don juan kommt aus dem krieg

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d o n j uan
ko m mt au s
d e m kr i e g
Erik Højsgaard
Der KlangBogen Wien wird aus Mitteln
der Kulturabteilung der Stadt Wien gefördert.
T HEATER
AN DER
W IEN – T HEATER
MIT
T RADITION
�
Genießen Sie
d o n j uan
ko m mt au s
d e m kr i e g
Oper in drei Akten
nach dem gleichnamigen Theaterstück
von Ödön von Horváth
Die Süße des Klangs
Die Stärke des Eindrucks
Musik von Erik Højsgaard
Uraufführung der Neufassung
Die Früchte der Kultur
mit
ZUCKER – STÄRKE – FRUCHT
H AUPTSPONSOR
DES
T HEATER
AN DER
W IEN
Premiere: Montag, 24. Juli 2006, 20.30 Uhr
Aufführungen: 27. & 31. Juli; 3. August 2006, 20.30 Uhr
Atelierhaus der Akademie der Bildenden Künste | Semper-Depot
I n halt
Ganz in Mozart.
Begeben Sie sich auf eine einjährige Reise auf den Spuren eines
Genies – genießen Sie das Mozartjahr 2006 im Theater an der Wien!
Besetzung
7
handlung
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ÖDÖN VON HORVÁTH
Don Juan kommt aus dem Krieg
10
Die Stille des Don Juan
Erik Højsgaard im Gespräch mit Alexandra Noël
12
PETER ALTENBERG
Der natürliche Idealist
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NIKOLAUS LENAU
Ein ewig Jenseits dem Verlangen
19
SØREN KIERKEGAARD
Don Juan als Verführer
20
ÖDÖN VON HORVÁTH
Der Schneemann
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BIOGRAPHIE Ödön von Horváth
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BIOGRAPHIE Erik Højsgaard
25
KünstlerBIOGRAPHIEN
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SYNOPSIS
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IMPRESSUM
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Unter den Flügeln des Löwen.
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B e s etz u n g
Musikalische Leitung Inszenierung Bühne Kostüme Licht Dramaturgie Walter Kobéra
Mascha Pörzgen
Paul Zoller
Renate Rieder
Norbert Chmel
Alexandra Noël
Don Juan Christian Miedl
Soubrette / Gretl, jüngere Tochter
Zerlina / Dorfmädchen
Rebecca Nelsen
Loses Mädchen / Krankenschwester
1. Dame / Maske
Petra Simkova
Anna / Kellnerin / 2. Dame Ulla Pilz
Witwe / Magda, ältere Tochter / 3. Dame Özlem Özkan
Oberin / Mutter / Altes Weib Tamara Gallo
Soubrette / Peter, Kunstgewerblerin
Don Giovanni / Dorfmädchen Elvira Soukop
Loses Mädchen / Charlie, Kunstgewerblerin
Dame aus Bern / Altes Weib Gisela Theisen
Großmutter / Nachbarin / 4. Dame Anna Clare Hauf
amadeus ensemble-wien
Eine Koproduktion von
und Theater an der Wien
im Rahmen des Festivals KlangBogen Wien 2006.
www.neueoperwien.at
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han d lu n g
Musikalische Assistenz Jürgen Goriup
Studienleitung Anna Sushon
Korrepetition Benjamin McQuade
Regieassistenz & Requisite Andrea Krause
Inspizienz & Produktionsleitung Liane Zaharia
Dramaturgiehospitanz Judith Schneiberg
Maske Michaela Haberschek
Kostümleitung Claudia Kroisenbrunner
Technische Leitung Gabriele Attl / LEX
Bühnenbau AHA – Albert Hönes Ausstattung
Lichttechnik Franz Weilguni & Karl Lager
Videoprojektionen Franz Weilguni
Orchestermanagement Wolfgang Trojan
Aufführungsrechte Edition SAMFUNDET –
Gesellschaft zur Publikation dänischer Musik
Kriegsende in einem Fronttheater. Don Juan glaubt, durch den Krieg ein
Anderer geworden zu sein. Er erinnert sich an seine frühere Verlobte, die er
vor dem Krieg verlassen hat. Auf der Suche nach ihr schreibt er ihr Briefe,
um seine Liebe zu beschwören und sein Kommen anzukündigen, erhält
aber keine Antwort.
In zahlreichen Begegnungen im Fronttheater, auf der Straße, im Krankenhaus, im Café, in einer Opernloge, als Untermieter und auf der Flucht trifft
er immer wieder auf bekannte und unbekannte Frauen. Sie erinnern ihn an
seine frühere Geliebte, und er erinnert sie an all die Männer, die nicht aus
dem Krieg zurückgekehrt sind.
Seine Briefe sind unterdessen bei der Großmutter seiner bereits gestorbenen Verlobten angekommen, die voller Rachsucht auf ihn wartet.
Als die jüngere Tochter seiner Vermieterin behauptet, Don Juan habe sie
vergewaltigt, ergreift er die Flucht und endet schließlich am Grab seiner
Geliebten.
Dauer ca. 85 Minuten – keine Pause
Das Fotografieren sowie die Herstellung von Ton- oder Bildtonaufnahmen aller Art vor,
während und nach der Vorstellung ist aus urheberrechtlichen Gründen ausnahmslos
untersagt.
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d o n j uan ko m mt au s d e m kr i e g
Vorwort von Ödön von Horváth (1936)
Man weiß es nicht, ob Don Juan als historische Person jemals gelebt hat.
Fest steht nur, dass es den Typus Don Juan einstmals gegeben hat, und
infolgedessen ist es klar, dass es ihn auch heute noch gibt und immer
geben wird. Ich habe es mir also erlaubt, einen Don Juan unserer Zeit zu
schildern, weil uns die eigene Zeit immer näher liegt. Scheinbar gehört
zwar auch dieser Don Juan bereits der Vergangenheit an, denn er starb
während der großen Inflation 1919-23, also in einer Zeit, in der sich, auch
im banalsten Sinne des Wortes, alle Werte verschoben haben. Es ist aber,
wie gesagt, nur eine scheinbar vergangene Zeit, denn, von einer etwas
höheren Warte aus gesehen, leben wir noch immer in der Inflation, und es
ist nicht abzusehen, wann sie zu Ende gehen wird.
Es ist typisch für unsere Tage, wie sehr sich jeder einzelne in seinem innersten Wesen ändert, infolge der Katastrophen, die die Allgemeinheit betreffen.
So kommt auch Don Juan aus dem Krieg und bildet sich ein, ein anderer
Mensch geworden zu sein. Jedoch er bleibt, wer er ist. Er kann nicht anders.
Er wird den Damen nicht entrinnen.
