Integriertes Seminar Physiologie Ernährung und Verdauung Gliederung ● Mechanismen der Säurebildung im Magen / Regulation / Schutzmechanismen ● pH-Profil im Gastrointestinaltrakt ● Sekretion im Pankreas ( endokrin & exokrin ) ● Sekretion im Darm ● Magenmotilität, Magenentleerung ● klinischer Fall: Magen- und Duodenalulkus Säurebildung im Magen Regulation / Schutzmechanismen Der Magen-Darm-Trakt: Verdauungs- und Ausscheidungsorgan Der Magen (Makroskopie) Der Magen (Mikroskopie) Magenfundus: - mukoides Oberflächenepithel - Nebenzellen: Sekret (alkalisch, hoher Gehalt an Muzinen) - Belegzellen: HCl, Intrinsic Faktor - Hauptzellen: Pepsinogen - Enterochromaffine-like (ECL) Zellen: Histamin - D-Zellen: Somatosstatin (SIH) Antrum: - Hauptzellen - endokrine Zellen: - G-Zellen: Gastrin - D-Zellen: Somatostatin Die Magensaftsekretion zelluläre Mechanismen und allgemeine Regulation Stimulierend: Acetylcholin Gastrin Histamin Hemmend: Somatostatin CCK(Cholecystokinin) Sekretin VIP( vasoaktives interstinales Peptid) GIP(Glucose-dependent insulin-releasing Peptide) Neurotensin PYY(Peptid YY) Prostaglandin Die Phasen der Magensaftsekretion pH-Profil im Gastrointestinaltrakt Speichel Speichelproduktion: 0,1 - 4 ml/min (entspricht 1,5 l/Tag) Speichelzusammensetzung: Wasser (99,5 %), Ptyalin, Muzine, Abwehrstoffe wie Immunglobulin A und Lysozym Primärspeichel: Bildung in Drüsenazini plasmaisotone ionale Zusammensetzung Speichel Sekundärspeichel: Veränderung der ionalen Zusammensetzung des Primärspeichels in den Ausführungsgängen; ● Rückresorption von NaCl, aktive Sekretion von Kalium und Bicarbonat ◊ Speichel wird hypoton ● Azidität ändert sich mit Speichelflussrate: Ruhespeichel leicht sauer, bei starker Sekretion Speichel leicht basisch Magen • Magensaft enthält Verdauungsenzyme, Muzine, Intrinsic Factor, Bicarbonat und hohe Salzsäurekonzentration stark saurer pH im Magen von ca. 1-2 • Bicarbonat und Muzine schützen Zelloberflächen vor Salzsäure bauen pH-Gradienten auf: an Zelloberfläche pH = 7 im Lumen pH < 2 Gründe für stark sauren pH im Magen: • Abtötung von Bakterien • Denaturierung von Proteinen • Umwandlung von Pepsionogen zu Pepsin Duodenum • pH-Wert-Anhebung von pH = 1-2 auf pH = 8 • Brunner-Drüsen produzieren alkalischen Schleim mit viel Bicarbonat Pufferung von HCl und dadurch Schutz der Dünndarmschleimhaut • Sekretin-Produktion zur Anhebung des pH-Werts Duodenum mit Brunner-Drüsen Pankreas ● Pankreassekret mit verschiedenen Verdauungsenzymen und Bicarbonat mündet ins Duodenum ● wegen hoher Bicarbonat-Konzentration ist Pankreas-Sekret alkalisch: pH = 8 Hauptaufgabe ist Neutralisierung der vom Magen ausgehenden Säureäquivalente ● bei erhöhter Sekretionsrate steigt die Bicarbonat-Konzentration auf Kosten der Chlorid-Konzentration Pankreas eine erhöhte Sekretionsrate führt zum Anstieg des pH-Werts, da bei stimulierter Sekretion das Na+/H+ -Austauschsystem aktiviert wird und ein bicarbonatreiches und alkalisches Sekret entsteht Galle & Leber • Galle mit Gallensäuren, Cholesterin, Phospholipiden (Lecithin), Gallenfarbstoffen und anorganischen Ionen mündet über den Gallengang ins Duodenum Bestandteil • Konzentration aller Bestandteile ist in Lebergalle und Blasengalle unterschiedlich • pH der Blasengalle sinkt, weil bei der Eindickung des Primärsekrets (=Lebergalle) Bicarbonat gegenüber Chlorid bevorzugt resorbiert wird • pH des ins Duodenum