Didaktik der Stochastik Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.1 Inhaltsverzeichnis Didaktik der Stochastik Jürgen Roth 1 Ziele und Inhalte 2 Beschreibende Statistik 3 Wahrscheinlichkeitsrechnung 4 Beurteilende Statistik Didaktik der Stochastik 3.2 Didaktik der Stochastik Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.3 Inhaltsverzeichnis Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung Jürgen Roth 3.1 Experimente 3.2 Stochastik und Tabellenkalkulation 3.3 Grundbegriffe für diskrete Zufallsexperimente 3.4 Was ist Wahrscheinlichkeit? 3.5 Mehrstufige Zufallsexperimente 3.6 Kombinatorik 3.7 Bedingte Wahrscheinlichkeit Didaktik der Stochastik 3.4 Didaktik der Stochastik – Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung 3.1 Experimente Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.5 Noten würfeln? Eikenbusch & Leuders: Lehrer-Kursbuch Statistik. Cornelsen Scriptor, 2004, S. 49ff Häufigkeit 1 Jürgen Roth 2 3 4 5 Didaktik der Stochastik 6 Zensur 3.6 Noten würfeln? Eikenbusch & Leuders: Lehrer-Kursbuch Statistik. Cornelsen Scriptor, 2004, S. 49ff 3 Jürgen Roth 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Didaktik der Stochastik Augensumme 3.7 Noten würfeln? – Normalverteilung www.didaktik.mathematik.uni-wuerzburg.de/history/ausstell/gauss/geldschein.html Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.8 Noten würfeln? – Normalverteilung Eikenbusch & Leuders: Lehrer-Kursbuch Statistik. Cornelsen Scriptor, 2004, S. 43 70 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.9 Noten würfeln – reale Ergebnisse Eikenbusch & Leuders: Lehrer-Kursbuch Statistik. Cornelsen Scriptor, 2004, S. 49ff Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.10 Zufallsgeräte Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.11 Würfeln mit einem LEGO-Stein 1 4 6 3 Jürgen Roth 5 Didaktik der Stochastik 2 3.12 Würfeln mit einem LEGO-Stein www.juergen-roth.de/excel/stochastik/legosteinwuerfel_versuchsauswertung.xls H: absolute Häufigkeit kH: kumulierte absolute Häufigkeit h: relative Häufigkeit Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.13 Würfeln mit einem LEGO-Stein www.juergen-roth.de/excel/stochastik/legosteinwuerfel_versuchsauswertung.xls Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.14 Didaktik der Stochastik – Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung 3.2 Stochastik und Tabellenkalkulation Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.15 Stochastik und Tabellenkalkulation Darstellende Statistik Diagramme dynamische Variation Zufallsexperimente auswerten simulieren Vierfeldertafeln (vgl. 3.7 Bedingte Wahrscheinlichkeit) Baumdiagramme Wahrscheinlichkeitsverteilungen realisieren variieren (Abhängigkeit von den Parametern) Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.16 Stochastik und Tabellenkalkulation Mittelwerte Modalwert Median arithmetisches Mittel geometrisches Mittel Mittelwerte Modalwert() Median() Mittelwert() Geomittel() Streuungsmaße Spannweite Quartilsabstand mittlere lineare Abweichung Varianz Streuungsmaße Max() – Min() Quartile( ;3) – Quartile( ;1) Mittelabw() Varianzen() GG bzw. Varianz() SP Stabwn() GG bzw. Stabw() SP Standardabweichung Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.17 Stochastik und Tabellenkalkulation Zufallszahl aus [0;1[ Zufallszahl() Zufallszahl aus einem Bereich Zufallsbereich(von; bis) ganze Zahlen (Excel 2007) Wenn, dann, sonst Wenn(Bedingung; dann; sonst) Anzahl bestimmen Anzahl(Bereich) Anzahl eines best. Wertes Zählenwenn(Bereich;Wert) Jürgen Roth Didaktik der Stochastik Taste F9 3.18 Stochastik und Tabellenkalkulation http://de.wikipedia.org/wiki/Geburtstagsparadoxon – http://www.juergen-roth.de/excel/stochastik/geburtstagsparadoxon.xls Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.19 Stochastik und Tabellenkalkulation www.juergen-roth.de/excel/stochastik/Simulation_wuerfeln_mit_einem_Wuerfel.xls Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.20 Stochastik und Tabellenkalkulation www.juergen-roth.de/excel/stochastik/Simulation_wuerfeln_mit_einem_LEGO_Wuerfel.xls Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.21 Stochastik und Tabellenkalkulation http://www.juergen-roth.de/excel/stochastik/noten.xls Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.22 Didaktik der Stochastik – Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung 3.3 Grundbegriffe für diskrete Zufallsexperimente Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.23 Beispiel: Würfeln mit zwei Würfeln Begriff Beispiel = {(1,1); (1,2); (2,1); (1,3); (2,2); (3,1); (1,4); (2,3); (3,2); Ergebnismenge (4,1); (1,5); (2,4); (3,3); (4,2); (5,1); (1,6); (2,5); (3,4); (4,3); (5,2); (6,1); (2,6); (3,5); (4,4); (5,3); (6,2); (3,6); (4,5); (5,4); (6,3); (4,6); (5,5); (6,4); (5,6); (6,5); (6,6)} Ereignis