Er ist der große Verführer, der immer und immer von den Frauen verführt
wird. Alle erliegen ihm, aber - - und dies dürfte das Entscheidende sein:
wirklich geliebt wird er von keiner. (Drum hat auch dieses Stück keine
einzige Liebesszene.)
Was treibt nun die Frauen zu Don Juan? Es ist nicht allein die männliche
Sexualität, deren stärkster Repräsentant er ohne Zweifel ist, sondern es
ist die besonders innige und ausschließlich ausgeprägte metaphysische
Bindung dieser Sexualität, deren Wirkung sich die Frauen nicht entziehen
können. Der Don Juan sucht immer die Vollkommenheit, also etwas, was
es auf Erden nicht gibt. Und die Frauen wollen es ihm, und auch sich selbst,
immer wieder beweisen, dass er alles, was er sucht, auf Erden finden kann.
Das Unglück der Frauen ist, dass sie einen irdischen Horizont haben - erst, da sie es schaudernd ahnen, dass er nicht das Leben sucht, sondern
sich nach dem Tode sehnt, schrecken sie vor ihm zurück. Die tragische
Schuld Don Juans ist, dass er seine Sehnsucht immer wieder vergisst oder
gar verhöhnt, und so wird er zum zynischen Opfer seiner Wirkung, aber
nicht ohne Trauer.
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DIE STILLE DES DON JUAN
Erik Højsgaard im Gespräch mit Alexandra Noël
Wie kommt ein dänischer Komponist auf Ödön von Horváths Don Juan kommt
aus dem Krieg als Vorlage für seine erste Oper? Hat das Stück selbst Sie gereizt
oder war eher der Mythos der Don Juan-Figur ausschlaggebend für Ihre Wahl?
Weder das Stück noch die Figur des Don Juan war der ursprüngliche Grund
für die Wahl dieser Opernvorlage. Niels Pihl, ein guter Freund von mir und
Leiter der Operngruppe Undergrunden, hat mich 1986 gefragt, ob ich nicht
eine Oper nach einem Horváth-Stück schreiben wollte. Er hatte Don Juan
kommt aus dem Krieg in einer Bibliothek ausgerechnet in Bayreuth gelesen
und dachte, dass das Stück ein gutes Libretto werden könnte. Ich selbst
kannte damals nur Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald, die ich am
Königlichen Theater in Kopenhagen gesehen hatte.
Nachdem ich den Don Juan gelesen hatte, war auch ich davon überzeugt,
dass der Text sich perfekt für ein Opernlibretto eignen würde. Besonders
die Schlussszene faszinierte mich, in der Don Juan auf dem Friedhof
endlich seine Verlobte wiederfindet.
Mit anderen Worten: es war eine Art zufälliges Zusammentreffen, dass
ausgerechnet Don Juan die Hauptfigur dieser Oper wurde.
Ihre Oper ist in gewissem Sinne eine Literaturoper. Wie wichtig war für Sie
der Bezug zwischen der Erzählstruktur des Stückes und der musikalischen
Dramaturgie?
Das Libretto folgt grundsätzlich dem Stück, auch wenn es notwendig
war, einige Szenen zu streichen und zu verändern. Manche von Horváths
Sätzen konnte ich nur sehr schwierig oder gar nicht vertonen. Ich habe mit
einer Ausgabe des Don Juan gearbeitet, in der nicht nur das Stück selbst,
sondern auch Horváths Fragmente und Vorarbeiten stehen, und ich habe
daraus viel interessantes Material verwendet.
Horváths Stück ist eine Art Fortsetzung der bekannten Don Juan-Geschichte.
Er stellt darin die Frage in den Mittelpunkt, ob eine Person wie Don Juan in der
Lage ist sich zu ändern. Inwieweit hat sich die Figur in Ihren Augen geändert,
und haben sich auch die Frauen geändert?
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In Bezug auf die Entwicklung der Figuren innerhalb der beiden Opern sind
sich Mozarts Don Giovanni und Horváths Don Juan meiner Meinung nach
sehr ähnlich. Keiner von beiden kann sich ändern, wie Horváth es schon in
seinem Vorwort sagt. Wenn ich die beiden Figuren miteinander vergleiche,
dann hat sich auch Horváths Don Juan seit Mozarts Don Giovanni nicht
verändert. Aber die Gesellschaft hat sich verändert, die Welt um ihn herum
ist anders geworden. Don Juan sehnt sich nach der guten alten Zeit, in der
er vor allem die Frauen unter seiner Kontrolle hatte. Der Krieg hat die Welt
verändert, und er hat auch die Frauen verändert – nur Don Juan passt jetzt
nicht mehr in diese neue Welt.
Es liegt natürlich auf der Hand zu fragen, ob auch andere Charaktere aus
Don Giovanni in Horváths Don Juan zu finden sind. Laut Horváth gibt es
in seinem Stück bestimmte weibliche Grundtypen, aber ich muss zugeben,
dass ich nicht herausfinden konnte, welche Charaktere in seinem Stück auf
Donna Anna oder Donna Elvira passen könnten.
Und erscheint der Komtur in Horváths Stück? Vielleicht, mit etwas
Phantasie könnte man die Großmutter, die immer in ihrem Stuhl sitzen
bleibt, als Horváths Steinernen Gast sehen.
War Mozarts Don Giovanni eine musikalische Inspiration für Ihren Don Juan?
Hatten Sie ihn im Kopf während des Komponierens, und findet sich in Ihrer
Partitur etwas von ihm wieder – einmal abgesehen von der deutlich zitierten
Szene in der Opernloge?
Viele Musiker sind überaus vorsichtig, manche sogar ängstlich, Mozarts
Musik aufzuführen – vor allem wegen ihrer zerbrechlichen und offensichtlichen Einfachheit und wegen des perfekten formalen Gleichgewichts.
Als Komponist habe ich ganz ähnliche Gefühle Mozart gegenüber.
In Don Juan kommt aus dem Krieg gibt es unzählig viele Zitate anderer
Komponisten, etwa von Grieg, Debussy, Poulenc, Bach, Berg, Verdi,
Waldteufel, Bartók oder Schumann, um nur einige zu nennen, und ich
hatte kein Problem damit, diese Zitate in die Oper einzubauen. Aber wenn
es um Mozart geht, wird es schwierig.
Mozart zu zitieren, fühlt sich für mich so an wie Perlen vor die Säue
zu werfen… In der ersten Version der Oper wagte ich die Szene mit
Don Giovanni und Zerlina nicht zu zitieren, obwohl sie bei Horváth
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vorgegeben ist. Für die neue „Wiener“ Version der Oper habe ich all
meinen Mut zusammengenommen und die Mozart-Szene doch zitiert.
