Grundlagen der Kinetik Geschwindigkeit und Beschleunigung Die Geschwindigkeit ist definiert als der pro Zeiteinheit zurückgelegte Weg eines Körpers v= s t v= ∆s . ∆t bzw. Die Beschleunigung ist definiert als die Änderung der Geschwindigkeit pro Zeiteinheit: a= v t a= ∆v . ∆t bzw. Geradlinig gleichförmige Bewegung Für geradlinige Bewegungen mit konstanter Geschwindigkeit gelten allgemein die Gleichungen: a (t ) = 0 , v( t ) = v 0 = const. , s( t ) = v 0 ⋅ t + s 0 . Dabei ist v 0 die (Anfangs-) Geschwindigkeit, s 0 ist der (Anfangs-) Ort zum Zeitpunkt t = 0 . Dr. Andreas M. Seifert – Sternstunden in Mathe, Physik und Technik – Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis Gleichmäßig beschleunigte (geradlinige) Bewegung Für geradlinige Bewegungen mit konstanter Beschleunigung a 0 gelten allgemein die Gleichungen: a ( t ) = a 0 = const. , v( t ) = a 0 ⋅ t + v 0 , s( t ) = 1 ⋅ a 0 ⋅ t 2 + v0 ⋅ t + s0 2 Diese Gleichungen müssen je nach Problem miteinander kombiniert werden. Beispiel: Ein Fahrzeug beschleunigt aus dem Stand heraus über eine Strecke von 100 m auf die Geschwindigkeit 100 km / h . Wie groß ist die (konstant angenommene) Beschleunigung? Das Problem wird beschrieben durch die beiden Gleichungen v = a0 ⋅ t , s= 1 ⋅ a0 ⋅ t2 2 formal haben wir dabei zwei Unbekannte, nämlich die eigentlich interessierende Beschleunigung a 0 , aber auch die Zeit t, nach der der Weg s zurückgelegt wurde. Da die Zeit t hier nicht interessiert, wird sie eliminiert: v = a0 ⋅ t → t= v a0 2 v 1 1 v2 2 s = ⋅ a0 ⋅ t = ⋅ a0 ⋅ = 2 2 2 ⋅ a0 a0 s= 2 v 2 ⋅ a0 → a0 = v 2⋅s 100 m / s) 2 3,6 a0 = = 3,858 m / s 2 . 2 ⋅100 m ( 2 bzw. Dr. Andreas M. Seifert – Sternstunden in Mathe, Physik und Technik – Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis Vertikale Bewegung im Schwerefeld Speziell haben wir hier a 0 = −g , wenn der Weg von unten nach oben gezählt wird. Es ist also a ( t ) = −g = const. , v( t ) = −g ⋅ t + v 0 , 1 s( t ) = − ⋅ g ⋅ t 2 + v 0 ⋅ t + s 0 . 2 Die Konstanten v 0 und s 0 werden dem jeweiligen konkreten Problem entsprechend aus den sogenannten Anfangsbedingungen ermittelt. Freier Fall Beim freien Fall ist zum Zeitpunkt t = 0 : v 0 = 0 und s 0 = h . Damit haben wir die Gleichungen: s v( t ) = − g ⋅ t , h 1 s( t ) = − ⋅ g ⋅ t 2 + h . 2 t=0 g Der fallende Körper kommt am Boden an, wenn 1 s( t = t Fall ) = 0 = − ⋅ g ⋅ t 2Fall + h 2 Auflösen nach der Fallzeit t Fall liefert t Fall = 2⋅h . g Die Auftreffgeschwindigkeit erhält man einfach, indem man diese Fallzeit in die Geschwindigkeitsgleichung einsetzt: v( t Fall ) = −g ⋅ t Fall = −g ⋅ 2⋅h = − 2⋅g⋅h . g Dr. Andreas M. Seifert – Sternstunden in Mathe, Physik und Technik – Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis Vertikaler Wurf nach oben Zum Zeitpunkt t = 0 ist beim vertikalen Wurf nach oben ist v 0 > 0 (Anfangsgeschwindigkeit) und s 0 = 0 (Start am Boden). Damit haben wir die Gleichungen: v( t ) = −g ⋅ t + v 0 , 1 s( t ) = − ⋅ g ⋅ t 2 + v 0 ⋅ t . 2 s h g v0 Wenn der nach oben geworfene Körper den höchsten Punkt erreicht, ist seine Geschwindigkeit 0; daraus errechnet sich zunächst die Steigzeit t Steig : t=0 v( t = t Steig ) = −g ⋅ t Steig + v 0 = 0 und damit t Steig = v0 . g Einsetzen der Steigzeit in die Gleichung für den Weg liefert die Steighöhe h: 2 v0 1 v0 1 v 02 v 02 v 02 h = s( t = t Steig ) = − ⋅ g ⋅ + v 0 ⋅ =− ⋅ + = , 2 g 2 g g 2⋅g g also h= v 02 . 