Angewandte Halbleiterphysik Vorlesung für das Wintersemester 2006/2007 Martin Kamp Technische Physik, Universität Würzburg 1. Halbleiter – Materialien 1.1 Elemente und Verbindungen Periodensystem mit relevanten Elementen Elementhalbleiter: Si, Ge, C (Diamant) Binäre Verbindungshalbleiter: IV/IV SiC SiGe III/V GaAs AlAs InP GaP GaSb InAs GaN InN II/IV CdS CsSe CsTe ZnS ZnSe Znte IV/VI PbS PbTe III/V Verbindungshalbleiter • • • • Binäre Verbindungen: GaAs, InP, GaSb, .... Ternäre Verbindungen: InxGa1-xAs, AlxGa1-xAs, ... Quaternäre Verbindungen: InxGa1-xAsyP1-y, (2*III, 2*V), InxAlyGa1-x-yAs (3*III, 1*V) Quaternäre Verbindungen erlauben Einstellen von Gitterkonstante und Bandlücke (2 Freiheitsgrade) -1- Welches Halbleitermaterial für welche Anwendung? Si: integrierte Schaltkreise (CPU, DRAM), Verstärker, Gleichrichter, ….. GaP, AlP: sichtbare LEDs GaAs: IR- Laser, Hochfrequenztransistoren (Handy) InP: Höchstfrequenztechnik, optoelektronische Bauelemente für die Nachrichtentechnik GaN, SiC: Hochtemperaturund Hochleistungselektronik Sichtbares Licht 0.8 µm 1.3 µm Si 1.5 µm Bandlücken und Gitterkonstanten von technologisch relevanten Halbleitern. Licht mit Wellenlängen von 1.3 und 1.5 µm wird für Glasfaserkommunikation verwendet. -2- 1.2 Kristallstrukturen, reziproker Raum, erste Brillouinzone Einfaches kubisches Gitter Simple cubic (sc) Ein Atom pro Elementarzelle Anzahl der nächsten Nachbar: 6 Kubisch raumzentriertes Gitter Body centered cubic (bcc) Zwei Atome pro Elementarzelle Anzahl der nächsten Nachbar: 8 Kubisch flächenzentriertes Gitter Face centered cubic (fcc) Vier Atome pro Elementarzelle Anzahl der nächsten Nachbar: 12 -3- Diamant-Struktur (C, Si, Ge) Besteht aus zwei fcc-Untergittern, die um (a/4, a/4, a/4) gegeneinander verschoben sind. Jedes Atom hat vier tetraederförming angeordnete Bindungen zu seinem nächsten Nachbarn. Zinkblende – Struktur (GaAs, GaP, InP, …) Besteht aus zwei fcc-Untergittern aus unterschiedlichen Atomsorten (z.B. Ga und As), die um (a/4, a/4, a/4) gegeneinander verschoben sind. Jedes Atom hat vier tetraederförming angeordnete Bindungen zu seinem nächsten Nachbarn. -4- Wurzit Struktur (CdSe, ZnSe) Reziproker Raum Jeder Punkt im Ortsraum kann als Linearkombination der drei Basisvektoren des Kristallgitters dargestellt werden: r r r r r = xa1 + ya2 + za3 Die Basisvektoren des reziproken Raums bestimmen sich durch: r r r r r r a 2 × a3 a3 × a1 b1 = 2π r r r b2 = 2π r r r a1 ⋅ (a2 × a3 ) a1 ⋅ (a2 × a3 ) r r r a1 × a2 r r b3 = 2π r r r a a1 ⋅ (a2 × a3 ) Es gilt die Beziehung: i ⋅ b j = 2πδ ij -5- Konstruktion der ersten Brillouinzone Kristallgitter mit rechteckiger Elementarzelle Gitter im reziproken Raum Die erste Brillouin Zone konstruiert man als Wigner-Seitz Zelle im reziproken Raum. Als Wigner-Seitz Zelle bezeichnet man die durch die Mittelsenkrechten auf den Verbindungslinien zu den nächsten Nachbarn eingeschlossene Fläche. -6- Symmetriepunkte in der ersten Brillouin Zone Konstruktion bei dreidimensionalen Gittern analog zum zweidimensionalen Gitter Einfach kubisches Gitter Simple cubic (sc) Kubisch raumzentriertes Gitter Body centered cubic (bcc) Kubisch flächenzentriertes Gitter Face centered cubic (fcc) -7- 1.3 Millersche Indizes Vorschrift zur Ermittlung der Millerscher Indizes: 1) Finde die Schnittpunkte der Ebene mit den drei kartesischen Koordinatenachsen in Vielfachen der Gitterkonstante. 2) Nimm die reziproken Werte dieser Zahlen und reduziere sie auf die kleinsten drei Zahlen, wobei die Zahlenverhältnisse gleich bleiben. 3) Schließe das Resultat in Klammern (hkl) als die Miller-Indizes für eine einzelne Ebene. Konventionen (hkl) Millersche Indizes für eine einzelne Ebene {hkl} Ebenen mit äquivalenter Symmetrie z.B. (100), (010) oder (00-1) [hkl] Kristallrichtung, [100]-Richtung ist senkrecht auf (100)-Ebene <hkl> Richtungen mit äquivalenter Symmetrie -8- 2. Bandstrukturen 2.1. Entstehung von Bandstrukturen Die Entstehung von Bandstrukturen kann man auf verschiedene Arten erklären. Die beiden gängigsten Modelle sind: 1. Überlagerung von Atomorbitalen Die Orbitale der Atome in einem Festkörper überlagern sich. Durch die Wechselwirkung mit den benachbarten Atomen werden aus den scharfen Energieniveaus der isolierten Atome Energiebänder. 2. Elektron in periodischem Potential (Wellenbild) Hier betrachtet man ein Elektron als eine Welle, die sich in einem periodischen Potential ausbreitet. Durch das Potential ändert sich die Dispersion des Elektrons, es kommt zu Bildung von Energiebändern und Bandlücken. Neben der Veranschaulichung von Bandstrukturen können beide Modelle auch zur Berechnung von Energiebändern verwendet werden. Bei Rechnungen nach dem ersten Modell (Überlagerung von Atomorbitalen) spricht man von ‚tight binding’ Verfahren, Rechnungen im Wellenbild werden als ‚plane wave expansion’ (Entwicklung nach ebenen Wellen) bezeichnet. Überlagerung von Atomorbitalen Orbitale zweier Na-Atome im Abstand von 3.7 Å. Die 3s Orbitale besitzten den grössten Überlapp. Die Überlagerung der Atomorbitale führt zur Bildung von bindenden und anti-bindenden Orbitalen. -9- Bindungen im Si Kristall. Jedes Si-Atom besitzt vier Bindungen in Tetraederkonfiguration zu den nächsten Nachbarn. Energiezustände als Funktion des Atomabstands. Bei Annäherung der Atome spalten die scharfen atomaren Energieniveaus in Bänder auf. Im Gleichgewichtsabstand (Gitterkonstante von 5.43 A) sind die Zustände in komplett mit Elektronen besetztes Valenzband und ein leeres Leitungsband aufgespalten. - 10 - 2.2. Materie unter hohen Drücken Bei extrem hohen Drücken werden alle Elemente zum Halbleiter bzw. metallisch, da sich der Abstand der Atomkerne verkleinert und damit der Überlapp der Wellenfunktionen immer grösser wird. Drücke von über einem Mbar kann man relativ einfach mit DiamantStempelzellen erreichen. Schmatischer Aufbau und Bild einer Diamant-Stempelzelle Bei einer Querschnittsflächer von 2.5*10-5 cm2 erreicht man bei einer Kraft von 250 N (25 kg) einen Druck von 1 Mbar. Widerstand einer Xenonprobe bei T=32 K. Bei einem Druck von 33 Gpa (0.33 Mbar) fällt der Widerstand und mehrere Grössenordungen, die Probe wird metallisch. - 11 - Widerstand von Sauerstoff als Funktion von Druck und Temperatur Bei ‚kleinen’ Drücken von 55 GPa ist Sauerstoff ein Halbleiter, der Widerstand sinkt mit steigender Temperatur. Dies ist auf die thermische Anregung von Ladungsträgern über die Bandlücke zurückzuführen. Bei höherem Druck wird die Bandlücke immer kleiner, der Verlauf des Widerstandes mit der Temperatur immer flacher. Bei einem Druck von 115 GPa wird Sauerstoff zum Metall, der Widerstand sinkt bei kleineren Temperaturen. - 12 - 2.3 Bandstrukturen von technologisch relevanten Halbleitern Bandstrukturen für Ge, Si und GaAs Indirekte Halbleiter (Ge, Si): Leitungsbandminimum liegt nicht beim gleichen k-Vektor wie Valenzbandmaximum Direkte Halbleiter (GaAs, InP): Leitungsbandminimum liegt beim gleichen k-Vektor wie Valenzbandmaximum Effiziente Lichtemission (LED, Halbleiterlaser) nur mit direkten Halbleitern möglich, da beim indirekten Halbleiter zusätzlich Phonon zur Impulserhaltung erforderlich ist. Bauteile mit Lichtabsorption (Photodioden, Solarzellen) können mit indirekten Halbleitern realisiert werden. - 13 - In der Nähe der Bandminima und – maxima kann man die Dispersion durch einen parabolischen Zusammenhang zwischen Energie und Impuls annähern. h 2k 2 E (k ) = 2meff Für einen idealen Kristall kann man die gesamte Wechselwirkung der Ladungsträger mit dem Kristallgitter durch eine effektive Masse meff ausdrücken. Je ‚leichter’ die Ladungsträger, desto stärker ist das Band gekrümmt. Vereinfachte Bandstruktur eines direkten Halbleiters mit Valenzband, leichtem (lh), schwerem (hh) und abgespaltenem (SO) Valenzband. Die Bänder enstehen durch die Wechselwirkung der äusseren s und p Atomorbitale. Aus den vier Orbitalen s, px, py und pz entstehen durch Linearkombination das Leitungsband und die drei Valenzbänder. Für verschwindende Spin-Bahn Kopplung wären die drei Lochbänder für k=0 entartet, die Spin-Bahn Kopplung führt zur Abspaltung eines Valenzbandes. - 14 - 2.4 Anisotropie der effektiven Masse Die effektive Masse hat im allgemeinen Fall Tensorcharacter: ⎛ ∂ E (k ) ⎞ ⎟ mij = h ⎜ ⎜ ∂k ∂k ⎟ ⎝ i j ⎠ 2 −1 2 Flächen konstanter Energie im k-Raum in der Nähe des Leitungsbandminimums für Ge, Si und GaAs. Da der Tensor der effektiven Masse symmetrisch ist ⎛ ∂ 2 E (k ) ∂ 2 E (k ) ⎞ ⎜ ⎟, = ⎜ ∂k ∂k ⎟ k k ∂ ∂ i j j i ⎝ ⎠ sind die Flächen konstanter Energie Kugeln oder Ellipsoide. Durch eine Hauptachsentransformation kann der Tensor der effektiven Masse auf Diagonalform gebracht werden. Je grösser die Halbachse des Ellipsoids in einer bestimmten Richtung, desto kleiner ist die effektive Masse. GaAs: isotrope Masse Ge, Si: anisotrope Masse, transversale Masse mt und longitudinale Masse ml sind verschieden Elektronen Löcher mt ml mhh mlh Ge 1,64 0,082 0,28 0,044 - 15 - Si 0,98 0,19 0,49 0,16 GaAs 0,067 0,45 0,082 2.5 Temperaturabhängigkeit der Bandlücke Gitterkonstante ändert sich mit der Temperatur => Änderung der Bandlücke Bandlücke von Ge, Si und GaAs als Funktion der Temperatur T 0K 300 K Ge 0,743 eV 0,66 eV Si 1,17 eV 1,12 eV - 16 - GaAs 1,519 eV 1,42 eV 3. Ladungsträgerstatistik, Besetzungsdichten 3.1. Fermi – Dirac Verteilung Elektronen und Löcher sind Fermionen (Spin ½) => Pauli Prinzip: Nur ein Teilchen pro Zustand, Fermi-Dirac Verteilungsfunktion f (E) = 1 ⎛ E − EF ⎞ 1 + exp⎜ ⎟ ⎝ kT ⎠ Liegt die Fermienergie EF innerhalb eines Bandes (bei Metallen), so sind bei T=0K alle Zustände bis EF bestzt und alle energetisch höherliegenen Zustände leer. Die Fermiverteilung weicht nur innerhalb einer Breite von 2kT um EF nennenswert von 0 bzw. 1 ab. Daher sind nur Elektronen in der Nähe der Fermienergie sind für die Physik von Metallen relevant (Wärmekapazität, Stromtransport, Supraleitung, …). Bei Halbleitern liegt EF normalerweise in der Bandlücke. In diesem Fall kann man für E-EF > 3kT folgende Näherung machen: ⎛ E − EF ⎞ f ( E ) ≈ exp⎜ − ⎟ kT ⎠ ⎝ Boltzmannstatistik Warum? Zustände sind nur mit geringer Wahrscheinlichkeit bestzt, daher ist Pauli-Prinzip nicht mehr relevant. Analoge Näherung für Bose-Einstein Verteilung Î Verdünnte Systeme verlieren ihren Quantencharakter 3.2 Zustandsdichte Wir betrachten einen potentialfreien, würfelförmigen Kasten mit Kantenlänge L und Volumen V=L3, der mit Ladungsträgen gefüllt ist. Die Wellenfunktionen der Teilchen müssen periodische Randbedingungen erfüllen, d.h. Ψ (x+L, y, z) = Ψ (x, y, z) und analog für die anderen Koordinaten. Lösungen der Schrödingergleichung sind daher: Ψ ( x, y, z ) = Ceik x x e ik y y ik z z e mit kx = 2πm/L, m = 1, 2, 3, … und analog für ky und kz Die Zustände im k-Raum liegen daher äquidistant, jeder Zustand beansprucht ein Volumen von Vk = (2π/L)3. - 17 - Verteilung der Zustände im reziproken Raum (k-rRaum) Da die Lösungen der Schrödingergleichung ebene Wellen sind, gilt für die Dispersion die quadratische Beziehung: r r h 2k 2 E (k ) = 2m Zur Berechnung vieler Eigenschaften des Halbleiters (Stromdichte, Wärmekapazität, ..) muss man über alle vorhandenen Zustände integrieren. Man möchte aber kein mehrdimensionales Integral im k-Raum lösen, sondern nur über die Energie integrieren. Wir müssen daher die konstante Zustandsdichte im k-Raum (D(k) = (L/2π)3 ) in eine von der Energie abhängige Zustandsdichte D(E) umrechnen. Dazu betrachten wir eine Kugel im k-Raum mit Radius kmax. Jeder Zustand kann doppelt besetzt sein (Spin up und Spin down), die Anzahl der Zustände in der Kugel ist daher: N= ∑2 k < k max Da die Zustände im k-Raum sehr dicht liegen, kann die Summe durch ein Integral ersetzt werden: N= 1 Vk 3 2 d ∫ k k < k max Mit den folgenden Beziehungen kann man substituieren: 2 dk 3 = 4πk 2 dk , k = 2m 1 E und dk = 2m / h 2 E −1 / 2 2 h 2 - 18 - und erhält ⎛ L ⎞ N = 2⎜ ⎟ ⎝ 2π ⎠ 3 ∫ 4π E < E max 2m 1 2m E dE = V ∫ D ( E )dE h2 2 h2E E < E max Für die Zustandsdiche ergibt sich daher: 1 ⎛ 2m ⎞ D( E ) = 2 ⎜ 2 ⎟ 2π ⎝ h ⎠ 3/ 2 E Existieren erst ab einer bestimmten Energie Zustände (z.B. ab EC im Leitungsband), so gilt für die Zustandsdichte: 1 ⎛ 2m ⎞ D( E ) = 2 ⎜ 2 ⎟ 2π ⎝ h ⎠ 3/ 2 E − EC 3.3. Ladungsträgerdichten Nun können wir die Ladungsträgerdichen im Halbleiter berechnen: Für Elektronen gilt: ∞ n= ∫ D( E ) f ( E )dE EC Einsetzen von D(E) und f(E) liefert: ∞ 1 ⎛ 2m ⎞ n = ∫ 2 ⎜ 2e ⎟ 2π ⎝ h ⎠ EC 3/ 2 E − Ec 1 ⎛ E − EF 1 + exp⎜ ⎝ kT ⎞ ⎟ ⎠ dE Man bekommt als Lösung: n = NC ⎛ 2πme kT ⎞ mit N = 2⎜ ⎟ C 2 h ⎝ ⎠ ∞ t 1/ 2 dt F1/ 2 ( x) = ∫ 1 + exp(t − x) 0 ⎛ E − EC ⎞ F1/ 2 ⎜ F ⎟ kT π ⎠ ⎝ 2 und dem Fermi-Dirac Integral - 19 - 3/ 2 Fermi-Dirac Integral aus Funktion von ηF Für x < -3 kann man folgende Näherung des Integrals verwenden: F1/ 2 ( x) ≈ π 2 exp( x) Für die Elektronendichte ergibt sich damit: ⎛ E − EF n = N C exp⎜ − C kT ⎝ ⎞ ⎟ ⎠, und analog für Löcher: ⎛ E − EV ⎞ p = NV exp⎜ − F ⎟ kT ⎠ ⎝ mit ⎛ 2πmh kT ⎞ NV = 2⎜ ⎟ 2 ⎝ h ⎠ Problem: EF ist noch unbekannt. - 20 - 3/ 2 3.4 Eigenleitung Neutralitätsbedingung: n = p = ni (Intrinsische Ladungsträgerdichte) Daraus ergibt sich: np = ni2 Diese Beziehung wird als Massenwirkungsgesetz bezeichnet und gilt auch für dotierte Halbleiter. Daraus folgt für das Quadrat der intrinsischen Ladungsträgerdichte: ⎛ E ⎞ ni2 = n ⋅ p = NC NV exp⎜⎜ − Gap ⎟⎟ ⎝ kT ⎠ und damit für die Dichte der Ladungsträger: ⎛ E ⎞ n = p = ni = N C NV exp⎜⎜ − Gap ⎟⎟ ⎝ 2kT ⎠ Aus der Neutralitätsbedingung n = p kann durch Rückeinsetzen EF bestimmt werden: EF = ⎛N EC + EV 1 + kT ln⎜⎜ V 2 2 ⎝ NC ⎞ ⎟⎟ ⎠ EF = ⎛m ⎞ EC + EV 3 + kT ln⎜⎜ h ⎟⎟ 2 4 ⎝ me ⎠ Da die effektiven Massen der Löcher grösser sind als die der Elektronen liegt die Fermienergie beim intrinsischen Halbleiter immer leicht oberhalb der Mitte der Bandlücke. Da die Zustandsdichte der Löcher grösser als die der Elektronen ist, wäre bei die Lage der Fermienergie genau in der Mitte der Bandlücke die Dichte der Löcher grösser als die der Elektronen. Das leichte ‚Verrutschen’ der Fermienergie über die Mitte der Bandlücke nach oben gleicht die höhere Zustandsdichte der Löcher aus, so dass im intrinsischen Halbleiter die gleiche Dichte von Elektronen und Löchern vorhanden ist. - 21 - 3.5. Dotierte Halbleiter Energetische Lage von Fremdatomen im Si Kristall Die Zahlen geben den Abstand zur nächsten Bandkante in meV an. Für die Dotierung von Bauelementen werden Bor, Phosphor und Arsen verwendet. Gold bildet in Si eine tiefe Störstelle, d.h. das Goldatom fängt Ladungsträger ein und verschlechtert dadurch drastisch die Eigenschaften von Bauelementen. Zudem besitzt Gold in Si eine grosse Diffusionskonstante, d.h. wenn man irgendwo Gold im Si Prozess hat, ist es