E(„Augensumme 4“) = {(1,3); (2,2); (3,1)} Ereignismenge Potenzmenge () := Alle Teilmengen von Elementarereignis {(6,4)} Sicheres Ereignis E(„Augensumme (AS) größer 1“) = Unmögliches Ereignis E(„AS 1“) = = { } Unvereinbare Ereignisse {(1,1)}, {(6,6)} mit {(1,1)} {(6,6)} = Gegenereignis Ē(„AS kleiner 12“) := \E(„AS kleiner 12“) = {(6,6)} Und-Ereignis E(„Mindestens eine 3“) E(„AS 4“) = {(1,3); (3,1)} Oder-Ereignis E(„AS 3“) E(„AS 11“) = {(1,2); (2,1); (5,6); (6,5)} Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.24 Grundbegriffe Begriff Definition Ergebnismenge eines diskreten Zufallsexperiments Menge aller Ergebnisse eines Zufallsexperiments Ereignis Teilmenge E Ereignismenge Potenzmenge () Elementarereignis Einelementige Teilmenge {} Sicheres Ereignis E= Unmögliches Ereignis E= Unvereinbare Ereignisse E1, E2 mit E1 E2 = Gegenereignis des Ereignisses E Ē := \E , das Komplement von E Und-Ereignis zweier Ereignisse E1, E2 Durchschnitt E1 E2 Oder-Ereignis zweier Ereignisse E1, E2 Vereinigung E1 E2 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.25 Ergebnisraum vergröbern und verfeinern Feuerpfeil, Heigl: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik N, Leistungskurs. Bayerischer Schulbuchverlag, München, 1997, S. 14 Aus einer Urne mit zwei roten und drei schwarzen Kugeln wird zweimal nacheinander gezogen. Mögliche Ergebnismengen (-räume): Die Reihenfolge der gezogenen Kugeln interessiert. 1 = {(r,r); (r,s); (s,r); (s,s)} r s s r s Es interessiert nur die Farbe der gezogenen Kugeln, aber nicht deren Reihenfolge. 2 = {rr; rs; ss} Anmerkung: Ein weiteres Kriterium für die Art der Darstellung eines Ergebnisraumes kann die Frage sein, ob die resultierenden Elementarereignisse gleichwahrscheinlich sein sollen oder nicht. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.26 Ergebnisraum vergröbern und verfeinern Feuerpfeil, Heigl: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik N, Leistungskurs. Bayerischer Schulbuchverlag, München, 1997, S. 14 r s Jürgen Roth r r r r r s s r r s Didaktik der Stochastik s r s s s s s 3.27 Verknüpfung von Ereignissen Feuerpfeil, Heigl: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik N, Leistungskurs. Bayerischer Schulbuchverlag, München, 1997, S. 27 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.28 Verknüpfung von Ereignissen Feuerpfeil, Heigl: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik N, Leistungskurs. Bayerischer Schulbuchverlag, München, 1997, S. 27 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.29 Rechengesetze der Mengenalgebra Feuerpfeil, Heigl: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik N, Leistungskurs. Bayerischer Schulbuchverlag, München, 1997, S. 28 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.30 Rechengesetze der Mengenalgebra Feuerpfeil, Heigl: Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik N, Leistungskurs. Bayerischer Schulbuchverlag, München, 1997, S. 28 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.31 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 129 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.32 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 129 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.33 Didaktik der Stochastik – Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung 3.4 Was ist Wahrscheinlichkeit? Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.34 Subjektive Wahrscheinlichkeit intuitives Empfinden subjektives Vertrauen Beispiele: GAU – Größter anzunehmender Unfall Wie wahrscheinlich ist ein GAU? Bayern München – Schalke 04 Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schalke 04 gewinnt? Schalke-Fan 0 1 In der Praxis wird häufig eine Wahrscheinlichkeit angegeben (Medien, Versicherungen), ohne die Möglichkeit, sich auf Erfahrungswerte oder Berechnungen stützen zu können. Einschätzungen von Experten sind subjektiv und können sehr danebenliegen, sind aber dennoch wertvoll, da Experten alle verfügbaren Informationen einbeziehen und ihre Einschätzung auch revidieren können, wenn neue Informationen vorliegen. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.35 Frequentistische Wahrscheinlichkeit relative Häufigkeit als Schätzwert für die objektive Wahrscheinlichkeit Empirisches Gesetz der großen Zahlen: Mit wachsender Anzahl der Versuche stabilisiert sich die relative Häufigkeit eines beobachteten Ereignisses. Beispiel: Mit welcher Wahrscheinlichkeit fällt bei diesem „Lego-Würfel“ die sechs? Im Jahr 1919 hatte Richard Edler von Mises die Idee die Wahrscheinlichkeit P(E) eines Ereignisses über den Grenzwert der relativen Häufigkeit hn(E) des Ereignisses für n ∞ (n: Anzahl der Versuche) zu definieren. Dies musste allerdings scheitern. (Es gibt kein nε ab dem hn(E) immer in einer ε-Umgebung von P(E) liegt!) Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.36 Frequentistische Wahrscheinlichkeit Problem: Es gibt kein nε ab dem hn(E) immer in einer ε-Umgebung von P(E) liegt! Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.37 Eigenschaften der relativen Häufigkeit Bei m-maliger Durchführung eines Zufallsexperiments mit Ergebnismenge gilt für die relativen Häufigkeiten: (1) Für alle E gilt: 0 hm(E) 1 Nichtnegativität (2) hm() 0 und hm() 1 Normiertheit (3) Für alle E gilt: hm(Ē) 1 – hm(E) (4) Für alle E1, E2 mit E1 E2 gilt: hm(E1 E2) hm(E1) + hm(E2) Additivität (5) Für alle E gilt: hm(E1 E2) hm(E1) + hm(E2) – hm(E1 E2) Speziell gilt: hm(E) E hm({}) und hm() hm({}) 1 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.38 Laplace-Wahrscheinlichkeit Laplace-Annahme: Alle Elementarereignisse sind gleich wahrscheinlich. E Anzahl der Elemente von E " günstige" P( E ) : Anzahl der Elemente von " mögliche" Beispiel: Mit welcher Wahrscheinlichkeit fällt beim Spielwürfel die sechs? ? Beim Werfen einer normalen Münze räumt man dem Auftreten von Kopf und von Zahl aus Symmetriegründen gleiche Chancen ein. Diese Idee geht auf den französischen Mathematiker und Physiker Pierre Simon Laplace (1749-1827) zurück, der darauf aufbauend Regeln für das Gewinnen von Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Zufallsexperimente (Laplace-Experimente) aufstellte. Seine 1812 veröffentlichte Theorie „Analytique des Probabilités“ fasste das stochastische Wissen seiner Zeit zusammen und baute die Wahrscheinlichkeitstheorie maßgeblich aus. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.39 Eigenschaften der LaplaceWahrscheinlichkeit Für Ereignisse eines Laplace-Experiments mit endlicher Ergebnismenge {1, …, n} gilt: (1) Für alle E gilt: 0 P(E) 1 Nichtnegativität (2) P() 0 und P() 1 Normiertheit (3) Für alle E gilt: P(Ē) 1 – P(E) (4) Für alle E1, E2 mit E1 E2 gilt: P(E1 E2) P(E1) + P(E2) Additivität (5) Für alle E gilt: P(E1 E2) P(E1) + P(E2) – P(E1 E2) Speziell gilt: P(E) E P({}) und P() P({}) 1 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.40 Axiomatische Wahrscheinlichkeit Axiomensystem von Kolmogorov im endlichen Fall Ein Wahrscheinlichkeitsraum (, P) ist ein Paar bestehend aus einer nichtleeren endlichen Menge {1, …, n} und einer Funktion P: () R mit den Eigenschaften (1) Für alle E gilt: P(E) 0 Nichtnegativität (2) P() 1 Normiertheit (3) Für alle E1, E2 mit E1 E2 gilt: P(E1 E2) P(E1) + P(E2) Additivität Alexander Kolmogorov (1903-1987) hat in seinem Buch „Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung“ (1933) die Wahrscheinlichkeit als normiertes Maß definiert. (vgl. Maße wie Länge, Volumen, …) Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.41 Eigenschaften einer Wahrscheinlichkeitsverteilung Für einen endlichen Wahrscheinlichkeitsraum (, P) gilt: a) P() 0 b) Für alle E gilt: P(E) 1 c) Für alle E gilt: P (E) = 1 P(E) d) Für alle E1, E2 gilt: P(E1 E2) P(E1) + P(E2) – P(E1 E2) e) Speziell gilt: |E| P(E) E P({}) P({i}) 1 i 1 P() P({}) P({i}) 1 || i 1 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.42 Eigenschaften einer Wahrscheinlichkeitsverteilung Für einen endlichen Wahrscheinlichkeitsraum (, P) gilt: a) P() 0 (2) Beweis: ( 3) (2) 1 P() P( ) P( ) + P( ) 1 + P() P( ) 0 # b) Für alle E gilt: P(E) 1 c) Für alle E gilt: P(E) 1 P(E) (2 ) Beweis: ( 3) (1) 1 P() P(E E ) P(E) + P(E) P(E) P(E) 1 und P (E ) 1 P(E) # Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.43 Eigenschaften einer Wahrscheinlichkeitsverteilung d) Für alle E1, E2 gilt: E1 E2 P( E1 E2 ) P(E1) + P(E2 ) P(E1 E2 ) http://juergen-roth.de/dynageo/venn_diagramm/ Beweis: P( E1 E2 ) P(E1\ E2 (E1 E2 ) E2 \ E1 ) (3 ) P( E 1 \ E 2 ) + P ( E1 E 2 ) + P( E 2 \ E 1 ) P( E1\ E2 ) + P( E1 E2 ) + P( E2 \ E1 ) + P( E1 E2 ) P( E1 E2 ) (3 ) P(E1) + P(E2 ) P(E1 E2 ) Jürgen Roth # Didaktik der Stochastik 3.44 Axiomatische Wahrscheinlichkeit Axiomensystem von Kolmogorov im abzählbar unendlichen Fall Ein Wahrscheinlichkeitsraum (, P) ist ein Paar bestehend aus einer nichtleeren abzählbaren Menge {1, 2, 3, …} und einer Funktion P: () R (Wahrscheinlichkeitsverteilung) mit den Eigenschaften (1) Für alle E gilt: P(E) 0 Nichtnegativität (2) P() 1 Normiertheit (3) Für abzählbar viele paarweise disjunkte Ei gilt: P U Ei P(Ei) i 1 i 1 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik σ-Additivität 3.45 Axiomatische Wahrscheinlichkeit Axiomensystem von Kolmogorov (allgemein) Ein Wahrscheinlichkeitsraum (, , P) ist ein Tripel bestehend aus einer nichtleeren Menge , einer σ-Algebra von Teilmengen von und einer Funktion P: [0; 1] (Wahrscheinlichkeitsverteilung) mit den Eigenschaften (1) Für alle E gilt: P(E) 0 Nichtnegativität (2) P() 1 Normiertheit (3) Für abzählbar viele paarweise disjunkte Ei gilt: P U Ei P(Ei) i 1 i 1 