Tumor-assoziierte Fatigue

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MEDIZIN
Tumor-assoziierte Fatigue
Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie
Markus Horneber, Irene Fischer, Fernando Dimeo,
Jens Ulrich Rüffer, Joachim Weis
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Tumor-assoziierte Fatigue (Cancer-related Fatigue [CrF]) tritt bei vielen Krebspatienten während und
nach der Behandlung auf. CrF kann zu jedem Zeitpunkt der
Tumorerkrankung auftreten, selbstlimitierend sein oder bis
zu Jahren persistieren. Sie bewirkt einen Teufelskreis aus
abnehmender Leistungsfähigkeit, Vermeidung von Anstrengungen, Inaktivität, fehlender Regeneration, Hilflosigkeit und depressiver Stimmung. CrF ist von Gefühlen der
Müdigkeit, Erschöpfung und mangelnder Energie geprägt,
kann zu erheblichen Leistungseinbußen bis hin zur Berufsunfähigkeit führen. Sie ist mit einer erhöhten Sterblichkeit
verbunden. Beschwerden und Zeichen der CrF werden
kaum systematisch erfragt, Belastungen und Einschränkungen nicht ausreichend wahrgenommen und Behandlungsmöglichkeiten häufig unterschätzt.
Methode: Selektive Literaturrecherche unter Berücksichtigung nationaler und internationaler Leitlinien.
Ergebnisse: Ursachen und Entstehung der CrF sind komplex. Somatische, emotionale, kognitive und psychosoziale
Faktoren bedingen und beeinflussen sich wechselseitig
und führen zu individuell sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildern. Die zentrale Rolle in der diagnostischen Vorgehensweise nimmt das anamnestische Gespräch ein.
Wichtige Aufgabe der Differenzialdiagnose ist die Abgrenzung zu depressiven Störungen. Evidenz zu wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt es aus zahlreichen randomisierten Studien und Metaanalysen zu nichtmedikamentösen und medikamentösen Therapien. Um eine Chronifizierung zu vermeiden, sollte CrF frühzeitig behandelt werden.
Schlussfolgerung: Das Tumor-assoziierte Erschöpfungssyndrom ist eine ernst zu nehmende Befindensstörung mit
belastenden körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen, die von den Ärzten wahrgenommen und behandelt werden sollte.
►Zitierweise
Horneber M, Fischer I, Dimeo F, Rüffer JU, Weis J:
Cancer-related fatigue: epidemiology, pathogenesis,
diagnosis, and treatment. 2012; 109(9): 161–72.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0161
Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie Medizinische Klinik 5
Klinikum Nürnberg: Dr. med. Horneber, Dr. phil. Fischer
Sportmedizin Charité – Universitätsmedizin Berlin: PD Dr. med. Dimeo
ie Fortschritte der modernen Onkologie mit
ihren vielfältigen und komplexen Möglichkeiten der Diagnose und Therapie haben dazu geführt, dass mehr Patientinnen und Patienten geheilt
werden oder ein längeres und besseres Leben mit
der Krebserkrankung führen können. Dafür müssen
viele Betroffene eine beeinträchtigende Therapiephase bewältigen und erleben zum Teil dauerhafte
Folgen und Nachwirkungen der Krankheit und der
Therapie.
Zu den häufigsten Beschwerden bei Krebspatienten zählen dabei Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit, die enorme medizinische, psychische und soziale Auswirkungen haben. Im internationalen Sprachgebrauch
hat sich für ein solches Müdigkeits- und Erschöpfungssyndrom, wenn es bei Krebspatienten auftritt,
der Begriff Tumor-assoziierte Fatigue (Cancer-related Fatigue [CrF]) etabliert (1).
D
3
Punkte
cme
Teilnahme nur im
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
Lernziele
In diesem Beitrag werden die folgenden Aspekte der
CrF erläutert:
● Erscheinungsbild
● Epidemiologie
● Ätiologie und Pathogenese
● Diagnostik und Differenzialdiagnostik sowie
● medikamentöse und nichtmedikamentöse Interventionsmöglichkeiten der Tumor-assoziierten
Fatigue.
Methodische Vorgehensweise
Die Arbeit basiert auf einer selektiven Literatursuche
(Cochrane Library, Embase, Medline) und bezieht
Leitlinien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN, [2]), der Deutschen Gesellschaft für
Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM,
[3]) und ein Konsensusstatement der European Association for Palliative Care (EAPC, [4]) ein.
Kennzeichen der Tumor-assoziierten Fatigue
Die häufigsten Beschwerden sind
Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung und
verminderte Leistungsfähigkeit.
Deutsche Fatigue Gesellschaft e.V., Köln: PD Dr. med. Rüffer
Klinik für Tumorbiologie, Abteilung Psychoonkologie, Universitätsklinikum
Freiburg: Prof. Dr. phil. Weis
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 9 | 2. März 2012
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MEDIZIN
KASTEN 1
Merkmale der Tumor-assoziierten
Fatigue
● Durch CrF kommt ein Teufelskreis aus geringer Leistungsfähigkeit, Inaktivität, Vermeidung von Anstrengungen, fehlender Regeneration, Hilflosigkeit und depressiver Stimmung in Gang.
● Je stärker die Beschwerden während der Tumortherapie sind, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass
sie auch nach der Behandlung weiter bestehen.
● Folgende Symptome sind Risikofaktoren für CrF
–
–
–
–
Schmerz
Übelkeit
vorbestehende depressive Störungen
andere psychische Störungen und Belastungen
Erscheinungsbild
Die Symptomatik der Tumor-assoziierten Fatigue ist
vielschichtig und reicht von Gefühlen der Abgeschlagenheit und mangelnden Energie über Antriebs- und Interesselosigkeit bis zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Die empfundenen Störungen und Einschränkungen
werden von den Betroffenen sehr unterschiedlich beschrieben und ausgedrückt. Qualitative Studien zeigen,
wie individuell die Beschwerdebilder sind und dass
kaum eines dem anderen gleicht (5, e1). Typischerweise
stehen die Beschwerden in keinem rechten Verhältnis zu
vorangehenden Aktivitäten und nach Erholungsphasen
oder Schlaf tritt, im Gegensatz zur normalen Müdigkeit
und Erschöpfung, häufig keine oder nur geringe Besserung ein (6). Viele Betroffene leiden zusätzlich unter
Schmerzen, Schlafstörungen und psychischer Belastung
durch Angst und Depression (7–9) (Kasten 1).
