Außenwirtschaft Vorlesungsskript Wintersemester 2013/14 Ludwig von Auer Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Geschichte des Welthandels . 1.2 Bedeutung des Außenhandels 1.3 Anreize für Außenhandel . . . 1.4 Handelsbarrieren . . . . . . . 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 4 8 18 19 2 1.5 Einige Links zum Thema „Internationaler Handel“ . . . 20 3 I Theorie des Außenhandels 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Gelehrtenstreit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Merkantilismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Ikonen der modernen Außenhandelstheorie . . . . 2.2 Gewinne aus Freihandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Vereinfachende Annahmen . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Freihandelsgleichgewicht zweier Länder . . . . . . 2.2.3 Wohlfahrtseffekte des Freihandels . . . . . . . . . 2.2.4 Freihandelsgleichgewicht in einem „kleinen“ Land Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Produzentenrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konsumentenrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0 1 3 3 5 15 17 20 27 32 35 35 40 4 3 Grundmodell des Außenhandels 3.1 Allgemeine Gleichgewichtsanalyse eines autarken Landes 3.1.1 Transformationskurve eines Landes . . . . . . . . 3.1.2 Isowohlfahrtslinien . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Autarkiegleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Außenhandel eines kleinen Landes . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Tauschanreize und Arbitrage . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Nationale Budgetrestriktion . . . . . . . . . . . . 3.2.3 Zusätzliche Wohlfahrtsgewinne durch Produktionsumstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.4 Terms of Trade eines kleinen Landes . . . . . . . 3.3 Außenhandel zweier großer Länder . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Ursachen für unterschiedliche Autarkiepreisverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Grundprinzip der analytischen Herangehensweise 1 3 4 10 15 21 23 32 42 45 46 48 53 5 3.3.3 Handelsgleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.4 Terms of Trade großer Länder . . . . . . . . . . . 3.4 Handel zwischen Ländern unterschiedlicher Entwicklungsstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1 Handelsanreize . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.2 Wettbewerbsfähigkeit von Entwicklungsländern . 3.5 Komparativer Vorteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Relatives Angebot und relative Nachfrage . . . . . . . . . 3.6.1 Nationale relative Angebots- und Nachfragekurven 3.6.2 Relative Weltangebots- und -nachfragekurve . . . 3.6.3 Veränderungen in Angebot und Nachfrage . . . . 57 66 68 68 70 71 74 76 81 90 6 4 Ricardo Modell 4.1 Autarkiegleichgewicht einer Ricardo-Ökonomie . . . . 4.1.1 Produktionsfunktionen . . . . . . . . . . . . . 4.1.2 Transformationskurve . . . . . . . . . . . . . . 4.1.3 Autarkiegleichgewicht . . . . . . . . . . . . . 4.2 Absoluter und komparativer Vorteil . . . . . . . . . . 4.3 Handelsgleichgewicht zweier Ricardo-Ökonomien . . . 4.4 Wohlfahrtswirkungen des Außenhandels . . . . . . . . 4.5 Kostenvorteile trotz absoluter Produktivitätsnachteile 4.5.1 Vergleich der Nominallöhne . . . . . . . . . . 4.5.2 Vergleich der Produktionskosten . . . . . . . . 4.6 Ein weiteres Zahlenbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 6 7 9 16 18 24 28 31 32 34 36 7 5 Modell spezifischer Produktionsfaktoren 5.1 Transformationskurve bei spezifischen Produktionsfaktoren 5.1.1 Produktionsfunktion und Grenzprodukt der Arbeit 5.1.2 Herleitung der Transformationskurve . . . . . . . 5.1.3 Opportunitätskosten . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Autarkiegleichgewichte und Handelsgleichgewicht . . . . 5.2.1 Autarkiegleichgewicht im Inland . . . . . . . . . . 