ANORGANISCHES GRUNDPRAKTIKUM FÜR VERFAHRENS– UND NATURSTOFFTECHNIKER TU – Dresden Anorganische Chemie Professur für AC I 2 Inhalt _________________________________________________________________________________ Inhalt: Einleitung 5 Lehrinhalte und Kurztestate 6 Betriebsanweisung(en) 6 Verlaufsprotokoll 8 MODUL 1: DIE HAUPTGRUPPEN 1 BIS 3 .........................................................................................9 Alkali- und Erdalkalimetalle und Gruppe 13 ....................................................................................9 Motivation 10 Lehrinhalte 12 Fragen zum Lehrinhalt Modul 1 13 Versuche (Tag 1) 16 Reagenzien und Reinigungsverfahren, Lösungen, Kinetik von chemischen Prozessen 16 1. Handhabung des Bunsenbrenners 16 2. Trennung von NaCl und I2 durch Sublimation 16 3. Herstellung einer Calciumchlorid−Lösung 17 4. Chemie des Calciums 17 5. Hydrolyse von Salzen. 18 6. Zersetzung von Wasserstoffperoxid 19 Chemie der Elemente: 1−3 Hauptgruppen 19 7. Flammenfärbung 19 8. Reaktion von metallischem Magnesium mit Säuren 20 9. Wasseraufnahme beim Abbinden von Zement 20 10. Amphoterie des Al(OH)3 21 MODUL 2: DIE HAUPTGRUPPEN 4 BIS 6 ....................................................................................... 22 Motivation 23 Lehrinhalte 25 Fragen zum Lehrinhalt Modul 2 26 Versuche (Tag 2) 28 1. Carbonat, Hydrogencarbonat und Kohlensäure 28 2. Zeolith A 29 3. Blaukreuzprobe (Nachweis für NH4+) 30 4. Phosphorverbrennung 31 5. Nachweis von Phosphat als MgNH4PO4 · 6 H2O 31 6. Reduktion von Blei(IV)oxid mit Kohle 32 7. Stickstoffdioxid−Distickstofftetroxid−Gleichgewicht 33 3 Inhalt _________________________________________________________________________________ MODUL 3: DIE HAUPTGRUPPE 7 UND DIE ÜBERGANGSMETALLE ............................................ 34 Halogene und ihre Verbindungen, Pseudohalogenide / Chemie in Licht und Farbe ................... 34 Motivation 35 Lehrinhalte 37 Fragen zum Lehrinhalt Modul 3 38 Versuche (Tag 3) 41 1. Zeolith A – optische Verfolgung der Feuchtigkeitsaufnahme 41 2. Halogene: Chlor 42 3. Sauerstoffsäuren der Halogene 42 4. Disproportionierung von Kaliumperchlorat 43 5. Das Chromat−Ion und das Dichromat−Ion 44 6. Oxidationseigenschaften von Silber(I)−Verbindungen – „Silberspiegel“ 45 MODUL 4: QUALITATIVE ANALYSE............................................................................................... 46 Motivation 47 Lehrinhalte 47 Versuche (Tag 4) 50 Nachweis der Anionen 50 1. Nachweis von Sulfat als BaSO4 50 2. Nachweis von Carbonat 50 3. Den Nachweis von NO3− als Fe(II)–Nitrosyl–Komplex (Ringprobe) 51 4. Nachweis von Nitrat und Nitrit mit LUNGES–Reagenz: 51 5. Nachweis von Halogenid–Anionen als AgCl 51 Nachweis der Kationen 52 1. Nachweis von Blei als PbCl 2–Nadeln 53 2. Nachweis von Eisen mit Thiocyanat 53 3. Nachweis von Nickel als Diacetyldioxim–Komplex 53 4. Nachweis von Kupfer als Amminkomplex 54 5. Mangan–Nachweis: Oxidationsschmelze 54 Analyse eines unbekannten Salzes (Einzelsubstanzanalyse) 55 MODUL 5: QUANTITATIVE ANALYSE ............................................................................................ 56 Motivation 57 Lehrinhalte 58 Fragen zum Lehrinhalt Modul 5 59 Versuche (Tag 5) 61 Säure−Base−Titration 61 Inhalt 4 _________________________________________________________________________________ Titration der Säure 63 ALLGEMEINE PRAKTIKUMSORDNUNG ........................................................................................ 64 Voraussetzung zur Teilnahme am Praktikum 64 Laboratoriumsordnung und Betriebsanweisung 64 Chemikalien 65 Chemikaliensammelsystem 66 Vorgaben zum sauberen Arbeiten im Labor 67 Versuchsdurchführung 67 Schriftliches Kurztestat 68 Laborjournal 69 Qualitative Analyse 69 Quantitative Analyse 70 Bewertungsschema Praktikum 71 Gesamtnote Praktikum 71 5 Inhalt _________________________________________________________________________________ Einleitung Das Praktikum „Anorganische Chemie“ soll Ihnen ein solides chemisches Grundwissen vermitteln, indem Sie die Eigenschaften unterschiedlicher Elemente anhand von einfachen Experimenten kennen lernen und mit grundlegenden analytischen Nachweisen vertraut gemacht werden. Das Praktikum „Anorganische Chemie“ setzt diese Ziele in fünf Modulen um, wobei sich die ersten drei Module an der Struktur des Periodensystems orientieren. Neben der Stoffkenntnis wird parallel allgemeines chemisches Wissen über die Säure−Base−Theorie, Redoxreaktionen, das VSEPR−Konzept u.v.a. vermittelt. Die Module vier und fünf haben qualitative bzw. quantitative analytische Aufgabenstellungen zum Lehrinhalt. Den organisatorischen Ablauf und die Bewertung des Praktikums entnehmen Sie der „allgemeine Praktikumsordnung“ ab Seite 64. Wir hoffen, dass Ihnen dieses Praktikum den Spaß am Fach Chemie vermittelt. Dresden, im Januar 2015 Prof. Dr. Stefan Kaskel, Dr. Irena Senkovska, Dr. Antje Henschel 6 Inhalt _________________________________________________________________________________ Lehrinhalte und Kurztestate Für die Durchführung der Module werden verschiedene Lehrinhalte als theoretische Grundlagen vorausgesetzt. Informieren Sie sich jeweils anhand der angegebenen Literatur über die Chemie der in dem jeweiligen Praktikumsabschnitt durchzuführenden Versuche. Vor Beginn der praktischen Übungen wird der Kenntnisstand zu jedem Modul anhand eines schriftlichen Kurztestates ermittelt. Dafür machen Sie sich bitte vorab mit den Fragen zum Lehrinhalt vertraut, welche Teil der Kurztestate sein werden. Sollte sich der Kenntnisstand als mangelhaft erweisen (siehe „allgemeine Praktikumsordnung“ ab Seite 64), kann das Modul nicht begonnen werden. Betriebsanweisung(en) Alle speziellen Gefahrstoffe der einzelnen Module müssen in Form einer Betriebsanweisung tabelliert werden. Die unterschriebene Betriebsanweisung für jedes Modul ist täglich vor Beginn der Versuche dem betreuenden Assistenten zur Unterschrift vorzulegen. Zur Erstellung der Betriebsanweisung übernehmen Sie die auf der nächsten Seite aufgeführte Tabelle. Ergänzen Sie die Tabelle zusätzlich, zu den immer zugänglichen und häufig verwendeten Säuren und Basen, um die im jeweiligen Modul hinzukommenden Gefahrstoffe. Geben Sie dabei die H− und P−Sätze der Gefahrstoffe in Kurzform an. Die Betriebsanweisung soll während der gesamten Arbeitszeit am Arbeitsplatz vorliegen. Bei allen weiteren Modulen sind die Säuren, Basen und Verbindungen aus bereits absolvierten Modulen nicht mehr anzugeben. Die Kenntnis der entsprechenden H− und P−Sätze wird als bekannt vorausgesetzt. Prägen Sie sich die Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge gut ein! Dass Sie sich mit den Vorschriften zum sicheren Umgang mit den in den Betriebsanweisungen aufgeführten Gefahrstoffen vertraut gemacht haben, bestätigen Sie durch Ihre Unterschrift. Die Versuche eines Moduls dürfen nur durchgeführt werden, wenn die vom betreuenden Assistenten gegengezeichnete allgemeine Betriebsanweisung für das jeweilige Modul vorliegt. 7 Inhalt _________________________________________________________________________________ Allgemeine Betriebsanweisung Säure/Base Natronlauge > 1% Salzsäure > 10% Symbol und Signalwort „Gefahr" "Gefahr" Schwefelsäure > 10% "Gefahr" Salpetersäure > 60% "Gefahr" H-Sätze und P-Sätze H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H290: Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. P280: Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz tragen. P301+P330+P331: Bei Verschlucken: Mund ausspülen. Kein Erbrechen herbeiführen. P309+P310: Bei Exposition oder Unwohlsein: Sofort Giftinformations-Zentrum oder Arzt anrufen. (Keine offizielle P-Satzkombination) P305+P351+P338: Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen. H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H335: Kann die Atemwege reizen. P280: Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz tragen. P301+P330+P331: Bei Verschlucken: Mund ausspülen. Kein Erbrechen herbeiführen. P309+P310: Bei Exposition oder Unwohlsein: Sofort Giftinformations-Zentrum oder Arzt anrufen. (Keine offizielle P-Satzkombination) P305+P351+P338: Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen. H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H290: Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. P280: Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz tragen. P301+P330+P331: Bei Verschlucken: Mund ausspülen. Kein Erbrechen herbeiführen. P309+P310: Bei Exposition oder Unwohlsein: Sofort Giftinformations-Zentrum oder Arzt anrufen. (Keine offizielle P-Satzkombination) P305+P351+P338: Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen. H272: Kann Brand verstärken; Oxidationsmittel. H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H290: Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. P260: Staub/Rauch/Gas/Nebel/ Dampf/Aerosol nicht einatmen. P280: Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz tragen. P301+P330+P331: Bei Verschlucken: Mund ausspülen. Kein Erbrechen herbeiführen. P309+P310: Bei Exposition oder Unwohlsein: Sofort Giftinformations-Zentrum oder Arzt anrufen. (Keine offizielle P-Satzkombination) P305+P351+P338: Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen. Ich bestätige die Kenntnisse zum Umgang und zur Entsorgung der o.g. Gefahrstoffe. ______________________________ Unterschrift des Studierenden Die Versuche des Moduls sind zur Durchführung freigegeben. ______________________________ Unterschrift des wiss. Betreuers 8 Lehrinhalte und Laborjournal _________________________________________________________________________________ Verlaufsprotokoll Sämtliche Versuche eines jeden Praktikumstages werden während der Laborarbeit exakt protokolliert. Zusammen mit den unter Auswertung zu beantwortenden Fragen bzw. abzuarbeitenden Aufgabestellungen wird das Verlaufsprotokoll dem betreuenden Assistenten am Tag nach dem Abschluss der praktischen Arbeit des Moduls zur Kontrolle und Praktikumsordnung“ ab Seite 64). Benotung abgegeben (siehe „allgemeine 9 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ Modul 1: Die Hauptgruppen 1 bis 3 Alkali- und Erdalkalimetalle und Gruppe 13 H He Li Be B N O F Na Mg Al Si P S Cl Ar K Ca Sc Ti V Rb Sr Y Ne Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr Zr Nb Mo Tc Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Cs Ba La Hf Ta W Re Os Ir Fr Ra Ac C Xe Pt Au Hg Tl Pb Bi Po At Rn 10 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ Motivation Die Elemente der 1. und 2. Gruppe haben niedrige Elektronegativitäten, sind reaktionsfreudig und färben die Flamme eines Brenners. Die Emission von Licht bestimmter Wellenlängen wird zum Nachweis der Elemente genutzt (Atomemissionsspektrometrie). n= 5 n= 4 n= 3 n= 2 n= 1 + Die Emission von Licht nach Anregung durch Energiezufuhr (zum Beispiel durch die Hitze einer Flamme) tritt auf, da ein Valenzelektron der Alkali− bzw. Erdalkalimetalle leicht aus seinem Grundzustand in einen energetisch höher liegenden Zustand versetzt wird (elementspezifischer Elektronenübergang). Bei der Rückkehr des Elektrons in den Grundzustand wird die dabei auftretende Energiedifferenz in Form von Linienspektrum Wellenlänge hier Balmer-Serie Strahlung bestimmter Wellenlänge abgegeben. Die charakteristischen Farben der Alkali- und Erdalkalimetalle werden sichtbar. Bei den Alkalimetallen tritt eine Flammenfärbung bei Li, Na, K, Rb und Cs auf, bei den Erdalkalimetallen lassen sich nur Ca, Sr und Ba durch Flammenfärbung nachweisen, wogegen Be, Mg und Ra die Flamme nicht charakteristisch färben. Eine spektakuläre Anwendung der Flammenfarben ist die Kunst des Feuerwerks und der Pyrotechnik, auch die Funktion von Natriumdampflampen (siehe rechtes Bild) beruht auf demselben physikalischen Hintergrund. Die charakteristische Flammenfärbung (siehe Bilder: Bengalische Feuer, links Ba – grün, rechts Sr – rot) und ihre Ursache soll im Rahmen dieses Moduls kennen gelernt und zum qualitativen Nachweis der Elemente genutzt werden. In weiteren Versuchen und Präparationen soll die Chemie der Alkali- und Erdalkalimetalle vermittelt und umgesetzt werden. 