40% für „nicht optimal eingestellt“. Es
Behandlungsqualität ist allerdings
Dezember 2005 vorstellten, in ein
Hypertonie. Ihr mittleres Alter betrug
gemessen; die Unterschiede zwi-
entstanden keine Unterschiede zwi-
nicht auf Deutschland beschränkt
Register aufgenommen. Als perso-
65,4 ± 11,2 (16–97) Jahre.
schen den sitzend und liegend
schen den Geschlechtern der Patien-
[14].
nenbezogene Daten wurden aus
Von den männlichen bzw. weiblichen
gemessenen Werten waren im Mittel
ten und ihrem Krankenversiche-
Im hausärztlichen Versorgungsbe-
Datenschutzgründen nur die Anga-
Patienten waren 92,6% bzw. 92,3%
statistisch nicht signifikant. Die Blut-
rungsstatus (GKV/PKV). Diese Bewer-
reich steht die essenzielle oder besser
ben zu Geschlecht, Alter, Größe,
neu vom Hausarzt zum Kardiologen
druckwerte betrugen im Mittel systo-
tung war weitgehend unabhängig
primäre arterielle Hypertonie („I10“
Gewicht und Versicherungsstatus
überwiesen worden, während 7,4%
lisch 143,1 ± 21,0 (80–250 mm Hg)
vom Vorhandensein von Risikofakto-
nach ICD-10 Verschlüsselung) an ers-
erhoben. Die Durchführung und
bzw. 7,7% Dauerpatienten der kardio-
und diastolisch 84,1 ± 11,2 (50–140
ren und Begleiterkrankungen. Die
ter Stelle aller Diagnosen; sie wird
Organisation des Registers erfolgte
logischen Praxis waren. Bei 20,3% der
mm Hg). Für diese Werte ergaben
Diskrepanz zwischen der Einschät-
bei rund 25% aller Patienten gestellt
durch die BNK Service GmbH.
Patienten war die Hypertonie vor
sich keine statistisch signifikanten
zung der Qualität der Blutdruckein-
[2]. Nach den Ergebnissen der
Dies geschah mittels Online-Befra-
weniger als einem Jahr diagnostiziert,
Unterschiede zwischen den
stellung durch die Kardiologen und
DETECT-Studie (Diabetes Cardiovas-
gung mit der Software „mrInterview“
bei 57,1% war sie seit mindestens
Geschlechtern und zwischen den
den tatsächlich gemessenen Blut-
cular Risk-Evaluation: Targets and
(Version 3.1 Standard, 2005) aus dem
5 Jahren bekannt.
Krankenversicherungen (GKV/PKV).
druckwerten zeigt Abb. 2.
Essential Data for Commitment of
Hause SPSS Inc. mit Password-
Von den Patienten waren 88,5%
Zum Zeitpunkt der Datenerhebung
Treatment) ist die Prävalenz der arte-
geschützten Zugängen und gesicher-
gesetzlich krankenversichert (GKV),
(Stichtag) war der Blutdruck bei
riellen Hypertonie in den Hausarzt-
ten Datenverbindungen. Dadurch war
Männer mit 87,0% seltener als Frauen
35,3% der an der Studie teilnehmen-
Von den 6989 der 7302 Patienten
praxen der Bundesrepublik Deutsch-
sichergestellt, dass ausschließlich
mit 91,1%, und 11,5% privat kranken-
den Hypertoniker normoton und bei
(95,7%) wurden zum Zeitpunkt der
land mit 36,3% sogar noch höher, d.h.
Kardiologen im Bundesverband Nie-
versichert (PKV), Männer mit 13,0%
64,7% hyperton eingestellt. Aus der
Erhebung medikamentös behandelt,
jeder dritte Patient in einer Hausarzt-
dergelassener Kardiologen (BNK e.V.)
häufiger als Frauen mit 8,9%.
Studienpopulation waren die Anteile
während 313 Patienten (4,3%) ohne
praxis leidet an einer arteriellen
über die Internetplattform eQM der
von Männern gegenüber Frauen und
antihypertensive Medikation waren.
Hypertonie [15].
BNK Service GmbH an dieser Befra-
PKV- gegenüber GKV-Patienten, die
1757 (24,1%) hatten eine Monothera-
Ziel der vorliegenden Studie war es,
gung teilnehmen konnten. In den
kungen neben der Hypertonie
normoton eingestellt waren, mit p <
pie, 2314 (31,7%) eine Zweier-, 2019
Patienten mit arterieller Hypertonie
261 Praxen nahmen 268 Ärztinnen
Von den 7302 Patienten hatten 6423
0,002 bzw. p < 0,05 signifikant grö-
(27,6%) eine Dreier-, 734 (10,1%) Vie-
in kardiologischen
und Ärzte (13,8%/86,2%) an der Befra-
(88,0%) neben der arteriellen Hyper-
ßer (Tab. 1). Die Verteilung mit rund
rer- und 155 Patienten (2,1%) eine
Facharztpraxen zu einem Stichtag im
gung teil, die insgesamt 8213 Daten-
tonie weitere kardiovaskulär relevan-
einem Drittel normoton und zwei
Fünferkombination von Antihyper-
Sinne eines „Schnappschusses“
sätze verfügbar machten, von denen
te Risikofaktoren, darunter unter
Dritteln hyperton eingestellter
tensiva erhalten. Demnach bestand
(Snapshot) hinsichtlich ihrer Demo-
7302 komplett ausgefüllt waren und
anderem Hyperlipidämie (50,8%),
Patienten änderte sich, wenn die
die antihypertensive Medikation am
grafie sowie Art und Qualität der the-
in die statistische Analyse eingingen.
Adipositas (32,5), Diabetes mellitus
Patienten zusätzlich nach ihren
häufigsten aus einer Zweierkombina-
rapeutischen Einstellung zu erfassen
Die Definitionen für die Klassifikation
(21,0%) und Nikotinkonsum (9,2%).