Abgesehen davon gibt es einige wenige Referenzen an Mozarts Don
Giovanni. Vielleicht ein Beispiel: In der Schlussszene in Don Giovanni
erkennt Leporello die Tafelmusik und singt: „Die Musik kommt mir
äußerst bekannt vor.“ Den gleichen Satz singt auch mein Don Juan in der
Kaffeehaus-Szene im zweiten Akt, wenn er hört, dass die Bühnenmusik
Mahler spielt.
Welche Funktion übernimmt der Chor der „Stimmen“, der am Ende des letzten
Aktes Teile des Textes wiederholt?
Ich denke, es gibt zwei Funktionen dieses Chores. Don Juan läuft durch
eine lange Winternacht davon, er flieht nicht nur vor den Anschuldigungen
Gretls und ihrer Mutter, sondern auch vor allen Frauen, die er auf dem
Weg vom Schlachtfeld bis zu seiner Verlobten getroffen hat. Und all diese
Frauenstimmen hört er in sich selbst während seiner Flucht.
Der andere Grund für die Stimmen ist rein musikalisch: Es gibt in dieser
Oper keinen Chor, die acht Frauenstimmen haben bis zu diesem Punkt fast
ausschließlich allein gesungen und nur sehr selten gleichzeitig. Es war für
mich musikalisch offensichtlich, dass es an dieser Stelle eine Art Chor der
Frauen geben musste.
In Horváths Stücken spielt die Stille eine bedeutende Rolle; er wollte sie mit
Vorsicht und großer Intensität gespielt wissen. In Ihrer Partitur zeigt sich die
Stille vor allem in einigen Stellen mit schweigendem Orchester: der Prolog
beginnt a cappella, der Tod Don Juans endet ebenso. Hat die Musik Don Juan
am Ende verlassen?
Die Frage nach der Stille ist auch für mich sehr wichtig. Ich habe nie zuvor ein Stück mit so vielen Regieanweisungen für Stille gelesen. Ich erinnere mich, dass ich während der ersten Beschäftigung mit der Oper das
Gefühl hatte, dass eben diese Pausen in Horváths Stück in einer Vertonung respektiert werden müssten. Ich dachte daran, sie etwa durch TacetStellen im Orchester wieder auftauchen zu lassen. Als ich zu komponieren
begann, stellte ich aber fest, dass es nicht möglich sein würde, Horváths
14 |
Erik Højsgaard im Gespräch | 15
Tipp, tipp, tipp...
Stille in einer Oper gerecht zu werden oder sie auf welche Art auch immer
umzusetzen. Aus folgendem Grund: Wenn Horváth „Stille“ schreibt, soll
das Publikum Zeit haben, über das nachzudenken, was soeben auf der
Bühne geschehen ist oder gesprochen wurde. In einer Oper würde eine
solche Pause allerdings völlig anders wirken, weil sie die musikalische
Form auf unvorteilhafte Weise akzentuieren würde.
Es stimmt, dass die Oper ohne Orchester beginnt und auch so endet. Das
könnte natürlich den Eindruck einer Art musikalischer Spiegelform geben,
doch das habe ich nicht streng durchgeführt. Etwas, das aber durchaus auffallen könnte, ist ein Takt in der zweiten Szene des zweiten Aktes, also fast
genau in der Mitte der gesamten Oper. In diesem Takt schweigen plötzlich
alle Instrumente, und eine Sekunde lang spricht Don Juan – und zwar das
einzige Mal in der gesamten Oper: „Kriege wird’s immer geben, Fräulein…“
Horváths Don Juan ist auf der Suche nach seinem Platz in einer veränderten
Welt und schließlich auf der Flucht auch vor seinem eigenen Leben. In Ihrer
Partitur finden sich auffällig viele Skalen und Reihen, die harmonisch nicht
gebunden sind und häufig im Nichts zu enden scheinen, ohne ein Ziel erreicht
zu haben. Stehen diese Skalen symbolisch für Don Juans Suche?
Wenn wir Ihre Aufmerksamkeit kurz hierauf lenken
dürften: Musik finden wir wirklich gut. So gut,
dass wir Tänzer, Musiker und Orchester fördern.
Jetzt wollen wir Sie aber nicht länger stören.
Gute Unterhaltung noch.
www.raiffeisen-wien.at
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Das ist eine interessante Sichtweise. Vermutlich beziehen Sie sich auf die
2. Szene im 1. Akt, die im Zimmer des zweiten losen Mädchens spielt.
Diese Szene ist eine musikalische Studie über das Ritardando und das
Ausdünnen von Harmonie: die Aufwärts-Skalen werden immer langsamer
und die Anzahl der Töne in einer Reihe verringert sich von sieben auf drei.
Die Skalen haben tatsächlich kein wirkliches Ende. Beim Komponieren
dieser Szene dachte ich vor allem an die so genannte Shepard-Skala, eine
Tonleiter, die in den Ohren der Zuhörer niemals zu enden scheint.
Im Vergleich mit dieser frühen Szene finden sich in der 4. Szene im 3. Akt
nur abwärts gerichtete Skalen, die weit oben beginnen und erst in der
5. Szene unten ankommen, wenn die Großmutter zu Don Juan sagt: „Sie
suchen eine Tote.“ Hier haben die Skalen sehr wohl ein Ende. In den
Instrumentalstellen der allerletzten Szene finden sich wieder Aufwärtsskalen, aber mit einem viel kleineren Umfang: Don Juan hat hier sein Ziel,
seinen Platz gefunden.
Erik Højsgaard im Gespräch | 17
DER NATÜ RLI C HE
IDEALIST
EIN EWIG JENSEITS
DEM VERLANGEN
Jeder kultivierte, feinfühlige, ernstlich gebildete Mann trägt
in seiner Seele von Anbeginn ein Frauenideal! Körperlichseelisch-geistig! So, so muss sie geformt sein, so muss sie
gehen, stehen, sitzen, blicken, sprechen, schweigen! So muss
sie die Wälder lieb haben, die Seen, die schönen Kinder und
die aparten Tiere usw. usw. Alles ist in seiner Seele, falls er eine
hat, über sie vorausgeahnt, vorausbestimmt von Geschmack
und Schicksal! Siehe, aber zugleich fühlt er vom ersten Augenblicke seiner edlen Jünglingsjahre an, dass dieses sein Ideal
nicht existiere. Jedenfalls kann er nicht so lange warten, bis es
ihm endlich irgendwo erscheint! Da begnügt er sich denn mit
Teilen seines ursprünglichen Ideal mit kleinen abgerissenen
Fetzen desselben, die Eine hat das, die Andere hat jenes, was
ihn momentan teilweise beglücken, nein, berauschen kann,
aber alles zusammen in einer Holdesten vereinigt, wäre erst
seine wirkliche Erlösung, sein bleibendes Glück, sein endgültiger Friede! Don Juan ist also der natürliche Idealist, der
sein eigenes in ihm verborgen ewig thronendes Frauenideal in
Stücke zerteilt und jedes einzelne Stück zu genießen versucht,
ohne es selbstverständlich je zu können! Denn Gott wünscht
die ewige Sehnsucht nach dem „Vollkommenen“ und hat es
den Menschen in die leidende Seele gelegt! Aber das nehmen,
genießen, was sich gerade bietet, pfui! Geschäftchen machen
ohne Risiko ist des Teufels. Don Juan fährt stets zur Hölle!
