© 2010 Carl Hanser Verlag, München www.qm-infocenter.de/QZ-Archiv Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern MESSEN UND PRÜFEN Medizintechnik S T E R E O M I K RO S KO P E I N D E R P RO D U K T I O N C H I RU R G I S C H E R I N S T RU M E N T E Präzision, die ins Auge geht Bei einer Operation an der Netzhaut arbeitet der Operateur mit Mikroscheren und Pinzetten, die weniger als ein Millimeter dick sind. Diese handgeführten Instrumente für die minimalinvasive Augenchirurgie prüft das Schweizer Unternehmen Alcon Grieshaber, Schaffhausen, mit Stereomikroskopen von Leica Microsystems, Wetzlar. Neben der optischen Qualität war insbesondere die ergonomische Ausstattung der Mikroskope ausschlaggebend für die Gerätewahl. 130 Millionen Sinneszellen in der Netzhaut erfassen das Bild von der Welt um uns herum. Wenn diese Schaden nehmen und absterben, verliert das Auge seine Sehkraft. Nicht mehr sehen können – eine schreckliche Vorstellung. Doch nicht weniger furchteinflößend ist für die meisten von uns die Vorstellung, am Auge operiert zu werden (Bild 1). Ursachen für eine Schädigung oder Ablösung der Netzhaut oder des gelben Flecks (Makula) gibt es viele, und ohne operative Behandlung ist die Gefahr des Erblindens groß. Eine unter 10 000 Personen ist statistisch gesehen davon betroffen. Früh genug erkannt, bestehen dank moderner Augenchirurgie jedoch sehr gute Chancen, die volle Sehkraft wiederherzustellen . Mit bloßem Auge kaum erkennbar Die Alcon Grieshaber AG in Schaffhausen hat die Weiterentwicklung der minimalinvasiven Netzhautchirurgie wesentlich mitgeprägt und mit ihren handgeführten Präzisionsinstrumenten eine Spitzenposition in diesem Segment bis heute behauptet. Das Unternehmen hat die Umstellung auf Einweginstrumente weltweit vorangetrieben und die Instrumente für kleinste Abmessungen weiter perfektioniert. Die winzigen Werkzeuge – Scheren, Pinzetten, Häkchen, Messer, Fluid-Handling-Instrumente – passen durch einen Zugang, der weniger als ein Millimeter groß ist (Bild 2). Die kleinsten Instumente messen im geschlossenen Zustand gerade einmal 0,5 Millimeter im Durchmesser. „Unser Vorsprung liegt nicht in dem, was man mit dem bloßen Auge sieht, unser Vorsprung ist mikroskopisch“, be- Bild 1. Ein Eingriff an der Netzhaut ist nur mithilfe eines Operationsmikroskops möglich. Es müssen drei Zugänge in das Augeninnere gelegt werden: für die Beleuchtung, für das Instrument und für die Infusion zur Stabilisierung des Augeninnendrucks. Sehnerv (1), Lederhaut (2), Netzhaut (3), Linse (4), Glaskörper (5), Makula (6) © Carl Hanser Verlag, München © 2010 Carl Hanser Verlag, München www.qm-infocenter.de/QZ-Archiv Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern Medizintechnik MESSEN UND PRÜFEN die meisten Geräte den 65 Produktionsmitarbeitern zur Verfügung stehen. schreibt Jürg Attinger, Geschäftsführer von Alcon Grieshaber, seine Präzisionsinstrumente (Bild 3). Die Qualitätssicherung beginnt bei Alcon Grieshaber schon, bevor die Produkte überhaupt gefertigt werden. Bereits Rohlinge, die maschinell gedreht, gefräst und erodiert werden, werden mikroskopisch vermessen. „Wir haben eine für uns optimale Prüffrequenz gefunden, die Zeit, Kosten und Risiko berücksichtigt und erzielen damit eine sehr geringe Ausschussrate “, erläutert Heinz Etter, Leiter des Facility Managements bei Alcon Grieshaber. „Bis zum Endprodukt werden spätestens nach zwei bis drei Produktionsschritten alle Teile geprüft. Am Ende steht auf jeden Fall eine 100-Prozent-Kontrolle. Kein Instrument geht ohne eingehende mikroskopische Prüfung raus.