bald überall. Energetische Lage von Fremdatomen im GaAs Kristall Technologisch relevante Materialien zur Dotierung sind Beryllium, Kohlenstoff, Zink und Silizium. Wird Si auf einem Ga Gitterplatz eingebaut, so wirkt es als Donator, auf einem As Platz als Akzeptor. Normalerweise wird Si als Donator eingebaut. - 22 - 3.6. Ladungsträgerdichten im dotierten Halbleiter Intrinsicher Halbleiter Elektronen- und Löcherkonzentration sind gleich, die Fermienergie liegt in der Nähe der Mitte der Bandlücke. n dotierter Halbleiter Unterhalb des Leitungsbandes befinden sich die Donatorzustände bei der Energie EE. Ist EcEd von der Grössenordnung kT, so sind die Donatoren ionisiert und die Konzentration der Elektronen im Leitungsband enspricht der Konzentration der Donatoren. Die Fermienergie verschiebt sich in Richtung Leitungsbandkante. Da das Produkt aus Elektron- und Löcherdichte konstant ist (Massenwirkungsgesetz), geht die Löcherdicht stark zurück. Die Elektronen sind in diesem Fall Majoritätladungsträger, die Löcher Minoritätladungsträger. - 23 - p dotierter Halbleiter Unterhalb des Leitungsbandes befinden sich Akzeptorzustände bei der Energie EA. Die Fermienergie verschiebt sich in diesem Fall in Richtung Valenzbandkante. Löcher sind nun Majoritätladungsträger, Elektronen Minoritätladungsträger. Berechnung der Ladungsträgerdichten Es gilt weiterhin das Massenwirkungsgesetz np=ni2 Die Dotierung eines Halbleiters ist analog zur Mischung von Wasser mit Säuren oder Laugen, auch hier können die Konzentrationen der verschiedenen Substanzen durch ein Massenwirkungsgesetz beschrieben werden. In reinem Wasser ist die Konzentration von OHund H3O+ Ionen gleich gross (10-7 mol/l). Fügt man nun Säuren oder Basen hinzu (enstpricht der Dotierung beim Halbleiter), so erhöht man die Konzentration von OH- (Base) oder H3O+ (Säure). Das Produkt aus den Konzentrationen von OH- und H3O+ Ionen bleibt jedoch konstant (10-14 mol2/l2). Des weiteren gilt Ladungsneutralität: N-A + n = N+D + p Die Konzentration der ioniserten Akzeptoren und Elektronen muss genau so gross sein wie die Konzentration von ionisierten Donatoren und Löchern. Betrachten wir zunächst einen n-dotierten Halbleiter, in diesem Fall gilt für die Ladungsneutralität: n = N+D + p Für n und p können wir die oben gewonnenen Ausdrücke einsetzen, für N+D gilt: N D+ = ND ⎛ E − ED ⎞ 1 + 2 exp⎜ F ⎟ ⎝ kt ⎠ ED ist die energetische Lage des Donatorniveaus. - 24 - Die Lage der Fermienergie kann jetzt graphisch als Schnittpunkt der Kurven von N+D + p und n bestimmt werden: Konzentration von ionisierten Donatoren, Elektronen und Löchern als Funktion der Lage der Fermienergie Für die Ladungsträgerdiche ergibt sich folgender Temperaturverlauf: - 25 - Für tiefe Temperaturen (freeze-out region) ist nur ein Teil der Donatoren ionisiert. Für T->0 geht auch die Ladungsträgerdiche gegen 0. Für mittlere Temperaturen (extrinsic region) sind alle Donatoren ionisert und die Ladungsträgerdiche ist über einen weiten Temperaturbereich konstant. In diesem Bereich möchte man normalerweise seine Bauelemente betreiben. Für hohe Temperaturen werden mehr und mehr Ladungsträger durch thermische Anregung über die Bandlücke erzeugt. Ist deren Anzahl grösser als die der durch Dotierung erzeugten Ladungsträger, so ist man im intrisischen Bereich. 3.7 Temperaturabhängigkeit der Fermienergie im dotierten Halbleiter Lage der Fermienergie Dotierkonzentrationen. in Si als Funktion der Temperatur für verschiedene Lage der Fermienergie in GaAs als Funktion der Temperatur für verschiedene Dotierkonzentrationen. Je schwächer der Halbleiter dotiert ist, desto schneller überwiegt die Eigenleitung und die Fermienergie verschiebt sich in Richtung Mitte der Bandlücke. In beiden - 26 - Abbildungen ist auch die temperaturabhängigkeit der Bandlücke berücksichtigt. Bei steigender Temperatur wird die Bandlücke kleiner, daher bewegen sich Leitungs- und Valenband aufeinander zu. 3.8. Entartete Halbleiter Donator und Akzeptorniveaus als Funktion der Dotierkonzentration Für kleine Dotierkonzentrationene (<1016 cm-3) können die Donator- und Akzeptoratome unabhängig betrachtet werden. Bei steigender Konzentration führt die Wechselwirkung zwischen den Donator- oder Akzeptoratomen zur Ausbildung von eigenen Bändern (Donator- bzw. Akzeptorband). Je grösser die Konzentration, desto breiter werden diese Bänder. Überlappen die Donatorbzw. Akzeptorbänder mit dem Leitungs- bzw. Valenzband, so spricht man von einem entarteten Halbleiter. Die Fermienergie liegt in diesem Fall in einem der Bänder. Der Halbleiter bleibt daher selbst bei T=0K leitfähig, wird also in gewisser Hinsicht zum Metall. Entartete Halbleiter werden vor Metall/Halbleiterübergängen verwendet. - 27 - allem als Kontaktschichten in 4. Ladungsträgertransport - Tranport durch elektrische und magnetische Felder => Driftstrom Tranport duch Diffusion => Diffusionsstrom 4.1. Naives Modell Drude Modell - Elektronen werden duch elektrisches Feld beschleunigt - Stoss mit Gitteratom -> Energieverlust, Umlenkung Dieses einfache Modell ist falsch, denn für ein perfektes Kristallgitter steckt die gesamte Wechselwirkung zwischen den Ladungsträgern und dem Gitter in der Bandstruktur bzw. der effektiven Masse. Stösse der Elektronen mit dem Kristallgitter finden daher nicht statt. 4.2. Ladungsträger in perfekten Kristallen T = 0K, keine Gitterfehler (keine Dotierung!), keine Wechselwirkung zwischen Ladungsträgern Gegeben ist Bandstruktur E(k) E(k) Beschreibung des Teilchens als Wellenpaket mit Gruppengeschwindigkeit vg r 1 dE r vg = h dk Für kleine k: r r h2k 2 E (k ) = 2meff r r hk vg = meff -π/a - 28 - π/a k Beschleunigte Bewegung Energieübertrag pro Zeiteinheit: r r r 1 dE r dt 1) dE = F ⋅ v g dt = F h dk dE r 2) dE = r dk dk r r dk F = Aus 1) und 2) => dt h Beschleunigung: r r r r r dv d ⎛ 1 dE ⎞ 1 d 2 E dk F d 2 E F r = r⎟= r = ⎜ = a= dt dt ⎝ h dk ⎠ h dk 2 dt h 2 dk 2 meff Die effektive Masse meff (m* in der Abbildung) ist nicht konstant, sondern von k abhängig: meff ⎛ d 2E ⎞ = h ⎜⎜ r 2 ⎟⎟ ⎝ dk ⎠ −1 2 Die Gruppengeschwindigkeit geht am Rand der Brillouinzone gegen Null und die effektive Masse wird negativ! Begründung: Welle für kleine k (grosse Wellenlänge): => Mittelung über viele Gitterperioden, effektive Masse konstant Welle für k am Rand der Brillouinzone (Wellenlänge vergleichbar mit Gitterperiode): Reflektion der Welle am Kristallgitter => stehende Welle, vg = 0 - 29 - 4.3. Ladungträger in realen Kristallen Das unter 4.1 beschriebene Drude Modell kann mit Einschränkungen verwendet werden, wenn man damit nicht die Streuung von Ladungsträgern an Gitteratomen, sondern Streuung an - Gitterschwingungen (Phononen) - Donatoren, Akzeptoren - Ladungsträgern - Kristallfehlern - Legierungsfluktuationnen in ternären und quaternären Halbleitern beschreibt. 4.3.1 Thermische Geschwindigkeit Mittlere thermische Geschwindigkeit: 1 3 mvth2 = kT 2 2 vth = 3kT m Für Si bei 300 K ist die mittlere thermische Geschwindigkeit v = 107cm/s=105m/s Mittlere freie Weglänge: 10-100 nm, Streuzeit ca. 0.1-1 ps 4.3.2 Driftgeschwindigkeit - 30 - - Für kleine Feldstärken (E<103 V/m): vDrift = (qτc/meff)E Für grosse Feldstärken (E>104 V/m): vDrift = const. ≈ 107 cm/s In Si und Ge ist die maximale Geschwindigkeit durch Emission von Phononen beschränkt. In GaAs hat die Driftgeschwindigkeit ein Maximum bei einer gewissen Feldstärke und fällt dann wieder ab. Der Grund liegt in der Besetzung eines zweiten Bandminimums (‚upper valley’ in [111] Richtung). Die effektive Masse in diesem Minimum ist wesentlich grösser als die effektive Masse am Γ-Punkt, daher nimmt die Driftgeschwindigkeit wieder ab. Den daraus resultierenden negativen differentiellen Widerstand kann man zur Erzeugung von hochfrequenten Schwingungen nutzen. Elektronen erreichen höhere Geschwindigkeiten als Löcher, daher werden bei Hochfrequenztransistoren immer Elektronen als Ladungsträger verwendet. Die erreichbaren maximalen Geschwindigkeiten erlauben eine erste (grobe) Abschätzung der Schaltzeiten von Transistoren. Bei einem Feldeffektransistor mit einer Gatebreite L braucht das Elektron die Zeit t = L/vmax zum Passieren des Gates. Für vmax = 107 cm/s und L = 100 nm ergibt sich eine Transferzeit von 1ps (1THz Grenzfrequenz). Natürlich ist die Schaltzeit von Transistoren noch von vielen anderen Faktoren abhängig. 4.3.3 Beweglichkeit Die Beziehung zwischen der Driftgeschwindigkeit der Ladungsträger und dem elektrischen Feld wird Beweglichkeit genannt. Für Elektronen: vn = -µnE Für Löcher: vp =µpE mit µn = eτn/mn mit µp = eτp/mp τn,p ist die mittlere Streuzeit: 1 τ n, p =∑ i 1 τ ni , p τ n,i p sind die Streuzeiten der verschiedenen Streuprozesse (Streuung an ioniserten Störstellen, Streuung an Gitterschwingungen, ….) - 31 - Beweglichkeit von Elektronen als Funktion der Temperatur für verschiedene Dotierkonzentrationen. Für hohe Temperaturen dominiert Streuung an Gitterschwingungen (Phononen), für tiefe Temperaturen Streuung an ionisierten Störstellen (Donatoren und Akzeptoren). - 32 - Beweglichkeiten von Ladungsträgern in Ge, Si und GaAs als Funktion der Dotierkonzentration Beweglichkeiten von Elektronen und Löchern bei T = 300 K in Einheiten von cm2/Vs Material Diamant Si Ge InSb InAs InP GaAs GaSb PbS SiC Elektronen 1800 1350 3600 800 30000 4500 8000 5000 550 100 - 33 - Löcher 1200 480 1800 450 450 100 300 1000 600 10-20 4.3.4. Leitfähigkeit Zur Verknüpfung der makroskopisch messbaren Leitfähigkeit σ mit den mikroskopischen Grössen der Beweglichkeit µ und Ladungsträgerkonzentration n betrachten wir einen Quader mit Querschnittsfläche A, durch den ein Strom I fliesst. Im Volumen zwischen x und x+∆x befinden sich ∆N = n*∆x*A Ladungsträger mit der Gesamtladung ∆Q = q*n*∆x*A Diese Ladungsträger durchqueren in der Zeit ∆t = ∆x /vDrift den Bereich zwischen x und x+∆x. Der Strom ist somit I = ∆Q/∆t = q*n*A*vDrift und die Stromdiche j = I/A = qnvDrift Mit vDrift = µ E ergibt sich eine Gesamtstromdichte (Elektronen und Löcher): J = jn + jp = e(nµn + pµp)E = σ E. Die Leitfähigkeit ist somit σ = e(nµn + pµp) Aus Messungen der Leifähigkeit kann man keine Rückschlüsse auf die Art der Ladungsträger, ihre Konzentration und Beweglichkeit machen. Für eine kleine Ladungsträgerdichte ergibt sich in Kombination mit einer hohen Beweglichkeit die gleiche Leitfähigkeit wie bei einer grossen Ladungsträgerdiche und kleiner Beweglichkeit. Zur Bestimmung von Ladungsträgerdiche und Beweglichkeit braucht man daher neben der Leitfähigkeit mindestens eine zusätzliche Messgrösse. - 34 - Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit bei verschiedene Dotierkonzentrationen - Für tiefe Temperaturen und Dotierungen bis 5*1017cm-3 nimmt die Leitfähigkeit mit steigender Temperatur zu, da mehr und mehr Donatoren ionisert werden. Für T=0K wird die Probe zum Isolator, da kein Donator mehr ionisiert ist (‚Ausfrieren’ der Ladungsträger) - Für sehr hohe Dotierkonzentrationen ist der Halbleiter entartet. Da die Fermienergie im Leitungsband liegt, bleibt der Halbleiter selbst bei tiefen Temperaturen leitfähig. - Bei höheren Temperaturen ab 100 K sind alle Donatoren ionisiert und die Ladungsträgerdichte ist konstant. Bei steigender Temperatur sinkt in diesem Bereich die Leitfahigkeit, da Streuprozesses an Gitterschwingungen zunehmen. - Für kleinen Dotierkonzentrationen (1.75*1014 cm-3) beginnt ab 300 K der intrinsische Bereicht, d.h. die Konzentration der durch thermische Anregung über die Bandlücke erzeugten Ladungsträger wird vergleichbar mit der Dotierkonzentration. Durch die steigende Ladungsträgerdichte nimmt auch die Leitfähigkeit wieder mit der Temperatur zu. Die gestrichelte Kurve stellt die Leitfähigkeit bei Eigenleitung (keine Dotierung) dar. Mit steigender Dotierkonzentration verschiebt sich der Übergang vom extrinischen (Ladungsträger aus Dotierung überwiegen) zum intrinsischen (Ladungsträger durch thermische Anregung überwiegen) Bereich zu immer höheren Temperaturen. Aus den Steigungen der Kurven für sehr kleine und sehr grosse Temperaturen kann der Abstand des Donatorniveaus von der Bandkante bzw. die Grösse der Bandlücke bestimmt werden. - 35 - 4.3.5 Spezifischer Widerstand Spezifischer Widerstand von n und p dotierten Halbleitern als Funktion der Dotierkonzentration. Der Widerstand von p-Halbleitern ist bei gleicher Dotierkonzentration immer höher als der von n-Halbleitern, da die Beweglichkeit der Elektronen grösser als die Beweglichkeit der Löcher ist. Für kleine Dotierkonzentrationen ist die Beweglichkeit konstant, die Kurven werden daher zu Geraden. Für höhere Dotierkonzentration hängt die Beweglichkeit von der Dotierkonzentration ab, daher werden weichen die Kurven von einem geraden Verlauf ab. - 36 - Mathematische Nebenbemerkung zur Herleitung in Punkt 4.2: dE r = ∇ k E ist der Gradient der Energie im k-Raum und ein Vektor mit den dk folgenden Komponenten: Der Term ⎛ dE ⎜ ⎜ dk x ⎜ dE dE r = ∇k E = ⎜ dk ⎜ dk y ⎜ dE ⎜ dk ⎝ z ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ d 2E r ist eine Matrix mit folgenden Komponenten: dk 2 ⎛ d 2E d 2E d 2 E ⎞⎟ ⎜ ⎜ dk x 2 dk x dk y dk x dk z ⎟ ⎜ 2 ⎟ 2 d E ⎜ d E d 2E d 2E ⎟ r2 = 2 ⎜ dk y dk x dk y dk z ⎟ dk dk y ⎜ 2 ⎟ 2 d E d 2E ⎟ ⎜ d E 2 ⎜ dk dk dk z ⎟⎠ ⎝ z x dk z dk y Der Term - 37 - 4.3. Hall Effekt Wir betrachten eine Halbleiterprobe der Länge l, Breite b und Höhe h. In Längsrichtung wird die Probe von einem Strom I durchflossen, senkrecht zur Probenoberfläche liegt ein Magnetfeld B an. r r r Die Ladungsträger werden durch die Lorentzkraft FL = q(v × B) abgelenkt. Tragen Elektronen und Löcher zum Strom bei, so werden sie in die gleiche Richtung abgelenkt. Durch die Ansammlung der Ladungsträger an einer Seite der Probe baut sich ein elektrisches Querfeld (EH Hallfeld) auf, das der Lorentzkraft entgegengesetzt ist. An den Seitenflächen der Probe kann jetzt eine Hallspannung UH abgegriffen werden. Das Hallfeld hat für Elektronenund Löcherleitung entgegengestztes Vorzeichen, was eine Identifizierung der Ladungsträgersorte ermöglicht. Für den Fall, dass das Magnetfeld, die Stromrichtung und das Hallfeld senkrecht zueinander stehen, besteht folgender Zusammenhang: EH= RHjB (RH – Hallwiderstand, j-Stromdichte). Nach längerer Rechnung ergibt sich für den Hallwiderstand: 2 2 r pµ p − nµ p r p − b2n RH = = e ( pµ p − nµ n ) 2 e ( p − bn) 2 b= µn µp Der Koeffizient r ist das Verhältniss des Mittelwerts der Streuzeitquadrate zum Quadrat des Mittelwerts der Streuzeit: r= τ2 τ 2 Es ergeben sich folgende Werte für typische Streumechanismen: Thermische Streuung (Phononen): r = 1.18 Streuung an Störstellen: r = 1.93 Streuung in Metallen und entarteten Halbleitern: r = 1 - 38 - Für den Fall, dass nur eine Sorte Ladungsträger zum Strom beiträgt, ergibt sich für den Hallwiderstand: r ne r RH = pe RH = − Elektronen Löcher Aus dem Vorzeichen des Hallwiderstandes kann also auf die Ladungsträgersorte geschlossen werden. Gleichzeitig erhält man die Ladungsträgerdichte. Zusammen mit einer Messung des Längswiderstands kann dann die Beweglichkeit der Ladungsträger bestimmt werden. 