1 Kontrastverstärkte sonografische perfusionsdynamische Dignitätsuntersuchungen bei Tumoren der Glandula parotis mit immunhistochemischer Auswertung der Gefäßstruktur Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Kopf- und Halschirurgie, Universitätsklinik Erlangen Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Nicole Klipphahn, geb. Wiedicke aus Altenburg 2 Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 29. April 2015 Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler Gutachter: Prof. Dr. J. Zenk Gutachter: Prof. Dr. H. Iro 3 Inhaltsverzeichnis 2. 3. Inhaltsverzeichnis 3 Zusammenfassung 4 Deutsch Englisch 4 5 Einleitung 6 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 4. Problemdarstellung Diagnostik Sonografie Arbeitshypothese 6 7 8 9 Material und Methode 11 Beschreibung der einzelnen Untersuchungsverfahren sowie verwendeter Materialien und Einstellungen 4.1. 4.1.1. 4.1.2. 4.1.3. 4.2. 4.3. 4.3.1 4.4. 4.5. 4.6. 5. Sonografie B-Bild-Sonografie Farbdopplersonografie Axius ACQ Ultraschall-Kontrastmittel Histologische Aufarbeitung der Gewebeproben Immunhistochemische Auswertung Untersuchungsablauf Patientenkollektiv Statistische Verfahren und Auswertung Auswertung 5.1. 5.2. Ergebnisse Zusammenfassung 11 11 12 12 14 15 15 16 17 18 19 19 32 6. Diskussion 33 7. Literaturverzeichnis 37 8. Danksagung 42 9. Anhang 43 a. Klinischer Untersuchungsbogen b. Patienteneinwilligung 10. Lebenslauf 46 4 2. Zusammenfassung Die Histologie von Parotistumoren bestimmt das Ausmaß der operativen Maßnahmen und der damit verbundenen Morbidität des Patienten. B-Scan und Farbdopplersonografie bieten bisher qualitative sonomorphologische Parameter zur präoperativen Unterscheidung. Zusätzlich zu diesen qualitativen Klassifikationsmerkmalen wurde in der vorliegenden prospektiven Arbeit die Wertigkeit von objektiven Kriterien der Kontrastmittelkinetik untersucht. 125 konsekutive Patienten mit Raumforderungen der Gl. parotis wurden anhand sonomorphologischer Kriterien klassifiziert. Das intratumorale zeitabhängige Verhalten eines lungengängigen Ultraschallkontrastverstärkers (SonoVue®) wurde computergestützt als Zusatzkriterium zur Artdiagnose beurteilt. Verglichen wurden sonografische Beobachtungen mit der immunhistologischen Aufarbeitung. Insgesamt wurden 92,8% der Tumoren sonografisch hinsichtlich ihrer Dignität korrekt diagnostiziert. Warthin Tumore konnten mit einer Sensitivität von 67% und Spezifität von 86% von anderen Tumorentitäten differenziert werden. Für Pleomorphe Adenome und die Diagnose eines malignen Tumors wurden lediglich Sensitivitäten unter 70% erreicht. Kontrastmittelkinetische Parameter lieferten teilweise signifikante Parameter für das Vorliegen eines Warthin Tumors oder pleomorphen Adenoms aber nicht für Malignome. Der Vergleich der Angioarchitektur (Makro- und Mikrogefäße) mit histologischer Tumorart oder Kontrastmittelkinetik wies keine signifikanten Zusammenhänge auf. In der Gesamtbetrachtung des Kollektivs erbringen die objektiven Parameter keine Verbesserung der diagnostischen Genauigkeit im Vergleich zu der prospektiv durch erfahrene Untersucher erhobenen Ultraschalldiagnose. 5 The dignity of the parotid gland is important for the surgical elimination of the tumor and the therapy of the patient. B-Scan sonography and the Color Doppler sonography may offer qualitative characteristics to aid in deciding which dignity a particular tumor may have. In this study, 125 patients with tumors in the parotid gland were classified according to sonographic characteristics and compared to histology. Additionally, objective parameters of contrast agent kinetics were evaluated by a computer-assisted analysis of the time-dependent intratumaral contrast agent flow of the ultrasound contrast media SonoVue®. 92.8% of the tumors were correctly diagnosed by ultrasound in their dignity. Warthin tumors were differentiated from other types of tumors with 67% sensitivity and 86% specificity. Pleomorphic adenomas and malignant tumor had a sensitivity of less than 70%. Sonography-based contrast agent flow kinetics such as time to peak and perfusion speed were significant for Warthin tumors. For Pleomorphic adenomas, only the sonography parameter perfusion speed was significant. When comparing benign and malignant tumors, sonography parameters were not significantly different. Histologically, the number of tumor vessels and their size did not correlate with tumor dignity or type. Overall, neither the morphologic classification nor contrast medium analyses were able to identify the dignity of a particular parotis gland tumor sufficiently. Thus, our results did not lead to a novel and clinically useful method for diagnosing the dignity of parotid gland tumors. 6 3. Einleitung 3.1. Problemdarstellung Die hier vorliegende Studie untersuchte Raumforderungen im Bereich der Ohrspeicheldrüse, wobei die Inzidenz für Parotistumoren in Deutschland bei etwa 3,8 pro 100 000 Einwohnern liegt. Insgesamt treten circa 7 % der Kopf-Hals-Tumoren und 1 % aller Tumoren in den Speicheldrüsen auf [1], 75 % davon wiederum in der Glandula parotis. Dabei kann man von zwischen 80 - 90% benignen Tumoren, vor allem pleomorphen Adenomen und Zystadenolymphomen, ausgehen [1, 2] Bei den Malignomen handelt es sich überwiegend um Adenokarzinome, aber auch adenoidzystische Karzinome, Azinuszellkarzinome und Mukoepidermoidkarzinome [2, 3] Häufig kann eine Speicheldrüsenraumforderung bereits aufgrund einer genauen klinischen Untersuchung einer Entzündung oder einem Tumor zugeordnet werden. Allerdings ist es bei einer Vielzahl von Patienten, die zur Abklärung einer Raumforderung in der Parotisloge kommen, oft nicht möglich präoperativ eine Aussage bezüglich der Dignität eines Tumors zu treffen. Klinische Aspekte können Hinweise für die zu erwartende Dignität geben. So sprechen beispielsweise ein langsames Wachstum über Monate bis Jahre, eine schmerzlose weiche oder prall elastische Konsistenz, gute Verschieblichkeit und fehlende Zeichen einer Infiltration in umliegendes Gewebe eher für eine benigne Raumforderung [4]. Wohingegen ein schnelles Wachstum innerhalb von Wochen bis Monaten, ein schmerzhafter, nicht verschieblicher Knoten, Zeichen einer Tumorinfiltration in Muskeln, Haut oder Nerven und Lymphknotenvergrößerungen auf Malignität verweisen können. Eine Fazialisparese bei einem Tumor der Gl. parotis deutet fast immer auf einen malignen Tumor hin. Da das weitere therapeutische Vorgehen von der Dignität des Tumors abhängt [ 5 ] und sich schon bei gutartigen Tumoren ein