abgegebenen Sekrets liegt zwischen pH-Wert von Lebergalle und Blasengalle, da von beidem etwas sezerniert wird Na+ Lebergalle (mmol/l) 165 Blasengalle (mmol/l) 280 K+ 5 10 Ca2+ 2,5 12 Cl- 90 15 HCO3- 45 8 Gallensäuren 35 310 Lecithin 1 8 Gallenpigmente 0,8 3,2 Cholesterin 3 25 pH 8,2 6,5 Jejunum, Ileum, Colon und Rektum • keine weiteren starken pH-Wert-Veränderungen • weitere Abbau- und Resorptionsvorgänge (z.B. Aufnahme von Vit. B12 und Gallensäuren im terminalen Ileum) Sekretion im exokrinen Pankreas Aufbau des Pankreas Exokrine Sekretion • Pankreassaft : 1,5 l/d • dient der Verdauung und Absorption der Nahrung • Enzymsekretion Azini • Elektrolytsekretion Schaltstücke • Sekretionsrate durch Hormone und Neurotransmitter reguliert 4 Phasen der exokrinen Pankreasfunktion 1) Interdigestive Phase - niedrige basale Sekretion 2) Kephale Phase - 25% Enzymsekretion, leichter Anstieg der Flüssigkeits – und HCO3–Sekretion - Stimulation durch Anblick, Geruch, Kontakt der Nahrung mit Mundschleimhaut Schluckakt 3) Gastrale Phase - 40% Enzymsekretion - Stimulation durch Gastrin, Magendehnung, saurer Mageninhalt im Duodenum Magenentleerung 4) Intestinale Phase - maximale Enzymsekretion - Stimulation durch HCl, Gallensalze Fettsäuren, Peptide, Aminosäuren, Lipide Enzymsekretion • Zymogene • aktive Enzyme • schützende und regulatorische Proteine Funktion der Pankreasazini I Sekretion von Verdauungsenzymen für - Proteine (z.B.Trypsinogen, Proelastasen, Proproteasen) - Kohlenhydrate (Alpha-Amylase) - Fette (z.B. Lipasen, Phospholipase A, Cholesterinase) - Nukleotide (Ribonuklease, Desoxyribonuklease) Regulation: CCK, Acetylcholin, VIP, Sekretin Funktion der Pankreasazini II Elektrolyt – und Wassersekretion - plasmaähnliche, isotone Flüssigkeit als Lösungsmittel für Enzyme - NaCl und Wasser Regulation: CCK, Acetylcholin, GRP Funktion der Ausführungsgänge • Sekretion von Na+ und HCO3• Alkalisierung des Pankreassekrets Neutralisierung der Magensäure im Duodenum 2 Mechanismen: • Carboanhydrase • Na+/HCO3- Symporter Regulation: Sekretin, GRP Endokrines Pankreas Endokrines Pankreas • Langerhans-Insel: Hauptbildungsort aller endokriner Hormone • 3 Zellarten: – 1. B-Zellen (80%) Bildung von Insulin – 2. A-Zellen (15%) Bildung von Glukagon – 3. D-Zellen (<5%) Somatostatin Glukagon • Peptid aus 29 AS (Synthese in A-Zellen) Förderung des Glykogenabbaus und der Glukoneogenese • Haupwirkungsort Leber • wirkt über Typ III Rezeptor und G-Protein aus Adenylatzyklase und erhöht cAMPSpiegel • fördert Glykogenlyse, Lipolyse, Bildung von Ketonkörpern aus FS, Abbau von Proteinen und Glukoneogenese aus AS´s • Ausschüttung gefördert durch: Acetylchlolin Adrenalin (beta-Rezeptoren) Gastrointestinale Hormone • Ausschüttung gehemmt durch: gamma-Aminobuttersäure Somatostatin Insulin (direkter Antagonist) Insulin • Peptidhormon gebildet in B-Zellen • Peptid aus 51 AS, bestehend aus 2 Ketten, über Disulfidbrücken verbunden A-Kette: 21 AS B-Kette: 30AS • Präproinsulin in ER Proinsulin im GA Insulin+C-Peptid+Zink im Vesikel • wirkt blutglukosespiegelsenkend und wachstumsfördernd Wirkung auf Stoffwechselwege • Förderung der Glykogenbiosynthese( Leber,Muskeln), Glykogenabbau gehemmt • Förderung der Glykolyse ( Leber, Muskeln), Glukoneogenese entsprechend gehemmt • Biosynthese von TAG´s, hemmt die Lipolyse • fördert die Aufnahme von AS´s, stoppt den Kaliumausfluss aus der