GEWALTHANDELN IN KONFLIKTKONTEXTEN: HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE FRIEDENSETHIK VL WiSe 2015/2016 LMU Wichtig! Bitte beachten! ¨ ¨ ¨ ¨ Nachfolgend die Powerpointpräsentation, auf deren Grundlage ich die Vorlesungen am 27./28.11. und 4.12.2015 durchgeführt habe. Ergänzend dazu sind Texte verfügbar von: T1# Thomas Hoppe (Schutzverantwortung), T2# Andreas Hasenclever (Religion – Krieg – Frieden), T3# Johannes J. Frühbauer (Kultur des Friedens) und T4# Markus Vogt (Friedensethik und Sozialethik). Für die Vorbereitung der friedensethischen Teilaufgabe im Rahmen der Klausur am 2.2.2016 sollten sich nicht mehr als 3-4 Stunden Lern- und Lesezeit investieren. Ich empfehle ein Konzentration auf die Frage nach dem Begriff des Friedens und seine ethischen Aspekte angesichts der Herausforderungen der Gegenwart. Bitte kontaktieren Sie mich bei Unklarheiten oder Rückfragen: [email protected] VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Formales ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Terminhinweis: 3.12.2015 Kurzvorstellung Orte und Zeiten Anwesenheit Skript Literaturhinweise Prüfung Vorgehen Ihre ethischen Grundlagen Notiz zur hermeneutischen Motivation Und sonst? – Ihre Fragen:.... VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Vorüberlegungen ¨ ¨ Welches Stichwort bzw. welcher Sachverhalt lässt sich zur Thematik der Vorlesung notieren? Worin besteht diesbezüglich das moralische Problem? Was ist der Ausgangspunkt der ethischen Reflexion? VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Themen - Übersicht I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. „Wieder Krieg“ - eine Hinführung Phänomen und Begriff des Krieges Kriegstypologie der Gegenwart Gewaltbegriffe Krieg als moralische Herausforderung – Positionen in der philosophisch-ethischen Tradition Krieg in der politischen Philosophie Michael Walzers Religion – Gewalt – Krieg Perspektiven der Friedensethik VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Zielsetzung ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Kenntnis von Aspekten und Fragestellungen im Themenfeld Krieg, Konflikte, Gewalt, Frieden Klären, inwiefern Krieg sich als moralische Herausforderung verstehen lässt. Kenntnis ethischer Positionen und Argumente in der Auseinandersetzung mit Krieg und Gewalt Kenntnis einschlägiger Autoren und Literatur im Themenfeld Krieg, Konflikte, Gewalt, Frieden Entwicklung einer eigenen ethischen Kompetenz in der Auseinandersetzung mit Krieg, Gewalt und Frieden Interesse an ethischer Reflexion und Neugier auf bestimmte Autoren/Literatur Hinweis auf ‚Projekt Weltethos‘: Programmatik & Ziele VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER I. „Wieder Krieg“ – eine Hinführung ¨ Zum Krieg aufrufen? – NAVID KERMANI & Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2015. Navid Kermani. Ansprachen aus Anlass der Verleihung, hg. v. Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Frankfurt 2015, S. 67-71. ¨ Krieg: Von der Ächtung zur Beachtung – KARL OTTO HONDRICH & Karl Otto Hondrich, Wieder Krieg, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2002. Die Evolution der Gewalt und das Zeitalter der ‚hybriden Kriege‘ – HERFRIED MÜNKLER ¨ Erkenntnisse aus Konfliktbarometer, Friedensgutachten sowie den Globalen Trends 2015 ¨ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER I.1 „Wieder Krieg“ – eine Hinführung Wieder Krieg: Von der Ächtung zur Beachtung – KARL OTTO HONDRICH (1937-2007, dt. Soziologe) (1) ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Frage nach der Zukunft des Krieges Verurteilung des Krieges vs. neue Einstellung zum Krieg Globalität: Notwendigkeit einer Ordnung im großen Rahmen Menschen leben in