unterschiedliches operatives Vorgehen ergibt [ 6 , 7 ], ist die Kenntnis der Tumorart von großer Bedeutung. Die Therapie der Benignome besteht in einer vollständigen Entfernung mit einem Saum gesunden Gewebes, um die lokale Rezidivgefahr zu verringern. Die laterale Parotidektomie, bei der die 7 Drüsenanteile lateral des Nervenfächers extirpiert werden um den N. facialis zu schonen, ist hierbei der häufigste operative Eingriff. Das grundsätzliche Therapiekonzept der malignen Speicheldrüsentumoren besteht in der möglichst vollständigen operativen Entfernung des Tumors ggf. mit einer postoperativen Bestrahlung der Tumorregion. Hierbei wird immer die Frage nach einer Resektion des N. facialis auftauchen. Je nach Ausdehnung des Tumors können neben einer totalen Parotidektomie mit und ohne Erhaltung des N. facialis eine (subtotale) Entfernung von Schläfenbein, Mandibula, Haut, Gefäßen und Halslymphknoten nötig sein. Rekonstruktive Maßnahmen kommen für den N. facialis (Nerventransplantation), für die A. carotis interna (Bypass oder Gefäßersatz) und die Haut (plastische Verschiebelappen) infrage. Mit zunehmender Radikalität der Operation steigt die Komplikationsrate, andererseits birgt eine nicht adäquate Behandlung auch der so genannten benignen Parotistumoren die Gefahr eines Rezidives [ 8 ]. Weiterhin besteht ebenfalls je nach operativem Vorgehen eine unterschiedlich hohe Gefahr für den N. facialis [ 9], dessen Schädigung zur schlaffen Lähmung der ipsilateralen mimischen Muskulatur, einem Lagophthalmus, unvollständigem Augenschluß mit der Gefahr eines Kornealschadens, verstrichener Nasolabialfalte, Unvermögen des Stirnrunzelns, Sensibilitätsstörungen sowie Störungen der Tränen- und Speichelsekretion führen kann. Insbesondere aufgrund der erhöhten Morbidität bei ausgedehnten Operationsinterventionen ist die möglichst exakte präoperative Diagnostik von Parotistumoren von entscheidender Bedeutung [53, 54]. 3.2. Technische Diagnostik Die Anwendung bildgebender Verfahren zur Beurteilung von Veränderungen im Bereich der Ohrspeicheldrüse gehört neben Anamnese und Erhebung des Palpationsbefundes zum Standard im heutigen Klinikalltag. Dabei gilt die Sonografie neben der Kernspintomografie als bildgebendes Verfahren der ersten Wahl [10, 11, 57]. Die ultraschallgesteuerte Feinnadelpunktion als invasive Diagnostik mit hohem negativen Vorhersagewert wird heute in einigen Häusern präoperativ bei klinisch malignomverdächtigen Parotistumoren oder Inoperabilität angewandt [12 , 13]. 8 3.3. Sonografie Die B-Bild-Sonografie hat sich in der täglichen Diagnostik als Routineverfahren bei Speicheldrüsentumoren etabliert. Gegenüber anderen nichtinvasiven Verfahren birgt sie mehrere Vorteile. Sie ist beliebig oft durchführbar aufgrund fehlender Strahlenbelastung und somit unbedenklich auch bei allen Patienten einsetzbar. Zudem ist die Untersuchung zumeist besser verfügbar als CT und MRT und weniger kostenintensiv [14 , 15]. Neben dem Erkennen von klinisch nicht tastbaren Raumforderungen [16 ] ermöglicht die einfache Handhabung des Ultraschallkopfes eine exakte Beurteilung, Größenausmessung und Gewebebeschreibung der untersuchten Struktur in fast jeder gewünschten Ebene. Einige Studien zeigen, dass die B-Bild-Sonografie mit 92,6% eine höhere Sensitivität im Nachweis von Raumforderungen hat als die Magnet-Resonanz-Tomografie und die Computertomografie [17]. Verlässliche Aussagen hinsichtlich der Dignität einer Raumforderung lassen sich jedoch nicht treffen, da dieses Verfahren sich auf die Beurteilung von Größe, Form und Gewebetextur beschränkt. Mit Hilfe der Farbdopplersonografie besteht die Möglichkeit, zusätzlich zu den bisherigen Kriterien die Gefäßversorgung und –struktur zu beurteilen. Diese diagnostische Methode ist vor allem dazu geeignet Gefäße in parenchymatösen Geweben zu beurteilen und findet unter anderem breite Anwendung in der Untersuchung von Raumforderungen im Kopf-Hals-Bereich [18, 19, 20 ]. Bereits Gefäße mit einem Durchmesser von weniger als 1 mm sind mit Hilfe der Farbdopplersonografie darstellbar [21]. Besonders durch die Darstellung kleinster Gefäße erwartete man ein objektives Unterscheidungskriterium zwischen scheinbar identischen Raumforderungen im B-Bild-Sonografieverfahren und histologisch unterschiedlichen Tumoren. Diese Annahme basiert auf dem Gedanken, dass in pathologisch veränderten Strukturen eine Tumorneovaskularisation stattfindet, die zu einer sichtbaren Veränderung der Gefäßversorgung und –struktur führt. In der Literatur bereits mehrfach beschrieben sind diese qualitativen sonomorphologischen Kriterien, die eine Differenzierung zwischen histologischen Tumorentitäten erlauben sollen. Das Vorhandensein von distalen Schallphänomenen, Randbegrenzung und der dopplersonografisch festgestellten Angioarchitektur wurde 9 bestimmten Tumortypen zugeordnet. Regionen mit einer homogenen Echotextur und einer lobulären Form weisen auf ein pleomorphes Adenom hin, während multiple echoleere Zonen ein Charakteristikum für einen Warthin Tumor sein sollen [22, 23 ]. Eine unscharfe Randbegrenzung weist auf eine maligne Alteration hin, obwohl auch Malignome sonografisch glatte Randkonturen aufweisen können und dies ein unsicheres Kriterium bleibt. Eine exakte Unterscheidung oder Zuordnung von sonografischen Eigenschaften zu einer Tumordignität ist jedoch bisher nicht etabliert. Mit der Anwendung von Ultraschallkontrastverstärkern konnte die Empfindlichkeit bei der Visualisierung der tumoralen Gefäßarchitektur weiter gesteigert werden [ 24-26 ]. Den publizierten Studien gemeinsam ist, dass es sich hierbei um subjektive bzw. semiquantitative Bewertungen handelt, die stark von der Erfahrung des Untersuchers abhängig sind. Die Möglichkeit objektive, also untersucherunabhängige Parameter zur Tumorbeurteilung zu erlangen, kann ggf. durch moderne computergestützte Analyseverfahren wie z.B. der Kontrastmitteldynamik erbracht werden. Bei Untersuchungen mit der Kernspinresonanztomografie (MRT) wurden durch die Analyse der Kontrastmittelkinetik verbesserte Vorhersagemöglichkeiten bei den häufigsten Tumorentitäten der Gl. parotis möglich [27, 28 ]. Erste Ansätze zeigten auch im Ultraschallbereich bereits viel versprechende Ergebnisse [24 ]. Gegenüber der MagnetResonanz-Tomografie und der Computertomografie besitzt die kontrastmittelverstärkte Sonografie die Vorzüge von fehlender Strahlenbelastung und geringerem Untersuchungsaufwand [14, 15, 58 ]. Es stellt sich damit die Frage ob sich ein zusätzlicher Einsatz der kontrastmittelverstärkten Sonografie in Bereichen der Tumordiagnostik rentiert, da hierdurch die Darstellung pathologischer Gefäßmuster und anderer Durchblutungsparameter insbesondere bei farbdopplersonografisch nicht durchbluteten Parotistumoren gelingen kann. 3.4. Arbeitshypothese Das Ziel dieser prospektiven Studie bestand in der Erarbeitung von objektiven Kriterien zur präoperativen Dignitätsbestimmung von Tumoren der Ohrspeicheldrüse. Hierfür wurden die Daten der klinischen Untersuchung, der kontrastverstärkten Sonografie bzw. Farbdopplersonografie sowie der immunhistochemisch sichtbar gemachten Gefässarchitektur miteinander verglichen und in Relation zum Goldstandard der histologischen Beurteilung gesetzt. 