4.3.1 Inversionspunkt Unter bestimmten Bedingungen kann der Hallwiderstand gleich Null werden. Aus RH = 0 folgt: p µ n2 pµ p2 − nµ n2 = 0 => = n µ p2 Da die Beweglichkeit von Elektronen grösser ist als die von Löchern ist der Quotient der Beweglichkeiten grösser als 1, daher muss die Löcherdichte am Inversionspunkt grösser als die Elektronendichte sein => Inversion der Hallspannung nur in p-dotierten Halbleiten 4.4. Diffusion 4.4.1 Diffusionsgleichungen Wir betrachten einen Bereich im Halbleiter mit nicht konstanter Ladungsträgerdichte n(x). Die Unterschiede in der Ladungsträgerdichte führen zu einem Diffusionsstrom, den wir im Folgenden berechnen wollen. Dazu nehmen wir an, dass sich von den am Ort x befindlichen Teilchen innerhalb der Streuzeit die Hälfe um eine mittlere freie Weglänge nach links und die andere Hälfte um eine mittlere freie Weglänge nach rechts bewegt. - 39 - Der Netto-Teilchenstrom an der Stelle x besteht also aus der Differenz des Teilchenstroms von links und von rechts. Teilchenstrom von links: fl = ½ n(-l) vth Teilchenstrom von rechts: fr = ½ n(l) vth Der Nettostrom an der Stelle x wird daher: f = fl – fr Die freie Weglänge l soll klein gegen die Längenskala der Konzentrationsänderung sein, daher können wir für n(x) eine lineare Entwicklung ansetzen: n(l ) = n(0) + l dn dx n(−l ) = n(0) − l und dn dx Der gesamte Teilchenfluss wird daher: f = fl − f r = f = − Dn dn ⎞ ⎛ dn ⎞⎤ dn dn 1 1 1 ⎡⎛ n(−l )vth − n(l )vth = ⎢⎜ n(0) − l ⎟ − ⎜ n(0) + l ⎟⎥ vth = −vthl = − Dn 2 2 2 ⎣⎝ dx ⎠ ⎝ dx ⎠⎦ dx dx dn dx 1. Ficksches Gesetz Dn ist die Diffusionskonstante Dn = l vth Zusammen mit der Kontinuitätsgleichung ∂ 2n ∂n = Dn 2 ∂x ∂t ∂n ∂f =− ergibt sich das zweite Ficksche Gesetz: ∂t ∂x (Partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung) 4.4.2 Einstein Beziehungen Wir betrachen die Diffusion von Teilchen in einer Dimension. Aus der mittleren thermischen Geschwindigkeit und der Beweglichkeit µ = folgt mit l=vth*τ : D = vth l = vth2 τ = eτ m 1 2 1 mvth = kT 2 2 kT kT τ= µ m e Damit gilt für die Diffusionskonstanten von Elektronen und Löchern: Dn = kT µn e und D p = kT µp e Einstein Beziehungen - 40 - 4.5 Bandverlauf im elektrischen Feld Für die Behandlung von Halbleiterbauelementen benötigen wir einen Zusammenhang zwischen dem elektrischen Feld, dem Potential und dem Bandverlauf. Dazu betrachten wir eine Halbleiterprobe der Länge L, an die eine Spannung U angelegt wird. In der Probe ist das elektrische Feld E konstant und das Potential hat einen linearen Verlauf. E=− dφ dx Die Ladungsträger in den Bändern erhalten durch das Potential zusätzliche Energie, es gilt: Ev(x)= Ev0 - eφ(x) Ei(x)= Ei0 - eφ(x) Ev(x)= Ev0 - eφ(x) wobei Ec0 und Ev0 die Valenz- und Leitungsbandkante im Halbleiter ohne elektrisches Feld sind. Ei0 ist die Fermienergie des intrinsischen Halbleiters. Ist der Verlauf von Ei im Halbleiter bekannt, so kann man daraus das elektrische Feld berechnen: E = 1 dEi e dx Des Weiteren möchten wir die (ortsabhängige) Ladungsträgerkonzentration durch die Fermienergie und die Fermienergie des intrinsischen Halbleiters ausdrücken. - 41 - Die Konzentration der Löcher ist gegeben durch: ⎛ E − EV ⎞ p = NV exp⎜ − F ⎟ kT ⎠ ⎝ Für einen intrinsischen Halbleiter gilt: ⎛ E − EV ⎞ p = ni = NV exp⎜ − i ⎟ kT ⎠ ⎝ Damit können wir die erste Gleichung umformen: ⎛ E − EF ⎞ ⎛ E − EV ⎞ ⎛ E − EF ⎞ ⎛ E − EV ⎞ p = NV exp⎜ − F ⎟ ⎟ = ni exp⎜ i ⎟ NV exp⎜ − i ⎟ = exp⎜ i kT ⎠ kT ⎠ ⎝ kT ⎠ ⎝ ⎝ kT ⎠ ⎝ Damit erhalten wir (mit expliziter Ortsabhängigkeit der Grössen) für die Konzentration der Löcher: ⎛ E ( x ) − EF ( x ) ⎞ p( x) = ni exp⎜ i ⎟ kT ⎝ ⎠ und für Elektronen: ⎛ E ( x) − Ei ( x) ⎞ n( x) = ni exp⎜ F ⎟ kT ⎝ ⎠ Für EF = Ei erhält man wir erwartet n=ni, bzw. p=ni. Die räumliche Änderung der Ladungsträgerdichte kann man nun durch die Änderung der Fermienergien ausdrücken: Für Löcher: dp d ⎛ ⎛ E − EF = ⎜⎜ ni exp⎜ i dx dx ⎝ ⎝ kT ⎛ E − EF ⎞ ⎞ dEi ni exp⎜ i ⎟ ⎟⎟ = ⎝ kT ⎠ ⎠ dx kT dp p ⎛ dEi dEF ⎞ = − ⎜ ⎟ dx kT ⎝ dx dx ⎠ und Elektronen: dn n ⎛ dEF dEi ⎞ = − ⎜ ⎟ dx kT ⎝ dx dx ⎠ - 42 - ⎛ E − EF ⎞ ⎞ dEF ni exp⎜ i ⎟ ⎟− ⎝ kT ⎠ ⎠ dx kT 5. PN Übergang Der pn Übergang ist der Grundbaustein für viele Halbleiterbauelements: - Gleichrichter, Photodioden, Solarzellen, LEDs, Halbleiterlaser - Transistoren, Thyristoren, Triacs, … Betrachten wir zunächst ein p und ein n dotiertes Stück Halbleitermaterial. Im p Material liegt das Ferminiveau nahe bei der Valenzbandkante, Löcher sind Majoritätsladungsträger und Elektronen Minoritätsladungsträger. Im n Material liegt das Ferminiveau in der Nähe der Leitungsbandkante, Elektronen sind Majoritäts- und Löcher Minoritätsladungsträger. Werden nun die beiden Halbleiterstücke in Kontakt gebracht, so fliesst aufgrund des Konzentrationsunterschiedes ein Diffusionsstrom von Löchern von der p auf die n Seite und ein Elektronenstrom von der n auf die p Seite. Dieser Ladungsträgerstrom führt zur Ausbildung einer Raumladungszone und einer Potentialdifferenz zwischen der p und n Seite. Mit steigender Potentialdifferenz beginnt ein dem Diffusionsstrom entgegengesetzter Driftstrom zu fliessen. Sobald Drift- und Diffusionsstrom gleich gross sind, befindet sich der pn Übergang im Gleichgewicht. Die Potentialdifferenz zwischen der p und n Seite wird mit Vbi (built-in voltage) bezeichet. Strom-Spannungskennlinie einer Diode Themen bei der Behandlung des pn Übergangs: - pn Übergang im thermischen Gleichgewicht, Potentiale, Drift- und Diffusionsstrom pn Übergang mit angelegter Spannung, Durchlass- und Sperr-Richtung Sperrschicht- und Diffusionskapazität Durchbruchverhalten - 43 - Liste der verwendeten Symbole: Ladungsträgerkonzentrationen Majoritätsladungsträger pp0 – Konzentration der Löcher auf der p-Seite im thermischen Gleichgewicht nn0 – Konzentration der Elektronen auf der n-Seite im thermischen Gleichgewicht Minoritätsladungsträger np0 – Konzentration der Elektronen auf der p-Seite im thermischen Gleichgewicht pn0 – Konzentration der Löcher auf der n-Seite im thermischen Gleichgewicht np – Konzentration der Elektronen auf der p-Seite (kein Gleichgewicht) pn – Konzentration der Löcher auf der n-Seite (kein Gleichgewicht) ni – Ladungsträgerkonzentration im intrinsischen Halbleiter NA - Akzeptorkonzentration auf der p - Seite ND - Donatorkonzentration auf der n - Seite EF - Fermienergie, im thermischen Gleichgewicht über den gesamten Halbleiter konstant, bei angelegter Spannung ortsabhängig Ei - Fermienergie des intrinsischen Halbleiters (ortsabhängig) E – elektrisches Feld V – Potential Vbi – Potentialdifferenz zwischen p und n Seite im thermischen Gleichgewicht ρ - Ladungsdichte ε = εr ε0 - Produkt aus relativer Dielektrizitätskonstante und Dielektrizitätskonstante des Vakuums -xp – Rand der Raumladungszone auf der p-Seite xn – Rand der Raumladungszone auf der n-Seite W = xp + xn – Breite der Raumladungszone Cs – Sperrschichtkapazität - 44 - 5.2. pn Übergang im thermischen Gleichgewicht Dotierung: p-Seite p p0 = N A , n p0 ni2 = NA n-Seite ni2 nn 0 = N D , p n 0 = ND Ladungsträgerdichten Für den Fall einer äusseren Spannung (U>0) weichen die Minoritätsladungsträgerdichten von den Gleichgewichtswerten np0 und pn0 ab. Ladungsverteilung Die Fläche unter den Kurven entspricht der Ladung und ist auf der p und n Seite ist. Auf der höher dotierten Seite (hier n Seite) ist die Raumladungszone dünner, aber die Ladungsträgerkonzentration höher. Elektrisches Feld Durch die Ladungstrennung in der Raumladungszone bildet sich ein elektrisches Feld aus. Potential Die Potentialdifferenz zwischen der p und n Seite wird mit Vbi bezeichnet. - 45 - 5.3. Drift- und Diffusionsstrom Löcherstrom: j p = j p ( Drift ) + j p ( Diffusion) = 0 j p = eµ p pE − eD p => dp dx Das elektrische Feld kann man aus der Ortsableitung der intrinsische Fermienergie erhalten und die Diffusionskonstante Dp aus dem Diffusionsstrom mittels der Einstein Beziehungen eliminieren: dp ⎛ 1 dEi ⎞ j p = eµ p p⎜ ⎟ − kTµ p dx ⎝ e dx ⎠ Mit p = ni exp(( Ei ( x) − E F ( x)) / kt ) und daraus jp = µ p p dEF =0 dx => dp p ⎛ dEi ( x) dE F ( x) ⎞ = − ⎜ ⎟ folgt: dx kT ⎝ dx dx ⎠ dE F = 0 => E F = const. dx Elektronenstrom: je = je ( Drift ) + je ( Diffusion) = 0 dn jn = eµ n nE + eDn dx dE F jn = µ n n =0 => EF = const. dx Die Fermieenergie ist im thermischen Gleichgewicht im ganzen Halbleiter konstant. 5.4 Abrupter pn Übergang Es gilt die Poissiongleichung: ρ d 2V − dE e = = − = − − ( N D − N A + p − n) 2 ε ε dx dx Für die Bereich ausserhalb der Raumladungszone (x < -xp und x < xn) gilt Ladungsneutralität, d.h. ND- NA+p-n = 0 d 2V und damit =0 dx 2 Da keine äussere Spannung anliegt, ist das elektrische Feld im Bereich ausserhalb der Raumladungszone gleich Null und das Potential konstant. Der Bezugspunkt des Potentials wird so gewählt, dass es in der Mitte der Raumladungszone gleich Null ist. - 46 - p – Seite (NA = 0, p >> n) n – Seite (ND = 0, n >> p) p = N A = ni exp(( Ei − EF ) / kT ) n = N D = ni exp(− ( Ei − E F ) / kT ) 1 kT N A V p = − ( Ei − E F ) = − ln e e ni 1 kT N D Vn = − ( Ei − E F ) = ln e e ni Das eingebaute Potential wird damit: Vbi = Vn − V p = kT N A N D ln e ni2 Berechnung der elektrischen Feldstärke und des Potentialverlaufs in der Raumladungszone (-xp < x < xn): d 2V eN A = dx 2 ε d 2V eN = − D für 0 < x < xn 2 dx ε für -xp < x < 0, Elektrische Feldstärke x dV eN A eN E ( x) = − =− ∫ dx = − A ( x + x p ) dx ε ε −xp E ( x) = − Em − eN A x für -xp < x < 0 E ( x ) = − Em + eN D x für 0 < x < xn mit Em = ε ε eN D xn ε = eN A x p ε Eingebautes Potential xn 0 xn −xp −xp 0 Vbi = − ∫ E ( x)dx = − ∫ E ( x)dx − ∫ E ( x)dx = eN A 2 eN D 2 1 xp + xn = EmW 2ε 2ε 2 Aus W = xn + x p und N A x p = N D xn (Gesamtladung in der Raumladungszone ist Null) folgt: xp = ND NA W und xn = W N A + ND N A + ND Vbi = e N AND W 2 und daraus erhält man die Breite der Raumladungszone W: 2ε N A + N D W= damit wird 2ε e ⎛ 1 1 ⎞ ⎟⎟Vbi ⎜⎜ + ⎝ N A ND ⎠ - 47 - 5.5 Linearer pn Übergang Beim linearen pn Übergang hat die Dotierung einen linearen Verlauf mit dem Dotiergradienten a. Die Gleichung für das Potential wird somit: d 2V ea = − x für -xp < x < xn 2 dx ε Elektrische Feldstärke x E ( x) = − dV ea ea 2 = ∫ dx = ( x − x 2p ) dx − x p ε 2ε E ( x) = − Em + ea 2 x 2ε mit xp = xn =W/2 folgt: eax 2p eaW 2 Em = = 2ε 8ε Eingebautes Potential Vbi = eaW 3 12ε Damit wird die Breite der Raumladungszone: W =3 12ε Vbi ea Das Potential zwischen p und n Seite ist weiterhin über die Dotierkonzentrationen gegeben: Vbi = Vn − V p = kT N A N D kT a(W / 2)a(W / 2) 2kT aW = = ln ln ln e ni2 e ni2 e 2ni Aus den beiden letzten Gleichungen können W und Vbi bestimmt werden. - 48 - 5.6 Strom-Spannungscharakteristik des pn Übergangs In Flusspolung werden Minoritätsladungsträger über die Raumladungszone auf die Gegenseite injiziert (z.B. Elektronen in den p-Bereich) → Stromfluss nimmt mit zunehmender Spannung VF zu In Sperrpolung dehnt sich die RLZ aus → Stromfluss nimmt ab mit zunehmender Spannung VR Die Minoritätsladungsträger sind in der Nähe der Raumladungszone nicht mehr im thermischen Gleichgewicht, in Flusspolung herrscht ein Überschuss, in Sperrpolung ein Mangel. Die Berechnung der Ladungsträgerdichten in Abhängigkeit von der Lage der Fermienergie ist daher nicht mehr möglich. Man kann für Elektronen und Löcher allerdings zwei getrennte Fermienergien einführen (die Ladungsträger sind unter sich im Gleichgewicht), wir wählen im folgenden aber einen anderen Weg. - 49 - Zur Berechnung der idealen Diodenkennlinie machen wir folgende Annahmen: - Abrupter pn-Übergang - Ladungsträgerdichte an den Zonengrenzen gegeben über die Potentialdifferenz - Niedriginjektion (Minoritätsträgerdichte klein gegenüber Majoritätsträgerdichte) - Keine Ladungsträgerrekombination und -generation innerhalb der RLZ Trägerdichten am Rande der RLZ Die Potentialdifferenz zwischen p und n Seite kann als Funktion der Minoritäts- und Majoritätsladungsträgerdichten dargestellt werden. Unter Benutzung der folgenden Beziehungen: p p0 = N A , nn 0 = N D , pn 0 = ni2 ni2 n = , , p p 0 n p 0 = ni2 und nn 0 pn 0 = ni2 p0 ND NA erhält man für Vbi: Vbi = kT N A N D kT p p 0 nn 0 kT nn 0 ln ln ln = = e ni2 e ni2 e n p0 Daraus folgt umgekehrt für die Ladungsträgerdichten: ⎛ eV ⎞ ⎛ eV ⎞ nn 0 = n p 0 exp⎜ bi ⎟ , bzw. p p 0 = pn 0 exp⎜ bi ⎟ ⎝ kT ⎠ ⎝ kT ⎠ Beim Anlegen einer externen Spannung ändern sich die Ladungsträgerdichten zu: ⎛ e(V − U ext ) ⎞ nn = n p exp⎜ bi ⎟ kT ⎝ ⎠ Im folgenden nehmen wir Niedriginjektion an. Die Löcherdichte, die in die n-Seite injiziert wird, sei viel kleiner als die Dichte der Elektronen auf der n-Seite (analog für die p-Seite). Die Majoritätsladungsträgerdichten ändern sich daher nicht: nn ≈ nn 0 und p p ≈ p p 0 Für den Überschuss an Minoritätsladungsträgern bekommt man nun: ⎛ eV ⎞ ⎛ e(Vbi − U ext ) ⎞ n p − n p 0 = nn exp⎜ − ⎟ − n p 0 und daraus mit nn ≈ nn 0 = n p 0 exp⎜ bi ⎟ kT ⎝ kT ⎠ ⎝ ⎠ ⎡ ⎛ eU n p − n p 0 = n p 0 ⎢exp⎜ ext ⎣ ⎝ kT ⎞ ⎤ ⎟ − 1⎥ p-Seite ⎠ ⎦ ⎡ ⎛ eU ⎞ ⎤ pn − pn 0 = pn 0 ⎢exp⎜ ext ⎟ − 1⎥ n-Seite ⎣ ⎝ kT ⎠ ⎦ - 50 - Wenn die Kontakte weit von der Raumladungszone entfernt sind, so wird die Überschussladungsträgerdichte durch Rekombination mit den Majoritätsladungsträgern abgebaut (‚lange Diode’). Aus der Kontinuitäts- und Diffusionsgleichung erhält man: d 2 pn pn − pn 0 − =0 dx 2 D pτ p Der zweite Term beschreibt die Rekombinationsrate, mit der der Überschuss an Ladungsträgern abgebaut wird. Im thermischen Gleichgewicht pn − pn 0 = 0 verschwindet der Rekombinationsterm. Als Lösung der Differentialgleichung ergibt sich: ⎛ x − xn ⎞ ⎡ ⎛ eU ⎞ ⎤ ⎟ , mit der Rekombinationslänge Lp = D pτ p pn ( x) − pn 0 = pn 0 ⎢exp⎜ ext ⎟ − 1⎥ exp⎜ − ⎜ ⎟ L ⎣ ⎝ kT ⎠ ⎦ p ⎝ ⎠ ⎡ ⎛ eU Genauso für die Elektronen: n p ( x) − n p 0 = n p 0 ⎢exp⎜ ext ⎣ ⎝ kT Ladungsträger- und Stromdichten - 51 - ⎛ x + xp ⎞ ⎞ ⎤ ⎟⎟ ⎟ − 1⎥ exp⎜⎜ L ⎠ ⎦ n ⎝ ⎠ Nun berechnen wird den Stromfluss an den Grenzen der Raumladungszone. Am Rand der RLZ gibt es kein elektrische Feld (nur innerhalb der RLZ), daher ist der Stromfluss durch die Diffusionsstromdichte bestimmt: j p ( xn ) = −eD p Auf der n-Seite: jn (− x p ) = eDn Auf der p-Seite: dpn dx = xn dn p dx eD p pn 0 ⎛ ⎛ eU ⎞ ⎞ ⎜⎜ exp⎜ ext ⎟ − 1⎟⎟ Lp ⎝ ⎝ kT ⎠ ⎠ = −xp eDn n p 0 ⎛ ⎛ eU ⎞ ⎞ ⎜⎜ exp⎜ ext ⎟ − 1⎟⎟ Ln ⎝ ⎝ kT ⎠ ⎠ Die Gesamtstromdichte wird damit: ⎛ ⎛ eU ⎞ ⎞ j = j p ( xn ) + jn (− x