Preissetzung: Wie setze ich richtige Preise

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Preissetzung
SpinLab - The HHL Accelerator
Eric Weber, Leipzig, Februar 2016
Was wird heute erzählt?
•
Warum sind Preisentscheidungen wichtig?
•
Welche Preisstrategien gibt es?
•
Wie funktioniert es operativ?
4
Warum sind Preisentscheidungen wichtig?
Preise wirken schnell, effektiv und sind schwer festzulegen
•
Besondere Bedeutung des Preises
–
–
–
–
–
Schärfste Marketingwaffe, da starke Wirkung
Hohe Interdependenz zu anderen Marketinginstrumenten
Dynamisches Wettbewerbsumfeld
Preissetzung ist schwierig und risikoreich
Preis-Leverage-Effekt
 Preissetzung wird von vielen Managern als wichtigstes strategisches Ziel
benannt (vgl. Diller 2008, S. 23)
„Pricing
decisions can make
or break a company.“
(Armstrong/Kotler 2007, S. 262.)
5
Warum sind Preisentscheidungen wichtig?
Preise wirken schnell, effektiv und sind schwer festzulegen
•
Preis-Leverage-Effekt
–
Wie hoch schätzt ihr die Gewinnsteigerung bei Dax-Unternehmen, wenn diese 2% höhere
Preise verlangen würden/könnten?
–
Im Median ergäbe sich eine Gewinnsteigerung um 23% (vgl. Simon/Fassnacht 2009)
–
Diesen Effekt bezeichnet man als Preis-Leverage-Effekt (Preishebel)
+2 %
Preis
10,00 €
Menge
100 Stk
100 Stk
Umsatz
= 1000,00 €
= 1020,00 €
Kosten
- 900,00 €
- 900,00 €
Gewinn
100,00 €
+20 %
10,20 €
120,00 €
6
Warum sind Preisentscheidungen wichtig?
Es gibt immer wieder falsche Preisentscheidungen
7
Was wird heute erzählt?
•
Warum sind Preisentscheidungen wichtig?
•
Welche Preisstrategien gibt es?
•
Wie funktioniert es operativ?
8
Welche Preisstrategien gibt es?
Preisstrategien im Bezug auf Preis-Leistung
•
Strategien der Preispositionierung
Hoch
VorteilsStrategie
HochpreisStrategie
MittelpreisStrategie
Mittel
Niedrig
NiedrigpreisStrategie
Übervorteilungsstrategie
Qualität
Niedrig
Mittel
Hoch
Preis
In Anlehnung an: Kotler/Keller/Bliemel 2007, S. 590.
9
Welche Preisstrategien gibt es?
Preisstrategien im Bezug auf Zeit
•
Strategien für Markt- und Produktinnovationen
Preis
Skimmingstrategie
Penetrationspreisstrategie
0
Zeit
10
Welche Preisstrategien gibt es?
Differenzierung und Bündelung nutzen div. Zahlungsbereitschaften
Preisdifferenzierung
Gesamtmarkt
Segmentierung
Zielsegment
Positionierung
Unternehmen
(Marketing-Mix)
•
1
2
•
Preisbündelung
Handyflat
FestnetzFlat
InternetFlat
A+B+C
ZB Kunde 1 10,00 €
10,00 €
0,00 €
20,00 €
ZB Kunde 2 20,00 €
10,00€
5,00 €
35,00 €
ZB Kunde 3 5,00 €
5,00 €
10,00 €
20,00 €
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Was wird heute erzählt?
•
Warum sind Preisentscheidungen wichtig?
•
Welche Preisstrategien gibt es?
•
Wie funktioniert es operativ?
12
Wie funktioniert es operativ?
Es gibt 7 Wege Preise zu ändern
•
Welche Möglichkeiten gibt es Preise zu ändern?
1.
Änderung der Geld- oder Warenmenge die der Käufer zahlt
2.
Änderungen der Quantität von Produkten/Dienstleistungen die der Verkäufer
bereitstellt
3.
Änderung der Qualität der bereitgestellten Produkte/Dienstleistungen
4.
Änderung von Aufschlägen bzw. Rabatten bei Mengenvariationen
5.
Änderung des Zeitpunkts und Orts des Besitzübergangs
6.
Änderung des Zeitpunkts und Orts der Bezahlung
7.