11 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ Die Elemente der 3. Hauptgruppe unterscheiden sich stärker voneinander als die der Alkali− oder Erdalkalimetalle. So ist Bor, das erste Element der 3. Hauptgruppe, ein Halbmetall. Es besitzt viele Eigenschaften, die typisch für Nichtmetalle sind. Besonders bei Eigenschaften. höheren Die Temperaturen übrigen Elemente zeigt der es jedoch Gruppe sind auch metallische typische Metalle. Insbesondere Bor und Aluminium sind wichtige Bestandteile von technologisch hochentwickelten Materialien. Eine auch in der Natur vorkommende Verbindung des Bors ist die Borsäure. Diese schwache Säure dissoziiert nicht in Wasser, sondern reagiert deswegen schwach sauer, weil sie ein Hydroxid−Ion aufnimmt. H3BO3 + 2 H2O H3O+ + [B(OH)4]− Eine wichtige Verbindung, die sich von der Borsäure ableitet ist Borax, das sich vereinfacht auch durch die Summenformel Na 2B4O7 · 10H2O beschreiben lässt. Borax wird beim Schweißen und Löten eingesetzt, da es in der Lage ist, die Oxidschicht von Metallen aufzulösen. Außerdem wird es zur Herstellung von temperaturfestem Glas, Keramikglasuren und Perboraten, die in Wasch− und Bleichmitteln enthalten sind, verwendet. Die sicherlich wichtigste Aluminiumverbindung ist Aluminiumoxid. Es wird aus Aluminiumhydroxid, Aluminiummetahydroxid oder aus Bauxit gewonnen und dient hauptsächlich zur großtechnischen Gewinnung von Aluminium. Außerdem wird es in der Technik als Trägermaterial für Katalysatoren und zur Herstellung von Schleif− und Poliermitteln verwendet. Aus Schmelzen von Aluminiumoxid und kleinen Mengen von Metalloxiden lassen sich künstliche Rubine und Saphire gewinnen. Gallium, sowie in geringerem Maße auch Indium, werden in der Halbleitertechnik als Galliumarsenid (GaAs) bzw. Indiumarsenid (InAs) eingesetzt. Photodioden aus diesen Materialien werden zur Detektion von Wärmestrahlung z.B. in Nachtsichtgeräten verwendet. LEDs aus GaAs emittieren Strahlung im IR−Bereich. Wird das Arsen in dieser Verbindung teilweise durch Phosphor ersetzt, verschiebt sich die Emission der LED in den roten bis orange−roten Bereich. LEDs aus mit Stickstoff dotiertem Galliumphosphid emittieren grünes Licht. Gallium, Indium und Thallium bilden mit zahlreichen Metallen niedrig schmelzende Legierungen und 12 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ finden Anwendung als Thermometerflüssigkeiten oder bei der Herstellung von Sicherheitsschaltern. Lehrinhalte ‒ Allgemeine Chemie der Alkali- und Erdalkalimetalle ‒ Darstellungsverfahren der Elemente und der wichtigsten Verbindungen, z.B. NaOH, Na2CO3, einfache Salze (Ionenbindung, NaCl-Strukturtyp) ‒ Spektralanalyse und BOHR’sches Atommodell ‒ Konzentrationsberechnung von Lösungen, Verdünnen von Lösungen, Mischen von Lösungen unterschiedlicher Konzentration, pH−Wert–Berechnung von starke/schwachen Säuren und Basen, Pufferlösungen, Salzlösungen ‒ BAYER−Verfahren, Aluminiumherstellung, Amphoterie des Aluminiums und Al(OH)3 ‒ Kristallisation, Kristallwasser Literatur ‒ E. Riedel, Anorganische Chemie, 5. Aufl., Walter de Gruyter, Berlin, 2002. ‒ G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, 15. Aufl., S. Hirzel, Stuttgart, 2002. ‒ E. Worch, Wasser und Wasserinhaltsstoffe, Teubner, Stuttgart, Leipzig, 1997. weiterführend: ‒ F. Hollemann, N. Wiberg, Lehrbuch der Anorganischen Chemie, Walter de Gruyter, Berlin, 1995. ‒ V. Wiskamp, Umweltfreundlichere Praktikum, Wiley−VCH, 1995. Versuche im Anorganisch−Analytischen 13 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ Fragen zum Lehrinhalt Modul 1 1) Bestimmen Sie die Summenformeln der Verbindungen: ‒ Iod, Natriumacetat, Natriumhydrogencarbonat, Soda, Aluminiumhydroxid, Bariumnitrat, Calciumoxalat, Tricalciumsilikat, Hauptbestandteil von Sand, Calcit, Gips, Oxalsäure, Strontiumoxid, Bariumsulfat, Silicium(IV)oxid. 2) Benennen Sie folgende Verbindungen ‒ I2, CaC2O4, SiO2, CaC2, BaO, CaO · SiO2 · H2O, H2C2O4, BaO2. 3) Nennen Sie die Elemente der Gruppe der Alkalimetalle inklusive ihrer Symbole. 4) Welche Elemente gehören zur der Gruppe Alkalimetalle? Welche Oxidationszahl besitzen diese in ihren Verbindungen? 5) Welche Elemente gehören zur Gruppe der Erdalkalimetalle? Welche Oxidationszahl besitzen diese in ihren Verbindungen? 6) Wie werden Alkalimetalle in der Regel hergestellt? (Reaktionsgleichung am Bsp. von Na). 7) Wie reagiert Natrium mit dem Sauerstoff der Luft (Reaktionsgleichung)? 8) Wieso arbeiten Sie im Labor nicht mit elementaren Alkalimetallen? Begründen Sie Ihre Antwort mit einer Reaktionsgleichung. 9) Warum sind die Alkalimetallhydroxide die stärksten Basen? 10) Wie wird Calcium hergestellt? (Reaktionsgleichung) 11) Welche Produkte entstehen bei der Chloralkalielektrolyse? Formulieren Sie die Gesamtgleichung. 12) Was ist Kalkbrennen? Geben Sie die entsprechende Reaktionsgleichung an. 13) Wie wird Calciumoxid großtechnisch hergestellt? (Reaktionsgleichung) 14) Nennen Sie zwei Möglichkeiten, festes weißes Calciumoxid herzustellen: Formulieren Sie dazu die entsprechenden Reaktionsgleichungen. 15) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die Pyrolyse von Calciumoxalat. 16) Warum muss man Calciumhydroxid in Vorratsflaschen stets verschlossen aufbewahren? (Reaktionsgleichung) 17) Wie wird Magnesium aus MgO hergestellt? (Reaktionsgleichung) 18) Sie brauchen für einen Versuch Aluminiumoxid. Schlagen Sie vor, wie es im Labor hergestellt werden kann. 19) Wie können folgende Umwandlungen durchführt werden? 14 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ Al AlCl3 Al(OH)3 Na[Al(OH)4] Schreiben Sie die entsprechenden Reaktionsgleichungen auf. 20) Aufgrund welcher Eigenschaft kann man Aluminiumionen von Eisenionen trennen (Reaktionsgleichungen)? 21) Nennen Sie den wichtigsten Verwendungszweck der folgenden Al−Verbindung: Na3AlF6 22) Erklären Sie den Begriff „Amphoterie“ am Beispiel von Al(OH) 3 (Reaktionsgleichungen). 23) Was ist der Hauptbestandteil des Erdgases, mit dem der Bunsenbrenner betrieben wird? Geben Sie die Reaktionsgleichung für eine vollständige und eine unvollständige Verbrennung dieses Gases an. 24) Was bedeutet das „Durchschlagen“ des Brenners und wie können Sie es verhindern? 25) Erstellen Sie ein Flammenprofil der nichtleuchtenden, gegliederten Flamme. Geben Sie oxidierende und reduzierende Zonen an. 26) Nennen Sie die Flammenfärbungen der Erdalkalimetalle. 27) Nennen Sie die Flammenfärbungen der Alkalimetalle. Geben Sie die zu erwartende Flammenfärbung der Elemente Li, Na, K, Ca, Sr, Ba an. 28) Im Versuch 7 „Flammenfärbung“ sollen Sie die Flamme, die durch das NaCl/KCl−Gemisch gefärbt ist, durch ein Cobaltglas betrachten. Was soll das Cobaltglas bewirken? 29) Wie viel Gramm HCl (ω = 15%) und Wasser brauchen Sie um 30 g einer 10%igen HCl−Lösung herzustellen? 30) 10 g Magnesium und 10 g Calcium reagieren mit Wasser. Welches Metall bildet mehr Wasserstoff? Warum? 31) Berechnen sie den pH− und den pOH−Wert einer HCl−Lösung (c = 0,1 mol l −1). 32) Berechnen sie den pH− und den pOH−Wert einer Essigsäure−Lösung (c = 0,1 mol l−1, pKs = 4,75). 33) Berechnen Sie den pH−Wert einer NH3−Lösung (c = 0,01 mol l −1, pKB = 4,79). 34) Berechnen Sie den pH−Wert einer H2CO3−Lösung (c = 0,1 mol l −1, pKS1 = 6,5) unter Vernachlässigung der Ionenstärke und zweiter Dissoziationsstufe. 35) Berechnen Sie den pH−Wert einer Ammoniumchlorid−Lösung (c = 0,1 mol l −1, pKS = 9,2; pKB = 4,8). Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 15 _________________________________________________________________________________ 36) Der pKS−Wert für Blausäure beträgt 9,3. Geben Sie die Formel der korrespondierenden Base an und bestimmen Sie ihren pKB Wert. 37) Was versteht man unter dem Begriff „Sublimation“? 38) Was versteht man unter Pyrolyse? (Eine Beispielreaktion angeben). 39) Was verstehen Sie unter dem Begriff „Filtrat“? 40) Berechnen Sie, wie viel CaCl 2 · 6 H2O und Wasser Sie für die Herstellung der Calciumchlorid−Lösung in Versuch 3 „Herstellung einer Calciumchlorid−Lösung“ benötigt werden. 41) Nennen Sie drei Gefahrenhinweise und beschreiben Sie was auf dem entsprechenden Piktogramm abgebildet ist. 42) Was besagen die H− und P−Sätze? Was bedeutet das Pluszeichen zwischen den P−Sätzen? 16 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ Versuche (Tag 1) Allgemeiner Hinweis für die Praktikumsdurchführung: Einige Versuche werden Sie in 2er Gruppen absolvieren. Darauf wird an entsprechender Stelle im Praktikumsskript hingewiesen. Zum Erhalt der Analysensubstanz für Modul 5 stellen Sie heute einen sauberen und trocknen Maßkolben bereit. Reagenzien und Reinigungsverfahren, Lösungen, Kinetik von chemischen Prozessen 1. Handhabung des Bunsenbrenners Im Praktikum wird überwiegend der Bunsenbrenner (hier: Teclu−Brenner) zur Erzeugung von Wärme eingesetzt. Er wird mit Erdgas betrieben. ‒ Erzeugen Sie am Brenner eine leuchtende und eine nichtleuchtende, gegliederte Flamme. Halten Sie in jede dieser Flammen kurz eine kalte Porzellanschale! Auswertung Was beobachten Sie nach Entfernen der Schale aus der Flamme? 2. Trennung von NaCl und I2 durch Sublimation Eine Spatelspitze eines Gemisches aus I2 und NaCl gibt man auf ein Uhrglas, welches auf ein mit Wasser halbgefülltes Becherglas (100 ml) gesetzt wird. Über das Uhrglas stülpt man einen Trichter. Beim Erhitzen des Wassers heizt der aufsteigende Wasserdampf das zu trennende Gemisch auf. Die Sublimation erfolgt vom Uhrglas aus in den Trichter, welcher am Trichterhals mit einem feuchten (nicht tropfend nass) Papier (Laborrolle) gekühlt wird. Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 17 _________________________________________________________________________________ Sammlung Lösungen werden je nach pH−Wert in dem Sammelbehälter für wässrige Lösungen entsorgt bzw. beim Spülen mit Chloroform in den Behälter für halogenhaltige Lösungsmittel gegeben. 3. Herstellung einer Calciumchlorid−Lösung Aus Calciumchlorid−Hexahydrat (CaCl2 · 6 H2O) und Wasser sollen 100 g einer 5%igen CaCl2−Lösung hergestellt werden. Dazu wiegen Sie die benötigte Menge an Feststoff mit der Waage mit der Genauigkeit von 0,1 g ab. (Die berechnete Menge an CaCl2 · 6 H2O bitte vom betreuenden Assistenten kontrollieren lassen). Das Volumen des Wassers wird mit Hilfe eines Messzylinders abgemessen. Bereiten Sie eine Lösung vor. Die hergestellte Lösung wird im nachfolgenden Versuch wiederverwendet. 4. Chemie des Calciums (2er Gruppen) 40 ml einer 5%igen CaCl2−Lösung (aus Versuch 3) werden langsam mit 20 ml einer 15%igen K2C2O4−Lösung versetzt, wobei weißes CaC2O4 ausfällt. Es wird filtriert (Abb. 1) und der Filterrückstand mehrfach mit kleinen Portionen Wasser gewaschen. Das Filtrat wird verworfen. Der Filterkuchen wird in einen Porzellantiegel gekratzt und darin langsam über dem Brenner erwärmt, um das noch anhaftende Wasser zu verdampfen. Ein heftiges Verspritzen der Substanz kann nur bei vorsichtigem Arbeiten vermieden werden! Eine kleine Probe wird auf ein Uhrglas gegeben und mit verd. HCl beträufelt. Es kommt zu keiner Gasentwicklung! Der Rest wird im Porzellantiegel langsam mit dem Brenner erhitzt und schließlich 5−10 min bei gelinder Rotglut des Tiegels geglüht. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wird eine Spatelspitze des Pyrolyserückstands in ein Reagenzglas gegeben und mit 1 ml verd. Salzsäure versetzt. Danach wird sofort mit gesättigter Ba(OH)2−Lösung auf CO2 geprüft. Das entstehende Gas führt hier zu einer milchigen Trübung (BaCO3). 18 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ Abb. 1 Aufbau für das Filtrieren Links: unter Normaldruck: 1 – Stativ, 2 – Becherglas mit der zu filtrierenden Lösung, 3 – Trichter mit Filterpapier, 4 – Glasstab, 5 – Becherglas. Rechts: unter Vakuum: 1 – Büchnertrichter mit 2 – Filterpapier, 3 – Gummikonus, 4 – Saugflasche, 5 – Wasserstrahlpumpe Auswertung Formulieren Sie die ablaufenden Reaktionen zum Versuch und benennen Sie alle Verbindungen. Sammlung Lösungen werden je nach pH−Wert in dem Sammelbehälter für wässrige Lösungen entsorgt. 