Von allen Symptomen und Beschwerden, unter denen Krebspatientinnen und -patienten leiden, wie
Schmerzen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und
Übelkeit, werden die der CrF als die am stärksten belastenden empfunden (e2, e3). CrF führt zu verminderter Lebensqualität und schränkt die Leistungsfähigkeit
vieler Betroffener deutlich ein (10, e3, e4).
In zahlreichen prospektiven Studien waren Symptome der CrF mit kürzeren Überlebenszeiten und erhöhter Sterblichkeit verbunden (e5, e6). CrF kann zu jedem
Risikofaktoren für
Tumor-assoziierte Fatigue sind
– Schmerz
– Übelkeit
– vorbestehende depressive Störung
– andere psychische Störungen und Belastungen
162
Zeitpunkt der Erkrankung auftreten, als frühes Zeichen
bereits vor der Diagnose, während der Behandlung,
lange nach deren Abschluss oder bei rezidivierender
beziehungsweise progredienter Erkrankung. Die Symptome der CrF können zeitlich begrenzt sein oder längere Zeit persistieren, in einzelnen Fällen noch Jahre nach
Abschluss der Tumortherapie (e7). Je stärker dabei die
Beschwerden bereits während der Behandlung sind
(Chemo-/Strahlentherapie), umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch nach der Therapie wieder auftreten oder weiter bestehen (e8).
Auswirkungen
Je nach Verlauf und Ausprägung reichen die Auswirkungen der CrF von vorübergehender Unpässlichkeit über
unzureichende Alltagsbewältigung mit sozialem Rückzug (e9) bis zu Berufs- und Erwerbsunfähigkeit mit persönlichen finanziellen und volkswirtschaftlichen Belastungen (e10, e11). Hiervon sind nicht nur die Patienten
allein, sondern auch ihr soziales Umfeld betroffen (e12).
Viele Untersuchungen zeigen, dass Beschwerden
und Zeichen der CrF kaum systematisch erfragt werden. Dadurch nehmen Behandlungsteams das Ausmaß
der Belastungen und Einschränkungen durch CrF nicht
ausreichend wahr und unterschätzen die Behandlungsbedürftigkeit (11, 12). Gründe für eine unzureichende
Kommunikation über CrF finden sich sowohl auf Seiten der Betroffenen als auch bei den Behandlern. So
sprechen Patienten die Beschwerden nicht an, weil sie
nicht als klagsam erscheinen möchten oder sie diese als
„zur Krankheit und Therapie gehörend“ betrachten.
Auch befürchten sie, dass die Symptome einen Rückfall der Erkrankung bedeuten könnten oder dass die
Therapie verzögert werden könnte (e13, e14). Auf Seiten des Behandlungsteams sind mangelnde Zeit und
fehlende Kenntnisse zur Diagnostik und zu Behandlungsmöglichkeiten wichtige Hinderungsgründe für eine angemessene Kommunikation (11). Nicht zuletzt
führen Vergleiche der Behandler und des sozialen Umfelds mit der (jeweils eigenen) Alltagsmüdigkeit dazu,
dass die Beschwerden der Betroffenen relativiert und
nicht ausreichend ernst genommen werden (e15, e16).
Prävalenz
Bei der Interpretation epidemiologischer Zahlen zur
Tumor-assoziierten Fatigue (CrF) ist zu bedenken, dass
CrF zwar durch eine charakteristische Gruppe von
Symptomen gekennzeichnet ist, aber keine nosologische Einheit darstellt. In epidemiologischen Studien
Teufelskreis
Je stärker die Beschwerden bereits während
der Behandlung sind (Chemo-/Strahlentherapie),
umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass
diese auch nach der Behandlung weiter bestehen.
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wird daher die Häufigkeit der CrF mit Hilfe von
Selbsteinschätzungsfragebögen untersucht. Als Goldstandard gelten dabei Fragebögen, mit denen die verschiedenen Dimensionen der CrF (somatisch, affektiv
und kognitiv) erfasst werden (zum Beispiel mit dem
Multidimensional Fatigue Inventory [MFI]) (e17). Da
allerdings sehr unterschiedliche Fragebögen eingesetzt
werden und die Festlegungen, ab welcher Ausprägung
die angegebenen Beschwerden als CrF betrachtet werden, nicht einheitlich sind, schwanken die Ergebnisse
zur Prävalenz zum Teil deutlich. In einer aktuellen
Längsschnittuntersuchung einer repräsentativen Stichprobe in Deutschland zur CrF wiesen 32 % der Krebspatienten bereits bei stationärer Aufnahme, 40 % bei
Entlassung und 36 % ein halbes Jahr darauf deutlich
stärkere Müdigkeits- und Erschöpfungssymptome auf
als eine gesunde Vergleichsgruppe (gemessen mit MFI,
Subskala „generelle Fatigue“) (13). In einer weiteren
Untersuchung fanden Kuhnt et al. zwei Jahre nach Abschluss der Erstbehandlung noch bei 48 % der Patienten Zeichen und Beschwerden der CrF, die bei 12 %
sehr stark ausgeprägt waren (e18). Diese Häufigkeiten
sind mit Ergebnissen aus internationalen Studien vergleichbar (e19–e21).
GRAFIK 1
Arzneimittelwirkungen
psychische Belastung
Depression
Angst
Anpassungsstörung
Belastungsreaktion
Schlafstörungen
Insomnie
Hypersomnie
obstruktive
Schlafapnoe
Restless-legsSyndrom
Narkolepsie
Schmerz
Tumor-assoziierte
Fatigue
Ernährungsstörungen
Malnutrition
Anorexie/Kachexie
Dehydrierung/Elektrolytentgleisungen
Anämie
verminderte körperliche Leistungsfähigkeit
reduzierte Fitness
Bewegungsmangel
Myopathie/Sarkopenie
Begleiterkrankungen
Infektionen
kardio-/respiratorische Störungen
renale, hepatische,
endokrine, neurologische Störungen
paraneoplastische
Syndrome
Einflussfaktoren und behandelbare Ursachen der CrF (nach [e81]) (aus: Mortimer JE,
et al.: Studying cancer-related fatigue: Report of the NCCN Scientific Research Committee. J
Natl Compr Canc Netw 2010; 8: 1331–9; Reprinted with permission from JNCCN—Journal
of the National Comprehensive Cancer Network.).
Ätiologie und Pathogenese
Alle Erklärungsmodelle zur Ursache und Entstehung
von Müdigkeits- und Erschöpfungssyndromen gehen
von komplexen und multikausalen Vorgängen aus.