Zur eigenen nämlich!
Don Juan
Zum erstenmal bei diesem Weibe
Ist in der Liebe mir zu Muth,
Als sollte meine heiße Gluth
Auslöschen nie in ihrem Götterleibe.
Wie sonst an jeder schönen Brust
Der wilde Brand so bald verraucht’,
Und schnell verlosch, wenn ich getaucht
Hinunter in das Meer der Lust!
Wenn Anna sinnend mich betrachtet,
Daß rings um sie die Welt mir nachtet,
Wird mir in ihres Auges Grund
Noch eine tiefre Wonne kund,
Als sie erreichen kann ein Kuß,
Und innigster Zusammenschluß,
Geahnte Lust, doch nie umfangen,
Ein ewig Jenseits dem Verlangen.
Und selig scheiternd hängt an Klippen
Der letzte Wunsch an ihren Lippen.
Wenn ich den holden Leib umranke,
Des Himmels Inbegriff und Schranke,
Möcht’ ich vergötternd ihn verderben,
Mit ihr in Eins zusammensterben.
Nikolaus Lenau
Peter Altenberg
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DER S C HNEEMANN
DON JUAN
ALS VER FÜ HRER
Von Don Juan muss man den Ausdruck Verführer mit großer
Vorsicht gebrauchen, sofern einem mehr daran liegt, etwas
Richtiges, als irgendetwas zu sagen; und zwar nicht deshalb,
weil Don Juan zu gut ist, sondern weil er überhaupt nicht
unter ethische Bestimmungen fällt. Ich möchte ihn daher
lieber einen Betrüger nennen, weil darin doch immerhin
etwas mehr Zweideutiges liegt. Um Verführer zu sein, bedarf
es stets einer gewissen Reflexion und Bewusstheit, und
sobald diese vorhanden ist, mag es angebracht sein, von
Schlauheit und Ränken und listigen Anläufen zu sprechen. An
dieser Bewusstheit fehlt es Don Juan. Er verführt daher nicht.
Er begehrt, und diese Begierde wirkt verführend; insofern verführt er. Er genießt die Befriedigung der Begierde; sobald er
sie genossen hat, sucht er einen neuen Gegenstand, und so
fort ins Unendliche. Daher betrügt er zwar, aber doch nicht so,
dass er seinen Betrug im Voraus plante; es ist vielmehr die
eigene Macht der Sinnlichkeit, welche die Verführten betrügt,
also eher eine Art Nemesis. Er begehrt und fährt beständig
fort zu begehren und genießt beständig die Befriedigung der
Begierde. Zum Verführer fehlt ihm die Zeit davor, in der er
seinen Plan fasst, und die Zeit danach, in der er sich seiner
Handlung bewusst wird. Ein Verführer muss daher im Besitz
einer Macht sein, die Don Juan nicht hat, so gut er im Übrigen
ausgerüstet sein mag – der Macht des Wortes.
Søren Kierkegaard
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Es ist niemand zu sehen und ich atme tief.
Es riecht nach Schnee.
Hier ist es wirklich schön.
Ein hohes Tor taucht vor mir auf und auf dem Tor hängt eine Tafel:
„Geöffnet von 8 Uhr früh bis zum Einbruch der Dunkelheit.“
Es ist zwar schon dunkel, aber das Tor ist noch offen – komm, tritt ein!
Die silbernen Sternlein funkeln so klar, als wär der Himmel schwarzer
Samt. Aber im Osten hängt eine Wolkenwand, ein ganzes Wolkengebirge
– jaja, es wird wieder schneien in der Nacht.
Und wie ich so durch den Park geh, wirds mir ganz eigen zumut, denn
wenn mich nicht alles täuscht, muss nach der nächsten Ecke ein
Kinderspielplatz kommen – richtig, da kommt er auch schon, mein Platz!
Hier hast du ja mal im Sand gespielt, erinner dich nur! Hast Burgen
gebaut und eine Stadt – wo blieb die Burg, wo blieb die Stadt?
Der Sand ist verschneit.
Vorbei, vorbei!
Es kommt eine neue Zeit.
Ich setze mich auf eine Bank und schließe die Augen.
Wie still die Welt werden kann –
Und wie lautlos manches geht und kommt.
Zum Beispiel die Erinnerung –
Auch aus den fernsten Winkeln.
In den Bäumen tickt eine Uhr – schlaf nur nicht ein!
Ich gähne und gähne, als käm eine große Nacht. Ja, es wird Zeit, dass du
umkehrst, sonst schließt man noch das Tor.
Ich schrecke zusammen – was dachtest du da? Was war das für ein
komischer Satz?
Der hatte doch gar keinen Sinn? – –
Jetzt kommt der Schnee.
Der Wind treibt ihn mir ins Gesicht – es juckt und zwickt,
als wärens lauter Ameisen.
Sie kriechen und bauen.
Es wird immer schärfer und kälter.
Und auf einmal, da find ich ihn wieder, meinen Satz, diesen komischen
Satz von vorhin – jetzt kann ich ihn sogar auswendig:
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Am Anfang einer jeden neuen Zeit stehen in der lautlosen Finsternis die
Engel mit den erloschenen Augen und den feurigen Schwertern.
Ob die Frau meines Hauptmanns den Brief zerriss?
Oder ob ihn einst jemand finden wird?
Andere Menschen – –
Geh heim, sonst schließt man noch dein Tor!
Lass nur, lass! Jetzt schlafen auch schon die Ameisen und die Kälte wird
wärmer werden –
Es schneit, es schneit – wie in einem Märchenbuch.
Wo bin ich denn schon?
Das Zimmer ist dunkel, ich sitz auf dem Boden.
Die Fenster sind hoch, ich kann nur hinausschauen, wenn mich wer hebt.
Jaja, nach einem Krieg gibt’s oft keine Kohlen –
Ich werde den lieben Gott fragen, warum es Kriege geben muss.