5. Hydrolyse von Salzen. Geben Sie je 1 ml folgender Salzlösungen (c = 0,1 mol l−1) in 13 Reagenzgläser: Aluminiumchlorid, Ammoniumacetat, Ammoniumchlorid, Kaliumchlorid, Magnesiumchlorid, Natriumhydrogencarbonat, Natriumcarbonat, Kaliumsulfat, Aluminiumsulfat, Magnesiumsulfat, Natriumsulfit, Natriumsulfid, Zinksulfat. Benutzen Sie Indikatorpapier um den pH−Wert der Lösungen zu bestimmen. Auswertung 1. Die Ergebnisse fügen Sie bitte in die folgende Tabelle ein: Zusammensetzung des Salzes pH Hydrolysegleichung 19 Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 _________________________________________________________________________________ 2. Warum haben die Lösungen von Kaliumchlorid, Kaliumsulfat und Ammoniumacetat den gleichen pH–Wert? 3. Warum haben die Lösungen von Natriumsulfit, Natriumcarbonat und Natriumsulfid trotz gleicher Konzentration unterschiedliche pH–Werte? Erklären Sie mit Hilfe der Säurekonstanten. 6. Zersetzung von Wasserstoffperoxid In drei Reagenzgläser (RG) werden je 2 ml Wasserstoffperoxid gegeben. Dazu gibt man in das erste RG eine Spatelspitze MnO2, in das zweite RG eine Spatelspitze Cr2O3 und in das dritte RG eine Spatelspitze SiO2. Halten Sie nun ein glühendes Holzstück in jedes Reagenzglas, um zu überprüfen, ob sich Sauerstoff gebildet hat. Beobachten und vergleichen Sie die Geschwindigkeit der Sauerstoffbildung. Auswertung Schreiben Sie die Reaktionsgleichung der Zersetzung des Wasserstoffperoxids. Welche der zugegebenen Stoffe wirken als Katalysator? Chemie der Elemente: 1−3 Hauptgruppen 7. Flammenfärbung (2er Gruppen) Wichtig: Vor den Versuchen muss das Magnesiastäbchen ausgeglüht werden, d.h. es darf nicht bzw. nur sehr gering die Flamme selbst färben. Durchführung Ein wichtiges Instrument als Vorprobe und zum Nachweis der Metallionen der 1. und 2. Gruppe ist die Spektralanalytik. Zur Durchführung der Experimente werden die Magnesiastäbchen gut ausgeglüht, kurz mit verd. HCl angefeuchtet und einige wenige Körnchen folgender Salze, an das Magnesiastäbchen in die nichtleuchtende Flamme des Bunsenbrenners gebracht: Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 20 _________________________________________________________________________________ ‒ die Chloride von Li, Na, K, Ca und Sr sowie Ba(NO3)2 ‒ die Sulfate von Sr und Ba ‒ NaCl, KCl und ein NaCl/KCl–Gemisch durch ein Kobaltglas Aufgrund der Tatsache, dass die sehr intensive gelbe Flamme von Natrium die schwächere von Kalium überdeckt, ist es mit bloßem Auge nicht möglich, in einem Gemisch aus NaCl und KCl die Flammenfarbe des Kaliumions zu erkennen. Dieses Problem lässt sich allerdings lösen, indem man ein Kobaltglas verwendet, welches das Natriumlicht absorbiert. Auswertung Notieren Sie die Farben der einzelnen Substanzen. Sammlung Alle Ba2+− und Sr 2+−haltigen Lösungen (je nach pH−Wert) und Niederschläge werden in den bereitstehenden Behältern gesammelt. 8. Reaktion von metallischem Magnesium mit Säuren (Abzug!) Man gibt in 3 Reagenzgläser ein kleines Stück der Magnesiumspäne. In das erste RG gibt man 10 Tropfen verd. Salzsäure, in das zweite RG 10 Tropfen verd. Salpetersäure und in das dritte RG 5 Tropfen konz. Schwefelsäure. Auswertung Welches Gas entsteht in welchem Reagenzglas? Wie können Sie die entstehenden Gase (H2, NO, H2S) nachweisen bzw. unterscheiden (Reaktionsgleichung, Vorgehensweise)? Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen für die ablaufenden Reaktionen. 9. Wasseraufnahme beim Abbinden von Zement (2er Gruppen) Zement besteht vorwiegend aus Tricalciumsilikat 3 CaO · SiO2, welches unter Wasseraufnahme beim Abbinden zu Monocalciumsilikat und Calciumhydroxid reagiert. Gleichzeitig werden in die Kristallstruktur des Monocalciumsilikats Wassermoleküle eingebaut (Monohydrat). Modul 1: Die Gruppen 1 bis 3 21 _________________________________________________________________________________ Wichtig: Vor Beginn des Versuches müssen die Gefäße gewogen werden. Es wird ein Gemisch aus 1 Teil Zement (30 g) und 3 Teilen Sand hergestellt und die exakte Masse durch Wiegen bestimmt. Die Mischung wird mit Wasser angerührt (nicht zu viel) und bindet danach über mehrere Tage ab, wobei das überschüssige Wasser aus dem Zementbrei verdunstet. Es entsteht ein Stück harter Beton. Dieses wird wieder gewogen (Tag 5) und aus der Differenz zur ersten Einwaage (ohne Wasser) die Masse des im Beton aufgenommenen Wassers bestimmt. Auswertung (Verlaufsprotokoll Tag 5) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung und berechnen Sie die theoretische Massezunahme in Gramm und in Prozent und vergleichen Sie diese mit den praktisch ermittelten Werten. 10. Amphoterie des Al(OH)3 Geben Sie zu einer Al 3+−Ionenhaltigen Lösung tropfenweise NaOH−Lösung. Es bildet sich zunächst ein weißer Niederschlag. Filtrieren Sie den Niederschlag ab und teilen Sie ihn in zwei Portionen. Geben Sie zum ersten Teil einige Tropfen HCl. Zum anderen Teil geben Sie erst eine NaOH−Lösung und anschließend eine NH4Cl−Lösung. Auswertung Notieren Sie die Beobachtungen und treffen Sie eine Aussage über die Eigenschaften von Aluminium. Formulieren Sie alle Reaktionsgleichungen. 22 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 H He Li Be B N O F Na Mg Al Si P S Cl Ar K Ca Sc Ti V Rb Sr Y Ne Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr Zr Nb Mo Tc Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Cs Ba La Hf Ta W Re Os Ir Fr Ra Ac C Xe Pt Au Hg Tl Pb Bi Po At Rn 23 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ Motivation Die Anwendungen und Einsatzbereiche von Kohlenstoffverbindungen sind sehr vielfältig: Kohle, Erdöl und Erdgas sind als fossile Energieträger bis jetzt die wichtigste Grundlage der Energiewirtschaft. Die Kohlenwasserstoffe sind die Basis der Kunststoffindustrie und der Pharmabranche. Allein elementarer Kohlenstoff in Form von Grafit wird in vielen Bereichen verwendet: als Tiegelmaterial, Auskleidung für Öfen bzw. Gussformen, im Apparatebau, in Elektromotoren und als Schmier− und Gleitmittel. Das Element Silicium ist Ausgangsmaterial für Halbleiterbauteile (siehe Bild: Silicium−Wafer). Bei den Oxiden der Elemente B, Al und Si ist die Tendenz zur Ausbildung von Netzwerkstrukturen stark ausgeprägt. Wichtige Beispiele sind Gläser, aber auch poröse Netzwerkstrukturen (Tektosilikate) wie z.B. Zeolithe und Ultramarine. Zeolithe sind poröse Aluminiumsilikate und finden industriell in Waschmitteln als Ionenaustauscher und als Adsorptionsmittel Verwendung. Abb. Netzwerkstruktur von Zeolith A Das Element Blei gehört zu den Schwermetallen. Es dient aufgrund seiner beachtlichen Korrosionsbeständigkeit gegenüber Mineralsäuren zur Herstellung von Behältern und Röhren für aggressive Flüssigkeiten und als Akkumulatormaterial. In Bleilegierungen findet Blei als Letternmetall und Lagermetall Verwendung. Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 24 _________________________________________________________________________________ Salpeter als Bestandteil des Schwarzpulvers, Phosphate zerstören die Umwelt, die Oxide des Schwefels und des Stickstoffs verursachen sauren Regen: Die leichten Elemente der 15. und 16. Gruppe, insbesondere in Form ihrer Oxide und Oxoanionen haben eine traurige Berühmtheit erlangt. Sind dies die „bösen Buben“ des Periodensystems oder überlagert die schlechte Presse eventuell vorhandene „gute Seiten“ dieser Elemente? Ohne Stickstoff und Sauerstoff könnten wir nicht leben. Beide Elemente bilden zu fast 100% unsere Atemluft. Sauerstoff als Bestandteil von Wasser ist ebenfalls unersetzlich. Chemisch gesehen sind diese Elemente und ihre Verbindungen sehr interessant. Es sind Nichtmetalle, die aufgrund ihrer Elektronegativität häufig in Form ihrer Anionen auftreten. Je schwerer die Elemente innerhalb einer Gruppe werden, desto mehr Einfluss gewinnt der metallische Charakter. 25 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ Lehrinhalte ‒ Allgemeine Chemie, Elementmodifikationen ‒ VSEPR−Modell ‒ MO−Modell von O2 und N2 ‒ Elektronegativität, Oktettregel, Doppelbindungsregel, Oxidationsstufen der p−Elemente ‒ Die Oxide des Phosphors, Stickstoffs und des Schwefels ‒ Synthese von Ammoniak ‒ Herstellung von Silicium, Oxide des Siliciums, Inselsilikate, Gruppensilikate, Kettensilikate, Schichtsilikate, Gerüstsilikate, Zeolithe, Ultramarine ‒ Modifikationen des Kohlenstoffs, BOUDOUARD−Gleichgewicht, Oxide des Kohlenstoffs, Kohlensäure und Carbonate ‒ Wasserhärte, Ionenaustauscher ‒ Eigenschaften und Herstellung von elementarem Blei ‒ Löslichkeit von Bleihalogeniden, Löslichkeitsprodukt ‒ Analytik zu den Verbindungen Literatur ‒ E. Riedel, Anorganische Chemie, 5. Aufl., Walter de Gruyter, Berlin, 2002. ‒ G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, 15. Aufl., S. Hirzel, Stuttgart, 2002. weiterführend: ‒ F. Hollemann, N. Wiberg, Walter de Gruyter, Berlin, 1995. Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 26 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ Fragen zum Lehrinhalt Modul 2 1) Geben Sie die Summenformeln der folgenden Verbindungen an: ‒ Natriummetasilikat, Natriumhydrogencarbonat, Trockeneis, Soda. 2) Formulieren Sie die Summenformeln für die Orthokieselsäure und das Anhydrid dieser Säure. 3) Formulieren Sie die Valenzstrichformeln (inkl. aller freien Elektronenpaare) folgender Verbindungen und schlagen Sie unter Verwendung der VSEPR−Theorie eine Molekülstruktur vor: ‒ SF4, SF6 und NO3−, SO2, H2O, CH4, CO32−. 4) Formulieren Sie die Valenzstrichformeln (inkl. aller freien Elektronenpaare und Formalladungen) folgender Verbindungen: ‒ Carbonat−Anion, Kohlenstoffmonoxid, Schwefeldioxid, Trockeneis, Nitrat−Anion, Ammoniak, Nitrit−Anion, Distickstoffoxid, Kohlensäure, Methan, Phosphorsäure, Stickstoffmonoxid, Salpetersäure, Schwefelsäure, Schwefeldioxid. 5) Formulieren Sie die Valenzstrichformeln (inkl. aller freien Elektronenpaare und Formalladungen) aller Kohlenstoffoxide. 6) Geben Sie alle mesomeren Grenzformeln sowie die mittlere Bindungsordnung für das Carbonat−Anion an. 7) Was besagt die Doppelbindungsregel? Erläutern Sie die Regel am Beispiel von O2/S8 und N2/P4. 8) Zeichnen Sie das MO−Schema für O2 und N2. 9) Geben Sie Namen und Summenformel des Phosphoroxids an, das bei der Verbrennung von rotem Phosphor entsteht. Welche Säure bildet es mit Wasser? Wie heißen die Salze dieser Säure? 10) Wie muss weißer Phosphor aufbewahrt werden? Begründen Sie Ihre Antwort mit einer Reaktionsgleichung. 11) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die Verbrennung von weißem Phosphor an Luft. Bei der Reaktion entstehen 0,16 mol des Produktes. Berechnen Sie die Stoffmenge Sauerstoff, die verbraucht wurde. 12) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für Stickstoffmonooxid nach dem OSTWALD−Verfahren! die Herstellung von 27 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ 13) Formulieren Sie die Gesamtreaktion für die Herstellung von Salpetersäure ausgehend von N2O4. 14) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die Verbrennung von Schwefel an Luft. Berechnen Sie die Stoffmengen von Schwefel und Sauerstoff, die eingesetzt werden müssen, um 0,16 mol des Produktes zu erhalten. 15) Geben Sie alle vollständigen Reaktionsgleichungen zur Herstellung von Schwefelsäure an. 16) Vervollständigen Sie die folgende Reaktionsgleichung: H2S + SO2 17) Beschreiben Sie das HABER−BOSCH−Verfahren (Reaktionsgleichung). 18) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die Hydrolyse von Ammoniumchlorid. 19) Wie wird Rohsilicium hergestellt? (Reaktionsgleichung) 20) Was sind Zeolithe? Geben sie die Struktur von Zeolith A an. 21) Nennen Sie einige Anwendungsgebiete für Zeolithe. 