PHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN DER PTSD

Werbung
BIRGIT SCHATTNER
PFLEGE BEI MENSCHEN MIT EINER TRAUMAFOLGESTÖRUNG UND PTSD
Workshop im Rahmen der 8. Fachtagung für Pflege und Psychiatrie Bildungswerk Irsee, Januar 2013
GLIEDERUNG DES WORKSHOPS
1) Was ist ein Trauma und wie entsteht eine PTSD?
• Begriffsklärung
• Risikofaktoren für die Entstehung einer PTSD
• Neurophysiologische Auswirkungen auf das Gehirn
• Geschichtlicher Überblick zur Entstehung der Psychotraumatologie
2) Trauma-Setting am Klinikum Harlaching
• Informationen zum Konzept und zur Bezugspflege
• Besonderheiten in der pflegetherapeutischen Arbeit
• Pflegetherapeutische Elemente in der Behandlung
(Ressourcenarbeit, Imagination, Notfallkoffer, Selbstfürsorge usw.)
• Fallbeispiele
3) Fragen und Diskussion oder Anleitung zu einer Imagination ...
WAS IST EIN TRAUMA?
Trauma (nach Fischer, Riedesser)
nicht erwartbares Ereignis bzw. außergewöhnliche Belastung, die das Selbst und das Weltbild im
Leben eines Menschen erschüttert
Extrem bedrohliche Ereignisse wie z.B. Naturkatastrophen, Verkehrsunfälle, Kriege, Vergewaltigung,
plötzlicher Verlust einer Bezugsperson usw. können ein Trauma auslösen
gleiche Ereignisse wirken nicht auf alle Menschen gleich traumatisierend und nicht jede
Traumatisierung löst eine PTSD aus
POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG (PTSD)
PTSD (Posttraumatic stress disorder) ist eine Traumafolgestörung
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 2
drei Leit-Symptome für eine PTSD Diagnose
• Unwillkürlich auftretende und überflutende Erinnerungen an das Ereignis
• Flashbacks
• Albträume
• Intrusionen
• Konstriktion (Vermeidung von Reizen und Erfahrungen, die Erinnerungen an das Trauma auslösen)
• Übermäßige Nervosität und Schreckhaftigkeit
UNTERSCHEIDUNG PTSD – TYP 1 UND TYP2
TYP 1 – Monotraumatisierung
Störung durch ein einmaliges, plötzliches und unvorhergesehenes Ereignis
- apersonal wie z.B Naturkatastrophen, Verkehrsunfälle usw.
- personal wie z.B. Vergewaltigung, plötzlicher Verlust einer Bezugsperson
TYP 2 – komplexe Traumatisierung
Störung durch chronische, kumulative oder sich immer wiederholende Ereignisse
(z.B. Kriegsereignisse, Folter, Geiselnahme oder persönliche Nahbereich wie z.B. Kindesmissbrauch,
Vernachlässigung, Bindungsstörungen usw.