Begleiterkrankungen stratifiziert
tion, gefolgt von einer Dreierkombi-
und entsprechend den Leitlinien der
der Blutdruckwerte, Risikofaktoren
GKV-Patienten waren signifikant
wurden. Danach waren insbesondere
nation und eher selten aus einer
Deutschen Hochdruckliga [5] zu cha-
und Begleiterkrankungen folgten den
häufiger adipös (33,1% vs 27,2%, p <
die Anteile der normoton eingestell-
Monotherapie (Tab. 2).
rakterisieren.
aktuellen „Leitlinien zur Diagnostik
0,001) und an Diabetes mellitus
ten Patienten mit KHK, mit Kardio-
Zur Monotherapie (1757 Patienten)
und Therapie der arteriellen Hyperto-
erkrankt (21,6% vs 16,8%, p < 0,05) als
myopathie oder mit Herzinsuffizienz
wurde am häufigsten ein Betablocker
Patienten und Methoden
nie“ der Deutschen Hochdruckliga
PKV-Patienten. Männer waren signifi-
(NYHA IV), mit 42,0% bzw. 49,1% bzw.
eingesetzt (43,7%), gefolgt vom ACE-
Das vorliegende „Schnappschussre-
[5]. „Adipositas“ wird anhand des
kant häufiger von einer kardiovasku-
50,0% numerisch größer im Vergleich
Hemmer (26,3%), AT1-Blocker
gister arterielle Hypertonie“ (Snap-
Body Mass Index (BMI) ≥ 30 kg/m2
lär relevanten Begleiterkrankung
zu den Patienten ohne Begleiterkran-
(13,9%), Kalziumantagonist (9,3%)
shot-HTN Register) ist als klinisch-
definiert. Die statistische Analyse
betroffen als Frauen; insbesondere
kungen (30,1%) (Abb. 1). Eine auto-
und Diuretikum (3,9%). Diese Rang-
epidemiologische Querschnitts-
wurde mit SPSS-Programm Version
litten Männer häufiger an koronarer
matische Langzeit-Blutdruckmessung
ordnung fand sich bei beiden
(Stichtags-)Untersuchung in kardiolo-
14.0 (Chicago, ILL, USA) vorgenom-
Herzkrankheit (KHK) (46,6% vs 26,4%,
über 24 Stunden wurde bei 762 der
Geschlechtern; dabei erhielten Frau-
gischen Praxen konzipiert. Es fokus-
men und p-Wert < 0,05 (zweiseitig)
p = <0,001), Herzinsuffizienz (NYHA
7302 Patienten (10,4%; 461 Männer,
en signifikant häufiger einen Kalzi-
siert auf die Erfassung der aktuellen
als signifikant betrachtet.
I) (41,8% vs 31,2%, p < 0,001), und
301 Frauen) durchgeführt. Diese Mes-
umantagonisten als Männer (p <
Versorgungssituation von Patienten
linksventrikuläre Hypertrophie
sungen ergaben einen Blutdruck-Mit-
0,004). Von allen Patienten unter
mit diagnostizierter arterieller
(30,4% vs 25,8%, p = <0,001).
telwert von systolisch 135,8 ± 15,1
Monotherapie waren insgesamt
(100–244) mm Hg und diastolisch
33,7% normoton eingestellt; diesbe-
79,7 ± 10,5 (50–149) mm Hg und
züglich gab es keine signifikanten
waren damit niedriger als in der
Unterscheide zwischen Männern und
Gelegenheitsblutdruckmessung. Nach
Frauen (33,5% vs 34,0%) sowie GKV-
den Ergebnissen der Langzeit-Blut-
und PKV-Patienten (33,5% vs 34,9%).
druckmessung waren 27,6% der
Von allen Patienten unter Kombinati-
Hypertoniker normoton und 72,4%
onstherapie waren insgesamt 36,9%
hyperton eingestellt. Die Unterschie-
normoton eingestellt. Diesbezüglich
de zwischen den Geschlechtern und
war der Anteil Männer größer als
Krankenversicherungen (GKV/PKV)
der Anteil Frauen (38,9% vs 33,7%,
sind aufgrund der geringeren Fallzahl
p < 0,001) und der Anteil PKV-Patien-
statistisch nicht signifikant.
ten signifikant größer als der Anteil
Ergebnisse
Studienpopulation
Risikofaktoren und Begleiterkran-
Abb. 1 Aktuelle Blutdruckeinstellung in Abhängigkeit von den kardiovaskulär relevanten Begleiterkrankungen (Mehrfachnennungen sind möglich).
Qualität der Blutdruckeinstellung
hielten rund 60% der Hypertoniker
Antihypertensive Medikation
GKV-Patienten (41,6% vs 36,4%;
Blutdruckeinstellung im Urteil
p = < 0,001).
der Kardiologen
Die mit Abstand am häufigsten ver-
Die Qualität der Blutdruckeinstellung
ordnete Zweierkombination in bei-
wurde durch die Kardiologen wie
den Geschlechtern und allen Alters-
folgt eingeschätzt bzw. bewertet: Sie
gruppen des Snapshot-HTN-Registers
Medizin
bestand aus Betablocker plus ACE-
7% seit längerem beim Kardiologen in
Hemmer (32,8% der mit Zweierkom-
Behandlung waren. Der wichtigste
bination behandelten Patienten);
Grund für solche Überweisungen ist
darunter waren 42,5% normoton.
regelmäßig der Wunsch bzw. Auftrag
Unter der Zweierkombination von
zur Abklärung besonderer medizini-
AT1-Blocker plus ACE-Hemmer waren
scher Probleme. Somit spiegelt die
55,6% der Patienten normoton.
mangelhafte Blutdruckeinstellung
Nr. 4 • April 2008
13
nicht die Qualität der kardiologischen
Spezielle antihypertensive
Betreuung wider. Die Hypertoniker
des Snapshot-HTN-Registers waren
AT1-Blocker wurden PKV-Patienten
zu rund einem Drittel (37,8%) Frauen
signifikant häufiger verordnet als
und zu zwei Dritteln (62,2%) Männer,
GKV-Patienten (47,8% vs 22,5%; p <
während in der DETECT-Studie [15]
0,001). Umgekehrt erhielten GKV-
(55518 Patienten aus Hausarztpra-
Patienten mit 52,0% häufiger einen
xen) der Anteil von Frauen mit 56,0%
ACE-Hemmer als PKV-Patienten mit
größer als der von Männern (44,0%)
32,4% (p = 0,001). Für alle anderen
war. Die Verteilung der Patienten des
Antihypertensiva gab es hinsichtlich
Snapshot- HTN-Registers in die
ihrer relativen Verordnungshäufigkei-
gesetzliche bzw. private Krankenver-
ten keine signifikanten Unterschiede
sicherung (GKV bzw. PKV) mit 88,5%
zwischen den Krankenversicherungs-
zu 11,5% entspricht dem bundesdeut-
arten (GKV/PKV).
schen Durchschnitt und ist damit
Die Gründe für die Verordnung eines
repräsentativ. In der Gesamtgruppe
AT1-Blockers gehen aus Tab. 3 hervor.