Änderung der akzeptierten Zahlungsform
13
Preispsychologie
•
Schwelleneffekte
–
•
Figureneffekte
–
•
Preise werden immer mit einer Referenz verglichen. Daher z.B. eine unverbindliche
Preisempfehlung mitliefern
Platzierungs- und Sortimentseffekte
–
–
•
2,22 € oder 1,23 € oder 9,87 € werden besser gemerkt als 1,37 €
Ankereffekte
–
•
0,99€ ist weniger als 1,00€ - aber 1,29 € werden gleich wahrgenommen wie 1,39
Ist alles im Durchschnitt sehr günstig, wirken Ausreißer nach oben nicht auf die
Wahrnehmung des Gesamtangebots
Bei 2 Produkten, wählt der Kunde meist das billigere, bei 3 das mittlere
Splittingeffekt
–
5% Rabatt + 2% Skonto wirken besser als 7% Rabatt
14
Preispsychologie
•
Mengeneffekte
–
•
Separationseffekte
–
•
3 Produkte zusammen für 3 € wirken günstiger als 3 Produkte für je 1 €
Bei Grundgebühr + Nutzungspreis wird die Grundgebühr oft nicht mit verhandelt
Dealeffekt
–
„Sonderangebot“, „gratis“ usw.
15
Wie funktioniert es operativ?
Der optimale Preis liegt in einem Korridor zw. Kosten & Markt
Der Preisspielraum
Obere Preisgrenze
Kundennutzen
Wettbewerb
(niedrigerer Preis definiert Obergrenze)
Preisspielraum
Untere Preisgrenze
Rechtliche Beschränkungen
•
Unternehmensziele
Kosten
In Anlehnung an: Simon 2009, S. 82.
05.02.2016
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Wie funktioniert es operativ?
Bestimmung der Kosten für die kostenorientierte Preissetzung
Grundidee: Kosten + X
Kosten
Fixkosten
z.B. Gehälter, Miete
variable Kosten
z.B. Materialkosten, Verpackung, Stundenlöhne
Produkte
Dienstleistungen
Kostenträgerrechnung
Prozesskostenrechnung
+
17
Gewinnzuschlag
•
Wie funktioniert es operativ?
Bestimmung der Kosten für die kostenorientierte Preissetzung
•
Kostenträgerrechnung:
Materialeinzelkosten der Vorprodukte
+ Fertigungseinzelkosten
+ Materialgemeinkosten
+ Fertigungsgemeinkosten
= Herstellungskosten
+
+
+
=
Verwaltungskosten
Vertriebskosten
F&E-Kosten
Selbstkosten
_
_
18
Wie funktioniert es operativ?
Bestimmung der Kosten für die kostenorientierte Preissetzung
•
Prozesskostenrechnung:
•
•
1. Tätigkeitenanalyse
»
welche Tätigkeiten laufen ab?
2. Bestimmung der Kostentreiber
»
Bezugsgrößen, die die Kosten des Gesamt- bzw. der Teilprozesse beeinflussen
Kostenstelle: Angebotserfassung
Teilprozess
Bezugsgröße
Nr Bezeichnung
Art
Kostenzurechnung Prozesskosten
Menge Basis Summe
Lmi
Lmn
Prozesskostensatz
Gesamt Lmi
Lmn
1 Ang. schreiben
2 Nachverhandeln
3 Abteilung leiten
4 Reporting CEO
1. Tätigkeitenanalyse
19
Gesamt
Wie funktioniert es operativ?
Bestimmung der Kosten für die kostenorientierte Preissetzung
•
Prozesskostenrechnung:
•
•
1. Tätigkeitenanalyse
»
welche Tätigkeiten laufen ab?
2. Bestimmung der Kostentreiber
»
Bezugsgrößen, die die Kosten des Gesamt- bzw. der Teilprozesse beeinflussen
Kostenstelle: Angebotserfassung
Teilprozess
Bezugsgröße
Nr Bezeichnung
Art
1 Ang. schreiben
Angebote
2 Nachverhandeln Verhandlung
Kostenzurechnung Prozesskosten
Menge Basis Summe
Lmi
Lmn
Prozesskostensatz
Gesamt Lmi
Lmn
200
100
3 Abteilung leiten
4 Reporting CEO
2. Kostentreiberanalyse
20
Gesamt
Wie funktioniert es operativ?