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik σ-Additivität 3.46 Perspektiven bzgl. Wahrscheinlichkeit Büchter, Hußmann, Leuders & Prediger: Den Zufall im Griff – Stochastische Vorstellungen fördern. In: Praxis der Mathematik in der Schule, 47. Jg., August 2005, Heft 4, S. 1-7 Fachliche Perspektive Lernerperspektive Aufmerksamkeit auf lange Sicht Aufmerksamkeit auf Einzel-Ergebnis Beispiel:Würfeln mit 2 Würfeln Möglichkeiten zählen Beispiel:Würfeln mit 2 Würfeln Bedeutsamkeitsansatz „Ich habe mich für die 7 entschieden, weil es hier sechs Möglichkeiten gibt. Bei den anderen gibt es nur fünf oder noch weniger Möglichkeiten …“ (Je mehr Möglichkeiten, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit.) „Ich habe im zweiten Spiel mehrmals die 8 geworfen und weiß auch warum. Ich bin am 16. 8. geboren.“ Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.47 Leitideen für den Stochastikunterricht Büchter, Hußmann, Leuders & Prediger: Den Zufall im Griff – Stochastische Vorstellungen fördern. In: Praxis der Mathematik in der Schule, 47. Jg., August 2005, Heft 4, S. 1-7 Alltagsvorstellungen ernst nehmen und zum Ausgangspunkt des Lernens machen erfordert Situationen die dies ermöglichen Erfahrungsmöglichkeiten durch Experimente schaffen Erfahrungen aus Experimenten systematisch reflektieren mitgebrachte Vorstellungen überdenken individuelle & fachliche Vorstellungen gegenüberstellen Ursachen für Diskrepanzen finden notwendige Perspektivwechsel explizit machen Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.48 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 130 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.49 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 130 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.50 Didaktik der Stochastik – Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung 3.5 Mehrstufige Zufallsexperimente Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.51 Chinesische Würfel Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.52 Chinesische Würfel 2 3 1 3 2 A 6 1 2 1 2 1 2 1 2 1 5 1 5 1 3 Gewinner: A 1 3 B 1 6 A 1 6 A B Der Würfel A gewinnt mit einer 2 Wahrscheinlichkeit von gegen 3 den Würfel B. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.53 Pfadregeln beim Baumdiagramm Produktregel Die Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses ist gleich dem Produkt der Wahrscheinlichkeiten entlang 1 des zugehörigen Pfades im 2 Baumdiagramm. Summenregel 1 Die Wahrscheinlichkeit eines 1 Ereignisses ist gleich der Summe 3 der Wahrscheinlichkeiten aller A Pfade, die für dieses Ereignis günstig sind. 2 3 1 3 2 A 6 1 2 1 2 1 2 5 1 5 1 3 B 1 6 A 1 6 A B Gewinner Verzweigungsregel Die Summe der Wahrscheinlichkeiten an den Ästen, die von einem Verzweigungspunkt ausgehen ist immer 1. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.54 Chinesische Würfel Der Würfel A gewinnt mit einer Wahrscheinlichkeit 2 von 3 gegen den Würfel B. 1 1 1 5 5 5 2 A A A B B B 2 A A A B B B 2 A A A B B B 2 A A A B B B 6 A A A A A A 6 A A A A A A 24 P(Würfel A gewinnt) = 36 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.55 Chinesische Würfel 1 2 1 2 1 B 5 1 3 2 3 1 3 2 3 0 4 0 4 1 6 Gewinner: B 1 3 C 1 6 B 1 3 B C Der Würfel B gewinnt mit einer 2 Wahrscheinlichkeit von 3 gegen den Würfel C. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.56 Chinesische Würfel Der Würfel B gewinnt mit einer 2 Wahrscheinlichkeit von 3 gegen den Würfel C. 0 0 4 4 4 4 1 B B C C C C 1 B B C C C C 1 B B C C C C 5 B B B B B B 5 B B B B B B 5 B B B B B B 24 P(Würfel B gewinnt) = 36 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.57 Chinesische Würfel 1 3 2 3 4 C 3 3 D 1 3 D 2 3 C 0 1 Gewinner: 1 Der Würfel C gewinnt mit einer 2 Wahrscheinlichkeit von 3 gegen den Würfel D. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.58 Chinesische Würfel Der Würfel C gewinnt mit einer 2 Wahrscheinlichkeit von 3 gegen den Würfel D. 3 3 3 3 3 3 0 D D D D D D 0 D D D D D D 4 C C C C C C 4 C C C C C C 4 C C C C C C 4 C C C C C C 24 P(Würfel C gewinnt) = 36 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.59 Chinesische Würfel 1 D 3 2 3 Gewinner: 1 3 2 6 2 3 D 1 3 A A Der Würfel D gewinnt mit einer 2 Wahrscheinlichkeit von 3 gegen den Würfel A. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.60 Chinesische Würfel Der Würfel D gewinnt mit einer 2 Wahrscheinlichkeit von 3 gegen den Würfel A. 2 2 2 2 6 6 3 D D D D A A 3 D D D D A A 3 D D D D A A 3 D D D D A A 3 D D D D A A 3 D D D D A A 24 P(Würfel D gewinnt) = 36 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.61 Chinesische Würfel „gewinnt gegen mit Wahrscheinlichkeit 2/3“ • Die Relation „gewinnt gegen mit Wahrscheinlichkeit 2/3“ ist auf der Menge dieser Würfel nicht transitiv. • Man findet zu jedem Würfel einen „besseren“. • Der Spieler der die zweite Wahl hat ist im Vorteil! Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.62 Chinesische Würfel A B C D A – 𝟐 𝟑 𝟓 𝟗 𝟏 𝟑 B 𝟏 𝟑 – 𝟐 𝟑 𝟏 𝟐 C 𝟒 𝟗 𝟏 𝟑 – 𝟐 𝟑 D 𝟐 𝟑 𝟏 𝟐 𝟏 𝟑 – Tabelleneinträge: • Wahrscheinlichkeit, dass Zeile gegen Spalte gewinnt. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.63 Chinesische Würfel Neues Spiel: Die beiden Spieler wählen je einen Würfel aus und spielen anschließend fünf Runden. Gewonnen hat der Spieler, der die meisten Runden gewonnen hat. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der mit dem „besseren“ bzw. der mit dem „schlechteren“ Würfel gewinnt? Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.64 Chinesische Würfel p 2 p=– 3 P(„A gewinnt“) A 5 = 1–p p n=5 k 3 A p B 1–p A p B 1–p ( ) p (1 – p) 64 81 1–p = A 5 k 5–k k 0,79 B 1–p p A p B 1 1–p = – 3 B 1–p A p B 1–p A B p 1–p p 1–p p 1–p p 1–p p 1–p p 1–p p 1–p p 1–p A B B B B A B B A B B A A A A A A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B A B Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.65 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 130 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.66 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 131 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.67 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 132 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.68 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 132 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.69 Didaktik der Stochastik – Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung 3.6 Kombinatorik Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.70 Zählprinzipien Hefendehl-Hebeker & Törner: Über Schwierigkeiten bei der Behandlung der Kombinatorik. In: Didaktik der Mathematik, 12(1984)4, S. 245-262 Produktregel fundamentales Zählprinzip Summenregel Regel des getrennten Abzählens Prinzip der Schäfer Hilfsstrategien zum Prinzip der Schäfer Einführung & Rücknahme von Anordnungen Einführung & Rücknahme von Unterscheidungen Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.71 Zahlenschloss Wie viele Möglichkeiten gibt es bei einem Zahlenschloss eine vierstellige Zahl aus den Ziffern 1 bis 6 zu bilden? Zählprinzip: 1. Stelle: 6 Möglichkeiten 2. Stelle: 6 Möglichkeiten 3. Stelle: 6 Möglichkeiten 4. Stelle: 6 Möglichkeiten Anzahl der Möglichkeiten: 6 ∙ 6 ∙ 6 ∙ 6 = 64 = 1296 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.72 Gemischtes Eis Wie viele Möglichkeiten gibt es aus sieben Eissorten ein gemischtes Eis mit drei verschiedenen Kugeln zusammenzustellen? Zählprinzip: 1. Kugel: 7 Möglichkeiten 2. Kugel: 6 Möglichkeiten 3. Kugel: 5 Möglichkeiten Anzahl der Möglichkeiten: 7∙6∙5= Jürgen Roth 7! 7−3 ! = 2010 Didaktik der Stochastik 3.73 Pferderennen 𝑛 𝑛! ≔ 𝑘 𝑛 − 𝑘 ! ∙ 𝑛! Wie viele Möglichkeiten gibt es beim Pferderennen eine Teilmenge der drei erstplatzierten Pferde aus der Menge der 15 startenden Pferde auszuwählen? Zählprinzip: 1. Pferd: 15 Möglichkeiten 2. Pferd: 14 Möglichkeiten 3. Pferd: 13 Möglichkeiten Die Permutationen der drei Plätze dürfen nur einmal gezählt werden! Anzahl der Möglichkeiten: 15! 15 15 ∙ 14 ∙ 13 = = = 455 15 − 3 ! ∙ 3! 3 3! Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.74 Beispiel Wie viele verschiedene „Worte“ mit zehn Buchstaben kann man aus den Buchstaben des Wortes „Missisippi“ bilden? Anzahl der möglichen Anordnungen von zehn Buchstaben auf zehn Stellen: 10 · 9 · 8 · 7 · 6 · 5 · 4 · 3 · 2 · 1 = 10! Dabei wurden aber alle Vertauschungsmöglichkeiten für die vier i (4!), die drei s (3!) und die zwei p (2!) mitgezählt. Da diese nicht unterscheidbar sind und folglich nicht zu verschiedenen „Worten“ führen, ergibt sich als Lösung der Aufgabe: 10! 3628800 = 12600 = 4! ∙ 3! ∙ 2! 24 ∙ 6 ∙ 2 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.75 Zellenproblem Auf wie viele Arten kann man 𝑘 nicht unterscheidbare Kugeln auf 𝑛 Zellen verteilen, wenn eine Zelle bis zu 𝑘 Kugeln aufnehmen kann? Beispiel: 3 Kugeln und 3 Zellen Drei Zellen können durch zwei Trennstriche realisiert werden. Kugeln & Trennstriche benötigen zusammen fünf Plätze. Verteilung der Kugeln durch Platznummer der Trennstriche bestimmt Anzahl der Auswahlmöglichkeiten der zwei Trennstrichplätze aus den fünf Plätzen: 3+3−1 3+2 5 𝑘+𝑛−1 = = = 10 = 2 2 2 𝑘 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.76 Kombinatorik: Überblick Beachtung der Reihenfolge ohne Beachtung Auswahl von k Elementen aus einer n-Menge der Reihenfolge Bsp.: Auswahl von 2 Elementen aus der 3-Menge {1; 2; 3} mit mit Wiederholung Wiederholung > k-Tupel (k = < n) (1|1) (1|2) (1|3) (2|1) (2|2) (2|3) (3|1) (3|2) (3|3) > k-Kombination (k = < n) Anzahl k n Anzahl n + k 1 k ohne ohne Wiederholung Wiederholung k-Permutation (k n) (1|2) (1|3) (2|1) (2|3) (3|1) (3|2) Jürgen