Bei der CrF können diese durch den Tumor bedingt
oder Folge der Therapie sein, aber auch Ausdruck einer genetischen Disposition, begleitender somatischer oder psychischer Erkrankungen, wie auch verhaltens- oder umweltbedingter Faktoren sein (14,
15). Damit ergibt sich eine breite Palette möglicher
Ursachen und Einflussfaktoren somatischer, affektiver, kognitiver und psychosozialer Art, die zu der gemeinsamen Endstrecke Tumor-assoziierte Fatigue
führen und beim einzelnen Patienten häufig nicht
voneinander getrennt werden können. Als zugrunde
liegende pathophysiologische Faktoren werden diskutiert:
● Dysregulation inflammatorischer Zytokine
(e22–e25)
● Störung hypothalamischer Regelkreise (e26–e28),
● Veränderungen im serotoninergen System des
ZNS (e29, e30)
● Störung der zirkadianen Melatoninsekretion und
des Schlaf-Wach-Rhythmus (e31–e33) sowie
Entsprechend der Leitlinie des NCCN sollte bei allen
Patienten während der Behandlung und in der Nachsorge in regelmäßigen Abständen gezielt nach Müdigkeitsund Erschöpfungssymptomen gefragt werden (2). Hierfür wird empfohlen, mit Hilfe einer visuellen Analogskala die Intensität der Beschwerden in der vorangegangenen Woche zu ermitteln (0 = nicht müde, 10 = stärkste
Müdigkeit). Eine Intensität von ≥ 4 wird dabei als
Schwellenwert für weitere Diagnostik betrachtet. Weiterhin wird empfohlen, mithilfe visueller Analogskalen
Mögliche pathophysiologische Faktoren
• Dysregulation inflammatorischer Zytokine
• Störung hypothalamischer Regelkreise
• Veränderungen im serotoninergen System
• Störung der zirkadianen Melatoninsekretion
• Genpolymorphismen für Regulationsproteine
Diagnostik
Entsprechend der Leitlinie des National Comprehensive Cancer Network sollte bei allen Patienten
während der Behandlung und in der Nachsorge in
regelmäßigen Abständen gezielt nach Müdigkeitsund Erschöpfungssymptomen gefragt werden.
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●
Genpolymorphismen für Regulationsproteine der
oxidativen Phosphorylierung, der Signaltransduktion in B-Zellen, der Expression proinflammatorischer Zytokine und des Katecholaminstoffwechsels (e34–e37).
Bei der häufig stark verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit werden als Ursachen vornehmlich Veränderungen in kortikalen und spinalen Zentren der Sensomotorik (e38) wie auch solche des muskulären Erregungs- und Energiestoffwechsels beschrieben (e39).
Diagnostik
163
MEDIZIN
GRAFIK 2
Sceening
Anamnese
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Untersuchung
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(vor oder nach der Tumordiagnose)
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Grundlegende und vertiefende Diagnostik
KASTEN 2
2-Fragen-Test zur Anamnese einer
depressiven Erkrankung
Tumor-assoziierte Fatigue kann sowohl Ausdruck einer (vorbestehenden)
Depression sein, als auch depressive Störungen nach sich ziehen
2-Fragen-Test zur Anamnese einer depressiven Erkrankung:
● „Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt
oder hoffnungslos?“
● „Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen,
die Sie sonst gerne tun?“
2-Fragen-Test zur Anamnese einer depressiven Erkrankung
Tumor-assoziierte Fatigue kann Ausdruck einer vorbestehenden
Depression sein. Daher sollte der 2-Fragen-Test Bestandteil der
Diagnostik sein.
164
zu erfragen, wie stark sich die CrF auf verschiedene
Lebensbereiche auswirkt. Hier bedeuten Werte von ≥ 5
eine starke und ernst zu nehmende Beeinträchtigung
sozialer Funktionen der Betroffenen (e40). Wenn Beschwerden und Zeichen der CrF vorliegen, trifft die
weitergehende Diagnostik auf folgende Schwierigkeiten:
● Die Symptomatik der CrF ist unspezifisch, weil
sie auch Ausdruck für andere Erkrankungen oder
Funktionsstörungen sein kann.
● Die selbsteingeschätzten Beschwerden und Belastungen der Betroffenen definieren das Krankheitsbild.
● Die Betroffenen sehen trotz schwerer Belastung
häufig nicht krank aus.
● Die Art und Ausprägung der Beschwerden
schwanken von Patient zu Patient und können
sich im Laufe der Zeit verändern.
● Es gibt keine verlässlichen Labor- oder Funktionstests für CrF.
Die Komplexität dieser Situation erfordert ein differenziertes Vorgehen, dessen Hauptziel es ist, behandelbare Ursachen und Einflussfaktoren zu identifizieren
(Grafik 1).
Die zentrale Rolle in der diagnostischen Vorgehensweise nimmt das anamnestische Gespräch ein. In diesem sollten genau die Art, Ausprägung und der zeitliche Verlauf der Beschwerden erfragt werden und auf
mögliche Zusammenhänge mit vegetativen Funktionen
geachtet werden wie:
● Schlafverhalten
● soziale und umweltbedingte Faktoren
● Medikationen einschließlich Selbstmedikationen
● Gebrauch von Genuss- und Rauschmitteln
● Vorgeschichte
● körperliche Aktivität.
Des Weiteren sollte erfragt werden, ob die Symptome als neuartig beziehungsweise ungewohnt erlebt werden. Zusammen mit der körperlichen Untersuchung können hierdurch Hinweise für mögliche
Ursachen oder beeinflussende Faktoren identifiziert
werden (3) (Grafik 2). Lassen sich durch Anamnese,
körperlichen Befund und orientierende Basislaboruntersuchung keine möglicherweise zugrundeliegenden Funktionsstörungen eingrenzen, sind weiterführende Labor- und apparative Untersuchungen
häufig auch wenig ergiebig. Nach den Leitlinien der
DEGAM sind diese daher nur bei eindeutigen Auffälligkeiten in der bis dahin durchgeführten Diagnostik
indiziert (3).
Anamnestisches Gespräch
Im anamnestischen Gespräch sollten genau
die Art, Ausprägung und der zeitliche Verlauf der
Beschwerden erfragt werden und auf mögliche
Zusammenhänge mit vegetativen Funktionen
geachtet werden.