des Snapshot-HTN-Registers betrug
Danach erfolgte die Verordnung bei
der mittlere Blutdruck (RR) systolisch
PKV-Hypertonikern signifikant häufi-
143 mm Hg und diastolisch 84 mm
ger als antihypertensive Erstmedika-
Hg. Tatsächlich lag der Blutdruck bei
tion (p = 0,001), als Zusatztherapie zu
rund zwei Dritteln (64,7%) der
einer unzureichenden Vortherapie
Hypertoniker im hypertonen Bereich
(p = 0,0033), zum Organschutz bei
von systolisch ≥ 140 mm Hg und/oder
Begleiterkrankung (p = 0,001) und
diastolisch ≥ 90 mm Hg. Umgekehrt
zur Prophylaxe möglicher Arzneimit-
war der Blutdruck nur bei rund
telinteraktionen (p = 0,011) als bei
einem Drittel (35,3%) der Hypertoni-
GKV-Hypertonikern. GKV-Versicherte
ker im Normbereich. Die Qualität der
erhielten einen AT1-Blocker signifi-
Blutdruckeinstellung ist mit dem
kant häufiger wegen Husten unter
Blutdruck-Messwert allein aber noch
einer Vortherapie mit einem ACE-
nicht hinreichend beschrieben. Dazu
Hemmer (p < 0,001).
sind vielmehr alle zusätzlichen, kar-
Unabhängig vom Versicherungsstatus
diovaskulär relevanten Risikofaktoren
Implementierung und Adhärenz mit
Verordnungshäufigkeit änderte sich
Ganz generell erscheint die differen-
erhielten Männer einen AT1-Blocker
und Begleiterkrankungen im Sinne
den gültigen Therapieempfehlungen
nur marginal, wenn man die Verord-
zielle Therapie in der Praxis nur
häufiger zur antihypertensiven Erst-
einer individuellen Risikostratifikati-
und Leitlinien der medizinischen
nungen zusätzlich nach Risikofakto-
unvollständig umgesetzt: Die Blocka-
medikation (p = 0,024) und zum
on zu würdigen [5,9]. Danach ist
Fachgesellschaften dar [5, 9]. In einer
ren und Begleiterkrankungen stratifi-
de des Renin-Angiotensin-Systems
Organschutz bei Begleiterkrankung
selbst ein Blutdruck von systolisch ≥
neuen internationalen Untersuchung
zierte. Rational wäre jedoch eine
(RAS) durch ACE-Hemmer oder AT1-
(p = 0,003) als Frauen. Bei Frauen
130 mm Hg und bzw. oder diastolisch
wurde bei ca. zwei Drittel der Ärzte
stärker an die individuell vorhande-
Blocker hat eine positive Wirkung auf
wiederum wurde der AT1-Blocker
≥ 80 mm Hg bei der Mehrzahl aller
eine „Inertia“ (Trägheit) festgestellt,
nen Risikofaktoren und Begleiter-
die Nierenfunktion und vermindert
häufiger wegen Husten unter der
Patienten des Snapshot-HTN-Regis-
die Medikation, trotz unzureichender
krankungen angepasste Auswahl der
die Progression der Niereninsuffi-
ACE-Hemmer-Vortherapie verordnet
ters (Hypertonie plus Diabetes, Nie-
Blutdruckkontrolle, nicht zu ändern
Antihypertensiva unter Berücksichti-
zienz bei Patienten mit Diabetes
als Männern (p < 0,025).
renerkrankung, Schlaganfall, korona-
[14]. 95,7% der Hypertoniker des
gung ihrer zusätzlichen, über die
mellitus und anderen Formen der
re Herzerkrankung) als nicht ausrei-
Snapshot-HTN-Registers erhielten
Blutdrucksenkung hinausgehenden
Nephropathie [3, 6, 7]. Jedoch erhiel-
Diskussion
chend eingestellt zu werten. Und
mindestens ein Antihypertensivum
spezifischen Wirkungen, die sich auf
ten lediglich rund 60% bzw. 26% der
Das Snapshot-Hypertonie-Register
unter Berücksichtigung dieses Grenz-
und 75,9% eine antihypertensive
die Prognose des jeweiligen Patienten
Patienten mit Diabetes mellitus und
liefert erstmals Daten zum Krank-
werts von 130/80 mm Hg würde der
Kombinationstherapie. Die Häufigkeit
günstig (erwünschte organprotektive
nur 58% bzw. 32% mit Niereninsuffi-
heits- und Behandlungsstand von
Anteil von tatsächlich optimal einge-
der Kombinationstherapie erscheint
Wirkungen) oder ungünstig (uner-
zienz einen ACE-Hemmer bzw. AT1-
Patienten mit arterieller Hypertonie
stellten Patienten noch deutlich klei-
insofern nicht ungewöhnlich, als es
wünschte metabolische Wirkungen)
Blocker. Eine im Jahr 2005 erschiene-
unter ambulanter kardiologischer
ner werden. Nach der Langzeit- Blut-
sich bei den Hypertonikern dieser
auswirken [1, 4, 5, 9–13, 16, 17]. Ent-
ne Metaanalyse an über 100 000
Betreuung und in Anbetracht der
druckmessung (automatische ambu-
Studie überwiegend um Problempa-
sprechend der Häufigkeiten von Risi-
Patienten brachte die Frage auf, ob
Größe (7302 Patienten aus 261 Pra-
lante 24-Stunden-Blutdruckmessung)
tienten handelt [9]. Unabhängig
kofaktoren und Begleiterkrankungen
Betablocker überhaupt noch als The-
xen) und Auswahl („Schnappschuss“)
betrug der Anteil der Hypertoniker,
davon, ob eine Mono- oder Kombina-
im Snapshot-HTN-Registers ist insbe-
rapie der ersten Wahl in Betracht
der hier untersuchten Patienten spie-
deren Blutdruck hyperton war
tionstherapie verordnet wurde, war
sondere davon auszugehen, dass
kommen, da sie im Vergleich zu
gelt es die tatsächliche Versorgungs-
(RRsyst ≥ 130 mm Hg und bzw. oder
der Blutdruck – wie bereits dargelegt
ACE-Hemmer und insbesondere
anderen Antihypertensiva möglicher-
realität gut wider. Dabei lässt sich die
RRdiast ≥ 80 mm Hg), 72,4%. Überra-
– im Mittel nur bei rund einem Drit-
AT1-Blocker zu zurückhaltend und
weise zu einer erhöhten Schlaganfall-
in Hausarztpraxen weit verbreitete,
schend ist, dass 60,1% aller Patienten
tel der Hypertoniker auf Werten
Betablocker zu großzügig eingesetzt
rate führen [8].
