Markt & Management Vermarktung Eine Marke, die verbindet Die Marke Bioland entwickelte sich im Laufe der vergangenen 40 Jahre zu einer bedeutenden Größe im Bio-Markt. An allererster Stelle ist dies den BiolandBäuerinnen und -Bauern zu verdanken, die die Bioland-Werte auf ihren Höfen leben. von der Erzeugung bis hin zum Handel, stark professionalisiert hat. Gleichzeitig veränderte sich die Werbewelt und mit ihr die Gewohnheiten der Kunden. Dies hat sich auch in der Weiterentwicklung des Bioland­Warenzeichens hin zum heutigen Markenzeichen ausgedrückt. Vom Warenzeichen zur Marke Der Unternehmer Christof Leuze aus Owen (rechts) hat sich maßgeblich um die Eintragung des Bioland-Warenzeichens gekümmert; hier auf der diesjährigen Wintertagung von Bioland Baden-Württemberg. A. Kirchner B ioland ist die bekannteste Bio­ Marke in Deutschland, das bestä­ tigte eine repräsentative Umfrage von TNS Emnid vor zwei Jahren. Vor über 40 Jahren haben sich dies die Gründer des „bio gemüse e. V.“, des Vorläufers des heu­ tigen Bioland­Verbandes, sicher nicht vor­ stellen können. Und doch entschieden sich die organisch­biologisch wirtschaftenden Landwirte bereits 1974 „Dr. Müller bio ge­ müse“ und vier Jahre später „Bioland“ als Warenzeichen eintragen zu lassen. Der Unternehmer Christof Leuze aus Owen, in diesem Jahr für seine 40­jährige Fördermitgliedschaft bei Bioland geehrt, hatte sich damals maßgeblich um die Eintragung des Bioland­Warenzei­ chens gekümmert. Auf der diesjährigen Wintertagung des baden­ württembergischen Lan­ desverbands in Bad Boll betonte der erfolgreiche Mit­ telständler, wie wichtig es gewesen sei, dass sich Bio­ land so frühzeitig um die Schaffung und Pflege eines eigenen Markenzeichens ge­ kümmert habe. Durch die Weitsicht der Pioniere wurden die Grundsteine dafür gelegt, dass die Bioländerinnen, Bioländer und ihr Verband heute in Markt, Gesell­ schaft und Politik deutlich und klar wahr­ genommen werden. Logo und Produkt in Einklang Allerdings fehlte dem ersten Zeichen noch die professionelle grafische Ge­ staltung. Der Neu­Ulmer Künstler und Grafiker Hans Noeth schuf daraufhin das Bioland­Warenzeichen mit seiner charakteristischen, runden Typografie. „Für mich war immer wichtig“, so Noeth in einem Interview kurz vor seinem Tod, „dass das Zeichen optimal zum Produkt passt. Das Bioland­Logo steht für ein un­ verfälschtes Naturprodukt. Gleichzeitig sollte es bo­ denständig, eben landwirt­ schaftlich sein.“ Die Entwicklungen der fol­ genden Jahrzehnte schufen einen rasant wachsenden Markt für Bio­ Lebensmittel, der sich auf allen Ebenen, Während am Anfang bei den Warenzeichen das Produkt im Vordergrund stand, geht es heute bei der Marke Bio­ land um viel mehr: Sie bringt auf den Punkt, welche gesellschaftlichen Mehr­ werte und Leistungen die Bioland­Bäue­ rinnen und ­Bauern erbringen. „Bioland drückt aus, was wir leisten und für welche Werte wir stehen“, sagt Dr. Jan Niessen, der seit vergangenem Jahr den Bereich Marketing im Verband leitet. Die erfolg­ reiche Marke Bioland sei das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit von Landwirten und zunehmend auch anderer Marktak­ teure. „Das ist eine tolle Leistung unserer Bioland­Betriebe“, so Niessen. „Mit einer starken und bekannten Marke ist es ge­ lungen, uns gemeinsam im umkämpften Lebensmittelmarkt zu positionieren.“ Da­ mit haben sich die Erzeuger, die als ein­ zelne Marktakteure gegenüber den stark konzentrierten, nachgelagerten Bereichen Herstellung und Handel traditionell nur wenig Marktmacht haben, gut aufgestellt. Weil in unserer globalisierten Welt das An­ gebot der Produkte immer unübersicht­ licher wird, bedeuten Marken heute noch mehr: Sie vermitteln den Kunden Sicher­ heit und Orientierung. Denn Menschen ver­ trauen dem, das sie kennen. Und Bioland kennt man vom Betrieb in der Nachbar­ schaft, dem Stand auf dem Wochenmarkt oder von der Milch im Kühlregal. Gleichzeitig buhlen aber immer mehr Marken und Qualitätszeichen um das Ver­ trauen der Kunden. Für Hersteller, Verar­ beiter und Händler wird es deshalb immer schwieriger, als Anbieter eines Marken­ produktes von einer breiten Kundschaft wahrgenommen zu werden. Zudem sind die Verbraucher heute im Schnitt besser bioland 08/2013 32 Definition einer Marke informiert und