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 3
PSYCHISCHE REAKTIONEN AUF EIN TRAUMATISCHES ERLEBNIS
• Gefühl von Betäubung
• Überforderung und Unruhe
• Hilflosigkeit und Schutzlosigkeit
• Verwirrtheit und Kontrollverlust
• Rückzug
• Überaktivität
• Todesangst
Wenn Bindung und Sicherheit im Bezug zum Selbst und zur Welt gut verankert sind
• klingen psychische Reaktionen im Laufe von Tagen wieder ab
• das Erlebnis wird selbstständig psychisch verarbeitet
• das Erlebnis wird als Teil des eigenen Lebens erinnert und integriert
Wenn dies nicht gelingt, kann es zu einer PTSD kommen
MÖGLICHE FOLGE-ERKRANKUNGEN EINER PTSD
• Depressionen
• Aggressionsausbrüche
• Alkohol- oder Drogenkonsum
• Zwänge (z.B. Waschzwang)
• komplexe PTSD (DESNOS: Disorder of Extreme Stress not otherwise specified)
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 4
STÖRUNGEN IN DER REGULATION VON AFFEKTEN/IMPULSEN
• Affektregulation
• Umgang mit Ärger
• Selbstverletzung/Selbstbeschädigung
• Suicidalität
• Störungen der Sexualität
• Excessives Risikoverhalten
STÖRUNGEN DER WAHRNEHMUNG ODER DES BEWUSSTSEINS
• Amnesien
• Vorübergehende dissoziative Episoden und Depersonalisierung
• Wirkungslosigkeit
• Stigmatisierung
• Schuldgefühle
• Scham
• Isolation
• Bagatellisierung
• Fehlende Zukunftsperspektiven
• Verlust von persönlichen Grundüberzeugungen
STÖRUNGEN IN DER BEZIEHUNG ZU ANDEREN MENSCHEN
• Unfähigkeit zu vertrauen
• Reviktimisierung
• Viktimisierung anderer Menschen
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 5
SOMATISIERUNG
• Somatoforme Beschwerden
• Hypochondrische Ängste
CO MORBIDITÄT VON PTSD
• Depression
• Essstörung
• Panikstörung
• Persönlichkeitsstörung, Borderline
• Manisch-depressive Erkrankungen
• Süchte
• Somatoforme Schmerzstörung
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 6
PHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN DER PTSD
• Erkennen einer Gefahr löst im Gehirn eine Art Alarmstaffel aus
• Breitstellung der Möglichkeit zur Rettung (Flucht oder Kampf)
Trauma
• weder Flucht noch Kampf möglich
• Supergau für die Amygdala
• alles ist bereitgestellt und doch hilft nichts
• Alarmbild in der Hirnrinde, das sich in der Amygdala einprägt
(gedrückter Klingelknopf, der stecken bleibt)
• erhöhte Sensibilität
• Alarmglocke reagiert auf kleinste Auslöser
Höchstbelastung führt im Gehirn zu
• Brocasches Sprachzentrum kann Information nicht in Worte fassen
• Information bleibt als einzelne Datei unsortiert liegen (flashbacks)
• keine Weitergabe an linke Gehirnhälfte
• keine Einordnung in die bewusste Biographie
• Veränderung des Gehirn (Verbindungen, die häufig benutzt werden, nehmen an Größe zu,
vernachlässigte Regionen verkleinern sich
• dauerhafte Alarmbereitschaft verstärkt sämtliche Verbindungen des „Supergau“-Alarmkreises
• Abnahme der Verbindung zum Hippocampus sowie den bewussten Zentren der linken Gehirnhälften
• Höchstalarm-Schaltkreis wird zur Norm
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 7
GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK UND KLASSIFIKATIONSSYSTEM
1998 / Deutschland
• Beachtung der Folgen traumatischer Erlebnisse mit dem schweren Zugunglück in Eschede
Fischer / Riedesser betreuten mit ihren Teams die Verletzten, Augenzeugen, aber auch Helfer
• erster internationaler Kongress der Psychotraumatologie in Köln
1970 / USA
• Diskussion der psychischen Folgen durch den Vietnamkrieg
• psychischen Folgen der Kriegserlebnisse wurden erstmalig als Krankheitsbild anerkannt
traumatisierte Soldaten wurden in Deutschland wenig anerkannt und als als Кriegszitterer bezeichnet
oder als Rentenbegehrer diskriminiert
Einfluss der Frauenbewegung (ausgehend von den USA)
öffentliche Diskussion über sexuellen Missbrauch und sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder auch
in Deutschland
1980 / Deutschland