Roth (1;1) (1;2) (1;3) (2;2) (2;3) (3;3) k-Teilmengen (k n) Anzahl n! (n – k)! Didaktik der Stochastik {1;2} {1;3} {2;3} Anzahl n! (n – k)! · k! n = k 3.77 Referatsthemen Hefendehl-Hebeker & Törner: Über Schwierigkeiten bei der Behandlung der Kombinatorik. In: Didaktik der Mathematik, 12(1984)4, S. 245-262 Die Schüler Tobias, Alexander und Stefan erhalten je eines von fünf zum Referat anstehenden Büchern. Auf wie viele Arten ist eine solche Verteilung möglich? Ansatz 1: Stufung über die Personen Verteilungsprozess in drei Stufen, entsprechend den drei Personen, wobei nacheinander 5, 4 bzw. 3 Bücher zur Verfügung stehen. Anzahl der Möglichkeiten: 𝟓 ∙ 𝟒 ∙ 𝟑 = 𝟔𝟎 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.78 Referatsthemen Hefendehl-Hebeker & Törner: Über Schwierigkeiten bei der Behandlung der Kombinatorik. In: Didaktik der Mathematik, 12(1984)4, S. 245-262 Die Schüler Tobias, Alexander und Stefan erhalten je eines von fünf zum Referat anstehenden Büchern. Auf wie viele Arten ist eine solche Verteilung möglich? Ansatz 2: Stufung über die Bücher 1. Buch wird verteilt 3 mögliche Adressaten 2. Buch wird verteilt 2 mögliche Adressaten 3. Buch wird verteilt 1 möglicher Adressat Verteilungsvorgang ist mangels weiterem Adressat beendet. Anzahl der Möglichkeiten: 𝟑 ∙ 𝟐 ∙ 𝟏 = 𝟔 𝟓 Problem: Es wurden nur 3 Bücher verteilt, die erst 𝟑 aus den fünf Büchern ausgewählt werden müssen! Anzahl der Möglichkeiten: Jürgen Roth 𝟓 𝟑 Didaktik der Stochastik ∙ 𝟑! = 𝟓 ∙ 𝟒 ∙ 𝟑 = 𝟔𝟎 3.79 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 133 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.80 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 133 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.81 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 133 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.82 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 134 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.83 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 134 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.84 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 134 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.85 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 135 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.86 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 135 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.87 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 135 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.88 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 136 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.89 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 136 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.90 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 137 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.91 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 137 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.92 Schulbücher Vogel et al. (Hrsg.): Formel 10 Bayern. Buchner & Klett, Bamberg, Stuttgart, 2002, S. 135 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.93 Chinesische Würfel Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für jeden der Würfel, dass er gewinnt, wenn alle vier Würfel geworfen werden? 2 3 2 1 2 6 1 2 1 1 3 1 3 1 P(„A gewinnt“) = 3 5 2 3 0 1 P(„B gewinnt“) = 3 4 P(„C gewinnt“) = 2 9 1 3 P(„D gewinnt“) = Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 1 9 3.94 Chinesische Würfel Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.95 Didaktik der Stochastik – Kapitel 3: Wahrscheinlichkeitsrechnung 3.7 Bedingte Wahrscheinlichkeit Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.96 Umfrage Tomlinson & Quinn: Bedingte Wahrscheinlichkeit verstehen. In: Stochastik in der Schule, 18(1998)3, S. 27-40 Linda ist eine 31 Jahre alt und Single. Sie unterhält sich gerne über Themen wie Abrüstung oder Gleichberechtigung. Welche der folgenden Behauptungen ist dann eher wahrscheinlich? A) Linda ist Bankkauffrau. B) Linda ist Bankkauffrau und aktiv in der feministischen Bewegung. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.97 Bedingte Wahrscheinlichkeit Gardner: The Unschooled Mind. Basic Books, New York, 1991 Intuitive Urteile wie beim „Linda“-Problem sind nach Gardner (1991) mit optischen Täuschungen vergleichbar und unvermeidbar können durch Metakognition (z. B. den bewussten Gebrauch von mathematischen Werkzeugen) überwunden werden Solches „sekundäres Denken“ muss entwickelt werden. Geeignete Aktivitäten: Experimentieren und Spiele durchführen Computersimulationen einsetzen graphische Darstellungen nutzen Ziel: Intuitives Verständnis für mathem. Argumente aufbauen verbessert die Fähigkeit rational zu denken hilft stochastische Situationen zu beurteilen Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.98 Bedingte Wahrscheinlichkeit Bender, P.: Grundvorstellungen & Grundverständnisse für den Stochastikunterricht. In: Stochastik in der Schule, 17 (1997) 1, S. 8-33 Beispiel: Es werden nacheinander zwei Karten aus einem verdeckten Kartenstapel mit 32 Karten gezogen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die zweite Karte ein As ist unter der Bedingung, dass die erste Karte ein Bube ist? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die erste Karte ein As ist unter der Bedingung, dass die zweite Karte ein Bube ist? Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.99 Bedingte Wahrscheinlichkeit Die bedingte Wahrscheinlichkeit 𝑃(𝐴|𝐵) ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis 𝐴, wenn man weiß, dass 𝐵 eingetreten ist. ist die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Ereignisses 𝐴 unter der Bedingung, dass das Ereignis 𝐵 (bereits) eingetreten ist. Sprechweise Der senkrechte Strich ist als „unter der Bedingung/Voraussetzung“ zu lesen. Man sagt auch, 𝑃(𝐴|𝐵) ist „die Wahrscheinlichkeit für 𝐴 unter der Bedingung 𝐵“. Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.100 Unabhängige Ereignisse Beispiele Die Wahrscheinlichkeit für Regen ist unabhängig von unseren Wünschen. Die Zahl der Leute, die mit einem Regenschirm aus dem Haus gehen ist abhängig von der Wettervorhersage. Zwei Ereignisse A und B sind (stochastisch) unabhängig, wenn sie sich in Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens nicht beeinflussen. 𝑃(𝐴) = 𝑃(𝐴|𝐵) bzw. 𝑃(𝐵) = 𝑃(𝐵|𝐴) 𝑃(𝐴 𝐵) = 𝑃(𝐴) ∙ 𝑃(𝐵) Definition Zwei Ereignisse 𝐴 und 𝐵 heißen (stochastisch) unabhängig, wenn gilt 𝑃(𝐴 𝐵) = 𝑃(𝐴) ∙ 𝑃(𝐵). Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.101 Stochastische Unabhängigkeit Beispiele w s Aus einer Urne mit zwei weißen und drei schwarzen s Kugeln wird zweimal hintereinander eine Kugel gezogen. Vor jedem Zug wird sorgfältig gemischt. Mit Zurücklegen: Legt man die Kugel nach dem ersten Ziehen wieder zurück, so sind die Ereignisse 𝑆1: „Schwarz beim ersten Zug“ und 𝑆2: „Schwarz beim zweiten Zug“ voneinander unabhängig. Ohne Zurücklegen: Legt man die Kugel nach dem ersten Ziehen nicht zurück, so sind die Ereignisse 𝑆1: „Schwarz beim ersten Zug“ und 𝑆2: „Schwarz beim zweiten Zug“ voneinander abhängig. s w Hinweis: Baumdiagramme zeichnen! Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.102 Ziehen mit Zurücklegen 1. Zug 𝑆1: Schwarz beim ersten Zug 𝑆2: Schwarz beim zweiten Zug 2. Zug 𝑃 𝑆 𝑆 = 1 2 s 9 25 w 6 25 3 5 s 6 25 2 5 w 4 25 3 5 w s s s w s 𝑃 𝑆1 = 3 5 2 5 2 5 𝑆1 𝑆2: Schwarz beim ersten und beim zweiten Zug Jürgen Roth 𝑃 𝑆2 9 6 = + 25 25 15 3 = = 25 5 w Didaktik der Stochastik 𝑃(𝑆1 𝑆2) = 𝑃(𝑆1) · 𝑃(𝑆2) 3.103 Ziehen ohne Zurücklegen 1. Zug 𝑆1: Schwarz beim ersten Zug 𝑆2: Schwarz beim zweiten Zug 2. Zug 𝑃(𝑆1 𝑆2) = s 3 10 w 3 10 3 4 s 3 10 1 4 w 1 10 2 4 w s s s w s 𝑃 𝑆1 = 3 5 2 4 2 5 𝑆1 𝑆2: Schwarz beim ersten und beim zweiten Zug Jürgen Roth 𝑃 𝑆2 3 3 = + 10 10 6 3 = = 10 5 w Didaktik der Stochastik 𝑃(𝑆1 𝑆2) ≠ 𝑃(𝑆1) · 𝑃(𝑆2) 3.104 Beispiel: Würfeln mit einem Würfel Es wird einmal mit einem fairen Würfel gewürfelt. Dabei interessieren folgende Ereignisse bzgl. der Augenzahl: X: „Gerade Zahl“ Y: „Zahl größer als 2“ Z: „Primzahl“ Sind diese Ereignisse abhängig oder unabhängig voneinander? Wie kann die Wahrscheinlichkeit bestimmt werden, dass X und Y, Y und Z bzw. X und Z gleichzeitig eintreten? Gesucht sind also die Wahrscheinlichkeiten P(X Y), P(Y Z) und P(X Z). Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.105 Beispiel: Würfeln mit einem Würfel Tomlinson, S. & Quinn, R.: Bedingte Wahrscheinlichkeit Verstehen. In: Stochastik in der Schule, 18 (1998) 3, S. 27-40 Y XY X X Y 2 4 2 4 3 6 3 6 5 1 5 1 2 4 2 4 2 4 3 6 3 6 3 6 5 1 5 1 5 1 2 4 2 4 2 4 3 6 3 6 3 6 5 1 5 1 5 1 X: „Gerade Zahl“ XY P(Y ) 2 3 1 3 1 1 P(X Y ) 3 6 P(X) · P(Y ) P(X ) 1 2 P(X Y ) P(X ) 1 2 P(X Y ) Y: „Zahl größer als 2“ P(Y ) 1 1 P(X Y ) 3 6 Z: „Primzahl“ unabhängig Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.106 Beispiel: Würfeln mit einem Würfel Tomlinson, S. & Quinn, R.: Bedingte Wahrscheinlichkeit Verstehen. In: Stochastik in der Schule, 18 (1998) 3, S. 27-40 Z YZ Y Y Z 2 4 2 4 3 6 3 6 5 1 5 1 2 4 2 4 2 4 3 6 3 6 3 6 5 1 5 1 5 1 2 4 2 4 2 4 3 6 3 6 3 6 5 1 5 1 5 1 X: „Gerade Zahl“ YZ P(Z ) 1 2 P(Z ) 1 2 1 1 P(Y Z ) 3 3 P(Y) · P(Z ) P(Y ) 2 3 P(Y Z ) P(Y ) 1 3 P(Y Z ) Y: „Zahl größer als 2“ 1 1 P(Y Z ) 6 6 Z: „Primzahl“ unabhängig Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.107 Beispiel: Würfeln mit einem Würfel Tomlinson, S. & Quinn, R.: Bedingte Wahrscheinlichkeit Verstehen. In: Stochastik in der Schule, 18 (1998) 3, S. 27-40 Z XZ X X Z 2 4 2 4 3 6 3 6 5 1 5 1 2 4 2 4 2 4 3 6 3 6 3 6 5 1 5 1 5 1 2 4 2 4 2 4 3 6 3 6 3 6 5 1 