einer Welt der zunehmend erfassbaren Differenzen Kriegsziele? Krieg als Versuch Konflikte durch Machtproben mittels kollektiv organisierter Gewalt zu lösen. VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER I.1 „Wieder Krieg“ – eine Hinführung Wieder Krieg: Von der Ächtung zur Beachtung – KARL OTTO HONDRICH (2) ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Krieg als gegenseitige Gewaltanwendung Schwäche der Gewaltmonopole Alternative Konfliktklösungen: Verhandlungen, Geld oder moralische Entwicklung – Geld? Moralische Entwicklung? Kriege gehen aus Konflikten erst hervor, wenn Gewalt gebündelt, kollektiv organisiert und nach außen gewandt wird Zukunftsperspektive einer stabilen Weltordnung Verhandeln –ohne Gewaltanwendung – Verhandeln und Gewaltanwendung An Stelle der territorialen tritt die moralische Expansion. VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER I.1 „Wieder Krieg“ – eine Hinführung Wieder Krieg: Von der Ächtung zur Beachtung – KARL OTTO HONDRICH (3) ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ nichterklärte, intuitive Prinzipien einer „universalen Moral“ Reziprozitätsprinzip Präferenzprinzip Prinzip der kollektiven Identifikation Tabuprinzip Prinzip der spontanen, unintendierten Effekte Prinzipien elementater Moral Perpektive? – Weltgewaltmonopol: Kriege führend, um Kriege zu verhindern. Bewusstsein für universale moralische Grundregeln VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER I.2 Die Evolution der Gewalt und das Zeitalter der ‚hybriden Kriege‘ – zeitgeschichtliche Notizen ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Herfried Münkler, Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert, Berlin: Rowohlt 2015. (MÜN I) Rückkehr der Angst vor einem großen Krieg nach Europa: Ukrainekonflikt Zuversicht auf kriegsfreie Zukunft entkräftet Verlust der Friedensdividende Ende der sicherheitspolitischen Unbesorgtheit Revitalisierung von Politik-Theorien Theorie der Neuen Kriege Feststellung widersprüchlicher Entwicklungen: Hervorbringung von Zonen eines stabilen Friedens vs. Entstehung eines den Globus umspannenden „Gürtels“ diffuser Kriege VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER I. Die Evolution der Gewalt und das Zeitalter der ‚hybriden Kriege‘ – zeitgeschichtliche Notizen M1: „Gürtel“ diffuser Kriege (https://www.frieden-fragen.de/entdecken/weltkarten/ kriege-weltweit-2014.html) VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Zum Begriff der Neuen Kriege T I.1: „Es gibt weder Kriegserklärung noch Friedensschluss, dafür immer wieder Erklärungen und Abkommen, mit denen die Gewaltanwendung zeitweilig ausgesetzt oder reduziert wird, um dann doch wieder zu eskalieren. Es ist schwierig, genau festzulegen, wann einer dieser Kriege begonnen hat, und noch schwieriger ist es, ihn zu beenden oder auch nur sein definitives Ende zu konstatieren. Man weiß nicht, woran man ist. Eine Folge dessen ist, dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, mit wem man es zu tun hat: mit einer Kriegs- oder mit einer Friedenspartei.“ – MÜN I: 14 VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Gewalt und Raum T I.2: „Weil nicht nur bei der Festlegung von Kriegszwecken, sondern auch bei der Vermeidung und Verhinderung von Kriegen geopolitische Fragen eine herausgehobene Rolle spielen, geht es am Schluss um veränderte Raumvorstellungen der Politik, in denen Territorien und Grenzen an Relevanz verloren haben und Strömungskontrolle zum zentralen Imperativ geworden ist. Diese veränderte Vorstellung vom Raum und der Kontrolle (anstatt Beherrschung) des Raumes dürfte sich, so die These (...) in den kommenden Jahrzehnten auch auf die Art des Krieges auswirken.