“ Fast alle Mitarbeiter arbeiten mit einem Mikroskop – in der Eingangskontrolle der Materialien, in der Fertigung und Qualitätskontrolle bis hin zur Endreinigung und Endkontrolle des fertigen Produkts im Reinraum sowie in der Entwicklung (Bild 4). Es gibt hier 118 Stereomikroskope (bei 140 Mitarbeitern), wobei Bild 2. Je nachdem, welche Operationstechnik der Chirurg anwendet beziehungsweise was genau der Grund des Eingriffs ist, benötigt er Instrumente, die durch einen 1,15, 0,72 oder 0,62 Millimeter kleinen Zugang zum Augeninneren passen. Das entspricht einem Instrumentendurchmesser von 0,9 (20-Gauge), 0,6 (23-Gauge) oder 0,5 Millimeter (25-Gauge). Bild 3. Jürg Attinger, Geschäftsführer von Alcon Grieshaber, hat wie fast alle Mitarbeiter ein Stereomikroskop an seinem Arbeitsplatz. Der gelernte Feinmechaniker und Ingenieur will nahe an den Produkten sein, sie sehen und verstehen. Das geschulte Auge ist unschlagbar Neben den quantitativen Analysemöglichkeiten für 2D-Messungen, die das Mikroskop mit entsprechender Software bietet, und den klassischen mechanischen Messmitteln ist auch die visuelle Inspektion unverzichtbar. Die dreidimensionalen Freiformflächen einer Mikroschere haben beispielsweise eine © 2010 Carl Hanser Verlag, München www.qm-infocenter.de/QZ-Archiv Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern MESSEN UND PRÜFEN Medizintechnik Bild 4. Bei der Qualitätsprüfung von Mikrowerkzeugen für die Augenchirurgie wird meist mit 20facher Vergrößerung gearbeitet. Eine höhere Vergrößerung würde eher dazu führen, dass selbst kleinste Details, die die Qualität der Produkte nicht beeinträchtigen, als Fehler interpretiert werden. In der Herstellung sind höhere Vergrößerungen erforderlich, meist 60fach. Ausdehnung von nur 0,5 Millimetern. Das Ist-Stück wird mit einem Referenzmuster unter dem Mikroskop verglichen. „Dafür gibt es noch keine Technik, die mit dem Auge eines erfahrenen Mitarbeiters konkurrieren kann – vor allem nicht in puncto Zeit und Kosten“, betont Etter. „Die Oberflächenrauigkeit mittels eines 3D-Scans oder der Profilometrie zu untersuchen, das wäre für uns zu zeitund kostenintensiv. Bei allen möglichen Unsicherheiten der visuellen Prüfung sind erfahrene Mitarbeiter hierbei unschlagbar.“ Ein Beispiel: Eines der Instrumente wird aus einem Faden gefertigt, der 0,14 Millimeter dick ist bei 0,01 Millimeter To- leranz. Die Mitarbeiter sind so geübt, dass sie den Faden freihändig unter dem Stereomikroskop halten und ohne Vergleich beurteilen können, ob die Toleranz eingehalten wird. „Die wirklichen Herausforderungen in unserer Qualitätssicherung beginnen da, wo die Kriterien weich werden, wo Referenzmuster oder -fotos gefragt sind“, erläutert Attinger.„Wir können, dürfen und müssen unseren Mitarbeitern viel zutrauen.Wir holen das, was wir an ‚Erwägungsqualität’ verlieren, durch gute Ausbildung wieder rein. Und bis heute geht die Rechnung auf – obwohl wir hier in der teuren Schweiz sind und auch noch Einweginstrumente produzieren.“ Alcon Grieshaber setzt in Sachen Mikroskopie auf Stereomikroskope von Leica Microsystems. Neben der optischen Qualität schätzt man in Schaffhausen die LED-Beleuchtung, die komfortable und leichte Bedienung, das ergonomische Design sowie das große Sehfeld, insbesondere das 23-mm-Sehfeld bei der neuen Generation der Leica M80 und M50. Beim Leica M205 mit FusionOptics kommen noch die herausragende Schärfentiefe und die hohe Auflösung hinzu, die speziell für F&E-Aufgaben hilfreich sind. Nahezu alle Mikroskope bei Alcon Grieshaber sind mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Mit dieser stromsparenden Lichtquelle konnten bereits 200 000 KWh pro Jahr eingespart werden. Zusätzlich spart das Unternehmen durch die sehr viel längere Lebensdauer der LEDs gegenüber herkömmlichen Mikroskoplampen. Viele Mitarbeiter bei Alcon Grieshaber arbeiten täglich acht Stunden am Mikroskop. Das Unternehmen ist innerhalb des Alcon-Konzerns ein Vorreiter in puncto Ergonomie. Ergonomische Stühle, höhenverstellbare Tische sowie Ellenbogenauflagen, die die Schulterpartie entlasten, sind selbstverständlich. Auch auf individuell angepasste, ergonomische Mikroskope wird großer Wert gelegt. Dazu werden Ergo-Tuben und Okulare eingesetzt, die auf die unterschiedlichen Körpergrößen und Staturen abgestimmt sind. Die Tatsache, dass Leica Microsystems das umfangreichste Ergonomie-Zubehörprogramm für Stereomikroskope bietet, hat entscheidend dazu beigetragen, dass Alcon Grieshaber seit Jahren Leica Produkte einsetzt. l Anja Schué þ Leica Microsystems GmbH T 06441 29-2201 [email protected] www.leica-microsystems.com © Carl Hanser Verlag, München