22) Beschreiben Sie das BOUDOUARD−Gleichgewicht (Reaktionsgleichung). 23) Erklären Sie anhand einer Reaktionsgleichung warum der pH−Wert von Regenwasser im sauren Bereich liegt? 24) Wie wird Blei nach dem Röstreduktionsverfahren industriell hergestellt? (Reaktionsgleichungen) 25) Wie wird Blei nach dem Röstreaktionsverfahren industriell hergestellt? (Reaktionsgleichungen) 26) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die Reaktion von Blei(IV)oxid mit konz. Salzsäure an. 27) Nach oraler Aufnahme einer bleihaltigen Substanz, wirkt man einer akuten Bleivergiftung mit einer Magenspülung mit 3%iger Natriumsulfatlösung entgegen. Was ist das Wirkungsprinzip? 28) Geben Sie die Gleichgewichtsreaktion für die Reaktion von Pb 2+ mit I− an. Formulieren Sie für diese Reaktion die Massenwirkungskonstante und das Löslichkeitsprodukt. (Reaktionsgleichung). 29) Wie viel Gramm PbI2 lösen sich bei 25 °C in 2 Liter H2O? 30) In einem Liter Wasser lösen sich 0,001215 g Calciumphosphat. Berechnen Sie das Löslichkeitsprodukt. 28 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ Versuche (Tag 2) 1. Carbonat, Hydrogencarbonat und Kohlensäure Eine wässrige Lösung von Kohlendioxid reagiert schwach sauer (pH = 4−5). In dieser Lösung treten nebeneinander die folgenden Gleichgewichte auf: CO2 + H2O H2CO3 (1) H2CO3 + H2O H3O+ + HCO3− (2) pKS = 3,3 HCO3− + H2O H3O+ + CO32− (3) pKS = 10,2 Das Gleichgewicht (1) liegt dabei stark links: Bei 20 °C liegen etwa 99% des Kohlendioxids in Form physikalisch gelöster CO 2−Molekühle vor. Erwärmt man eine CO2−haltige Lösung, so entweicht, wie jeder aus Erfahrung weiß, das gasförmige Oxid. Die instabile Kohlensäure H2CO3 ist gemäß ihrer Säurekonstante eine mittelstarke Säure (pKS = 3,3). Auf das gelöste CO2 bezogen, ist der pKS−Wert aber etwa 6,5, da auch das Lösegleichgewicht (1) wichtig ist. Carbonate gehen beim Ansäuern zunächst in Hydrogencarbonate über (pH = 7−9); bei weiterem Ansäuern bildet sich CO2, oft unter Aufbrausen. Aufgrund der Gleichgewichte (1) und (2) reagiert auch natürliches Regenwasser stets schwach sauer (pH 6). Durchführung a) In einen Erlenmeyerkolben mit 30 ml entionisiertem Wasser und 3 Tropfen Universalindikator gibt man ein Stück Trockeneis, also festes CO 2, und wartet, bis die Lösung klar ist. Der pH−Wert wird mit pH−Papier bestimmt und notiert. Etwa 10 ml dieser Lösung werden in einem Reagenzglas aufbewahrt. Der Rest wird ca. 5 min lang zum Sieden erhitzt. Nach dem Abkühlen wird der pH−Wert erneut bestimmt. Dann gibt man 10 ml der abgekochten Lösung in ein zweites Reagenzglas. Mit beiden Proben führt man nun einen CO 32−−Nachweistest durch, indem man zu jeder Probe wenige Tropfen einer gesättigten Ba(OH)2−Lösung gibt. Eine Trübung durch ausfallendes BaCO3 deutet auf die Anwesenheit von CO32−−Ionen in der Lösung hin. Bei welcher der beiden Lösungen sollte sie eintreten? 29 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ b) Stellen Sie sich pro 4er Gruppe, aus der im Labor vorhandenen verd. HCl (c = 2 mol l−1), mit Hilfe eines Maßkolben 100 ml HCl mit einer Konzentration von 1 mol l−1 her. c) In ein 50 ml Becherglas mit 20 ml einer Na2CO3(Soda)−Lösung (c = 0,2 mol l−1) gibt man 2 Tropfen Universalindikator. Nun tropft man vorsichtig die zuvor hergestellte HCl zu und zählt die zugegebenen Tropfen. Für jeden ganzzahligen pH−Wert (Farbvergleich mit den ausstehenden Referenzlösungen) notiert man die Zahl der zugegebenen Tropfen und achtet auf entweichendes CO 2. Dazu hält man einem Glasstab, an dessen Ende ein Tropfen der gesättigten Ba(OH)2−Lösung hängt, über die Reagenzglaslösung. Entweicht CO 2, so trübt sich der Ba(OH)2−Tropfen. Auswertung Erklären Sie Ihre Beobachtungen. Stellen Sie Ihre Ergebnisse in einer Titrationskurve (pH−Wert als Funktion der Zahl der Tropfen von verd. HCl) graphisch dar. Ab welchem pH−Wert stellen Sie CO2−Entwicklung fest? 2. Zeolith A (2er Gruppen) Die Präparation des Zeolith A und die optische Verfolgung der Feuchtigkeitsaufnahme erfolgt verteilt über 2 Tage. Vereinfachte Reaktionsgleichung: 2 NaAlO2 + 2 (Na2SiO3 · 5 H2O) Na2Al2Si2O8 · 4,5 H2O + 4 NaOH + 11,5 H2O Durchführung In einem 300 ml Becherglas werden 0,01 mol Natriumaluminat in 100 ml ention. Wasser gelöst und auf der Heizplatte gerührt. 5 g NaOH werden in 100 ml ention. Wasser in einem weiteren Becherglas gelöst (dabei Kühlung unter dem kalten Wasserstrahl) und anschließend zur Natriumaluminatlösung gegeben. Unter kräftigem Rühren wird die zum Sieden erhitzte Aluminatlösung zu einer heißen Natriummetasilikatlösung gegeben (0,01 mol in 100 ml entionisierten Wasser im 500 ml Becherglas). Die Mischung wird in die ausstehenden 500 ml Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 30 _________________________________________________________________________________ Polypropylenflaschen (diese mit Namen und Platznummer beschriften und den Deckel nicht zuschrauben!) gegeben und 6 h bei 90°C im Trockenschrank gehalten. Hinweis: Berechnen Sie die Einwaage der Edukte anhand der entsprechenden molaren Massen! molare Masse (Mr / g mol−1) NaAlO2 81,97 Na2SiO3 · 5 H2O 212,14 Na2Al2Si2O8 · 4,5 H2O 365,18 NaOH 39,99 Aufarbeitung am Folgetag! 3. Blaukreuzprobe (Nachweis für NH4+) Ammoniumionen können durch starke Basen aus Verbindungen und Lösungen als Ammoniak ausgetrieben werden: NH4+ + OH− NH3 + H2O. Dieser färbt durch seine basische Wirkung feuchtes Universalindikator−Papier blau. Durchführung Im Mörser werden je eine Spatelspitze NH4Cl und NaOH gut gemischt und verrieben. Dann gibt man einen Tropfen Wasser zur Mischung und deckt den Mörser mit einem vorher vorbereiteten Uhrglas ab (konvexe Seite nach oben), auf dessen konkaver Seite man zwei feuchte Streifen Unitestpapier im rechten Winkel (Kreuz) fixiert hat. 31 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ 4. Phosphorverbrennung (2er Gruppen) Achtung: Arbeiten Sie sorgfältig und vorsichtig! Arbeiten Sie im Abzug! Eine halbe Spatelspitze roter Phosphor wird unter dem Abzug in einem Porzellantiegel verbrannt. Über die Flamme hält man etwa eine Minute lang einen Trichter, wobei der Trichterhals mit angefeuchtetem Papier (Laborrolle) gekühlt wird. Das Verbrennungsprodukt schlägt sich an der Innenwand des Trichters nieder. Der weiße Belag wird mit Wasser in ein Reagenzglas gespült und der pH−Wert der Lösung mit Indikatorpapier geprüft. Die Lösung wird im nachfolgenden Versuch wiederverwendet. Auswertung Notieren Sie den pH−Wert und geben Sie die Reaktionsgleichung an. Sammlung Spülen Sie den erkalteten Tiegel mit wenig Wasser, anschließend mit konz. NaOH. Alle Lösungen werden, verdünnt mit viel Wasser, in den Ausguss gespült. 5. Nachweis von Phosphat als MgNH4PO4 · 6 H2O In ammoniakalischer Lösung bildet Mg 2+−Ionen mit Ammonium und Phosphat einen weißen säurelöslichen Niederschlag von MgNH4PO4 · 6 H2O. Die Kristalle sind nadelförmig und oft sternartig verästelt (Abb.). Bei Verunreinigungen mit anderen zweiwertigen Kationen, können auch andere weiße Niederschläge ausfallen, deren Kristallformen nicht charakteristisch sind. Durchführung Die phosphathaltige Probelösung aus Versuch 4 wird ammoniakalisch gemacht. Ein Tropfen der Probelösung wird auf dem Objektträger mit einem Körnchen NH 4Cl und danach mit einem Körnchen MgCl 2 versetzt. Unter dem Mikroskop lassen sich charakteristische Kristalle beobachten (vgl. Abbildung im Jander − Blasius). Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 32 _________________________________________________________________________________ Auswertung Skizieren Sie die beobachteten Kristallformen. 6. Reduktion von Blei(IV)oxid mit Kohle (2er Gruppen) Technischer Bezug In der Industrie dient Bleiglanz (PbS) als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Blei. Er wird mit Hilfe des Röstreduktionsverfahrens verarbeitet. Daneben wird manchmal auch das Röstreaktionsverfahren angewandt. Beim Röstreduktionsverfahren wird Blei möglichst vollständig in Bleioxid überführt. Dies geschieht durch Verblaserösten, wobei PbS unter Rotglut mit Luftzufuhr verbrannt wird. So entsteht PbO, welches im Hochofen mittels Koks bzw. dem durch Verbrennung daraus entstehenden Kohlenstoffmonoxid zu Blei reduziert wird. Röstarbeit: PbS + 3/2 O2 PbO + SO2 Reduktionsarbeit: PbO + CO Pb + CO2 Beim Röstreaktionsverfahren wird Bleiglanz nur zu ⅔ zu PbO umgesetzt. Das restliche PbS wird dann mit dem PbO unter Luftabschluss weiter erhitzt, so dass Blei entsteht. Röstarbeit: 3 PbS + 3 O2 PbS + 2 PbO + 2 SO2 Reaktionsarbeit: PbS + 2 PbO 3 Pb + SO2 Bei beiden Verfahren entsteht das "Werkblei", welches noch Verunreinigungen wie Kupfer, Silber (1%), Gold (1%), Zink, Arsen, Antimon, Zinn und Schwefel enthält. Im Zuge weiterer Aufarbeitungsschritte werden diese Verunreinigungen abgetrennt. Neben Bleiglanz kann Blei auch aus Blei(IV)oxid synthetisiert werden. Dieses findet Anwendung als Elektrodenmaterial in Bleiakkumulatoren und als Oxidationsmittel in der chemischen Industrie (z. B. Farbstoffherstellung). Es besitzt eine stark oxidierende Wirkung und reagiert unter Sauerstoffabgabe oberhalb von 550 °C ebenfalls zu Blei(II)oxid. 33 Modul 2: Die Hauptgruppen 4 bis 6 _________________________________________________________________________________ Durchführung Achtung: Arbeiten Sie im Abzug! Stellen Sie sich als erstes ein Gemisch aus Blei(IV)oxid und Kohle (Volumenverhältnis 1:2, mBleioxid = 2 g) her. Die Feststoffe werden innig miteinander vermischt und in ein Reagenzglas gegeben. Das Reaktionsgemisch erhitzt man bis zur Rotglut (etwa 5 Minuten) in der Oxidationszone der Bunsenbrennerflamme, dabei darf das Reaktionsgemisch nicht mit der Flamme in Kontakt kommen. Vorsicht heftige Gasentwicklung! Gießen Sie dann die noch flüssige Schmelze in ein mit Wasser gefülltes Becherglas (gegebenenfalls Reste im Reagenzglas noch einmal in der Flamme schmelzen). Trennen Sie anschließend das nun feste Produkt von der flüssigen Phase und der überschüssigen Kohle. Auswertung Protokollieren Sie die Durchführung des Versuches und ihre Beobachtungen. Beschreiben Sie das Aussehen des Produktes und diskutieren Sie mögliche Fehlerquellen. Sammlung Alle Lösungen (auch die Mischungen) und Niederschläge werden entsprechend ihres pH−Wertes in den bereitstehenden Sammelbehältern entsorgt. Die Reagenzgläser werden im Behälter für kontaminierten Glasabfall entsorgt. 7. Stickstoffdioxid−Distickstofftetroxid−Gleichgewicht Achtung: Arbeiten Sie im Abzug! Stickstoffdioxid nicht einatmen! Um ein Gemisch aus Stickstoffdioxid und Distickstofftetroxid herzustellen, erhitzt man eine Spatelspitze Bleinitrat Pb(NO3)2 im Gasprüfer nach SCHOLANDER. Das entstehende Gasgemisch fängt man in einem Reagenzglas auf, welches anschließend mit einem Gummistopfen so fest wie möglich verschlossen wird. Tauchen sie das Reagenzglas nun abwechselnd in zuvor bereitgestelltes Eiswasser und heißes Wasser. Dabei achten sie besonders auf die Farbe des Gasgemisches! Auswertung Protokollieren Sie die Durchführung des Versuches und ihre Beobachtungen. 