“ – MÜNKLER 2015: 18. VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Evolution der Gewalt T3 ¨ A u s d e r Ko n s t e l l a t i o n . . . . e r w u c h s e i n e d o p p e l t e Evolutionsperspektive: „in der nördlichen Hemisphäre die Idee von der dauerhaften Sicherung eines globalen Friedens, jedenfalls eines politischen Ordnungszustands, in dem es keine zwischenstaatlichen Kriegen mehr gibt und militärische Gewalt nur noch zum Zwecke der Beendigung von Gewaltexzessen eingesetzt wird - wo auch immer auf dem Erdball. Diese Richtung der Gewaltevolution verband sich bei den meisten europäischen Staaten mit dem Projekt, die Vereinten Nationen zu stärken und sie mit dem Auftrag zu versehen, aus dem Militär eine globale Polizei zu machen: Im Anschluss an den Militärsoziologen Morris Janowitz nenne ich das die Konstabularisierungsperspektive.“ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Evolution der Gewalt T I4 ¨ Die andere Evolutionsrichtung der Gewalt seit der drohenden Auslöschung der Menschheit bei Führung e i n e s g ro ß e n ( nu k l e a re n ) K r i e g e s , i s t d i e Aufrechterhaltung von Kriegsführungsfähigkeit in Form von kleinen Kriegen, sogenannten low intensity wars; in diesen nehmen substaatliche Akteure das Heft des Handelns in die Hand, und die Staaten verlieren das Monopol der Kriegführungsfähigkeit. Der Kriegs- und Militärhistoriker Martin van Creveld hat diese Evolution der Kriege als für das 21. Jahrhundert dominant bezeichnet.“ Münkler 2015: 15 Er wird oder der VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER II. Phänomen und Begriff des Krieges Phänomen Krieg – Konflikte der Gegenwart: http://www.hiik.de/de/konfliktbarometer/ ¨ Begriff des Krieges: ¨ Krieg ist die Anwendung physischer Gewalt durch Kampfverbände. ¨ Unterscheidung: Konflikt – Krieg VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER III. Kriegstypologie der Gegenwart Der klassische Staatenkrieg ¨ asymmetrische Kriege ¨ Neue Kriege ¨ Hybride Kriege ¨ Transnationaler Terrorismus ¨ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER IV. Gewalttypologie potestas: Ordnung, Legitimität, Zivilisierung, Gewaltenteilung ¨ violentia: Zerstörung, Barbarei ¨ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Zum Begriff der hybriden Kriege ¨ Text Münkler (Hybrider Krieg) VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER III. Gewaltlegitimation und Gewaltkritik ¨ Lothar Brock/Anna Geis, Krieg und Frieden. Gewaltlegitimation und Gewaltkritik, in: Regina Kreide/Andreas Niederberger (Hg.), Internationale Politische Theorie. Umrisse und Perspektiven eines neuen Forschungsfeldes, Stuttgart – Weimar: J.B. Metzler 2016, 201-227. VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER V. Krieg als moralische Herausforderung – Positionen in der philosophisch-ethischen Tradition Ethische Reflexion: Grundfragen des moralischen Denkens über den Krieg ¨ Antike& Mittelalter: Heraklit – Platon – Cicero – Augustinus – Thomas von Aquin – Niccolò Machiavelli – Erasmus von Rotterdam – Martin Luther ¨ Neuzeit: Niccolò Machiavelli – Erasmus von Rotterdam – Martin Luther ¨ 19. Jahrhundert ¨ 20. Jahrhundert ¨ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER V. Krieg als moralische Herausforderung – Positionen in der philosophisch-ethischen Tradition & Harry Sidebottom, Der Krieg in der antiken Welt, Stuttgart: Reclam 2008. & Christian Stadler, Krieg, Wien: Facultas 2009. & Michael Czelinski/Jürgen Stenzel (Hg.), Krieg. Philosophische Texte von der Antike bis zur Gegenwart, Stuttgart: Reclam 2004. ▶ Ethische Reflexion: Grundfragen des moralischen Denkens über den Krieg ▶ Leitfragen: Ist Kriegführen erlaubt? Lassen Kriege sich rechtfertigen? Dürfen Christen sich am Krieg