Tumoren und tumorähnliche Erkrankungen

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1 Kraniozerebrale Erkrankungen
Tumoren und tumorähnliche
Erkrankungen
Allgemeine Pathologie und Neurologie
C. Zimmer und H. Traupe
Nach den Magen- und Lungenkarzinomen sind Hirn-
Wegen seines infiltrierenden Wachstums kann ein
tumoren ebenso häufig wie die Neoplasien des blut-
Glioblastom nicht wirklich vollständig, d. h. makro-
bildenden/lymphatischen Gewebes und des Dick-
und mikroskopisch komplett, entfernt werden.
darms; im Kindesalter sind sie nach den Leukosen
Der größere Teil der im Gehirn vorkommenden
die zweithäufigste Tumorgruppe. Für die Einteilung
Tumoren ist hirneigen, jedoch werden bei Erwach-
der Hirntumoren sind verschiedene Klassifikationen
senen bis zu 40% als metastatisch angegeben. Wäh-
vorgeschlagen worden. Im deutschsprachigen Raum
rend bei Erwachsenen 70% der Hirntumoren supra-
orientiert man sich an der zuletzt 1993 revidierten
tentoriell entstehen, dominieren bei Kindern in-
WHO-Klassifikation, die dem Konzept der Histoge-
fratentorielle Geschwülste. Viele Hirntumorarten
nese folgt, wobei der Tumor auf seine Ursprungszelle
haben Prädilektionsorte und charakteristische Häu-
zurückgeführt wird. Alle im Gehirn vorkommenden
figkeiten in den verschiedenen Altersgruppen. Fast
Zellen können neoplastisch entarten und Tumoren
alle Hirntumorarten (Ausnahmen: Meningeome und
bilden. Bei jedem Hirntumor wird eine Gradierung
Neurinome) sind beim männlichen Geschlecht stär-
des biologischen Verhaltens vorgenommen, wobei
ker repräsentiert. Die Metastasierung von Hirntumo-
histologisch zwischen WHO-Grad I–IV unterschie-
ren erfolgt primär über den Liquorstrom, meistens
den wird:
innerhalb des ZNS; die seltene Metastasierung in den
übrigen Körper ist allerdings bei fast allen Hirntumo-
Tumoreinteilung nach der WHO
J Grad-I-Tumor: Dieser Tumor ist zellarm und hat keine
Mitosen, Nekrosen oder Gefäßproliferationen
J Grad-IV-Tumor: Im Gegensatz zum Grad-I-Tumor ist
dieser zellreich und polymorph und weist zudem
atypische Mitosen, flächenhafte Nekrosen und Gefäßglomerula auf
J Grad-II- und Grad-III-Tumoren: Diese sind Zwischenstufen
Das WHO-Gradingsystem erlaubt prognostische
ren beschrieben.
Die klinische Symptomatik ist u. a. abhängig von:
J
Sitz und Größe der Raumforderung,
J
der Art des Tumors,
J
der Reaktion des umgebenden Gewebes.
Als Erstsymptome können zunächst auftreten:
J
Kopfschmerzen,
J
zerebrale Krampfanfälle,
J
psychische Veränderungen.
Aussagen nach makroskopisch vollständiger Tumorentfernung:
Prognosen der WHO
J Grad I: Heilung
J Grad II: Überlebenszeit von 3–5 Jahren
J Grad III: Überlebenszeit von 2–3 Jahren
J Grad IV: Überlebenszeit von 6–9 Monaten
Später kommen dann folgende Symptome hinzu:
J
Hirndruckzeichen,
J
zerebrale Herdsymptome.
Nur selten kann – wie bei Tumoren im Kleinhirnbrückenwinkel – aufgrund der klinischen Symptomatik auf die Tumorart geschlossen werden.
Die Ursachen der Hirntumoren sind noch unklar.
Hirntumoren. Die Hirntumoren haben eine Sonder-
Neuere Untersuchungen lassen vermuten, dass es
stellung, denn biologisch benigne Formen können
besonders bei der Entstehung von Gliomen zu Mu-
aufgrund ihrer Lage in oder an funktionell wichtigen
tationen zahlreicher Gene kommt, die die Zellproli-
Hirnarealen und aufgrund der fehlenden Ausweich-
feration und -differenzierung regulieren.
möglichkeit des Hirnparenchyms äußerst „maligne“
sein.
Die Therapie stützt sich immer noch vor allem auf
die Operation (mit dem Idealziel der radikalen Tu-
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Klaus Sartor, Neuroradiologie (ISBN 3131009136) © Georg Thieme Verlag
Tumoren und tumorähnliche Erkrankungen
morentfernung). Neuerdings spielt jedoch bei eini-
sion und unter Schonung des angrenzenden Gehirn-
gen Tumoren, besonders den Oligodendrogliomen
gewebes in das Tumorvolumen appliziert. Daneben
und den Lymphomen, zunehmend die Chemothera-
gibt es verschiedene, vorerst noch experimentelle
pie eine Rolle. Auch werden vermehrt – bereits pri-
Behandlungsformen, die mit großen Hoffnungen ver-
mär oder begleitend – verschiedene Formen der Be-
bunden sind, wie:
strahlung eingesetzt, und zwar teilweise schon statt
J
Gentherapie,
der Operation. Bei diesen Verfahren (interstitielle
J
Immuntherapie,
oder perkutane stereotaktische Bestrahlung), die
J
antiangiogenetische Therapie.
manche Anwender auch als Radiochirurgie bezeichnen, wird die Strahlendosis mit Submillimeterpräzi-
Allgemeines zum diagnostischen Vorgehen
C. Zimmer und H. Traupe
Die beiden wichtigsten radiologischen Nachweisver-
J
Singularität/Multiplizität des Tumors,
fahren sind die CT und die MRT; konventionelle
J
Raumforderungseffekt des Tumors,
Röntgenaufnahmen und zerebrale Angiographie die-
J
Binnenstruktur des Tumors mit der Frage nach
nen nur noch als Zusatzmethoden.
Nekrosen, Zysten, Verkalkungen und Vaskularisation.
Schädelübersichtsbild. Im Schädelübersichtsbild fin-
den sich als Zeichen erhöhten intrakraniellen
J
J
Die KM-Gabe erhöht die Empfindlichkeit des Tumornachweises besonders für kleine und basisnah gele-
Drucks:
weite Schädelnähte und betonte Impressiones di-
gene Läsionen und erlaubt Aussagen über die Funk-
gitatae beim Kind,
tion der BHS. Die KM-Anreicherung (Enhancement)
Demineralisation und Kortikalisverdünnung am
hat 2, oft kombinierte Komponenten:
Dorsum sellae (bei langsam wachsenden Tumoren
J
mit Sellaerweiterung) beim Erwachsenen.
kularisation des Tumorgewebes,
J
Zerebrale Angiographie. Die zerebrale Angiographie
intravasale Komponente entspricht erhöhter Vasextravaskuläre Komponente entspricht einer Störung der BHS.
dient fast nur noch zur Bestimmung des Vaskularisationsgrads vor der Operation oder wird im Zusam-
Betont werden muss allerdings, dass das Tumoren-
menhang mit einer präoperativen Devaskularisation
hancement nicht die Tumorgrenzen markiert, denn
gefäßreicher Tumoren durchgeführt. Unspezifische
Tumorzellen werden bis weit über die pathologisch
angiographische Tumorzeichen sind:
kontrastierten Bezirke hinaus gefunden.
J
Gefäßverlagerung,
J
Gefäßneubildung,
J
Änderungen im Gefäßkaliber.