34 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ Modul 3: Die Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle Halogene und ihre Verbindungen, Pseudohalogenide H He Li Be B N O F Na Mg Al Si P S Cl Ar K Ca Sc Ti V Rb Sr Y C Ne Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr Zr Nb Mo Tc Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Cs Ba La Hf Ta W Re Os Ir Xe Pt Au Hg Tl Pb Bi Po At Rn Fr Ra Ac Chemie in Licht und Farbe 35 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ Motivation Wirtschaftlich − technische Aspekte Halogene und Halogenverbindungen spielen eine Schlüsselrolle in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Verbindungen des Zahnpflegemitteln, hochreaktiven Kühlgeräten, Elements Fluor finden GORETEX−Textilien, sich z.B. in Pflanzenschutz−, Korrosionsschutzmitteln, Medikamenten (z. B. Blutersatzstoffe), Farbstoffen und Flüssigkristallen. Chlor besitzt erhebliche wirtschaftliche Bedeutung bei der Produktion organischer Materialien (PVC, Lösungsmittel) und wird meist in Form von Chlordioxid bei der Trinkwasserdesinfektion eingesetzt. Perchlorate finden in der Raketentechnik Anwendung (ca. 850 t Perchlorat werden für einen Space-Shuttle Start benötigt). Demgegenüber muss das ökotoxische Potential von schwer abbaubaren chlorierten organischen Substanzen (Dibenzodioxine z. B. „Seveso−Dioxin“) sehr kritisch bewertet werden. Brom dient hauptsächlich zur Herstellung von Flammenschutzmitteln. Die Verbindungen des Iods werden u.a. als Röntgenkontrastmittel und Arzneimittel verwendet. Biologische Aspekte Iodid−, in geringen Konzentrationen Fluorid− und nach neuesten Untersuchungen auch Bromidionen sind für den menschlichen Stoffwechsel essentiell. Chloridionen spielen eine wichtige Rolle im Elektrolythaushalt. In hohen Konzentrationen wirkt Fluorid toxisch (weshalb Trinkwasserfluoridierung in Deutschland verboten ist), es besitzt jedoch grundlegende Bedeutung für die Kariesprophylaxe (weiches Zahnmaterial Apatit Ca 5(PO4)3(OH) wird in härteres Fluoridapatit Ca5(PO4)3F überführt). 36 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ Die Verbindungen der Übergangsmetalle zeichnen sich durch eine Vielfalt unterschiedlicher Farben aus. Daher werden sie beispielsweise als Farb− (Fe2O3, PbCrO4, BiVO4) und Weißpigmente (TiO2) eingesetzt. Die Farbigkeit ist auf die Anwesenheit von Elektronen zurückzuführen, die sich in d-Orbitalen befinden. Die Absorption von Energie in Form von Lichtquanten kann jedoch auch zur Umwandlung von Molekülen eingesetzt werden (Photokatalyse). So nutzt man in sonnigen Regionen den photokatalytischen Abbau in der Abwasserreinigung, wobei toxische organische Verbindungen bei Anwesenheit von Luft photokatalytisch zu CO2 oxidiert werden. Einige Metalle (Fe, Mn, Cr, Mo) sind wichtige Strukturwerkstoffe (Stähle und Legierungen), die späten Übergangsmetalle (Ni, Pd, Pt) werden häufig als Katalysatoren eingesetzt, beispielsweise bei der Ammoniaksynthese (Abb. links: großtechnischer Ammoniak−Reaktor) und Kraftstoffherstellung Isomerisierungsprozesse). (metallkatalysierte 37 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ Lehrinhalte ‒ Eigenschaften der Elemente (Elektronegativität, Oxidationsstufen der Halogene) ‒ Molekülbindung, VSEPR−Methode ‒ Darstellungsverfahren der Elemente und Verbindungen ‒ allgemeine Chemie der Halogenide, Sauerstoffsäuren der Halogene ‒ Säure/Base−Verhalten der Wasserstoffsäuren der Halogene ‒ pH−Wert, Löslichkeit ‒ Elektronenkonfiguration von Übergangsmetallen ‒ Elektronenkonfiguration der Elemente der Zinkgruppe, Oxidationsstufen und zunehmender Edelmetallcharakter ‒ d−Orbitale ‒ Oxidation und Reduktion, Oxidationsstufen ‒ allgemeine Chemie der Metalle, Metall, Halbleiter, Isolator (Bändermodell), Spannungsreihe ‒ leichte Komplexchemie ‒ Löslichkeitsprodukt, Komplexbildungskonstante Literatur ‒ E. Riedel, Anorganische Chemie, 5. Aufl., Walter de Gruyter, Berlin, 2002. ‒ G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, 15. Aufl., S. Hirzel, Stuttgart, 2002. weiterführend: ‒ F. Hollemann, N. Wiberg, Walter de Gruyter, Berlin, 1995. Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 38 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ Fragen zum Lehrinhalt Modul 3 1) Welche Elektronegativität (EN) hat Fluor nach der PAULING’schen Skala? Wie ändert sich die EN im Periodensystem von links nach rechts und von oben nach unten? 2) Formulieren Sie die Valenzstrichformeln (inkl. aller freien Elektronenpaare und Formalladungen) folgender Verbindungen und schlagen Sie unter Verwendung der VSEPR−Theorie eine Molekülstruktur vor: ‒ Cl2O, ClF3, PCl5, SF4, IF5, I3-, PCl3, SF6, ClO2, XeF2, SO3, XeF4, CS2, ClO4- 3) Wie wird Chlorgas im Labor hergestellt? (Reaktionsgleichung) 4) Wie wird Salzsäure industriell hergestellt? (Reaktionsgleichung) 5) Sie brauchen für den Versuch eine Lösung von Natriumhypochlorit. Schlagen Sie einen Syntheseweg vor. (Reaktionsgleichung) 6) Wie wird Fluorwasserstoff hergestellt? (Reaktionsgleichung) 7) Geben Sie die die Valenzstrichformeln und Namen für die Chlorsauerstoffsäuren an. 8) Geben Sie die Valenzstrichformeln und Namen für die Natriumsalze aller Sauerstoffsäuren des Chlors an. 9) Warum nimmt die Säurestärke der Halogensauerstoffsäuren mit steigender Oxidationsstufe zu? 10) Welche Sauerstoffsäuren des Broms kennen Sie? Geben Sie jeweils die Valenzstrichformel, den Namen und die Oxidationsstufe von Brom an. 11) Welche Säure ist stärker HClO4 oder HClO2? 12) Wie verändert sich die Säurestärke vom HF bis zum HI? 13) Welche Säure ist stärker HI oder HBr? 14) Welche Säure ist stärker HCl oder HF? 15) Welcher wesentliche Hauptgruppenelementen Unterschied und den besteht zwischen Nebengruppenelemente den in der Elektronenkonfiguration? 16) Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede bestehen zwischen den Metallen der 1. Gruppe und der 11. Gruppe (mind. je ein Element als Bsp. angeben, Valenzelektronenkonfigurationen, Oxidationszahlen)? 39 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ 17) Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede bestehen zwischen den Metallen der 2. Gruppe und der 12. Gruppe (mind. je ein Element als Bsp. angeben, Valenzelektronenkonfigurationen, Oxidationszahlen)? 18) Skizzieren Sie die drei p-Orbitale und fünf d-Orbitale mit Angabe der Vorzeichen. 19) Was verstehen Sie unter Disproportionierung? Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die thermische Disproportionierung von KClO 3. 20) Benennen Sie die Elemente der VI. Nebengruppe (VI B oder 6. Gruppe (engl.)). 21) Benennen Sie folgende Elemente: ‒ W, Hg, Rb, Tl, Cr, Ti, Ta, Mn, Co, Hg, Nb, V, Hf, Ir, Mo. 22) Nennen Sie je 2 Verbindungen des Cadmiums und des Zinks (Summenformeln). 23) Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen für die technische Eisenherstellung (Hochofenprozeß). 24) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die technische Eisenherstellung (Thermitverfahren). 25) Welches der folgenden Metalle reagiert bei Raumtemperatur am besten mit Sauerstoff (Reaktionsgleichung): Fe Hg Ag Cu 26) Skizzieren Sie die Bändermodelle für Metall, Halbleiter und Isolator. 27) Die Löslichkeit von Silberchromat beträgt 0,024 g l−1. Bestimmen Sie das Löslichkeitsprodukt. 28) Sie schmelzen in einem Reagenzglas ein wenig KNO 3 und lösen die Schmelze in Wasser. Nach der Zugabe von AgNO3 fällt ein weißer Niederschlag aus. Formulieren Sie zu dem Versuch entsprechende Reaktionsgleichungen. 29) Sie haben drei Reagenzgläser. Im ersten befindet sich NaClO, im zweiten NaClO3 und im dritten NaClO4. Sie geben zu allen KI und Stärke-Lösung dazu. In welchem Reagenzglas beobachten Sie eine Reaktion? Formulieren Sie die Reaktionsgleichung. 30) Was geschieht, wenn Chlor a) in Wasser bzw. b) in NaOH eingeleitet wird? Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen. Der Vorgang a) wird bei der Trinkwasserdesinfektion im Wasserwerk genutzt, wobei Chlor immer mehr durch Chlordioxid ersetzt wird (weshalb?). 31) Wieso kann Flusssäure (Reaktionsgleichung) nicht in Glasflaschen aufbewahrt werden? Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle 40 _________________________________________________________________________________ 32) Formulieren Sie die Gleichgewichtsreaktion zwischen Chromat und Dichromat. Wenden Sie das Massenwirkungsgesetz an. Welche Farben haben die Chromate von Ba2+ und Pb2+? 33) Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen für Versuch 3 („Sauerstoffsäuren der Halogene“). Welche Beobachtungen erwarten Sie? 34) Wieso wird HF im Gegensatz zu HCl nach Gefahrstoffverordnung mit einem Totenkopfpiktogramm gekennzeichnet? Untermauern Sie bitte die Antwort mit einer Reaktionsgleichung. 35) Erklären Sie, was bei der Wasseraufnahme aus CoCl 2 · 6 H2O durch Zeolith A geschieht. Geben Sie die Farbe des wasserfreien und kristallwasserhaltigen (CoCl2 bzw. CoCl2 · 6 H2O) an. Das Reaktionsverhalten der Halogene... 41 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ Versuche (Tag 3) 1. Zeolith A – optische Verfolgung der Feuchtigkeitsaufnahme (2er Gruppen) Das am Vortag hergestellte Produkt wird aus dem Trockenschrank genommen, abgekühlt und über eine Fritte sorgfältig abfiltriert. Der Niederschlag wird mehrfach mit entionisiertem Wasser gewaschen, aus der Fritte in eine Kristallisierschale (für anschließende Ausbeuteberechnung zunächst leer wiegen!) überführt und dann bei 110°C ca. 1 h im Trockenschrank getrocknet. Theoretische Ausbeute: 1,83 g Na2Al2Si2O8 · 4,5 H2O Bei korrekter Einwaage der Edukte! Wie errechnet sich dieser Massenwert, ausgehend von einer (theoretische) Ausbeute von 100%? Führen Sie eine Ausbeuteberechnung durch. Hinweis: Ausbeuteberechnungen in % mtats. mtheor. 100 mtats. tatsächlich erhaltene Produktmasse mtheor. theoretisch zu erhaltene Produktmasse theoretische Ausbeute: Theoriewert ohne Verluste (100 %) tatsächliche Ausbeute: Realwert Berechnung nach obiger Formel Ein Viertel des Produktes wird in einem Reagenzglas mit 7 Tropfen 5%iger CoCl2 Lösung versetzt. Die rosa Farbe des CoCl2 · 6 H2O ist deutlich zu erkennen. Lassen Sie das hergestellte Gemisch kurz stehen und notieren Sie Ihre Beobachtungen. Halten Sie nun das Reagenzglas in die Brennerflamme und verdampfen Sie vorsichtig die Lösung. Auswertung Notieren und erklären Sie Ihre Beobachtungen. 42 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ 2. Halogene: Chlor Achtung: Arbeiten Sie im Abzug! Im Labor stellen Sie Chlorgas nach der folgenden Methode her: Füllen Sie eine Mischung aus feingepulvertem Kochsalz und Mangandioxid (die fertige Mischung ist im Labor vorhanden) in den Gasprüfer nach SCHOLANDER. Darauf lässt man etwas konzentrierte Schwefelsäure tropfen. 2 NaCl + 2 H2SO4 + MnO2 Cl2 + Na2SO4 + 2 H2O + MnSO4 Das entstehende Gas (evtl. ist etwas zu erwärmen) wird in ein Reagenzglas, welches Wasser und einen Tropfen verd. NaOH−Lösung enthält, eingeleitet bis der pH−Wert der Lösung auf ~7 sinkt (Kontrolle mittels pH−Papier!). Die NaClO−haltige Lösung wird im nachfolgenden Versuch wiederverwendet. 3. Sauerstoffsäuren der Halogene Die Halogene bilden Sauerstoffsäuren der allgemeinen Zusammensetzung HXO n (X = Cl, Br, I, n = 1 bis 4). Mit steigendem Sauerstoffgehalt und von Iod über Brom zu Chlor nimmt die Säurestärke zu. Die Anionen der Sauerstoffsäuren wirken in der Regel nicht oxidierend, während die freien Säuren große Oxidationskraft besitzen. Durchführung Füllen Sie drei Reagenzgläser mit je 4−5 Tropfen KI−Lösung und je zwei Tropfen Stärke–Lösung. Geben Sie je 3−4 Tropfen: In das erstes RG – NaClO (im Versuch 2 hergestellt), in das zweite RG – KClO3, in das dritte RG – NaClO4. Geben Sie in das zweite und das dritte RG 1−2 Tropfen verd. H2SO4. Auswertung In welchem Reagenzglas läuft die Oxidation von KI im neutralen Milieu ab? Wie hängt das Oxidationsvermögen der Säuren von der Oxidationsstufe des Chlors und dem pH−Wert ab? Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle 43 _________________________________________________________________________________ 4. Disproportionierung von Kaliumperchlorat Erhitzen Sie vorsichtig in einem kleinen Reagenzglas zwei Spatelspitzen KClO 3 bis eine zähflüssige Schmelze entstanden ist. 4KClO3 KCl + 3 KClO4 Lösen Sie den erkalteten Rückstand in möglichst wenig heißem Wasser. Bringen Sie einen Tropfen der heißen Lösung auf einen Objektträger und betrachten Sie die nach Abkühlung entstehenden KClO4−Kristalle unter dem Mikroskop. Kristalle von Kaliumperchlorat haben eine charakteristische Form: Rhomben (Sargdeckel). Ein anderer Teil der Lösung wird mit verdünnter Salpetersäure angesäuert und mit Silbernitratlösung versetzt. Es bildet sich ein weißer Niederschlag von Silberchlorid. Cl− + Ag+ AgCl Eine Vergleichslösung aus KClO3 und Wasser wird analog mit Silbernitratlösung behandelt. Auswertung Skizzieren Sie die beobachtete Form der KClO4−Kristalle. 