Zelle • immer abhängig von Interkonversion (Phosphorylierung/ Dephosphorylierung) Wirkung von Insulin • Andocken an Insulinrezeptor • Autophosphorylierung durch ATP-Bindungsstelle und Tyrosinkinaseaktivität • Phosphorylierung: IRS-1 ( Insulin-Rezeptor-Substrat-1) • Aktivierung der cAMP-spezifischen Phosphodiesterase (PDE) • Senkung cAMP Dephosphorylierung von Enzymen • mitogener Effekt über G-Protein Wirkung von Insulin • Aktiviert Na+/H+ - Austauscher • intrazelluläre Alkalose • günstiger pH-Wert für Glykolyseenzyme • Aktivierung des Na+-K+-2Cl- -Cotransporter • Phosphataufnahme über Glukoseaufnahme • Mg2+- Aufnahme Sekretion von Insulin • Glukose über Glut2 in B-Zellen der Pankreas • Glykolytischer Abbau ATP-Synthese • Erhöhte ATP-Konz. hemmt ATP-sensitive K+-Kanäle (Katp-Kanäle) • Depolarisation durch K+-Anstauung • Spannungsabhängige Ca2+-Kanäle werden geöffnet • Insulinvesikel-Exocytose Regulation der Insulinausschüttung • stimulierende Hormone die über cAMP wirken (G-Protein-gekoppelteRezeptoren) an den B-Zellen wirken: Glucagon-like Peptid (GLP) Glukagon Sekretin Gastric Inhibitory Peptide (GIP) • stimulierende Hormone die über IP3 und Diacylglycerol an B-Zellen wirken: Cholecystokinin (CCK) • hemmende Hormone die über cAMP wirken: Somatostatin Adrenalin Noradrenalin IP3/DAG-Mechanismus • komplexer biochemischer Mechanismus der über alpha1Rezeptoren und folgendem G-Protein aktiviert wird • Ca2+-Konzentration in Zelle wird erhöht durch Freisetzung von Ca2+ aus ER • Depolarisation • Insulinausschüttung G-Protein-gekoppelte Typ III- Rezeptoren • Wichtigstes G-Protein ist das heterotrimere G-Protein ( alpha-, betaund gamma UE) • Aktiviert ist GTP an alpha gebunden • Alpha-UE mit GTP fällt ab und aktiviert Enzym • Adenylatzyklase und Phospholipase C cAMP • der „second-messenger“ • 4 cAMP´s binden an die zwei regulatorischen UE´s der Proteinkinase A • die beiden katalytischen UE´s lösen sich ab und werden so aktiviert • Phosphorylierung von Proteinen bzw. Enzyme • Aktivierung/ Deaktivierung Interkonversion • Wirkung auf glykolytische Vorgänge in der B-Zelle cAMP / Proteinkinase A Physiologische Rezeptorwirkung Rezeptor G-Protein Mechanismus Alpha1-Rezeptor G-Protein IP3/DAG; Ca2+ Beta-Rezeptor Stimulierendes GProtein (Gs) Inhibitorisches GProtein (Gi) cAMP-erhöhend Alpha2-Rezeptor cAMPerniedrigend Nervensystem • Acetylcholin stimuliert die Insulinausschüttung durch Aktivierung depolarisierender Na+-Kanäle • Adrenalin aktiviert beta-Rezeptoren und stimuliert hier die Glukagonausschüttung Phasen der Insulinausschüttung • pulsierende Ausschüttung • erhöhte Glukosekonz. Im Blut löst biphasische Insulinausschüttung aus • schnelle plötzliche Ausschüttung • langsamer ansteigende Insulinausschüttung • 1. einige Insulinvesikel sofort verfügbar • 2. andere müssen erst über Vorstufen vorbereitet werden Dünndarm und Dickdarm Flüssigkeits – und Elektrolyttransport Flüssigkeits – und Elektrolyttransport • Sekretion und Absorption • 8,5 l/d Flüssigkeit • Dünndarm(re)absorption: 6,5 l • Dickdarm(re)sorption: 1,9 l • Nettoflux = [Fluxapikal basolateral] – [Fluxbasolateral apikal] Nettoflux Dünndarm Dickdarm Nettoresorption H2O, Na+, K+, Cl- H2O, Na+, Cl- Nettosekretion HCO3- K+, HCO3- Mechanismen der Na+ - Absorption • Dünndarm: Epithel der Zotten • Dickdarm: Oberflächenepithel • basolaterale Na+/K+-ATPase entscheidend 4 Mechanismen: 1) Nährstoffgekoppelt 