5.2.2 Produktionsseite des Auslands . . . . . . . . . . . 5.2.3 Autarkiegleichgewicht im Ausland . . . . . . . . . 5.2.4 Handelsgleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Wohlfahrts- und Umverteilungswirkungen . . . . . . . . 5.3.1 Nominale und reale Faktorentlohnung des mobilen Faktors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.2 Wohlfahrt der Einkommensempfänger . . . . . . . 5.3.3 Bestimmung des gleichgewichtigen Nominallohns . 1 5 6 13 15 17 17 19 22 24 26 28 33 36 8 5.3.4 5.3.5 5.3.6 5.3.7 Wohlfahrtswirkungen auf die Bodenbesitzer . . Wohlfahrtswirkungen auf die Maschinenbesitzer Wohlfahrtswirkungen auf die Arbeiter . . . . . . Wohlfahrtswirkungen im Ausland . . . . . . . . . . . . 45 48 50 51 9 6 Heckscher-Ohlin Modell 1 6.1 Produktion mit zwei mobilen Faktoren . . . . . . . . . . 6 6.1.1 Produktionsfunktionen und ihre Isoquanten . . . 7 6.1.2 Produktionskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 6.2 Gleichgewichtige Pacht-Lohn-Relation . . . . . . . . . . . 21 6.2.1 Preisrelation, Pacht-Lohn-Relation und Arbeit-BodenRelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 6.2.2 Gleichgewichtige Faktorallokation . . . . . . . . . 27 6.3 Autarkiegleichgewichte und Handelsgleichgewicht . . . . 35 6.3.1 Autarkiegleichgewicht des Inlands . . . . . . . . . 35 6.3.2 Faktorallokation im Ausland . . . . . . . . . . . . 37 6.3.3 Autarkiegleichgewicht im Ausland . . . . . . . . . 41 6.3.4 Handelsgleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . 43 6.4 Wohlfahrt und Umverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . 45 6.4.1 Grenzprodukt, Reallohn und reale Pacht . . . . . 46 10 6.4.2 6.4.3 Wohlfahrtseffekte auf die inländischen Bodenbesitzer Wohlfahrtseffekte auf die anderen Einkommensempfänger . . . . . . . . . . . . . . . 6.4.4 Faktorpreisausgleich . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Empirische Evidenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 51 54 56 11 7 Außenhandel und Größenvorteile 7.1 Interne Größenvorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1.1 Steigende sektorale Grenzkosten trotz interner Größenvorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1.2 Konsummenge versus Angebotsvielfalt . . . . . . 7.1.3 Wohlfahrtswirkungen des Außenhandels . . . . . 7.1.4 Isowohlfahrtslinien und der Zielkonflikt zwischen Menge und Vielfalt . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1.5 Intra- und interindustrieller Außenhandel . . . . . 7.1.6 Empirische Aspekte des intraindustriellen Handels 7.1.7 Politische Implikationen . . . . . . . . . . . . . . 7.1.8 Dumping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Externe Größenvorteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.1 Spezialisierte Zulieferer . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.2 Wissensdiffusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 5 11 19 24 30 35 43 46 48 53 55 56 12 7.2.3 7.2.4 7.2.5 7.2.6 Arbeitsmarktpooling . . Netzwerkeffekte . . . . . Sektorale Angebotskurve Wohlfahrtswirkungen des . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Außenhandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 59 60 61 13 II Weitere Anwendungen der Außenhandelstheorie 0 8 Internationales Outsourcing 8.1 Neuinterpretation des Grundmodells . . . . . . . . . . . 8.2 Handel mit Zwischenprodukten . . . . . . . . . . . . . . 1 6 12 14 9 Wirtschaftswachstum 9.1 Wirtschaftswachstum und Außenhandel . . . . . . . . 9.1.1 Dynamische Handelsgewinne . . . . . . . . . . 9.1.2 Neues Handelsgleichgewicht . . . . . . . . . . 9.2 Partielle Gleichgewichtsanalyse . . . . . . . . . . . . 9.3 Allgemeine Gleichgewichtsanalyse . . . . . . . . . . . 9.3.1 Wohlfahrtswirkungen für das wachsende Land 9.3.2 Wohlfahrtswirkungen für den Handelspartner . . . . . . . . . . . . . . 1 3 4 5 6 12 17 22 15 10 Entwicklungshilfe und andere internationale Transferzahlungen 10.1 Wohlfahrtswirkungen . . . . . . . . . . . . . . 