(De-)Regulierung Wie sollen die Netzwerkindustrien (de-)reguliert werden? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 1 Was versteht man unter Netzwerkindustrien? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 2 Netzwerkindustrien – Überblick Netzwerkindustrien - Industrien, in denen eine Dienstleistung nur auf Basis von Infrastrukturen erbracht werden kann vorgelagerte Stufe • • • • Netze nachgelagerte Stufe Telekommunikation Elektrizitäts-, Gas- und Wasserversorgung Eisenbahn Post (?) Diese Sektoren sind für die gesamte Wirtschaft sehr relevant: • 6% des Bruttosozialproduktes • 5% der Gesamtbeschäftigung • Ihre Produkte (Transport, Energie, Kommunikation) sind wesentlich für die Funktionsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 3 Liberalisierung, Deregulierung, Privatisierung: Was bedeuten diese Begriffe? Welche Vorteile / Nachteile verbergen sich hinter dem Liberalisierungsprozess in Netzwerkindustrien? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 4 Netzwerkindustrien – Überblick Diese Industrien wurden noch vor kurzer Zeit als vertikal integrierte, natürliche Monopole betrachtet und als solche auf verschiedene Weisen durch den Staat kontrolliert: • Staatliche Versorgungseinrichtungen British Telecom (bis 1982) Deutsche Post (bis 1995) Japan Post (bis 2007) • Regulierung durch eine dafür zuständige Behörde American Telephone & Telegraph Corporation (bis 1984) E.ON, RWE (bis 1998) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 5 Netzwerkindustrien – Überblick Diese Betrachtung hat sich in den letzten 20 Jahren grundlegend geändert. Vormals als staatliches oder staatlich geschütztes Monopol operierende Unternehmen sind dem Wettbewerb ausgesetzt worden. Dieser Prozess ist im Allgemeinen als Liberalisierung bekannt. Der Begriff Liberalisierung umfasst sowohl Privatisierung als auch Deregulierung. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 6 Was versteht man unter Privatisierung und Deregulierung? Warum ist es zu diesem Betrachtungswechsel gekommen? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 7 Was bedeutet Liberalisierung? Liberalisierung Deregulierung Abschwächung oder Aufhebung von gesetzlichen Regeln und Vorschriften, mit denen der Staat das freie Wirken der Marktkräfte beschränkt. z.B. USA (AT&T), Deutschland (E.ON, RWE) Privatisierung Eigentumsüberweisung vom Staat in das Privateigentum. z.B. Deutschland (Deutsche Post, Deutsche Telekom ), Großbritannien (British Telecom, British Gas) Oft in Verbindung mit neuen staatlichen Eingriffen (sog. Re-Regulierungen) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 8 Der Antrieb für Liberalisierung Druck seitens potenzieller Marktteilnehmer (auch aus anderen Branchen z.B. VIAG, o.tel.o) Wunsch nach niedrigeren Preisen, höherer Qualität und mehr Innovationen Liberalisierung Technologischer Fortschritt: Nicht alle Stufen sind natürliche Monopole, mehrere Substitute Sparpolitik des Staates und Bedarf an Investitionen Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 9 Zwei Einsichten • Natürliche Monopole müssen nicht in staatlicher Hand sein, sondern können auch als privates Unternehmen betrieben werden • Nicht alle Produktionsstufen in Netzwerkindustrien sind natürliche Monopole Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 10 Welche Vorteile / Nachteile verbergen sich hinter der Privatisierung? • Staatliches Unternehmen sollte privaten Unternehmen eigentlich überlegen sein, denn es internalisiert externe Effekte und berücksichtig auch die Wohlfahrt der Konsumenten (Williamson Puzzle). Aber • Staat hat vielleicht nicht die richtige Zielfunktion. Politiker sind vielleicht eher an Wiederwahl als an Maximierung der Wohlfahrt interessiert. • Staat kann vielleicht nicht die richtigen Anreize setzen, kosteneffizient zu produzieren, gerade weil er die Gesamtwohlfahrt maximiert (keine sog. hard budget constraint). Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 11 JUBILÄUM Zehn Jahre Telekom-Liberalisierung Von Fritz Himmel 20. Januar 2008, 11:05 Uhr Im Januar 1998 wurde der Telefonmarkt in Deutschland liberalisiert. Seither sind die Preise auch für mobiles Telefonieren und Internet-Nutzung drastisch gesunken. Parallel dazu wurde die Leistung deutlich verbessert. Doch gleichzeitig hat auch der Tarif-Wirrwarr zugenommen. ………… …………Die Liberalisierung hat den Telekommunikationsmarkt seit Januar 1998 umgewälzt, zum Nutzen der Verbraucher. Die Kosten sind drastisch gesunken, zumindest relativ. Denn insgesamt geben die Deutschen heute sogar mehr für Telekommunikation aus als vor 1998. Dafür bekommen sie allerdings wesentlich mehr Leistung. ………… …………Als 1998 der Markt geöffnet wurde, war dies der Startschuss für eine dynamische Entwicklung der Branche. So drängten immer neue Anbieter mit immer günstigeren – und innovativen – Produkten auf den Markt. Sie kratzten an der Festung Deutsche Telekom. Zwar hat der Ex-Monopolist heute trotz 100 Wettbewerbern noch immer rund 83 Prozent des Festnetzmarktes im Griff. Allerdings sind die Margen stark gesunken. ………… (Quelle: Welt vom 20. Januar 2008) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 12 (Quelle: SZ vom 28. Juni 2002) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 13 Zwei Einsichten • Natürliche Monopole müssen nicht in staatlicher Hand sein, sondern können auch als privates Unternehmen betrieben werden • Nicht alle Produktionsstufen in Netzwerkindustrien sind natürliche Monopole Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 14 Was ist ein natürliches Monopol? Welche Stufen der Netzwerkindustrien haben die Eigenschaften eines natürlichen Monopols? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 15 Was ist ein natürliches Monopol? Ein natürliches Monopol liegt vor, wenn ein einzelnes Unternehmen ein bestimmtes Gut zu niedrigeren Stückkosten herstellen kann als eine größere Zahl von Unternehmen. Dies kann z.B. der Fall sein bei Hohen Fixkosten • Der Fixkostenblock macht in einer Branche einen großen Anteil an den Gesamtkosten aus (Bsp. Bahn, Stromnetze). • Je höher die Ausbringungsmenge, desto geringer die Durchschnittskosten. • Wenn ein einziges Unternehmen den ganzen Markt bedient, kann es dies (theoretisch) kostengünstiger tun, als wenn mehrere Unternehmen das tun. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 16 Was ist ein natürliches Monopol? GK, DK 20 DK=10+60/Q 15 10 0 GK=10 6 12 Menge Beispiel: GK=10, FK=60, erwünschte Menge = 12 (ad hoc) Ein Unternehmen produziert: Kosten = 180€, DK=15€ Zwei Unternehmen produzieren (je 6 Einheiten): Kosten = 240€, DK=20€ Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 17 Was wäre der Wettbewerbspreis? Preis = Grenzkosten Alle Konsumenten, deren Zahlungsbereitschaft höher ist als die Grenzkosten, werden kaufen. Aber: falls das Unternehmen Fixkosten hat, macht es Verluste in Höhe der Fixkosten und wird nicht produzieren Preis GK, DK Î Duplizierung der Netze ineffizient Fixkosten Nachfrage/ Zahlungsbereitschaft Grenzertrag GK PR QR Wohlfahrtsverlust Menge Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 18 Wohlfahrt bei unreguliertem natürlichen Monopol Ein Monopolist wählt seinen Preis und seine Menge so, dass sein Gewinn maximiert wird, ohne die Konsumentenwohlfahrt zu berücksichtigen. Kalkül: Würde der Monopolist seinen Preis PM senken, könnte er zwar mehr verkaufen, der Gewinn aus diesen zusätzlichen Einheiten wäre aber geringer als der Verlust durch den niedrigeren Preis auf alle anderen Einheiten. Preis GK, DK Der Preis ist zu hoch gesetzt. Zu diesem Preis kaufen nicht alle Konsumenten, deren Zahlungsbereitschaft höher als die Grenzkosten sind. Î Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust PM Nachfrage/ Zahlungsbereitschaft Grenzertrag GK QM Wohlfahrtsverlust Menge Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 19 Natürliches Monopol: Warum ist Regulierung notwendig? Märkte mit natürlichem Monopol können zu verschiedenen Problemen führen: 1) Die Unternehmen setzen überhöhte Preise. 2) Potenziell unerwünschte Verteilungsauswirkungen. Weitere Effekte: Unternehmen haben einen Anreiz, die Qualität der Infrastruktur zu senken. Natürliche Monopole müssen reguliert werden! Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 20 Wie soll ein natürliches Monopol reguliert werden? Idee: Preis gleich Durchschnittskosten Î Der Gewinn der Unternehmen deckt genau die Durchschnittskosten Î Unternehmen machen Nullgewinne. Problem: Die Menge ist immer noch zu klein Preis GK, DK Durchschnittskosten Fixkosten Nachfrage/ Zahlungsbereitschaft PD FK Grenzertrag GK QD Wohlfahrtsverlust Menge Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 21 Was ist ein natürliches Monopol? Welche Stufen der Netzwerkindustrien haben die Eigenschaften eines natürlichen Monopols? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 22 Beispiel: Elektrizitätsmarkt Liberalisierung in Deutschland: ursprünglich Privatwirtschaft des Energiesektors unter staatlicher Aufsicht, Gebietsmonopole 1996 EU-Binnenmarktrichtlinie 1998 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) - Marktöffnung für alle Verbrauchergruppen - verhandelter Netzzugang 2000/01 Fusionen – Verbleib der 4 Energiekonzerne 2002 2003 2005 Energiebörse: European Energy Exchange EU-Beschleunigungsrichtlinien Neues Energiewirtschaftsgesetz (EnWG-E) - Kostenregulierung 2009 - Anreizregulierung (zwei Perioden Revenue-CapRegulierung, dann Yardstick-Regulierung ) Quelle: VDN Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 23 Beispiel: Elektrizitätsmarkt Die Wertschöpfung im Stromsektor Erzeugung Übertragungsnetz Verteilungsnetz Vertrieb Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 24 Beispiel: Elektrizitätsmarkt Erzeugung Fossile Brennstoffe (Kohle, Erdgas oder Erdöl), Kernenergie oder erneuerbare Energie (Sonne, Wind oder Biomasse). Technologische Entwicklungen ermöglichen profitable Erzeugung bei kleineren Produktionsstätten. Î Wettbewerb möglich Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 25 Beispiel: Elektrizitätsmarkt Übertragungsnetz Der in Kraftwerken erzeugte Strom wird über das Übertragungsnetz (Hochspannungsnetz) zu den Verteilungsnetzen (Niedrigspannungsnetz) transportiert. Die Fixkosten des Verteilungs- und des Übertragungsnetzes sind hoch. Î natürliches Monopol Verteilungsnetz Das Verteilungsnetz leitet den aus dem Übertragungsnetz gelieferten Strom an die Nachfrager. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 26 Beispiel: Elektrizitätsmarkt Vertrieb Verkauf des Stroms an den Endkunden Î Geringe Fixkosten und Skalenerträge Î Wettbewerb möglich Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 27 Was muss auf den Energiemärkten reguliert werden? Beispiel: Elektrizitätsmarkt Erzeugung kompetitiv Übertragungsnetz Monopolistischer Bottleneck Verteilungsnetz Vertrieb kompetitiv Nur die Infrastrukturebene von Netzwerkindustrien weist die Eigenschaften des natürlichen Monopols auf und muss reguliert werden! Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 28 Reguliert werden muss - Preissetzung des Netzes - Netzzugang für andere Wettbewerber Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 29 Wie soll die Preissetzung des Netzes reguliert werden? Herausforderungen für den Regulierer Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 30 Regulierung – der gesetzliche Rahmen Ziele der Regulierung in Deutschland siehe § 1 EnWG: • sichere, • preisgünstige, • verbraucherfreundliche, • effiziente und • umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität und Gas. • Wirksamer und unverfälschter Wettbewerb zwischen Energieversorgern (=> Handel!). • Sicherung eines langfristig angelegten, leistungsfähigen und zuverlässigen Betriebs von Energieversorgungsnetzen. Æ Spagat: Erhalt der Versorgungsqualität trotz Kostendruck Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 31 Herausforderungen für den Regulierer Asymmetrische Information zwischen Regulierer und Regulierten: • Der Netzbetreiber hat bessere Informationen über seine Kostenstruktur und seine Nachfrage als der Regulierer. Asymmetrische Information liegt bereits bei Vertragsabschluss vor (Adverse Selektion) - Der Regulierer kann Anstrengungen des Netzbetreibers zu Effizienzerhöhungen nicht beobachten. Asymmetrische Information erst nach dem Vertragsabschluss (Moral Hazard) Æ Das regulierte Unternehmen muss motiviert werden, seine Informationen preiszugeben. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 32 Herausforderungen für den Regulierer Der Netzbetreiber hat bessere Informationen über seine Kostenstruktur und seine Nachfrage als der Regulierer. Der Netzbetreiber hat folgende Kostenstruktur: C(q) = cq + F Der Regulierer will Preis so setzen, dass die Kosten gedeckt sind, kennt aber die Kostenstruktur nicht. Er muss diese schätzen (cE), Problem: Ist cE größer als c, dann wird der Preis zu hoch gesetzt und dem Unternehmen zu viel Gewinn überlassen. Ist cE kleiner als c, dann wird der Preis zu niedrig gesetzt. Das Unternehmen wird somit nicht bereit sein, das Netz bereitzustellen. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 33 Trade-Off zwischen Sicherstellung des Netzbetriebs und zu hohen Gewinnen für Netzbetreiber Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 34 Herausforderungen für den Regulierer Der Regulierer kann die Anstrengungen des Netzbetreibers zu Kostensenkungen nicht beobachten. Der Netzbetreiber hat folgende Kostenstruktur: C(q) = cq + F. Der Manager des Netzbetreibers kann sich anstrengen, um die Kosten zu senken. Grenzkosten bei Anstrengung: c = cL; ohne Anstrengung c = cH; cL < cH Der Regulierer kann die Kosten beobachten aber nicht die Anstrengung. Regulierer muss Manager durch die richtigen Anreize dazu bringen, die Kosten zu senken. Problem: Werden die Anreize falsch gesetzt, werden die Effizienzpotenziale nicht genutzt. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 35 Regulierungsarten Kostenbasierte Regulierung (Cost-plus-Regulierung) • Renditeregulierung (Rate-of-Return Regulierung) • Das Unternehmen wird für alle entstehenden Kosten entschädigt (genehmigte Netzkosten = zulässiger Netzerlös) • Vorteile: einfache, wenig zeitaufwendige Kontrolle • Nachteile: - geringer Anreiz zur Kosteneffizienz - Anreiz für Netzbetreiber, Kosten zu übertreiben Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 36 Alternative zur kostenbasierten Regulierung Anreizregulierung Netzbetreibern soll für einen festgelegten Zeitraum gestattet sein, die Vorteile von Kostensenkungen in Form von Gewinnen einzubehalten. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 37 Regulierungsarten a) Price-Cap- und Revenue-Cap-Regulierung • Netzbetreiber erhält in jeder Regulierungsperiode (in der Regel 3-5 Jahre) eine Preis- bzw. Erlösobergrenze (EOG). • Die EOG entwickelt sich entlang eines ex ante festgelegten Pfades: - Ausgleich der Inflation - Berücksichtigung sektoraler Produktivitätsentwicklung • Zum Ende der Periode, für welche die Genehmigung gilt, werden die Tarife oder Umsätze dem aktuellen Kostenniveau angepasst und eine neue Obergrenze für die nächsten Jahre festgelegt. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 38 Regulierungsarten a) Price-Cap- und Revenue-Cap-Regulierung Vorteile: • Große Anreize zur Kosteneffizienz Nachteile: • Übermotivierte Kostenersparnisse: - Schlechtere Qualität (Versorgungssicherheit) - Geringe Investitionen • Falls Obergrenzen zu hoch gesetzt werden, macht der Netzbetreiber zu hohe Gewinne. • Anreize zu Kostensenkungen nehmen mit der Dauer einer Regulierungsrunde ab! Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 39 Regulierungsarten b) Yardstick Regulation (= Regulierung durch Vergleichsmaßstäbe) • Das anreizstärkste Regulierungsregime, da es Wettbewerb in adäquater Weise simuliert. • Vorgabe der Preis- oder Erlösentwicklung, die sich an der Produktivitätsentwicklung der übrigen Unternehmen in der Branche orientiert (durchschnittliches oder effizientestes Unternehmen). Æ Indirekter Wettbewerb zwischen regulierten Unternehmen, die geographisch nicht am selben Markt operieren • Vergleichbare Unternehmen? • In Deutschland geplant ab 2019 (nach zwei Perioden der Revenue Cap) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 40 Was soll bei der Regulierung noch berücksichtigt werden? Anreize zur Kostensenkung vs. Qualitätssicherung und Investitionsanreize Æ Eine Qualitätsregulierung ist notwendig! Qualitätsregulierung • Technische Regeln, Mindeststandards (Sicherheit, Produktqualität) • Vergleich relativer Qualität (Zuverlässigkeit) Bahnreform in England: Hier gelang es nicht, geeignete Anreize für Qualitätssteigerungen zu schaffen. Dadurch wurden zu geringe Infrastrukturinvestitionen getätigt. Liberalisierung der Elektrizitätsmärkte in Kalifornien: Die Konsumenten wurden rotierenden Stromausfällen ausgesetzt (nicht genug Kapazitäten) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 41 Regulierung des Netzzugangs Sollen Energiekonzerne ihre Netze abgeben? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 42 Was hat die Liberalisierung des Elektrizitätsmarktes gebracht? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 43 Preisentwicklung am deutschen Elektrizitätsmarkt Start der Liberalisierung 12 11 9 8 7 Fusionen am Markt 6 Jahr 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 5 1991 Preis/KwH 10 (Quelle: Statistisches Bundesamt) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 44 (Quelle: Pressemitteilung der DG Competition vom 13. Juni 2005) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 45 Ziel muss sein: Erhöhung des Wettbewerbs Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 46 Beispiele aus anderen Branchen für neuen Wettbewerb Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 47 Von einem natürlichen Monopol zum perfekten Wettbewerb (Quelle: New York Times vom 04. August 2005) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 48 (Quelle: SZ vom 28. Juni 2002) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 49 Ersatz: Potenzieller Konkurrent im Postbereich Pin Group AG S.A Holding zahlreicher regionaler deutscher Postunternehmen Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 50 Im Rahmen der Liberalisierung wurden in vielen Netzwerkindustrien die vertikal integrierten Unternehmen zerschlagen. Sollten die Energiekonzerne ihre Netze abgeben? Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 51 (Quelle: Spiegel vom 28. Februar 08) Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 52 Sollen die vertikal integrierte Unternehmen zerschlagen werden? Entflechtung = Trennung der Geschäftsbereiche Vertrieb und Erzeugung vom Netz Buchhalterisch (§ 10 EnWG) Verpflichtung zur getrennten Kontoführung; eigene Bilanz und GuV Informationell Operationell Rechtlich (§ 9 EnWG) (§ 8 Abs. 2-4 EnWG) (§ 7 EnWG) Vertraulichkeit und Diskriminierungsfreier Zugang zu Informationen aus dem Netzbetrieb Organisatorische Trennung des Netzbetriebs vom vertikal integrierten EVU; Gleichbehandlungsprogramme/ -beauftragter/-bericht Gesellschaftsrechtliche Trennung des Netzbereichs vom vertikal integrierten EVU (Errichtung einer eigenen Netzgesellschaft) Hauptziel: Verhinderung der „Ausstrahlung“ des Netzmonopols auf die assoziierten Handelsbereiche. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 53 Sollen die Energiekonzerne zerschlagen werden? Eigentumsrechtliche Entflechtung Pro Contra • Behebung des Diskriminierungs- und Behinderungspotenzials • Synergieeffekte • geringere Regulierungskosten durch effektive Netzregulierung • gravierender Eingriff in die grundrechtlich gewährleistete Eigentumsfreiheit (lange Rechtsstreitigkeiten) • Verhinderung von Quersubventionierung Netz – Handel • schlechtere Positionierung der kleineren Netzgesellschaft am Kapitalmarkt Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 54 Sollen die Energiekonzerne zerschlagen werden? Letzte Stellungnahme der EG: 10.10.2008, Ministerrat der EG, Einigung über drittes EU Binnenmarktpaket: drei gleichwertige und unbefristete Alternativen – eigentumsrechtliche Entflechtung – ISO, Independent System Operator, auch verantwortlich für Investitionsplanung – ITO, Independent Transmission Operator (sog. "dritter Weg") Varianten 2 und 3 lassen Eigentum an Übertragungs- bzw. Fernleitungsnetzen unberührt. Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 55 Quellen: Armstrong, M. and D. Sappington (2007): Recent Developments in the Theory of Regulation, Handbook of Industrial Organisation 2007, Elsevier Science Publishers 1557-1700 Bundesnetzagentur (2006): Bericht der Bundesnetzagentur nach § 112a EnWG zur Einführung der Anreizregulierung nach § 21a EnWG, http://www.bundesnetzagentur.de/media/archive/6715.pdf (20.11.2008) Europäische Kommission (1999), Liberalisation of Network industries, Economic Implications and Main Policy Issues, European Economy, Reports and Studies No 4, Office for Official Publications of the EC, Luxembourg http://ec.europa.eu/economy_finance/publications/publication8093_en.pdf (16.12.2008) Heck, V. (2006): Regulation of the Electricity Market in Germany: From Regional Monopolies to Competitive Markets, CESifo DICE Report, 2/2006, 30 – 38 Joskow, P. L. (2006): Incentive Regulation for Electricity Networks, CESifo DICE Report, 2/2006, 30 – 38 Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer 56