44 Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle _________________________________________________________________________________ 5. Das Chromat−Ion und das Dichromat−Ion Die beiden wichtigsten löslichen Cr(VI)−Ionen sind das Chromat− (CrO42-) und das Dichromat−Ion (Cr2O72−). Beide Ionen zeigen charakteristisch gefärbte Lösungen. Durch Änderung des pH−Wertes sind sie reversibel ineinander überführbar. Chromate von Schwermetallen (Ag, Pb, Ba, Sr etc.) sind wesentlich weniger löslich als Dichromate. Sie fallen aus, wenn man eine Dichromatlösung zu löslichen Salzen dieser Metalle gibt. Die Fällung erzwingt eine Verschiebung des Chromat−Dichromat−Gleichgewichts und führt deshalb auch zu einer Veränderung des pH−Wertes der Lösungen. Durchführung a) Zwei kleine Reagenzgläser füllt man mit je 1 ml K2Cr2O7−Lösung (c = 0,1 mol l-1). Zum ersten RG gibt man 0,5 ml verd. NaOH und zum zweiten 0,5 ml Wasser. Danach gibt man in das erste ca. 1 ml verd. HCl und in das zweite 1 ml Wasser. Die Färbungen und pH−Werte der Lösungen (pH−Papier) werden notiert. b) Zu 1 ml K2Cr2O7-Lösung (c = 0,1 mol l-1) gibt man 1 ml BaCl2-Lösung (c = 0,2 mol l-1), schüttelt gut durch (Stopfen!), misst den pH−Wert des Gemisches und vergleicht ihn mit dem pH−Wert der beiden reinen Ausgangslösungen. Geben Sie tropfenweise konz. HCl bis zur vollständigen Auflösung des Niederschlages hinzu. Auswertung Erklären Sie (anhand von Reaktionsgleichungen) die Farbänderungen im Versuch a), den pH−Effekt und die Auflösung des Niederschlages bei Versuch b). Sammlung Die Lösungen (je nach pH−Wert) werden in den ausstehenden Gefäßen gesammelt. Modul 3: Hauptgruppe 7 und die Übergangsmetalle 45 _________________________________________________________________________________ 6. Oxidationseigenschaften von Silber(I)−Verbindungen – „Silberspiegel“ Achtung: Vor dem Versuch muss ein Reagenzglas gründlich gereinigt werden: zuerst Putzen, dann mit Aceton ausspülen um die Wände zu entfetten, anschließend mit entionisiertem Wasser nachspülen. Durchführung In ein Reagenzglas mit 0,5 ml einer Silbernitrat−Lösung (0,1 mol l-1) gibt man einen Tropfen konz. NaOH−Lösung. Danach fügt man tropfenweise konz. NH3−Lösung hinzu (2−3 Tropfen). Das Reagenzglas wird während der Zugabe nach jeden Tropfen geschüttelt bis der Niederschlag von Ag2O wieder vollständig gelöst ist (Vermeiden Sie Ammoniak Überschuss!). Zu der entstandenen klaren Lösung wird eine 10%ige Glucose−Lösung gegeben. Das Volumen der Glucose−Lösung soll dabei etwa dem Gesamtvolumen von Silbernitrat und Ammoniak entsprechen. Die Lösung wird gut durchmischt und vorsichtig im Wasserbad erhitzt. Dabei scheidet sich Silber an den Reagenzglaswänden ab. Es entsteht ein „Silberspiegel“. Auswertung Geben Sie eine Valenzstrich−Formel für Glucose an. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung (Redoxreaktion) unter Berücksichtigung, dass Glucose zum Anion der Gluconsäure oxidiert wird. Sammlung Der Silberspiegel wird nach dem Versuchsende mit ein paar Tropfen konz. HNO 3 gelöst und die Lösungen in den ausstehenden Gefäßen (mit den Buchstaben Ag gekennzeichnet) entsorgt. 46 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ Modul 4: Qualitative Analyse H He Li Be B N O F Na Mg Al Si P S Cl Ar K Ca Sc Ti V Rb Sr Y Ne Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr Zr Nb Mo Tc Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Cs Ba La Hf Ta W Re Os Ir Fr Ra Ac C Xe Pt Au Hg Tl Pb Bi Po At Rn 47 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ Motivation Die qualitative Analytik beschäftigt sich mit der Bestimmung der elementaren Zusammensetzung von Substanzgemischen ohne dabei Mengenangaben zu machen. Durch die praktischen Arbeiten auf dem Gebiet der anorganischen analytischen Chemie soll Ihnen zunächst ein Einblick in die qualitative analytische Methodik vermittelt werden. Des Weiteren vertiefen Sie Ihre Stoffkenntnisse und trainieren gleichzeitig die wichtigsten Grundprinzipien des sicheren und sauberen Arbeitens und der ordnungsgemäßen Wiederaufarbeitung oder Entsorgung von Chemikalienresten. Die nasschemische Aufarbeitung und Analyse ist noch heute wichtiger Bestandteil der Rohstoffaufarbeitung und die Grundlage für die Anwendung moderner instrumenteller Verfahren. Lehrinhalte ‒ Allgemeine Grundlagen des analytischen Arbeitens ‒ Nachweis der Anionen und Kationen ‒ Löslichkeitsprodukt und Löslichkeit ‒ Chemisches Gleichgewicht und Massenwirkungsgesetz ‒ Redoxreaktionen Literatur ‒ G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen anorganischen Chemie, 15. Aufl., S. Hirzel, Stuttgart, 2002. und präparativen 48 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ Fragen zum Lehrinhalt Modul 4 1) Bestimmen Sie die Summenformeln der Verbindungen: – Kaliummanganat, Kaliumpermanganat, Kaliumdichromat, Kaliumchromat, Chloroform, „Berliner Blau“. 2) In welchen 3 Oxidationsstufen tritt Mangan bevorzugt auf? 3) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den Nachweis von Sulfat-Ionen. 4) Wie können Sie Fluorid−Anion nachweisen? 5) Wie können Sie Br− und I− voneinander unterscheiden? 6) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den Nachweis von Carbonat−Ionen. 7) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den Nachweis von CO 2. 8) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den Nachweis von NO 3− mit der Ringprobe (inkl. Oxidations- und Reduktionsteilgleichungen). 9) KNO2-Lösung wird mit KI versetzt. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung. 10) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den Nachweis von CO 32− und SO42− mit Ba(OH)2. Wodurch lassen sich die beiden Niederschläge unterscheiden (Reaktionsgleichung)? 11) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den Nachweis von Ammonium−Ionen (Vorgehensweise, Reaktionsgleichung). 12) Welchem Nachweis dient die Blaukreuzprobe? Formulieren Sie die Reaktionsgleichung. 13) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den Nachweis von Ca 2+ und Ba2+ mit Sulfat. Wodurch lassen sich die beiden Niederschläge unterscheiden (Reaktionsgleichung)? 14) Wie werden Blei(II)−Ionen nachgewiesen (Reaktionsgleichung)? 15) Wie werden Nickel(II)−Ionen nachgewiesen (Reaktionsgleichung)? 16) Wie werden Eisen(III)−Ionen nachgewiesen (Reaktionsgleichung)? 17) Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen für den Nachweis von Fe 3+ mit KSCN. 18) Wie werden Kupfer(II)−Ionen nachgewiesen (Reaktionsgleichung)? 19) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die Reaktion von Kupfer(II)sulfat mit Ammoniak. Was beobachten Sie? Benennen Sie das Produkt. 20) In ihrem Reagenzglas befindet sich eine saure Lösung, die folgende Kationen und Cl− enthält: 49 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ 1) Ni2+ Sr2+ Fe3+ Ca2+ oder 2) Mn2+ Ba2+ Ag+ Na+ Cu2+ oder 3) Zn2+ Pb2+ Ca2+ Fe3+ Welche der oben genannten Ionen färben die wässrige Lösung? 21) Formulieren Sie alle beteiligten Reaktionsgleichungen zur Oxidationsschmelze des Mangan (Oxidations− und Reduktionsteilreaktionen mit Oxidationsstufen aller beteiligten Elemente) und notieren Sie die Farben der jeweiligen Mn−Verbindungen. 22) Vervollständigen Sie die Reaktionsgleichung für den Nachweis von ManganIonen Mn2+ + NO3− + CO32− 23) In 4 Reagenzgläsern befinden sich 4 Pulver: Kupfer(II)oxid, Eisen(III)oxid, Silber und Eisen. Mit welchem der folgenden Reagenzien lassen sich die genannten Substanzen eindeutig identifizieren. a) NaOH; b) HCl; c) H2O; Wählen Sie die richtige Antwort. Begründen Sie gegebenenfalls mit Reaktionsgleichungen. 24) Aufgrund welcher Eigenschaft kann man Aluminiumionen von Eisenionen trennen (Reaktionsgleichungen!)? 25) Formulieren Sie die Redoxgleichung für die Reaktion von Zink mit Kupfersulfat (Zwischengleichungen). Bestimmen Sie Oxidations− und Reduktionsmittel. 50 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ Versuche (Tag 4) Im Laufe des Versuchstages sollen verschiedene Vorversuche zum Nachweis von Kationen und Anionen durchgeführt werden. Am Ende des Versuchstages erhält jeder Student eine Einzelsubstanz (bestehend aus einem Kation und einem Anion) zur Analyse. Nachweis der Anionen 1. Nachweis von Sulfat als BaSO4 Sulfat bildet mit Barium-Ionen einen weißen, feinkristallinen, auch in starken Säuren schwerlöslichen Niederschlag. Ba2+ + SO42− BaSO4 Durchführung Einige Tropfen der sulfathaltigen Probelösung werden mit 2 ml konz. HCl versetzt und mit einigen Tropfen BaCl 2-Lösung versetzt. Tritt kein Niederschlag auf, kann die Fällung durch Kratzen an der Innenwand des Reagenzglases mit einem Glasstab beschleunigt werden. 2. Nachweis von Carbonat Carbonat wird von verdünnten Säuren protoniert. Dabei entsteht Kohlensäure, die sich sofort zu Wasser und CO2 zersetzt. Letzteres bildet in alkalischer Lösung erneut Carbonat, das mit Bariumionen einen weißen Niederschlag von BaCO 3 bildet. CO32− + 2 H+ CO2 + H2O CO2 + Ba2+ + 2OH− BaCO3 + H2O Durchführung Geben Sie zu etwas festem Na2CO3 einige Tropfen verd. HCl und leiten Sie das entstehende Gas in eine gesättigte Ba(OH)2–Lösung ein. 51 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ 3. Den Nachweis von NO3− als Fe(II)–Nitrosyl–Komplex (Ringprobe) Nitrat wird in stark saurer Lösung von Fe 2+ zu NO reduziert. Dieses bildet mit weiteren Fe2+–Ionen einen braunen Komplex der Zusammensetzung [Fe(H2O)5(NO)]2+. Da Nitrat ein schwächeres Oxidationsmittel ist als Nitrit, findet hier die Reaktion erst mit konz. Schwefelsäure statt. Durchführung Zu einer mit verd. H2SO4 angesäuerten KNO3–Lösung wird FeSO4 im Überschuss gegeben. Anschließend unterschichtet man vorsichtig mit konz. H2SO4. Dazu hält man das Reagenzglas schräg und lässt die Schwefelsäure an der inneren Wandung herunterfließen. 4. Nachweis von Nitrat und Nitrit mit LUNGES–Reagenz: Nitrit (NO2−) bildet aus Sulfanilsäure und –Naphthylamin (LUNGES–Reagenz A und B) einen roten Azofarbstoff. Nitrat kann ebenfalls auf diese Weise nachgewiesen werden, wenn es zuvor mit Zinkstaub zu Nitrit reduziert wurde. Durchführung Eine sehr kleine Spatelspitze der Probesubstanz oder ein Tropfen der Probelösung wird auf der Tüpfelplatte mit 1-2 Tropfen Eisessig angesäuert und mit je einem Tropfen LUNGES–Reagenz A und B versetzt. 5. Nachweis von Halogenid–Anionen als AgCl Cl−, Br− und I− geben mit Silbernitrat Niederschläge, die sich in HNO 3 nicht lösen. Carbonat und Hydrogenphosphat geben ebenfalls Niederschläge mit AgNO 3, die sich aber in HNO3 lösen lassen. Schwach gelber AgBr Niederschlag löst sich in konz. Ammoniak. Gelber AgI Niederschlag dagegen ist in Ammoniak nicht löslich. Modul 4: Qualitative Analyse 52 _________________________________________________________________________________ Durchführung a) Die Lösungen von NaCl, NaI und NaBr werden mit AgNO3 Lösung versetzt. Anschließend wird konz. HNO3 zugegeben. b) Die Lösungen von NaCl, NaI und NaBr werden mit AgNO 3 Lösung versetzt. Anschließend wird konz. Ammoniak zugegeben. Nachweis der Kationen Im Verlauf dieses Moduls werden Sie die Kationen von Ba, Ca, Pb, Fe, Cu, Ni und Mn qualitativ nachweisen. Durch unterschiedliche Löslichkeit der Salze lassen sich die Kationen identifizieren. Durchführung 1. Geben Sie zu den wässrigen Lösungen der Salze: BaCl2, CaCl2, Pb(NO3)2, FeCl3, Ni(NO3)2, CuSO4, MnSO4 a) verd. HCl b) verd. H2SO4 c) gesättigte K2Cr2O7 –Lösung (Zugabe von etwas Essigsäure und einer Spatelspitze Natriumacetat) d) verd. NH3 53 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ 1. Nachweis von Blei als PbCl2–Nadeln Pb2+ bildet mit Chloridionen einen weißen Niederschlag von PbCl 2. Dieser ist in der Hitze löslich und kristallisiert beim Abkühlen in Form dünner Nadeln aus, die oft schon mit bloßem Auge sichtbar sind. Durchführung Die Probelösung wird mit HCl versetzt. Der Niederschlag wird durch Aufkochen gelöst. Ein Tropfen der heißen Lösung wird auf einen Objektträger gegeben und die entstehenden Kristalle unter dem Mikroskop betrachtet. 