Bestimmung der Kosten für die kostenorientierte Preissetzung
•
Prozesskostenrechnung:
•
3. Einflussgröße auf Kostenstellenebene
– 3.1 Gesamtkosten der Kostenstelle proportional zum Ressourcenanspruch
zurechnen
– 3.2 leistungsmengenneutrale Prozesse auf leistungsmengeninduzierte umlegen
Kostenstelle: Angebotserfassung
Teilprozess
Bezugsgröße
Nr Bezeichnung
Art
1 Ang. schreiben
Kostenzurechnung Prozesskosten
Menge Basis Summe
Angebote
200
20%
20.000
100
60%
60.000
3 Abteilung leiten
10%
10.000
4 Reporting CEO
10%
10.000
100%
100.000
2 Nachverhandeln Verhandlung
Lmi
Lmn
Prozesskostensatz
Gesamt Lmi
Lmn
3.1 Kostenzurechnung auf Bezugsgrößen
05.02.2016
21
Gesamt
Wie funktioniert es operativ?
Bestimmung der Kosten für die kostenorientierte Preissetzung
•
Prozesskostenrechnung:
•
3. Einflussgröße auf Kostenstellenebene
– 3.1 Gesamtkosten der Kostenstelle proportional zum Ressourcenanspruch
zurechnen
– 3.2 leistungsmengenneutrale Prozesse auf leistungsmengeninduzierte umlegen
Kostenstelle: Angebotserfassung
Teilprozess
Bezugsgröße
Nr Bezeichnung
Art
1 Ang. schreiben
Angebote
Kostenzurechnung Prozesskosten
Menge Basis Summe
Lmi
Prozesskostensatz
Lmn
Gesamt Lmi
200
20%
20.000
20.000
5.000
25.000
100
60%
60.000
60.000
15.000
75.000
3 Abteilung leiten
10%
10.000
4 Reporting CEO
10%
10.000
100%
100.000
2 Nachverhandeln Verhandlung
Lmn
↑
→ 20.000€ im
Verhältnis 1:3
100.000
3.2 Umrechnung lmn auf lmi-Teilprozesskosten
05.02.2016
22
Gesamt
Wie funktioniert es operativ?
Bestimmung der Kosten für die kostenorientierte Preissetzung
•
Prozesskostenrechnung:
•
4. Ermittlung der Prozesskostensätze
– Prozesskosten werden durch Prozessmengen geteilt (Kosten pro Prozess)
Kostenstelle: Angebotserfassung
Teilprozess
Bezugsgröße
Nr Bezeichnung
Art
1 Ang. schreiben
Angebote
Kostenzurechnung Prozesskosten
Menge Basis Summe
Lmi
Prozesskostensatz
Lmn
Gesamt Lmi
Lmn
Gesamt
200
20%
20.000
20.000
5.000
25.000
125
100
60%
60.000
60.000
15.000
75.000
750
3 Abteilung leiten
10%
10.000
4 Reporting CEO
10%
10.000
100%
100.000
100.000
875
2 Nachverhandeln Verhandlung
4. Ermittlung Prozesskostensätze
05.02.2016
23
Wie funktioniert es operativ?
Kostenorientierte Preissetzung
•
Problem: wie gehen wir mit Fixkosten um?
Beispiel:
Miete + Nebenkosten = 100.000 €
Fixgehälter = 200.000 €
Vollkostenbasis
Stückkosten = Var. Kosten +
_Fixe Kosten
Anzahl Verkäufe
Vollkostenbasis
Preis = Stückkosten ∙ (1+ Gewinnzuschlag )
100
Verkäufe laut Business Plan: 50000 Stk.
Gewinnzuschlag: 20%
Vollkostenbis
Stückkosten = 5€
+ 5 € + 100T€ + 200T€
50T
Einkaufspreis = 5 €/Stk.
Material & Logistik = 5 €/Stk.
Teilkostenbasis
Preis = Var. Kosten
∙ (1+ Gewinnzuschlag )
Vollkostenbasis
100
Gewinnzuschlag: 80%
 Warum höher?
Preis = (5€+5€)
∙ (1+ 80 ) = 18,00 €
Vollkostenbasis
100
Preis = 16€ ∙ (1+ 20 ) = 19,20 €
100
24
Wie funktioniert es operativ?