CT/MRT. CT und MRT ergänzen einander häufig; bei
Tumorverdacht sollten diese Verfahren möglichst
ohne und mit KM durchgeführt werden. Die radiologische Artdiagnose stützt sich auf Grunddaten wie:
J
Tumorlage (auch mit der Frage intra-/extraaxial),
J
Häufigkeit des in Erwägung gezogenen Tumors,
J
Alter des Patienten.
Mit Vorsicht zu verwendende radiologische Kriterien
der Malignität
J unscharfer Tumorrand
J Tumornekrose (am besten sichtbar in der MRT)
J vermehrte Tumorneovaskularisation
J erhöhte Zelldichte
J Pleomorphie (erhöhte Hounsfield-Werte in der CT,
erniedrigtes T2-Signal in der MRT)
J Destruktion benachbarter Knochenstrukturen
In der CT können sich Hirntumoren hypo-, iso- oder
hyperdens zum normalen Hirnparenchym darstel-
Wichtige Zusatzinformationen sind:
len, wobei die verschiedenen Gewebedichten – mit
J
Größe des Tumors,
unterschiedlicher Anteiligkeit – auch kombiniert
J
Tumorrand,
vorkommen. In der MRT ist die Mehrzahl der Hirn-
J
Umgebungsreaktion,
tumoren hypointens relativ zum Hirnparenchym in
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Abb. 1.73 fMRT bei Glioblastom im linken Okzipitallappen.
Aktiviert wurde durch Bewegung der rechten Hand. Die
tumorbedingte BHS-Störung reicht bis an den Gyrus prae-
centralis, das Ödem darüber hinaus. T2-gewichtete axiale
MRT (oben), T1-gewichtete axiale MRT nach paramagnetischer Kontrastverstärkung (unten), jeweils mit Überlagerung der aktivierten Hirnareale (farbig).
T1-gewichteten Aufnahmen und hyperintens in PD-
gerichteten CT- und MRT-Techniken spielen auch bei
bzw. T2-gewichteten Aufnahmen. Grad und Form
den Hirntumoren zunehmend dynamische und
des Enhancements variieren stark, gleich welches
funktionelle Imaging-Techniken eine Rolle. So lässt
bildgebende Verfahren angewendet wird. Obwohl
sich mit der fMRT ein topographischer Bezug zwi-
eine starke KM-Anreicherung z. B. bei Gliomen eher
schen der Geschwulst und funktionell wichtigen
für einen malignen Tumor spricht (mit Ausnahme
(„eloquenten“) Hirnarealen herstellen (Abb. 1.73);
des pilozytischen Astrozytoms), korreliert das Aus-
für die Operationsplanung kann das von großer Be-
maß des Enhancements nicht verlässlich mit dem
deutung sein.
Grad der Malignität oder Malignisierung des Tumors,
Mit der Perfusions-MRT, die den T2*- oder Suszep-
auch nicht mit der Tumorvaskularisation. Die Tumor-
tibilitätseffekt paramagnetischer KM ausnutzt, las-
dichte (in der CT) bzw. die Signalintensität des Tu-
sen sich spezifische Parameter der Tumorangioge-
mors (in der MRT) sind gleichermaßen unzuverläss-
nese erfassen. Die MR-Spektroskopie, wenn einge-
liche Hinweise auf das biologische Verhalten des
setzt zur quantitativen In-vivo-Analyse von Stoff-
Tumors.
wechselprodukten wie Cholin, N-Acetylaspartat,
Wie bei der CT wird bei der MRT in der Regel
Kreatin, Lactat, Inositol und Lipiden, trägt zur Präzi-
zunächst in axialer Schnittführung untersucht; in
sierung der Artdiagnose und des Tumorgradings bei.
der Regel kommen aber Aufnahmen in anderen Ebe-
Nuklearmedizinische Methoden wie SPECT und PET
nen hinzu. Die Wahl des Untersuchungsprotokolls
werden klinisch ebenfalls breiter eingesetzt. Beson18F-Desoxyglucose-
mit allen Untersuchungsparametern wird allgemein
ders die
stark davon beeinflusst, wo man den Tumor erwartet
Bestrahlung eines Glioms helfen zwischen Strahlen-
und welche Tumorart man vermutet.
(FDG-)PET kann nach
nekrose und Tumorrezidiv zu unterscheiden. Nützlich kann sie auch beim In-Vivo-Grading von Hirn-
Funktionelle bildgebende Verfahren. Neben den stati-
tumoren und bei der Planung einer stereotaktischen
schen, primär auf die Darstellung der Morphologie
Hirnbiopsie sein (Abb. 1.74).
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Tumoren und tumorähnliche Erkrankungen
Abb. 1.74 FDG-PET bei Rezidiv eines Astrozytoms
WHO-Grad III rechts frontal.
Nachweis neuen Tumorwachstums rechts frontal nach Resektion und Bestrahlung; hohe Glucosestoffwechselaktivi-
tät gilt als prognostisch ungünstig. FDG-PET in axialer,
sagittaler und koronarer Schnittführung (mit freundlicher
Genehmigung von Dr. Ivancevic, Klinik für Nuklearmedizin
und PET-Zentrum, Charité, Humboldt-Universität, Berlin).
Supratentorielle Tumoren
C. Zimmer und H. Traupe
Gliome
Bei den Gliomen handelt es sich mit einem Anteil
Aufnahmen ein homogen hohes Signal; pathologi-
von 50% um die größte Gruppe aller intrakraniellen
sches Enhancement fehlt entweder ganz oder ist
Tumoren. Gliome kommen im ganzen Gehirn vor,
minimal (Abb. 1.75).
besonders aber supratentoriell. Eine Sonderform
In der zerebralen Angiographie beobachtet man
der pilozytischen Astrozytome kommt allerdings
erst bei größeren Astrozytomen Grad II eine Verla-
nur im Kleinhirn vor.
gerung von Gefäßen, aber keine gesteigerte Tumorvaskularisation. Rein radiomorphologisch kann die
Niedriggradige Astrozytome (WHO-Grad II). Die
Unterscheidung von einem Hirninfarkt schwierig
niedriggradigen Astrozytome machen etwa 30% aller
sein. Mitunter ist auch die Abgrenzung vom Oligo-
Astrozytome aus. Sie stellen gehirneigene Tumoren
dendrogliom problematisch, denn Astrozytome ver-
des mittleren Lebensalters dar, die langsam wachsen
kalken ebenfalls relativ häufig (in rund 20% der
und gewöhnlich einen mehrjährigen Verlauf haben,
Fälle).
aber maligne transformieren können. In der CT erscheinen sie meistens homogen hypo- oder isodens.
Pilozytische Astrozytome (WHO-Grad I). Pilozytische
In T1-gewichteten MRT-Aufnahmen haben sie typi-
Astrozytome treten vorzugsweise im Kindes- und
scherweise ein niedriges Signal, in T2-gewichteten
frühen Erwachsenenalter auf und repräsentieren
Abb. 1.75a, b Astrozytom WHOGrad II.
a Dichteminderung im temporo-okzipitalen Marklager mit Ausdehnung zur Mittellinie. Axiale CT.
b Korrespondierende Signalerhöhung sowie Tumorausbreitung in
die andere Hemisphäre über den
Balken. T2-gewichtete axiale MRT.
In beiden Aufnahmen Verlagerung
der Mittelstrukturen zur Gegenseite.
a
b
87
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1 Kraniozerebrale Erkrankungen
5% aller Hirntumoren. Sie kommen – häufig in Ver-
J
Zellreichtum,
bindung mit der NF 1 – vor allem im Chiasma opti-
J
Zellkernpolymorphie.
cum, Hypothalamus, Hirnstamm und Kleinhirn vor,
seltener in der Großhirnhemisphäre. In der CT stel-
Da weniger und höher maligne Tumoranteile vor-
len sie scharf begrenzte Läsionen dar, die iso- oder
kommen, richtet sich das Grading immer nach dem
hypodens gegenüber normalem Hirngewebe sind.