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GRAFIK 3
Tumor-assoziierte Fatigue (alle Situationen der Tumorerkrankung)
kausal
symptomatisch
Anämie
ESA, Transfusion
nicht medikamentös
Depression
Antidepressiva
Psychotherapie
Malnutrition/
Exsikkose
Ernährung verbessern,
Anabolika, Hydration
Hypothyreose
Hypogonadismus
Hormone
substituieren
Imbalance im
Elektrolythaushalt
Substitution
Bisphosphonate
Infektionen/Fieber
Antiinfektiva,
Antipyretika
weitere Komorbiditäten
angemessen behandeln
unerwünschte
Arzneimittelwirkungen
Dosisreduktion/
Umstellung erwägen
Schlafstörungen
Schlafhygiene, Sedativa
Tumorerkrankungen
nach Leitlinien
therapieren
Nebenwirkung der
Tumortherapie
gegebenenfalls ändern
(falls kein Wirkungsverlust)
körperliches Training
Psychoedukation/
Beratung
Aktivitäts- und Energiesparmanagement
Kräfte einteilen,
Entspannung, Genuss
(kognitive)
Verhaltenstherapie
adäquatere Bewertung
und bessere Akzeptanz
der eigenen Situation
medikamentös
Phytopharmaka
P. Ginseng, Guaraná
Kortikosteroide
Prednisolon
1–2 Wochen (vor allem
in fortgeschrittener
Palliativsituation)
„Off-label“
(Stimulanzien/TRH)
Methylphenidat,
Modafinil, TRH
Therapiealgorithmus (modifiziert nach Radbruch et al [4]); TRH, Thyrotropin-releasing hormone; ESA, Erythropoiesis stimulating agent
(aus: Radbruch L, et al.: Fatigue in palliative care patients—an EAPC approach. Palliat Med 2008; 22: 13–32; Mit freundlicher Genehmigung SAGE Publications)
Eine häufige und wichtige Aufgabe bei der Differenzialdiagnose der CrF ist es, den Zusammenhang
mit depressiven Störungen zu klären. In nahezu allen
Untersuchungen sind Müdigkeits- und Erschöpfungssymptome mit solchen der Depressivität korreliert (8), was nicht verwundert, weil Ermüdbarkeit
und Antriebsmangel zu den Hauptsymptomen depressiver Störungen zählen. Nach den Ergebnissen
zweier Studien liegt allerdings nur bei etwa einem
Drittel der Betroffenen mit ausgeprägter CrF gleichzeitig eine depressive Störung im Sinne einer „Major
Depression“ (DSM-IV) vor (e41, e42). Für die rasche und sensitive Erkennung einer depressiven Störung als mögliche Ursache einer CrF empfiehlt sich
in der Praxis der „2-Fragen-Test“ (e43). Wenn beide
Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, liegt mit hoher
Wahrscheinlichkeit eine depressive Störung vor, die
weitergehender Fachdiagnostik bedarf (Kasten 2).
Differenzialdiagnose
Es muss geklärt werden, ob ein Zusammenhang
mit einer depressiven Störung besteht.
Klassifizierung
Die symptomatischen Ursachen können
medikamentös oder/auch nichtmedikamentös
behandelt werden.
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TABELLE 1
Nichtmedikamentöse Behandlungen der CrF mit Evidenz aus systematischen Übersichtsarbeiten (SR),
Metaanalysen (MA) oder randomisierten kontrollierten Studien (RCT)
Intervention
inhaltliche Gestaltung
Evidenz
Sport/Bewegung
mehrmals wöchentliches Ausdauer- und Krafttraining bei moderater
Belastungsintensität, je 30–45 min., langsame Steigerung der Intensität,
individuelle Anpassung der Übungen, fachkundige Anleitung wünschenswert
(bei Krafttraining erforderlich)
SR/MA: (e70–e72)
Psychoedukation kognitive gezielte Beratung/Information über CrF, Entlastung der Patienten, IdentifikatiVerhaltenstherapie
on adaptiver und maladaptiver Einstellungen, Abbau von Ängsten, Hilfen
beim Umgang mit Stress und erlebten Belastungen, Förderung aktiver problemzentrierter Verarbeitungsstrategien, Erlernen von Kontrollmöglichkeiten
SR/MA: (e71, e75, e76)
Aktivitäts- und Energiemanagement
Einteilen von Kräften, Aufgabenplanung, Einlegen von Pausen und
Ruhephasen, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung
SR/MA: (e76)
Entspannungstechniken,
Achtsamkeit
progressive Muskelrelaxation, achtsamkeitbasierte Stressreduktion (MBSR)
RCT: (e78, e79)
Die Erfahrung im Umgang mit CrF-Patienten zeigt,
dass bei vielen keine eindeutige psychosoziale oder somatische Ursache identifiziert werden kann. Dies darf
aber nicht dazu führen, dass die Beschwerden von Behandlerseite als nicht „legitim“ abgetan werden. Vielmehr ist es gerade in diesen Situationen wichtig, die
Symptome und Belastungen ernst zu nehmen und Gesprächs- und Handlungsbereitschaft zu signalisieren.
Oft können Folgekontakte noch nach einigen Wochen
oder Monaten zur diagnostischen Klärung beitragen (3).
Therapie
Die Behandlung der CrF muss in den meisten Fällen
ohne eindeutig diagnostizierte Ursache, aber in der
Kenntnis möglicher Einflussfaktoren geplant werden
(Grafik 3). Sie sollte frühzeitig beginnen, um einer
möglichen Chronifizierung entgegenzuwirken (e8). Die
Behandlung verknüpft verschiedene Behandlungsansätze miteinander und orientiert sich dabei an der individuellen Ausprägung der körperlichen, psychischen
und kognitiven Beschwerden, dem Ausmaß der funktionellen Beeinträchtigung, den Vorstellungen der Betroffenen und bezieht das soziale Umfeld der Betroffenen in die Planung der Behandlung ein (e44).
Die zentralen Ziele der Behandlung sind:
● verstärkende Faktoren der CrF zu mindern
● individuelle Hilfen für den Umgang mit den
Beschwerden und Belastungen zu geben
Therapiestrategien
Die Therapie sollte frühzeitig beginnen, um einer
möglichen Chronifizierung entgegen zu wirken.
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RCT: (e73, e74)
RCT: (e47, e77)
RCT: (e48, e49)
●
vorhandene Kräfte und Ressourcen zu aktivieren und
● sich gemeinsam um eine, der Vielschichtigkeiten der Situation angemessene, biopsychosoziale Sicht zu bemühen.
Als erster Schritt sollten die Betroffenen eingehend
über CrF informiert und beraten werden. Viele Patienten wissen nicht, dass es CrF gibt und verstehen –
gerade wenn sie von ihrer Krebserkrankung geheilt
sind – nicht, warum sie so erschöpft sind. Zudem erleben sie vielfach Unverständnis für ihre Situation
aus ihrem sozialen Umfeld. Bereits das Wissen, dass
die Beschwerden „einen Namen haben“ und dass es
Möglichkeiten der Behandlung gibt, kann sehr entlastend wirken (e45). Es ist in diesem Zusammenhang
auch von Bedeutung, die Patienten darauf hinzuweisen, dass CrF nicht gleichbedeutend mit einer
schlechten Prognose sein muss (e46). Ängste können
auf diese Weise abgebaut beziehungsweise verhindert
werden, wenn die Aufklärung bereits präventiv vor
Beginn der Tumortherapie erfolgt (e8).