p ) = js ⎜⎜ exp⎜ ext ⎟ − 1⎟⎟ ⎝ kT ⎠ ⎠ ⎝ ⎛ D p pn 0 Dn n p 0 ⎞ ⎟ + js = e⎜ ⎜ L Ln ⎟⎠ p ⎝ mit Hier wird die Annahme verwendet, dass innerhalb der RLZ keine Ladungsträger erzeugt oder vernichtet werden, ansonsten könnten wir nicht die Stromdichten an zwei verschiedenen Stellen (links und rechts der RLZ) zur Gesamtstromdichte addieren. Alternativ kann man schreiben: Dp = L2p τp , Dn = L2n τn ⎛ L p pn 0 Ln n p 0 ⎞ ⎜ ⎟ j e = + und damit s ⎜ τ τ n ⎟⎠ ⎝ p js ist die Sperrstromdichte der Diode (für hohe negative Spannungen geht der Exponentialterm gegen Null und der Ausdruck für die Stromdichte wird zu j = -js. Für hohe Ströme in Durchlassrichtung wird die Kennline zu: ⎛ ⎛ eU ⎞ ⎞ ⎛ eU ⎞ j = js ⎜⎜ exp⎜ ext ⎟ − 1⎟⎟ ≈ js exp⎜ ext ⎟ ⎝ kT ⎠ ⎠ ⎝ kT ⎠ ⎝ In logarithmischer Auftragung erwartet man daher eine Gerade: log j = log js + U ext UT mit der Temperaturspannung U T = kT (ca. 25 mV bei RT) e Für reale Dioden führt man den Idealitätsfaktor η ein und setzt folgenden Ausdruck für die Kennlinie an: log j = log js + - 52 - U ext ηU T 5.6.1 Strom – Spannungskennlinie einer idealen Diode - 53 - 5.6.2 Strom – Spannungskennlinie einer realen Diode Für kleine Spannungen ist der Diodenstrom durch eine reale Diode höher als durch eine ideale Diode, da durch Rekombination in der Raumladungszone ein zusätzlicher Strom fliesst. Für mittlere Spannungen und Ströme folgt die Kennlinie recht gut dem Verhalten der idealen Diode. Bei höheren Strömen ist die Annahme der Niedriginjektion nicht mehr gegeben: Die Majoritätsladungsträgerdichte wird durch Rekombination mit den injizierten Minoritätsladungsträgern vermindert, dadurch sinkt der Stromfluss ab. Bei sehr hohen Strömen kommen schliesslich die Zuleitungswiderstände in Spiel und führen zu einer weiteren Begrenzung des Stroms. - 54 - 5.6.3 Sperrschichtkapazität Die Breite der Raumladungszone hängt von der Grösse der externen Spannung Uext ab: W= 2ε N A + N D (Vbi − U ext ) e N AND Erhöht man die externe Spannung um dU, so verbreitert sich die Raumladungszone um dW und die gespeicherte Ladung um dQ. Die Sperrschichtkapazität der Diode dQ ergibt sich damit zu CS = . dU Abrupter pn Übergang Die Sperrschichtkapazität (mit der Diodefläche A) ist: CS = ε A 1 eε N A N D =A W 2 N A + N D Vbi − U ext Einseitig abrupter Übergang (NA>>ND) In diesem Fall ist die Sperrschichtkapazität: CS = ε ND A eε =A W 2 Vbi − U ext Linearer pn Übergang CS = A3 eaε 2 1 12 Vbi − U ext - 55 - Anwendungen 1. Bestimmung der Dotierkonzentration Bei der einseitig abrupten Diode ist 1 1 2(Vbi − U ext ) = 2 2 Cs A eεN D 1 gegen die externe Spannung liefert also eine Gerade. Aus der Steigung Cs2 kann die Dotierkonzentation der schwach dotierten Seite bestimmt werden, aus dem Achsenabschnitt die Kontaktspannung Vbi (und damit die Dotierung der hoch dotierten Seite). Auftragung von Eine Verallgemeinerung dieses Verfahrens ist die CV Profilierung, bei der die Dotierkonzentration in Abhängigkeit vom Ort bestimmt werden kann. 2. Einsatz als Varactor (variable reactor) Durch die Änderung der Sperrschichtkapazität kann man die Frequenz eines Oszillators (z.B. eines LC Schwingkreises) abstimmen (VCO-voltage controlled oscillator). - 56 - 5.7. Durchbruch von Dioden 5.7.1 Thermischer Durchbruch Der Sperrstrom ist temperaturabhängig: ⎛ DP Dn I S = Aeni2 ⎜⎜ + 2 τ n N A2 ⎝ τ P ND ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ mit ⎛ E ⎞ ni2 = N C NV exp⎜ − G ⎟ ⎝ kT ⎠ Die dominante Temperaturabhängigkeit ist durch den Exponentialfaktor in der intrinsischen Ladungsträgerdichte gegeben, daher: ⎛ E ⎞ I S ∝ exp⎜ − G ⎟ ⎝ kT ⎠ Bei konstantem Wärmewiderstand ist die Temperatur proportional zur Leistung P=UI. Auftragung von Sperrkennlinien und Leistungshyperbeln bei einer konstanten Temperatur. Die tatsächliche Kennlinie ergibt sich aus den Schnittpunkten. thermischer Durchbruch nach Überschreiten von Uu. - 57 - 5.7.2 Zener-Effekt Bei hohen Sperrspannungen können Elektronen vom Valenzband direkt ins Leitungsband tunneln. Stromfluss durch Tunneleffekt Hierbei wird die Diode nicht thermisch zerstört. Der Zener-Effekt ist abhängig von der Temperatur, da der Bandabstand temperaturabhängig ist. Der Zenereffekt setzt bei Ge bzw. Si ab ca. 106 V/cm ein. Die Durchbruchspannung nimmt mit T ab, da bei höheren Temperaturen die Bandlücke kleiner wird. Zenerdioden werden als Spannungsreferenz oder Spannungsbegrenzer eingesetzt. - 58 - Tunneln durch eine dreieckige Barriere (Fowler-Nordheim Tunneln) Die Berechnung der Tunnelwahrscheinlichkeit erfolgt mit der Schrödingergleichung: h2 d 2Ψ − + V ( x)Ψ = EΨ 2m dx 2 d 2 Ψ 2m(V ( x) − E ) = Ψ dx 2 h2 bzw. WKB Näherung (Wentzel, Kramers, Brillouin): Ψ ( x + dx) = Ψ ( x) exp(−kdx) mit k= für Ausbreitung von links nach rechts. 2m(V ( x) − E ) h Die Näherung ist exakt für den Fall eines konstanten Potentials. Ist V(x)-E < 0, so wird k rein imaginär und die Lösung der Schrödingergleichung sind ebene Wellen (freies Teilchen). Ist V(x)-E > 0, so ist k reel und die Wellenfunkion klingt exponentiell ab (Eindringen des Teilchens in eine Barriere). Die Näherung ist gerechtfertigt, wenn sich die potentielle Energie h V(x) über die Strecke s = nur geringfügig ändert (für ein freies Teilchen 2m(V ( x) − E ) bedeutes dies, dass die Wellenlänge der ebenen Welle klein ist gegenüber der Strecke, auf der sich das Potential wesentlich ändert). Mit der Näherung kann man nun schreiben: ⎛ L 2m(V ( x) − E ) ⎞ dx ⎟ Ψ ( L) = Ψ (0) exp⎜ − ∫ ⎜ ⎟ h 0 ⎝ ⎠ ⎛ x⎞ Für ein dreieckiges Potential ist V ( x) − E = eφ B ⎜1 − ⎟ mit der Barrierenhöhe eφ B ⎝ L⎠ Die Tunnelwahrscheinlichkeit berechnet sich nun zu: Θ= ⎛ L 2m Ψ ( L ) Ψ * ( L) ⎛ x⎞ ⎞ ⎜− 2 exp eφ B ⎜1 − ⎟dx ⎟ = * ∫ ⎜ Ψ (0)Ψ (0) ⎝ L ⎠ ⎟⎠ ⎝ 0 h Und damit: ⎛ 4 2em φ B 3 / 2 ⎞ ⎟ mit dem elektrischen Feld E = φ B . Θ = exp⎜⎜ − E ⎟⎠ L ⎝ 3 h Für das Tunneln über die Raumladungszone einer Diode ergibt sich somit: ⎛ 4 2m EG3 / 2 ⎞ ⎟ , wobei E das elektrische Feld in der Raumladungszone ist. Θ = exp⎜⎜ − ⎟ ⎝ 3 eh E ⎠ - 59 - 5.7.3 Lawinendurchbruch Lawineneffekt durch Ladungsträgermultiplikation Elektron-Lochpaar-Erzeugung durch Stossionisation (vergleichbar einer Gasentladung). Rückkopplung führt zu lawinenartigem Durchbruch. Der Lawineneffekt benötigt weite Raumladungszonen (z.B. in einer PIN Diode) und hohe Feldstärken. Die Durchbruchsspannung ist temperaturabhängigig wegen der Temperaturabhängigkeit der mittleren freien Weglänge (Phononenstreuung). Die Durchbruchspannung nimmt mit T zu, da bei kürzerer freier Weglänge eine höhere Feldstärke zur Ladungsgeneration notwendig ist. - 60 - Ladungsträger - Generationsrate: G=αnn|vn|+ αpp|vp| mit αn, αp als Ionisationskoeffizienten Lawineneffekt abhängig von der Dotierung, da Weite der RLZ sich ändert. Niedrige Dotierung: Hohe Dotierung: → Lawineneffekt → Zener-Effekt - 61 - 5.8 Temperatureffekte Die Kennlinie einer Diode ist von der Temperatur abhängig ⎛ eU ⎞ a) explizit über den Exponentialfaktor exp⎜ ⎟ ⎝ kT ⎠ ⎛ D p pn 0 Dn n p 0 ⎞ ⎟ + b) implizit über Sättigungsstrom js = e⎜ ⎜ L ⎟ L p n ⎝ ⎠ 2 2 ⎛ − Eg n n 3/ 2 Einsetzen von pn 0 = i , n p 0 = i und ni = c1 (kT ) exp⎜⎜ ND NA ⎝ 2kT ⎛ Dp Dn j s = e⎜ + ⎜L N ⎝ p A Ln N D ⎞ 2 ⎛ − Eg ⎟ni = c2 (kT ) 3 exp⎜ ⎜ kT ⎟ ⎝ ⎠ ⎞ ⎟⎟ ⎠ liefert ⎞ ⎟⎟ ⎠ Die Diffusionskonstanten Dn, p und Rekombinationslängen Ln, p sind zwar auch von der Temperatur abhängig, dominant ist hier allerding nur der Einfluss der Exponentialfaktoren. ∂j s ⎛ 3 EG ⎞ =⎜ + ⎟ js ∂T ⎝ T kT 2 ⎠ Die relative Änderung der Sättigungsstromdichte mit der Temperatur ist: ∂j s 1 3 EG = + ∂T j s T kT 2 Die Änderung von js mit der Temperatur wird damit zu Dies ist gleichzeitig die Abhängigkeit des Sperrstroms von der Temperatur. kT In Durchlassrichtung kann man für Spannungen U >> die Kennlinie durch e ⎛ eU ⎞ j = j s exp⎜ ⎟ approximieren. Man erhält für die Temperaturabhängigkeit: ⎝ kT ⎠ ∂j ∂T = U = const . ∂j s eU ⎛ eU ⎞ ⎛ eU ⎞ exp⎜ exp⎜ ⎟ − js ⎟ und für die relative Temperaturabhängigkeit: 2 ∂T kT ⎝ kT ⎠ ⎝ kT ⎠ ∂j 1 eU 3 EG − eU ∂j 1 − = − = s kT 2 ∂T j U = const . ∂T js kT 2 T Analog erhält man für die Änderung der Spannung (bei konstanter Stromdichte) mit der Temperatur: ∂U ∂T =− j = const . EG / e − U T Der Wert ist negativ, d.h. bei steigender Temperatur benötigt man weniger Spannung, um einen bestimmten Strom durch die Diode zu erzielen. - 62 - Kennlinie einer Si-Diode bei verschiedenen Temperaturen Temperaturkoeffizient der Sättigungsstromdichte bei RT: Ge: ∂js 1 = 0.11K −1 ∂T js Si: ∂js 1 = 0.17 K −1 ∂T js Temperaturkoeffizient der Diodenspannung bei RT ∂U ∂T = -1 bis -3 mV/K j = const . - 63 - 5.9 Ladungsspeicherung und Diffusionskapazität Durch die Injektion von Minoritätsladungsträgern in die neutralen Zonen ensteht ein lokaler Ladungsträgerüberschuss. ∞ p-Überschussladung: Q p = eA ∫ ( pn − pn 0 )dx xn ∞ ⎛ x − xn ⎞ ⎛ ⎛ eU ⎞ ⎞ ⎟dx Q p = eA ∫ pn 0 ⎜⎜ exp⎜ ⎟ − 1⎟⎟ exp⎜⎜ − ⎟ kT L ⎝ ⎠ ⎠ ⎝ p xn ⎝ ⎠ ⎛ ⎛ eU ⎞ ⎞ Q p = eAL p pn 0 ⎜⎜ exp⎜ ⎟ − 1⎟⎟ ⎝ kT ⎠ ⎠ ⎝ In Zusammenhang mit der Injektionsstromdichte j p ( xn ) = Qp = AL p Dp eD p pn 0 ⎛ ⎛ eU ⎞ ⎞ ⎜⎜ exp⎜ ⎟ − 1⎟⎟ ergibt sich Lp ⎝ ⎝ kT ⎠ ⎠ j p ( xn ) = Aτ p j p ( xn ) Analog erhält man für die n-Überschussladung auf der p-Seite: Qn = Aτ n jn ( x− p ) Beim einseitig abrupten pn-Übergang ist nur eine der Überschussladungen relevant. Für NA>> ND ist z.B. jp>>jn, und damit auch Qp>> Qn. Durch die Speicherung der Ladungsträger tritt eine zusätzliche Kapazität auf, die Diffusionskapazität Cd. Für den oben angenommen Fall des einseitig abrupten Übergangs ist Cd = 2 Die Diffusionskapazität wird damit: Cd = Ae L p pn 0 kT dQ p dU ⎛ eU ⎞ exp⎜ ⎟ ⎝ kT ⎠ Die Diffusionskapazität tritt nur in Flusspolung relevant. In diesem Fall ist sie viel grösser als die Sperrschichtkapazität, d.h. die Kapazität einer Diode in Flusspolung ist durch die Diffusionskapazität gegeben, die Kapazität einer Diode in Sperrpolung durch die Sperrschichtkapazität. - 64 - 5.10 Zeitverhalten Beim Umschalten von Fluss- auf Sperrpolung muss zunächst der Überschuss von Minoritätsladungsträgern in der Diode abgebaut werden. Eine pn Diode sperrt daher nicht instantan, sondern erst nach einer gewissen Zeit. Schaltung zum Test einer Diode in Fluss- und Sperrpolung. Zum Widerstand R tragen auch interne Widerstände in der Diode (Kontakt- und Serienwiderstände) bei. Der Schalter werde zum Zeitpunkt t=t0 umgelegt. Ideale Diode Strom geht beim Umpolung der Spannung sofort auf Null Reale Diode Nach dem Umpolen fliesst zunächst ein (grosser) Sperrstrom IR. Die Diode sperrt erst, wenn der Überschuss von Minoritätsladungsträgern abgebaut ist. Bei einem einseitig abrupten Übergang mit NA>> ND ist die gespeicherte Ladung im nBereich bei Flusspolung mit Strom IF: Q p = Aτ p j p = τ p I F Eine grobe Abschätzung für die Abklingzeit ist damit: toff ≈ - 65 - Qp IR =τ p U IF mit I R = R IR R 5.11 Kennlinien realer Dioden ⎡ ⎛ U ⎞ ⎤ ⎟⎟ − 1⎥ I = I S ⎢exp⎜⎜ ⎣ ⎝ ηU T ⎠ ⎦ kT UT = ≈ 25.8mV Temperaturspannung (T=300K): e Reale Diodenkennlinie: Idealitätsfaktor η=1−2 ⎛ Dp Dn + Sperrstrom I s = Aeni2 ⎜ ⎜ τ p N D2 τ n N A2 ⎝ ⎞ ⎟ für ⎟ ⎠ η=1 Das offensichtliche ‚Einsetzen’ des Stromes bei einer bestimmten Spannung US (Schwellenspannung) liegt an der linearen Auftragung der Kennlinien. In einer logarithmischen Auftragung ergeben sich Geraden. Die unterschiedlichen Kennlinien für unterschiedliche Materialsysteme (Ge, Si, GaAs) ergeben sich durch die verschiedenen intrinsischen Ladungsträgerdichten ni. Je grösser die Bandlücke des Halbleiters, desto kleiner ist ni und damit auch js und Is. Um den gleichen Strom zu erreichen benötigt man daher eine grössere Spannung. - 66 - Bauformen Ge-Golddrahtdiode: Durch Verschweißen eines Golddrahtes mit Ge-Oberfläche und Eindiffusion von Au + im Gold gelösten Dotierstoffen entsteht pn-Übergang. Si-Flächendiode: Herstellung vergleichbar zu Golddrahtdiode. Al (Gruppe-III-Element) dient als Dotierstoff und als Metallkontakt. Si-Planardiode: In einem Fenster der Oxidoberfläche wird ein Dotierstoff einlegiert, z.B. Bor für p. Die Borkonzentration muss höher sein als die n-Dotierung des Materials. Si-Leistungsdiode: Großflächige Eindiffusion von Bor. - 67 - 6. Schottky-Dioden 6.1 Metall – Halbleiter Kontakte Metall und Halbleiter vor Kontakt: Gleiches Vakuumniveau Im Metall sind alle Zustände bis zur Fermienergie EF besetzt. Um ein Elektron von der Fermikante aus dem Metall zu entfernen ist die Austrittsarbeit eφM erforderlich. Auch für den Halbleiter ist die Austritssarbeit eφS als Abstand von der Fermienergie zum Vakuumniveau definiert. Die Elektronenaffinität des Halbleiters eχ ist der Abstand des Leitungsbandes zum Vakuumniveau. Bringt man Metall und Halbleiter in Kontakt, so stellt sich eine konstante Fermienergie ein. Zwischen Metall und Halbleiter entsteht die Schottky Barriere. n-Halbleiter Für einen n-Halbleiter ist die Barriernhöhe die Differenz aus der Austrittsarbeit des Metals φM und der Elektronenaffinität des Halbleiters χ (siehe Abbildung): Φ Bn = Φ M − χ - 68 - p-Halbleiter Für die Barriernhöhe gilt in diesem Fall: E Φ Bp = G − (Φ M − χ ) e Die Summe der Barrierenhöhen eines n und p Halbleiters ist gleich der Bandlücke: e(Φ Bn + Φ Bp ) = EG Bei Schottky-Kontakten auf n-Si und n-GaAs nimmt die Barrierenhöhe mit zunehmender Austrittsarbeit der Metalle systematisch zu. Die Abhängigkeit ist in Realität jedoch schwächer als theoretisch angenommen. Dies liegt an Oberflächenzuständen an der MetallHalbleitergrenzfläche. Durch diese Oberflächenzustände wird die Fermienergie in der Mitte der Bandlücke gehalten. Für GaAs erwartet man daher Barrieren im Bereich von 0.7V (EG=1.42 eV), was gut mit den experimentellen Daten überinstimmt. - 69 - Prinzipiell wird die Barrierenhöhe für n-Typ Halbleiter unterschätzt und für p-Typ überschätzt. Es gilt jedoch immer: EG = e(ΦΒn + ΦΒp). Genau wie beim pn Übergang entsteht auch beim Metall-Halbleiterkontakt ein Kontaktpotential. Dieses ist gegeben durch: Vbi = Φ M − χ − EC − E F e n-Halbleiter Vbi = χ − Φ M + EC − E F e p-Halbleiter Wir möchten nun die Kontaktpotentiale in Abhängigkeit von der Dotierkonzentration des Halbleiters darstellen. Dazu nehmen wir an, dass die Donatoren (Akzeptoren) vollständig ioniert sind, d.h. für einen n-Halbleiter gelte n=ND und für einen p-Halbleiter p=NA. Weiterhin ist: ⎛ E − EF n = N C exp⎜ − C kT ⎝ ⎞ E − E F kT ⎛ N C ⎞ N ⎛ E − EF ⎞ ⎟ = ln⎜ ⎟ , daraus: D = exp⎜ − C ⎟ und somit: C NC kT ⎠ e e ⎜⎝ N D ⎟⎠ ⎠ ⎝ Somit ergibt sich für die Kontaktpotentiale: Vbi = Φ M − χ − kT ⎛ N C ⎞ kT ⎛ N C ⎞ ⎟⎟ = Φ Bn − ⎟ ln⎜⎜ ln⎜ e ⎝ ND ⎠ e ⎜⎝ N D ⎟⎠ n-Halbleiter Vbi = χ − Φ M + EG kT ⎛ NV ⎞ kT ⎛ NV ⎞ ⎟⎟ = Φ Bp − ⎟ ln⎜⎜ ln⎜ − e e ⎝ NA ⎠ e ⎜⎝ N A ⎟⎠ p-Halbleiter - 70 - 6.2 Ladungsträgerdichte, Potential, elektrisches Feld Die Berechnung