10 Folgende Fragestellungen sollten der Eruierung dienen: A. Gibt es bestimmte klinische oder sonografische Kriterien , die einzeln oder in Kombination miteinander zuverlässige Rückschlüsse auf eine Tumorentität zulassen ? Kann man einen Zusammenhang zwischen Tumorart und Perfusionsverhalten in der Farbdopplersonografie herstellen? Ist eine Beurteilung der klinischen Kriterien (Tastbarkeit) , Schallphänomen und Perfusionsverhalten im Ultraschall, sowie deren Vorhersagekraft bezüglich bestimmter Tumorentitäten richtungsweisend? B. Wie gut lässt sich mithilfe der Sonografie zwischen gut- und bösartigen Tumoren unterscheiden ? Lassen sich pleomorphe Adenome und WarthinTumoren als klinsch häufigste Benignome sonografisch voneinander differenzieren? C. Können durch die quantitativen automatisierten Diffusionsmessungen der kontrastmittelverstärkten Sonografie Verbesserungen in der Tumorvorhersage erreicht werden? D. Gibt es eine Korrelation zwischen qualitativen sonografischen Perfusionscharakteristika oder Kontrastmittelverhalten und der Tumorgefässdichte? E. Zur Charakterisierung eines Tumors spielt das Verhältnis von chondroider zu epithelialer Matrix eine Rolle. Lassen sich durch die Kombination aus Tumorgefässen und Matrix eventuell Ergebnisse oder abweichendes Messverhalten einzelner Tumore erklären? 11 4. Material und Methode Beschreibung der einzelnen Untersuchungsverfahren sowie verwendeter Materialien und Einstellungen 4.1. Sonografie Sämtliche Untersuchungen wurden von zwei erfahrenen Ultraschallanwendern mit dem Ultraschallgerät Sonoline Elegra Advance der Firma Siemens (Erlangen ) durchgeführt. Verwendet wurde ein Linearschallkopf (7,5 ; L40 ) mit der Betriebsfrequenz von 7,5 MHz. 4.1.1. B-Bild-Sonografie Das B-Bild-Verfahren gibt eine zweidimensionale Grauwertdarstellung ( B: für brightness = Helligkeit ) von Weichteilgewebe wieder. So ist es möglich die räumliche Lage einer Raumforderung innerhalb der Umgebungsstrukturen sowie das Gewebe nach morphologischen und metrischen Kriterien zu untersuchen. So wurden die Raumforderungen zunächst in 3 Ebenen vermessen und nach folgenden sonografischen Kriterien klassifiziert: - Distale Schallphänomene ( Schallverstärkung, -auslöschung ) - Randbegrenzung ( scharf, regelmässig, unscharf, unregelmässig) - Echogenität (homogen, inhomogen, echoarm, echoreich, echoleer) Anhand dieser Kriterien wurde am Ende der Untersuchung eine Ultraschallverdachtsdiagnose gestellt, die Dignität und genaue Art des Tumors betraf. Während des gesamten Studienzeitraumes wurde eine standardisierte Einstellung der Ultraschallparameter beibehalten um repräsentative und vergleichbare Messungen zu ermöglichen. 12 4.1.2. Farbdopplersonografie Die Farbdopplersonografie vereint hochauflösende B-Bild-Sonografie mit der simultanen farbkodierten Abbildung des Blutflusses im erfassten Gewebe. Dies ermöglicht eine morphologische und funktionelle Gefässdiagnostik: - Beurteilung des Perfusionsmusters: peripher, zentral, diffus 4.1.3. Die Option Axius Auto-Tracking Contrast Quantification (ACQ) Die Option Axius ACQ dient zur besseren Visualisierung von schwierig abzubildenden Strukturen und Physiologien mit Hilfe von Kontrastmitteln. Durch quantitative Darstellung der zeitabhängigen Änderungen innerhalb einer interessierenden Region (ROI ) lässt sich der Perfusionsstatus dieses Gewebes bewerten. Mit der Funktion Axius ACQ ist es möglich eine Bildsequenz zu erfassen und anschliessend Kurven zur Quantifizierung der Änderungen bei der Intensität oder der Anzahl Pixel zu berechnen. Erfasst wurden Wash-in- und Wash-out-Daten in ROI´s im zentralen, peripheren und im Gesamttumorareal. Die entstandenen Daten wurden grafisch als Intensitätswerte gegen die Zeit aufgetragen. Nach Zuschalten des Contrast Harmonic Imaging Modus wurde folgende Voreinstellung gewählt: - Subsampling rate 8 - Max. Bildrate - Sendeleistung 3 % Daran schloss sich die Applikation des Ultraschallkontrastmittels an. Die digitale Dokumentation der Ultraschalluntersuchungen erfolgte unmittelbar vor und bis zu 90 Sekunden nach Kontrastmittelinjektion ( 252 Einzelbildaufnahmen). Nach Sicherung der Bilddaten wurde die Offlineauswertung mit dem zugehörigen Softwarepaket Axius ACQ 6 durchgeführt. 13 Erläuterung der einzelnen Parameter der Untersuchung Definition der dynamischen Analyseparameter bei der kontrastmittelverstärkten Sonografie: Anflutungszeit (in Sekunden): Zeitpunkt in der wash-in-Phase an dem die Kontrastmittelintensität 10% der maximalen Intensitätszunahme über Nulllinie erreicht Peak / Spitzenverstärkung ( in db): Punkt der Spitzenintensität Time to Peak ( in Sekunden) : Zeitraum zwischen Beginn der Zeitnahme und Erreichen der Spitzenintensität Anflutungsgeschwindigkeit ( in db/ Sekunde) : Steilheit des Kontrastmittelanstiegs (eine Tangente am ansteigenden Kurvenverlauf) Mittlere Transitzeit ( in Sekunden): mittlere Transitzeit eines Blutvolumens durch ein Organ 14 4.2. Ultraschallkontrastmittel Als Signalverstärker wurde SonoVue®, ein spezielles Ultraschallkontrastmittel der Firma Bracco, verwendet. SonoVue® besteht aus Schwefelhexafluorid in Form von Mikrobläschen, versetzt mit Macrogol 4000, Distearoylphosphatidylcholin, Dipalmitoylphosphatidylglycerol- Natrium und Palmitinsäure. Nach Anleitung wurden 8µl pro ml Pulver in 0,9% igem Natriumchlorid gelöst und die gebrauchsfertige Suspension von 2,4ml dem Patienten innerhalb von 10 Sekunden intravenös injiziert. Jedes einzelne der Millionen Mikrobläschen ist kleiner als ein Erythrozyt. Als Reflektoren für Ultrasschallwellen liefern sie ein besseres Schallecho als Körpergewebe, damit ein verstärktes Dopplersignal und ein verbessertes Ultraschallbild. Durch die gesteigerte Echogenität können auch kleinere, sonst nicht darstellbare, Gefässe sichtbar gemacht werden. SonoVue® findet bisher vor allem Anwendung in der Untersuchung der Herzkammern, der grossen Blutgefässe sowie zur Beurteilung von Läsionen in der Brust oder der Leber. 