Anteil, der am weitesten entdifferenziert ist. Die
Häufig haben sie eine zystische Komponente, wäh-
Mehrzahl der Patienten ist älter als 50 Jahre, nur
rend Verkalkungen selten sind. In den soliden
wenige Kranke überleben länger als 1 Jahr. In der
Tumoranteilen kann es zu einem kräftigen Enhance-
CT und MRT zeigen maligne Astrozytome (Grad
ment kommen, trotz der Benignität dieser Ge-
III–IV, Glioblastom) mit zunehmender Entdifferen-
schwülste. In der MRT werden analoge Veränderun-
zierung ein „unruhigeres“ Gewebemuster, eine Zu-
gen beobachtet; wegen des inhomogenen Gewebes
nahme der Massenverschiebung und verstärktes pa-
variiert das Signal stark, wobei die Abweichung vom
thologisches Enhancement. Das charakteristische
normalen Hirnsignal in den Zysten am größten ist.
CT-Bild des Glioblastoms besteht nativ in meistens
Bei pilozytischen Astrozytomen der vorderen Seh-
massiver Massenverschiebung, inhomogener Gewe-
bahn fällt die Auftreibung des Chiasmas oder des (oft
bedichte mit überwiegend hirnisodensen und -hy-
beiderseits erkrankten) Sehnervs oft mehr ins Auge
podensen Arealen und teilweise auch Blutungen. In
als das abnorme Signal (S 115).
der MRT hat der Tumor in T2-gewichteten Aufnahmen oft 3 Zonen: Zentral und peripher bestehen
Riesenzellastrozytome. Riesenzellastrozytome stel-
Areale mit hohem Signal (Nekrose bzw. Ödem), wäh-
len eine im Rahmen der tuberösen Sklerose vorkom-
rend im soliden Tumoranteil dazwischen das Signal
mende Sonderform der Astrozytome dar. Sie mani-
isointens oder sogar leicht hypointens relativ zu
festieren sich im Jugendalter und haben eine gute
Hirngewebe ist. Nach der KM-Gabe tritt typischer-
Prognose (WHO-Grad I). Diese nicht selten multiplen
weise ein starkes ring- oder girlandenförmiges En-
Tumoren entstehen hauptsächlich in vorderen An-
hancement auf (Abb. 1.76).
teilen der Seitenventrikel (am Foramen Monroi und
Ein abnormes Signal im Balken spricht dafür, dass
Septum pellucidum), selten im III. und IV. Ventrikel.
diese Struktur bereits vom Tumor befallen ist.
Oft sind sie von weiteren ZNS-Veränderungen be-
“Schmetterlingsgliome“ sind Glioblastome mit mehr
gleitet, besonders fokalen Störungen der Rindenar-
oder weniger symmetrischer Ausdehnung über den
chitektonik (Tubera), Läsionen der weißen Substanz
Balken in beide Großhirnhemisphären. Im Angio-
und subependymalen Gliaknötchen mit hoher Nei-
gramm (das nur noch selten durchgeführt wird) fin-
gung zu verkalken. Klinisch manifest werden sie
det man die Zeichen der Neovaskularisation, darun-
zumeist über eine Blockade des Foramen Monroi.
ter korkenzieherartig gewundene Gefäße, Gefäßla-
In der CT fällt dann ein großer, in den Seitenventrikel
kunen, arteriovenöse Kurzschlüsse und vorzeitige
hinein ragender Tumor auf, der hyperdens ist, kleine
Venenfüllung. Die Perfusions-MRT mit Berechnung
Verkalkungen enthält und nach KM-Gabe stark an
des regionalen zerebralen Blutvolumens (rCBV) zeigt
Dichte zunimmt. In der MRT haben die Tumoren ein
die für ein malignes Gliom typische, deutlich ver-
inhomogenes Signal, und ihre intraventrikuläre Lage
mehrte Vaskularisation (Abb. 1.77).
ist oft deutlicher als in der CT. Während die subkor-
Astrozytome vom Grad III können leicht mit nied-
tikalen Tubera und die Veränderungen der weißen
riggradigen Astrozytomen verwechselt werden,
Substanz mit der MRT leichter nachweisbar sind als
wenn das Enhancement nicht besonders ausgeprägt
mit der CT, ist dies bei den subependymalen Knöt-
ist.
chen umgekehrt (S. 59).
Gliomatosis cerebri oder diffuse Gliomatose (WHOPleomorphe Xanthoastrozytome. Eine weitere, sel-
Grad I–IV). Diese ist extrem selten und sollte nur
tenere Sonderform der Astrozytome stellen die pleo-
per exclusionem diagnostiziert werden. Die Glioma-
morphen Xanthoastrozytome dar (S. 97).
tosis cerebri besteht in einer neoplastischen Transformation von Gliazellen mit Gliazellvermehrung,
Glioblastome. Von den Astrozytomen Grad III–IV sind
die sich über große Anteile des Gehirns ausdehnt
die Glioblastome am stärksten anaplastisch verän-
und in ihrer Genese umstritten ist. Bei Anwendung
dert, sie stellen 50% aller Astrozytome dar. An histo-
bildgebender Verfahren zeigt sie kaum einen Mas-
logischen Malignitätszeichen findet man:
seneffekt, weshalb sie in der CT schwer abgrenzbar
J
Nekrosen,
sein kann. In T2-gewichteten MRT-Aufnahmen be-
J
Gefäßproliferationen,
steht zumeist eine großflächige, manchmal symmet-
88
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Tumoren und tumorähnliche Erkrankungen
a
Abb. 1.76a, b Glioblastom im medialen Anteil des linken Temporallappens.
Das periphere Enhancement zeigt
vitale Tumoranteile und lässt eine
zentrale Nekrose hervortreten.
a T1-gewichtete axiale MRT nach
paramagnetischer Kontrastverstärkung.
b T1-gewichtete koronare MRT
nach paramagnetischer Kontrastverstärkung.
b
a
b
Abb. 1.77a, b Perfusions-MRT bei Astrozytom WHOGrad IV.
Darstellung der Tumorvaskularisation durch Berechnung
des rCBV. Am Rand zeigt der Tumor eine deutlich höhere
Vaskularisation als das umgebende normale Hirngewebe,
während das Tumorzentrum weit geringer vaskularisiert
erscheint.
a T2-gewichtete MRT.
b Perfusions-Parametermap.
rische Signalanhebung mit Vergrößerung des Mark-
mit einem Astrozytom ist nicht ungewöhnlich und
lagers. Diese Veränderung kann sich bis in den Hirn-
wird als „Mischtumor“ (Oligoastrozytom) bezeichnet.
stamm erstrecken und auch zur Gegenseite; ein pa-
Von allen Hirntumoren sind Oligodendrogliome am
thologisches Enhancement fehlt in der Regel. Die
häufigsten verkalkt, histologisch in bis zu 90% der
Abgrenzung von anderen diffusen Gewebeverände-
Fälle. Bildgebend gelingt die Darstellung dieser cha-
rungen, beispielsweise Entzündungen, kann schwie-
rakteristischen Verkalkungen am besten mit der CT
rig sein.
(Abb. 1.78); bei Anwendung der MRT sind GRE-Sequenzen zu wählen.