unzureichende Blutdruckeinstellung
von den Kardiologen hinsichtlich
unter 140/90 mm Hg. Interessanter-
wurden. Bemerkenswert ist, dass sich
von Hypertonikern [2] auch bei den
ihres Blutdrucks als „optimal einge-
weise waren Männer und PKV-
die Verordnungen von ACE-Hemmer
Fazit
niedergelassenen Kardiologen, also
stellt“ eingestuft wurden. Die Diskre-
Patienten unter der Kombinations-
und AT1-Blocker hinsichtlich ihrer
Insgesamt ist die Blutdruckeinstel-
den Fachärzten erkennen.
panz zwischen dieser subjektiven
therapie im Trend etwas besser ein-
Häufigkeit signifikant zwischen den
lung von Hypertonikern entspre-
Rund 93% der Hypertoniker des
Einschätzung und der objektiven
gestellt als Frauen bzw. GKV-Patien-
GKV- und PKV-Patienten unterschie-
chend dieser SNAPSHOT-Analyse
Snapshot-HTN-Registers waren Neu-
Bestimmung der Qualität der Blut-
ten.
den. Waren GKV-Patienten zu 52,0%
unzureichend. Ungefähr ein Drittel
überweisungen von Hausärzten an
druckeinstellung ist beträchtlich und
Für die Einleitung und Aufrechterhal-
mit einem ACE-Hemmer und zu
der Patienten erreicht den Zielblut-
kardiologische Praxen, während rund
stellt ein Indiz für ungenügende
tung einer antihypertensiven Thera-
22,5% mit einem AT1-Blocker ver-
druck. Auswahl und Einsatz der Anti-
pie sind grundsätzlich alle Antihyper-
sorgt, so waren das bei den PKV-
hypertensiva scheinen nicht anhand
tensiva-Klassen (Diuretika, β-Blocker,
Patienten 32,4% bzw. 47,8%. Demnach
des individuell vorliegenden Risiko-
Kalziumantagonisten, ACE-Hemmer
werden diese Substanzen bei PKV-
konstellation der Patienten und dem
und AT1-Blocker; Alphablocker in
Patienten insgesamt häufiger einge-
anzustrebenden Zielwert des Blut-
besonderen Indikationen) geeignet
setzt. So wird beispielsweise bei PKV-
drucks bestimmt zu werden. Offen-
[5, 9]. Am häufigsten zur Monothera-
Patienten ein AT1-Blocker fast dop-
sichtlich werden trotz anderer medi-
pie eingesetzt wurden Betablocker
pelt so häufig zum Organschutz bei
zinischer Evidenz ältere und damit
(63,1% des Gesamtkollektivs), gefolgt
Begleiterkrankungen, zur Prophylaxe
billigere Antihypertensiva den neue-
von ACE-Hemmer, Diuretikum, Kalzi-
möglicher Arzneimittelinteraktionen
ren, innovativen und teureren Medi-
umantagonist und AT1-Blocker. Diese
und von Beginn an verordnet als bei
kamenten (allen voran den AT1-Blo-
Rangordnung der verschiedenen
GKV-Patienten.
ckern) vorgezogen.
relative Häufigkeit in %
Medikation
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Kardiologen-Urteil „optimal eingestellt“
normoton RRsyst<140/RRdiast< 90 mm Hg
Total
männlich
weiblich
Abb. 2 Vergleich zwischen der Einschätzung
der Qualität der Blutdruckeinstellung durch
die Kardiologen und den
tatsächlich gemessenen
Blutdruckwerten. Dabei
wird ein Blutdruck von
systolisch < 140 mm Hg
und diastolisch < 90 mm
Hg mit „optimal eingestellt“ gleichgesetzt.
Antihypertensiva entsprechend ihrer
14
Medizin
Nr. 4 • April 2008
Konsequenz für Klinik und Praxis
• Die Qualität der Blutdruckeinstellung ist ungenügend, da nur ein
Drittel der Patienten auf Zielblutdruck und/oder nach differentialtherapeutischen Gründen eingestellt ist.
Neuer Vorhersagescore
Lungenembolie
Prognose bei
Lungenerkrankungen
Szintigraphie und
CT sind gleichwertig
Ein neu entwickelter Vorhersagescore ermöglicht umfassendere
Aussagen zur klinischen Entwicklung der fortgeschrittenen chronisch
obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Bislang dient meist der
1-Sekunden-Ausatemtest (FEV1%), zur Abschätzung der drohenden
Mortalität. Er erlaubt aber keine zuverlässigen Aussagen über die
weitere klinische Prognose der Patienten.
Arch Intern Med 2008; 168: 71–79
Zunehmend setzt sich die Computertomographie-Pulmonalangiographie (CTPA) als Standardmethode zum Nachweis einer Lungenembolie durch. Sie löst damit die Szintigraphie ab, deren ungenügende Spezifität immer wieder kritisiert wird. D. R. Anderson et al. verglichen nun erstmalig unter klinischen Bedingungen die Aussagekraft
der beiden Verfahren. JAMA 2007; 298: 2743–2753
SNAPSHOT-Registers wurde von der
Der Vorhersagescore wurde durch
vergeben werden. Jede Zunahme des
Der Vergleich zwischen Szintigraphie
Bei der eigentlichen Fragestellung der
Firma AstraZeneca unterstützt. Der
eine Meta-Analyse von 12 größeren,
Score um 10 Punkte steigert, so fan-
und moderner Computertomographie
Studie, der Embolierate in der Nach-
Erstautor und die BNK Service-GmbH
klinischen COPD-Studien erstellt. Im
den die Autoren, das Mortalitäts-
zeigt, dass beide Verfahren zuverläs-
beobachtungsphase, zeigten sich
haben Forschungsgelder der Fa.
ersten Durchgang nutzten A. Briggs
und Hospitalisierungsrisiko um etwa
sig eine Lungenembolie ausschließen
keine signifikanten Differenzen. In der
AstraZeneca GmbH zur Unterstüt-
et al. das Datenmaterial dieser Studi-
die Hälfte. Zusätzlich steigt das Risi-
können. Dies fanden die Autoren in
Szintigraphiegruppe lag die Lunge-
zung dieses Projektes erhalten. Die
en, um aus den Verläufen von 5 856
ko für eine schwere Exazerbation um
einer vergleichenden, einfach verblin-
nembolierate bei 0,4%. In der CTPA-
übrigen Autoren erklären, dass sie
Patienten mögliche Parameter für die
21%. Das Risiko bezieht sich dabei
deten Multizenterstudie heraus. Bei
Gruppe hatte 1% der initial als negativ
keine finanziellen Verbindungen mit
klinische Prognose zu ermitteln.
auf die nächsten drei Krankheitsjah-
den 1415 Patienten bestand entweder
befundeten Patienten im Verlauf eine
re. Im ungünstigsten Falle, beim Vor-
klinisch der Verdacht auf eine Lunge-
Lungenembolie entwickelt.