Kostenorientierte Preissetzung
Vor- & Nachteile beider Varianten
•
Vollkostenbasis
+
-
Teilkostenbasis
-
Gewinn sichergestellt
Leichte Handhabung
Kunde empfindet
es als gerecht
Vollkostenbasis
-
Sehr leichte und schnelle Handhabung
Preise tendenziell geringer
keine Schätzungen
notwendig
Vollkostenbasis
-
Markt nicht berücksichtigt
Absatzmenge muss prognostiziert werden
Preise ggf. zu hoch, da Vollkosten
Fixkosten müssen teil. geschätzt werden
Fixkosten werden pauschal umgelegt auf
ein Produkt
-
Markt nicht berücksichtigt
Langfristige Unterdeckung möglich, wenn
Aufschlag zu niedrig
Vollkostenbasis
25
Wie funktioniert es operativ?
Kostenorientierte Preissetzung
•
Problem: Wie werden Zuschläge bestimmt?
Faustregeln für die Kostenzuschlagskalkulation
1.
Je geringer der absolute Preis (des Produkts), desto höher der Aufschlag.
2.
Je höher der Umsatz (des Auftrags), desto geringer der Aufschlag.
3.
Produkte mit hoher Preiswahrnehmung (Butter, Brot etc.) sollten sehr geringe
Aufschläge haben.
4.
Aufschläge für Massenware sollte geringer sein als für Spezialitäten.
5.
Aufschläge sollten an den Wettbewerb angepasst werden.
(Simon/Gathen/Daus 2006, S. 282)
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Wie funktioniert es operativ?
Wettbewerbsorientierte Preissetzung
•
Grundidee
•
•
Analyse der aktuellen Preise und des zukünftigen Verhaltens von Wettbewerbern und
Orientierung daran bei eigener Preissetzung
Preiskämpfe
–
Führen in der Praxis oft zu negativen Preisspiralen und ruinösem Wettbewerb, daher:
» Vermeidung von Überreaktionen bei Preisänderungen
» Keine Preisänderungen vornehmen, wenn abzusehen ist, dass alle Wettbewerber
nachziehen
» Verschleierung der eigenen Preise durch Bündelung oder Preisdifferenzierung 
Vergleichbarkeit verringern
» Einführung von Zweitmarken (z.B. Congstar von Telekom oder German Wings von
Lufthansa)
» Schaffung von Zusatznutzen, für positiveres Preis-Leistungs-Verhältnis ohne
Preisanpassung
» Bei Preisanpassung nach unten knapp über Wettbewerb bleiben um Preisspirale zu
beenden
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Wie funktioniert es operativ?
Kundenorientierte Preissetzung
•
Grundidee
–
•
Orientierung am Kundennutzen und an der Zahlungsbereitschaft
Methoden
Preisvorgabe
In einigen Berufsfeldern (z.B. Dozenten) werden Preise durch den (oft
staatlich regulierten) Kunden vorgegeben. Anhaltspunkte:
Stundensatz staatlich/gemeinnützig: etwa 15 – 50 Euro pro UE
(http://www.mediafon.net/empfehlungen_honorar_fragebogen.php3?vi
ew=1&si=53d896414b8ac&lang=1)
Auktionen
z.B. auf ebay (ggf. Sofortkaufen mit Preisvorschlägen)
Historische
Daten
Preisabsatzfunktionen testen  wie wirken sich Preisänderungen auf den
Absatz aus
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Wie funktioniert es operativ?
Kundenorientierte Preissetzung
•
Methoden
Kundenoder
Expertenbefragungen
1.
Direkt:
Welchen der folgenden Preise würden Sie maximal bezahlen?
Welchen Preis empfinden Sie als fair?
2.
Van Westendorp:
Welchen Preis empfinden Sie als angemessen, aber noch günstig?
Welchen Preis empfinden Sie als hoch, aber gerade noch okay?
Ab welchem Betrag empfinden Sie den Preis als zu hoch?
Ab welchem Betrag empfinden Sie den Preis als so niedrig, dass Zweifel
an der Qualität entstehen?
29
Takeaways
•
Preise sind eine zentrale Größe
•
Die Preisstrategie leitet sich von der Gesamtstrategie ab
•
Preise lassen sich auf verschiedenste Arten ändern. Man
kann sie differenzieren und bündeln.
•
Optimale Preise liegen irgendwo über den Kosten und an der
Zahlungsbereitschaft der Kunden.
30
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