15 Tabelle 1 Schwangerschaft, Stillzeit bekannte Überempfindlichkeit bekannter kardialer Rechts-LinksShunt Kontraindikationen schwerer pulmonalarterieller Hochdruck unkontrollierter Hypertonus akutes Atemnotsyndrom (ARDS) 4.3. Histologische Aufarbeitung der Gewebeproben Von dem während der Operation entnommenen Gewebe wurde noch im Operationssaal eine in longitudinaler Richtung geschnittene, etwa 2 mm dicke Tumorscheibe abgetrennt, in Formalin fixiert und dem Pathologischen Institut der Universität übersandt. Dort wurde der Gewebeschnitt zunächst in Paraffin eingebettet, bevor das Präparat mit dem Mikrotom in feinste Scheiben geschnitten und nachfolgend in herkömmlicher HE-Färbung histologisch untersucht wurde. 4.3.1. Immunhistochemische Auswertung Nach Untersuchung und Befundung der HE-Schnitte durch diagnostisch erfahrene Pathologen wurden repräsentative Schnitte mit dem Endothelzellmarker CD 34 ( Immunotech, Marseille, Frankreich) zur Darstellung der Gefässversorgung gefärbt. Um mögliche Korrelationen vom Perfusionsverhalten der Tumoren und Gefässcharakteristika zu erkennen wurden sowohl die Gefässdichte als auch die –grösse bestimmt. Hierzu wurden im Einzelnen jeweils 5 Regionen bei 100-facher ( 1qmm) Vergrösserung ausgezählt. Zur Auswertung diente die Zahl der Mikro- bzw. Makrogefässe (Durchmesser grösser 0,1mm) pro qmm. 16 In den jeweiligen Regionen wurden angefärbte endotheliale Zellen oder Zellhaufen identifiert, als Mikrogefässe betrachtet und summiert. Der Nachweis eines Lumens war dabei nicht zwingend notwendig. Gefässe mit einem Durchmesser grösser als 0,1 mm ( Makrogefässe) wurden ebenfalls in den zuvor definierten 5 Regionen bestimmt, als Summe ergab sich die Anzahl der Gesamtgefäße im Präparatausschnitt. Histologie: Zahl der Mikrogefässe: Zahl der Gefässe mit einem Durchmesser < 0,1 mm Zahl der Makrogefässe: Zahl der Gefässe mit einem Durchmesser grösser > 0,1 mm 4.4. Untersuchungsablauf In der vorliegenden klinischen Studie sollte anhand des Patientengutes der Universitätsklinik der Hals- Nasen- Ohrenklinik Erlangen die Differenzierungsmöglichkeiten von Parotistumoren durch die zusätzliche Gabe von Ultraschallkontrastmittel untersucht werden. Nachfolgend wird erläutert, welche Untersuchungsschritte durchgeführt wurden. Am Vortag der operativen Tumorentfernung erfolgte die stationäre Aufnahme des Patienten, sowie neben den üblichen präoperativen Maßnahmen die für die vorliegende Studie notwendige MR-Untersuchung in der klinisch radiologischen Abteilung der Universitätsklinik Erlangen. Für diese Untersuchung wurden im Vorfeld individuelle Termine vereinbart. An die Tomografie schloß sich die Ultraschalluntersuchung in der sonografischen Abteilung der HNO-Klinik an. Der Patient wurde zunächst ausführlich über den Studieninhalt, -sinn und –hergang sowie über Wirkung und Nebenwirkungen des Kontrastmittels Sonovue aufgeklärt. Eine Kurzanamnese und gezielte klinische Untersuchung des Parotistumors dienten der Vorbeurteilung der Raumforderung. Danach wurde der Patient für die sonografische Untersuchung gelagert und mit einem intravenösen Zugang an der oberen Extremität versehen. 17 Im Rahmen der Ultraschalluntersuchung erfolgte zunächst im B-Bild die Vermessung der Raumforderung sowie die farbdopplersonografische Beurteilung der Durchblutung des Tumors vor Kontrastmittelgabe. Anschließend wurde das nach Herstellerangaben gemischte Kontrastmittel Sonovue über den intravenösen Zugang appliziert. Hierfür wurde zunächst die Kappe der Durchstechflasche und die Spitzenabdeckung der Spritze entfernt, die Spritze mit dem Bio-Set-Transfersystem verschraubt und mit der Durchstechflasche verbunden. Nach dem Befestigen der Kolbenstange an der Spritze wurde deren Inhalt in die Flasche gefüllt und anschließend 20 sec. geschüttelt bis eine milchig- weiße Flüssigkeit entstand. Letztlich wurde das SonoVue vorsichtig in die Spritze zurück gezogen und konnte nun dem Patienten injiziert werden Zeitgleich mit dem Injektionsbeginn erfolgte die Aufzeichnung von 252 Bildern über den Zeitraum von 1,5 Minuten. Für diese Aufnahme wurde am Ultraschallgerät die Option Axius ACQ verwendet. Nach Abschluß der Ultraschalluntersuchung konnte eine „off-line“- Analyse der aufgezeichneten Bilder mit der AXIUS ACQ 6-Software der Firma Siemens durchgeführt werden. Am Folgetag wurde während der Operation die betreffende Raumforderung vom Operateur präpariert und extirpiert. Aus dem Präparat wurde eine Gewebescheibe in longitudinaler Schnittebene herausgeschnitten und dem Institut für Pathologie der Universitätsklinik Erlangen-Nürnberg übermittelt. 4.5. Patientenkollektiv Im Rahmen dieser Studie wurden im Zeitraum von Juni 2002 bis Januar 2004 125 Patienten mit tumorösen Raumforderungen der Glandula parotidea in der Endoskopie der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Universität Erlangen klinisch und sonografisch untersucht. Die Patienten gaben nach einer eingehenden Aufklärung ihre, bzw. ihrer Angehörigen Einwilligung für die Untersuchung und die intravenöse Kontrastmittelapplikation. Alle Patienten wurden in der Folge einer operativen Behandlung zugeführt, und der Tumor histologisch aufgearbeitet. Für die entsprechenden Untersuchungen lag ein positives Votum der Ethikkommission der Universität Erlangen (Nr. 2975) vor. 18 4.6. Statistische Verfahren und Auswertung In den statistischen Analysen wurden zur Beurteilung des Ultraschalls Sensitivitäten, Spezifitäten und der Youden-Index berechnet ( Sensitivität + Spezifität -1 ), für die exakte Konfidenzintervalle nach Clopper und Pearson angegeben sind. Zur Beurteilung stetiger Variablen wurden ROC- Kurven mit Angabe der AUC ( area under curve) berechnet. Zur Kombination verschiedener Variablen wurde eine logistische Regression angewandt. Dazu wurde bei stetigen Variablen gleichzeitig der optimale ´Cutpoint` bestimmt. Analysen erfolgten mit dem Statistikprogramm „R“ mit den zusätzlichen packages „ party“ und „rocr“ ( 51, 52) Statistische Signifikanz wurde bei einem P-Wert kleiner 0,05 angenommen. 