138 Rektum und Analkanal Lymphogene Metastasierung Das Rektum führt im Gegensatz zu den anderen Kolonabschnitten nur sehr wenig Lymphgefäße, sodass die Gefahr der lymphogenen Metastasierung erst mit Infiltration der Muscularis mucosae und Submukosa beginnt. Die Lymphe aus den oberen Abschnitten des Rektums fließt zu den Nll. mesenterici inferiores und den Nll. sacrales vor dem Kreuzbein. Vom mittleren, noch oberhalb des Beckenbodens gelegenen Teil des Rektums wird die Lymphe zu den Nll. iliaci interni und den Nll. sacrales geleitet. Lymphgefäße aus der Haut der Analgegend ziehen zu den Nll. inguinales superficiales der Leistengegend, können aber auch den Beckenboden durchqueren und die Nll. sacrales und iliaci interni erreichen. Fernmetastasierung a Der venöse Abfluss bis in den Bereich des Analkanals erfolgt über die Vena rectalis superior zur Vena mesenterica inferior und damit zur Pfortader. Die Vv. rectales mediae und Vv. rectales inferiores leiten das Blut zur V. iliaca interna und schließlich zur V. cava inferior ab. Entsprechend dem venösen Abfluss stellt die Leber das primäre und am häufigsten betroffene Zielorgan für Metastasen dar. Zweithäufigster Metastasierungsort ist die Lunge, die vor allem beim tiefen Rektumkarzinom betroffen sein kann. Es folgen in der Häufigkeit Skelettmetastasen und der Befall von Nebennieren und Gehirn. Bei fortgeschrittenen Tumoren kann es zu einer peritonealen Tumoraussaat kommen. MRT b c Die Stärke der MRT bei Staging rektaler Tumoren liegt weniger in einem exakten T-Staging, als in der präzisen Darstellung der Lagebeziehung zwischen dem Tumor und der mesorektalen Faszie als wichtigster anatomischer Landmarke für die totale mesorektale Exzision (TME), die sich als Standardverfahren zur operativen Therapie der im mittleren und unteren Drittel des Rektums gelegenen Karzinome etabliert hat. Die MRT ist als derzeit einziges bildgebendes Verfahren in der Lage, mit hoher Genauigkeit vorherzusagen, ob ein tumorfreier Resektionsrand zu erwarten ist oder nicht und liefert damit insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren wertvolle Informationen für die Planung einer effektiven Therapie. Auf die Lagebeziehung des Tumors zur mesorektalen Faszie muss im Befund detailliert eingegangen werden. Abb. 6.5 a−c Normale Anatomie des Sphinkterapparats. a Koronare PDw TSE-Sequenz. b Axiale PDw TSE-Sequenz. c Axiale fettsupprimierte T2w TSE. Der M. sphincter ani externus hat eine Signalintensität wie die Skelettmuskulatur, während der M. sphincter ani internus deutlich hyperintens imponiert (Pfeil). Deutlicher sind die Kontraste im fettunterdrückten T2w Bild. aus: Hamm u.a., MRT von Abdomen und Becken (3131089229) © 2006 Georg Thieme Verlag KG Bildgebung pathologischer Befunde 139 a Abb. 6.6 a, b Rektumkarzinom im Tumorstadium T1/2. a Axiale und b sagittale T2w TSE-Sequenz. Der Tumor (Pfeile) sitzt breitbasig der linksseitigen Zirkumferenz des Rektums auf. Ein Wand überschreitendes Tumorwachstum ist nicht erkennbar. b b a Abb. 6.7 a, b Rektumkarzinom im Tumorstadium T3. a Axiale T2w TSE-Sequenz, b axiale T1 w fettsupprimierte Sequenz nach i. v. Bolusgabe eines Gd-haltigen KM (0,1 mmol/kg KG). Der Tumor zeigt ein nodulär infiltratives Wachstum in das Mesorektum (Pfeile). Die mesorektale Faszie (Pfeilspitzen) wird durch die Tumorausläufer nicht erreicht. Großer intraluminaler Tumoranteil, das Darmlumen ist subtotal stenosiert. Nach KM-Gabe ausgeprägtes Enhancement des Tumors (b). Rechtsseitig ist im mesorektalen Fettgewebe ein Lymphknoten abgrenzbar (offener Pfeil). Da, wie bereits erwähnt, in der MRT eine Unterscheidung zwischen Mukosa und Submukosa häufig nicht möglich ist, kann zwischen T1- und T2-Tumoren meist nicht unterschieden werden. T2-Tumoren sind generell durch eine Beteiligung der Muscularis propria charakterisiert, die Grenze zwischen Submukosa und der zirkulären Muskelschicht ist aufgehoben, die äußere Grenze zwischen Muscularis propria und perirektalem Fettgewebe ist jedoch intakt (Abb. 6.6). Das Hauptkriterium zur Unterscheidung zwischen T2und T3-Tumoren ist die Beteiligung des perirektalen Fettgewebes bzw. des Mesorektums in Form einer fehlenden Abgrenzbarkeit der Muscularis propria und des Mesorektums voneinander. Die besondere Schwierigkeit besteht darin, dass inflammatorische Veränderungen wie desmoplastische Reaktionen, ödematöse Wandveränderungen und Hypervaskularisation zu einem T2-Overstaging führen können. Aus diesem Grunde sollte als sicheres Kriterium für eine T3-Situation lediglich ein noduläres Einwachsen des Tumors in das Mesorektum akzeptiert werden (Abb. 6.7 u. 6.8). Unter klinisch-therapeutischen Gesichtspunkten spielt die Unterscheidung zwischen T2Stadien und sog. Boderline-T3-Stadien, bei denen es oft unmöglich ist, zwischen einer echten Tumorinvasion des aus: Hamm u.a., MRT von Abdomen und Becken (3131089229) © 2006 Georg Thieme Verlag KG