beteiligen? Wie sollen Feinde im und nach dem Krieg behandelt werden? Etc. VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 V. Krieg als moralische Herausforderung – Positionen in der philosophisch-ethischen Tradition ▶ Antike und Mittelalter Herodot/Thukydides: Kriegsgründe, nicht Legitimation / Ehre, Furcht und Nutzen ▶ Heraklit: Krieg aller Dinge Vater ▶ Platon: Krieg als etwas Natürliches ▶ Aristoteles: Ziele des militärische Trainings ▶ Cicero: Rache oder Verteidigung als Kriegsanlass ▶ Augustinus: Beteiligung von Christen an Kriegen akzeptabel ▶ Thomas von Aquin: Kriterien eines gerechten Krieges ▶ Niccolò Machiavelli: Rechtfertigung des Krieges durch Sieg ▶ Erasmus von Rotterdam: radikaler Pazifismus ▶ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 V. Krieg als moralische Herausforderung – Positionen in der philosophisch-ethischen Tradition (2) ▶ Neuzeit und Moderne ▶ Hugo Grotius: Kriterien des gerechten Krieges werden säkularisiert ▶ Thomas Hobbes: Krieg aller gegen alle ▶ John Locke: Frieden als natürlicher Zustand ▶ Immanuel Kant: Weltrepublik und ewiger Friede ▶ ... VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 V. Krieg als moralische Herausforderung – Positionen in der philosophisch-ethischen Tradition Ethische Reflexion: Grundfragen des moralischen Denkens über den Krieg ¨ Antike& Mittelalter: Heraklit – Platon – Cicero – Augustinus – Thomas von Aquin – Niccolò Machiavelli – Erasmus von Rotterdam – Martin Luther ¨ Neuzeit: Niccolò Machiavelli – Erasmus von Rotterdam – Martin Luther ¨ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI. Krieg in der politischen Philosophie Michael Walzers ▶ ▶ ▶ ▶ & & & Michael Walzer (*1935), Princeton University amerikanischer Sozialphilosoph jüdischer Herkunft Gerechtigkeit, Toleranz, Zivilgesellschaft, Exodus, Kommunitarismus Hermeneutische Ethik – partikulare Moral Gibt es den gerechten Krieg? Stuttgart: Klett-Cotta 1982. & Mehr als humanitäre Intervention. Menschenrechte in der globlen Gesellschaft, in: Internationale Politik 60 (2005) 8-20. Erklärte Kriege – Kriegserklärungen, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 2003. VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI.1 Die Frage nach dem gerechten Krieg & & & ▶ ▶ ▶ ▶ Georg Kreis (Hg.), Der ‚gerechte Krieg‘. Zur Geschichte einer aktuellen Denkfigur, Basel: Schwabe Verlag 2006. Skadi Krause/Karsten Malowitz, Michael Walzer zur Einführung, Hamburg: Junius 1998. Walter Reese-Schäfer, Was ist Kommunitarismus? Frankfurt a.M./New York: Campus 1994. Ius ad bellum: Ius in bello: Ius post bellum: Triumph der Lehre vom gerechten Krieg? VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI.1 Die Frage nach dem gerechten Krieg (1) & & & ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Georg Kreis (Hg.), Der ‚gerechte Krieg‘. Zur Geschichte einer aktuellen Denkfigur, Basel: Schwabe Verlag 2006. Skadi Krause/Karsten Malowitz, Michael Walzer zur Einführung, Hamburg: Junius 1998. Walter Reese-Schäfer, Was ist Kommunitarismus? Frankfurt a.M./New York: Campus 1994. diskursive Ausrinandersetzung über Fragen der Moral auch in Kriegszeiten „moralische Realität des Krieges“ politische Bedeutung moralischer Begriffe kritische Rekonstruktion einer kontextuellen Moral kontextuelle moralische Beurteilung von Gewalt Zwang zur kohärenten Argumentation VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI.1 Die Frage nach dem gerechten Krieg (2) ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Sprache der Rechtfertigung: militärische Strategie und moralische Kritik Krieg ist kein moralfreier Raum menschlichen Handelns Europäische Tradition Rekurs auf Spätscholastik: vier Bedingungen zur Legitimität eines Krieges: (1) auctoritas, (2) intentio recta, (3) forma iuris, (4) causa iusta. Völkerrechtliche Figur „des bellum iustum ex utraque parte“ Entmoralsierung und Verrechtlichung des Krieges amerikanische Tradition: Paradigma des gerechten Krieges Differenz zwischen ius ad bellum und ius in bello Beispiel: Problematik des Guerilla-Krieges Relevanz der Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten Anfrage: Unrecht begehen im Namen der Gerechtigkeit? – Beispiele Beispiel: Befreiung Kuwaits VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI.1 Die Frage nach dem gerechten Krieg (3) ius in bello: anerkannte Regeln im Krieg ▶ ius ad bellum: Recht zur Kriegführung ▶ ius post bellum: exit strategy und Selbstbestimmungsrecht – Demokratieexport? ▶ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI.2 Humanitäre Interventionen und die Menschenrechte ▶ ▶ Walzer-Text: „Mehr als....“ Fragen: ▶ Was versteht Walzer unter humanitärer Intervention? ▶ Was sagt Walzer zur Notwendigkeit humanitärer Interventionen? Welche Aspekte, Argumente und Beurteilungen bringt er? ▶ Welche Rolle spielen Menschenrechte in seinen Überlegungen? ▶ Was ist positiv zu würdigen? Was lässt sich kritisieren? ▶ Weitere Notizen? Rückfragen? VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI.2 Humanitäre Interventionen und die Menschenrechte (2) ▶ ▶ ▶ Wilfried Hinsch/Dieter Janssen, Menschenrechte militärisch schützen. Ein Plädoyer für humanitäre Interventionen, München: C.H. Beck 2006. Definitionsbeispiele und Erläuterungen Kritikpunkte ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Völkerrechtliches Interventionsverbot Gefährdung der Stabilität der Internationalen Ordnung Gefahr der Proliferation von Bürgerkriegen Gefahr des Missbrauchs durch mächtige Staaten Pazifismus als politische Strategie Unzureichende Kenntnis der Tatsachen Verbot, Unschuldige zu töten Leben der intervenierenden Soldaten Politische Selbstbestimmung und westliche Werte Machtgefälle und Doppelstandards VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI.3 Das Konzept der Schutzverantwortung ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Recht auf Rettung – Pflicht zur Rettung Einführung der Responsibility to protect-Konzeption Neuer normativer Referenzrahmen für Ethik der internationalen Beziehungen Vorrang der Prävention vor der Intervention prevent – react – rebuild Pflicht zur Einzelfallprüfung Ethische Legitimität vs. Völkerrechtliche Legalität von Interventionen Fortbildung des internationalen Rechts: Vermeidung des Auseinanderdriftens von juristischen und moralischen Normen. Lokale Nachvollziehbarkeit der Begründung militärischer Einsätze Zielkonflikte und Risiken von Interventionspolitik Alternativlosigkeit des Prinzips der internationalen Schutzverantwortung Thomas Hoppe, Die Schutzverantwortung der Staatengemeinschaft. Basisprinzip einer Ethik internationaler Beziehungen? In: Amos International H2/2012, S.3-10. VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VI.4 Den Terrorismus bekämpfen Terrorismus, Terroristen und ein Anti-TerrorProgramm ▶ Was ist Terrorismus? ▶ Den Terrorismus erklären? ▶ Den Terrorismus verteidigen? ▶ Den Terrorismus bekämpfen? ▶ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VII Den Terrorismus bekämpfen – 1 & Michael Walzer, Erklärte Kriege – Kriegserklärungen, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 2003, S.155-170. Was kennzeichnet Terroristen? ▶ Was ist Terrorismus? ▶ Den Terrorismus erklären? ▶ Den Terrorismus verteidigen? ▶ Den Terrorismus bekämpfen? ▶ Anzeichen einer gelungenen Antwort? ▶ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VII Den Terrorismus bekämpfen – 2a & Die deutschen Bischöfe, Terrorismus als ethische