kritischer geworden. Über Internet und neue Medien verbreiten sich negative Meldungen, die einen sensiblen Bereich betreffen, viel schneller als frü­ her. Für die Markenpolitik bedeutet das eine immense Herausforderung. Qualität und Emotionen Zwar gibt es kein Standardrezept mit Erfolgsgarantie, um eine starke Marke aufzubauen und sie stark zu halten. Aber einige zentrale Faktoren müssen auf jeden Fall erfüllt sein: Produktqualität und ein klares Markenbild bilden das Funda­ ment. Bei Bioland stand und steht seit je­ her die besondere Erzeugung und Qualität der Lebensmittel im Fokus. Auf diese soli­ de Basis kann der Verband aufbauen. Zugleich muss für die Käufer sofort er­ sichtlich sein, für welche Werte und Zu­ satznutzen die Marke steht und warum sie sich bei einer immer größeren Auswahl von Bio­Produkten für Bioland­Lebens­ mittel entscheiden sollen. Mit den „Sieben Bioland­Prinzipien für eine Landwirtschaft der Zukunft“ hat Bioland ein konsistentes, inhaltlich fundiertes Konzept geschaffen, mit dem der Verband seine über die Pro­ duktqualität hinausgehenden Leistungen anschaulich darstellt. Letztlich muss es gelingen, all diese Wer­ te in der Marke Bioland zu bündeln. Am Wochenmarktstand, im Laden oder Res­ taurant können nicht jedes Mal die Bio­ land­Prinzipien ausführlich erklärt wer­ den. Die Marke muss für sich sprechen und automatisch mit den positiven Merk­ malen assoziiert werden. Die rati­ onalen Argumente reichen da bei weitem nicht aus. Die Mar­ ke muss vor allem Emotio­ nen wecken, ein Lebensgefühl transportieren und Sympathie er­ zeugen – auch ohne dabei die faktischen Vorteile erklären zu müssen. Geschichten zu erzählen, die hinter der Marke stehen, ist ein wirkungsvolles Mit­ tel, um die Menschen emotional zu be­ rühren und ihr Vertrauen zu stärken. Und diese Geschichten werden von Bioland­ Bauern gelebt. Das ist eine ehrliche und authentische „Markensubstanz“, die un­ bezahlbar ist. Markenbotschafter Eine zentrale Rolle spielen die Marken­ botschafter. Das sind alle mit Bioland verbundenen Mitglieder, Partner sowie Ehren­ und Hauptamtliche. Markenbot­ schafter sind also nicht nur die über 5.700 Bioland­Erzeuger und fast 1.000 Lebens­ Künstler und Grafiker Hans Noeth schuf das Bioland-Warenzeichen mit seinem charakteristischen Schriftzug. J. Schneider-Rapp Eine Marke kann als die Summe aller Vorstellungen verstanden werden, die ein Markenname (Brand Name) oder ein Markenzeichen (Brand Mark) bei Kunden hervorruft oder beim Kunden hervor­ rufen soll, um die Waren oder Dienst­ leistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu un­ terscheiden. (Gabler Wirtschaftslexikon) mittel­Hersteller, die nach den Bioland­ Richtlinien arbeiten. Es sind auch deren Familien, die Mitarbeiterinnen und Mitar­ beiter auf den Höfen und an der Laden­ theke, die Händler und Geschäftspartner. Und nicht zuletzt natürlich auch die Stammkunden, die ihrem Umfeld vermit­ teln, was Bioland für sie bedeutet und wes­ halb sie Bioland­Lebensmittel kaufen. Die persönlichen Kontakte all jener tragen ent­ scheidend dazu bei, welches Image den Bioland­Lebensmitteln und damit der Mar­ ke zugeschrieben wird. Massenmedien können diese Verknüpfungen dann bestä­ tigen, verstärken und schnell verbreiten. Die Markenbotschafter und ihre persönlichen Kontak­ te bleiben aber auch in ei­ ner digitalisierten Welt im­ mer noch entscheidend für Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Der authentische Land­ wirt, der für die Erzeugung von hoch­ wertigen Lebensmitteln steht, kann wie kein anderer die mit Bioland verbunde­ nen Leistungen und Werte als Botschaft transportieren. Auch er selbst hat natür­ lich etwas von der gemeinsam geschaffe­ nen Marke. Zusätzlich zum eigenen Hof­ namen oder der eigenen Herstellermarke bringt die Marke Bioland einen Mehrwert und macht deutlich, dass der einzelne Be­ trieb nicht alleine dasteht. Neben seinen eigenen Leistungen und Spezialitäten ist er immer auch Teil einer qualitäts­ und werteorientierten Gemeinschaft und de­ ren Versprechen. Andreas Greiner Journalist aus Stuttgart, Ökosult GbR, www.oekonsult-stuttgart.de Ansprechpartner für die Verwendung und Führung der Bioland-Marke: Regina Müller, E-Mail: [email protected], und Jan Niessen, E-Mail: [email protected] 33