• Angiotensin-Rezeptorblocker werden bei gesetzlich versicherten
Patienten seltener eingesetzt. Hier
ist Handlungsbedarf angesagt, um
die Qualität der Behandlung zu
steigern.
Autorenerklärung: Die Arbeit des
einer Firma haben, deren Produkt in
dem Beitrag eine wichtige Rolle spielt
Hierunter verstand man eine
liegen von 90 Punkten, erreicht das
(oder mit einer Firma, die ein Kon-
Abschätzung der zu erwartenden
Mortalitätsrisiko 31%, das Hospitali-
kurrenzprodukt vertreibt).
Mortalität, die Rehospitalisierungsra-
sierungsrisiko steigt auf 61%, und im
te und die Rate der drohenden Exa-
Folgezeitraum sind etwa 9 Exazerba-
S. Silber1, B. M. Richartz1, F. Goss2,
zerbationen. Dies jeweils bezogen auf
tionsereignisse zu erwarten. Die sta-
W. Haerer2, M. Glowatzki3,
die nächsten drei Jahre. Im zweiten
tistischen Parameter zeigen an, dass
R. E. Schmieder4
Studiendurchgang wurden die ermit-
der Score zuverlässige Aussagen
1Kardiologische Gemeinschaftspraxis,
telten Vorhersageparameter in einem
erlaubt.
München
Score zusammengefasst und an wei-
2BNK Service-GmbH, München
3Senior Consultant SPSS GmbH Soft-
teren 2946 Patienten aus dem gleichen Datenpool validiert.
Fazit
Der neu konzipierte CPI-Score ist für
Kliniker und für Forscher ein geeig-
ware, München
4Abteilung für Nephrologie und
Der neue CPI-Score („chronic
netes Instrument, um die langfristige
Hypertonie der Universität Erlangen-
obstructive pulmonary disease prog-
Prognose von COPD-Patienten abzu-
Nürnberg
nostic index“) berücksichtigt folgen-
schätzen. Dieser Score könnte den
de Parameter:
1-Sekunden-Ausatemtest ablösen, so
Korrespondenz
– Lebensqualität (CRQ-Score),
die Autoren.
BNK Service GmbH
– Sekunden-Spitzenstoß (FEV1%),
Siegesstr. 15
– Alter,
80802 München
– Geschlecht,
eMail [email protected]
– Body-Mass-Index,
Dr. med. Horst Gross
Mit der Computertomographie-Pulmonalangiographie (CTPA) lassen sich signifikant mehr
Lungenembolien nachweisen. Im Bild sieht man eine Lungenembolie beidseits mit frischen,
kontrastmittelumspülten Thromben in der linken Pulmonalarterie.
(Bild: Bildgebende Diagnostik. M. Thelen et al. Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, 2007).
– vorangegangene Exazerbationen
Die Literatur zum Artikel finden Sie
im Internet unter www.BDI.de auf den
Seiten von BDI aktuell.
Der Artikel ist erstmals erschienen in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift
(Dtsch Med Wochenschr 2007; 132: 2430 –
2435). Alle Rechte vorbehalten.
und anamnestische KHK.
Diese einzelnen Parameter wurden
entsprechend gewichtet. Auf dem
CPI-Score können 10 bis 90 Punkte
Die Beiträge sind erstmals erschienen in
der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2008; 133:
334 bzw. 171). Alle Rechte vorbehalten.
nembolie (Well-Score = 4,5) oder es
Fazit
lag ein erhöhter D-Dimer-Wert im
Auffallend ist, dass die CTPA eine
Serum vor. Die Verdachts-diagnose
höhere Sensitivität als die Szinti-
wurde dann randomisiert entweder
graphie aufweist. Eventuell werden
mittels Szintigraphie oder mit einer
hier mehr, klinisch nicht relevante
Computertomographie-Pulmonalan-
Embolien erfasst, so vermuten die
giographie (CTPA) überprüft. Den aus-
Autoren.
Impressum
wertenden Radiologen waren die Vor-
BDI aktuell wird vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) e.V. herausgegeben und erscheint im Georg Thieme Verlag KG. Die Zeitung erscheint
monatlich mit Doppelnummer im August/September. BDI-Mitglieder erhalten BDI aktuell im Rahmen ihres BDI-Mitgliedsbeitrags.
CTPA- oder Szintigraphie-Ergebnis
Für J. Glassroth gibt es zwei wichtige
Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) e.V. • www.BDI.de • Schöne Aussicht 5, 65193 Wiesbaden • Tel.: 0611/181 33-0 • Fax: 0611/181 33-50 •
E-Mail: [email protected] • Präsident: Dr. med. Wolfgang Wesiack • Geschäftsführer: RA Helge Rühl
wurde in üblicher Weise antikoagu-
Befunde: Zum einen ist die höhere
liert. Die Autoren interessierte beson-
Trefferquote der CTPA-Untersuchung
ders, ob es bei den Patienten, bei
auffallend. Eine Nachweisdifferenz
denen initial eine Lungenembolie
von 5% zwischen Szintigraphie und
ausgeschlossen wurde, im weiteren
CTPA ist ein gravierender, abklä-
Verlauf doch noch zu einer solchen
rungsbedürftiger Befund. Eventuell
kam. Diese Nachbeobachtungsphase
liegt bei dem CTPA-Verfahren eine
dauerte drei Monate. Anhand dieser
Art Übersensibilität vor. Die zusätz-
Fragestellung, die auch den primären
lich diagnostizierten Lungenembo-
Endpunkt der Studie darstellte, wollte
lien führen unter Umständen zu
man die Zuverlässigkeit der beiden
nicht indizierten Antikoagulations-
Nachweismethoden vergleichen.
therapien, die den Patienten gefähr-
Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere
Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Heft eine Dosierung oder eine Applikation
erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass die Autoren und der Verlag große Sorgfalt daran verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung der Zeitung entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine
Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen
gegenüber der Angabe in dieser Zeitung abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu
auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.
Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Geschützte Warennamen werden nicht in
jedem Fall besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.