obiger Grössen erfolgt analog zum einseitig abrupten pn Übergang. Im folgenden nehmen wir einen Übergang zwischen einem n-dotierten Halbleiter und einem Metall an. Ladungsdichte Elektrisches Feld Im Halbleiter entsteht eine Raumladungszone mit der Ladungsdichte eND und der Breite xd. Im Metall wird eine Spiegelladung QM induziert. Potential Das elektrische Feld an der Grenzfläche zwischen Metall und Halbleiter ist daher gegeben durch: eN x Emax = − D d ε Der Feldverlauf ist linear und gegeben durch: E ( x) = − eN D ε ( xd − x ) Integration über liefert den Potentialverlauf: eN φ ( x) = D ( xd2 − ( xd − x) 2 ) für 0 < x < xd 2ε eN D xd2 φ ( x) = = Vbi für x > xd 2ε Damit ergibt sich für die Breite der Raumladungszone: xd = 2ε 2ε Vbi ohne externe Spannung bzw. xd = (Vbi − U ext ) mit externer Spannung eN D eN D - 71 - 6.3 Fluss- und Sperrpolung Metall – n-Halbleiter Metall – p-Halbleiter Keine externe Spannung (thermisches Gleichgewicht) Flusspolung Sperrpolung Für die Ladungsträger in der Schottkydiode gibt es zwei Möglichkeiten, vom Halbleiter in das Metall zu gelangen: a) über die Barriere (thermionische Emission) b) durch die Barriere (Tunneleffekt) a) Thermionische Emission Wir betrachen zunächst den Stromfluss über die Barriere in einem Metall – n-Halbleiter Übergang. Aufgrund der thermischen Verteilung der Ladungsträger besitzten einige von ihnen genügend Energie, um über die Barriere zu gelangen. Die Berechnung der Dichte der Ladungsträger mit genügend grosser Energie erfolgt analog zur Berechnung der Ladungsträgerdichte in den Bändern, nur mit anderen Integrationsgrenzen (und der Annahme, dass eΦBn >>3kT ist, dann kann man die Fermi- durch eine Boltzmannverteilung ersetzen): ∞ ne = ⎛ eΦ Bn ⎞ D( E ) f ( E )dx = N C exp⎜ − ⎟ ⎝ kT ⎠ E F + eΦ Bn ∫ Ohne äussere Spannung ist die Stromdichte vom Metall in den Halbleiter genauso gross wie die Stromdichte vom Halbleiter in das Metall. - 72 - Die Stromdichte ist proportional zur Ladungsträgerdichte, daher kann man schreiben: ⎛ eΦ Bn ⎞ jM → S = jS → M = C1 N C exp⎜ − ⎟ ⎝ kT ⎠ Zur Bestimmung des Faktor C1 ist eine längere Rechnung erforderlich, bei der die Geschwindigkeitsverteilung der Ladungsträger berücksichtigt wird. Beim Anlegen einer äusseren Spannung ändert sich jM->S nicht, da sich die Höhe der Barriere relativ zur Fermi-Energie im Metall nicht ändert. Die Höhe der Barriere relativ zum FermiEnergie im Halbleiter hängt dagegen von der äusseren Spannung ab. Ohne externe Spannung Flusspolung Sperrpolung Beim Anlegen einer Spannung VF (in Flusspolung) können mehr Elektronen vom Halbleiter über die Barriere in das Metall gelangen: ⎛ e(Φ Bn − VF ) ⎞ ne == N C exp⎜ − ⎟ kT ⎝ ⎠ Der Gesamtstrom wird damit: ⎛ e(Φ Bn − VF ) ⎞ ⎛ eΦ Bn ⎞ j = jS → M − jM → S = C1 N C exp⎜ − ⎟ − C1 N C exp⎜ − ⎟ kT ⎝ ⎠ ⎝ kT ⎠ ⎛ eΦ Bn ⎞ ⎡ ⎛ eVF ⎞ ⎤ j = C1 N C exp⎜ − ⎟ ⎢exp⎜ ⎟ − 1⎥ ⎝ kT ⎠ ⎣ ⎝ kT ⎠ ⎦ Das Produkt C1NC schreibt man normalerweise als A*T2, wobei A* die effektive Richardson Konstante ist. n p ⎡ A ⎤ Si 110 32 Typische Werte sind: in in Einheiten von ⎢ 2 2 ⎥ ⎣ K cm ⎦ GaAs 8 74 Der Strom durch die Schottkydiode wird somit zu ⎛ eΦ Bn ⎞ js = A*T 2 exp⎜ − ⎟ ⎝ kT ⎠ ⎛ eΦ Bn ⎞ In Sperrpolung erhält man für den Strom j = js = A*T 2 exp⎜ − ⎟ ⎝ kT ⎠ ⎡ ⎛ eV j = js ⎢exp⎜ F ⎣ ⎝ kT ⎞ ⎤ ⎟ − 1⎥ ⎠ ⎦ mit - 73 - Minoritätsladungsträgerstrom Neben dem Elektronenstrom gibt es auch einen Löcherstrom. Für Löcher gibt es in einem Metall – n-Halbleiter Übergang keine Barriere, die Berechnung des Löcherstroms kann daher mit dem schon beim pn-Übergang verwendeten Drift-Diffusions Modell erfolgen. Man erhält: ⎡ ⎛ eV j p = j p 0 ⎢exp⎜ F ⎣ ⎝ kT ⎞ ⎤ ⎟ − 1⎥ ⎠ ⎦ mit jp = eD p ni2 LP N D Der Löcherstrom ist um viele Grössenordnungen kleiner als der Elektronenstrom. Da nur die Majoritätladungsträger zum Stromfluss beitragen wird die Schottky-Diode auch als Majoritätsladungsträgerbauelement bezeichnet. Dies hat entscheidende Auswirkungen auf das Zeitverhalten beim Umschalten von Fluss- auf Sperrpolung. Bei einer pn-Diode befindet sich auf beiden Seiten der Raumladungszone ein Überschuss von Minoritätsladungsträgern. Beim Umschalten auf Sperrpolung müssen die Minoritätsladungsträger zunächst über die Raumladungszone ‚abgesaugt’ werden, bevor der Stromfluss durch die Diode auf Null geht (siehe Abschnitt 5.10). Bei Schottky-Dioden liegt kein Minoritätsladungsträgerüberschuss vor, sie sperren daher wesentlich schneller als pn-Dioden und können als Gleichrichter für Hochfrequenzsignale eingesetzt werden. Ein Nachteil von Schottky-Dioden ist ihre relativ geringe Sperrspannung von ca. 50 V. b) Tunneln Wenn die Barriere sehr dünn ist (wenige nm), kann sie von Ladungsträgern durchtunnelt werden. Die Berechnung erfolgt analog zu den bereits beim Zener-Effekt durchgeführten Betrachtungen. Wir gehen dazu von einer dreieckigen Barriere mit der Breite W aus. Das ist natürlich nicht exakt, die Form ist eher parabolich, da das Potential quadratisch vom Ort abhängt, siehe Abschnitt 6.2. Im Sze wird sogar mit einer rechteckigen Barriere gerechnet. Die folgenden Betrachtungen sind daher eher qualitativ. Für die Tunnelwahrscheinlichkeit durch die dreieckige Barriere ergibt sich: ⎛ 4 2em Φ 3Bn/ 2 ⎞ ⎛ 4 2em ⎞ 1/ 2 ⎟ = exp⎜ − ⎟ W Θ = exp⎜⎜ − Φ Bn ⎟ ⎜ 3 h ⎟ h E 3 ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ Mit dem elektrischen Feld E = Φ Bn . W Der Tunnelstrom ist dann jn = evR nΘ , mit der Richardson-Geschwindigkeit v R = kT 2πm* 6.4 Ohmsche Kontakte Es gibt zwei Möglichkeiten, einen guten Kontakt zwischen Halbleiter und Metall herzustellen: a) Niedrige Barriere (Anpassung der Austrittsarbeit des Kontaktmetalls an den Halbleiter) b) Dünne Barriere (Hohe Dotierung des Halbleiters im Kontakbereich) - 74 - Der spezifische Kontaktwiderstand ist definiert als: −1 ⎛ ∂j ⎞ RC = ⎜ ⎟ in Einheiten von ⎝ ∂V ⎠V =0 ⎡ Ω ⎤ ⎢ cm 2 ⎥ ⎣ ⎦ a) Für thermionische Emission (niedrige Barriere) ergibt sich RC = k ⎛ eΦ ⎞ exp⎜ Bn ⎟ , d.h. der Widerstand hängt exponentiell von der Barrierenhöhe ab * eA T ⎝ kT ⎠ b) Tunneln durch die Barriere Aus der Formel für den Tunnelstrom jn = evR nΘ = e ⎛ 4 2em(Φ Bn − V ) ⎞ kT ⎜− n W⎟ exp ⎜ 3 ⎟ h 2πm* ⎝ ⎠ und W= 2ε (Φ Bn − V ) eN D erhält man: ⎛ 4 m*ε Φ ⎞ Bn ⎟ RC ~ exp⎜ ⎜ N D h ⎟⎠ ⎝ Auch beim Tunneln hängt der Widerstand exponentiell von der Barrierenhöhe ab. Durch eine hohe Dotierung (und die damit verbundene Reduktion der Barrierendicke) kann man den Widerstand allerdings reduzieren. Die Abbildung auf der folgenden Seite zeigt den Kontaktwiderstand als Funktion der Dotierung für verschiedene Barrierenhöhen. Für hohe Dotierkonzentrationen (ND>1019cm-3) beobachtet man wie erwartet eine starke Verkleinerung des Kontaktwiderstandes. - 75 - - 76 - 7. Bipolartransistor 7.1 Aufbau des Transistors npn Transistor pnp Transistor Alle Betrachtungen werden im folgenden für npn Transistoren durchgeführt. Schichtaufbau eines npn Transistors Die Genzen der Raumladungszonen zwischen Emitter-Basis und Basis-Kollektor sind gestrichelt eingezeichnet. Bezeichnungen: wE – Emitterbreite wB – Basisbreite wC – Kollektorbreite Die Breiten der neutralen Bereiche sind: Emitter: w’E = wE-xn,BE Basis: w’B = wB-xp,BE-xp,BC Kollektor: w’C = wC-xn,BC Die Donatoren und Akzeptoren in Emitter, Basis und Kollektor werden als vollständig ionisiert angenommen, d.h. die Ladungsträgerkonzentration in der neutralen Zone im Emitter ist gleich der Emitterdotierung, analog für Basis und Kollektor. - 77 - Die Breiten der Verarmungsbereiche sind damit gegeben durch: xn , BE = 2ε (Vbi , BE − VBE ) N B 1 e NE NB + NE x p , BC = 2ε (Vbi , BC − VBC ) N C 1 e N B N B + NC x p , BE = 2ε (Vbi , BE − VBE ) N E 1 e NB NB + NE xn , BC = 2ε (Vbi , BC − VBC ) N B 1 e NC N B + NC Die Kontaktpotentiale sind gegeben durch: Vbi , BE = kT N E N B kT N C N B und Vbi , BC = ln ln 2 e ni e ni2 7.2 Stromfluss im Transistors Zunächst nehmen wir an, dass die Basis-Emitter Diode in Vorwärtsrichtung gepolt ist und dass keine äussere Spannung zwischen Basis und Kollektor angelegt wird. Elektronen werden über die Raumladungszone vom Emitter in die Basis injiziert. Da die Basis sehr dünn ist, diffundieren sie in die Raumladungszone zwischen Basis und Kollektor, wo sie vom elektrischen Feld in den Kollektor gezogen werden und so zum Kollektorstrom beitragen. Ein kleiner Bruchteil der Elektronen rekombiniert in der Raumladungszone zwischen Emitter und Basis bzw. in der Basis mit den dort vorhandenen Löchern. Des weiteren gibt es noch einen Löcherstrom von der Basis in Richtung Emitter. Der Emitterstrom besteht somit aus drei Anteilen: IE=IE,n + IE,p + Ir,BE IE,n - Elektronenstrom vom Emitter in die Basis IE,p - Löcherstrom von der Basis in den Emitter Ir,BE - Rekombinationsstrom in der Raumladungszone zwischen Emitter und Basis - 78 - Der Kollektorstrom ist der Elektronenstrom vom Emitter in die Basis minus dem Basisrekombinationsstrom: IC=IE,n - Ir,B Der Transportfaktor α ist definiert als das Verhältniss von Kollektor- zu Emitterstrom: I α= C IE Weiterhin gilt (Ladungserhaltung): I E = I C + I B Damit erhalten wir für die Stromverstärkung β des Transistors: I α β= C = I B 1−α Typische Werte für β: 20<β<1000 Zur leichteren Berechnung zerlegen wir den Transportfaktor α in ein Produkt von drei Faktoren: α = γ Eα T δ r I E ,n ist das Verhältniss vom Elektronenstrom im Emitter zur Die Emittereffizienz γ E = I E ,n + I E , p Summe von Elektronen- und Löcherstrom. I −I IC = E ,n r , B ist das Verhältniss vom Kollektorstrom zum I E ,n I E ,n Elektronenstrom, der vom Emitter in die Basis injiziert wird. Der Basistransportfaktor α T = Der Rekombinationsfaktor δ r = I E − I r , BE ist das Verhältniss vom Elektronen- und IE Löcherstrom über die Basis-Emitter Raumladungszone zum gesamten Emitterstrom. 7.3 Lange und kurze Dioden Bei der Berechnung von pn Übergängen hatten wir den Grenzfall der ‚langen’ Diode angenommen, bei der die über die Raumladungszone injizierten Ladungsträger vollständig rekombinieren (Länge der Diode viel grösser als Rekombinationslänge der Ladungsträger). Beim Transistor können wir diese Näherung nicht mehr machen, da die Basis normalerweise viel dünner als die Rekombinationslänge ist. Wie im folgenden (hoffentlich) klar wird würde ein Transistor mit einer sehr dicken Basis auch gar nicht funktionieren. Lange Diode Bei der Behandlung des pn Übergangs hatten wir den Fall der langen Diode angenommen: Ln << wp, Lp<<wn wn, wp: Breite des n bzw. p Bereichs Ln, Lp: Rekombinationslängen im n bzw. p Bereich Wenn die Rekombinationslänge viel kleiner ist als die Breite des n bzw. p Bereichs, so werden die injizierten Minoritätsladungsträger durch Rekombination abgebaut. - 79 - Die Ladungsträgerüberschussdichte am Rand der Raumladungszone ist: ⎡ ⎛ eU ⎞ ⎤ pn ( xn ) − pn 0 = pn 0 ⎢exp⎜ ⎟ − 1⎥ ⎣ ⎝ kT ⎠ ⎦ Aus der Kontinuitätsgleichung erhält man: d 2 pn pn − pn 0 − =0 dx 2 D pτ p Der zweite Term beschreibt die Rekombinationsrate, die den Überschuss an Ladungsträgern abbaut. Im thermischen Gleichgewicht pn − pn 0 = 0 verschwindet der Rekombinationsterm. Als Lösung der Differentialgleichung ergibt sich: ⎛ x − xn ⎞ ⎡ ⎛ eU ⎞ ⎤ ⎟ , mit Lp = D pτ p pn ( x) − pn 0 = pn 0 ⎢exp⎜ ⎟ − 1⎥ exp⎜⎜ − ⎟ L ⎣ ⎝ kT ⎠ ⎦ p ⎝ ⎠ Und damit für den Diffusionsstrom an der Stelle xn: jp = eDp pn 0 ⎡ ⎛ eU ⎞ ⎤ exp⎜ ⎟ −1 Lp ⎢⎣ ⎝ kT ⎠ ⎥⎦ Kurze Diode Bei einer kurzen Diode ist: Ln >> wp, Lp>>wn Die Rekombinationslängen sind viel grösser als die Breiten des p und n Bereichs. Die Minoritätsladungsträger erreichen daher die Kontakte. Dort wird befinden sich die Ladungsträger im thermischen Gleichgewicht. - 80 - Die Diffusionsgleichung vereinfacht sich daher zu: d 2 pn = 0 mit der linearen Lösung: pn ( x) = A + Bx dx 2 Unter Berücksichtigung der Randbedingungen ⎡ ⎛ eU ⎞ ⎤ ' pn ( xn ) − pn 0 = pn 0 ⎢exp⎜ ⎟ − 1⎥ und pn ( xn + wn ) − pn 0 = 0 ⎣ ⎝ kT ⎠ ⎦ (Am Kontakt ist die Ladungsträgerverteilung im thermischen Gleichgewicht) ergibt sich ⎡ ⎛ eU ⎞ ⎤ ⎡ x − xn ⎤ pn ( x) − pn 0 = pn 0 ⎢exp⎜ ⎟ − 1⎥ ⎢1 − ⎥ wn' ⎦ ⎣ ⎝ kT ⎠ ⎦ ⎣ Und damit für den Diffusionsstrom: jp = eDp pn 0 ⎡ ⎛ eU ⎞ ⎤ exp⎜ ⎟ −1 wn' ⎢⎣ ⎝ kT ⎠ ⎥⎦ Der Ausdruck ist identisch zu dem für die Stromdichte in der langen Diode, nur dass anstelle der Rekombinationslänge die Breite des neutralen Bereichs hinter der Raumladungszone steht. 7.4 Ladungsträgerverteilung im Transistor Wir betrachten wieder einen npn Transistor, bei dem die Basis-Emitter Diode in Vortwärtsrichtung gepolt ist und keine Spannung zwischen Basis und Kollektor anliegt. Die folgende Abbildung zeigt die Konzentrationen der Minoritätsladungsträger in Emitter, Basis und Kollektor. Da keine Spannung zwischen Basis und Kollektor anliegt, sind die Ladungsträgerdichten im Kollektor im thermischen Gleichgewicht. In Emitter und Basis dagegen herrscht ein Überschuss an der jeweiligen Minoritätsladungsträgersorte. - 81 - Unter Verwendung der Formeln für die kurze Diode ergeben sich folgende Ausdrücke für den Elektronen-und Löcheranteil des Emitterstroms: Dn, B ⎡ ⎛ eU BE ⎞ ⎤ exp⎜ ⎟ −1 N B wB' ⎢⎣ ⎝ kT ⎠ ⎥⎦ D p , E ⎡ ⎛ eU BE ⎞ ⎤ = eni2 AE exp⎜ ⎟ −1 N E wE' ⎢⎣ ⎝ kT ⎠ ⎥⎦ I E , n = eni2 AE I E, p und AE ist dabei die Fläche des Emitters. Die Emittereffizienz wird damit zu: γE = I E ,n I E ,n + I E , p 1 = 1+ D p , E N B wB' Dn , B N E wE' Setzt man den Basistransportfaktor und den Rekombinationsfaktor gleich eins, so erhält man damit für die Stromverstärkung des Transistors: D N w' β = n , B E E' D p , E N B wB Zur Berechnung des Rekombinationsstroms in der Basis betrachten wir zunächst die wB − x p ,BC Überschussladung ∆Qn,B in der Basis. Diese Ladung ist ∆Qn , B = eAE ∫n p ( x) − n p 0 dx x p ,BE Für den Fall der kurzen Diode ergibt sich für die Ladung: ' ni2 ⎛ ⎛ eU BE ⎞ ⎞ wb ⎜ exp⎜ ∆Qn , B = eAE ⎟ − 1⎟⎟ N B ⎜⎝ ⎝ kT ⎠ ⎠ 2 ∆Qn , B wB'2 Der Emitterstrom wird damit zu I E ,n = , mit der Basistransitzeit τ T = τT 2 Dn , B Mit Rekombination müssen wir die Kontinuitätsgleichung für die Elektronen in der Basis um einen Rekombinationsterm erweitern: - 82 - 1 ∂jn ( x) n p ( x) − n p 0 − τT e ∂x ∂t Damit ergibt sich für den Rekombinationsstrom: ∂n p ( x) = wB − x p ,BC I r , B = eAE ∫ x p ,BE n p ( x) − n p 0 τn dx = ∆Qn , B τn Der Basistransportfaktor wird somit zu: I E ,n − I r , B IC τT wB' 2 αT = = =1− =1− I E ,n I E ,n τn 2 Dn, Bτ n Je kleiner also das Verhältniss zwischen Basistransitzeit und Rekombinationszeit, desto näher liegt der Basistransportfaktor bei eins (und desto höher ist die Verstärkung des Transistors). - 83 - 7.5 Betriebszustände von Transistoren Je nach Polung der Basis-Emitter und der Basis-Kollektor Diode unterscheidet man vier Betriebszustände: Aktiv, Sättigung, Invertiert und Abgeschnürt. Normalerweise wird der Transistor im aktiven Zustand betrieben (Basis-Emitter Diode in Durchlassrichtung, BasisKollektor Diode in Sperrrichtung gepolt). Betrieb im inversen Zustand - Emitter und Kollektor sind vertauscht - Emitter und Kollektor sind nicht identisch (so ist z.B. NE>>NC), die Stromverstärkung ist daher wesentlich geringer (oder sogar kleiner als eins) als beim Betrieb im aktiven Zustand Betrieb in Sättigung - Beide Dioden (Basis-Emitter und Basis-Kollektor) sind in Flussrichtung gepolt. In der Basis kommt es zu einer starken Anhäufung von Minoritätsladungsträgern. Beim Abschalten des Transistors führt dies zu einer grossen Verzögerung, da die Minoritätsladungsträger zunächst aus der Basis geräumt werden müssen. Betrieb im abgeschnürten Zustand - Beide Dioden sind in Sperrrichtung gepolt, es fliesst nur ein (sehr kleiner) Sperrstrom durch den Transistor. - 84 - Kennlinienfeld eines Transistors mit gesättigen, aktiven und abgeschnürten Bereich Ebers-Moll Gleichungen Kollektorstrom: ⎡ ⎛U I C = I S ⎢exp⎜⎜ BE ⎣ ⎝ UT Emitterstom: IE = Basisstrom: IB = ⎡ ⎛ U BC ⎢exp⎜⎜ ⎣ ⎝ UT ⎞ ⎤ ⎟⎟ − 1⎥ ⎠ ⎦ ⎡ ⎛U ⎞ ⎤ ⎟⎟ − 1⎥ − I S ⎢exp⎜⎜ BC ⎠ ⎦ ⎣ ⎝ UT ⎞ ⎤ ⎟⎟ − 1⎥ ⎠ ⎦ ⎞ ⎤ IS ⎟⎟ − 1⎥ − ⎠ ⎦ αR I S ⎡ ⎛ U BE ⎢exp⎜ α F ⎣ ⎜⎝ U T ⎡ ⎛U I S ⎢ exp ⎜⎜ BE αR ⎣ ⎝ UT IS ⎞ ⎤ IS ⎡ ⎛ U BC ⎟⎟ − 1⎥ − ⎢ exp ⎜⎜ ⎠ ⎦ αR ⎣ ⎝ UT ⎞ ⎤ ⎟⎟ − 1⎥ ⎠ ⎦ 7.6 Basisbreitenmodulation: Early-Effekt Eine Erhöhung der Kollektor-Basis Spannung von UCB auf U’CB vergrössert die Breite der Raumladungszone zwischen Basis und Kollektor. Die effektive Basisbreite w’B wird damit kleiner und der Gradient der Minoritätsladungsträgerkonzentration in der Basis vergrössert sich. Dies führt zu einem Anstieg des Kollektrostroms. Der Kollektorstrom eines realen Transistors zeigt daher eine (kleine) Abhängigkeit von der Kollektor-Basis (und damit auch der Kollektor-Emitter Spannung). - 85 - Man definiert die Early-Spannung als die Differenz zwischen der Kollektor-Emitter Spannung am Arbeitspunkt des Transistors und dem Schnittpunkt der zu negativen Kollektor-Emitter Spannungen extrapolierten Kennlinie mit der x-Achse. Extrapolation der Transistorkennlinie zur Bestimmung der Early-Spannung Die Steigung der Kennlinie ist: dI C dI C wB'2 = = dU CE dU CB 2 Dn , Bτ n Es gilt: UCE= UBE+ UCB, UBE ist in guter Näherung konstant Nach der Definition der Early-Spannung ist damit: dI C I = C dU CE U A Liefert: U A = Qn , B C j , BC = eN B ε = eN B wb' ( x p , BC + xn , BC ) ε x p , BC + xn , BC - 86 - Typische Werte für UA liegen im Bereich von einigen hundert Volt. Um eine möglichst hohe Early-Spannung zu erreichen kann man entweder die Basis dünn machen und hoch dotieren (keine gute Idee, führt zu einer kleinen Stromverstärkung) oder den Kollektor schwach dotieren (xn,BC wird gross). Für sehr hohe Kollektorspannungen kann die effektive Breite der Basis gleich Null werden, d.h. die Raumladungszonen zwischen Basis-Emitter und Basis-Kollektor berühren sich. Es kommt dann zum sogenannten ‚punch through’, bei dem die Stromstärke im Transistor stark ansteigt (und nicht mehr durch den Basisstrom kontrolliert wird) und der Transistor zerstört wird. 7.7 Frequenzverhalten Die Stromverstärkung eines Transistors nimmt mit zunehmender Betriebsfrequenz ab. Bei der Frequenz f3dB ist die Stromverstärkung auf die Hälfte der Gleichstromverstärkung β0 abgefallen, bei der Transitfrequenz fT wird die Stromverstärkung gleich eins. Die Transitfrequenz ist mit der Transitzeit τT (Laufzeit der Ladungsträger durch den 1 , τT =τ E +τ B +τC Transistor) verknüpft: f T = 2πτ T Der dominante Term ist die Basistransitzeit τB (Zeit, die die Ladungsträger benötigen, um die Basis zu durchqueren). w' 2 Die Basistransitzeit ist gegeben durch: τ B = B 2 Dn , B Bei schnellen Transistoren muss man daher die Basis sehr dünn machen. Des weiteren sind npn-Transistoren schneller als pnp-Transistoren, da Elektronen eine grössere Beweglichkeit als Löcher besitzen (die Diffusionskonstante D ist über die Einsteinbeziehungen mit der Beweglichkeit verknüpft). Das Frequenzverhalten wird auch durch parasitäre Effekte beeinflusst (RC-Konstanten). - 87 - Als weitere charakteristische Frequenz wird oft fmax angegeben, bei dieser Frequenz erreicht die Leistungsverstärkung des Transistors den Wert eins. Dies ist auch die maximale Frequenz, die mit dem Transistor als aktives Element in einem Oszillator erreicht werden kann. fmax kann grösser als fT sein (muss aber nicht), da selbst bei einer Stromverstärkung unter eins noch eine Leistungsverstärkung vorhanden sein kann. Die Abbildung zeigt die Verstärkung als Funktion der Frequenz (Übertragungsfunktion) von zwei verschiedenen Transistortypen. Die Messpunkte gehen nur bis zu Frequenzen um die 100GHz (es gibt keine Messgeräte für höhere Frequenzen), der weitere Verlauf der Kurven ist extrapoliert. Beim HBT ist fmax kleiner als fT, der Si-CMOS Transistor ist es umgekehrt (Begründung folgt im Kapitel über MOS-Transistoren). Übertragungsfunktion eines Si-CMOS Transistors Übertragungsfunktion eines InGaAsP/InP HBT 7.8 HBT – Heterostruktur Bipolar Transistor 7.8.1 Halbleiter-Heterostrukturen Typ I Heteroübergang Einschluss für Elektronen und Löcher im Material mit kleinerer Bandlücke => Quantenfilm Typ II Heteroübergang Einschluss für Elektronen und Löcher in verschiedenen Schichten => räumlich indirekt Wir betrachten zunächst zwei Halbleiter mit unterschiedlicher Bandlücke vor dem Kontakt. In diesem Fall ist das Vakuumniveau über beiden Halbleitern gleich. - 88 - Halbleiter vor Kontakt Vor dem Kontakt der beiden Halbleiter ist das Vakuumniveau gleich. Die Abstände der Fermienergien EF1 und EF2 zum Vakuumniveau sind durch die Austrittsarbeiten ΦS1 und ΦS2 gegegen. Die Elektronenaffinitäten χS1 und χS2 definieren den Abstand der Leitungsbänder zum Vakuumniveau. Halbleiter in Kontakt Bei der Bestimmung des Bandverlaufs im Kontaktfall sind zwei Punkte zu berücksichtigen: - die Fermienergie ist konstant (thermisches Gleichgewicht) - der Verlauf des Vakuumniveaus darf keine Sprünge aufweisen - 89 - Im Valenz- und Leistungsband treten jetzt Diskontinuitäten der Grösse ∆EV bzw. ∆EC auf. Es gelten die folgenden Beziehungen: ∆EC = e(χ2 −χ1) und ∆EV =EG1 + eχ1 - (EG2 +eχ2)=∆ΕG−∆ΕC ∆ΕG ist die Differenz der Bandlücken: ∆ΕG =ΕG1 - ΕG2 Das Kontaktpotential Vbi ist gleich Differenz der Austrittsarbeiten: Vbi = ΦS2 - ΦS1 und kann als Summe von zwei Beiträgen geschrieben werden: Vbi= Vbi1 + Vbi2 , mit Vb1 = ε 2 N 2 (Vbi − U ext ) ε 1 N1 + ε 2 N 2 und Vb 2 = ε 1 N1 (Vbi − U ext ) ε 1 N1 + ε 2 N 2 Die Ausdehnung der Raumladungszone (beim Anlegen einer externen Spannung U) in den beiden Halbleitern ist: x1 = 2ε 1ε 2 N 2 (Vbi − U ext ) eN1 (ε 1 N1 + ε 2 N 2 ) und x2 = 2ε 1ε 2 N 2 (Vbi − U ext ) eN 2 (ε 1 N1 + ε 2 N 2 ) N1 und N2 ist dabei die Dotierkonzentration in Halbleiter 1 bzw. 2, ε1, und ε2 die relativen Dielektrizitätskonstanten (inklusive ε0). 7.8.2 Heterostruktur-Transistoren Warum kann man durch den Einsatz von Heterostrukturen die Eigenschaften eines Transistor verbessern? Zur Beantwortung dieser Frage versuchen wir zunächst, die Stromverstärkung eines ‚normalen’ Transistor zu vergrössern. Die Stromverstärkung eines Transistors war gegeben durch: Dn , B n p 0 wE' Dn , B N E wE' β= = D p , E pn 0 wB' D p , E N B wB' Für eine grosse Verstärkung muss man daher die Basis dünn machen. Dies führt zu einem Anstieg des Basiswiderstandes und damit zu einer Reduktion der maximalen Betriebsfrequenz aufgrund von parasitären Effekten (RC-Konstanten). Eine Erhöhung der Basisdotierung verkleinert zwar den Widerstand, aber gleichzeitig auch die Verstärkung. Die Lösung besteht darin, den Emitter aus einem Material mit grösserer Bandlücke herzustellen. Der Bandverlauf im Transistor sieht dann wie folgt aus: - 90 - Wichtig ist hier die Barriere ∆EV im Valenzband, die den Löcherstrom IE,p von der Basis in den Emitter unterdrückt. I E ,n Die Emittereffizienz des Transistors war gegeben durch: γ E = I E ,n + I E , p IE,n ist dabei der ‚gute’ Anteil des Emitterstroms, den dieser ist, falls wir den Basistransportfaktor αT und Rekombinationsfaktor δr gleich eins setzten, gleich dem Kollektorstrom. IE,p ist der ‚schlechte’ Anteil, denn er trägt nur zum Basisstrom bei (den wir ja möglichst klein haben wollen), aber nicht zum Kollektorstrom. Durch die Barriere im Valenzband wird IE,p unterdrückt, damit steigt die Emittereffizienz und somit auch die Verstärkung, die durch β = γE gegeben ist (αT und δr seien gleich eins). 1− γ E Für den Fall, dass Basis und Emitter aus verschiedenen Materialien bestehen, muss man für die Minoritätladungsträgerdichen folgende Formeln verwenden: n p0 = pn 0 = ni2, B NB ni2,E NE = = N C ; B NV ; B exp(− EG , B / kT ) NB und N C ; E NV ; E exp(− EG , E / kT ) NE Die intrinsischen Ladungsträgerdichten sind nicht mehr gleich, und kürzen sich daher auch nicht mehr aus der Formel heraus. Die Stromverstärkung des HBT wird damit: β Hetero = Dn, B n p 0 wE' N C , E NV , E ' B D p , E pn 0 w N C , B NV , B ⎛ ∆E ⎞ ⎛ ∆E ⎞ exp⎜ G ⎟ ≈ β exp⎜ G ⎟ ⎝ kT ⎠ ⎝ kT ⎠ Der erste Term in der Formel ist die Stromverstärkung eines ‚normalen’ Transistors. Der Quotient der effektiven Zustandsdichten ist von der Grössenordnung eins. Die Verstärkung des HBT ist damit um den Faktor höher als die Verstärkung eines ‚normalen’ Transistors. Für typische Bandlückendifferenzen ∆EG von einigen 100meV ist die Verstärkung um den Faktor 103-105 höher. Man kann daher die Basisdotierung erhöhen, ohne dass die Verstärkung zu klein wird. Ein weiterer Vorteil des HBT ist die hohe Early Spannung, da die Ausdehnung der Basis-Kollektor Raumladungszone in die Basis aufrund der hohen Basisdotierung sehr klein ist. In der Praxis verwendet man meist keinen abrupten Übergang, sondern einen graduellen Übergang zwischen Emitter und Basis. Auf diese Weise kann man die Barriere im Leitungsband vermeiden. Weiterhin wird oft ein Dotier- oder Materialgradient in der Basis eingebaut. Dieser erzeugt in der Basis ein elektrisches Feld, das die Ladungsträger zusätzlich zum Konzentrationgradienten in Richtung Kollektor beschleunigt. Dies führt zu einer Reduktion der Basistransitzeit und damit zu einer höheren Transitfrequenz fT. - 91 - 7.8.3 HBTs auf III/V Basis Die folgenden Abbildungen zeigen einige Bauformen von HBTs auf III/V Basis Schichtaufbau eines GaAs/AlGaAs HBTs. Über dem AlGaAs Emitter befindet sich eine hochdotierte GaAs-Kontaktschicht, um einen kleinen Kontaktwiderstand zu realisieren. Die Basis- und Kollektor-Kontakte sind als Ringkontakte ausgeführt. Unter dem niedrig dotierten Kollektor (hohe Early-Spannung) befindet sich ein hoch dotierter Sub-Kollektor, um den Kollektorwiderstand klein zu halten. - 92 - Elektronenmikroskopische Aufnahme eines InGaAsP/InP HBTs für 100 GHz Betriebsfrequenz. Genau wie beim GaAs/AlGaAs sind die Kontakte zur Basis und zum Kollektor als Ringkontakte ausgeführt. Der Anschluss an die Zuleitungen erfolgt in Form von Luftbrücken, um parasitäre Kapazitäten möglichst klein zu halben. 7.8.3 HBTs auf Si Basis Zeitliche Entwicklung der Grenzfrequenz von SiGe-HBTs Elektronenmikroskopische Aufnahme eines SiGe-HBTs Bei Heterostrukturen auf Si Basis (SiGe oder SiC Schichten auf Si) ist eine Anpassung der Gitterkonstanten nicht möglich, man verwendet verspannte SeGe Schichten auf Si als Basismaterial - 93 - Bandlücke von Si1-xGex als Funktion des Germaniumgehalts. Schichtaufbau eines SiGe Heterostruktur-Transistors - 94 - 7.9 Durchbruch von Transistoren Bei Bipolartransistoren können bei hohen Stromdichten zwei Durchbruchphänomene auftreten: 1. Durchbruch verursacht durch Lawineneffekt in der Basiszone 2. Durchbruch durch Überschreiten der kritischen Stromdichte bzw. Temperatur - 95 - 7.10 Herstellung von Transistoren a) As- oder Sb-Implantation für n+-Subkollektor durch SiO2-Fenster. b) Si-Epitaxie mit n-Dotierung; Si3N4-Maskierung und Strukturierung mit Trockenätzverfahren c) SiO2-Abscheidung zur lateralen Isolierung; Fensteröffnung für Kollektorkontakt d) Implantation des Kollektorbereichs; Bor-Implantation für Basisbereich. e) As- oder P-Implantation des Emitterbereichs; Abscheidung von polykristallinem Silizium als Diffussionsquelle. (f) Metallisierungs- und Isolationsschritte in 2 Ebenen inkl. Einlegierungsschritte. - 96 - 7.11 Selbstjustierender Polysilizium-Herstellungsprozess - 97 - 7.12 Leistungstransistoren Ziel: Steuerung möglich hoher Ströme mit geringen Schaltleistungen In planar aufgebauten Transistoren muss der Basisstrom einen relativ langen Weg zum Emitter zurücklegen. Durch den Spannungsabfall wird insbesondere bei starker Flusspolung die effektive Transistorfläche stark reduziert. Intergitital Transistor Durch einen fingerstrukturartigen Aufbau von Emitter und Basiskontakten kann bei relativ großen Kontaktflächen der EmitterBasis-Widerstand klein gehalten werden. → Ideal für Hochleistungs- und Hochfrequenzanwendungen - 98 - 7.13 Darlington Schaltung Durch eine Reihenschaltung von 2 Transistoren in Emitterfolge kann eine erheblich höhere Stromverstärkung erzielt werden. β ≈ β · β = 3000 (Leistungsdarlingtons) - 20000 (Kleinsignal-Transistoren). 1 2 Beispiel für hybrid aufgebauten Leistungsdarlington (Valvo BDV 67 B): - 99 - 8. Thyristoren 8.1 Aufbau von Thyristoren Ein Thyristor besteht aus zwei ineinander verschachtelten Transistoren (npn und pnp). Thyristoren werden als steuerbare Gleichrichter verwendet. Typisches Dotierprofil eines Thyristors Die mittleren Zonen sind in der Regel schwach dotiert. - 100 - 8.2 Raumladungszonen und Potentiale Sperrzustand in Vorwärtspolung Die innere Diode ist in Sperrrichtung gepolt. Wegen der geringen Dotierung der mittleren Schichten ist die Raumladungszone weit ausgedehnt. Sperrzustand in Rückwärtspolung Zwei Dioden sind in Sperrrichtung gepolt. In Vorwärtspolung existiert noch ein zweiter Betriebszustand, der durch Überschwemmung der schwach dotierten Schaltdiode snsp mit Ladungsträgern erreicht wird. - 101 - 8.3 Thyristorkennlinie Die Thyristorkennlinie besitzt 5 Betriebszustände: (a) Blockierter Zustand in Vorwärtspolung (b) Negativer Widerstandsbereich (c) Durchlassbereich nach Zündung (d) Gesperrter Zustand in Rückwärtspolung (e) Durchbruchbereich in Rückwärtspolung Ohne Spannung am Gate erfolgt der Durchbruch in Rückwärtsrichtung bei der Spannung VBR und in Vorwärtsrichtung bei der Spannung VBF. In Vorwärtsrichtung kann der Durchbruch für Anoden-Kathoden Spannungen grösser als UH (Haltespannung) auch durch einen positiven Strompuls auf das Gate ausgelöst werden. Auch nach dem Strompuls bleibt der Thyristor leitend. Er geht erst wieder in den sperrenden Zustand über, wenn die Haltespannung UH oder der Haltestrom IH unterschritten werden. - 102 - 8.4 Zündverhalten Der Thyristor wird durch Strominjektion in Zone II gezündet. 