19 5. Auswertung 5.1. Ergebnisse Im Zeitraum von Juni 2002 bis Januar 2004 wurden 125 Patienten in der Funktionsabteilung Endoskopie der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Universität Erlangen klinisch und sonografisch untersucht. Es handelte sich um 61 weibliche (48,8%) und 64 männliche (51,2%) Studienteilnehmer, die Altersspanne lag bei 11 bis 86 Jahren (Durchschnittsalter 54,7 Jahre). Bei den untersuchten Parotistumoren ergaben sich im Rahmen der histologischen Differenzierung 112 benigne und 13 maligne Raumforderungen, wobei die Warthin Tumoren (n=30 = 26,8%) und pleomorphen Adenome (n=51= 45,5%) die größten Gruppen bildeten. Benignome: 51 pleomorphe Adenome (45,5%) 30 Warthin Tumor (26,8%) 9 Lymphknoten (8,0%) 5 Onkozytome (4,5%) 4 Zysten (3,6%) 2 Basalzelladenome (1,8%) 2 Zystadenome (1,8%) 2 Hämangiome (1,8%) 1 Mukozele (0,9%) 1 Adenolymphom (0,9%) 1 Atrophie (0,9%) 1 Angiomyom (0,9%) 1 Sarkoidose (0,9%) 1 Lymphknotentuberkulose (0,9%) 1 Lymphangiom (0,9%) 20 Malignome: A) 3 Lymphknotenmetastasen (23,1%) 3 Mukoepidermoidkarzinome (23,1%) 3 Azinuszellkarzinome (23,1%) 1 Plattenepithelkarzinom (7,7%) 1 malignes Melanom (7,7%) 1 Adenokarzinom (7,7%) 1 Adenozystkarzinom (7,7%) Beurteilung der klinischen Kriterien (Tastbarkeit) , Schallphänomen und Perfusionsverhalten im Ultraschall, sowie deren Vorhersagekraft bezüglich bestimmter Tumorentitäten Tabelle 2 Warthin Pleomorphes Tumor Adenom nicht tastbar 1 tastbar Summe Tastbarkeit andere Summe 1 0 2 29 50 44 123 30 51 44 125 Nur 2 der 125 Tumoren waren nicht palpabel, somit ergab sich kein Zusammenhang zwischen Tastbarkeit und Tumorart. Tabelle 3 Schall- Warthin Pleomorphes andere Summe phänomen Tumor Adenom Kein 5 2 7 14 25 49 37 111 30 51 44 125 Phänomen Schallverstärkung Summe 21 Prozentual trat am häufigsten bei pleomorphen Adenomen eine Schallverstärkung auf (96,08%), der p-Wert beim Fisher Test war im Vergleich von pleomorphen Adenomen zu allen anderen Tumoren 0,0425 und somit signifikant. Der p-Wert der Warthin Tumoren betrug 0,3210 und war somit nicht signifikant. Bezüglich des Perfusionsverhaltens wurden 3 Unterkriterien festgelegt: randständige, zentrale oder diffuse Durchblutungsstruktur: Tabelle 4 Warthin Pleomorphes andere Summe Tumor Adenom 20 30 29 79 randständig 10 21 15 46 Summe 30 51 44 125 Perfusion Warthin Pleomorphes andere Summe Tumor Adenom 22 43 36 101 zentral 8 8 8 24 Summe 30 51 44 125 Perfusion Nicht randständig Nicht zentral Perfusion Warthin Pleomorphes Tumor Adenom 14 diffus Summe Nicht andere Summe 35 29 78 16 16 15 47 30 51 44 125 diffus 22 Randständige Perfusion war am häufigsten bei pleomorphen Adenomen zu finden (41,18%), zentrale Durchblutung trat am häufigsten bei Warthin Tumoren auf (26,67%) und diffuse Durchblutungsmuster fand man ebenfalls am häufigsten bei Warthin Tumoren (53,33%). Die Zusammenhänge waren alle nicht signifikant mit p-Werten zwischen 0,0523 und 0,8284. Somit bestanden zwar teilweise Zusammenhänge zwischen einem klinischen Kriterium und einer Tumorart, es reichte jedoch kein Kriterium aus um eine gültige Zuordnung mit geringer Fehlerrate zu treffen. B) Wie gut lässt sich mithilfe der Sonographie zwischen gut- und bösartigen Tumoren unterscheiden ? Lassen sich pleomorphe Adenome und Warthin-Tumoren als klinsch häufigste Benignome sonografisch voneinander differenzieren ? Tabelle 5 Histo benigne maligne gesamt benigne 110 7 117 maligne 2 6 8 gesamt 112 13 125 Sono Sonographie: Spezifität = 0,982 und Sensitivität = 0,462. Insgesamt wurden bei der Sonografie 116 (92.8%) Patienten richtig und 9 (7.2%) Patienten falsch klassifiziert. Sensitivität und Spezifität des Tests mit 95% Konfidenzintervallen nach Clopper und Pearson betrugen 46,2% (0.19 – 0.75) bzw. 98,2% (0.94 – 1.00); Youden Index 0.444. Die Spezifität der Methode ist sehr hoch, die Sensitivität jedoch eher gering. (Dies kann möglicherweise auf die geringe Anzahl der malignen Tumorerkrankungen im Kollektiv zurückgeführt werden.) 23 Qualitative Unterscheidung von pleomorphen Adenomen und Warthin Tumoren als klinisch häufigste Benignome Im Studienkollektiv lagen 30 Warthin Tumoren und 51 pleomorphe Adenome vor. Sonografisch wurden 33 Warthin Tumoren diagnostiziert, davon handelte es sich bei 20 Tumoren tatsächlich um diese Tumorart. Pleomorphe Adenome (insgesamt 68) wurden im Ultraschall in 46 Fällen korrekt als solche erkannt. Die Sensitivitäten und Spezifitäten der Ultraschalluntersuchung bei der Diagnose eines pleomorphen Adenoms betrugen 90,2% und 70,3% (Youden Index: 0,605), respektive 66,7% und 86,3% (Youden Index: 0,530) bei der Diagnose eines Warthin Tumors . Durch die Kombination einzelner Variablen und die Anwendung logistischer Regressionsanalysen wurden eine Missklassifikationsrate von 40.8% für die pleomorphen Adenome und von 24% für die Warthin Tumore bestimmt. Können durch die quantitativen automatisierten Diffusionsmessungen der C) kontrastmittelverstärkten Sonografie Verbesserungen in der Tumorvorhersage erreicht werden? - bezüglich Warthin- Tumoren Tabelle 6 Variable Tumor Min Max Median Anflutungszeit andere 4,52 39,75 14,41 Warthin 5,99 24,77 14,19 andere 13,61 58,55 27,68 Warthin 14,57 45,34 23,67 andere 4,59 40,83 11,70 Warthin 5,50 28,44 9,63 Anflutungsge- andere 0,40 11,15 2,19 schwindigkeit Warthin 0,43 8,54 4,10 Mittlere andere 24,70 66,48 35,39 Transitzeit Warthin 29,96 41,67 34,77 Peak Time to Peak 24 Unterscheidung von Warthin- Tumoren: Anflutungszeit: p-Wert = 0,7758 Peak: p-Wert = 0,1365 Time to Peak: p-Wert = 0,0193 Anflutungsgeschwindigkeit: p-Wert = 0,0015 mittlere Transitzeit: p-Wert = 0,9664 Der p-Wert wurde diesmal durch den Wilcoxon-Test ermittelt, signifikante Unterschiede erkennt man bei den Variablen Time to Peak und Anflutungsgeschwindigkeit . Warthin Tumoren wiesen somit eine kürzeren Zeitraum zwischen Ankunft des Kontrastmittels und Erreichen der Spitzenintensität, sowie eine höhere Anflutungsgeschwindigkeit auf. -bezüglich Pleomorpher Adenome Tabelle 7 Variable Tumor Min Max Median Anflutungszeit andere 4,52 39,75 14,76 pleo.Adenom 7,64 30,92 13,30 andere 13,61 31,74 25,77 pleo.Adenom 13,98 34,77 26,68 5,04 40,83 10,55 pleo.Adenom 4,59 29,58 12,15 11,15 3,11 schwindigkeit pleo.Adenom 0,40 6,40 1,99 Mittlere andere 26,61 66,48 35,88 Transitzeit pleo.Adenom 24,70 52,12 33,94 Peak Time to Peak andere Anflutungsge- andere 0,43 Unterscheidung von pleomorphen Adenomen: Anflutungszeit: p-Wert = 0,2648 Peak: p-Wert = 0,6792 Time to Peak: p-Wert = 0,1643 25 Anflutungsgeschwindigkeit: p-Wert = 0,0015 Mittlere Transitzeit: p-Wert =0,0923 Der p-Wert wurde ebenfalls durch den Wilcoxon-Test ermittelt. Es zeigte sich das pleomorphe Adenome eine signifikant langsamere Anflutungsgeschwindigkeit als die anderen Tumoren aufweisen. Bei den Perfusionsmessungen lieferten die Variablen Time to Peak und maximale Anflutungsgeschwindigkeit die beste Unterscheidungsmöglichkeiten von Warthin Tumoren, während dessen die Variable maximale Anflutungsgeschwindigkeit am