Oligodendrogliome (WHO-Grade II und III). Diese ma-
Ebenfalls häufig sind mikrozystische Degeneratio-
chen 7% aller Hirntumoren aus und kommen vor
nen und kleine Blutungen, während radiologisch
allem im mittleren Lebensalter vor. Meistens entste-
nachweisbare Nekrosen als Zeichen erhöhter Malig-
hen die Oligodendrogliome supratentoriell, gele-
nität zu werten sind. Gegen Astrozytome ist die Ab-
gentlich aber auch intraventrikulär oder im Hirn-
grenzung häufig unsicher, eine oberflächliche Lage
stamm. Typisch sind lange Verlaufszeiten mit Kopf-
spricht jedoch für ein Oligodendrogliom.
schmerzen und Krampfanfällen. Die Kombination
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1 Kraniozerebrale Erkrankungen
Abb. 1.78 Oligodendrogliom.
Der diffus wachsende und grobschollig verkalkte parietale
Tumor erstreckt sich von der Ventrikelwand bis zur Hirnrinde und über den Balken auf die Gegenseite. Axiale CT.
Abb. 1.79 Ependymom.
Der diffus wachsende Tumor mit unregelmäßigen Rändern
und kräftigem Enhancement erstreckt sich vom Vorderhorn bis zur Hirnoberfläche und nimmt den größten Teil
des linken Frontallappens ein (in der CT keine Verkalkungen nachgewiesen). T1-gewichtete axiale MRT nach paramagnetischer Kontrastverstärkung.
Neuronale Tumoren
Tumoren, die sich von Nervenzellen ableiten, ma-
Wenngleich neuronale Tumoren prinzipiell überall
chen nur 0,4% aller Hirntumoren aus, sie befallen
im Gehirn auftreten können, bevorzugen sie doch
in 80% der Fälle Menschen unter 30 Jahren.
den mittleren Temporallappen; typisch ist deshalb
eine lange Anamnese mit – oft psychomotorischen –
Relativ häufige neuronale Tumoren
J Gangliozytom
J Gangliogliom (enthält zusätzlich eine gliale Komponente)
zerebralen Anfällen. Die meisten Tumoren sind vom
WHO-Grad I; eine Ausnahme stellt das Neuroblastom
(WHO-Grad IV) dar.
CT und MRT erlauben keine Unterscheidung zwischen Gangliozytom und Gangliogliom. In der CT
Ausgesprochen seltene neuronale Tumoren
J infantil desmoplastisches Gangliogliom
J dysembryoplastisch neuroepithelialer Tumor
J zentrales Neurozytom
J Neuroblastom
besteht in der Regel eine klar umschriebene, überwiegend hypo- oder isodense Raumforderung ohne
Enhancement; Verkalkungen und Zysten sind häufig.
In PD- und T2-gewichteten MRT-Aufnahmen ist das
Signal der Läsion hyperintens, und das umgebende
Hirnparenchym zeigt keine Reaktion oder nur eine
geringe.
Ependymome
Diese Geschwülste stellen bei Kindern die dritthäu-
plastische Anteile, besteht der WHO-Grad II; die
figsten Hirntumorart dar, während sie bei Erwachse-
anaplastische Variante des Ependymoms entspricht
nen selten sind; an den intrazerebralen Tumoren
dem WHO-Grad III. Metastasierung über die Liquor-
haben sie insgesamt einen Anteil von 5%. Die meis-
wege erfolgt in 10% der Fälle. In der CT wirken
ten Ependymome treten im Kindes- und Jugendli-
Ependymome isodens bis schwach hyperdens und
chenalter auf, gehäuft manifestieren sie sich dann
zeigen ein mäßiges bis kräftiges Enhancement; Ver-
noch einmal im 4. Lebensjahrzehnt. Infratentoriell
kalkung und zystische Degeneration kommen oft
(IV. Ventrikel) sind sie zahlreicher als supratentoriell,
vor. Die MRT bietet eine gemischtes, überwiegend
wo sie im III. Ventrikel oder, in der Gegend des
hyperintenses Signal in den T2-gewichteten Aufnah-
Foramen Monroi, im Seitenventrikel vorkommen.
men. Sie eignet sich besonders zum Nachweis der
Häufig entwickeln sie sich aber auch extraventriku-
Infiltration des Hirnparenchyms (Abb.1.79).
lär, ohne Bezug zum Ventrikelependym. Fehlen ana-
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Tumoren und tumorähnliche Erkrankungen
Mit ihren Nekrosen sind anaplastische Ependymome kaum von malignen Astrozytomen zu unter-
J
im III. Ventrikel: Kolloidzyste (vorn) und die verschiedenen Corpus-pineale-Tumoren (hinten).
scheiden. Zur Differenzialdiagnose des Ependymoms
gehören:
J
J
Eine Sonderform stellt das Subependymom dar. Hier-
am Foramen Monroi: Riesenzellastrozytom und
bei handelt es sich um einen benignen Tumor (WHO-
zentrales Neurozytom,
Grad I), der hauptsächlich im IV. Ventrikel älterer
im hinteren Seitenventrikel: Plexuspapillom und
Menschen vorkommt und in aller Regel asymptoma-
seine seltene maligne Variante, das Plexuskarzi-
tisch bleibt.
nom,
Plexustumoren
Diese mit 0,5% aller Hirntumoren sehr seltenen Ge-
eine Plexuspapillom nur schwer vom Plexuskarzi-
schwülste treten dort auf, wo sich der Plexus cho-
nom unterschieden werden; die selteneren Karzi-
roideus befindet:
nome befallen gewöhnlich Kinder und haben die
bei Kindern und Jugendlichen bevorzugt im Tri-
Tendenz, aus dem Ventrikel heraus und in das Hirn-
gonum der Seitenventrikel,
parenchym zu wachsen. Differenzialdiagnostisch in
bei Erwachsenen häufiger im IV. und III. Ventrikel.
Erwägung zu ziehen sind bei Kindern vor allem
Plexustumoren wachsen typischerweise exophy-
zellastrozytome; bei Erwachsenen kommen Ventri-
tisch in das Ventrikellumen; zu unterscheiden ist
kelmeningeome in Frage. Im Gegensatz zu den Epen-
das Plexuspapillom (WHO-Grad I) vom Plexuskarzi-
dymomen besteht bei den Plexuspapillomen selten
nom (WHO-Grad III oder IV).
ein perifokales Ödem (Abb. 1.80).
J
J
Ependymome und – am Foramen Monroi – Riesen-
In der CT findet man eine isodense bis leicht hy-
Ependymome sind zudem eher zystisch und ha-
perdense intraventrikuläre Raumforderung mit star-
ben ein inhomogenes Enhancement. Intraventriku-
kem und homogenem Enhancement. Besteht ein
läre Hirnmetastasen mit starkem Enhancement tre-
Hydrozephalus, liegt dessen Ursache meistens in ei-
ten meistens bei älteren Menschen auf. Vom Plexus
ner Behinderung der Liquorpassage, nicht in tumor-
choroideus ausgehende Gefäßmissbildungen kön-
induzierter Liquorüberproduktion („Hydrocephalus
nen ebenfalls einen Plexustumor vortäuschen.
hypersecretorius“). Mit der CT oder der MRT kann
Primäre Hirnlymphome
In den letzten Jahren hat die Inzidenz dieser Geschwülste – meistens handelt es sich um Non-Hodgkin-Lymphome vom B-Zell-Typ – derart zugenommen, dass sie inzwischen neben den Gliomen zu den
häufigsten Hirntumoren gehören. Primäre Hirnlymphome treten besonders häufig bei angeborenen
oder erworbenen Immunmangelsyndromen auf,
z. B. AIDS (S. 204), und bei Immunsuppression nach
Organtransplantationen. Rund 80% der Tumoren
entstehen supratentoriell, 20% infratentoriell. Zu
den typischen Lokalisationen gehören die Stammganglien und der Balken. Wegen ihrer Nähe zum
Liquorraum wachsen die Geschwülste außerdem
gern in das Ependym oder in die Meningen (die
auch isoliert betroffen sein können).