10.1.1 Zwei Wohlfahrtseffekte . . . . . . . . . 10.1.2 Terms-of-Trade-Effekt . . . . . . . . . 10.2 Weitere Beispiele für internationale Transferzahlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 4 4 6 . . . . . . 11 16 11 Internationale Verschuldung 11.1 Eine einfache Zwei-Perioden-Ökonomie . . . . . . 11.1.1 Periode Gegenwart . . . . . . . . . . . . . 11.1.2 Periode Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . 11.2 Autarkiegleichgewichte . . . . . . . . . . . . . . . 11.2.1 Autarkiegleichgewicht des Inlands . . . . . 11.2.2 Autarkiegleichgewicht im Ausland . . . . . 11.3 Intertemporaler Handel zwischen zwei Ökonomien 11.3.1 Intertemporaler Handel . . . . . . . . . . . 11.3.2 Periode Gegenwart . . . . . . . . . . . . . 11.3.3 Periode Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . 11.4 Intertemporales Handelsgleichgewicht . . . . . . . 11.5 Ausländische Direktinvestitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 5 8 10 14 14 20 23 23 27 29 30 33 17 12 Internationale Migration 12.1 Saisonale und Permanente Migration . . . . . . 12.2 Historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . 12.3 Determinanten der Migrationsströme . . . . . . 12.4 Einfaches Migrationsmodell . . . . . . . . . . . 12.4.1 Migration bei vollkommenen Märkten . . 12.4.2 Migration bei unvollkommenen Märkten 12.4.3 Migration versus Güterhandel . . . . . . 12.5 Brain Drain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3 4 9 10 10 14 19 21 Kapitel 1 Einleitung Außenwirtschaft 1—2 • Warum löst die Globalisierung so viel Besorgnis und Widerstand aus? • Warum setzt sich die Welthandelsorganisation WTO für den Freihandel ein? • Warum verkündeten die G20-Staaten, dass sie auch in Zeiten der Finanzkrise an Freihandel festhalten wollen? • Welche Umverteilungswirkungen würden sich aus einer Rückkehr in die wirtschaftliche Autarkie ergeben? Außenwirtschaft 1—3 • Werden die ärmsten Länder Afrikas jemals in der Lage sein, auf den Weltmärkten wettbewerbsfähige Produkte anzubieten? • Stellt es für die Industrienationen ein Problem dar, wenn China jährlich ein Wirtschaftswachstum von 10 Prozent erzielt? Außenwirtschaft 1.1 1—4 Geschichte des Welthandels • Der Globalisierungsprozess ist zumeist Folge technischer und politischer Veränderungen, kann aber auch selbst technische und politische Entwicklungen beeinflussen. • Erste Globalisierungswelle (1870-1914) — Dampfschiffe und Eisenbahnen ersetzten Segelboote und Kutschen. — Das Telegrafieren ersetzte das Versenden von Briefen. — Die liberale Einwanderungspolitik ließ umfangreiche Migrationsbewegungen zu. Außenwirtschaft 1—5 • Zweite Globalisierungswelle (1945-1980) — Die Transportkosten verringerten sich kontinuierlich. — Viele Regierungen verfolgten eine international kooperativere Politikausrichtung. — Die Handelsliberalisierung der Industrieländer benachteiligte die Entwicklungsländer. Agrarprodukten dieser Länder, welche mit den Agrarprodukten der Industrieländer konkurrierten, wurde der Marktzugang erschwert. — In den Industriestaaten bildeten sich industrielle Kernregionen heraus. — Die Migration von Arbeitskräften wurde erheblich eingeschränkt. Außenwirtschaft 1—6 • Gegenwärtige Globalisierungswelle (seit 1980) — Unter den Entwicklungsländern gab es zwei Gruppen: Die Problemfälle (z.B. Kambodscha, Birma und viele afrikanische Staaten) und die Erfolgsgeschichten (z.B. China, Indonesien, Malaysia, Thailand). — Die zweite Gruppe liberalisierte ihre eigene Handelspolitik und erhielt besseren Zugang zu den Märkten der Industriestaaten. — Finanzkapital wurde international wesentlich mobiler. — Internationales Outsourcing nahm deutlich zu. Dabei wurden zunehmend auch höherwertige Tätigkeiten ins Ausland verlagert. Außenwirtschaft 1—7 — Multinationale Unternehmen und damit deren Direktinvestitionen und internationale Technologietransfers gewannen an Bedeutung. — Heutzutage führen die Menschen ein hochgradig international vernetztes Leben. Außenwirtschaft 1.2 1—8 Bedeutung des Außenhandels • Es folgen einige empirische Schlaglichter der Weltwirtschaft. • Es geht dabei um die Bedeutung des Außenhandels, um die weltweiten Handelsströme und um die nationalen Export- und Importstrukturen. 