5 1 5 1 X: „Gerade Zahl“ XZ P(Z ) 1 2 1 2 1 1 P(X Z ) 3 6 P(X) · P(Z ) P(X ) 1 2 P(X Z ) P(X ) 1 2 P(X Z ) Y: „Zahl größer als 2“ P(Z ) 1 1 P(X Z ) 3 6 Z: „Primzahl“ abhängig Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.108 Bedingte Wahrscheinlichkeit P( X Z ) | ( ) PZ X = = P( X ) X: „Gerade Zahl“ = 1 3 2 4 3 6 2 4 5 1 3 6 P( X Z ) 5 1 Z X Z: „Primzahl“ 2 4 3 6 5 1 2 4 3 6 5 1 X 2 4 3 6 5 Jürgen Roth 1 6 1 2 1 Didaktik der Stochastik Z 2 4 3 6 P( X Z ) 5 1 P( X Z ) | ( ) PZ X = = P( X ) 2 6 1 2 = 2 3 3.109 Bedingte Wahrscheinlichkeit X: „Gerade Zahl“ Z: „Primzahl“ 1 P( Z X ) = 6 1 3 Z 1 2 2 3 5 2 3 5 4 6 1 4 6 1 P(Z | X ) 1 = 3 2 3 2 3 5 4 6 1 X 2 3 5 1 P( Z X ) = 3 4 6 1 4 6 1 2 3 1 2 2 3 5 1 P( Z X ) = 3 1 2 2 3 2 3 5 4 6 1 Z Jürgen Roth 2 3 5 2 3 5 4 6 1 2 3 2 3 5 1 P( Z X ) = 6 1 3 2 3 5 4 6 1 Didaktik der Stochastik 1 3 4 6 1 4 6 1 1 2 X 3.110 Bedingte Wahrscheinlichkeit Ein alter Mann wird Zeuge eines Autounfalls mit Fahrerflucht und berichtet, dass das flüchtende Auto ein blaues Taxi gewesen sei (Behauptung b). Es gibt zwei Taxiunternehmen in der Stadt, die 15 blaue (B) bzw. 85 grüne (G) Taxen hat. In der Verhandlung wird die Sehfähigkeit des Mannes geprüft und man bekommt heraus, dass er in 80 % der Fälle die richtige Farbe zuordnen kann, d. h. P(b|B) = P(g|G) = 0,8. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wirklich ein blaues Taxi in den Unfall verwickelt war? Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.111 Bedingte Wahrscheinlichkeit P(b|B) = 0,8 b P(Bb) = 0,12 B B b P(B) = 0,15 0,2 P(G) = 0,85 0,2 g P(Bg) = 0,03 B b P(Gb) = 0,17 G G P( B b ) P( b ) 0,12 = 0,41 = 0,29 P(B | b ) = Jürgen Roth P(B | b ) = 0,41 0,29 0,71 g 0,8 g P(Gg) = 0,68 G P(b) = P(Bb) + P(Gb) = 0,12 + 0,17 = 0,29 Didaktik der Stochastik 3.112 Bedingte Wahrscheinlichkeit P(B|A) B P(BA) A P(A|B) A P(A) P(B|A) B B P(BA) P(B) A P(A|B) P(A|B) P(A) P(B|A) B P(BA) A A P(B|A) Jürgen Roth P(B) B B P(BA) Didaktik der Stochastik P(A|B) A 3.113 Totale Wahrscheinlichkeit und die Formel von Bayes P(B|A) P(A | B ) P(BA) A A P( B A ) = P( B ) P(A) P(B|A) P(A|B) B B P(BA) P(B) A P(A|B) P(A) ∙ P(B|A) = P(BA) + P(BA) = B P(A) P(B|A) B P(BA) A A P(B|A) P(A) ∙ P(B|A) P(A|B) P(B) B B P(BA) A P(A|B) P(A) ∙ P(B|A) + P(A) ∙ P(B|A) Für Ω = A A und B Ω gilt: Totale Wahrscheinlichkeit von B: P( B) = P(A) ∙ P(B|A) + P(A) ∙ P(B|A) Formel von Bayes: P(A | B) = Jürgen Roth P(A) ∙ P(B|A) P(A) ∙ P(B|A) + P(A) ∙ P(B|A) Didaktik der Stochastik 3.114 Totale Wahrscheinlichkeit und die Formel von Bayes Seien A1, A2, … , An paarweise disjunkte Teilmengen von Ω mit A1 A2 … An = Ω, dann gilt für jedes Ereignis B Ω: A5 B Satz von der totalen Wahrscheinlichkeit A1B A2B n P(B ) = P(B | A ) P(A ) i A5B A1 i i 1 A2 A4 A4B A3B A3 Ω Satz von Bayes P( A i | B ) P(B | A i ) P( A i ) n P(B | A ) P(A ) i i i 1 Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.115 Ärztliche Diagnosen medizinische Tests Pinkernell: Test positiv – Diagnose negativ. Medizin. Testergebnisse richtig interpretieren. In: Mathematik lehren 138, 2006, S. 50-55 Für die Mammographie als Diagnose-Methode für Brustkrebs sind folgende auf Grund von quantitativen Untersuchungen geschätzten Wahrscheinlichkeiten bekannt: 1% der weiblichen Bevölkerung einer bestimmten Altersgruppe hat Brustkrebs. (Basisrate) Die Sensitivität der Mammographie beträgt 80%. (Hat eine Patientin Brustkrebs, so kommt es in 80% der Fälle auch zu einer positiven Diagnose.) Die Spezifität der Mammographie beträgt 90%. (Hat eine Patientin keinen Brustkrebs, so kommt es in 90% der Fälle auch zu einer negative Diagnose.) Wie viel Prozent der bei einer Mammographie positiv getesteten Patientinnen sind tatsächlich krank? Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.116 Fachbegriffe bei medizinische Tests Pinkernell: Test positiv – Diagnose negativ. Medizin. Testergebnisse richtig interpretieren. In: Mathematik lehren 138, 2006, S. 50-55 Prävalenz Anteil der Erkrankten in der Bevölkerung auch: Verbreitung Sensitivität eines Tests Wahrscheinlichkeit, dass ein erkrankter Mensch positiv getestet wird auch: Empfindlichkeit, Richtigpositiv-Rate Spezifität eines Tests Wahrscheinlichkeit, dass ein gesunder Mensch negativ getestet wird auch: Richtignegativ-Rate Wahrscheinlichkeit, dass Positiver ein positiv getesteter Vorhersagewert Mensch tatsächlich (ppV) eines Tests erkrankt ist auch: positive predictive Value (ppV), positiver Prädiktionswert, Relevanz Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.117 Vierfeldertafel zu medizinische Tests Pinkernell: Test positiv – Diagnose negativ. Medizin. Testergebnisse richtig interpretieren. In: Mathematik lehren 138, 2006, S. 50-55 http://www.juergen-roth.de/excel/stochastik/vierfeldertafel_zu_medizinischen_tests.xls Jürgen Roth Didaktik der Stochastik 3.118