ehesten pleomorphe Adenome von anderen Tumorentitäten differenzieren konnte. Für alle Variablen der Kontrastmittelanflutung wurde mit den genannten statistischen Methoden der beste Cutpoint (Maximierung des Youden-Index (0.283)) für die Variable Time to peak (<12.63) gefunden (Sensitivität von 89,3% und Spezifität von 39%). Bei den Malignomen konnte bei der Kontrastmitteluntersuchung kein signifikanter Parameter beobachtet werden. Eine Korrelation zwischen sonografischen Perfusionscharakteristika und Kontrastmittelverhalten konnte nicht nachgewiesen werden. Statistisches Regressionsmodell zur Optimierung der Vorhersage der Tumorentität Abschliessend wurde ein logistisches Regressionmodell mit der Tumorart als abhängige und quantitativen und qualitativen Untersuchungsparametern als unabhängige Variable errechnet. Aufgrund der geringen Anzahl an Malignomen und des Fehlens eines signifikanten Parameters konnte hier keine multivariate Regressionsanalyse durchgeführt werden Nach dem Regressionsmodell ergab sich für einen virtuellen Cutpoint von 0,459 eine Sensitivität von 52,6% und eine Spezifität von 97,1% (Youden Index: 0,497) für Whartin Tumoren in dem beobachteten Kollektiv. Die Werte für pleomorphe Adenome sind aus Tab.8 zu entnehmen. In der Untersuchung der Gefäßverteilung und Gefäßdichte waren keine signifikanten Unterschiede vorhanden. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Gefäßdichte bei unterschiedlicher Kontrastmittelkinetik. 26 Tabelle 8: Cutpoints mit Sensitivität und Spezifität in den Modellen für Warthin-Tumoren (WT) und pleomorphe Adenome (Pleo) im Vergleich zur klinisch prospektiven Auswertung. Cutpoint Sensitivität Spezifität Multivaria- YoudenIndex te Regression Prospektive Auswertung Pleo - 90,2% 70,3% 0,60,5 Pleo (Modell) 0.441 78,4% 72,0% 0.50,4 Prospektive Auswertung WT - 66,7% 86,3% 0,53,0 WT (Modell) 0.459 52,6% 97,1% 0.49,7 D) Gibt es eine Korrelation zwischen qualitativen sonografischen Perfusionscharakteristika oder Kontrastmittelverhalten und der Tumorgefässdichte? Um zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Tumorgefäßdichte und dem Perfusionsverhalten bei der qualitativen sonografischen Untersuchung gibt, sind in Tabelle 9 die Kenngrößen der Verteilung der Gefäßdichte für die drei Perfusionscharakteristika angegeben. 27 Tabelle 9: Verteilung der Tumorgefäßdichte bei unterschiedlichem Perfusionsverhalten Gefäßdichte alle große kleine alle große kleine alle große kleine Perfusion N Median Mean SD Min Max nicht randst. randständig nicht randst. randständig nicht randst. randständig 56 31 56 31 56 31 9.70 9.33 0.44 0.53 8.43 8.73 12.50 10.72 0.70 0.65 11.80 10.00 15.97 6.50 0.75 0.54 15.63 6.23 1.93 2.47 0.00 0.00 1.73 2.40 118.00 28.40 3.40 2.00 115.80 26.80 nicht zentral zentral nicht zentral zentral nicht zentral zentral 69 18 69 18 69 18 9.33 9.70 0.47 0.53 8.73 8.17 12.41 9.77 0.68 0.69 11.70 9.07 14.71 5.69 0.70 0.65 14.37 5.59 1.93 3.73 0.00 0.00 1.73 2.86 118.00 28.40 3.40 2.20 115.80 26.80 nicht diffus diffus nicht diffus diffus nicht diffus diffus 52 35 52 35 52 35 9.03 9.87 0.47 0.53 8.07 8.80 11.90 11.82 0.61 0.79 11.25 11.03 16.09 7.95 0.60 0.79 15.81 7.54 1.93 3.27 0.00 0.00 1.73 2.80 118.00 36.47 2.20 3.40 115.80 35.53 p-Wert 0.9682 0.7392 0.9576 0.7374 0.7251 0.6076 0.7251 0.4540 0.4183 Hierbei zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der Gefäßdichte bei unterschiedlichem Perfusionsverhalten. E) Zur Charakterisierung eines Tumors spielt das Verhältnis von chondroider zu epithelialer Matrix eine Rolle. Lassen sich durch die Kombination aus Tumorgefässen und Matrix eventuell Ergebnisse oder abweichendes Messverhalten einzelner Tumore erklären? Hier stellt sich die Frage, ob bestimmte Kombinationen wie z.B. viele große Gefäße und wenig Matrix bei den pleomorphen Adenomen auftreten und zu einem ungewöhnlichen Kontrastmittelverhalten führen. Um sich diese Fragestellung zu veranschaulichen, wird in einem Scatterplot die Menge der chondroiden Matrix gegen die Gefäßdichte der kleinen bzw. großen bzw. den Anteil der kleinen oder großen Gefäße an allen geplottet. Zusätzlich werden die Punkte nun je nach Höhe der Kontrastmittelvariable (die nach Quantielen in 5 Gruppen geteilt wurde) eingefärbt und nummeriert. Sollte sich dabei ein bestimmtes Muster ergeben, z.B. dass großer Werte in der Anflutungszeit vorwiegend bei bestimmten Kombinationen vorkommen, so ließen sich damit evtl. Ausreißer erklären. 28 Abbildung 2 zeigt diese Plots mit Einfärbung und Nummerierung nach der Variablen Peak. Hier lässt sich kein bestimmtes Muster bzgl. der Kombinationen erkennen, es scheint lediglich einen Trend zu geben, nach dem niedrigere Werte beim Peak mit größeren Werten (Anteilen) der chondroiden Matrix assoziiert sind. 03 zeigt die Situation für die Variable Time to Peak . Abbildung 2: Scatterplots Gefäßdichte vs. Matrix mit Einfärbung nach Wert von Peak (Sono) 29 Abbildung 3: Scatterplots Gefäßdichte vs. Matrix mit Einfärbung nach Wert von Time to Peak (Sono) In keiner der Abbildungen lässt sich eine bestimmte Kombination von Gefäßdichte und Matrix erkennen, die mit ausschließlich hohen Werten der Kontrastmittelvariable einhergeht. Unterscheidet sich die Verteilung der Gefäße bei Warthin- Tumoren und pleomorphen Adenomen? In Tabelle 10 ist die Verteilung der Gefäße für die verschiedenen Tumortypen angegeben. Diese ist in 0 grafisch dargestellt, teilweise in Logscala (siehe 30 Beschriftung). Es zeigte sich, dass pleomorphe Adenome eine geringere Dichte an kleinen Gefäßen aufweisen. Tabelle 10: Verteilung der Gefäßdichte bei unterschiedlichen Tumortypen Gefäßdichte alle große kleine Tumor N warthin pleo andere warthin pleo andere warthin pleo andere 20 34 33 20 34 33 20 34 33 Median 9.97 6.97 10.40 0.54 0.50 0.33 9.57 6.38 10.13 Mean 12.44 11.22 12.19 0.82 0.63 0.65 11.63 10.59 11.47 SD 7.64 19.56 7.06 0.71 0.57 0.77 7.29 19.21 6.78 Abbildung 4: Boxplot der Verteilungen der Gefäßdichte Min 3.67 1.93 3.87 0.00 0.00 0.00 2.86 1.73 3.67 Max 29.80 118.00 36.47 2.20 2.20 3.40 27.80 115.80 35.53 p-Wert 0.0128 0.5324 0.0135 31 Anmerkung: Boxplots: Der Boxplot (auch Box-Whisker-Plot) ist ein Diagramm, das zur grafischen Darstellung der Verteilung statistischer Daten verwendet wird. Er fasst dabei verschiedene robuste Streuungs- und Lagemaße in einer Darstellung zusammen. Ein Boxplot soll schnell einen Eindruck darüber vermitteln, in welchem Bereich die Daten liegen und wie sie sich über diesen Bereich verteilen. Deshalb werden alle Werte der sogenannten FünfPunkte-Zusammenfassung, also der