Toxizität von Salzen des KaliBergbaus gegen juvenile Fische Dr. Thomas Meinelt Prof. Dr. Werner Kloas Prof. Dr. Andreas Wienke Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin, Abteilung Aquakultur & Ökophysiologie Hypersaline Konditionen / Osmoregulatorischer Stress bei Fischen Reproduktionsbeeinträchtigung Erhöhte Larvenmortalität Apoptose der Chloridzellen, Na+-K+-ATPase (Ionentransportprotein ist in den Chloridzellen lokalisiert) Reduzierung des Aktivitätsniveaus Veränderung des K+/Ca++-Quotienten im Blut Dehydrierung, Reduzierung des Feuchtgewichtes der Eier Material und Methodik Aufbereitung der Proben Methodik des semistatischen 144-h-EmbryoLarval-Tests (ELT) Probenaufbereitung Umweltresistenz 144-h-Embryo-Larval-Test mit Danio rerio Entwicklungsalter Exogene Ernährung Altersabhängigkeit der Fischsensibilität Fischtests mit Danio rerio Beeinflussung nicht letaler Parameter Ei Embryo Exog. Ernähr. Jungfisch F1-Generation Life-Cycle-Test Early-Life-Stage-Test Embryo-Larval-Test akuter Fischeitest DI3 38415-T6 48h 30d 144h Lebensalter Schlupf nach ca. 96 h! 300d Zebrabärbling (Danio rerio) Methodik des ELT Aller 24 h 144-h-Inkubation in Petrischalen Temperierung Reinigungsschritt 4-8-ZellStadium Letale Parameter nach DIN 38415-T6 Fischeitest nach DIN 38415-T6, Suborganismische Testverfahren, Gruppe T, Teil 6: „Bestimmung der nicht akut giftigen Wirkung von Abwasser auf die Entwicklung von Fischeiern über Verdünnungsstufen“ 1. Koagulation Koaguliertes Ei 3. Nichtentwicklung der Somiten 2. Nichtablösung des Schwanzes 4. Kein Herzschlag in 30 sec Zusätzlich: Kein Blutkreislauf ab 72 h als letal gezählt Erfassung von Deformationen und Anomalien Somiten Schwanzablösung Schwanzablösung Ergebnisse Kaplan-Meier-Plots LC50 Anomalien/Deformationen Kali + A. dest., Mortalität im Zeitverlauf 100 80 Überleben [%] 0‰ 2‰ 60 4‰ 8‰ 40 16 ‰ 32 ‰ 20 0 0 20 40 60 80 t [h] 100 120 140 160 Kali + DIN-Wasser, Mortalität im Zeitverlauf 100 Überleben [%] 80 0‰ 60 2‰ 4‰ 40 8‰ 16 ‰ 32 ‰ 20 0 0 20 40 60 80 t [h] 100 120 140 160 LC50 Kalisalz ‰ Salzgehalt (Kalisalz) 25 20 A. dest. DIN-Wasser 15 10 5 0 24 48 72 96 Versuchsdauer [h] 120 144 48 h 24 h Kontrollgruppe (24 - 144 h) 144 h 144 h 24 h 48 h 2 ‰-Gruppe (24 – 72 h) 72 h 72 h 72 h 120 h 2 ‰-Gruppe 120 h 120 h 24 h 48 h 4 ‰-Gruppe (24 – 72 h) 72 h 72 h 72 h 4 ‰-Gruppe 120 h 120 h 48 h 24 h 8 ‰-Gruppe (24 – 72 h) HBW 96 h 72 h 120 h 8 ‰-Gruppe 120 h 120 h 32 ‰-Gruppe 24 h Deformationen und Anomalien: Ödeme im Herz- und Dotterbereich (HBW) Ödeme im Kopfbereich Hämatome im Herz- und Dotterbereich Verkrümmungen der Wirbelsäule Brüche der Schwanzwirbelsäule Unregelmäßiger Herzschlag Fehlender Herzschlag Unregelmäßiger Blutkreislauf Fehlender Blutkreislauf Verändertes Ruhepotential der Zellen Dies bedeutet: Nur ein Bruchteil der Embryonen kommt zum Schlupf. Die geschlüpften Larven weisen schwere Deformationen / Entwicklungsanomalien auf. Die geschlüpften Larven sind auch in einer „optimalen“ Umwelt nicht lebensfähig. 2Versuch einer Diskussion Kann Chlorid für die Effekte verantwortlich sein??? Ist der Cl--Einleitungsbezug sinnvoll!? Nein!!! Sind andere Ionen oder Ionenverhältnisse für die Toxizität verantwortlich??? Wahrscheinlich ja!!! Cox Regression, ausgewählte Ionen vs. Mortalität Mg++:K+ Ca++:K+ Ca++:Mg++ Einfluss auf die Mortalität Mg++ K+ Ca++ ClNa+: K+ Na+/SO4Anstieg der Konzentration Das Ruhepotential der Zelle…. (Na+/K+) „Cist in erster Näherung ein K-Gleichgewichtspotential, enthält aber auch Beiträge aus den Na- und Cl-Permeabilitäten der Membran.