2. Nachweis von Eisen mit Thiocyanat Fe3+–Ionen bilden mit Thiocyanat einen intensiv rot gefärbten Komplex der Zusammensetzung Fe(SCN)3, welcher mit Ether extrahiert werden kann. Fe3+ + 3 SCN− Fe(SCN)3 Durchführung Zu 1–2 Tropfen der verd. FeCl3–Lösung wird ein Tropfen Thiocyanatlösung (KSCN) gegeben. 3. Nachweis von Nickel als Diacetyldioxim–Komplex Ni2+ bildet mit Diacetyldioxim (DADO) den intensiv himbeerroten schwerlöslichen Komplex Ni(DADO)2. Durchführung Ein Tropfen der neutralen, ammoniakalischen oder essigsauren Probelösung wird auf der Tüpfelplatte mit einem Tropfen Diacetyldioxim–Lösung versetzt. Tritt kein Niederschlag auf, so wird mit einem Tropfen konz. Ammoniak nachgetüpfelt. 54 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ 4. Nachweis von Kupfer als Amminkomplex Bei Zugabe von Ammoniaklösung zu einer Kupfer(II)–Lösung bildet sich zunächst ein hellblauer Hydroxidniederschlag, der sich im Überschuss von Ammoniak als tiefblauer Tetramminkomplex löst. Durchführung Zu wenigen Tropfen der kupferhaltigen Probelösung wird tropfenweise Ammoniak gegeben. 5. Mangan–Nachweis: Oxidationsschmelze Geschmolzenes Kaliumnitrat ist ein sehr starkes Oxidationsmittel. Bei der Oxidation von Manganverbindungen entstehen dabei Salze mit charakteristischer Farbe, sodass die Oxidationsschmelze gleichzeitig als Aufschluss von Manganoxiden und als Nachweis von Mangan verwendet werden kann. Soda dient dabei als basisches Flussmittel und hilft somit beim Aufschluss des Oxids und der Bildung von Oxometallaten. Mangan wird zu grünem Manganat (MnO42−). Manganat disproportioniert in Eisessig zu Braunstein (MnO 2) und Permanganat (MnO4−), das durch seine intensiv violette Farbe identifiziert werden kann. Durchführung Zwei Spatelspitzen einer Manganverbindung werden mit der drei- bis sechsfachen Menge einer Mischung aus gleichen Teilen Na2CO3 und KNO3 (ausstehendes Gemisch) feinst verrieben. Diese Mischung wird in einer Magnesiarinne solange unter Rotglut erhitzt, bis die Gasentwicklung aufhört. Die erkaltete Schmelze löst man auf einem Uhrglas in wenig Wasser und säuert an, indem man 1 Tropfen Eisessig vom Rand her in die Lösung einfließen lässt. 55 Modul 4: Qualitative Analyse _________________________________________________________________________________ Analyse eines unbekannten Salzes (Einzelsubstanzanalyse) Anhand der bekannten Vorversuche soll ein unbekanntes Salz auf seine Zusammensetzung hin untersucht werden. Mögliche Kationen: Ba2+, Ca2+, Pb2+/4+, Fe2+/3+, Cu2+, Ni2+, Mn2+ Mögliche Anionen: Cl−, Br −, I−, CO32−, NO3−, SO42−, NO2− Das Ergebnis der Analyse ist dem betreuenden Assistenten in schriftlicher Form einzureichen. 56 Modul 5: Quantitative Analyse _________________________________________________________________________________ Modul 5: Quantitative Analyse H He Li Be B N O F Na Mg Al Si P S Cl Ar K Ca Sc Ti V Rb Sr Y Ne Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr Zr Nb Mo Tc Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Cs Ba La Hf Ta W Re Os Ir Fr Ra Ac C Xe Pt Au Hg Tl Pb Bi Po At Rn 57 Modul 5: Quantitative Analyse _________________________________________________________________________________ Motivation Die Bestimmung der quantitativen Zusammensetzung von Substanzen ist eine der wichtigsten Aufgaben bei zahlreichen Untersuchungen im Bereich der Zusammensetzung der Naturwissenschaften. Unter der Voraussetzung, dass die elementare Substanzgemische bereits aufgeklärt ist, können verschiedene Methoden zur Bestimmung genauer Konzentrationen oder prozentualer Anteile der beteiligten Komponenten angewandt werden. Die wichtigsten Verfahren der klassischen quantitativen Analytik sind die Gravimetrie (Gewichtsanalyse) und die Titrimetrie (Maßanalyse). Bei der Titrimetrie wird eine Reagenzlösung bekannter Konzentration (Maßlösung) solange zugefügt, bis eine bestimmte chemische Umsetzung erfolgt. Hierbei können verschiedene chemische Reaktionen zur Bestimmung eines Äquivalenzpunktes ausgenutzt werden. Die häufigsten Methoden sind die Säure−Base−Titration, die Fällungstitration, komplexometrische Titration und die Redoxtitration. Die praktische Durchführung von Titrationen soll Ihnen einen Einblick in die Methodik der Titrimetrie vermitteln. Für das Gelingen einer quantitativen Analyse ist sauberes Arbeiten und das Einhalten genau definierter Bedingungen eine wichtige Voraussetzung. Weiterhin wird beim quantitativen Arbeiten der Umgang mit Konzentrationsangaben und stöchiometrischem Rechnen erlernt und vertieft. 58 Modul 5: Quantitative Analyse _________________________________________________________________________________ Lehrinhalte ‒ Allgemeine Grundlagen des analytischen Arbeitens ‒ Säuren und Basen: Definition nach BRØNSTED und LEWIS ‒ Chemisches Gleichgewicht und Massenwirkungsgesetz ‒ pH−Wert und pKS−Wert starker und schwacher Säuren ‒ pH−Wert von Salzlösungen ‒ Pufferlösung/ Puffersysteme ‒ Wirkungsweise von Farbindikatoren ‒ Titrationskurven Literatur ‒ G. Jander, E. Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, 15. Aufl., S. Hirzel, Stuttgart, 2002. ‒ G. Jander, E. Blasius, Einführung in das anorganisch−chemische Praktikum, 15. Aufl., S. Hirzel, Stuttgart, 2005. ‒ E. Riedel, Anorganische Chemie, 5. Aufl., Walter de Gruyter, Berlin, 2002. 59 Modul 5: Quantitative Analyse _________________________________________________________________________________ Fragen zum Lehrinhalt Modul 5 1) Definieren Sie den Begriff „Säure“ nach BRØNSTED und nach LEWIS. 2) Was gibt der pKS−Wert einer Säure an? Wann spricht man von einer starken bzw. einer schwachen Säure? 3) Wodurch unterscheiden sich starke Säuren (Basen) von schwachen Säuren (Basen)? 4) Informieren Sie sich über die pKS−Werte für Salzsäure und Essigsäure. 5) Was versteht man unter dem Äquivalenzpunkt? 6) Was sind Säure−Base−Indikatoren und wie wirken sie? 7) Woraus besteht der Tashiro−Mischindikator? 8) Skizzieren Sie die Titrationskurven jeweils für eine Titration von einer starken bzw. einer schwachen Säure mit NaOH. 9) Berechnen Sie den theoretischen Verbrauch an Natronlauge für die Titration von 10 ml HCl, CH3COOH (je c = 0,1 mol l−1) mit einer NaOH−Lösung −1 (c = 0,1 mol l ). 10) Wie müssen Sie eine 32,5%ige Salzsäurelösung (Dichte 1,160 kg l−1) verdünnen, um 2 Liter einer HCl−Lösung mit einer Stoffmengenkonzentration von 0,1mol l−1 zu erhalten? 11) Der HCl−Gehalt einer Analyse beträgt 130 mg. Berechnen Sie den pH−Wert, wenn die Analysenlösung auf 250 ml aufgefüllt wurde. 12) Wie viel Milliliter NaOH−Lösung (c = 1 mol l−1) können mit 50 g einer 29,1%igen Salzsäurelösung (Dichte 1,15 g ml−1) neutralisiert werden? (M(H) = 1 g mol−1; M(Cl) = 35,5 g mo−1). 13) Wie viel Milliliter Salzsäure (c = 0,2 mol l−1) sind zur Neutralisation von 20 ml CalciumhydroxidLösung (c = 0,01 mol l−1) notwendig? 14) Der pKS−Wert der Kationensäure NH4+ ist angenähert 9. Welchen pH−Wert hat ein Puffer aus 10 ml einer NH4Cl−Lösung (c = 1 mol l−1) und 10 ml einer Lösung seiner korrespondierenden Base (c = 1 mol l−1). 15) Um den pH-Wert von Salzlösungen zu berechnen, muss man sich zunächst klarmachen ob das Salz in Lösung sauer, neutral oder basisch reagiert. Welche Reaktion erwarten Sie in den Lösungen der folgenden Salze: NaCl Na2CO3 (NH4)CH3COO FeCl3 NH4Cl 60 Modul 5: Quantitative Analyse _________________________________________________________________________________ 16) Sie titrieren eine schwache Säure mit einer starken Base und haben 3 Indikatoren zur Verfügung. Wie entscheiden Sie welcher am besten zur Erkennung des Äquivalenzpunktes geeignet ist? 17) Welche der folgenden Teilchen sind keine Säuren im Sinne der BRØNSTEDschen Definition: HSO4− NH4+ H2O HNO3 Cl− H2PO4− PO43− H2S CN− HCOOH CaH2 HCl 61 Modul 5: Quantitative Analyse _________________________________________________________________________________ Versuche (Tag 5) Auswertung Versuch 9 (Tag 1) „Wasseraufnahme beim Abbinden von Zement“: Berechnen Sie die theoretische Massenzunahme beim Abbinden von Zement in Prozent und vergleichen Sie diese mit der praktisch ermittelten Masse. Säure−Base−Titration Umschlagbereiche der Indikatoren Indikator Umschlagbereich Farbe Methylorange pH 3,0 bis 4,4 rot−orange Tashiro-Mischindikator pH 4,4 bis 6,2 violett−neutralgrau−grün Phenolphthalein pH 8,2 bis 10,0 farblos−rot Ablesen des Flüssigkeitsstands Aufgabenstellung 1) Untersuchen Sie die drei Farbindikatoren Methylorange, Tashiro−Mischindikator und Phenolphthalein auf ihre Eignung für die Titration von Salzsäure und Essigsäure. 2) Ermitteln Sie die Menge an Salzsäure im Analysen−Maßkolben durch Säure−Base−Titration mit Natronlauge. Modul 5: Quantitative Analyse 62 _________________________________________________________________________________ Durchführung Teil 1 Für die erste Aufgabe werden ihnen die drei Farbindikatoren Methylorange, Tashiro−Mischindikator und Phenolphthalein, NaOH, HCl und CH3COOH (jeweils c = 0,1 mol l−1) bereitgestellt. Füllen Sie Ihre Bürette mit der Natronlauge. Beachten Sie dabei, dass sich keine Luftblasen mehr in der Bürette befinden. Sollte Ihre Bürette vor dem Füllen noch nass sein, so müssen Sie diese zuerst mit etwas Natronlauge spülen. Geben Sie 70−80 ml der jeweiligen Säure aus der Vorratsflasche in ein sauberes und trockenes Becherglas. Aus dem Becherglas entnehmen Sie sich mit einer Vollpipette Proben zu jeweils 10 ml und überführen diese in einen Erlenmeyerkolben. Sollte die Pipette nass sein, so müssen Sie diese vorher mit der Säure spülen. Beachten Sie, dass die Pipetten auf Auslauf geeicht sind (nicht ausblasen!). Säuren niemals mit der Pipette aus der Vorratsflasche entnehmen! Geben Sie 2−3 Tropfen des Indikators in den Erlenmeyerkolben und verdünnen Sie den Inhalt mit destilliertem Wasser auf ca. 100 ml. Titrieren Sie mit der Natronlauge aus der Bürette bis zum Farbumschlag des Indikators. Notieren Sie sich den Verbrauch an Natronlauge und vergleichen Sie diesen mit dem theoretischen Verbrauch. Auswertung Diskutieren Sie die gefundenen Unterschiede im NaOH−Verbrauch bei der Verwendung der verschiedenen Indikatoren im ersten Versuchsteil. Skizzieren Sie dazu eine Titrationskurve, in die Sie die Umschlagsbereiche der Indikatoren einzeichnen. Modul 5: Quantitative Analyse 63 _________________________________________________________________________________ Durchführung Teil 2 Für den zweiten Teil des Praktikumsversuchs bekommen Sie einen 100 ml Maßkolben mit einer unbekannten Menge an Salzsäure. Füllen Sie diesen mit destilliertem Wasser so auf, dass der Meniskus der Flüssigkeit auf der Eichmarkierung steht. Verschließen Sie den Maßkolben mit dem Stopfen und schütteln Sie mehrfach gut um, so dass die Konzentration der Lösung im gesamten Kolben gleich ist. Titration der Säure Entnehmen Sie mit der 10 ml Vollpipette mehrere Proben aus dem Maßkolben und überführen Sie diese in jeweils einen Erlenmeyerkolben. Nutzen Sie für diese Titration den Indikator, der den passenden Umschlagspunkt für den Äquivalenzpunkt der Säure besitzt (siehe Seite 62 Aufgabe 1). Geben Sie 2−3 Tropfen des Indikators hinzu, verdünnen Sie die Proben auf das zwei- bis dreifache Volumen und titrieren Sie mit der Natronlauge aus der Bürette bis zum Farbumschlag des Indikators. Notieren Sie sich den Verbrauch an Natronlauge. Wiederholen Sie den Versuch bis Sie zwei oder drei ähnliche Werte haben. Bilden Sie den Mittelwert aus diesen Werten und berechnen Sie die Masse der Säure pro Maßkolben. Auswertung Berechnen Sie aus den Titrationsergebnissen im zweiten Versuchsteil den Gehalt an Salzsäure in mg pro Kolben. Molare Masse: HCl 36,5 g mol−1. 