Herausforderung. Menschenwürde und Menschenrechte (Nr. 94, 5. September 2011); siehe dazu AMOSInternational H2/2012, S.41-45 Terrorismus als ethische Herausforderung ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Literaturhinweise: AMOSInternational H2/2012. Kontinuität zu kirchlichen Verlautbarungen Vielschichtigkeit von Terrorismus Gewaltprävention Sicherheit vs. Freiheit? Einschränkung von Freiheitsrechten VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VII Den Terrorismus bekämpfen – 2b Absolutes Folterverbot ▶ Gegen die Statuierung eines Feindrechtes ▶ Präventive und präemptive Selbstverteidigung ▶ Kategorie des „unlawful combatant“ ▶ Konzept der Schutzverantwortung ▶ Fazit ▶ VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VII. 4 Den Terrorismus bekämpfen – 3 & Johannes J. Frühbauer, ‚Dying to Win?‘ – Selbstmordattentate zwischen politischen Widerstand und religiösem Märtyrertum, In: K. Gabriel/ C. Spieß/K. Winkler (Hg.), Religion – Gewalt – Terrorismus. Religionssoziologische und ethische Analysen. Paderborn u.a.: Schöningh 2010, 67-85. Selbstmordattentate – politischer Widerstand oder religiöses Martyrium? ▶ Filmtipp: Paradise Now (2005) ▶ Irritationen eines fragwürdigen Phänomens ▶ Moralisch – religiös – theologisch – psychologisch – existenziell – politisch – soziokulturell ▶ Terrorismus: begriffliche Klärungen und Abgrenzungen ▶ Internationaler Terrorismus ▶ Merkmale des Selbstmordterrorismus ▶ operative Vorteile des Selbstmordterrorismus ▶ Religiöser Terrorismus ▶ Selbstmordattentate und die Deutungskategorie ‚Martyrium‘ ▶ Strategien und Maßnahmen gegen Selbstmordterrorismus VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 VIII Religion – Gewalt – Krieg ▶ Aufsatz Andreas Hasenclever VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX Perspektiven einer christlichen Friedensethik & & ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Johannes J. Frühbauer, Konfliktüberwindung und Kultur des Friedens, in: M. Heimbach-Steins (Hg.), Christliche Sozialethik. Ein Lehrbuch, Bd. 2, Regensburg: München 2005, 164-192. V. Bock/J. Frühbauer/A.Küppers/C.Sturm (Hg.), Christliche Friedensethik vor den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, Düsseldorf: Aschendorff/Nomos 2015. Was gehört zu einer Kultur des Friedens? Den Frieden denken Begriff des Friedens Frieden als Nicht-Krieg? Frieden als gerechte Ordnung Frieden durch Gerechtigkeit Was meint demokratischer Frieden? Frieden durch Verständigung Integrative Friedensethik als Proprium Christlicher Sozialethik Leitgedanken einer Theologie des Friedens VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.1 Was gehört zu einer Kultur des Friedens? ▶ ▶ Sammeln Sie drei Kennzeichen, die für Sie zu einer Kultur des Friedens gehören? Warum dient das jeweilige Kennzeichen dem Frieden? VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.1 Was gehört zu einer Kultur des Friedens? ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Vermeidung von Gewalt und gewalthaltigen Konflikten nachhaltige Entwicklung (ÜW. Veith) Menschenrechte Gleichberechtigung von Mann und Frau demokratische Partizipation Verständnis, Toleranz, Solidarität partizipative Kommunikation Förderung einer Friedenskultur durch Erziehung VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.2 Den Frieden denken ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ „irenologische Umorientierung“ (D. Senghaas) Frieden verlangt nach Praxis Lebensnahe Vorstellungen Normative, handlungsleitende Vorstellungen und strukturbildende Grundsätze durch theoretische Reflexion Zerstörungsmacht von Konflikt und Krieg provozieren Nachdenken über Frieden Denkblockaden gegen Friedensdenken Verkürzung der friedensstrategischen Konzeptualisierung auf die Aspekte Macht und Sicherheit VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.3 Der Begriff des Friedens ▶ ▶ ▶ Ist der Friedensbegriff inhaltlich leer? (E.