Es fiel auf, dass mit der CTPA signifi-
den. Zum anderen zeigt sich, dass die
kant mehr Lungenembolien nachge-
wesentlich strahlungsärmere Szinti-
wiesen wurden. In dieser Gruppe
graphie immer noch eine zuverlässi-
diagnostizierte man bei 19,2% der Ver-
ge Methode zur Abklärung der Ver-
dachtspatienten tatsächlich eine pul-
dachtsdiagnose Lungenembolie dar-
monale Embolie. In der Szintigraphie-
stellt. Hier ist auch zu bedenken,
gruppe lag diese Rate nur bei 14,2%.
dass die Kontrastmittelbelastung des
Diese Differenz zu Gunsten der CTPA
Patienten entfällt.
Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb
der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
war ein unerwarteter Befund. Erwar-
JAMA 2007; 298: 2788–2789
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart New York • www.thieme.de •Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart • Tel.: 0711/8931-0, Fax: 0711/8931-235 •
E-Mail: [email protected]
Redaktion:
Chefredakteur: Dr. med. Hans-Friedrich Spies (HFS), V.i.S.d.P • Redaktion (Mantelteil): Dr. med. Stefanie Conrads (SC) • Layout-Entwurf (Mantelteil):
Michael Zimmermann • Herstellung, Layout und Layoutentwurf (Kongresse & Services): Andrea Hartmann • Redaktion und Layout (Kongresse & Services): Sabine Kloos • Druck: L.N. Schaffrath, Marktweg 42–50, 47608 Geldern
Weitere Mitarbeiter und Autoren dieser Ausgabe: Thomas Ballast, Dr. Fikret Er, Dr. Katja Flieger, Dr. M. Glowatzki, Dr. F. Goss, Dr. Horst Gross, Dr. W.
Haerer, Dr. Birgit Harbeck, Dr. Markus Hofmann, Stephanie Hügler, Dr. Wolf-Dieter Kirsten, Regina Krill, Prof. Dr. Heiner Mönig, Ulrike Müller, Dr. B.M.
Richartz, Klaus Schmid (KS), Dr. R.E. Schmieder, Dr. S. Silber, Prof. Dr. Dr. Eberhard Standl, Dr. Rainer Wallraf, Dr. Johannes Weiß
Anzeigenverwaltung/-leitung: Manfred Marggraf, pharmedia Anzeigen- und Verlagsservice GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart,
Tel.: 0711/8931-464, Fax: 0711/8931-470, E-Mail: [email protected] • Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 6.
Kleinanzeigen schicken Sie bitte an die BDI-Geschäftsstelle (Adresse s.o.) oder an [email protected]
befunde nicht bekannt. Bei positivem
Kommentar zur Studie
tet hatte man, dass die Szintigraphie
die höheren Nachweisraten aufweist.
Dr. med. Horst Gross
Medizin
Nr. 4 • April 2008
Heparinisierung
Prophylaxe eines plötzlichen Herztods nach Infarkt
Thrombozytopenie
unter Heparin häufiger
als gedacht
ICD löst nach Katheterablation seltener aus
Unter einer Heparintherapie kommt es gelegentlich zu einem Abfall
der Thrombozyten. Als Ursache muss diesem nicht zwangsläufig eine
immunologische Reaktion im Sinne einer heparininduzierten Thrombozytopenie Typ II (HIT II) vorliegen. Die Relevanz dieser Thrombozytopenie ist nicht geklärt. Arch Intern Med. 2008; 168: 94–102
15
Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) kann nach einer ventrikuläre Arrhythmie einen
plötzlichen Herztod verhindern. Dennoch garantiert das Gerät keine absolute Sicherheit, der Schock ist
zudem schmerzhaft. Eine zusätzliche Katheterablation scheint die Schockfrequenz zu senken, wie V.Y.
Reddy et al. berichten. N Engl Med 2007; 357: 2657–65
Aufnahme in die Studie fanden
gleich dies nicht statistisch signifi-
tive, randomisierte Studien gezeigt.
Patienten nach Herzinfarkt, die
kant war (9% vs. 17%).
Kliniker sollten sich der Lücke
G. B. F. Oliveira et al. haben zu diesem
höher als ohne Thrombozytopenie
zumindest einmal eine ventrikuläre
Thema eine prospektive Beobach-
(Odds Ratio 3,4; p < 0,001). Auch Myo-
Tachykardie oder ein Kammerflim-
tungs-Untersuchung an 48 US-Kran-
kardinfarkte (11% vs. 5,7%; p < 0,001)
mern erlitten hatten und bei denen
Bei Patienten nach Myokardinfarkt,
ventrikuläre Tachykardien mittels
kenhäusern durchgeführt. In die Stu-
und Zeichen der Herzinsuffizienz
die Implantation eines ICD erfolgt
die zur Sekundärprophylaxe eines
Katheterablation zu heilen, klaffe.
die wurden 2420 Patienten mit einem
(21,1% vs. 16,9%; p < 0,01) traten bei
oder geplant war. Die Teilnehmer
plötzlichen Herztods einen ICD erhal-
Um diese zu schließen, sind nach
mittleren Alter von 65 Jahren aufge-
Patienten mit einer Thrombozytope-
wurden randomisiert auf zwei Grup-
ten hatten, konnte eine prophylakti-
seinen Worten weitere Studien not-
nommen, die aus unterschiedlichen
nie signifikant häufiger auf.
pen verteilt. Patienten der Kontroll-
sche Katheterablation die Auslöserate
wendig, die den Nutzen von Ablation
Gründen für mindestens 4 Tage Hepa-
Ein Antikörpersuchtest wurde bei 78
gruppe (n=64) erhielten in der Folge
des Geräts senken, so die Autoren.
und antiarrhythmischen Medika-
rin erhielten. Es galt herauszufinden,
Patienten durchgeführt, bei denen kli-
keine weitere spezifische Studien-
wie hoch die Inzidenz einer Thrombo-
nisch der Verdacht auf eine heparin-
therapie. Bei den Patienten der Inter-
zytopie unter Heparin ist und welche
induzierte Thrombozytopenie
ventionsgruppe (n=64) nahmen die
M. Estes kritisiert, dass die Studie
nen nicht als klinisch indizierte Pro-
Bedeutung sie hat. Eine Thrombozyto-
bestand. Bei 17 Patienten wurde die
Autoren eine prophylaktische Sub-
nicht auf die klinisch wesentlich
phylaxe ansehen, um die Auslöserate
penie wurde angenommen, wenn die
Diagnose einer HIT II bestätigt.
strat-Katheterablation vor. Kontroll-
brennendere Frage eingeht, wie der
von ICDs zu senken.
untersuchungen fanden nach 3, 6, 9,
relative Effekt einer Therapie mit
N Engl J Med 2007; 357: 2717–2719
12, 18 und 24 Monaten statt. Primä-
Antiarrhythmika aussieht. Dass diese
Gesamtzahl der Thromboyzten unter
150 000/ml oder um die Hälfte des
Fazit
bewusst sein, die zwischen der gänFazit
menten vergleichen. Bis diese Daten
Kommentar zur Studie
Ausgangswertes abfiel oder beides
Unter einer Heparintherapie tritt häu-
rer Endpunkt war das Überleben
nämlich die Auslösefrequenz von
vorlag.
fig eine Thrombozytopenie auf. Diese
ohne Auslösen des ICD. Kein Patient
ICDs senken können, hätten prospek-
Demnach trat eine Thrombozytopenie
Thrombozytopenie ist mit einer hohen
erhielt antiarrhythmische Medika-
bei 881 Patienten (36,4%) auf. Die
Mortalität und kardiovaskulären Mor-
mente, ausgenommen Betablocker.