In der CT wirken sie meistens homogen iso- bis
hyperdens, je zur Hälfte treten sie singulär oder
Abb. 1.80 Plexuspapillom des Seitenventrikels.
Der ringförmig verkalkte Tumor ohne Begleitödem füllt das
Trigonum des (nicht erweiterten) rechten Seitenventrikels.
Beachte die Lage des normalen Plexuskalks im Trigonum
der Gegenseite. Axiale CT.
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a
Abb. 1.81a, b Primäre Hirnlymphome.
a Leicht hyperdenser, zentral hypodenser (histologisch nekrotischer) Tumor mit ausgedehntem Begleitödem im linken Frontallappen; zentrale
Nekrose in einem Lymphom ist
bei Nicht-AIDS-Patienten die
Ausnahme. Axiale Nativ-CT.
b Multifokales Lymphom mit typischem Enhancement und typischer Manifestation in den
Stammganglien und im Balken
(Splenium). T1-gewichtete
axiale MRT nach paramagnetischer Kontrastverstärkung.
b
multipel auf; das Ödem kann beträchtlich sein
gewebe; im Vordergrund der Läsion steht das hohe
(Abb. 1.81).
Ödemsignal. Die differenzialdiagnostische Abgrenzung gegen Entzündungsherde (bei AIDS besonders
> Eine Größenabnahme unter
Nach der KM-Gabe kommt es zu kräftigem, über-
Corticoidgabe macht die Diagnose Lymphom zwar wahrscheinlich, beweist sie aber nicht.
wiegend homogenem Enhancement. Ring-Enhance-
Toxoplasmose),
ment als Ausdruck einer zentralen Nekrose ist bei
Gliome ist schwierig.
Hirnmetastasen
oder
maligne
Nicht-AIDS-Patienten die Ausnahme, selten sind
Die notwendige histologische Sicherung vor
auch Verkalkungen. Gemessen an der Tumorgröße
Strahlen- und Chemotherapie wird zudem er-
kann der Raumforderungseffekt gering sein. In der
schwert, wenn die Corticoidmedikation bereits be-
MRT ist das Signal wegen des hohen Zellgehalts der
gonnen wurde.
Lymphome wenig verschieden von normalem Hirn-
Corpus-pineale-Tumoren
Pinealozytome (WHO-Grad II) und Pinealoblastome
(WHO-Grad III oder IV) sind selten gegenüber den
gleichfalls vom Corpus pineale ausgehenden Keimzelltumoren (S. 95), sie stellen nur 1% aller Hirntumoren dar. Beide Geschwulstarten, besonders aber
die Pinealoblastome, manifestieren sich hauptsächlich im Kindesalter. Ihr Wachstum vollzieht sich primär in der Corpus-pineale-Region, unter Einschluss
von Vierhügelplatte und hinterem Anteil des III.
Ventrikels; eine Metastasierung entlang der Liquorwege ist häufig. In der CT sind diese nicht selten
verkalkten Tumoren iso- bis hyperdens und zeigen
ein meistens kräftiges, mäßig homogenes Enhancement. In der MRT wirken sie nativ iso- bis hyperintens und reichern ebenfalls KM an (Abb. 1.82).
Eine Unterscheidung zwischen Pinealozytomen
und Pinealoblastomen ist nicht möglich; unscharfe
Tumorgrenzen und gelappte Binnenstruktur sprechen jedoch für ein Pinealoblastom. Pinealisteratome haben einen stärker inhomogenen Gewebeauf-
Abb. 1.82 Pinealoblastom.
Scharf begrenzter rundlicher Tumor mit Ursprung in der
Corpus-pineale-Loge und Ausdehnung in den hinteren Anteil des III. Ventrikels hat zu einem Verschlusshydrozephalus geführt; die Läsion zeigt ein inhomogenes, überwiegend hohes Signal. T2-gewichtete axiale MRT.
bau mit Zysten, Verkalkungen und Fettanteilen.
Germinome wirken sowohl im Nativ- als auch im
92
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Tumoren und tumorähnliche Erkrankungen
Kontrastscan homogener, zeichnen sich als Keimzell-
J
Ependymome des hinteren III. Ventrikels,
tumoren aber vor allem durch den Anstieg von spe-
J
Astrozytome der Vierhügelplatte,
zifischen Hormonen (AFP, a-HCG) im Serum und
J
„quadrigeminale“ Meningeome und Metastasen.
Liquor aus.
Von den Pinealistumoren abzugrenzen sind ferner:
Meningeome und nichtmeningeale
mesenchymale Tumoren
Meningeome
J
Erweiterung meningealer Gefäßrinnen oder Gefäßkanäle,
Meningeome, die häufigsten nichtglialen Hirntumoren, entstehen aus arachnoidalen Deckzellen. Das
J
Verkalkungen,
J
Knochendestruktionen (Osteolysen) sind selten.
gilt auch für Ventrikelmeningeome, deren Ursprung
versprengte Deckzellreste im Plexus choroideus
Als extraaxiale Tumoren meningealen Ursprungs ha-
sind. Es gibt 12 histologische Subtypen, darunter me-
ben Meningeome eine charakteristische Gefäßver-
ningotheliomatöse, fibromatöse und angiomatöse.
sorgung, die primär über Meningealarterien (Kern-
Der Häufigkeitsgipfel der Meningeome, die zu Multi-
versorgung), bei Ventrikelmeningeomen über die
plizität neigen und 20% aller Hirntumoren ausma-
Choroidalarterien erfolgt. Da eine große Zahl der
chen, liegt im 5. Lebensjahrzehnt; bei Kindern und
Meningeome im Versorgungsbereich der A. menin-
Jugendlichen treten diese Tumoren selten auf und
gea media entsteht, ist angiographisch die Darstel-
dann vor allem im Rahmen der NF 2. In den meisten
lung der A. carotis externa – deren Ast die A. menin-
Fällen besteht der WHO-Grad I, selten eine anaplas-
gea media ist – notwendig. Prinzipiell können aber
tische oder atypische Form (WHO-Grad II oder III).
alle Meningealarterien, also auch die Gefäße, die aus
der A. carotis interna und dem vertebrobasilaren
Vorzugslokalisationen der Meningeome (nach ihrer
Häufigkeit)
J parasagittal
J Falx cerebri
J Großhirnkonvexität
J gesamte Schädelbasis (besonders aber Sellaregion)
J hintere Schädelgrube
J Tentorium und Seitenventrikel
Gefäßsystem stammen, an der Versorgung eines intrakraniellen Meningeoms beteiligt sein. Sekundär
rekrutieren viele, vor allem größere Meningeome
eine Gefäßversorgung über leptomeningeale Arterien. Angiographisch ist deshalb bei supratentoriellen Meningeomen die Darstellung von A. carotis externa und A. carotis interna notwendig; die A.-carotis-externa-Darstellung kann sogar bei infratento-
Während das typische Meningeom infolge der An-
riellen Meningeomen sinnvoll sein.
heftung an der Dura eine halbkugelige bis kugelige
Form hat, gibt es auch eine diffus-flächige Wachstumsform (Meningeom en plaque), die besonders an
der Schädelbasis auftritt. Unter Meningeomatose versteht man eine weitere, „diffuse“ Wachstumsform,
bei der Meningeome unterschiedlicher Form und
Größe an zahlreichen Stellen entstehen, hauptsäch-
Typische Gefäßzeichen der Meningeome
J Hypertrophie und vermehrte Schlängelung der tumorversorgenden Meningealarterien
J strahlenförmige Tumorgefäße
J rasche Entwicklung einer meistens homogenen Tumoranfärbung (Tumor-Blush) und Persistenz des Tumor-Blushs bis in die venöse Phase
lich über der Großhirnkonvexität und in der Nähe
der duralen Blutleiter.