„Es ist kalt“, das bleibt meine erste Erinnerung – – –
Ödön von Horváth
22 | Der Schneemann
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Ö d ö n vo n H o rváth
1901 als Sohn eines ungarischen Diplomaten in Fiume geboren, verbrachte Ödön von Horváth seine Kindheit in
Belgrad, Budapest, München und Wien. 1919 begann er in
München Theaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik
zu studieren und wurde ein Jahr später Mitarbeiter des
Simplicissimus. Ab 1923 lebte er als freier Schriftsteller in
Murnau und Berlin. 1934 emigrierte er zunächst nach Österreich, 1938 über Ungarn in die Schweiz. Ab 1935 durften seine
Stücke in Deutschland nicht mehr aufgeführt werden. Am
1. Juni 1938 wurde er in Paris von einem herabstürzenden
Baum erschlagen.
Don Juan kommt aus dem Krieg entstand 1936, erste Notizen
über das Don Juan-Thema finden sich aber bereits in Notizbüchern aus der Berliner Zeit. Die ersten Manuskripte zeigen,
dass Horváth ursprünglich einen Roman mit dem Titel
Ein Don Juan unserer Zeit geplant hatte. Uraufgeführt wurde
das Theaterstück erst nach Horváths Tod am 12. November
1952 im Wiener Theater der Courage unter dem Titel Don Juan
kommt zurück.
„Ödön von Horváth ist mit zwei ausgezeichneten Stücken
zu Ende gekommen, Figaro lässt sich scheiden und Don Juan
kommt aus dem Krieg. Das letztgenannte ist vielleicht seine
reifste Arbeit bisher, ein unheimliches an die Graphik von
Goya und Kubin erinnerndes Schauspiel, darin eine unbeglichene Schuld an der Vernichtung eines Menschen den
Täter über alle Frauen, die irgendwie seinem Opfer glichen,
weg an das Grab der einst Geliebten treibt, wo er im Schnee,
also an der Kälte von außen und innen erfriert. Ich bin glücklich darüber, denn ich halte sehr viel von ihm. Allerdings weiß
ich nicht, ob er die große Anerkennung noch erleben wird.
Aber kommt es darauf an?“
ERIK H ØJSGAARD
Der dänische Komponist Erik Højsgaard wurde 1954 in
Aarhus geboren und studierte von 1973 bis 1978 Komposition
an der Staatlichen Hochschule für Musik in Aarhus bei
Professor Per Nørgård. Ab 1982 studierte er Gehörbildung an
der Königlich Dänischen Hochschule für Musik in Kopenhagen
und absolvierte 1984 das Musiklehrer-Examen. Seither unterrichtet er Gehörbildung an der Königlich Dänischen Hochschule für Musik in Kopenhagen, seit 1988 als Dozent und
seit 2002 als ordentlicher Professor.
Im Alter von zwanzig Jahren hatte Erik Højsgaard seinen
ersten großen Erfolg als Komponist mit der Aufführung seines
Streichquartetts Sonnenprismen. Die erste Fassung seiner
einzigen Oper Don Juan kommt aus dem Krieg entstand
zwischen 1989 und 1992 für das dänische Musiktheater
Undergrunden in Aarhus; für die Wiener Aufführungen hat Erik
Højsgaard seine Partitur grundlegend überarbeitet und neue
Szenen hinzugefügt.
Weitere Werke: zwei Symphonien, Cellokonzert, Klavierkonzert, Kammermusik, Werke für Soloinstrumente sowie
Kompositionen für Computer in Kombination mit verschiedenen Instrumenten.
Erik Højsgaard wurde mit mehreren Stipendien und Preisen
ausgezeichnet, darunter der Preis der Dänischen KomponistenGesellschaft 1992, der Carl Nielsen und Anne Marie CarlNielsen Ehrenpreis 1993 und das Poul und Sylvia Schierbecks
Stipendium 1995.
Franz Theodor Csokor (Juli 1936)
24 |
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WALTER KO BÉRA
Musikalische Leitung
Seit 1991 ist Walter Kobéra musikalischer Leiter der Neuen
Oper Wien, seit 1993 auch Intendant. Er studierte Violine
am Konservatorium der Stadt Wien, später Germanistik und
Theologie an der Universität Wien. 1978-2002 war er Mitglied
des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich, auch als Dirigent und musikalischer Assistent von Isaac Karabtchevsky und
Fabio Luisi. 1986 gründete er sein amadeus ensemble-wien,
das sich auf Musiktheater speziell des 20. und 21. Jahrhunderts spezialisiert hat. Umjubelt waren u. a. seine Interpretationen von Bergs Lulu, Brittens Billy Budd, Lachenmanns
Das Mädchen mit den Schwefelhölzern und Eötvös’ Le Balcon.
Mit dem KlangBogen Wien und den Wiener Festwochen verbindet ihn eine langjährige künstlerische Zusammenarbeit.
Walter Kobéra leitet zahlreiche Konzerte mit österreichischen
und europäischen Symphonieorchestern. Neben Konzerten
und Opernaufführungen liegen auch CD-Einspielungen
vor, darunter Verdis Macbeth und Wolfram Wagners Endlich
Schluss. Walter Kobéra ist Lehrbeauftragter für Moderne
Musik an der Universität Wien. Im April 2007 dirigiert er
Strauss’ Ariadne auf Naxos am Nationaltheater in Bratislava.
MAS C HA PÖ RZGEN
Inszenierung
In Bonn geboren, aufgewachsen in Moskau, studierte Mascha
Pörzgen nach ihrer Schauspielausbildung in Hamburg Regie
und inszeniert sowohl im Schauspiel- als auch im Musiktheater. Ihre Arbeit als Regisseurin umfasst das Neue
Musiktheater (u. a. Ligetis Le Grand Macabre, von Boses
63: Dreampalace für den KlangBogen 2003, Dinescus Erendira)
ebenso wie das klassische Repertoire. Sie inszenierte Verdis
I Vespri Siciliani und Rigoletto, Tschaikowskys Eugen Onegin,
Nicolais Die lustigen Weiber von Windsor und Mozarts Die
Zauberflöte. Im Schauspiel inszenierte sie Stücke von Euripides,
Shakespeare, Heiner Müller, Gombrowicz, Rasumovskaja,
Robert Thomas, Peter Shaffer sowie Musicals wie Der kleine
26 | Künstlerbiographien
Horrorladen oder Triumph der Liebe (nach Marivaux). Als
Dramaturgin und Spielleiterin arbeitete sie mit Werner
Schroeter, Joachim Herz und Johannes Schaaf an der
Oper Frankfurt, dem Moskauer Bolschoj Theater, dem
St. Petersburger Marijnski-Theater sowie am Burgtheater
Wien mit Claus Peymann, George Tabori u. a.