Gesamtmortalität war bei diesen
bidität assoziiert, so die Autoren.
Die durchschnittliche Nachbeobach-
Dr. med. Fikret Er
Patienten mit 5,1% vs. 1,6% signifikant
gigen Praxis und dem Versprechen,
vorlägen, sollte man Katheterablatio-
Dr. med. Johannes Weiß
tungszeit betrug 22,5 Monate, die
30-Tages-Mortalität nach Katheterablation lag bei 0. Durch die Ablation
Bauchaortenaneurysmata
veränderte sich bei keinem Patienten
die linksventrikuläre Funktion oder
Stent oder offene OP?
der Grad der Herzinsuffizienz signifikant. Während der Studienphase
löste bei 21 Patienten (33%) der Kon-
Seit 1991 hat die endovaskuläre Stentimplantation zur Behandlung
von abdominellen Aneurysmata Einzug in die Kliniken erhalten.
Derzeit konkurriert diese weniger invasive Methode mit der offenen
Operation. N Engl J Med 2008; 358: 464–474
trollgruppe und bei 8 (12%) der
Interventionsgruppe der ICD aus
(relatives Risiko in der Ablationsgruppe 0,35). Davon erfolgte bei 20
(31%; Kontrollgruppe) bzw. 6 Teil-
M.L. Schermerhorn et al. haben zu die-
nehmern (9%; Interventionsgruppe)
Fazit
sem Thema die Daten von 45 660
Die periprozedurale Letalität insbe-
ein Schock, bei den restlichen ein
Patienten untersucht. Bei jeweils
sondere älterer Patienten ist bei der
antitachykardes Pacing. Die Mortali-
22 830 Patienten mit Bauchaortena-
endovaskulären Behandlung von Bau-
tätsrate zeigte nach Ablation einen
neurysma war eine endovaskuläre
chaortenaneurysmata niedriger als bei
Trend zu geringeren Werten, wenn-
Behandlung mittels Stentimplantation
offenen Operationen. Einzelne Kom-
bzw. eine offene Operation durchge-
plikationen treten behandlungsspezi-
führt worden. Patienten mit Notwen-
fisch unterschiedlich häufig auf, die
digkeit für einen Bypass und thoraka-
gesamte Komplikationsrate ist aber in
len Aneurysmata wurden in die Studie
beiden Methoden vergleichbar, so die
nicht aufgenommen. Es galt herauszu-
Autoren.
finden, mit welchen kurz- und lang-
Dr. med. Fikret Er
Die Beiträge sind erstmals erschienen in
der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2008;
133: 334, 394 bzw. 294 ). Alle Rechte vorbehalten.
Eine zusätzliche Katheterablation senkt die Schockfrequenz, so die Autoren der Studie. Das Bild
zeigt eine Katheterablation bei Vorhofflimmern. Abl=Ablationskatheter; CS=Sinus coronarius;
RV=rechter Ventrikel; His = His-Bündel (Bild: Thiemes Innere Medizin, Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, 1999)
fristigen (4 Jahre) Erfolgen und Komplikationen beide Methoden verbunden sind.
Die periprozedurale Letalität war mit
1,2% vs. 4,8% in der Stentgruppe signifikant niedriger als in der OP-Gruppe
(p<0,001). Dieser Unterschied war bei
älteren Patienten besonders groß
(-2,1% bei 67–69 Jahren, -8,5% bei über
85-Jährigen). Nach 4 Jahren glich sich
die Letalität in beiden Populationen
an. Eine Ruptur ereignete sich in der
Stentgruppe mit 1,8% vs. 0,5% signifikant häufiger als in der OP-Gruppe
(p<0,001). Entsprechend war eine
Reintervention bei 9% in der Stentgruppe und 1,7% in der OP-Gruppe
notwendig (p<0,001). Abdominelle
Komplikationen, wie Hernien und
Verwachsungen, traten in der OPGruppe mit 9,7% vs. 4,1% häufiger auf
als in der Stentgruppe (p<0,001).
Sonoring
1/5 Seite Eckfeld (224 mm breit x 80 mm hoch)
16
Medizin
Nr. 4 • April 2008
Thromboseprophylaxe
internistischen Risikopatienten
In vielen Ländern noch
großer Nachholbedarf
Die tiefe Beinvenenthrombose ist eine gefürchtete medizinische Komplikation. Mittlerweile existieren klar definierte und empirisch abgesicherte Richtlinien zur suffizienten Thromboseprophylaxe. Doch wie
sieht es mit der Umsetzung dieser Richtlinien im internationalen Vergleich aus? A.T. Cohen et al. gingen dieser Frage kürzlich nach.
Lancet 2008; 371: 387–394
waren nach diesen Standards suffizient mit einer Thromboseprophylaxe versorgt worden. In den USA
erreichte die Prophylaxerate bei chirurgischen Patienten nur 71% und bei
internistischen Patienten nur 48%.
Polen lag mit 66% Prophylaxe bei
chirurgischen Patienten und 35% bei
internistischen Patienten eher im
Mittelfeld. Auffallend war die geringe
Durchdringung der internationalen
Standards in Ländern wie Thailand
und Bangladesch. Hier lagen die ent-
Nur 70% der internistischen Risikopatienten werden in Deutschland adäquat mit einer Thromboseprophylaxe versorgt worden, so das Ergebnis einer Studie. (Bild: Gerinnungsstörungen in Gynäkologie und Geburtshilfe, W. Rath und L. Heilmann, Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, 1999).
Ernährungsmedizin
Fruktose erhöht Gichtrisiko
Ernährungsempfehlungen gegen Gicht warnen bisher vor allem vor
Alkohol und purinhaltigen Lebensmitteln. Einen möglichen Zusammenhang von Gicht mit dem Konsum stark zucker- oder fruktosehaltiger Getränke untersuchten nun H.K. Choi et al.