2) Na+/H+ – Austauscher 3) Na+/H+ – Austauscher parallel mit Cl-/HCO3 -- Austauscher 4) Epithelialer Na+ – Kanal (ENaC) Mechanismen der Cl- - Absorption • Zotten des gesamten Darms • passiv: Folge der Na+ - Resorption • Cl-/HCO3-- Austauscher Mechanismen der Cl- - Sekretion • Krypten des Darms • aktiver transzellulärer Transport • parazellulärer Nachstrom von Na+, H2O folgt osmotischem Gradienten Mechanismen der K+ -Absorption • vor allem im Dünndarm • passiver parazellulärer Transport als Folge von H2O (solvent drag) • aktiver transzellulärer Transport durch apikale H+/K+ - ATPase Mechanismen der K+ - Sekretion • Kolon • Nettosekretion • passiv (lumennegatives transepitheliales Potential aufgrund der Na+ - Absorption) • aktiv (abhängig von apikaler bzw. basolaterale K+ Leitfähigkeit) Mechanismen des K+ - Transports Regulation • enterisches Nervensystem • endokrine Zellen physiologische Regulatoren • Immunzellen der lamina propria • Bakterientoxine Durchfall Stimulation der Resorption • Aldosteron: Na+ - Resorption erhöht • Glukokortikoide: NaCl-Resorption erhöht • Somatostatin, Noradrenalin, endogene Opiate: NaClResorption steigt; Cl- - Sekretion erniedrigt Stimulation der Sekretion • Parasymphatikus über postganglionäre cholinerge Neurone des ENS: Cl-/K+ - Sekretion steigt • Serotonin: Cl-/K+ - Sekretion steigt • VIP, Histamin: Cl-/K+ - Sekretion steigt • Aldosteron: Na+ - Resorption, K+ - Sekretion steigt • Darmdehnung: Ausschüttung von Serotonin • Immunzellen: Prostaglandine, Bradykinin, Histamin • Cholera-Toxin, hitzelabiles und hitzestabiles E.coli-Toxin Second Messenger • Ca 2+ • cAMP • cGMP Durchfall • autosomal-rezessive Chloridorrhoe • sekretorische Diarrhoe Magenmotilität Überblick Schlucken Magen Akkomodationsreflex im proximalen Magen Innendruck steigt trotz Füllung kaum an Magenmotilität Frequenz der „Slow Waves“ : 3/min Peristaltik des Magens Propulsive Peristaltik Transport des Chymus Nicht-propulsive Peristaltik Durchmischung des Chymus Magenentleerung Pylorus lässt nur Partikel < 1mm passieren „Antrum-Mühle“: Zerkleinerung und Vermischung abhängig vom Tonus der Magenmuskulatur und des Pylorus Nahrung: ~ 2-8 Stunden im Magen Regulationsmechanismen neuronale Steuerung: Intrinsisches Nervensystem (Plexus myentericus & submucosus) Extrinsisches Nervensystem (Sympathicus & Parasympathicus) humorale Steuerung: gastrointestinale Hormone und Peptide Gastrin Sekretin Cholecystokinin (CCK) Glucose dependent insulin-releasing peptide(GIP) Regulationsmechanismen Feedbackmechanismus Pylorus geschlossen bei: Dehnung des Duodenums CCK und GIP (hohe Fettkonzentration im Duodenum) Sekretin (pH < 4 im Duodenum) hohe Osmolarität im Duodenum Interdigestive Phase MMC (migrating motor complex) starke propulsative Peristaltik von Magen bis Ileum alle 1,5 Stunden bei Nüchternheit Reinigungsfunktion gesteuert von Motilin Dünndarm-Motilität Schrittmacher „Slow Waves“ Frequenz 3-15 / min Der klinische Fall Duodenal- & Magenulkus Was haben sie gemeinsam??? HELICOBACTER PYLORI „Helicobacter Pylori, was ist das denn?“ „Nochmal zur Erinnerung. War unser Magen-PH nicht sauer?“ Wie überlistet dieses Bakterium unsere Säurebarriere im Magen? und, wer hats gefunden? Die Schweizer? NEIN! 2 Pathologen aus Australien, und seit 2005 Nobelpreisträger für Medizin Warren Marshall Fragen, Anmerkungen, Ergänzungen Feierabend wie das duftet, ...