PAUL ZOLLER
Bühne
Nach seinem Architekturstudium an der Hochschule für
angewandte Kunst Wien, der University of Michigan und
der Universität der Künste Berlin gründete Paul Zoller die
Architektengruppe „the poor boys enterprise“, mit der
einige Realisierungen, Ausstellungen und performative
Architekturprojekte entstanden. Ab 1992 Bühnenbildstudium
an der Akademie der bildenden Künste Wien / Meisterschule
Erich Wonder und Teilnahme an den internationalen Kursen
für Opernregie von Ruth Berghaus. Assistenzen bei Heiner
Goebbels, wooster group in New York, George Tabori, Achim
Freyer und Bernhardt Kleber. Seit 1996 Tätigkeit als Bühnenund Kostümbildner u. a. am Deutschen Nationaltheater
Weimar, Aalto-Theater Essen, Opernhaus Dortmund, Oper
Kiel, Münchner Musikbiennale, Staatstheater Cottbus, Staatstheater Oldenburg, Theater Freiburg, u. a. mit den Regisseuren Thilo Reinhardt, Kerstin Holdt, Lorenzo Fioroni, Jan
Richard Kehl und Choreograph Mario Schröder sowie zahlreiche Video- und Klanginstallationen u. a. für die Wiener
Festwochen.
| 27
RENATE RIEDER
Kostüme
Renate Rieder studierte an der Modeschule Hetzendorf, später
entwarf sie Musterkollektionen für Palmers und Missoni. Bei
den Salzburger Festspielen sammelte sie erste Erfahrungen
am Theater (Jedermann, Regie: Gernot Friedl), bevor sie als
Kostümassistentin bei den Wiener Bundestheatern arbeitete.
1990-95 studierte sie an der Akademie der bildenden Künste
in Wien bei Erich Wonder. 1992 begann sie als technische
Assistentin am Theater in der Josefstadt. Bis 1997 betreute
sie alle Produktionen des Theaters in der Josefstadt, der
Kammerspiele und des Rabenhofs. 1998 wurde sie für die
Wiener Festwochen-Produktion Die Ähnlichen (Regie: Peter
Stein) hinzugezogen. Ihr Debüt als Bühnenbildnerin gab sie
mit Die Heiratsvermittlerin (Regie: Attila Láng) in den Kammerspielen. Es folgten Die Gigerln von Wien, Die Moral und
Eine Liebe im Herbst. Seit Mai 2006 ist sie bei den Vereinigten
Bühnen Wien Zentralkoordinatorin im Bereich Bühne und
Kostüm für Musical und Oper.
NOR B ERT C HMEL
Licht
C HRISTIAN MIEDL
Don Juan
Christian Miedl wurde 1974 in Deutschland geboren. Abschluss
als Wirtschaftsexperte für Südostasien an der Universität
Passau (Dipl.-Kulturwirt). Gesangsunterricht bei Kjellaug
Tesaker (Salzburg) und Margreet Honig (Amsterdam). 1999
Studienbeginn am Salzburger Mozarteum bei Wolfgang
Holzmair nach dem 1. Bundespreis „Jugend musiziert“.
2003 Großes Konzertdiplom mit Auszeichnung. Seit
1999 Engagements an der Seattle Opera und beim Opernfestival Aix-en-Provence. 2003 Lied-Oratorium-Preis beim
Francisco Viñas Wettbewerb Barcelona. Engagements an der
Bayerischen Staatsoper und am Opernhaus Wuppertal. Konzerte u. a. im Concertgebouw Amsterdam, Helsinki Festival,
Kölner Philharmonie, Vlaams Radio Orkest, SWR Sinfonieorchester, KlangVerwaltung, Residentie Orkest Den Haag,
Mozarteum Orchester, unter Kent Nagano, Dennis Russell
Davis, Yoel Levi, Enoch zu Guttenberg, Claus Peter Flor.
Zahlreiche Recitals u. a. beim Schweizer Festival du Lied
und der renommierten Schubertiade Vilabertran. Kommende Verpflichtungen u. a. Bayerische Staatsoper, Ensemble
Intercontemporain Paris mit Peter Eötvös, Bremer Theater,
Luzern Festival.
Studium in der Abteilung Film und Fernsehen an der
Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Seit 1989
Tätigkeit als freiberuflicher Lichtdesigner. 1991 Gründung der
LEX Lichtgestaltungsges.m.b.H. Arbeiten in den Bereichen
Theater, Oper, Architektur und Ausstellung. Gastvorlesung
„Lichtdesign II“ in Graz für die Bühnenbildklasse Hans
Schavernoch. Zusammenarbeit mit: Wiener Festwochen,
Neue Oper Wien, Wiener Kammeroper, KlangBogen Wien
und Salzburger Festspiele. Konzept/Planung und Medienausstattung „UNIQA TOWER“. Lichtinstallationen im öffentlichen Raum: Graz 2003 „Lichtfluss“ und „Peace 03“ in der
Wiener Innenstadt.
28 | Künstlerbiographien
| 29
RE B E C CA NELSEN
Soubrette / Gretl, jüngere Tochter / Zerlina / Dorfmädchen
Rebecca Nelsen studierte Gesang an der Universität für Musik
in Wien bei Professor Vittucci. Die junge lyrische Koloratursopranistin ist Fulbright-Stipendiatin und gewann 2006 den
3. Preis und den Sopran-Preis beim Internationalen Ferruccio
Tagliavini-Wettbewerb. Auf der Bühne war sie in zahlreichen
Uraufführungen zu hören, u. a. bei der Neuen Oper Wien,
beim KlangBogen Wien und Wiener Mozartjahr, sowie als
Pamina, Jolanthe, Mabel, Anna Reich, Lauretta und Violetta.
Im Konzertsaal ebenso erfolgreich wie auf der Bühne,
profilierte sie sich bisher darüber hinaus als Cunegonde,
Adele, Lucia und Zerlina sowie in Faurés Requiem, Händels
The Messiah, Bachs Johannes-Passion, Haydns Die Schöpfung,
Schuberts Es-Dur-Messe und Mozarts c-Moll-Messe. Ihr
Repertoire umfasst weiters Marenka, Olympia, Papagena und
Susanna. Im August 2006 singt sie in der Uraufführung von
Richard Dünsers Radek in der Koproduktion der Neuen Oper
Wien und der Bregenzer Festspiele.