Median, die zwei Quartile und die beiden Extremwerte, dargestellt. Kennwert Beschreibung Lage im Boxplot Minimum Kleinster Datenwert des Datensatzes Die kleinsten 25% der Datenwerte sind kleiner oder gleich diesem Kennwert Die kleinsten 50% der Datenwerte sind kleiner oder gleich diesem Kennwert Die kleinsten 75% der Datenwerte sind kleiner oder gleich diesem Kennwert Größter Datenwert des Datensatzes Gesamter Wertebereich des Datensatzes Wertebereich in dem sich die mittleren 50% der Daten befinden Ende eines Whiskers oder entferntester Ausreißer Beginn der Box Unteres Quartil, Q1 Median Oberes Quartil, Q3 Maximum Spannweite Quartilabstand Senkrechter Strich innerhalb der Box Ende der Box Ende eines Whiskers oder entferntester Ausreißer Länge des gesamten Boxplots (inklusive Ausreißer) Ausdehnung der Box 5.2. Zusammenfassung der Ergebnisse Ziel der statistischen Analyse war es, Variablen zu finden, die eine möglichst gute Unterscheidung zwischen Warthin Tumoren bzw. Pleomorphen Adenomen und anderen, oder zwischen benignen und malignen Tumoren ermöglichen. Die klinisch-sonografischen Kriterien Tastbarkeit, Diffusion und Schallphänomen konnten zwar teilweise in einen signifikanten Zusammenhang mit der Tumorart gebracht werden, lieferten aber auch in Kombination keine gute Klassifikationsregel, d.h. Sensitivität und Spezifität erreichten simultan keine Werte über 70%. 32 Bei den Diffusionsmessungen lieferten die Variablen Time to Peak und maximale Anflutungsgeschwindigkeit die beste Klassifikation zur Unterscheidung von Warthin Tumoren , während dessen pleomorphe Adenome am besten durch die Variable max. Anflutungsgeschwindigkeit (Sensitivität 0.674, Spezifität 0.652) charakterisiert werden konnten. Eine Korrelation zwischen sonografischen Perfusionscharakteristika und Kontrastmittelverhalten bzw. zwischen Tumorgefäßdichte und Kontrastmittelverhalten konnte nicht nachgewiesen werden. Die Kombination von Matrix und Gefäßdichte konnte zudem nicht mit Ausreißern in den Kontrastmittelvariablen in Verbindung gebracht werden. 33 6. Diskussion Für ein gezieltes operatives Vorgehen bei Raumforderungen der Ohrspeicheldrüse sind bildgebende Verfahren aufgrund gelegentlich eingeschränkter klinischer Untersuchbarkeit hinsichtlich der Tumorausdehnung und Beziehung zum Nervus facialis von essentieller Bedeutung. Diese präoperative Dignitäts- oder Entitätsbestimmung von Tumoren der Glandula Parotis mit Hilfe bildgebender nicht invasiver Verfahren wie der Sonografie, aber auch des MRT hat, bedingt durch die technischen Weiterentwicklungen der Verfahren, in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen erfahren. Ziel der Diagnostik ist es, nicht nur die Lokalisation der Tumoren, sondern auch möglichst präzise deren Histologie vorherzusagen. Je genauer diese präoperative Einschätzung gelingt, desto besser ist auch Art und Umfang des operativen Eingriffes vorauszuplanen. Hierdurch liesse sich die Morbidität, respektive das Auftreten eines Rezidivs und damit verbunden das Risiko einer Läsion des Nervus facialis bei einem Wiederholungseingriff, minimieren [29]. Die Computertomografie spielt in der Diagnostik von Speicheldrüsentumoren letztlich nur bei der Erfassung knöcherner Destruktionen eine Rolle [1]. Alle präoperativen diagnostischen Methoden, wie die MRT, die Sonographie und auch die präoperative Feinnadelpunktion müssen sich mit dem definitiven histopathologischen Untersuchungsergebnis, welches nach der Operation vorliegt, messen lassen [21, 30-34 ]. Die B-Scan- und Farbdopplersonografie gilt als etablierte diagnostische Methode in der Diagnostik von Speicheldrüsenerkrankungen [35- 37 ] Ihre Vorteile bestehen in der einfachen Anwendung , geringer Kosten und guter differentialdiagnostischer Ausbeute [55]. Als Nachteil der Sonografie gilt die Subjektivität der Methode die sich in der Abhängigkeit von der Erfahrung des Anwenders und der fehlenden Reproduzierbarkeit zeigt. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher 1. die bekannten Variablen anhand einer prospektiven Auswertung mit einem High-end Ultraschallgerät zu prüfen und mit der Literatur zu vergleichen. 2. mit dem Einsatz Kontrastmittelanflutung eines automatisierten Auswertungssystems zur objektive, untersucherunabhängige Variablen zu 34 finden, die eine möglichst gute Unterscheidung zwischen benignen und malignen Tumoren bzw. einzelnen Untergruppen ermöglichen. Betrachtet man die bisherige Literatur, so führte der Versuch einer Zuordnung von sonomorphologischen Charakteristika zu histologisch diversen Tumorarten bisher zu uneinheitlichen Vorhersagegenauigkeiten einzelner Tumorentitäten [16, 36]. Malignome Bei der Differenzierung von gut- und bösartigen Tumoren mittels B-Scan reichen die Angaben zu Genauigkeit, Sensitivität und Spezifität für die Differenzierung eines Malignoms von einem Benignom von 57-96%, 62-84% bzw. 88-96% [11, 23, 18, 3840 ]. Die Sensitivität von 46,2% in unserem Kollektiv (n = 13) lag unterhalb der Empfindlichkeit der übrigen Arbeitsgruppen. Der geringe Anteil an Malignomen konsekutiv untersuchter Patienten bedingt, dass statistisch wenig falsch negativ oder positiv beurteilte Fälle zu einer großen Änderung der Genauigkeitswerte führten. Bei 5 falsch negativ beurteilten Tumoren lag der Maximaldurchmesser unter 25mm, in 6 der als benigne beurteilten Malignome konnte eine unscharfe Randbegrenzung beobachtet werden. In einem Fall eines großen maligne transformierten pleomorphen Adenoms konnte eine Randschärfe in der Tiefe sonografisch nicht eindeutig beurteilt werden. Darüberhinaus war es schwierig die Randschärfe kleiner tiefliegender Parotistumoren sonografisch sicher zu beurteilen. klassifizierten pleomorphen Adenome Die zwei fälschlicherweise als maligne wiesen neben Unregelmäßigkeiten der Randbegrenzung ein echoinhomogenes Binnenmuster auf und zeigten ein anamnestisch größenprogredientes Wachstum innerhalb weniger Monate. Jedoch sind Echoinhomogenität und unscharfe Randbegrenzung keine verlässlichen Kriterien zur Diagnose eines Malignoms. Für die Anwendung der Farbdopplersonografie bei der Malignomdifferenzierung wurden in einigen Arbeitsgruppen die Parameter der erhöhten systolischen Spitzenflüsse und die Widerstandsindizes der neoangiogenetisch alterierten Gefäße genannt, mit diesen Parametern kam es jedoch auch bei den übrigen Autoren zu falsch positiven Missklassifikationen. In einer eigenen Untersuchung konnten sich diese Hinweise nicht als verlässliche generelle Kriterien behaupten [10], so dass auf eine neuerliche Prüfung dieser beiden Kriterien