1—9 Außenwirtschaft 1.200 Exporte: 959,5 1.000 800 Importe: 806,2 600 400 Saldo: 153,3 200 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010* Abbildung 1.1: Deutsche Exporte und Importe im Zeitverlauf, in Milliarden € (Quelle: Destatis). 1—10 Außenwirtschaft 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 Exporte Importe Abbildung 1.2: Absolute Export- und Importwerte nach Ländergruppen, in Milliarden $, 2010 (Quelle: OECD). 1—11 Außenwirtschaft 35% 30% 25% 20% 15% Exports 10% Imports 5% 0% Abbildung 1.3: Exporte und Importe jeweils ausgedrückt als Anteil am Bruttoinlandsprodukt, in Prozent, 2010 (Quelle: OECD). Außenwirtschaft 1—12 • Die sogenannte Gravitätstheorie erklärt die bilateralen Handelsvolumen durch die Größe und die Entfernung der Handelspartner. • Demnach ist das Handelsvolumen (gemessen in Geld) eines Landes mit einem anderem Land umso größer, — je stärker die Wirtschaftskraft (Bruttoinlandsprodukt) und — je geringer die Entfernung der beiden beteiligten Länder. 1—13 Außenwirtschaft CY 2,500 2,000 PT MT 1,500 BG FI ES EL IE EE LV RO SE 1,000 LT HU SK BE SI DK PL 500 CZ AT LU IT UK FR NL 0 0 500 1,000 1,500 2,000 Abbildung 1.4: Deutsche Importe aus anderen EU-27 Staaten im Jahr 2009; Distanz auf vertikaler Achse, GDP auf horizontaler Aches; Quelle: Eurostat, OECD, FreeMapTools. 1—14 Außenwirtschaft CY 2,500 2,000 PT MT 1,500 BG FI ES EL IE EE LV RO SE 1,000 LT HU SK BE SI DK PL 500 AT CZ NL LU IT UK FR 0 0 500 1,000 1,500 2,000 Abbildung 1.5: Deutsche Exporte in andere EU-27 Staaten im Jahr 2009; Distanz auf vertikaler Achse, GDP auf horizontaler Aches; Quelle: Eurostat, OECD, FreeMapTools. Außenwirtschaft 1—15 Abbildung 1.6: Handelsverflechtungen verschiedener Erdteile dargestellt durch die Exporte 2009 (Sender in linker Spalte, Empfänger in oberer Zeile; Quelle: WTO, International Trade Statistics, Tabelle 1.4) 1—16 Außenwirtschaft Verschiedene Fertigwaren 11% Waren u. verkehrsvorgänge 7% Nahrungsmittel Getränke u. und lebende Tabak Tiere 1% Rohstoffe 4% 6% Maschinenbauu. elektrotechn. Erzeugnisse u. Fahrzeuge 34% Mineral. Brennstoffe, Schmiermittel usw. 11% Öle, Fette u. Wachse 0% Bearbeitete Waren 13% Chemische Erzeugnisse 13% Abbildung 1.7: Importstruktur deutscher Güter, 2010 (Quelle: Destatis). 1—17 Außenwirtschaft Waren u. verkehrsvorgänge 5% Nahrungsmittel und lebende Tiere 4% Verschiedene Fertigwaren 10% Maschinenbauu. elektrotechn. Erzeugnisse u. Fahrzeuge 47% Mineral. Brennstoffe, Schmiermittel usw. 2% Chemische Öle, Fette u. Erzeugnisse Wachse 16% 0% Bearbeitete Waren 13% Getränke u. Tabak Rohstoffe 2% 1% Abbildung 1.8: Exportstruktur deutscher Güter, 2010 (Quelle: Destatis). Außenwirtschaft 1.3 1—18 Anreize für Außenhandel • Inländische Haushalte möchten Güter konsumieren, welche im eigenen Land nicht im hinreichenden Maße hergestellt werden können. • Das Gleiche gilt für inländische Unternehmen, die ausländische Güter in der eigenen Produktion einsetzen möchten. • Länder können versuchen, unterschiedliche Stärken und Schwächen zum gegenseitigen Vorteil auszunutzen. • Gilt dies sogar dann, wenn das eine Land dem anderen Land in allen Sektoren produktionstechnisch überlegen ist? • Handelsanreize können sich auch aus steigenden Skalenerträgen ergeben. Dies wird erst an späterer Stelle betrachtet. Außenwirtschaft 1.4 1—19 Handelsbarrieren • In der realen Welt existieren vielfältige Handelsbarrieren (z.B. Importquoten, Importzölle). • Die meisten stellen einen Schutz für diejenigen Industrien dar, welche starkem Importdruck ausgesetzt sind. • Haben diese Maßnahmen Erfolg? • Welche Nebenwirkungen ergeben sich? Außenwirtschaft 