Alle nachfolgenden Anregungen zu medikamentösen und nichtmedikamentösen Behandlungen der
CrF stammen aus randomisierten kontrollierten Studien, deren Zusammenfassungen in Übersichtsarbeiten oder aus Metaanalysen (entsprechend einem Evidenzlevel 1–2 nach Oxford Center Evidence Based
Medicine).
Die zentralen Ziele der Behandlung sind
• verstärkende Faktoren der CrF mindern
• Hilfen für den Umgang mit den Beschwerden
und Belastungen geben
• vorhandene Kräfte und Ressourcen aktivieren
• sich um biopsychosoziale Sicht bemühen
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Nichtmedikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Nicht-pharmakologische Interventionen bieten viele
Möglichkeiten, Beschwerden und Belastungen der
CrF zu mindern.
Die Ergebnisse zweier aktueller Metaanalysen
und zahlreicher randomisierter kontrollierter Studien
erlauben hierfür die Empfehlung spezifischer psychosozialer Interventionen und spezieller Formen
körperlichen Trainings (16, 17).
Psychosoziale Interventionen – Zur Verringerung der CrF können vor allem kognitiv-verhaltensbezogene Therapieansätze (16, 17, e47), Psychoedukation beziehungsweise gezielte, themenbezogene
Beratung (16, 17) sowie Energiespar- und Aktivitätsmanagement und Methoden zur Stärkung und Förderung der Regeneration (17, e48, e49) eingesetzt werden (Tabelle 1).
Während die Durchführung von (kognitiven) Verhaltenstherapien und achtsamkeitbasierter Stressreduktion (MBSR) in die Hand speziell dafür ausgebildeter Fachkräfte gehört, können die übrigen
Interventionen – vorbehaltlich der räumlichen und
personellen Voraussetzungen – in den Praxisalltag
integriert werden.
Bei der Anleitung zum Aktivitäts- und Energiesparmanagement sollen die Betroffenen lernen, mit
ihren Kräften hauszuhalten, beispielsweise nur wichtige Aufgaben selber zu erledigen, rechtzeitig Ruhepausen einzulegen und Zeiten für angenehme Aktivitäten (wie Kinobesuche, sich mit Freunden treffen,
Musikhören etc.) einzuplanen.
Psychoedukative Interventionen und themenzentrierte Beratung sind wichtige Elemente eines supportiven Behandlungskonzeptes. Als besonders geeignet haben sich gezielte kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze erwiesen (17, e47). Bei diesen ist
das Ziel, die Zusammenhänge zwischen körperlichen
Beschwerden, ihrer Bewertung (beispielsweise „unangenehm“ versus „katastrophal“), daraus resultierender emotionaler Befindlichkeit (beispielsweise
„Sorge“ versus „Verzweiflung“) und Verhaltensweisen deutlich zu machen. Die Betroffenen sollen erkennen, dass durch eine angemessene Bewertung der
Situation die Lebensqualität positiv beeinflusst werden kann. Mit kognitiven Verhaltenstherapien und
MBSR lassen sich auch die mit CrF häufig einhergehenden Hyper- und Insomnien beeinflussen (2). Darüber hinaus werden auch Hilfestellungen für die
Verarbeitung der Krankheit und deren Behandlungs-
Arzt-Patienten-Beziehung
Psychoedukative Interventionen und themenzentrierte Beratung sind wichtige Elemente eines
supportiven Behandlungskonzeptes.
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KASTEN 3
Kontraindikationen für Sport bei
Tumorpatienten*1
● Absolute Kontraindikationen
– akute Erkrankungen
– akute Schübe beziehungsweise Dekompensation bei
chronischen Erkrankungen
– Fieber > 38 Grad
– Schmerzen
– unzureichend eingestellter Blutdruck bei Hypertonie
● Relative Kontraindikationen
– Anämie < 8 g/dL
– Thrombopenie und Gerinnungsstörungen
– Knochenmetastasen
– Komorbiditäten wie koronare Herzkrankheit, pAVK,
arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Arthrose
– Gabe von Zytostatika am Tag des Sports
– mediastinale/kardiale Bestrahlung
– grippeähnliche Beschwerden bei Immuntherapien
– Epilepsie
*1 modifiziert nach (22, e80), pAVK, periphere arterielle Verschlusskrankheit
folgen sowie für den Umgang mit psychischem Dysstress durch Angst, Stimmungsschwankungen etc.
vermittelt.
Körperliches Training – Ausdauer- und Krafttrainingsprogramme beugen dem Teufelskreis aus
Bewegungsmangel, Verlust an Kondition und rascher
Erschöpfung vor und können allen Patienten mit CrF
empfohlen werden (18, e50), solange keine Kontraindikationen bestehen (Kasten 3). Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention und die
Deutsche Krebsgesellschaft haben Richtlinien für
die Gestaltung von Trainings- und Sportprogrammen
für Tumorpatienten veröffentlicht (19).
Idealerweise findet ein medizinisches Aufbautraining mehrmals pro Woche statt, mit täglichen Übungen zur Ausdauer und zweimal wöchentlichen Kraft-
Körperliches Training
Ausdauer- und Krafttrainingsprogramme beugen
dem Teufelskreis aus Bewegungsmangel, Verlust
an Kondition und rascher Erschöpfung vor und
können allen Patienten mit CrF empfohlen werden.
167
MEDIZIN
trainingseinheiten. Die Übungen sollten sich jeweils
über 30–45 Minuten pro Trainingseinheit erstrecken
(20) (Kasten 4). Der Umsetzung eines solchen Idealplans für ein (lebenslanges) körperliches Training
stehen aus Patientensicht zahlreiche Hinderungsgründe wie körperliche Einschränkungen, fehlendes
Interesse oder vermeintlicher Mangel an Gelegenheiten entgegen (e51). Diese Hinderungsgründe gilt
es, durch das fachkundige Gespräch aufzuspüren und
durch gezielte Beratung oder kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze zu überwinden, so dass das körperliche Training regelmäßiger Teil der Alltagsaktivitäten wird. Dabei hilft es, die Neigungen der Patienten bezüglich der verschiedenen Sportarten zu
berücksichtigen sowie Intensität und Dauer der Trainingseinheiten an die Möglichkeiten der Patienten
und die jeweilige Krankheitssituation anzupassen
und über vier bis sechs Wochen langsam zu steigern
(21). Die Belastungsintensität in der Endstufe sollte
70–80 % der maximalen Belastbarkeit (maximaler
Puls beziehungsweise maximale Kraft) nicht überschreiten. Während Krafttraining möglichst in Einrichtungen mit physiotherapeutischer oder ärztlicher
Betreuung stattfinden sollte, kann die Durchführung
eines moderaten Ausdauertrainings auch im Praxisalltag angeleitet werden. Für ein effektives Training
sollte die Intensität bei einem Puls von 70–80 % der
maximalen Herzfrequenz liegen. Ein Leitsatz hierfür
ist: „laufen ohne zu schnaufen“ (22).
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Zur Behandlung der CrF werden Medikamente mit
sehr unterschiedlichen Wirkprinzipien, zum Beispiel
psychostimulierende Medikamente, Phytotherapeutika, Wachstumsfaktoren, Kortikosteroide und Antidepressiva eingesetzt. Interventionsstudien mit Antidepressiva haben bislang keine Verbesserung der CrF gezeigt (e52). Daher stellen Antidepressiva nur bei klarer
Abgrenzung beziehungsweise Diagnose einer depressiven Störung eine Behandlungsmöglichkeit dar.
Im Folgenden wird nur auf Therapien Bezug genommen, die in randomisierten kontrollierten Studien auf Wirksamkeit und Sicherheit untersucht wurden (entsprechend Evidenzlevel 1–2 nach Oxford
Center Evidence Based Medicine) (Tabelle 2).
Hämatopoetische Wachstumsfaktoren – Mit der
Gabe hämatopoetischer Wachstumsfaktoren (Erythropoiesis Stimulating Agents [ESA]) kann CrF bei
anämischen Patienten während der Chemotherapie
gemindert werden (e53). Der zu erwartende Behandlungseffekt ist auf nur wenige Patienten begrenzt,
weil die Mehrzahl der Betroffenen mit CrF keine
Anämie hat (e52, e54, e55). Da die Ergebnisse einer
Metaanalyse individueller Patientendaten eine Zunahme der Sterblichkeit nahelegen, wenn ESA während der Chemotherapie gegeben werden, und ESA
die Häufigkeit thrombotischer und thromboembolischer Ereignisse erhöhen (e56), ist eine kritische Abwägung des Nutzens und der Risiken einer Therapie
der CrF mit ESA unbedingt erforderlich (e57).
Psychostimulierende Medikamente – Die Psychostimulanzien Methylphenidat (MP) und Modafinil (MF) können CrF verringern (23–25). Der Einsatz beider Medikamente ist in Deutschland allerdings zurzeit nur „Off-label“ oder innerhalb von Studien möglich. Sie können insbesondere bei Patienten
mit schwerer CrF, bei denen andere Behandlungen
nicht zu befriedigendem Erfolg führen, hilfreich
sein. Allerdings müssen Gegenanzeigen, wie zum
Beispiel schlecht eingestellte arterielle Hypertonie,
symptomatische koronare Herzkreislauferkrankungen, Arrhythmien oder Krampfleiden bei Methylphenidat oder Psychosen und schwere affektive Störungen bei Modafinil beachtet werden.
Methylphenidat reduzierte mäßig bis schwere
CrF signifikant besser als Placebo bei Patienten
mit fortgeschrittenen Prostatakarzinomen (e58) und
gynäkologischen Tumoren (e59) (Tabelle 2). Nach
den Ergebnissen einer retrospektiven Untersuchung
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Zur Behandlung der CrF werden Medikamente mit
sehr unterschiedlichen Wirkprinzipien, zum
Beispiel psychostimulierende Medikamente,
Phytotherapeutika, Wachstumsfaktoren und
Kortikosteroide eingesetzt.
Psychostimulierende Medikamente
Die Psychostimulanzien Methylphenidat und
Modafinil können insbesondere bei Patienten mit
schwerer CrF, bei denen andere Behandlungen
nicht zu befriedigendem Erfolg führen, hilfreich
sein.
KASTEN 4
Berechnung der maximalen Herzfrequenz nach Lagerstrøm (nach [15])
● in der Akutklinik: 180 minus Lebensalter
● in der Rehabilitationsphase bei kraftorientierten
Ausdauersportarten wie Radfahren, Rudern:
220 minus Lebensalter
● in der Rehabilitationsphase bei nicht kraftorientierten
Ausdauersportarten wie Schwimmen, Joggen:
220 minus 2/3 des Lebensalters
Diese Formeln sind als Richtlinien zu verstehen.
Die Betroffenen dürfen nicht überfordert werden!
168
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 9 | 2. März 2012
MEDIZIN
TABELLE 2
Randomisiert kontrollierte, doppelt verblindete medikamentöse Interventionsstudien mit CrF als primärem Endpunkt und
nachgewiesener Wirkung
Studie
Design
Patienten
Intervention
Wirkung auf CrF
(Hauptzielparameter)
Roth 2010
(e58)
zweiarmig, parallel,
placebokontrolliert
68, fortgeschrittenes Prostatakarzinom
Methylphenidat, Beginn mit
1 × 5 mg/d oral, Dosissteigerung alle 2–3 Tage um
5 mg/d möglich,
Höchstdosis 2 × 15 mg/d
Besserung nach 6 Wochen
Behandlung (BFI)
Lower 2009
(e59)
zweiarmig, parallel,
placebokontrolliert
152, vorwiegend Mammaund Ovarialkarzinom, alle
Stadien
D-MP, Beginn mit 2 × 5 mg/d
oral, Dosissteigerung
wöchentlich möglich,
Höchstdosis 50 mg/d
Besserung nach 8 Wochen
Behandlung (FACIT-F)
Jean-Pierre 2010
(e61)
zweiarmig, parallel,
placebokontrolliert
867, verschiedene Tumorerkrankungen, alle Stadien,
während Chemotherapie
Modafinil, 1 × 100 mg/d oral,
nach 3 Tagen 200 mg/d,
Höchstdosis 400 mg/d
Besserung nach 8–12
Wochen Behandlung nur in
der Gruppe mit schwerer
CrF (BFI)
Younus 2003
(e66)
zweiarmig, parallel,
placebokontrolliert
20, verschiedene Tumorerkrankungen, verschiedene
Stadien, während Chemotherapie
Panax ginseng, oral,
Dosierung nicht angegeben,
tägliche Einnahme
Besserung nach 9–12
Wochen Behandlung (BFI)
Barton 2010
(e65)
vierarmig, parallel,
placebokontrolliert
290, verschiedene Tumorerkrankungen, alle Stadien,
während Chemotherapie
Panax quinquefolius,
750–2 000 mg/d oral
Besserung nach 4 und 8
Wochen in den Gruppen mit
1 000 und 2 000 mg/d (BFI)
Campos 2011
(e68)
zweiarmig, parallel,
placebokontrolliert
75, Mammakarzinom, alle
Stadien, während Chemotherapie
Guarana, 2 × 50 mg/d, oral
Besserung nach 3 und 7
Wochen Behandlung
(FACIT-F)
Kamath 2011
(e63)
zweiarmig, crossover, placebokontrolliert
9, verschiedene Tumorerkrankungen und Stadien
TRH, 1 × 0,5 mg/Woche i.v.,
dann 1 × 1,5 mg/Woche i.v.
Besserung 3, 7 und 24 h
und bis zu 1 Woche nach
TRH-Gabe (VAS)
D-MP, Dextromethylphenidat; BFI, brief fatigue inventory; FACIT-F, functional assessment of chronic illness therapy-fatigue; VAS, visuelle Analogskala;
TRH, Thyrotropin-releasing hormon
von Studiendaten scheint die Wirksamkeit besser
zu sein bei stark ausgeprägter CrF, bei Eintritt der
Wirkung innerhalb der ersten Behandlungstage und
bei Verwendung der D-(+)-Form von Methylphenidat (e60).
Nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie ist
die Wirksamkeit von Modafinil auf schwere Ausprägungen der CrF begrenzt (e61) (Tabelle 2). Die European Medicine Agency (EMA) hat jedoch im vergangenen Jahr den Einsatz von Modafinil wegen des
Auftretens schwerer psychiatrischer Symptome und
kutaner Reaktionen (Erythema multiforme/StevenJohnson Syndrom) auf die Therapie von Erwachsenen mit exzessiver Schläfrigkeit begrenzt.
Kortikosteroide – Kortikosteroide können in palliativmedizinischen Behandlungssituationen kurzfristige CrF-mindernde und aktivitätssteigernde
Wirkungen haben (e62). Daher empfehlen das
National Comprehensive Cancer Network (NCCN)
und die European Association for Palliative Care
(EAPC), in diesen Behandlungssituationen Kortikosteroide in Erwägung zu ziehen, allerdings nur für
eine begrenzte Zeit, da ein längerdauernder Einsatz
durch steroidinduzierte Myopathien CrF verschlechtern kann (2, 4).
Thyreoliberin – Ergebnisse einer ersten randomisierten Studie legen nahe, dass die intravenöse Gabe
von Thyreoliberin (Thyrotropin-releasing Hormon,
Thyreoliberin
Ergebnisse einer ersten randomisierten Studie legen nahe, dass die intravenöse Gabe von Thyreoliberin (Thyrotropin-releasing Hormon, [TRH]) eine
sichere und wirksame Behandlungsmöglichkeit
der CrF sein könnte.
Ginseng
Studienergebnisse lassen die vorläufige Schlussfolgerung zu, dass sowohl Panax quinquefolius als
auch P. ginseng CrF wirksam mindern können.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 9 | 2. März 2012
169
MEDIZIN
[TRH]) eine sichere und wirksame Behandlungsmöglichkeit der CrF sein könnte (e63). TRH führte
in dieser Studie zu einer wenige Stunden nach der
Behandlung einsetzenden und mehrere Tage anhaltenden Besserung der Erschöpfungssymptomatik
(Tabelle 2). In Deutschland sind TRH-Präparate allerdings nicht für therapeutische, sondern nur für diagnostische Zwecke zugelassen.
Phytotherapeutika – Ginseng gilt als traditionelles Mittel gegen Erschöpfungszustände aller Art
(e64). Untersucht wurde amerikanischer Ginseng,
Panax quinquefolius (e65) und asiatischer Ginseng,
Panax ginseng C.A. Meyer (e66). Die Ergebnisse der
Studien lassen die vorläufige Schlussfolgerung zu,
dass sowohl P. quinquefolius als auch P. ginseng CrF
wirksam mindern können (Tabelle 2). In Deutschland sind Präparate aus Panax ginseng als Medikamente gegen Erschöpfungszustände zugelassen
(e67).
Für die Wirksamkeit von Guarana (Paullinia cupana) gibt es erste Hinweise aus einer randomisierten
Studie, in der Guarana bei Brustkrebspatientinnen
CrF während der Chemotherapie verbesserte (e68)
(Tabelle 2). Der Hauptwirkstoff von Guarana ist
Koffein und die in der genannten Studie eingesetzte
Menge Guarana enthält etwa soviel Koffein, wie
zwei Tassen starken Kaffees, es soll allerdings langsamer freigesetzt werden, als Koffein aus Kaffee
(e69).
Interessenkonflikt
Prof. Weis erhielt Honorare für Vorträge bei pharmagesponserten
Symposien von Novartis, Roche, Astra Zeneca und Ipsen
PD Rüffer hat Aktien von Sanofi Aventis und nimmt Beratertätigkeiten für
Hexal war.
PD Dimeo erhielt Erstattung für Reise- und Übernachtungskosten von
Chugai und Amgen. Des Weiteren erhielt er Honorare für Vorträge von
Pfizer, Amgen und Chugai. Für ein von ihm initiiertes Forschungsvorhaben
erhielt er Gelder von Pfizer.
Dr. Horneber erhielt Vortragshonorare von Novartis
Dr. Fischer erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Manuskriptdaten
eingereicht: 13. 9. 2011, revidierte Fassung angenommen: 5. 12. 2011
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Guarana
Für die Wirksamkeit von Guarana (Paullinia
cupana) gibt es erste Hinweise aus einer
randomisierten Studie, in der Guarana
bei Brustkrebspatientinnen CrF während
der Chemotherapie verbesserte.
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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 9 | 2. März 2012
MEDIZIN
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@
Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:
www.aerzteblatt.de/lit0912
The English version of this article is available online:
www.aerzteblatt-international.de
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Weitere Informationen zu cme
Anschrift für die Verfasser
Dr. med. Markus Horneber
Medizinische Klinik 5
Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie
Klinikum Nürnberg
Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1
90419 Nürnberg
[email protected]
Die erworbenen Fortbildungspunkte können mit Hilfe
der Einheitlichen Fortbildungsnummer (EFN) verwaltet
werden.
SUMMARY
Cancer-Related Fatigue: Epidemiology, Pathogenesis,
Diagnosis, and Treatment
Background: Many cancer patients suffer from cancer-related
fatigue (CRF) both during and after their treatment. CRF can arise at
any point in the course of the disease and can be either self-limited
or persistent, sometimes for years. It gives rise to a vicious circle of
impaired physical performance, avoidance of exertion, inactivity,
inadequate physical recovery, helplessness, and depressed mood.