verzichtet wurde. Während bei der Betrachtung der Angioarchitektur von Lymphknoten mittlerweile eine zentral-hiläre Perfusion einer reaktiven inflammatorischen Lymphadenopathie zugeordnet werden 35 kann, fehlen bei verschiedenen Tumorentitäten der Ohrspeicheldrüse typische Gefäßmuster [41]. Die Vermutung einer tumorspezifischen Angioarchitektur bzw. Gefäßdistribution konnte in dieser Arbeit besonders aufgrund der Anzahl an Malignomen nicht untermauert werden. In unserem Kollektiv zeigten pleomorphe Adenome häufiger eine randständige Perfusion sowie eine distale Schallverstärkung, währenddessen Warthin Tumore eher eine zentral kräftige Durchblutungsstruktur aufwiesen. Diese Einzelaspekte sind von anderen Autoren gleichfalls beschrieben, versagten aber bei einer statistischen Validitätsprüfung [24-26, 36, 42, 43]. Die Anwendung von Kontrastmitteln konnte die Darstellung der intratumoralen Gefäßstruktur in allen Fällen verbessern, ohne richtungweisend auf eine maligne oder benigne Veränderung hinzuweisen. Die Auswertung der Kontrastmittelkinetik wies in unserem Kollektiv keinen Zusammenhang eines Parotismalignoms mit einem objektiven dynamischen Anflutungsparameter auf. Der unbefriedigende Nachweis eines malignomtypischen Perfusionsmusters oder Angioarchitektur auch bei anderen Arbeitsgruppen mag wiederum an der geringen Zahl histologisch sehr verschieden strukturierter Tumoren liegen. Verstärkt wird diese Annahme durch die uncharakteristische Verteilung von Mikro- und Makrogefäßen in sowohl gutartigen als auch bösartigen Tumoren unseres Studienkollektivs. Zystadenolymphome Einige Autoren berichten von einer Sensitivität von 33%[44], 70%[45, 46] bis 93.3%[23] anhand der B-Scan Beurteilung einen Warthin Tumor zu identifizieren. In unserem Kollektiv hat sich gezeigt, dass die sonografische Klassifikation eines Warthin Tumors (Sensitivität 66,7%, Spezifität 86,3%) mit den Ergebnissen von Zajkowski korrespondierten [47], die jedoch nur eine Gruppe von 28 Patienten mit ausschliesslich Benignomen untersuchten. Nach Prüfung der kontrastmittelkinetischen Parameter zeigten die Variablen Time to Peak, und maximale Anflutungsgeschwindigkeit die beste Klassifikation zur Unterscheidung von Warthin Tumoren. Hierbei erreichte die Variable „Anflutungsgeschwindigkeit“ die beste Spezifität (79,3%) bei einer Sensitivität von 66,7%. Die Zuordnung dieser zusätzlichen perfusionskinetischen Variablen wird von Yabuuchi in einer kernspintomografischen Arbeit über Kontrastmittelkinetik bei Parotistumoren untermauert [28]. Die analysierten qualitativen und objektiven sonografischen Kriterien konnten in unserem Kollektiv zwar damit teilweise in einen signifikanten Zusammenhang mit der Tumorart gebracht werden, liefern aber in 36 Kombination mit anderen Variablen keine gute Klassifikationsregel - die Sensitivität erreichte bei einer hohen Spezifität dann keine Werte über 55%. Pleomorphe Adenome Die Angaben zur Artdiagnose eines pleomorphen Adenoms in der Literatur sind angegeben mit Sensitivitäten von 55% [47] bis 82% [38], Spezifitäten von73% [47] 86%. In dieser Arbeit betrugen die Sensitivität 90,2% und Spezifität 70,3% und wurde in einem hohen Anteil korrekt prospektiv klassifiziert. Bei Zuordnung eines pleomorphen Adenoms zu kontrastmittelkinetischen Besonderheiten wurden die pleomorphen Adenome am besten von der Variablen „Anflutungsgeschwindigkeit“ (Sensitivität 67,4%, Spezifität 65,2%) abgebildet. Das heterogene sonografische Bild, korrespondierend zu dem histologisch multiformen Aufbau von pleomorphen Adenomen erklärt das Fehlen von charakteristischen Durchblutungsmustern, bzw. einer typischen Angioarchitektur. Wir konnten zeigen dass eine kontrastmittelkinetische Analytik bei Warthin Tumoren und pleomorphen Adenomen der Glandula parotis objektive Variablen liefert. Die beobachteten Kriterien reichen jedoch nicht aus um eine spezifische Tumorentität besser erkennen zu können, und waren der diagnostischen Einschätzung eines erfahrenen Ultraschallanwenders unterlegen. Die Gefäßarchitektur von gut- und bösartigen Läsionen wies keine tumortypischen Charakteristika auf. Zum derzeitigen Zeitpunkt erreicht die moderne Ultraschalldiagnostik eine der Feinnadelpunktion vergleichbare diagnostische Aussagefähigkeit (Genauigkeit bei der Dignitätsbestimmung 72%) [30, 33, 34]. Die Ergebnisse dieser Arbeit demonstrieren in Bestätigung der Resultate anderer Arbeitsgruppen, dass die operative histologische Tumorentfernung derzeit nicht ersetzt werden kann, die Sonografie aber in den meisten Fällen richtungweisende diagnostische Hinweise liefert. Alternative Entwicklungen, die sich auf die ultrasonografische Gewebeanalyse der Drüsenstruktur konzentrieren lieferten in bisher publizierten Ansätzen vielversprechende Ergebnisse um die histologischen Tumorart zu spezifizieren [27, 48-50]. Werden diese nativen Informationen mit den zusätzlichen Daten der Kontrastmittelkinetik verbunden, was zukünftige Studien zeigen könnten, lassen sich Steigerungen bei der sonografischen Artdiagnostik von Parotistumoren erwarten. 37 7. 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Gerhard Faller und dem pathologischen Institut für die Hilfe bei der Anfertigung und Auswertung der patholog. Präparate. Frau C. Rabe und Prof. O. Gefeller vom Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen danke ich für die Hilfe bei der statistischen Analyse. Das Projekt wurde von der Wilhelm-Sander-Stiftung in Neuburg a. d. Donau. gefördert (Föderungsnummer 2004.014.1) 43 9. Anhang 44 45 46 10. Lebenslauf Persönliche Daten: Name: Klipphahn, geb. Wiedicke Vorname: Nicole Adresse: Otto- Planer- Str. 20, 09131 Chemnitz Telefon: 0371/ 4504197 E-Mail: [email protected] Geburtsdatum: 27.02.1980 in Altenburg Familienstand: verheiratet, 2 Kinder Berufliche Erfahrungen: 04/2009 – heute Ärztin in Weiterbildung in der Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie des DIAKOMED Diakoniekrankenhauses Chemnitzer Land, Hartmannsdorf 04/2006 – 03/2009 Ärztin in Weiterbildung in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie am Klinikum Worms, Worms Ausbildung: 04/1999 – 03/2006 Studium der Medizin an der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen -Nürnberg 2001 Ärztliche Vorprüfung 2002 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 2004 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 2005 3.Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 1991-1998 Lerchenberggymnasium in Altenburg ( Juni 1998 Abitur) 1986-1991 Grundschule Ernst-Schneller in Altenburg Chemnitz, 24.09.2013