8.4.1 Zwei Transistormodell der Zündung - Beim Anlegen einer positiven Spannung an das Gate schaltet der npn Transistor durch Die Basis des pnp Transistors wird vom npn Transistor mit negativer Spannung versorgt, so dass auch der pnp Transistor durchschaltet Wenn der pnp Transistor leitet, versorgt er die Basis des pnp Transistors mit positiver Spannung, so dass dieser auch nach Abschalten der positiven Gatespannung leitfähig bleibt - 103 - 8.4.2 Zeitverlauf des Zündvorgangs - Einschaltverzugszeit td, bis Zündvorgang startet (ca. 100 µs). In dieser Zeit wird die Ladung Qst in den schwach dotierten mittleren Bereich des Thyristors injiziert - Die eigentliche Zündung erfolgt in der Durchschaltzeit tr. In dieser Zeit fällt die Blockierspannung auf 1/10 des ursprünglichen Wertes ab. - Große Strompulse (z.B. durch Zündthyristor) können td auf 1 µs reduzieren - In der Durchschaltzeit entsteht im Thyristor eine hohe Verlustleistung, da UAK noch hoch ist, aber schon Strom durch den Thyristor fliesst. Daher sollte tr möglichst kurz sein. 8.5 Abschaltverhalten Der Thyristor geht wieder in den gesperrten Zustand über, wenn Haltespannung oder Haltestrom unterschritten werden. Da im mittleren Bereich des Thyristors noch Ladung gespeichert ist, geht der Strom durch den Thyristor erst nach nach einiger Zeit auf Null zurück. Sperrverzögerung: trr (charakteristische Zeit für Rückgang des Stroms) Spannungsnachlauf: ts (Zeit bis volle Sperrspannung erreicht) Freiwerdezeit: tq (Zeit bis volle Blockierfähigkeit erreicht) - 104 - 8.6 Hochleistungsthyristoren 8.6.1 Zündverhalten Die endliche Durchschaltzeit wird verursacht durch die geschwindigkeit des Zündzustands in transversaler Richtung. → Abhilfe: optimierte geometrische Anordnung der Elektroden 1 - Emitterstreifen, 2 - Gate-Streifen, 3 - Gate-Kontaktierung - 105 - endliche Ausbreitungs- 8.6.2 Oberflächendurchbruch Durch Reduktion des Abschrägwinkels kann die Position der maximalen Feldstärke in den Halbleiter verschoben werden. Ein Durchbruch an der Oberfläche wird damit vermieden. 8.6.3 Herstellung - Herstellung der n-Zone aus Reinst-Silizium und Neutronenbeschuss => Entstehung von Phosphor durch radioaktiven Zerfall - p-Dotierung durch beidseitige Eindiffusion von Ga oder Al - n-Dotierung an der Kathode durch Eindiffusion von Phosphor - 106 - 8.6.4 Aufbau und Gehäuse Linkes Bild: 1 Kupferboden (Anode), 2 Druckglasdurchführung, 3 Druckfedern, 4 Thyristortablette, 5 Kathodenstempel (Molybdän mit Silberauflage), 6 Ausgleichsglied, 7 Kathodenanschluss, 8 Hilfskathodenanschluss, 9 Steueranschluss. Rechtes Bild: 1 Thyristortablette, 2 obere Kontaktscheibe, 3 Halte-und Zentrierhilfskörper, 4 keramischer Isolierring, 5 Flansche, 6 Steuerelektrodenanschluss, 7 untere Verschlussklappe, 8 vakuumdichte Schweißnaht, 9 isolierte Steuerelektrodendurchführung, 10 beidseitige Elektroden (bereits Teil des Kühlkörpers), 11 Spannkörper, 12 zentraler Druckkontakt, 13 obere Kontaktfläche (Kathode), 14 untere Kontaktfläche (Anode) - 107 - 8.6.5 Kenndaten Spannung: 8500 V Strom: 2700A Gewicht: 3.6 kg - 108 - 8.7 Abschaltbarer Thyristor (GTO) GTO – Gate Turnoff Thyristor Durch eine Vergrösserung des Gates ist es möglich, den Thyristor durch einen negativen Strompuls abzuschalten. Typische Kenndaten Blockierspannung: 1400V Durchlassstrom: 300A Abschaltzeit: 10 µs Abschaltstrom: 60A Durchspannung Gate-Kathode: 24 V Thyristor mit Lichtzündung - 109 - 8.8 Zweiweg-Thyristor (Triac) Um einen symmetrischen Betrieb für beide Polaritäten zu ermöglichen, müssen zwei Thyristoren antiparallel verschaltet werden. Integration von 2 antiparallel geschalteten Thyristoren ohne Zündelektrode ergibt einen Diac, mit Zündelektrode einen Triac. Symmetrisch aufgebauter Triac Im Prinzip sind hier 4 Thyristoren integriert, wobei jeweils 2 den Laststrom und 2 den Zündstrom transportieren. Dadurch existieren auch vier Zündmöglichkeiten. - 110 - 8.9 Schaltverhalten von Transistor, Thyristor und Triac Mit einem Bipolar- oder Feldeffekttransistor können Gleichströme geregelt (verstärkt) werden. Mit Thyristoren, GTOs oder Triacs können Wechselströme geschaltet werden. Thyristoren bzw. GTOs schalten nur eine Polarität aber bei hohe Leistungen, Triacs beide Polaritäten, aber nur bei mittleren Leistungen. - 111 - 9. Feldeffektransistoren 9.1 Aufbau Ein FET (field effect transistor) besteht im allgemeinen aus einer Metall-IsolatorHalbleiterstruktur (MIS - metal, insulator, semiconductor). Feldeffekttransistoren sind unipolare Bauelemnte, d.h. für die Funktion sind nur die Majoritätsladungsträger relevant (im Gegensatz zu Bipolar-Transistoren, bei denen beide Ladungsträgersorten eine Rolle spielen). Der (Majoritätsträger-) Strom zwischen Quelle (Source) und Senke (Drain) wird über die Steuerspannung am Gate kontrolliert. Die Ansteuerung erfolgt leistungs- und stromlos, da das Gate elektrisch vom Halbleiter isoliert ist. Der FET ist damit von der Funktiosweise mit einer Vakuumröhre vergleichbar, bei der die Steuerung des Strom ja auch durch eine Gateelektrode erfolgt. Man unterscheidet die folgende Realisierungsformen: - JFET (junction field effect transistor) - MESFET (metal semiconductor FET) - MOSFET (metal oxide semiconductor FET) - MISFET (metal insulator semiconductor FET) Der JFET war die erste Bauform des FETs (Schockley, 1952). Bei ihm sind Gate und Kanal durch einen in Sperrichtung gepolten pn Übergang isoliert. Technologisch relevant sind heute vor allem MOSFETs, die in Form von komplementären Transistoren (p- und n-Kanal) als Grundbausteine für komplexe Logigschaltungen, CPUs, Speicher, etc. verwendet werden. Auf III/V-Materialien werden vor allem MEFETs und MISFETs hergestellt, da diese Materialien im Gegensatz zum Silizium nicht über stabile Oxide verfügen. Mit FETs auf GaAs und InP Basis erreicht man Frequenzen bis zu einigen 100 GHz, die Anwendungen dieser Bauelemente liegen im Bereich von Radar, mobiler Kommunikation und schneller Datenübertragung. - 112 - 9.2 Sperrschicht Feldeffekttransistor (JFET) JFET – Junction Field Effect Transistor Aufbau eines JFET - Ausbildung eines n-Kanals zwischen Source und Drain Kanalbreite ist über die Breite der Raumladungszone einstellbar => steuerbarer Widerstand Der Widerstand zwischen Source und Drain ist gegeben durch: R=ρ L 1 L = A eµn N D 2Z (a − W ) 2a - Dicke der n dotierten Halbleiterschicht W- Breite der Raumladungszone L - Kanallänge Z - Breite des FET - 113 - 9.3 Funktionsprinzip eines JFET Linearer Bereich VG = 0 VD klein Abschnürung VG = 0 VD = Vsat Sättigung VG = 0 VD > Vsat Einfluss der Gatespannung VG = 0, -1 V VD klein Aufgrund des Spannungsabfalls der Drain-Source Spannung entlang des Kanals ist die Potentialdifferenz zwischen Gate und Kanal ortsabhängig. Damit ändert sich auch die Breite der Raumladungszone entlang des Kanals. Ab der Sättigungsspannung Vsat berühren sich die Raumladungszonen und der Sättigungsfall ist erreicht. Der Strom fliesst jenseits der Abschnürstelle in einem extrem dünnen Kanal durch den Transistor. Mit steigender Drain Spannung wird die Länge des abgeschnürten Bereichs im Kanals grösser, damit steigt der Widerstand. Die Folge ist ein konstanter Strom Isat für Drain-Source Spannungen überhalb der Vsat. Der maximale Strom fliesst beim JFET für VG= 0. Über die Gatespannung kann der Kanal zusätzlich abgeschnürt werden. Beim Anlegen eines positiven Gatespannung wird die GateKanal Diode leitend und es kommt zu einem (unerwünschten) Leckstrom. Der pn Übergang zwischen Gate und Kanal wird daher immer nur in Sperrrichtung betrieben. - 114 - 9.4 Abschnürverhalten Da die Breite des leitenden Kanals immer dünner wird, nimmt bei gleicher Stromdichte die Geschwindigkeit der Ladungsträger zu. Jenseits des Abschnürpunkts ist die Geschwindigkeit konstant und entspricht der Sättigungsgeschwindigkeit. Geschwindigkeitsprofil der Ladungsträger Kanalbreite b im Sättigungsbereich b = 2(a-W) 9.5 Kennlinienfeld eines JFET Der linke Teil der Abbildung zeigt den Drainstrom bei eines Drain-Source Spannung von 15V als Funktion der Gate-Source Spannung. Unterhalb der Spannung UE (Einsatzspannung) sperrt der FET völlig. Im rechten Teil der Abbildung ist der Drainstrom als Funktion der Drain-Source Spannung für verschiedene Gatespannungen aufgetragen. Für kleine Drain-Source Spannungen ist der FET ein steuerbarer Widerstand (analog zur Vakuumröhre, daher die Bezeichnung Triodenbereich). Bei Spannungn über der Sättigungsspannung Usat fliesst ein konstanter Drainstrom. Bei zu hohen Drain-Source Spannungen bricht der FET durch. - 115 - 9.6 Strom-Spannungskennlinie Das Potential V(y) im Kanal ist wegen des Spannungsabfalls zwischen Source und Drain ortsabhängig. Damit ändert sich auch die Breite der Raumladungszone W(y). Wir nehmen an, dass das Gate und Substrat viel höher dotiert sind als der Kanal, d.h. der pn Übergang zwischen Gate und Kanal kann als einseitig abrupter Übergang betrachtet werden. Bei den folgenden Berechnungen ist für alle Spannungen (VD, VG, Vbi,.. ) der Betrag zu verwenden (d.h. alle Spannungen sind positiv). Dies ist ohne Beschränkung möglich, da der pn Übergang zwischen Gate und Kanal immer in Sperrrichtung betrieben wird und Drain und Source symmetrisch sind. Auf diese Weise gelten die Gleichungen für n- und p-Kanal FETs. Wir nehmen zunächst an, dass sich der Transistor im Triodenbereich befindet, d.h. der Kanal ist nicht abgeschnürt. Für die Breite der Raumladungszone W in Abhängigkeit von der 2ε rε 0 (V ( y ) + VG + Vbi ) Position y ergibt sich in diesem Fall: W ( y ) = eN D Am Sourcekontakt (y=0) hat der Kanal die Breite W1 = am Drainkontakt (y=L) die Breite W2 = 2ε r ε 0 (VG + Vbi ) und eN D 2ε r ε 0 (VD + VG + Vbi ) eN D - 116 - Der Kanal schnürt am Drainkontakt ab, wenn die Breite der Raumladungszone W die halbe Kanaldicke a erreicht. Man definiert die Abschnür- oder ‚pinch-off’ Spannung VP als Summe der drei Spannungen VD, VG und Vbi für den Fall, dass W=a wird. Damit ergibt sich folgendes Kriterium für das Abschnüren des Kanals: a= 2ε r ε 0VP eN D eN D a 2 Daraus ergibt sich für die ‚pinch-off’ Spannung V p = 2ε r ε 0 Die Sättigungsspannung Vsat wird damit zu Vsat = VP-VG-Vbi 9.6.1 Berechnung des Sättigungsstroms Die Änderung der Kanalbreite bei Änderungen des Potentials im Kanal ergibt sich durch εε dW Ableiten nach V zu: = r 0 dV eN DW Der differentielle Spannungsabfall dV entlang der Wegstrecke dy im Kanal ist: dV = I D dR = mit dV = I D dy und damit: I D dy = 2eµn N D Z (a − W ( y ))dV 2eµn N D Z (a − W ( y )) eN D ε rε 0 WdW ergibt sich: I D dy = 2eµ n N D Z (a − W ) eN D ε rε 0 WdW Integration entlang des Kanals liefert: L I D ∫ dy = 0 2Ze 2 µ n N D2 ε rε 0 W2 ∫ (a − W )WdW W1 Daraus ergibt sich der Drainstrom zu: Ze 2 µ n N D2 ID = ε rε 0 L ( ) ( ) 2 3 ⎡ 2 2 3 ⎤ ⎢⎣a W2 − W1 − 3 W2 − W1 ⎥⎦ Einsetzen von W1 = 2ε r ε 0 (VG + Vbi ) 2ε r ε 0 (VD + VG + Vbi ) und W2 = in die obige Formel eN D eN D 3/ 2 3/ 2 ⎡V 2 ⎛ VD + VG + Vbi ⎞ 2 ⎛ VG + Vbi ⎞ ⎤ D ⎟⎟ + ⎜⎜ ⎟⎟ ⎥ liefert I D = I P ⎢ − ⎜⎜ VP 3 V ⎢⎣ VP 3 ⎝ P ⎠ ⎝ ⎠ ⎥⎦ Zµ n e 2 N D2 a 3 IP = Dabei ist IP die ‚pinch-off’ Stromstärke ε rε 0 L VP die ‚pinch-off’ Spannung und eN D a 2 Vp = 2ε r ε 0 Für die Sättigungsstromstärke Isat erhält man durch Einsetzen von Vsat für VD in obige Formel: - 117 - I D , sat ⎡ 1 ⎛ V + V ⎞ 2 ⎛ V + V ⎞3 / 2 ⎤ bi bi ⎟⎟ + ⎜⎜ G ⎟⎟ ⎥ = I P ⎢ − ⎜⎜ G 3 V 3 V ⎢⎣ ⎝ P P ⎠ ⎝ ⎠ ⎥⎦ a) Linearer Bereich Es gilt: VD << (VG+Vbi) In diesem Fall kann man für den zweiten und dritten Term in der Formel für den Drainstrom eine lineare Näherung durchführen: ID ID ID ID 3/ 2 3/ 2 ⎡V 2 ⎛ VD + VG + Vbi ⎞ 2 ⎛ VG + Vbi ⎞ ⎤ D ⎟⎟ + ⎜⎜ ⎟⎟ ⎥ = I P ⎢ − ⎜⎜ VP 3 V ⎢⎣ VP 3 ⎝ P ⎠ ⎝ ⎠ ⎥⎦ 3/ 2 3/ 2 3/ 2 ⎡V VD ⎞ ⎛ VG + Vbi ⎞ 2⎛ 2 ⎛ VG + Vbi ⎞ ⎤ D ⎟⎟ ⎜⎜ ⎟ ⎥ ⎟⎟ + ⎜⎜ = I P ⎢ − ⎜⎜1 + 3 ⎝ VP ⎟⎠ ⎥ ⎢⎣ VP 3 ⎝ VG + Vbi ⎠ ⎝ VP ⎠ ⎦ 3/ 2 3/ 2 ⎡V 2 ⎡ 3 VD ⎤⎛ VG + Vbi ⎞ 2 ⎛ VG + Vbi ⎞ ⎤ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎥ ≈ I P ⎢ D − ⎢1 + + ⎥⎜ ⎟ 3 ⎜⎝ VP ⎟⎠ ⎥ ⎢⎣ VP 3 ⎣ 2 VG + Vbi ⎦⎝ VP ⎠ ⎦ V + Vbi ⎤ I ⎡ ≈ P ⎢1 − G ⎥VD VP ⎣ VP ⎦ Der Ausgangsleitwert ist definiert als die Änderung des Drainstroms bei Änderung der V + Vbi ⎞ I ⎛ ∂I ⎟ gD = D = P ⎜⎜1 − G Drain-Source Spannung: VP ⎟⎠ ∂VD V =const VP ⎝ G Die Steilheit des Transistors ist definiert als die Änderung des Drainstroms bei Änderung der I VP ∂I gm = D VD = P2 Gatespannung: ∂VG V =const 2VP VG + Vbi D b) Sättigung Wird die Drain-Source Spannung grösser als die Sättigungsspannung Vsat = VP-VG-Vbi, so erreicht man die Bereich der Sättigung. Den (konstante) Drainstrom im Sättigungsbereich errechnet man durch Einsetzen von Vsat für VD in die Formel für den Drainstrom: I D , sat ⎡V 2 ⎛ V + VG + Vbi = I P ⎢ sat − ⎜⎜ sat VP ⎢⎣ VP 3 ⎝ ⎞ ⎟⎟ ⎠ 3/ 2 2 ⎛ V + Vbi + ⎜⎜ G 3 ⎝ VP ⎞ ⎟⎟ ⎠ 3/ 2 ⎡1 ⎛ V + V ⎤ bi ⎥ = I P ⎢ − ⎜⎜ G ⎢⎣ 3 ⎝ VP ⎥⎦ Für die Steilheit ergibt sich der gleich Wert wie im linearen Bereich: I VP ∂I gm = D VD = P2 ∂VG V =const 2VP VG + Vbi D - 118 - ⎞ 2 ⎛ VG + Vbi ⎟⎟ + ⎜⎜ ⎠ 3 ⎝ VP ⎞ ⎟⎟ ⎠ 3/ 2 ⎤ ⎥ ⎥⎦ 9.7 Metall – Oxid - Halbleiterkontakt Für die ideale MOS Struktur gilt: - Ladungen existieren nur im Halbleiter und Metall (keine Ladungen im Oxid) - kein Ladungsträgertransport durch die Oxidschicht (perfekter Isolator) Wir betrachten zunächst den sogenannten Flachbandfall. Dieser stellt sich ein, wenn die Austrittsarbeit (d.h. der Abstand der Fermienergie zum Vakuumniveau) von Metall und Halbleiter identisch sind. Unter diesen Bedingungen sind ohne Anlegen einer äusseren Spannung die Bänder flach (flat band condition). Ohne externe Spannung sind die Bänder flach, wenn die Austrittsarbeit des Metalls ΦM gleich ⎡ E ⎛ ⎞⎤ e(Φ M − Φ S ) = e ⎢Φ M − ⎜ χ + G + ΨB ⎟⎥ = 0 der Austrittsarbeit ΦS des Halbleiters ist: 2e ⎝ ⎠⎦ ⎣ χ ist die Elektronenaffinität des Halbleiters, ΨB der Abstand der Fermienergie des Halbleiters zur intrinsischen Fermienergie (siehe Skizze). Banddiagramm eines Metall-Oxid-Halbleiters im Flachbandfall ohne externe Spannung - 119 - Sind die Austrittsarbeiten nicht identisch, so stellt sich der Flachbandfall beim Anlegen der Flachbandspannung Vfb (Differenz der Austrittsarbeiten) ein. Ladungen im Oxid oder an den Grenzflächen führen zu einer zusätzlichen Verbiegung der Bänder, verbunden mit einer Änderung von Vfb. Flachbanddiagramm eines Alumium-Oxid-Silizium (p-dotiert) Übergangs. In diesem Fall wird die Flachbandbedingung nur unter Anlegen eines äusseren Spannung Vfb erreicht. 