1.5 1—20 Einige Links zum Thema „Internationaler Handel“ • http://unstats.un.org/unsd (Internationale Statistiken und andere Information) • http://www.wto.org (Internationale Handelstatistiken und andere Informationen) • http://www.bls.gov/data/home.htm (Internationale Daten zu Stundenlöhnen und anderen ökonomischen Kennzahlen) • http://madb.europa.eu/mkaccdb2/indexPubli.htm (Daten zu Handelsbarrieren aus Sicht der EU) Außenwirtschaft 1—21 • http://www.ustr.gov/ (Daten zu Handelsbarrieren aus Sicht der USA) • http://www.infoexport.gc.ca/ie-en/MarketReportsAndServices.jsp (Kanadische Sicht der anderen Länder) • http://www.mfat.govt.nz/Trade-and-Economic-Relations/index.php (Neuseelands Ansichten zum Außenhandel) • http://www.citizen.org/trade/index.cfm (Ansichten einiger Globalisierungskritiker). Teil I Theorie des Außenhandels Kapitel 2 Theoretische Grundlagen Außenwirtschaft 2—2 Literaturhinweise zu Kapitel 2 • Van den Berg (2004), International Economics, 1. Auflage [Teile des Kapitels 4] • Feenstra, Taylor (2008), International Trade, 1. Auflage [Teile des Kapitels 8] • Krugman, Obstfeld, Melitz (2012), International Economics, 9. Auflage [Teile des Kapitels 9] • Pindyck und Rubinfeld (2013), Mikroökonomie, 8. Auflage [Abschnitte 4.4, 8.6 und 9.1] Außenwirtschaft 2.1 2.1.1 2—3 Gelehrtenstreit Merkantilismus • Der Merkantilismus ist keine echte Denkschule. Der Begriff bezeichnet ein Bündel von Ansichten, welche das ökonomische Denken zwischen den Jahren 1500 und 1750 geprägt haben. • Der Reichtum einer Volkswirtschaft wurde am Bestand der Edelmetalle gemessen. • Dieser Reichtum wurde auch als Versicherung gegen Finanzprobleme während eines Krieges gesehen. Außenwirtschaft 2—4 • Frage: Was würde man heute zum Reichtum einer Volkswirtschaft zählen? Antwort: • Merkantilisten erachteten wirtschaftliche Tätigkeit als ein Nullsummenspiel. • Zentrales Ziel des Wirtschaftens war eine positive Leistungsbilanz (Gesamtwert der Exporte übersteigt den Gesamtwert der Importe), damit es zum erwünschten Zufluss von Edelmetallen kommen konnte. • Zu den damaligen Zeiten wurden Import- und Exportrechte an einzelne Handelsgesellschaften vergeben (z.B. Hudson Bay Company und Dutch East India Trading Company). Außenwirtschaft 2.1.2 2—5 Ikonen der modernen Außenhandelstheorie • David Hume (1711-1776) und Adam Smith (1723-1790) stellten die merkantilistischen Positionen auf den Prüfstand. • In seinen Political Discourses (1752) argumentierte Hume, dass eine positive Leistungsbilanz zu Preis- und Lohnerhöhungen führt, die eigenen Waren damit verteuert und eine erhöhte Nachfrage nach importierten Waren auslöst. Dies wiederum verschlechtert die Leistungsbilanz. 2—6 Außenwirtschaft David Hume (1711-1776) Adam Smith (1723-1790) Außenwirtschaft 2—7 • In seinem berühmten Buch The Wealth of Nations (1776) erachtet Smith den Reichtum einer Volkswirtschaft als ihre produktive Kapazität. Das Prinzip der vorteilhaften Arbeitsteilung übertrug er auf die Ebene von Nationen. Wenn die handelnden Nationen ihre „absoluten Vorteile“ ausnutzen, ist dies zum Wohle aller Beteiligten. Internationaler Handel ist also kein Nullsummenspiel. • Aufbauend auf den Erkenntnissen von Hume und Smith wurden von späteren Ökonomen ausgefeiltere Theorien entwickelt. Diese Theorien und ihre politischen Implikationen werden Gegenstand dieses Kurses sein. Außenwirtschaft 2—8 • David Ricardo (1772-1823) schrieb das Werk The Principles of Political Economy and Taxation (1817). In diesem Buch erläuterte er, dass sogar Länder ohne jeglichen „absoluten Vorteil“ vom internationalen Handel profitieren können (Prinzip des „komparativen Vorteils“). In der Tradition der Arbeitswertlehre stehend konzentrierte sich Ricardo in seinem Denken auf die Angebotsseite (Produktionsseite) der Volkswirtschaften. Diese unterschieden sich hinsichtlich ihrer Arbeitsproduktivitäten. Letztere hängen unter anderem vom technischen Wissen und den jeweiligen Fertigkeiten sowie von der Ausstattung mit anderen Ressourcen ab. Außenwirtschaft 2—9 • John Stuart Mill (1806-1873) ist der Autor von Principles of Political Economy (1848). Er erkannte, dass die Preise auf dem Weltmarkt auch von der Nachfrageseite der beteiligten Länder mitbestimmt werden (Theorie der reziproken Nachfrage). Dadurch konnte man die Weltmarktpreise erklären und nicht nur, wie bei Ricardo, mögliche Preisspannen angeben. 