PETRA SIMKOVA
Loses Mädchen / Krankenschwester / 1. Dame / Maske
Die in Prag geborene Petra Simkova begann ihre musikalische Ausbildung als Siebenjährige mit Geigenunterricht. Es
folgte ein Gesangstudium am Konservatorium in Prag und in
Mantova (Italien). Seit 1999 studiert sie an der Universität
für Musik und darstellende Kunst in Wien (Hauptfach Gesang) bei Claudia Visca sowie Lied und Oratorium bei Edith
Mathis. Sie gewann einige internationale Gesangswettbewerbe, darunter „Feruccio Tagliavini“ 2000, „Antonín
Dvorák“
ˇ
2002, „Ada Sari“ 2003. Als Solistin ist Petra Simkova
u. a. in folgenden Opern aufgetreten: Puccinis La Bohème,
Offenbachs Les Contes d’Hoffmann, Janáceks
ˇ
Das schlaue
° Juliette.
Füchslein und Martinus
30 | Künstlerbiographien
ULLA PILZ
Anna / Kellnerin / 2. Dame
Die Sopranistin Ulla Pilz studierte am Konservatorium der
Stadt Wien. Sie absolvierte Konzert- und Festivalauftritte in
England (Soloabend im Lecture Theatre des V&A-Museum),
Irland, Ungarn, der Slowakei („musica sacra“ Bratislava) und
Nordkorea sowie in einigen österreichischen Konzerthäusern
(u. a. Wiener Konzerthaus, Brucknerhaus Linz, Schloss
Esterházy Eisenstadt), nahm CDs mit Operettenhighlights
und Bach-Kantaten auf und spielte Opern-, Operetten-,
Musical- und Schauspielrollen in Deutschland, der Schweiz,
auf vielen Wiener Bühnen (z. B. Kammeroper, Jugendstiltheater, dietheater Künstlerhaus, Burgtheater, Metropol,
Raimundtheater), bei Tourneen und in einigen österreichischen Stadt- und Landestheatern.
Ö ZLEM Ö ZKAN
Witwe / Magda, ältere Tochter / 3. Dame
Özlem Özkan absolvierte nach ihrem Musical-Debüt
in Deutschland ihre Schauspielausbildung in „das schauspielstudio“ bei Stephan Perdekamp und studiert Gesang bei
Colleen Rae Holmes. Sie spielte u. a. im Schauspielhaus
Wien in B. Koskys Inszenierung von Medea, in Innsbruck
mit J. C. Hoflehner die deutsch-türkische Komödie Karagöz
in Alamania von E. S. Özdamar. Inszenierungen mit S.
Perdekamp waren u. a. Sex Cells (Frida) und Druck (Rose).
Sie sang Mozartpartien wie Dorabella, Cherubino, Susanna
u. a. mit Leo Krischke sowie Operette; Ottilie bei Sommerfestspielen und Valentina im Rahmen der Donaufestspiele in der
Regie von Leonard Prinsloo. Sie ist Stellvertretende Direktorin
und Abteilungsleiterin für Phonetik in „ACT & FUN das
schauspielstudio“.
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TAMARA GALLO
Oberin / Mutter / Altes Weib
Tamara Gallo hat Hauptrollen in zahlreichen Opern und
Operetten gesungen, darunter Don Giovanni, Le nozze di Figaro,
Ariadne auf Naxos, Die Fledermaus, Die lustige Witwe, Albert
Herring, Amahl and the Night Visitors und La Bohème. Sie hat
an einer Anzahl von amerikanischen und Welturaufführungen
von Werken des 20. Jahrhunderts mitgewirkt: Law Offices,
Pinocchio, Encore, Frida, die europäische Premiere von Tania
von Anthony Davis mit der Musikwerkstatt Wien und unlängst
in Dieter Kaufmanns Requiem für Piccoletto bei der Neuen
Oper Wien. Darüber hinaus hat sie in Musicals und Theaterstücken wie A Midsummer Night’s Dream, Ordinary People,
Our Town, Dreigroschenoper, Evita, Pirates of Penzance und
Chicago gespielt und ist in Konzerten u. a. mit dem Kingsport
Symphony Orchestra und dem Knoxville Symphony Orchestra
sowie dem Salzburg Mozart Ensemble aufgetreten.
ELVIRA SOUKO P
Soubrette / Peter, Kunstgewerblerin / Don Giovanni / Dorfmädchen
Die Wiener Mezzosopranistin schloss am Konservatorium
der Stadt Wien ihre Studien in Sologesang, Musical, Operette,
Schauspiel und Tanz mit Auszeichnung ab. Während ihrer
Studienzeit trat Elvira Soukop u. a. im Musikverein Wien,
bei den Wiener Festwochen und den Salzburger Festspielen
als Solistin auf. Ab 2000 war sie Ensemblemitglied an den
Theatern in Hagen, Regensburg und Erfurt und gastierte am
Staatstheater Meiningen. Dort sang sie u. a. Dorabella, Hänsel,
Rosina, Cenerentola, Octavian, Zerlina, Olga sowie Operettenund Musicalpartien wie die Großherzogin von Gerolstein,
Eliza und Lily/Kate. Kirchenmusikkonzerte und Liederabende
in ganz Europa runden ihre vielseitige Tätigkeit ab. Sie sang in
Detlef Glanerts Scherz, Satire, Ironie, in Christian Josts Death
knocks sowie in der Uraufführung von Cuba libre von Cong Su
und fand großes internationales Echo in Philip Glass’ Oper
Waiting for the Barbarians. 2006/07 ist sie an der Volksoper
Wien u. a. als Zerlina, Manja und Zweite Dame zu hören.
32 | Künstlerbiographien
GISELA THEISEN
Loses Mädchen / Charlie, Kunstgewerblerin
Dame aus Bern / Altes Weib
Die Mezzosopranistin Gisela Theisen schloss ihr Studium
an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst
mit Auszeichnung ab und begann ihre künstlerische Laufbahn an der Wiener Kammeroper. Es folgten Engagements
bei der Neuen Oper Wien und der Volksoper Wien. An der
Pariser Opéra-Comique war sie als festes Ensemblemitglied engagiert. Danach Gastverträge am Grand Théatre de
Reims, Landestheater Linz sowie am Theater an der Wien mit
Produktionen im Rahmen der Wiener Festwochen und des
KlangBogen Wien. Ihr Repertoire umfasst Rollen in klassischen Opern wie Dorabella, Cherubino, Ramiro, Annio,
Sesto, Rosina, Dulcinée, Garcias, Nicklausse und Hänsel
sowie Werke des frühen 20. Jahrhunderts wie Octavian, Eva,
Philomène (Martin), Florence Pike in Albert Herring, Trommler
in Der Kaiser von Atlantis, Anna in Die sieben Todsünden bis
hin zu zeitgenössischen Werken, u. a. Marco in Marco Polo
von Tan Dun und Hanserl in Der Zeichner im Schnee von Peter
Androsch.