9.8 Anreicherung, Verarmung, Inversion Zur Vereinfachung der nehmen wir im Folgenden an, dass sich der Flachbandfall ohne Anlegen einer äusseren Spannung einstellt. Beim Anlegen eines äusseren Spannung unterscheidet man die folgenden drei Fälle: Anreicherung Bei negativer Gatespannung verbiegt sich das Valenzband in Richtung Fermienergie und Löcher werden an die Grenzfläche gezogen. An der OxidHalbleitergrenzfläche bildet sich eine Oberflächenladung QS aus. Verarmung Beim Anlegen einer positiven Spannung biegt sich das Valenzband von der Fermienergie weg und die Konzentration der Löcher sinkt. Die negative Ladung der ionisierten Akzeptoren jetzt nicht mehr durch die Ladung der Löcher kompensiert, es ensteht ein Bereich mit negativer Ladung. - 120 - Inversion Eine hohe positive Gatespannung zieht das Leitungsband in die Nähe der Fermienergie, es bildet sich eine Schicht von Elektronen an der Halbleiter-Oxid Grenzfläche. In allen drei Fällen wir durch die Ladungsverteilung im Halbleiter eine Spiegelladung im Metall induziert, die sich an der Metall-Oxid Grenzfläche ansammelt. 9.9 Ladungsdichten, Potentiale und Felder im Inversionsfall Für den Betrieb von MOSFETs ist nur der Inversionsfall relevant. Man unterscheidet zwischen schwacher Inversion (Elektronenenkonzentration grösser als Löcherkonzentration, d.h. EF liegt knapp über Ei) und starker Inversion (Elektronenkonzentration grösser als Akzeptorkonzentration). Schwache Inversion EF und Ei kreuzen sich, d.h. an der Halbleiter-Oxid Grenzfläche ist die Elektronendichte grösser als die Löcherdichte Starke Inversion Die Elektronenkonzentration übersteigt die Akzeptorkonzentration Setzt man als Kriterium für den Beginn der starken Inversion die Elektronenkonzentration gleich der Akzeptorkonzentration, so beginnt das Regime der starken Inversion, wenn die Fermienergie EF an der Oberläche genausoweit über Ei liegt wie EF im neutralen Bereich unter Ei. ⎛ E − EF ⎞ Im neutralen Bereich ist: N A = p = ni exp⎜ i ⎟ ⎝ kT ⎠ Das Potential ΨS an der Oxid-Halbleitergrenzfläche daher zu: Ψs (inv) = 2ΨB = 2( Ei − E F . ) = 2kT ⎛ N A ⎞ ⎟⎟ ln⎜⎜ e ⎝ ni ⎠ Im Bereich der starken Inversion bleibt die Breite der Verarmungszone Wm konstant, da das Gatepotential von der Inversionsschicht abgeschirmt wird. Die Breite der Verarmungsschicht - 121 - errechnet sich analog zur Breite der Verarmungszone im pn Übergang durch Integration der Poissongleichung zu: Wm = 2ε 0ε r , s Ψs (inv) eN A =2 ⎛ NA ⎞ ⎟⎟ n ⎝ i ⎠ ε 0ε r , s kT ln⎜⎜ e2 N A εr,s ist die relative Dielektrizitätskonstande des Halbleiters Banddiagramm für den Beginn der starken Inversion: ΨS= 2ΨB Verteilung der Ladungsdichte Elektrisches Feld Potential Die gesamte Flächenladungsdichte im Halbleiter ist die Summe aus der Ladung der Inversionsschicht und der Ladung der ionisierten Akzeptoren: ⎛N ⎞ Qs = Qn − eN AWm = Qn − 2 ε 0ε r , s kTN A ln⎜⎜ A ⎟⎟ ⎝ ni ⎠ Die Spannung zwischen Gate und Halbleiter, ab der starke Inversion auftritt, nennt man Schwellenspannung (threshold voltage) VT. Der Spannung zwischen Gate und Halbleiter ist die Summe aus der Potentialdifferenz über dem Oxid VO und der Potentialdifferenz zwischen der Oxid-Halbleiter Grenzfläche und dem neutralen Bereich ΨS: VG=VO + ΨS VT kann aus der Flächenladungsdichte im Halbleiter und der Kapazität pro Fläche der Oxidschicht CO berechnet werden: - 122 - VO = Qs d ε 0ε r ,ox = Qs CO εr,ox – ist die relative Dielektrizitätskonstante des Oxids Bei Beginn der starken Inversion ist die Ladung im Halbleiter durch die Ladung der Verarmungszone dominiert, für die Berechnung der Inversionsspannung nähert man daher: QS=-eNAW Für VT ergibt sich dann: VT = VO + ΨS (inv) = Qs CO + ΨS (inv) = 2ε 0ε r , s eN A (2ΨB )d ε 0ε r ,Ox + 2ΨB 9.10 Aufbau eines MOSFETS Beim MOSFET besteht im Gegensatz zum JFET keine leitende Verbindung zwischen Gate und Halbleitermaterial. Ohne Gatespannung sperrt einer der beiden pn Übergänge auf dem Weg zwischen Drain und Source, es fliesst daher nur ein (kleiner) Sperrstrom. Durch Anlegen einer genügend hohen Sperrspannung kann der ein Kanal unter dem Gate invertiert werden, der Transistor schaltet durch. - 123 - 9.11 Funktionsprinzip Genau wie beim JFET kann auch beim MOSFET der Widerstand des Kanals über die Gatespannung gesteuert werden. Für kleine Drain-Source Spannungen zeigt der MOSFET ohmsches Verhalten (steuerbarer Widerstand), bei grösseren Spannungen schnürt der Kanal unter dem Gate ab und der Drainstrom wird konstant ID = ID,sat. Linearer Bereich RDS = const. Sättigungspunkt xinv-> 0 für y = L ID = ID,sat Sättigungsbereich L nimmt ab, aber Spannung bei y = L’ bleibt unverändert ID = ID,sat Im linearen Bereich ist der Kanal vollkommen durchgeschaltet (VG > VT) und eine geringe Spannungserhöhung von VD ändert nichts am Kanalwiderstand, bzw. am Source-Drain Widerstand. Ab einer bestimmten Drain-Spannung wird die Weite der Inversionsschicht am Ort y = L auf 0 reduziert, der Kanal schnürt ab (‚pinch-off’). Eine weitere Erhöhung der Drain-Spannung verschiebt nur den Abschnürpunkt nach links. Die Spannung am Abschnürpunkt bleibt aber unverändert. → Der Strom sättigt - 124 - 9.12 Strom-Spannungskennlinie Querschnitt durch einen MOSFET Kanalbereich Potential entlang des Kanals Die Berechnung der Strom-Spannungskennlinie im linearen Bereich erfolgt analog zum JFET, nur dass sich beim MOSFET nicht die Breite des leitfähigen Kanals zwischen Drain und Source ändert, sondern die Flächenladungsdichte. Wir müssen daher die Flächenladungsdichte im invertierten Kanal Qn als Funktion der Position berechnen. Wir betrachten dazu zunächst die gesamte Flächenladungsdichte im Halbleiter. Auch diese ist ortsabhängig, da die Source-Drain Spannung entlang des Kanals abfällt: Qs ( y ) = −[VG − ΨS ( y )]C0 Wobei ΨS(y) das Oberflächenpotential am Punkt y und C0 die Kapazität pro Fläche zwischen Gate und Kanal ist. Die Ladungsdichte im Kanal ist die Differenz aus der gesamten Ladungsdichte QS und der Ladungsdichte der Verarmungszone QSC : Qn ( y ) = QS ( y ) − QSC ( y ) = −[VG − ΨS ( y )]C0 − QSC ( y ) - 125 - Unter Inversion ist das Potential Ψs,inv an der Oxid-Halbleitergrenzfläche in guter Näherung gleich 2ΨB+V(y), wobei V(y) das Potential zwischen dem Punkt y und Source ist. Für die Flächenladungsdichte Qsc in der Verarmungszone erhält man: Qsc ( y ) = −eN AWm = − 2ε 0ε r , S eN A (2ΨB + V ( y )) durch Einsetzen von Wm = 2ε 0ε r , s Ψs ,inv eN A Damit wird die Flächenladungsdichte des invertierten Kanals: Qn ( y ) = −[VG − V ( y ) − 2ΨB ]C0 + 2ε 0ε r , s eN A (2ΨB + V ( y )) Die Leitfähigkeit des Kanals an der Stelle x, y, z gegeben durch: σ ( x, y, z ) = en( x, y, z ) µ n ( x, y, z ) Die Beweglichkeit wird als konstant angenommen, aber die Elektronenkonzentation hängt vom Abstand zum Oxid x und von der Position im Kanal y ab. Wir integrieren über die gesamte Ausdehnung der Inversionschicht und erhalten für die Leitfähigkeit des Kanals pro Länge an der Stelle y: Z xinv xinv 0 0 0 g ( y ) = ∫ ∫ σ ( x, y, z )dxdz = Zeµ n ∫ n( x, y )dx Das Integral enspricht der Flächenladungsdichte Qn(y) im invertierten Kanal, man kann daher vereinfachen: g ( y ) = Zµ n Qn ( y ) Der differentielle Widerstand des Kanals an der Stelle y und entlang der Strecke dy ist damit: dR( y ) = dy dy = g ( y ) Zµ n Qn ( y ) Der Spanngsabfall entlang der Strecke dy ist damit: dV ( y ) = I D dR( y ) = I D dy Zµ n Qn ( y ) Integration über die Länge L des Kanals liefert genau wie beim JFET den Drainstrom als VD L I D dy Funktion der Drainspannung: ∫ dV = ∫ dy Z Q y µ ( ) n n o o Einsetzen von Qn ( y ) = −[VG − V ( y ) − 2ΨB ]C0 + 2ε 0ε r , s eN A (2ΨB + V ( y )) und Integration liefert schliesslich: ID = ⎛⎛ V ⎞ 2 2ε 0ε r , s eN A Z (VD + 2ΨB )3 / 2 − (2ΨB )3 / 2 µ n C0 ⎜ ⎜VG − 2ΨB − D ⎟VD − ⎜ 2 ⎠ 3 C0 L ⎝⎝ [ - 126 - ⎞ ]⎟⎟ ⎠ a) Näherung für den linearen Bereich Für kleine Drainspannungen kann man eine lineare Näherung durchführen und erhält: ID = Z µ n C0 (VG − VT )VD L für VD<<(VG-VT) VT war die Schwellenspannung (threshold voltage) des Transistors: VT = 2ε 0ε r , s eN A (2ΨB ) C0 + 2ΨB Der Ausgangsleitwert ist definiert als die Änderung des Drainstroms bei Änderung der ∂I Z = µ n C0 (VG − VT ) gD = D Drain-Source Spannung: ∂VD V =const L G Die Steilheit des Transistors ist definiert als die Änderung des Drainstroms bei Änderung der ∂I Z = µ nC0VD gm = D Gatespannung: ∂VG V =const L D b) Sättigung Bei Erhöhung der Drainspannung verkleinert sich die Potentialdifferenz zwischen dem Gate und dem Kanal. Schliesslich wird die Ladungsdichte der Inversionsschicht Qn am Punkt y=L gleich Null. Dieser Punkt wird (genau wie beim JFET) Abschnürpunkt (pinch-off) genannt. Ab diesem Punkt steigt der Widerstand des Kanals mit steigender Source-Drain Spannung und der Strom bleibt konstant (Sättigungsbereich). Unter der Bedingung, dass Qn (L) = 0 wird, erhält man für die Sättigungsspannung: ⎛ 2V VD , sat = VG − 2ΨB + K 2 ⎜⎜1 − 1 + G2 K ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ mit K2 = ε 0ε r , S eN A C0 Der Sättigungsstrom ergibt sich durch Einsetzen in die Formel für die Kennlinie: ⎛ Zµ C ⎞ 2 I D , sat = ⎜ n 0 ⎟(VG − VT ) ⎝ 2L ⎠ Im Bereich der Sättigung ist der Ausgangsleitwert eines idealen MOSFETs gleich Null (Strom ist konstant), und die Steilheit ist gegeben durch: Zµ ε ε ∂I = n o r ,ox (VG − VT ) gm = D ∂VG V =const dL D - 127 - Kennlinienfeld eines MOSFETs - 128 - 9. 13 FET Typen JFET: nur selbstleitend (Kanal leitet bei UG = 0V) MOSFET: selbstleitend (Kanal leitet bei UG = 0V) und selbstsperrend (Kanal sperrt bei UG = 0V) Bei JFET ist nur ein eine Polarität der Gatespannung (positiv für p-Kanal, negativ für n-Kanal) möglich, da sonst Diode zwischen Gate und Kanal leitfähig wird. Beim MOSFET sind beide Polaritäten möglich (Oxidschicht zwischen Gate und Kanal). - 129 - 9.14 Kennlinienvergleich JEFT – MOSFET n-Kanal Sperrschicht-FET (BFW 11, Valvo) n-Kanal MOSFET (BFS 28, Valvo) Die Kennlinien eines JFETs und MOSFETs zeigen vergleichbares Verhalten. Im Unterschied zu Bipolartransistoren nimmt der Strom mit der Temperatur ab. Ursache ist im wesentlichen die Abnahme der Beweglichkeit. FETs haben daher keinen thermischen Durchbruch. - 130 - 9.15 Einstellen der Einsatzspannung Die Einsatzspannung UE kann durch feste Ladungen im Gate-Oxid oder Implantation von Dotierung in den Kanal auf negative (selbstleitend, depletion) und positive Werte (selbstsperrend, enhancement) eingestellt werden. Die rechte Auftragungsart der Steuerkennlinie erlaubt durch den linearen Zusammenhang die direkte Bestimmung von UE. 9.16 Si MOSFET Technologie Typische Dimensionen eines MOSFETs - 131 - - 132 - VMOS (vertical oder V-shaped grooved MOS) Durch Ätzen von V- oder U-Nuten ([111]-Kristallrichtung) kann ein vertikaler Gate-Kontakt hergestellt werden. VMOS-Strukturen mit parallel geschalteten Kanälen können wesentlich höhere Ströme steuern → Leistungsanwendungen - 133 - DMOS (double diffused MOS) und DIMOS (double implanted MOS) Herstellung der Kanalzone durch unterschiedliche Diffusionstiefen → Kanallänge nicht durch Lithographie bestimmt Kanallänge wird eingestellt durch unterschiedliche Ionenenergien bei der Implantation. Die Maskierung erfolgt über das Poly-Si-Gate. → Sehr kurze Kanallängen möglich. - 134 - SIPMOS (symmetrical DIMOS) HEXFET - 135 - Dünnschichttransistoren (TFT – thin film transistor) Durch Abscheidung einer dünnen Poly-Siliziumschicht auf einem isolierendem Substrat können FETs auch auf Fremdmaterialien aufgebracht werden. Die Eigenschaften von einkristallinem Bauelementen können jedoch nicht erreicht werden. → Anwendung z.B. bei Flüssigkristallanzeigen (TFT-Displays). - 136 - 10. Integrierte Schaltkreise Notwendig für Integration: - passive Bauelemente (Widerstände, Kapazitäten, Induktivitäten) - meist realisiert durch Transistorfunktionen - 137 - 10.1 Integrierte Widerstände Gesamtwiderstand R = R + 2R 0 K Der Bahnwiderstand R ist im wesentlichen von der Schichteigenschaft 0 (Dotierungsprofil, Beweglichkeit) und der Geometrie ab. Schichtwiderstand: ⎛ xj ⎞ ⎜ rs = ∫ σ ( x)dx ⎟ ⎜0 ⎟ ⎝ ⎠ Bahnwiderstand: 1 R0 = rs b Typische Werte für r : s 2-10 Ω/□ Basisdiffusionsschicht) 100-300 Ω/□ (Emitterdiffusionsschicht) 3-10 kΩ/□ (Basis-/Emitterzwischensch.) - 138 - −1 10.2 FET als Lastwiderstand Ein Lastwiderstand kann durch die Transistorausgangsfunktion eines selbstleitenden oder eines selbstsperrenden FETs simuliert werden. Allerdings ist der Einsatz nur in Digitalschaltungen sinnvoll, da die Kennlinien stark nichtlinear sind. Einsatz eines Last-FETs bei einem MOS-NAND-Gatters mit zwei Eingängen (A, B) und einem Ausgang Q. Der Last-FET limitiert den Ausgangsstrom in Q Die Schwellenspannung US für einen Inverter mit n Eingängen wird über das Verhältnis L/W zwischen LastFET und Schalt-FETs eingestellt. - 139 - US = U batt ( L / W ) Last n( L / W ) Schalt 10.3 Kapazitäten Basis-Kollektor Sperrschichtkapazität Basis-Emitter Sperrschichtkapazität MOS Kapazität Basis-Kollektorkapazität: 10 nF/cm2, Umax = 20-100 V Basis-Emitterkapazität: 50 nF/cm2, Umax = 5-10 V MOS-Kapazität: 35 nF/cm2, Umax hoch - 140 - 10.4 Prozesstechnologie für integrierte Schaltungen Isolationstechniken: pn Übergänge SBC (standard buried collector) Prozess zur Integration von Bipolartransistoren - 141 - Parasitäre Effekte Die zur Isolation verwendeten pn Übergänge können zur Ausbildung von unerwünschten Dioden (1, 2) und Transistorfunktionen führen. Oxidisolation Ätzen eines Isolationsrahmens SiO -Isolation bis 2 ins p-Substrat Draufsicht - 142 - Logikfamilien Integrierte Injektionslogik Logikzustand über Stromfluss codiert: Logisch 0: I ≈ 0, Logisch 1: I = I 0 2 I L-Schaltungen lassen sich kompatibel zu Bipolar-Prozesstechnologie herstellen. Da keine zusätzlichen Serienwiderstände notwendig sind und der Stromfluss im 2 wesentlichen vertikal stattfindet, ist I L sehr platzsparend. Leistungsverbrauch typisch 200 µW/Gatter bei 1 V Schaltspannung. Nachteil: Bipolare Transistoren können nicht beliebig klein gebaut werden, daher Limitierung der maximalen Integrationsdichte - 143 - I2L-NOR-Gatter mit den beiden Eingängen A, B und Ausgang Q. Der Injektortransistor ist zentral als Streifenkontakt ausgeführt I2L Schaltung mit Mehrfachkollektor, um homogenes Emitterpotential zu ermöglichen. - 144 - Complementary MOS (CMOS) Kombination von n-MOS und p-MOS Transistoren n-MOS Inverter Übertragungsfunktion Schalttransistor A Lasttransistor B CMOS Inverter Übertragungsfunktion - 145 - Stromfluss im CMOS Inverter Beim CMOS – Inverter sperrt in beiden Zuständen jeweils ein Transistor -> Nur kurzzeitiger Stromfluss beim Umladen der Gates -> Verlustleistung proportional zur Taktfrequenz Vergleich der Leistungs-Schaltzeitprodukte für die verschiedenen Logikfamilien - 146 - Herstellung eines CMOS Inverters Bei dieser p-Wannen-methode entsteht ein parasitärer p+npn+-Thyristor. Dieser Thyristor kann im ungünstigen Fall zünden und bewirkt einen sogenannten "Latch-up"-Effekt. - 147 -