2⋅g Aus der Bedingung 1 2 s( t = t ges ) = − ⋅ g ⋅ t ges + v 0 ⋅ t ges = 0 2 erhält man nach Division durch t ges die gesamte Flugzeit t ges bis zum Wiederauftreffen auf dem Boden: 1 − ⋅ g ⋅ t ges + v 0 = 0 2 und daraus Dr. Andreas M. Seifert – Sternstunden in Mathe, Physik und Technik – Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis t ges = 2 ⋅ v0 = 2 ⋅ t Steig . g Die Geschwindigkeit beim Auftreffen auf dem Boden erhält man durch Einsetzen von t ges in die Geschwindigkeitsgleichung: v( t ges ) = −g ⋅ 2 ⋅ v0 + v0 = −v0 . g Der Körper trifft also mit der (betragsmäßig) gleichen Geschwindigkeit auf, mit der er abgeworfen wurde. Horizontaler Wurf y v0 h t=0 x xw Beim horizontalen Wurf überlagern sich zwei Bewegungsformen: x-Richtung: geradlinig gleichförmige Bewegung mit Geschwindigkeit v 0 . vx (t) = v0 , x(t) = v0 ⋅ t . y-Richtung: freier Fall aus Höhe h v y ( t ) = −g ⋅ t , 1 y( t ) = − ⋅ g ⋅ t 2 + h . 2 Dr. Andreas M. Seifert – Sternstunden in Mathe, Physik und Technik – Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis Die Fallzeit t Fall ist damit genauso groß wie beim freien Fall aus der Höhe h: t Fall = 2⋅h . g Die Wurfweite x w ist der in der Fallzeit zurückgelegte Weg in x-Richtung: 2⋅h g x w = x ( t = t Fall ) = v 0 ⋅ t Fall = v 0 ⋅ 2⋅h g x w = v0 ⋅ Die Auftreffgeschwindigkeit setzt sich nun aus einem horizontalen Beitrag v x = v 0 und einem vertikalen Beitrag v y = 2 ⋅ g ⋅ h (freier Fall) zusammen. Diese Beiträge werden vektoriell addiert (hier einfach nach dem Satz des Pythagoras): v = v 2x + v 2y = v 02 + ( 2 ⋅ g ⋅ h ) 2 v = v 02 + 2 ⋅ g ⋅ h Die Gleichung der Bahnkurve (Wurfparabel) erhält man durch Elimination der Zeit aus den Gleichungen x(t) und y(t): x(t) = v0 ⋅ t → t= x v0 2 x 1 1 y = − ⋅ g ⋅ t 2 + h = − ⋅ g ⋅ + h 2 2 v0 y( x ) = − g ⋅ x2 + h 2 2 ⋅ v0 Dr. Andreas M. Seifert – Sternstunden in Mathe, Physik und Technik – Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis Schiefer Wurf y h v0 t=0 α x xw Der Wurf erfolgt mit der Anfangsgeschwindigkeit v 0 in einem Winkel α gegen die Horizontale. Diese Anfangsgeschwindigkeit kann man sich zerlegt denken in eine horizontale Komponente v 0 x und in eine vertikale Komponente v 0 y : v 0 x = v 0 ⋅ cos α und v 0 y = v 0 ⋅ sin α Dann überlagern sich beim schiefen Wurf zwei Bewegungsformen ähnlich wie beim horizontalen Wurf: x-Richtung: geradlinig gleichförmige Bewegung mit Geschwindigkeit v 0 . v x ( t ) = v 0 x = v 0 ⋅ cos α , x ( t ) = v 0 x ⋅ t = v 0 ⋅ cos α ⋅ t . y-Richtung: vertikaler Wurf nach oben v y ( t ) = −g ⋅ t + v 0 y = −g ⋅ t + v 0 ⋅ sin α , 1 1 y( t ) = − ⋅ g ⋅ t 2 + v 0 y ⋅ t = − ⋅ g ⋅ t 2 + v 0 ⋅ sin α ⋅ t . 2 2 Die Steigzeit t Steig ist identisch mit der Steigzeit beim vertikalen Wurf nach oben, wobei hier nur v 0 durch v 0 y = v 0 ⋅ sin α zu ersetzen ist: t Steig = v0y g = v 0 ⋅ sin α . g Dr. Andreas M. Seifert – Sternstunden in Mathe, Physik und Technik – Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis Entsprechendes gilt für die Steighöhe v 02 ⋅ sin 2 α h= = . 2⋅g 2⋅g v 02 y und für die gesamte Flugzeit t ges bis zum Wiederauftreffen auf dem Boden: t ges = 2 ⋅ v0 y g = 2⋅ v 0 ⋅ sin α = 2 ⋅ t Steig . g Die Geschwindigkeit beim Auftreffen auf dem Boden ist betragsgleich der Anfangsgeschwindigkeit v 0 . Die Gleichung der Bahnkurve (Wurfparabel) erhält man wie beim horizontalen Wurf durch Elimination der Zeit aus den Gleichungen x(t) und y(t): x ( t ) = v0 x ⋅ t → t= x v0x 2 x 1 1 x + v 0 y ⋅ y = − ⋅ g ⋅ t 2 + v 0 y ⋅ t = − ⋅ g ⋅ 2 2 v0x v0 x 2 1 x x + v 0 ⋅ sin α ⋅ y = − ⋅ g ⋅ 2 v 0 ⋅ cos α v 0 ⋅ cos α y( x ) = − g ⋅ x 2 + tan α ⋅ x 2 2 ⋅ v ⋅ cos α 2 0 Dr. Andreas M. Seifert – Sternstunden in Mathe, Physik und Technik – Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis