Tuberkulose Luigia Elzi Jörg D. Leuppi 40% aller Tbc Patienten leben in Südostasien Europa Amerika 5% übrige 6% 8% Südostasien 38% Afrika 18% Westpazifik 25% Wir sind doch ein niedrigPrävalenz-Land, oder ? • Ja schon, aber – Risikogruppen • • • • Patienen aus Hochprävalenzländern Kontaktpersonen von TB Patienten „Gemeinschaftseinrichtungen“ wie Gefängnis, Asylheim HIV-Patienten (2. häufigste AIDS-definierende Erkrankung) – Kleinepidemien – Wir alle diagnostizieren die TB zu spät ! Altersverteilung der Tuberkulose, Schweiz Diagnose der Lungentuberkulose Patienten mit Tb sind krank und kommen zum Arzt. Sie husten. Aktive Suche ist nur im Rahmen einer klar indizierten Umgebungsuntersuchung sinnvoll Direktpräparat ist entscheidend für Ansteckungsrisiko Behandlungsindikation Röntgen ist unspezifisch Diagnose der Lungentuberkulose Drei Sputen sind optimal Sofortiges Sputum, Röhrli mitgeben Morgensputum am nächsten Tag Drittes Sputum bei zweiter Konsultation Die Rolle des Thoraxröntgens • Kein RX-Muster ist spezifisch für TB • 10-15% der Kultur + TB Patienten werden mittels Thorax RX nicht erfasst • 40% der Patienten mit TB Diagnose auf der Basis eines Thorax RX haben keine TB ⇒ Thorax RX ist unzuverlässig für die Diagnose und das Monitoring der Therapie Toman K. Tuberculosis case finding and chemotherapy. WHO, 1979 Thorax RX von Patienten mit HIV Infektion Frühes HIV Spätes HIV (Immunkomprom,CD4+ < 200) Sofortige Therapie reduziert Ansteckungen • Offene TB (Mikrosk. pos.) suchen Hilfe • sie sind 4-20 x ansteckender ! • Unbehandelte offene TB: 1 Infektion/mon • Offene TB: deutlich erhöhte Mortalität Rouillon A. Tubercle 1976;57:275-99 Tbc-Bazillus - Eigenheiten • Generationszeit: 18-24h • Wachsartiger, säurefester Panzer (Lipopolysaccharide) ⇒ lange und kombinierte Therapie Tbc-Therapie • WHO empfohlene Strategie ist v.a. den Bedürfnissen der Entwicklungsländern angepasst; wird aber von uns übernommen • Ethambutol wird aber Streptomycin vorgezogen • Isoniacid und Rifampicin sind bakterizid; Ethambutol ist bakteriostatisch und Pyrazinamid wirkt im sauren Milieu (intrazellulär) • Isoniazid und Pyrazinamid sind liquorgängig Therapieschema • „Kurztherapie“: 2 Monate 4 AB, 4 Monate 2 AB) 4-er Kombination: • Isoniazid • Rifampizin • Pyrazinamid • Ethambutol • (Streptomycin) Tuberkulose ist bei gut geführter Therapie zu 100% heilbar! Dosierung Medikament Kinder Erwachsene Isoniazid Rifampicin 5mg/kg (max. 300mg) 10mg/kg Pyrazinamid 25-30mg(kg Ethambutol 15/mg/kg 5mg/kg (max. 300mg) 10mg/kg (max. 600mg) 25-30mg/kg (max. 2 g) 15mg/kg Tbc-Therapie • Konventionelle Standardschema bei allen neuen Fällen intra- wie extrathorakaler Tbc (Lymphknoten, Pleura, Perikard, Knochen etc.) ausser ZNS • Unter DOT auch intermittierendes Schema möglich (3x/Woche; erste zwei Wochen aber täglich • Bei Tbc-Meningitis/Enzephalitis Konsolidierungsphase (Zweifachtherapie) für 10 Monate (insgesamt 12 Monate Therapie) • Bei Wiederbehandlung besteht ein Resistenzrisiko: 8 Monate Behandlung (1. Mt 5 Medi, 2. Mt 4 Medi, 3.-8. Mt 3Medi Verlaufskontrolle • Sputum: zu Beginn und nach Monat 2 & 5: Resistenz! • Thorax-Rx: zu Beginn und nach Monat 2, 6, 12 & 24 • ALAT: Woche 1 &2, dann monatlich (v.a. bei Risikofaktoren wir C2, HIV, Diabetes etc. • Bei INH zusätzlich 10-40mg Pyridoxin (Vit. B6) • Bei Ethambutol ophthalmologische Kontrolle (Farbsehen) zu Beginn (?) und monatlich ab dem 2. Mt • Bei Streptomycin. Audiogramm monatlich • Compliance: orange Urinverfärbung durch Rifampicin, Qualitative Bestimmung von Isocyanid Nebenwirkungen Medikament Häufig Gelegentlich Isoniazid Hepatitis, kutane Hypersensibilisierung, periphere Neuropathie Rifampicin Hepatitis, Exantheme, Thrombozytopenien, Fieber Pyrazinamid Ethambutol Anorexie, Nausea, Flush Hepatitis, Erbrechen, Hyperurikämie, Gelenkschmerzen Retrobulbärneuritis, Arthralgien Resistente Tbc • Resistenz auf INH: 6Mt Dreifachtherapie (ev. trotzdem mit INH) gleich gut wie ohne Resistenz • Multiresistenz (=Resistenz auf INH und Rifampicin) Therapie auf 18 Mt verlängern; ev. zusätzlich andere Antibiotika • Bei hohem Risiko auf Multiresistenz, Beginn mit Sechsfachtherapie inklusive einem Aminoglykosid und Fluoroquinolon Tbc-Risikogruppen •Alter •Immunsupprimierte •IV-Drogenabhängige •Diabetiker •Alkoholiker •Verwahrloste •Insassen von Gefängnissen, Heimen Directly Observed Treatment ist der STANDARD “DOT has emerged as the standard of care”(Bayer, Lancet, 1995) “Every patient with TB in this country should receive DOT” (Iseman, NEJM, 1993) “DOT seems imperative … where the disease has become epidemic” (Chaulk, JAMA, 1996) Warum ist DOT Standard ? • Ein Drittel der Patienten ist incompliant ! • Es ist unmöglich vorauszusehen wer es ist ! • DOT ist bei Therapiebeginn entscheidend, bis die Konversion des Direktpräparates erfolgt • Jeder Pat, der eine Behandlung verpasst, kann sofort identifiziert und motiviert werden Präventive Chemotherapie Behandlung der latenten Tuberkulose-Infektion: Indikation bei frisch infizierten Personen mit erhöhtem Risiko für eine Reaktivierung innerhalb der ersten Jahren • HIV (Mantoux schon ab 5mm) • Kinder <5J unabhängig vom initialen Mantoux; Mantoux aber im Verlauf wiederholen • Personen >5J bei vorher unbekanntem Mantoux und jetzt >10mm • Frische Konversion bei normalem Rx-Bild (>10mm) • Träger von alten Tbc-Herden nach vorherigem Ausschluss einer offenen Tbc • Personen mit erhöhtem Risiko für eine Reaktivierung (Silikose, Diabetes, Niereninsuffizienz, hochdosierten Steroidtherapie (>15mg/d) und Mantoux >10mm • Personen >35 Jahren aus àlndern mit hoher Tbc-Prävalenz und Mantoux >10mm (ungeimpft) und >15mm (geimpft) Präventive Chemotherapie: empfohlenes Schema Isoniacid (Rimifon) täglich •10mg/kg bei Kindern •5mg/kg bei Erwachsenen; Maximaldosis 300mg für neun Monate - unabhängig vom HIV-Status Alternativschemata z.B. Rifampicin und Pyrazinamid für zwei Monate