Mit Hilfe der bildgebenden Verfahren sind intra-
Eine vorzeitige Venenfüllung kommt vor, ist aber
kranielle Meningeome nahezu immer nachweisbar.
kein verlässliches Malignitätszeichen. Da Menin-
Zu den mehr oder minder charakteristischen Tumor-
geome zum Einwachsen in die großen duralen Blut-
zeichen, die auf Röntgennativaufnahmen des Schä-
leiter neigen, ist die Sinusdarstellung äußerst wich-
dels erkennbar sind, gehören:
J
tig. Angesichts der heute verfügbaren Information
fokale Hyperostosen an der Anheftungsstelle des
durch CT oder MRT ist die Angiographie aber nur
Tumors,
noch selten notwendig, etwa bei differenzialdiagnostischen Unklarheiten oder zur präoperativen De-
93
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1 Kraniozerebrale Erkrankungen
a
Abb. 1.83a, b Konvexitätsmeningeom.
Links frontolateral besteht eine große,
das Gehirn regional stark eindellende
Raumforderung, die der Dura breitbasig
aufsitzt, medial vorn von schmalen Liquorsäumen umgeben ist und nativ isointens mit grauer Substanz wirkt (a).
Nach KM-Gabe tritt in der Läsion ausgeprägtes, homogenes Enhancement auf,
das sich am vorderen und hinteren Rand
noch etwas auf die – leicht verdickte –
angrenzende Dura erstreckt (sog. DuralTail-Zeichen).
a T1-gewichtete axiale MRT vor paramagnetischer Kontrastverstärkung.
b T1-gewichtete axiale MRT nach paramagnetischer Kontrastverstärkung.
b
vaskularisation. Therapie der Wahl ist die Totalex-
Enhancement, die ein Stück weit nach den Seiten
stirpation, die in etwa 85% der Fälle erreicht wird.
reichen kann (dural tail); sie ist charakteristisch,
In der CT kann man die supratentoriellen Menin-
aber nicht spezifisch für meningeale Tumoren. Wie
geome bereits nativ relativ gut erkennen, denn sie
bei der CT ist das Enhancement von Meningeomen in
sind meistens scharf demarkiert und homogen hy-
den meisten Fällen kräftig und homogen und hat
perdens; nur etwa 20% der Tumoren sind isodens
scharfe Grenzen zur Umgebung. Infiltration und
und ganz wenige – in der Regel dann zystische Me-
Durchwachsung von Knochen – beispielsweise der
ningeome – hypodens. Die erhöhte Dichte der Mehr-
Schädelkalotte bei malignen Konvexitätsmeningeo-
zahl der Meningeome hängt teils mit einem hohem
men – sind in der MRT durchweg eindrücklicher als
Zellgehalt, teils mit diffuser Verkalkung zusammen;
in der CT. Meningeomsubtypen lassen sich mit den
mehr krümelige oder schollige Verkalkungen kom-
modernen bildgebenden Verfahren nicht unterschei-
men aber ebenfalls vor. Ein perifokales Ödem kann
den. Problematisch ist auch die Unterscheidung ma-
bei kleinen Tumoren fehlen, bei größeren hängt
ligner Meningeome von einfachen. Verhältnismäßig
seine Ausdehnung u. a. vom Grad der leptomenin-
verlässliche CT- und MRT-Kriterien solcher Tumoren
gealen Gefäßversorgung und der Beeinträchtigung
sind:
der venösen Zirkulation ab. Nach der KM-Gabe
J
kommt es bei 90% der Meningeome zu kräftigem,
unregelmäßige Tumorbegrenzung mit pilzartiger
Tumorausbreitung,
homogenem Enhancement. Tumorinduzierte Hyper-
J
Nekrosen,
ostosen und andere Knochenveränderungen werden
J
Knochendestruktion.
am deutlichsten auf Scans mit Knochenfenstereinstellung.
In der MRT sind Meningeome überwiegend iso-
Nichtmeningeale mesenchymale
Tumoren
intens mit grauer Substanz in T1-gewichteten und
iso- bis leicht hyperintens in T2-gewichteten Aufnahmen. Einen wichtigen Hinweis auf die Tumorart
gibt die extraaxiale Lage, für die folgende Merkmale
Zur Gruppe der nichtmeningealen mesenchymalen
sprechen:
Tumoren gehören:
J
J
J
breitbasiger Ursprung von der Dura oder fokale
J
Hämangioperizytome,
Hyperostose,
J
Sarkome.
„Eindellung“ der Hirnoberfläche mit Umkehrung
des Kortexverlaufs (cortical buckling) bei ansons-
Hämangioperizytome machen weniger als 1% aller
ten intakter Hirnrinde,
Hirntumoren aus und treten hauptsächlich bei Er-
schmale Liquorsäume an der Tumorperipherie
wachsenen auf. Sie sind sehr gefäßreich, haben eine
(Abb. 1.83).
hohe Rezidivrate und neigen zur Metastasierung außerhalb des ZNS (25%); radiologisch wirken sie wie
An der Anheftungsstelle von Meningeomen besteht
gefäßreiche
häufig eine meningeale Verdickung mit verstärktem
Fibro-, Chondro- und Gliosarkome) kommen in je-
Meningeome.
94
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Sarkome
(Meningo-,
Tumoren und tumorähnliche Erkrankungen
dem Lebensalter vor und gehen meistens von der
einem wesentlich veränderten Eigensignal hervor;
Dura bzw. der Kalotte aus; an den Hirntumoren ha-
wie in der CT kommt es in den soliden Tumoran-
ben sie einen Anteil von weniger als 2% (WHO-Grad
teilen zu kräftigem Enhancement. Die Abgrenzung
IV). In der CT sind sie meistens hyperdens und zent-
von malignen Gliomen oder Meningeomen ist oft
ral nekrotisch, das Enhancement ist kräftig. In der
schwierig.
MRT treten sie nativ mehr mit ihrem Ödem als mit
Missbildungs- und Keimzelltumoren
Zur Gruppe der Missbildungs- und Keimzelltumoren
zählen
J Epidermoid- und Dermoidzysten
J Kolloidzysten
J Lipome
J Hamartome
J Keimzelltumoren
Zystenruptur findet man gelegentlich Fettansammlungen im Subarachnoidalraum oder in den Ventrikeln. (Zur Erinnerung: Fett schwimmt oben!)
Kolloidzysten. Kolloidzysten treten typischerweise
intraventrikulär – am Foramen Monroi – auf; symptomatisch werden sie meistens in der 3. Lebensdekade. Ihre Epithelwand umschließt eine gelatinear-
Epidermoidzysten
tige Substanz, die u. a. Fett und Cholesterin enthält.
oder Epidermoide repräsentieren 1% aller Hirntu-
Die Zusammensetzung variiert aber beträchtlich,
moren, manifestieren sich am häufigsten im 5. Le-
was das variable Signal in der MRT erklärt; ein er-
bensjahrzehnt und sind vor allem infratentoriell (im
höhtes Signal bei T1- wie bei T2-Gewichtung ist am
Kleinhirnbrückenwinkel) und parasellar lokalisiert;
häufigsten. Für die Diagnose wesentlicher sind die
seltener kommen sie intraventrikulär, suprasellar
charakteristische Lage am Foramen Monroi, der Zys-
(am Chiasma opticum) oder in der Diploe vor. Sie
tenaspekt sowie die kugelige Form; ein Durchmesser
Epidermoidzysten/Epidermoide.
besitzen eine epidermisartige Zystenwand mit Horn-
von 1 cm wird selten überschritten. In der CT können
lamellen als Zysteninhalt. In der CT findet man eine
Kolloidzysten je nach Inhalt hypo-, iso- oder hyper-
liquordichte, z. T. gelappte Zyste, die gelegentlich
dens sein; ein Enhancement tritt nicht auf, höchs-
Verkalkungen enthält, aber nur ausnahmsweise –
tens in Venen, die sich um die Zyste drapieren
dann in der Peripherie – ein Enhancement zeigt. In
(Abb. 1.84).
der MRT ähnelt das Signal ebenfalls dem des Liquors.