64 Allgemeine Praktikumsordnung _________________________________________________________________________________ Allgemeine Praktikumsordnung Das „Anorganische Grundpraktikum“ findet als 5-tägiges Blockpraktikum statt. Zeit 9:00 – 13:30 Uhr Ort Neubau Chemische Institute Anorganische Chemie Praktikumssaal 299 (2. Etage) Jeder Studierende muss 5 Module absolvieren, die nicht aufeinander aufbauen. Voraussetzung zur Teilnahme am Praktikum Vor Beginn des Praktikums muss an einer Sicherheitsbelehrung teilgenommen werden. Den Termin entnehmen Sie unserer Internetseite (http://www.chm.tudresden.de/ac1). Ohne die unterzeichnete Teilnahmebescheinigung darf das Praktikum nicht angetreten werden. Laboratoriumsordnung und Betriebsanweisung Sie erhalten vor Beginn des Praktikums einen Garderobenschrank, wo Mäntel, Taschen und weitere Utensilien (keine Chemikalien!) aufbewahrt werden können. Dafür benötigen Sie zwei Schlösser, die Sie bitte am ersten Praktikumstag mitbringen. Das Labor darf nur mit Kittel (100 % Baumwolle, langärmlich) und Schutzbrille (gilt auch für Brillenträger) betreten werden. Die Schutzbrille wird gestellt. Bei bestimmten Versuchen ist das Tragen von Schutzhandschuhen Pflicht. Diese werden ebenfalls gestellt. Sie bekommen einen Laborplatz zugewiesen, der eine Gerätegrundausstattung beinhaltet. Der Laborplatz wird vor Praktikumsbeginn von Ihnen übernommen und Sie sind bis Praktikumsende für dessen Inhalt verantwortlich. Beschädigungen an 65 Allgemeine Praktikumsordnung _________________________________________________________________________________ Geräten sind dem Assistenten mitzuteilen. Am Ende des Praktikums geben Sie Ihren Laborplatz wieder ab. Fehlende oder defekte Geräte sind zu ersetzen. Grundsätzlich gilt: In einem Labor ist so zu arbeiten, dass niemand geschädigt, gefährdet oder mehr als nötig belästigt wird. Des Weiteren hat sich jeder Praktikumsteilnehmer nach der aushängenden Betriebsanweisung (roter Hefter am Eingang des Praktikumssaales) zu richten, deren Inhalt Teil der Sicherheitsbelehrung ist, und welche gut zu studieren ist. Verstöße gegen die Betriebsanweisung oder weitergehende, bei der Sicherheitsbelehrung explizit erwähnte oder in dieser Laboratoriumsordnung beschriebene Anweisungen und Verhaltensrichtlinien werden mit Laborausschluss geahndet. Dies kann bei schweren und/oder häufigen Verstößen zur Aberkennung der bis dahin erbrachten praktischen Leistungen führen und den Ausschluss aus dem Praktikum nach sich ziehen. Dies gilt auch für das mutwillige, grob fahrlässige Unterlaufen des Chemikaliensammelsystems. Chemikalien Es dürfen nur die ausstehenden Chemikalien verwenden werden. Die für einen Versuchstag benötigten Chemikalien und Gerätschaften finden Sie auf den Tischen an der Fensterfront bzw. im Abzug. Bitte stellen Sie die Chemikalien nach Gebrauch sofort wieder an ihren Platz zurück, Sie ersparen Ihren Kollegen unnötiges Suchen. Die Lagerung von Chemikalien in den Laborplätzen oder den Garderobeschränken ist nicht erlaubt. Es ist verboten, Chemikalien aus dem Laborbereich heraus mitzunehmen. Vor jedem Versuch sind Sie verpflichtet, mögliche Gefahrenpotenziale der eingesetzten Chemikalien bzw. der während der Reaktion entstehenden Chemikalien zu kennen, Ihre Arbeitsweise danach zu richten und ggf. in einem Abzug zu arbeiten. Bei Arbeiten im Abzug ist der Frontschieber geschlossen zu halten. 66 Allgemeine Praktikumsordnung _________________________________________________________________________________ Zur Gewährleistung gesetzlicher Vorschriften sowie zu Ihrer eigenen Sicherheit müssen vor der Durchführung der Versuche eines Moduls die in diesem Modul bei jedem Versuch neu hinzukommenden Chemikalien hinsichtlich ihres Gefahrstoffpotenzials und der gültigen H− und P−Sätze überprüft werden. Dazu füllen Sie nach dem Muster im Praktikumsskript (Seite 7) Betriebsanweisungen für die angegeben Chemikalien aus und legen die von Ihnen unterschriebene allgemeine Betriebsanweisung vor Beginn der Versuche des jeweiligen Moduls dem betreuenden Assistenten vor. Mit Ihrer Unterschrift dokumentieren Sie die Kenntnis der von den Chemikalien ausgehenden Gefahr für Sie, Ihre Kommilitonen und die Umwelt sowie die sachgemäße Handhabung der aufgeführten Chemikalien. Gefahrstoffe, die in mehreren Versuchen in verschiedenen Kapiteln vorkommen, z.B. konzentrierte Säuren und Basen, werden nur einmal in einer Betriebsanweisung aufgeführt. Die Kenntnis des Gefahrenpotenzials wird dann in den weiteren Versuchen anderer Module vorausgesetzt. Der Assistent muss die Betriebsanweisung gegenzeichnen, bevor Sie mit den Versuchen beginnen dürfen. Bei den von Ihnen durchgeführten Versuchen muss die Betriebsanweisung am Arbeitsplatz vorliegen. Chemikaliensammelsystem Bei vielen Versuchen werden im Praktikum Chemikaliensammelbehälter bereitgestellt. Für die Entsorgung von Lösungen stehen verschiedene Behälter zur Verfügung: Wässrige Lösungen werden entsprechend ihres pH−Wertes (sauer oder basisch), lösungsmittelhaltige entsprechend ihres Halogengehalts (halogenhaltig oder halogenfrei), silberhaltige Lösungen werden separat entsorgt. Feststoffabfälle werden in den bereitstehenden Behälter gegeben. Kontaminierte Papierfilter werden in dem Behälter „kontaminierte Restabfälle“ entsorgt. Glasabfälle kommen in den Behälter „kontaminiertes Glas“. In den Ausguss gelangen nur Chemikalien, die ökologisch und ökonomisch unbedenklich sind. Der Erfolg dieses Systems hängt natürlich in erster Linie von Ihnen, den Studierenden, ab. Treten hinsichtlich der richtigen Sammlung nach Versuchsende Fragen auf, ist der betreuende Assistent zu konsultieren. 67 Allgemeine Praktikumsordnung _________________________________________________________________________________ Vorgaben zum sauberen Arbeiten im Labor Damit bei den durchgeführten Versuchen “korrekte” Beobachtungen gemacht werden können, die richtige Schlüsse auf die zugrunde liegenden chemischen Vorgänge erlauben, müssen die eingesetzten Chemikalien hinreichend rein sein. Um dies zu gewährleisten, müssen sich alle Praktikanten einen sauberen Arbeitsstil angewöhnen: ‒ Damit Stopfen bzw. Schraubdeckel oder Pipetten der Chemikalienvorratsflaschen nicht vertauscht werden, müssen sie sofort nach Entnahme wieder auf ihre Flasche aufgesetzt werden. ‒ Werkzeuge zur Entnahme von Feststoffen (Spatel, Löffel) oder Flüssigkeiten (Einweg− oder Glastropfer) dürfen niemals ohne Zwischenreinigung nacheinander zur Entnahme verschiedener Chemikalien dienen. ‒ Niemals mit Pipetten direkt in Vorratsflaschen! Das ungefähr benötigte Volumen wird in ein Becherglas gegeben, aus dem dann mittels einer Pipette die genaue Menge entnommen wird. Reste niemals zurück in die Vorratsflasche! ‒ Beim Umfüllen von Feststoffen oder Lösungen müssen das Vorratsgefäß und das Gefäß, in welches abgefüllt werden soll direkt nebeneinander stehen (kein “Eierlauf” mit gefüllter Pipette durchs Labor!). Versuchsdurchführung Es ist unabdingbar, dass Sie vor Beginn des Praktikumstages das Skript zu den jeweiligen Versuchen durcharbeiten. Das Praktikumsskript enthält die Vorschriften und Anleitungen für die Versuche. Zusätzliche Versuche dürfen nur nach Absprache mit dem betreuenden Assistenten durchgeführt werden. Vor der Versuchsdurchführung müssen die theoretischen und praktischen Aspekte eines jeden Versuches bekannt und verstanden sein. Diese werden jeweils vor Beginn des Praktikumstages in Form eines schriftlichen Kurztestates und während der Versuche durch Versuchsdurchführung Platztestate im Platztestat abgefragt. kann Ungenügende zum Ausschluss Kenntnis am der jeweiligen 68 Allgemeine Praktikumsordnung _________________________________________________________________________________ Praktikumstag führen. Der Versuch muss dann zu einem späteren Termin wiederholt werden. Es wird nur ein Nachholtermin angeboten. Nach Abschluss eines Praktikumstages ist der Arbeitsplatz in ordentlichem Zustand zu verlassen, d. h. saubere Geräte in Schubladen bzw. Unterschrank, sowie Reinigung der Arbeitsflächen und Abzüge. Schriftliches Kurztestat Jeweils zu Beginn der einzelnen Module werden schriftliche Kurztestate durchgeführt. Dazu erhalten Sie von Ihrem betreuenden Assistenten einen Testatbogen mit fünf Fragen, wovon Sie innerhalb von 15 Minuten mindestens zwei richtig beantworten müssen. Nur nach bestandenem Kurztestat dürfen die Versuche begonnen werden. Andernfalls gibt es die Möglichkeit, das entsprechende Modul mit Antestat am darauffolgenden Praktikumstag nachzuholen. Bei Nichtbestehen von mehr als 2 Kurztestaten kann das Praktikum nicht weitergeführt werden. Benotung des schriftlichen Kurztestats: Note Fehler Punkte Sehr gut 0 5 Gut 1 4 Befriedigend 2 3 Ausreichend 3 2 69 Allgemeine Praktikumsordnung _________________________________________________________________________________ Laborjournal Das Praktikum ist unterteilt in fünf Module. Während des Moduls führen Sie ein Verlaufsprotokoll zu den durchzuführenden Versuchen. Folgende Angaben zu einem Versuch sollte das Verlaufsprotokoll beinhalten: ‒ Bezeichnung des Versuchs, Datum der Durchführung, ggf. Name des Partners, Aufgabenstellung ‒ kurze Versuchsbeschreibung, ggf. mit Skizze einer aufgebauten Apparatur ‒ verwendete Chemikalien ‒ Beobachtungen bei der Versuchsdurchführung und/oder Messwerte, Reaktionsgleichungen zu den durchgeführten Versuchen ‒ Auswertung und Diskussion: hierzu gehört die unter Auswertung geforderte Beantwortung der Fragestellungen ‒ ggf. Hinweise zur Entsorgung bzw. Weiterverwendung der Edukte und Produkte. Das Verlaufsprotokoll wird am Folgetag nach Beendung des Moduls bei dem betreuenden Assistenten zur Bewertung abgegeben. In diese Kontrolle fließen das Verhalten am Arbeitsplatz und im Labor, die Sauberkeit des Arbeitsplatzes sowie die Ausbeuten und Reinheit der Präparate mit ein. Gegebenenfalls kann vom betreuenden Assistenten eine Wiederholung einzelner Versuche gefordert werden. Qualitative Analyse Im Verlauf des Moduls 4 (Qualitative Analyse) wird eine Einzelsubstanz auf deren Inhaltsstoffe qualitativ geprüft. Nach Durchführung der Vorversuche und Vorproben an diesem Tag bekommen Sie eine Einzelsubstanzanalyse von Ihrem betreuenden Assistenten. Sie haben bis eine viertel Stunde bevor der Praktikumstag endet Zeit herauszufinden, um welche Substanz es sich dabei handelt. Allgemeine Praktikumsordnung 70 _________________________________________________________________________________ Das Ergebnis der Analyse (ein Kation und ein Anion) ist dem betreuenden Assistenten in schriftlicher Form einzureichen (schriftliche Ansage). Dies geschieht nach schriftlicher Dokumentation der Einzelnachweise. Der betreuende Assistent zeichnet das Ergebnis gegen. Die Analyse der Einzelsubstanz wird bei richtiger Ansage mit 5 Punkten bewertet, bei falscher Ansage mit 0 Punkten, eine wiederholte Ansage ist nicht möglich. Quantitative Analyse Im Verlauf des Moduls 5 (Quantitative Analyse) wird von jedem Studenten eine Säure–Base–Titration durchgeführt. Zum Erhalt der Analysensubstanz stellen Sie am Montag vor Beginn des Moduls einen sauberen und trockenen Maßkolben bereit. Am Analysentag bekommen Sie die Analysensubstanz von Ihrem betreuenden Assistenten. Am Ende des Praktikumstages muss das berechnete Analysenergebnis beim betreuenden Assistenten angesagt werden. Bei korrekter Ansage wird die Analyse mit 5 Punkten bewertet. 71 Allgemeine Praktikumsordnung _________________________________________________________________________________ Bewertungsschema Praktikum Die Maximalpunktzahl der Module 1–3 setzt sich aus den Punkten für das Verlaufsprotokoll und das schriftliche Kurztestat zusammen. Für die Module 4 und 5 wird sie aus den Punkten der Analyse und des schriftlichen Kurztestates berechnet. Maximal Modul 1 10 Modul 2 10 Modul 3 10 Modul 4 10 Modul 5 10 Gesamt 50 Gesamtnote Praktikum Das Praktikum gilt als abgeschlossen, wenn alle Teilbereiche (experimenteller Teil, Protokolle, Analysen) vollständig absolviert sind. Nur dann wird ihre erbrachte Leistung durch eine Gesamtnote bewertet. Diese resultiert aus der Addition der erzielten Punkte, die wie folgt in eine Note umgerechnet werden: 50− 48− 44− 40− 36− 32− 29− 25− 21− 17− 15− 49 45 41 37 33 30 26 22 18 16 0 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4 5 Punkte Note