Its hallmarks are tiredness, exhaustion, and lack of energy; it can
impair performance so severely that the patient is unable to work.
It is associated with increased mortality. Cancer patients are hardly
ever systematically asked about the symptoms and signs of CRF.
The stress and impairments that it produces are often inadequately
appreciated, and the opportunities for treatment often neglected.
Method: Selective review of the pertinent literature, including
published guidelines from Germany and abroad.
Results: The pathogenesis of CRF is complex, involving an interaction of somatic, emotional, cognitive, and psychosocial factors,
with a highly variable pattern of clinical expression. Clinical historytaking plays a key role in diagnostic assessment. Depressive disorders must be considered in the differential diagnosis. Many
randomized trials and meta-analyses have documented the efficacy
of pharmacological and non-pharmacological treatments for CRF.
Conclusion: Cancer-related fatigue is a serious problem that impairs
patients physically, mentally, and socially. Physicians need to know
how to recognize and treat it.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 9 | 2. März 2012
Dieser Beitrag wurde von der Nordrheinischen Akademie
für ärztliche Fort- und Weiterbildung zertifiziert.
Unter cme.aerzteblatt.de muss hierfür in der Rubrik
„Meine Daten“ oder bei der Registrierung die EFN in das
entsprechende Feld eingegeben werden und durch Bestätigen der Einverständniserklärung aktiviert werden.
Die 15-stellige EFN steht auf dem Fortbildungsausweis.
Wichtiger Hinweis
Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist ausschließlich über das Internet möglich: cme.aerzteblatt.de
Einsendeschluss ist der 13. 4. 2012.
Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen, können
nicht berücksichtigt werden.
Die Lösungen zu dieser cme-Einheit werden in Heft 17/2012
an dieser Stelle veröffentlicht.
Die cme-Einheit „Funktionelle Darmbeschwerden“
(Heft 5/2012) kann noch bis zum 20. 2. 2012 bearbeitet
werden.
Für Heft 13/2012 ist das Thema
„Insektenstiche: Klinisches Bild und Management“
vorgesehen.
Lösungen zur cme-Einheit in Heft 1–2/2012:
Kiefer M, Unterberg A: Differenzialdiagnose und Therapie
des Normaldruckhydrozephalus.
Lösungen: 1c, 2a, 3e, 4d, 5e, 6b, 7a, 8a, 9e, 10b
171
MEDIZIN
Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage
ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.
Frage Nr. 1
Frage Nr. 6
Welche Beschwerden können Hinweis auf CrF sein?
a) Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
b) rezidivierender Spannungskopfschmerz
c) Tremor und verändertes Gangbild
d) Lymphknotenschwellungen und Hautirritationen
e) Ptosis und Diplopie
Bei welchen Patientenäußerungen muss man
differenzialdiagnostisch am ehesten an eine CrF denken?
a) „mir tun zur Zeit alle Muskeln weh, ich fühle mich total verspannt“
b) „wenn ich vom Einkaufen heim komme, bin ich kaputt und muss
mich hinlegen“
c) „ich kann ganz schlecht einschlafen, mir gehen so viele Dinge
durch den Kopf“
d) „ich habe einfach keinen Appetit mehr, aber ich vertrage ja auch
fast nichts“
e) „mich stört zur Zeit jede Fliege an der Wand, ich bin total gestresst“
Frage Nr. 2
Welche orientierenden Laboruntersuchungen sind
in differenzialdiagnostischer Hinsicht bei Patienten,
die erstmals über CrF klagen, sinnvoll?
a) EBV, Borrelien, Hepatitis-Viren, M. tuberculosis,
Herpesviren
b) Großes Blutbild, Nebennierenrindenhormone,
Tumormarker
c) Vitamine, Selen, Vitamin D, Magnesium, Mangan,
Schwermetalle
d) Kleines Blutbild, Elektrolyte, Glukose, Transaminasen,
g-GT, CRP, TSH
e) Serotonin, Cortisol, Melatonin, Zytokine, Katecholamine
Frage Nr. 7
Was ist eine absolute Kontraindikation für Sport, bei
Vorliegen der CrF?
a) Anämie < 8 g/dL
b) Knochenmetastasen
c) Komorbiditäten wie koronare Herzkrankheit, Diabetes mellitus,
Arthrose
d) Fieber ≥ 38 Grad
e) grippeähnliche Beschwerden bei Immuntherapien
Frage Nr. 3
Wie viele Patienten mit ausgeprägter CrF haben
schätzungsweise eine „Major Depression“ nach DSM-IV?
a) weniger als 5 %
b) ~ 10 %
c) ~ 30 %
d) ~ 50–80 %
e) mehr als 80 %
Frage Nr. 8
Wie viel Prozent der maximalen Belastbarkeit (maximaler Puls
beziehungsweise maximale Kraft) sollten beim körperlichen
Training von CrF-Patienten maximal erreicht werden?
a) 50 %
b) 60 %
c) 70 %
d) 80 %
e) 90 %
Frage Nr. 4
In welchem zeitlichen Zusammenhang steht die CrF zur
Tumorerkrankung?
a) sie beginnt meistens vor der Diagnose
b) sie beginnt meistens zwischen Diagnosestellung und
Ersttherapie
c) sie beginnt meistens direkt nach abgeschlossener
Chemotherapie
d) sie beginnt meistens nach Ende der Radiotherapie
e) sie kann zu jedem Zeitpunkt der Tumorerkrankung und
der Tumortherapie beginnen
Frage Nr. 9
Welche nichtmedikamentöse Intervention ist zur
Behandlung der CrF geeignet?
a) Qigong
b) kognitive Verhaltenstherapie
c) Vollwertkost
d) Reflexzonenmassage
e) Kinesiologie
Frage Nr. 10
Frage Nr. 5
Was gilt als bekannter Risikofaktor für CrF?
a) psychische Belastung
b) Reizdarmsyndrom
c) Fibromyalgie
d) Migräne
e) Störungen der Impulskontrolle
172
Welches Präparat ist in Deutschland zur Behandlung
von Erschöpfungszuständen zugelassen?
a) Mistel
b) Paroxetin
c) Panax Ginseng
d) Johanniskrautöl
e) Methylphenidat
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 9 | 2. März 2012
MEDIZIN
Tumor-assoziierte Fatigue
Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie
Markus Horneber, Irene Fischer, Fernando Dimeo,
Jens Ulrich Rüffer, Joachim Weis
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