“ Das Gleichgewicht der Ionenströme durch die Zellmembran wird durch aktiven Transport hauptsächlich durch die Na-K-Pumpe hergestellt. Zellinneres 2 K+ K+ hoch Na+ niedrig Na+, K+ Pumpe + der Zelläußeres Beim aktiven+ Na -Abtransport+aus Zelle wird K eingepumpt (Na /K+Pumpe). Das Ruhepotential der Zelle wird konstant gehalten (unter Normalbedingungen)! K+ niedrig 1/3 des Energieverbrauchs der Zellen Na+ wird für die Na-K-Pumpe hoch aufgewendet. 3 Na+ Schmidt & Tews, Physiologie des Menschen (1995), 26. Auflage Das Ruhepotential der Zelle…. (Na+/K+) Durchlässigkeit der Zellmembran für Na+ ist viel niedriger als für K+! Aufgrund der geringen Durchlässigkeit der Zellmembranen gegen Na+ haben selbst große Veränderungen der äußeren Na+-Konzentrationen auf das Ruhepotential (-70 mV) fast keine Wirkung. (Na nicht entscheidend!) Das Ruhepotential der Zellen ist weitaus empfindlicher für Veränderungen im äußeren K+-Pegel als für Konzentrationsveränderungen anderer Kationen! Schmidt & Tews, Physiologie des Menschen (1995), 26. Auflage Na+ Dies bedeutet: Trotz gleichmäßiger Steigerung der Salzkonzentration wird mehr K+ als Na+ in die Zellen eingebracht (K+-Überschuss). Das Ruhepotential der Zellen wird gestört (Depolarisierung). Krämpfe, Epilepsie Dies bedeutet weiterhin: Na ist von untergeordneter Bedeutung! Indizien im ELT: Störungen im Herzrhythmus Störungen im Blutkreislauf Störungen in der Ionenregulation (Imballanzen) Eckert, Tierphysiologie (1986) ClDer in beiden Richtungen über die Membran gleich große Fluss von Chlorid stabilisiert das Ruhepotential C „Auch wenn C Verschiebungen vom Cl- im Intrazellulärraum eintreten, so sind diese wegen der hohen extrazellulären Cl--Konzentration funktionell ohne Bedeutung, genau wie bei Na+“. Auch hohe Chloridkonzentrationen stören das Ruhepotential der Zelle nicht C Schmidt & Tews, Physiologie des Menschen (1995) …Chlorid in der Aquakultur Natriumchloridbäder in Konzentrationen von 15000 mg/l bis 60000 mg/l zur Behandlung von Fischektoparasiten, ca. 66 % sind Chlorid = 9900 – 29700 mg/l Chlorid!!! für therapeutische Zwecke Chlorid wird als Therapeutikum gegen Nitrit-Vergiftungen bei Fischen eingesetzt! z. B.:http://www.ca.uky.edu/wkrec/NitritePonds.pdf Zusammenfassung •Kalisalzlösung (wie geprüft) ist in einer Konzentration von 2 ‰ für juvenile Lebensstadien der Fische hoch toxisch. • Da Zebrabärblinge eine mittlere Empfindlichkeit besitzen, ist es sehr wahrscheinlich, dass bei empfindlicheren Arten bei 2 ‰ keine Brut aufkommt (Forellen, Äschen, Elritzen, Barben). •Die wenigen Individuen, die überleben, sind in ihrer Vitalität extrem beeinträchtigt. •Chlorid ist nicht primär für die Toxizität verantwortlich. Andere Parameter (Ionenverhältnisse) sind höchstwahrscheinlich wichtiger, um die Fisch-Toxizität zu definieren (K, Mg, Na:K, Mg:K, Ca:KC?????). •Daphnien sind keine „anderen Fische“, also kein Ersatz für Fischtests! Weiterführende Untersuchungen zum Toxizitätsbezug der Ionen bei Fischen sind dringend notwendig!