2—10 Außenwirtschaft David Ricardo (1772-1823) John Stuart Mill (1806-1873) Außenwirtschaft 2—11 • Eli Heckscher (1879-1952) und Bertil Ohlin (1899-1979) entwickelten das Heckscher-Ohlin Modell. Es basiert auf Heckscher’s (1919) Aufsatz The Effect of Foreign Trade on the Distribution of Income (veröffentlicht in Schwedisch in Ekonomisk Tidskrift) und wurde in Ohlins (1933) Buch Interregional and International Trade weiterentwickelt. In ihrem Ansatz wird die zentrale Bedeutung der Ressourcenausstattung der Länder herausgearbeitet. Ferner zeigen sie, dass internationaler Handel im Land Umverteilungseffekte auslöst. 2—12 Außenwirtschaft Eli Heckscher (1879-1952) Bertil Ohlin (1899-1979) Außenwirtschaft 2—13 • Paul A. Samuelson (geboren 1915) trug maßgeblich zum Verständnis und zur Weiterentwicklung des Heckscher-Ohlin Modells bei und entwickelte das Modell spezifischer Produktionsfaktoren. Dieses wurde davon unabhängig auch von Ronald W. Jones entwickelt. • Paul R. Krugman (geboren 1953) untersuchte den Einfluss von Transportkosten und unvollständigen Wettbewerb auf den internationalen Handel. Dieses Forschungsgebiet wird als “New Economic Geography” bezeichnet. 2—14 Außenwirtschaft Paul A. Samuelson (1915-2009) Paul R. Krugman (1953) Außenwirtschaft 2.2 2—15 Gewinne aus Freihandel • Im Werkzeugkasten der Volkswirtschaftslehre unterscheidet man zwischen partieller und allgemeiner Gleichgewichtsanalyse. • In der allgemeinen Gleichgewichtsanalyse werden mehrere Märkte (Güter) simultan betrachtet. • In einer partiellen Gleichgewichtsanalyse findet eine isolierte Betrachtung eines einzelnen Marktes (Gutes) statt. • Dieser Ansatz ist wesentlich einfacher, aber die Wechselwirkungen mit den anderen Märkten bleiben unberücksichtigt. Außenwirtschaft 2—16 • Es wird hier mit der partiellen Gleichgewichtsanalyse begonnen. • Die allgemeine Gleichgewichtsanalyse wird erst in Kapitel 3 aufgenommen. Außenwirtschaft 2.2.1 2—17 Vereinfachende Annahmen • Es wird ein einziges Produkt betrachtet (hier das Produkt „Kleidung“). • Das Produkt wird in zwei ähnlich großen Ländern produziert und konsumiert: Inland und Ausland. • Der Handel beschränkt sich auf diese zwei Länder. • Sie besitzen eine einheitliche Währung. Außenwirtschaft 2—18 • Arbitrage ist der simultane Kauf und Verkauf von gleichen Gütern oder Vermögenswerten an unterschiedlichen Märkten. • Arbitrageure versuchen von Preisunterschieden zu profitieren. • Es wird angenommen, dass internationale Arbitrageure miteinander konkurrieren. • Wegen dieser Konkurrenz können die Preisdifferenzen zwischen identischen, handelbaren Gütern nicht spürbar größer als die Transaktionskosten ausfallen, welche durch die Übertragung der Güter zwischen den Märkten entstehen. Außenwirtschaft 2—19 • Es wird angenommen, dass die Güter ohne Transaktionskosten zwischen den Ländern ausgetauscht werden können. • Als Konsequenz daraus besitzen identische Güter immer den gleichen Preis, und zwar auf allen Märkten, auf und zwischen denen gehandelt werden kann. • Dieses Resultat wird als das Gesetz des einheitlichen Preises bezeichnet. Außenwirtschaft 2.2.2 2—20 Freihandelsgleichgewicht zweier Länder • Exemplarisch wird in Abbildung 2.1 der Kleidungsmarkt des Inlands betrachtet. • P A ist der gleichgewichtige Autarkiepreis des inländischen Kleidungsmarktes. • Bei Preisen, die unterhalb von P A liegen, übersteigt die Nachfrage das Angebot. Die Lücke muss durch Importe gedeckt werden. • Die M(P )-Kurve zeigt zu jedem inländischen Konsumentenpreis P die im Inland erwünschte Importmenge M. 2—21 Außenwirtschaft P D S P PA M (P ) S, D M Abbildung 2.1: Die Herleitung der vom Inland erwünschten Kleidungsimporte. Außenwirtschaft 2—22 • Auf der rechten Seite der Abbildung 2.2 ist der Kleidungsmarkt des Auslands wiedergegeben. • Auf den Variablen des Auslands erscheint das Symbol „∼“, also beispielsweise D̃. • Der gleichgewichtige Autarkiepreis des Auslands ist kleiner als derjenige des Inlands: P̃ A < P A • Bei Preisen, die oberhalb von P̃ A liegen, übersteigt das Angebot die Nachfrage. Der Überschuss geht in den Export. • Die X̃(P̃ )-Kurve zeigt zu jedem ausländischen Konsumentenpreis P̃ die im Ausland erwünschte Exportmenge X̃. Außenwirtschaft ~ P 2—23 ~ P ~ ~ X (P) ~ D ~ S ~ PA ~ X ~ ~ S,D Abbildung 2.2: Die Herleitung der im Ausland erwünschten Kleidungsexporte. Außenwirtschaft 2—24 • Sobald Freihandel vorherrscht, wird sich in beiden Ländern ein einheitlicher Gleichgewichtspreis P ∗ einstellen. • Das Gleichgewicht erfordert, dass die erwünschten Importe des Inlands genau den erwünschten Exporten des Auslands entsprechen. • Anmerkung: Im allgemeinen Gleichgewichtsansatz muss in jedem Land der Gesamtwert der Importe dem Gesamtwert der Exporte entsprechen (siehe Kapitel 3). 2—25 Außenwirtschaft • Folglich ist der gleichgewichtige Freihandelspreis P ∗ durch die Bedingung M = X̃ charakterisiert oder, was das Gleiche ist, durch D − S = S̃ − D̃ und damit durch D + D̃ = S + S̃ • Abbildung 2.3 verbindet die Abbildungen 2.1 und 2.2. Aus dem mittleren Teil der Abbildung lässt sich das Freihandelsgleichgewicht ableiten. 2—26 Außenwirtschaft P P D ~ P, P S ~ P ~ ~ X (P) ~ D A P* P* P* ~ S ~ PA M (P ) S1 D1 S, D ~ M, X ~ D1 ~ ~ ~ S1 S,D Abbildung 2.3: Die Herleitung des Freihandelsgleichgewichts auf dem Weltmarkt für Kleidung. Außenwirtschaft 2.2.3 2—27 Wohlfahrtseffekte des Freihandels • Der Übergang von Autarkie auf Freihandel löst Wohlfahrtswirkungen aus. • Im Rahmen einer partiellen Gleichgewichtsanalyse können diese Wohlfahrtseffekte mit Hilfe einer Kosten-Nutzen-Analyse beurteilt werden. • Diese stützt sich auf die Konzepte der Konsumentenrente und der Produzentenrente. • Im Anhang dieses Kapitels findet sich eine ganz kurze Wiederholung. Außenwirtschaft 2—28 • Die Abschnitte 4.4, 8.6 und 9.1 des Lehrbuches von Pindyck und Rubinfeld (2013), Mikroökonomie, 8. Auflage (oder jedes andere einführende Lehrbuch der Mikroökonomik) erläutern diese Basiskonzepte. • Es sei erneut der Kleidungsmarkt betrachtet. • Es wird untersucht, ob Freihandel die Wohlfahrt der beteiligten Länder verändert. • Die Analyse könnte auf jeden anderen Markt übertragen werden. • Abbildung 2.4 wiederholt Abbildung 2.3. 2—29 Außenwirtschaft P P D ~ P, P S ~ P ~ ~ X (P) ~ D A a b d P* P* ~ S P* d% ~ PA a% b% c% M (P ) S1 D1 S, D ~ M, X ~ D1 ~ ~ ~ S1 S,D Abbildung 2.4: Wohlfahrtseffekte des Freihandels (Partielle Gleichgewichtsanalyse). Außenwirtschaft 2—30 • Es wird im Folgenden unterstellt, dass eine Geldeinheit in den Händen der Konsumenten genau die gleiche Wohlfahrt generiert wie in den Händen der Produzenten. • Bei Freihandel wird das Inland Kleidung importieren und das Ausland wird Kleidung exportieren. • Frage: Welche Veränderungen ergeben sich im Inland aus dem Übergang zu Freihandel hinsichtlich der Konsumentenrente und der Produzentenrente? Wie groß ist im Inland der Nettowohlfahrtseffekt (Veränderung der Konsumentenrente plus Veränderung der Produzentenrente)? Antwort: Außenwirtschaft 2—31 • Frage: Welche Veränderungen ergeben sich im Ausland? Antwort: • Frage: Welche Interpretationen besitzen die Flächen d und d˜ des Mittelteils der Abbildung 2.4? Antwort: Außenwirtschaft 2.2.4 2—32 Freihandelsgleichgewicht in einem „kleinen“ Land • Ein (ökonomisch) „kleines“ Land ist ein Land, welches die Weltmarktpreise nicht beeinflussen kann (z.B. San Marino). • Folglich ist der Weltmarktpreis P ∗ durch das Angebot und die Nachfrage im Ausland festgelegt: P ∗ = P̃ A . • Wenn das Inland ein kleines Land ist und die Angebots- und Nachfragekurve so sind, dass P A > P̃ A , dann kann das Inland zum Weltmarktpreis P ∗ jede beliebige Kleidungsmenge importieren. • Das Freihandelsgleichgewicht ist in Abbildung 2.5 wiedergegeben. 