-O. Czempiel) Partikulärer Begriff des Friedens: gemeinsame geschichtliche und kulturelle Erfahrungen und soziale Bedürfnisse einer politischen Gemeinschaft Vier Merkmale: ▶ ▶ ▶ ▶ Frieden als Nicht-Krieg: Unterscheidung zwischen negativem und positivem Friedensbegriff (Johan Galtung) Frieden als gerechte Ordnung – Frieden durch Recht Frieden als Verzicht auf Gewaltmittel Frieden als Werk der Gerechtigkeit – opus iustitiae pax VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.4 Der Begriff des demokratischen Friedens Was meint demokratischer Frieden? ▶ Demokratie als Friedensförderung ▶ Liberale Demokratien mit artikulationsfähigen Öffentlichkeiten ▶ Kant‘s Annahme: Republiken führen weniger Kriege als Monarchien oder Despotien ▶ jedoch: keine besondere Friedensneigung von Demokratien – Kriege gegen Nicht-Demokratien ▶ Scheinbar stabiler Frieden zwischen konsolidierten Demokratien ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Spezifische Kosten-Nutzen-Kalküle Demokratische Verfahren/Institutionen Liberaldemokratische Normen ressourenstärkste Demokratien: Tendenz zu liberal interventionism „imperialistische Zivilisierungsmissionen“ des Westen? VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.5 Gerechter Friede ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Aufmerksamkeit gilt strukturellen Herausforderungen: Globale Ungerechtigkeit Globales Wohlstandsgefälle („Wenn der Wohlstand nicht zu den Menschen kommt, kommen die Menschen zum Wohlstand“ – H. Prantl, 2.12.2015) Kampf um natürliche Ressourcen (Wasser, Klima) Prinzip der Menschwürde als Grundlage Gerechtigkeit meint hier mehr als Verteilungs- und Chancengleichheit: Forderung nach internationaler Rechtsordnung Menschenrechte, Demokratisierung, Rechtstaatlichkeit Internationale Zusammenarbeit Kriterien für bewaffnete Interventionen: völkerrechtliche Legalität und ethische Legitimität Prävention und Konfliktnachsorge Versöhnung – Würde der Opfer – Schuldeingeständnis VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.6 Frieden durch Verständigung ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Kein Weltfrieden ohne Religionsfrieden! kulturübergreifender Grundkonsens bzgl. Werten und Normen interreligiöse Affirmation durch Parlament der Weltreligionen und durch Religions for Peace Kein Ausblenden von Unterschieden, Differenzen, Spannungen Konstruktive und zivilisierte Konfliktbearbeitung Religion nicht zum ausschlaggebenden Differenzmerkmal stilisieren Religion als eine unter anderen Dimensionen in Konflikten VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.7 Konfliktbearbeitung ▶ ▶ ▶ ▶ Dialog im Sinne von Verhandlungen und Verträge Waffenstillstandsabkommen Friedensverträge Peace-keeping-Missionen der UN VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16 IX.8 Integrative Friedensethik ▶ ▶ ▶ ▶ Diagnosen und Postulate einer Friedensethik im Kontext der Christlichen Sozialethik (M. Vogt, in: Bock et al. 2015) Interdisziplinarität: Aufmerksamkeit für und Wissen um sozial-, kultur-, religions- und politikwissenschaftlicher Erkenntnisse – „interdisziplinäre Anschlussfähigkeit“ Handlungsorientierungen zum dauerhaften Gelingen des friedlichen Zusammenlebens normativ-ethische Konzeption integriert politische Strukturen, demokratische Partizipation, soziale und globale Fragen der Gerechtigkeit, Schutz und Durchsetzung der Menschenrechte und die Forderung nach Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen VL FRIEDENSETHIK LMU WiSe 20152016 FRÜHBAUER Montag, 25. Januar 16