Aufgrund ihrer strategischen Lage und auch weil
Eine Abweichung vom Liquorsignal ist am ehesten
sie gelegentlich leicht gestielt sind, können Kolloid-
auf den PD-gewichteten Aufnahmen erkennbar, wo-
zysten zu einem (potenziell akuten) Verschlusshyd-
bei sich dann der Tumor leicht hyperintens darstellt;
rozephalus mit symmetrischer Erweiterung der Sei-
hilfreich können auch diffusionsgewichtete Aufnah-
tenventrikel führen.
men sein. Charakteristisch ist, dass die manchmal
großen Zysten das benachbarte Hirngewebe verdrängen oder „eindellen“, wobei sie sich tief in natürliche Spalten hineinzwängen; oft besteht eine
Diskrepanz zwischen klinischer Symptomatik und
Tumorgröße.
Dermoidzysten/Dermoide (0,1% aller Hirntumoren).
Hier besteht die Zystenwand aus Hautanhangsgebilden einschließlich Drüsen und Haarbälgen. Klinisch
machen sie sich meistens früher bemerkbar als die
Epidermoide, nämlich in den ersten 2 Lebensdekaden. Überwiegend handelt es sich um Mittellinientumoren in den Regionen von Sella, Corpus pineale
und Vermis. In der CT und in der MRT dominiert
Fettdichte, die allerdings nicht so homogen verteilt
ist wie bei den Lipomen; Enhancement tritt nicht
auf. Als Zeichen einer kürzlich oder früher erfolgten
Abb. 1.84 Kolloidzyste.
Glatt begrenzte, raumfordernde Läsion am Foramen Monroi mit primär stark erhöhter Dichte hat zu hydrozephaler
Erweiterung der Seitenventrikel geführt. Axiale Nativ-CT.
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1 Kraniozerebrale Erkrankungen
Lipome. Raumfordernd wirkende Lipome stellen we-
J
Germinome,
niger als 1% aller Hirntumoren dar, sie kommen in
J
Teratome,
allen Altersgruppen vor und sind oft mit Missbildun-
J
die seltenen embryonalen Karzinome,
gen des Gehirns assoziiert. Meistens handelt es sich
J
Chorionkarzinome,
um mittelliniennahe Läsionen in der Umgebung von
J
Dottersacktumoren.
Balken und Vierhügelplatte; weitere Lipome kommen infratentoriell und spinal vor. In der CT fällt
Ungefähr 80% von ihnen sind im Corpus pineale
die vom Fett her bestimmte niedrige Dichte auf,
lokalisiert; selten kommen sie – besonders die Ger-
mit Hounsfield-Werten um –50; in der Peripherie
minome – „ektop“ vor, beispielsweise suprasellar, in
großer Lipome bestehen oft schalige Verkalkungen,
der Umgebung des vorderen III. Ventrikels; betroffen
die auch nativröntgenologisch erfassbar sind. In der
sind vor allem Kinder und Jugendliche.
MRT ist das Bild vor allem durch die extraaxiale Lage,
Germinome (WHO-Grade II-III), häufigste Tumo-
die meistens scharfen Grenzen und das Fettsignal
ren des Corpus pineale, entsprechen den Semino-
(hoch in T1-gewichteten, mäßig hoch in T2-gewich-
men des Hodens bzw. den Dysgerminomen des
teten Aufnahmen) gekennzeichnet.
Ovars; sie sind sehr strahlensensibel. In der CT wirken sie durchweg gut abgegrenzt, obgleich sie infilt-
Hamartome. Hamartome sind umschriebene Läsio-
rierend wachsen; meistens sind sie primär hyper-
nen mit gliomartigem Gewebsbild. Sie setzen sich
dens und zeigen ein kräftiges Enhancement. Ihre
aus allen 3 Keimblättern zusammen und proliferie-
Binnenstruktur einschließlich kleiner Zysten wird
ren nicht. Am häufigsten treten sie im Temporallap-
in der MRT deutlicher.
pen auf, weshalb es bei den meistens jungen Patien-
Teratome (WHO-Grad I; gelegentlich kommen
ten zu psychomotorischen Anfällen kommen kann.
auch maligne Varianten vor) bestehen aus Anteilen
Eine Sonderform stellt das hypothalamische neuro-
aller 3 Keimblätter. Wegen des heterogenen Aufbaus
nale Hamartom des Tuber cinereum dar (S. 117). In
findet man in variabler Zusammensetzung die Dich-
der CT findet man bei den temporalen Hamartomen
ten von Fett und mehr solidem Weichteilgewebe,
einen verkalkenden Tumor ohne wesentlichen
von Zysten, von Kalk und von Knochen; selbst Zahn-
Raumforderungseffekt und ohne wesentliches En-
anlagen kommen vor. Nach KM-Gabe bleibt ein En-
hancement. In der MRT enthält das in PD- und T2-
hancement gewöhnlich aus. In T1-gewichteten MR-
gewichteten Aufnahmen erhöhte Signal wegen der
Aufnahmen haben Teratome bei Vorhandensein von
Verkalkungen auch prominente Hypointensitäten;
Fettgewebe charakteristischerweise hyperintense
koronare Aufnahmen sind besonders aufschluss-
Anteile; in T2-gewichteten Aufnahmen wirken sie
reich. Die Tuber-cinereum-Hamartome sind mehr
oft stark heterogen. Maligne Teratome (Teratokarzi-
an einer Verformung des Bodens des III. Ventrikels
nome) sind an einer Invasion des benachbarten Hirn-
und des Hypothalamus zu erkennen als an ihrem
gewebes erkennbar (Ödem). Aufgrund ihrer strategi-
Signal, das isointens mit der Hirnrinde ist.
schen Lage kommt es bei benignen wie bei malignen
Teratomen häufig zur Kompression des Aquädukts
Keimzelltumoren. Zu den Keimzelltumoren (2% aller
mit Liquoraufstau.
Hirntumoren) gehören:
Embryonale Tumoren
Bei den embryonalen Tumoren handelt es sich um
gisch den infratentoriellen Medulloblastomen. PNET
maligne, undifferenzierte kleinzellige Tumoren des
machen weniger als 5% aller supratentoriellen Tu-
WHO-Grads IV. Supratentoriell kommen sie vor al-
moren aus und befallen meistens Kinder unter 5
lem vor als:
Jahren, Vorzugslokalisation ist die ventrikelnahe
J
primitive neuroektodermale Tumoren (PNET),
J
Neuroblastome.
weiße Substanz der Hemisphären.
In der CT treten PNET oft als gut abgegrenzte,
primär hyperdense und stark KM-aufnehmende
Raumforderungen auf (Abb. 1.85).
PNET. Die PNET entstehen aus unreifen subependy-
Verkalkungen und Zysten sind häufig, Blutungen
malen Vorläuferzellen, die sich neuronal, glial und
kommen dagegen weniger oft vor. Das MRT-Signal
myogen differenzieren können. Sie ähneln histolo-
reflektiert diese Variabilität der Gewebezusammen-
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Tumoren und tumorähnliche Erkrankungen
setzung und ist daher inhomogen, wobei allerdings
Abb. 1.85 PNET.
Das supratentorielle Ventrikelsystem ist fast vollständig
von Tumormassen ausgefüllt. Die Ventrikelwände sind
z. T. infiltriert, z. T. bestehen nekrotische Areale und Verkalkungen. Axiale CT nach i. v. Kontrastverstärkung.
die Binnenstruktur deutlicher in Erscheinung tritt.