2—33 Außenwirtschaft P D S ~ P, P PA a b c P* P* ~ ~ X (P) M (P ) S1 D1 S, D ~ M, X Abbildung 2.5: Die Herleitung des Freihandelsgleichgewichts wenn das Inland ein kleines Land ist. Außenwirtschaft 2—34 • Frage: Welche Wohlfahrtswirkung würde sich durch Freihandel ergeben? Antwort: Außenwirtschaft 2—35 Anhang Produzentenrente • Abbildung 2.6 veranschaulicht das Konzept der Produzentenrente. • P min ist der Preis der gerade die durchschnittlichen variablen Produktionskosten abdeckt. • Wäre der Preis unter diesem Niveau, würden die Hersteller überhaupt nicht produzieren und ihre Verluste würden genau ihren Fixkosten entsprechen. Die Aufnahme der Produktion würde noch höhere Verluste bedeuten. 2—36 Außenwirtschaft P S P2 d P1 A c ba P min 0 S1 S2 S Abbildung 2.6: Das Konzept der Produzentenrente. Außenwirtschaft 2—37 • Die Kurve S ist die Grenzkostenkurve des betrachteten Sektors. • In Abbildung 2.6 verursacht die Produktion der Kleidungseinheit S 1 zusätzliche Kosten (Grenzkosten), welche näherungsweise der Fläche a entsprechen. • Die vorangegangene Einheit verursachte etwas geringere Kosten in Höhe der Fläche b. • Die Fläche unter der Grenzkostenkurve bis zum Produktionsniveau S 1 repräsentiert die gesamten variablen Kosten, die bei der Herstellung von S 1 Kleidungsstücken erwachsen. • Die Fixkosten des Sektors sind in der Abbildung nicht dargestellt. Außenwirtschaft 2—38 • Bei einem Preis von P 1 wird die Menge S 1 produziert und bei einem Preis von P 2 die Menge S 2 . • Dies ist jeweils die gewinnmaximale Menge (Preis und damit Grenzertrag ist gleich Grenzkosten). • Folglich ist die Kurve S nicht nur die Grenzkostenkurve des betrachteten Sektors, sondern auch seine Angebotskurve. Außenwirtschaft 2—39 • Wenn S 1 Kleidungseinheiten verkauft werden, betragen die Gesamterlöse (P 1 · S 1 ). Dies entspricht dem Rechteck OS 1 AP 1 . • Als Produzentenrente bezeichnet man die Differenz zwischen Gesamterlösen und den gesamten variablen Kosten. • Wenn der Preis P 1 vorherrscht, dann beträgt die Produzentenrente c. • Steigt der Preis auf P 2 , so wächst die Produzentenrente um d. • Die Gesamtgewinne entsprechen der Produzentenrente abzüglich der Fixkosten des Sektors. Außenwirtschaft 2—40 Konsumentenrente • Abbildung 2.7 veranschaulicht das Konzept der Konsumentenrente. • Die Nachfragekurve D repräsentiert die marginale Zahlungsbereitschaft der inländischen Konsumenten. • Beispielsweise entspricht die Zahlungsbereitschaft für den zusätzlichen Erwerb der Kleidungseinheit D1 (marginale Zahlungsbereitschaft) näherungsweise der Fläche a(= a1 + a2 ). • Die Zahlungsbereitschaft für die vorangegangene Einheit entsprach hingegen noch der Fläche b(= b1 + b2 ). • Die Fläche unter der Nachfragekurve bis zur insgesamt nachgefragten Menge D1 repräsentiert die Gesamtzahlungsbereitschaft für die Kleidungsmenge D1 . 2—41 Außenwirtschaft P P2 c a2 P1 d e b2 A b1 a1 D D2 D1 D Abbildung 2.7: Das Konzept der Konsumentenrente. Außenwirtschaft 2—42 • Bei einem Preis von P 1 wird die Menge D1 nachgefragt, denn im Nutzenmaximum muss die marginale Zahlungsbereitschaft genau dem Preis entsprechen. • Der beim Kauf von D1 bezahlte Gesamtbetrag entspricht (P 1 · D1 ), also dem Rechteck 0D1 AP 1 . • Als Konsumentenrente bezeichnet man die Differenz zwischen Gesamtzahlungsbereitschaft und bezahltem Gesamtbetrag. • Wenn der Preis P 1 vorherrscht, entspricht die Konsumentenrente der Summe der Flächen c, d, e, b2 und a2 . • Wenn der Preis auf P 2 ansteigt, beträgt die Konsumentenrente nur noch c, also ein Verlust an Konsumentenrente in Höhe von (d + e + b2 + a2 ).