BMJ 2008; DOI: 10.1136/bmj.39449.819271.BE
Nur in wenigen Ländern, etwa
ans) bewertet. Die Dosierung der
sprechenden Raten nur im Promille-
Deutschland, hat sich die Thrombo-
Medikamente konnte dabei nicht
bereich. International gesehen wurde
seprophylaxe im klinischen Alltag
ausgewertet werden, da hierfür
bevorzugt niedermolekulares Hepa-
wirklich durchgesetzt. Das belegt die
keine internationale Standardisie-
rin eingesetzt. Es diente bei 46% der
multinationale Vergleichsstudie, in
rung existiert. Patienten, bei denen
chirurgischen und bei 30% der inter-
deren Rahmen die Daten von 68 163
eine Kontraindikation gegen eine
nistischen Patienten zur Prophylaxe.
Patienten in 358 Krankenhäusern,
medikamentöse Thromboseprophy-
aus insgesamt 32 Ländern ausgewer-
laxe vorlag (z.B. akute Blutung oder
tet wurden. Überprüft hatte man
Trauma), wurden nicht in die Studie
Die Thromboseprophylaxe hat sich
zum einen, ob bei dem Patienten ein
einbezogen. Die Datenerhebung
international noch nicht als medizi-
relevantes Thromboserisiko vorlag.
erfolgte im Zeitraum vom August
nischer Standard durchgesetzt.
Dies war zum Beispiel bei einer
2006 bis Januar 2007.
Besonders in Entwicklungsländern
medizinisch induzierten Bettruhe
Im internationalen Maßstab zeigte
findet praktisch keine Prophylaxe
der Fall. Zum anderen erfassten die
sich eine erhebliche Schwankungs-
statt. Aber auch in hoch entwickelten
Autoren, wie und ob bei diesen
breite bei der Durchsetzung der Pro-
Ländern wie etwa Polen besteht
Patienten dann eine Thrombosepro-
phylaxestandards. Im Durchschnitt
noch ein erheblicher Optimierungs-
phylaxe durchgeführt wurde. Regis-
bestand bei 64% der chirurgischen
bedarf.
triert wurden sowohl medikamentö-
und bei 42% der internistischen
se (z.B. Heparin, Acetylsalicylsäure)
Patienten ein relevantes Thrombose-
als auch physikalische Maßnahmen
risiko. Überwiegend verursacht
Die Autoren nahmen 46 393 Männer
Vorbelastung oder bestehender Gicht
(z.B. Kompressionsstrümpfe).
durch die Bettruhe. Die höchste
über 40 Jahren aus der „Health Pro-
sollten fruktosehaltige Getränke
Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen
Durchdringungsrate der ACCP-Emp-
fessionals Follow-Up Study“ in ihre
meiden.
wurde nach den Standards des ACCP
fehlungen fand sich in Deutschland.
(American College of Chest Physici-
92% der chirurgischen und 70% der
prospektive Kohortenstudie auf. Die
Dr. med. Katja Flieger
Fazit
Dr. med. Horst Gross
Die Beiträge sind erstmals erschienen in
der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Dtsch Med Wochenschr 2008;
133: 449 – 451). Alle Rechte vorbehalten.
Männer wurden zu ihrem Lebensstil
und ihrer Gesundheit befragt: Unter
anderem beantworteten sie Fragen
zu ihrem Konsum von Softdrinks und
Kurzmitteilung
Fruktose. Als primären Endpunkt
definierten die Autoren die Gichtinrican College of Rheumatology“.
Erhöhter BMI begünstigt
bestimmte Krebsarten
Im Beobachtungszeitraum von 12
Bekannt ist, dass Übergewicht sich
Jahren erkrankten 755 der Männer
negativ auf die Gesundheit auswirkt.
an Gicht. Je höher der Verbrauch an
Aber dass ein erhöhter BMI (Body-
Softdrinks, desto größer war deren
mass index) bestimmte Krebsarten
Gichtrisiko. Im Vergleich zu den Pro-
wahrscheinlicher werden lässt und
banden, die weniger als einen Soft-
dabei auch zwischen dem
drink pro Monat zu sich nahmen, lag
Geschlecht unterschieden werden
das relative Gichtrisiko bei einem
kann, haben jetzt A.G. Renehan et
zidenz nach den Kriterien des „Ame-
Konsum von 5–6 dieser Getränke pro
Woche um 29% höher, bei täglichem
Verbrauch um 45% und bei mehr als
al. in einer Meta-Analyse (mit Studi-
Accuvix
169 x 188
en zwischen 1966 und 2007)
herausgefunden. Durch die Zunah-
zwei dieser Getränke täglich um 85%
me des BMI um 5 kg/m2 steigt bei
höher. Frisch gepresster Fruchtsaft
Männern das Risiko an Ösophagus-
und Obst, das viel Fruktose enthält
krebs zu erkranken an. Auch die
(z.B. Äpfel, Orangen) erhöhten das
Wahrscheinlichkeit von Schilddrü-
Gichtrisiko ebenfalls (p<0.05). Diät-
sen-, Darm- und Nierenkrebs erhöht
getränke ohne Fruktose führten bei
sich. Bei Frauen hingegen steigt mit
den Männern hingegen nicht zu
Zunahme des BMI um 5 kg/m2 das
einem höheren Gichtrisiko.
Auftreten von einem Gebärmutterschleimhaut- und Gallenkarzinom.
Als Ursache vermuten die Autoren
Dagegen macht die ethnische Her-
den vermehrten Abbau von ATP zum
kunft der untersuchten Personen
Harnsäure-Vorläufer AMP durch die
keinen Unterschied aus, lediglich
Fruktosephosphorylierung: Bereits
das Risiko prämenopausal und post-
wenige Minuten nach dem Verzehr
menopausal an Brustkrebs zu
fruktosehaltiger Getränke steigt der
erkranken war für übergewichtige
Harnsäure-Spiegel im Plasma.
Frauen im Raum Asien-Pazifik höher
als in anderen Regionen. Die Studie
Fazit
macht deutlich, dass die Wahr-
Die Ergebnisse sprächen nicht gegen
scheinlichkeit an bestimmten Krebs-
Obst als Ernährungsbestandteil, so
arten bei Übergewicht zu erkranken
die Autoren. Die vor allem auf Purine
bezüglich des Geschlechts aufge-
fokussierten Ernährungsempfehlun-
spalten werden kann.
gen müssten jedoch überdacht wer-
Lancet 2008; 371: 569–78
den. Personen mit einer familiären
klr
Herunterladen