Primäre Neuroblastome. Die primären Neuroblas-
tome sind im Gehirn sehr selten. Wie die PNET befallen sie vor allem Kinder im 1. Lebensjahrzehnt und
entwickeln sich in der Nähe der Seitenventrikel.
Mit der CT oder der MRT können sie von anderen
unreifen Hirntumoren nicht unterschieden werden.
Bei beiden Verfahren ist das radiomorphologische
Bild inhomogen infolge von Verkalkungen, Zysten
und Blutungen. Sowohl PNET als auch Neuroblastome neigen dazu, über die Liquorzirkulation zu
metastasieren.
„Neue“ WHO-Tumoren
Die von der WHO autorisierte Klassifikation der
Infantil desmoplastisches Gangliogliom/Astrozytom.
Hirntumoren wurde 1993 überarbeitet. In der revi-
Das infantil desmoplastische Gangliogliom/Astrozy-
dierten Fassung wurden einige Tumoren histogene-
tom ist durch einen oft leptomeninxassoziierten,
tisch neu eingeordnet und weitere Tumorvarianten
stark KM-anreichernden soliden Tumoranteil und
hinzugefügt. Als wesentliche Änderung wurden 4
eine meistens große, raumfordernd wirkende Zyste
neue, seltene Tumorentitäten abgegrenzt, die alle
charakterisiert (Abb.1.88). Typisch ist auch das Auf-
der Gruppe der kindlichen Neoplasien bzw. den Tu-
treten in den ersten Lebensjahren.
moren des frühen Erwachsenenalters zuzuordnen
sind und sich durch eine in der Regel gute Prognose
Dysembryoplastisch neuroepithelialer Tumor (DNT).
nach Exstirpation auszeichnen.
Der DNT ist eine meistens nichtraumfordernd wirkende, kortikale oder subkortikale Neoplasie, die am
Pleomorphes Xanthoastrozytom. Das pleomorphe
häufigsten im Temporallappen entsteht; der Kortex
Xanthoastrozytom stellt eine Sonderform des Astro-
ist infolge umgebender Gewebedysplasie oft ver-
zytoms dar. Es handelt sich um einen an der Mark-
dickt, die Kalotte usuriert (Abb. 1.89). Mit den bild-
Rinden-Grenze und vorzugsweise temporal gelege-
gebenen Verfahren kann dieser Tumor nicht vom
nen Großhirntumor, der in der CT und MRT gut ab-
Gangliogliom unterschieden werden.
gegrenzt wirkt, häufig eine zystische Komponente
hat, kaum raumfordernd ist und meistens ein eher
geringes, manchmal auch leptomeningeales Enhancement zeigt. Trotz intrazellulärer Fetteinlagerungen
fehlt in T1-gewichteten MRT-Aufnahmen ein Fettsignal. Radiomorphologische Ähnlichkeit besteht
vor allem zu Meningeomen, neuronalen Tumoren
und pilozytischen Astrozytomen (Abb. 1.86).
Zentrales Neurozytom. Das zentrale Neurozytom ist
ein radiomorphologisch charakteristischer, häufig
kleinzystischer Tumor mit einem meistens kleinen
soliden Anteil. Der Tumor ist typischerweise im Seitenventrikel lokalisiert, wobei er vom Ventrikeldach
entspringt und häufig eine Beziehung zum Foramen
Monroi hat. Er neigt zur Verkalkung und zeigt in den
soliden
Anteilen
(Abb. 1.87).
ein
geringes
Enhancement
Abb. 1.86 Pleomorphes Xanthoastrozytom.
Temporoparietal links besteht kortikal ein rundlicher Tumor mit mäßigem, leicht inhomogenem Enhancement.
T1-gewichtete axiale MRT nach paramagnetischer Kontrastverstärkung.
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1 Kraniozerebrale Erkrankungen
Abb. 1.87 Zentrales Neurozytom.
Der linke Seitenventrikel ist größtenteils von
einem kleinzystischen Gebilde ausgefüllt, das
zu einer Liquorzirkulationsstörung durch
Blockade des Foramen Monroi geführt hat.
Beachte die KM-Anreicherung in den soliden
Tumoranteilen. T1-gewichtete axiale MRT
nach paramagnetischer Kontrastverstärkung.
Abb. 1.88 Infantil desmoplastisches Gangliogliom.
Rechts temporoparietal erkennt man eine große,
raumfordernd wirkende Zyste im Hirnparenchym mit
kortexnahem Enhancement des soliden Tumoranteils. T1-gewichtete koronare MRT nach paramagnetischer Kontrastverstärkung.
Abb. 1.89 DNT. Rechts temporal besteht ein intraaxialer Tumor mit kräftigem, fast homogenem
Enhancement, aber nur geringen Raumforderungszeichen. T1-gewichtete axiale MRT nach paramagnetischer Kontrastverstärkung.
Metastasen
> Hat es in den Tumor
geblutet, kann das Enhancement
aber manchmal schwer von
hämatombedingter Hyperdensität (CT) oder Hyperintensität
(Methämoglobinstadium, MRT)
unterschieden werden.
Bei bis zu ¼ aller Karzinompatienten werden als
Größe ist recht unterschiedlich, wenngleich Läsio-
Todesursache Hirnmetastasen festgestellt; je älter
nen mit Durchmessern unter 1 cm dominieren. Nach
der Patient ist, desto höher ist der Prozentsatz. Me-
der KM-Gabe kommt es bei fast allen Metastasen zu
tastasen können zwar überall im Gehirn vorkom-
kräftigem, homogenem oder ringförmigem Enhan-
men, bevorzugen aber die Rinden-Mark-Grenze der
cement (Abb. 1.90).
Großhirnhemisphären; rund 80% der Läsionen lie-
Im Vergleich zur CT ist die MRT weit sensitiver,
gen supratentoriell, 20% infratentoriell; in etwa 70%
weshalb sie sich als Methode der Wahl zur Sicht-
der Fälle sind Hirnmetastasen multipel. Während
barmachung auch kleinster Herde und zum Nach-
typischerweise das Hirnparenchym befallen wird,
weis einer Meningeosis carcinomatosa empfiehlt;
kommen auch extraaxiale Metastasen vor, mit Inva-
hierbei kann es sinnvoll sein, eine erhöhte KM-Dosis
sion von Meningen und Knochen.
zu verabreichen. Schon kleine Metastasen induzieren oft ein überproportional großes Hirnödem; bei
Primärtumoren (mit absteigender Häufigkeit)
J Bronchialkarzinome
J Mammakarzinome
J Nierenkarzinome
J Karzinome des Gastrointestinaltrakts
J Melanome
größeren Metastasen dehnt sich das Ödem entlang
der Faserbahnen fingerförmig in das zerebrale Marklager aus; anders als bei den malignen Gliomen werden Kortex und Balken meistens ausgespart. Eine
Differenzierung der Metastasen nach Primärtumoren ist weder mit der CT noch mit der MRT möglich;
hämorrhagische Metastasen kommen allerdings be-
Die Häufigkeit von Absiedlungen maligner Lym-
sonders häufig bei Nierenkarzinomen und Melano-
phome nimmt zu. Typisch in der CT und MRT sind
men vor. Melanommetastasen können in der MRT
die subkortikale Lage und die Multiplizität. Da Me-
auch ohne Einblutung Signalintensitäten haben, wie
tastasen zellreich oder zellarm, hämorrhagisch, nek-
sie bei Blutungen vorkommen (paramagnetischer
rotisch und sogar verkalkt sein können, zeigen sie
Effekt des Melanins).
eine variable Dichte bzw. Signalintensität. Auch ihre
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