ANNA c lar e HAU F
Großmutter / Nachbarin / 4. Dame
Die Mezzosopranistin Anna Clare Hauf wurde 1976 in London
geboren und kam im Alter von sechs Jahren nach Wien. Sie
studierte Gesang bei Rotraud Hansmann und Lied und Oratorium bei Charles Spencer an der Universität für Musik und
darstellende Kunst in Wien und schloss 2004 mit Auszeichnung ab. Unter anderem hat Anna Clare Hauf mit Christian
Muthspiel, Leopold Hager, Christoph Cech, dem TonkünstlerOrchester Niederösterreich, Klaus Maria Brandauer, Martin
Haselböck und der Wiener Akademie, dem Klangforum
Wien und der Camerata Salzburg zusammengearbeitet.
Bei der Neuen Oper Wien sang sie 2005 Irma/La Reine in der
österreichischen Erstaufführung von Peter Eötvös’ Le Balcon.
Im August 2006 wird sie in der Uraufführung von Richard
Dünsers Radek bei den Bregenzer Festspielen zu hören sein.
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syn o ps i s
amad e u s e n s e m b le-wi e n
Schon vor der Gründung des Ensembles Ende 1985 fanden
sich Musiker, vornehmlich aus den Reihen des TonkünstlerOrchesters Niederösterreich, unter der Leitung von Walter
Kobéra zusammen, um die Sakralmusik des Barock und
der Wiener Klassik stilgerecht – den speziellen Klang- und
Raumverhältnissen angepasst – aufzuführen. Heute hat sich
das Œuvre auf symphonische Musik und Oper, speziell auf
die Literatur des 20. Jahrhunderts, ausgeweitet. Als festes
Ensemble der Neuen Oper Wien steht die Entdeckung und
Wiederentdeckung von Opern, die im Repertoire nicht oder
nicht mehr vorkommen, neben Uraufführungen im Mittelpunkt der Arbeit. Einladungen führten das amadeus
ensemble-wien u. a. nach Italien, Deutschland, Japan und in
die Schweiz. Auf CD sind neben zeitgenössischer österreichischer Musik Einspielungen von Vivaldis Vier Jahreszeiten,
Brahms’ Ein deutsches Requiem, von Arien von Mozart und
Salieri sowie von Wolfram Wagners Endlich Schluss erschienen.
1. Violine Amora de Swardt
2. Violine Elisabeth Riedl
Viola Judith McGregor
Violoncello Ursula Hielscher
Kontrabass Alexandra Dienz / Caroline Menke
It’s the end of the war at a theatre at the front. Don Juan
believes that the war has turned him into a different person.
He recalls the fiancée he once had and whom he left before
the war broke out. He begins to search for her, writing her
letters to remind her of his love and to announce his
impending arrival. But he receives no reply.
In numerous encounters at the theatre at the front, on the
street, in hospital, in a café, in a box at the opera, as a lodger
and as a fugitive he meets a large number of women, some
of whom he knows, some of whom he has never seen before.
They remind him of his former fiancée; he reminds them of all
the men who have not returned from the war.
In the meantime his letters have reached the grandmother
of his fiancée, who is now dead. The grandmother waits for
him, filled with thoughts of vengeance. When his landlady’s
younger daughter accuses him of having raped her, Don Juan
flees, eventually ending up at the grave of his beloved.
Translation: Neil Perkins
Flöte, Piccolo- & Altflöte Gerhard Peyrer
Oboe & Englischhorn Prisca Schlemmer
Klarinette & Bassklarinette Reinhold Brunner
Fagott & Kontrafagott Boriana Bukareva
Trompete Isabella Gasteiner
Posaune & Bassposaune Renate Slepicka
Horn Marco Treyer
Schlagwerk Kevan Teherani
Harfe Silvia Radobersky
Klavier Benjamin McQuade
Banjo, Gitarre & E-Gitarre Michael Öttl
34 | Künstlerbiographien
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IMPRESSUM
Textnachweise
Ödön von Horváth: Don Juan kommt aus dem Krieg. Frankfurt 2001 | Die Stille
des Don Juan. Erik Højsgaard im Gespräch mit Alexandra Noël. Originalbeitrag
Peter Altenberg: Don Juan. In: Vita ipsa. Berlin 1918 | Nikolaus Lenau: Don Juan,
ein dramatisches Gedicht (Fragment). In: Anastasius Grün (Hg.): Nikolaus Lenau’s
dichterischer Nachlaß. Stuttgart & Tübingen 1851 | Søren Kierkegaard: Don Juan als
Verführer. In: Entweder – Oder. München 1988 | Ödön von Horváth: Der Schneemann.
Aus: Ein Kind unserer Zeit. Frankfurt 2001 | Zitat Franz Theodor Csokor aus:
Traugott Krischke (Hg.): Ödön von Horváth. Leben und Werk in Daten und Bildern.
Frankfurt 1977.
Bildnachweise
Umschlag & S. 6 Frank Hurley: Im Schneesturm, Winterquartier; Cape Denison,
Adélie-Land, 1912. In: Mit der Endurance in die Antarktis. Shackletons SüdpolExpedition 1914-17. Köln 2001 | S. 11 Salvador Dalí: Le Phénomène de l’extase, 1933.
In: L’ Amour fou. Photography & Surrealism. New York 1985 | S. 14 Raoul Ubac:
Le Combat des Penthésilées, 1939. In: L’Amour fou. Photography & Surrealism.
New York 1985 | S. 23 Jürg Amann: Robert Walser. Eine literarische Biographie in Texten
und Bildern. Zürich – Hamburg 1995 | S. 24 Dieter Hildebrandt (Hg.): Horváth.
Hamburg 1975 | S. 25 Erik Højsgaard © Ole Johnny Sorensen | S. 26 Walter Kobéra
© Armin Bardel | S. 29 Christian Miedl © Andrea Geiling | S. 31 Ulla Pilz
© Sabine Haunschmid | S. 33 Anna Clare Hauf © Alexander Chitsazan
KlangBogen Wien 2006 – Intendant DI Roland Geyer
Medieninhaber & Herausgeber:
Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. – Gen.-Dir. Komm. Rat Franz Häußler
Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien
Tel. (+43/1) 588 30-660 | [email protected] | www.theater-wien.at
Für den Inhalt verantwortlich: Intendant DI Roland Geyer
Konzeption: Alexandra Noël & Judith Schneiberg
Redaktion: Heiko Cullmann
Redaktionelle Mitarbeit: Petra Aichinger & Sabine Schulthess
Art Direction: Ultramarin | H. Ströbel & E. Zellinger | www.ultramarin-design.at
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Änderungen vorbehalten | DVR 0518751
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Sämtliche Veranstaltungen finden in Kooperation
mit dem Wiener Mozartjahr 2006 statt.
d o n j uan
ko m mt au s
d e m kr i e g
Erik Højsgaard
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