auf Grundlagen empirischer Ergebnisse aus der Forschung an Kriegsveteranen und KZÜberlebenden erstmalige Aufnahme der PTSD in das Klassifikationssystem DSM-III
Heute
Definition der PTSD in den Krankheitsklassifikationen DSM-IV und ICD-10
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 8
SPEZIALSETTINGS AM KLINIKUM HARLACHING
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in München
• Essstörungen (Anorexie, Bulimie)
• Borderline- und andere Persönlichkeitsstörungen
• Traumafolgestörungen
• mit Arbeit und Beruf zusammenhängende Störungsbilder
BEHANDLUNGSMETHODEN ALLGEMEIN
• ganzheitliches psychosomatisches Krankheitsverständnis
• Einbeziehung von körperlichen, seelischen und sozialen Aspekten
• Orientierung an Psychoanalyse und Tiefenpsychologischer Therapie
• viele Elemente anderer Therapieverfahren fließen ein
PHASEN DER BEHANDLUNG
1. Stabilisierung
2. Traumakonfrontation
spezifischer Therapietechniken
• EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
• Bildschirmtechnik
3. Integration
Behandlungsdauer
• 3 bis 4 Monate
• mehrmalige Aufenthalte
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 9
THERAPIEBAUSTEINE IM TRAUMASETTING
Einzeltherapien
• Einzelpsychotherapie
• Bezugspflege
• Kunsttherapie
• Konzentrative Bewegungstherapie
Gruppentherapien
• Gruppenpsychotherapie
• Kreativgruppe
• Ressourcengruppe
• Imaginationsgruppe
• Wochenausklangsgruppe
THERAPIEBAUSTEINE IM TRAUMASETTING
ärztliche Betreuung
• ggfs. in Kooperation mit Fachabteilungen
Sozialarbeit
therapeutische Stationsgemeinschaft
• Mittwochsausflug
• Freitagsaktivität
• Musikgruppe
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 10
AUFGABEN DER BEZUGSPFLEGE
• ausführliches Pflegeanamnese-Gespräch mit Fokusierung auf Ressourcen
• geschützten Raum bieten
• Fokus auf der Selbstfürsorge und dem Selbstschutz
• individuelle Stabilisierungen
• individuelle Dissoziationsstopps
• individuelle Imaginationen
• Alternativen für Selbstverletzendes Verhalten finden
AUSTAUSCH INNERHALB DES THERAPEUTISCHEN TEAMS
• tägliche Teambesprechungen (ca. 1 Stunde)
• ausführliche Dokumentation
• monatliche Team-Supervision
• wöchentlicher Pflegefokus
• monatliche Balintgruppe
• tägliche Übergaben
• innerbetriebliche Fortbildungen
• Fortbildung zur Traumafachberater/in
AUFBAU UND STRUKTUR IM TRAUMASETTING
• feste Bezugsperson mit einer Vertretung
• 2 bis 3 mal pro Woche Bezugsgespräch von ca. 30 bis 45 Minuten
• Vorausplanung in größeren Zeiträumen
• enger Austausch mit der Einzel- und Gruppentherapeuten
• ausführliche Dokumentation über Notfallkoffer, Ressourcen, Trigger usw.
• Ausweitungen des Datenschutzes
• Begleitung bei ärztlichen Untersuchungen oder Behördengängen
• Planung der Entlassung (Therapieplatz, Wohnung, Arbeitsplatz, usw.)
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 11
RESSOURCENARBEIT
• vielfältige und individuelle Nutzung der Ressourcen
• individuell Ausgestaltung der Stabilisierungsmethoden
• Einbeziehung aller Sinne
• Erlernen imaginativer Techniken und deren individuelle Ausgestaltung
• zur Verfügung stellen der eigenen Kreativität und Phantasie
BEZUGSARBEIT WÄHREND DER TRAUMAKONFRONTATION
• evtl. Bezugsgespräche auf tägliche Kurzkontakte umstellen
• Vor- und Nachbereiten der Trauma-Expositionssitzung
• Meldezeiten für zusätzliche Sicherheit
• fehlende Selbstversorgung vorbeugen (Nahrung, Medikamente, usw.)
• Vermittlung bei vorübergehender Täterübertragung
BEZUGSARBEIT VOR DER ENTLASSUNG
• frühe Abklärung der Wohn- und Arbeitssituation
• individuelle Notfallplanung für Krisensituationen im Alltag
• individuelles Hilfsnetz erarbeiten
• Hilfe bei der Suche nach ambulanten TherapeutInnen
• Liste mit wichtigen Adressen (Traumahilfezentrum, FTZ, usw.)
• eventuell Üben von Kontakten im Rollenspiel
• Soziales Kompetenztraining
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 12
LITERATURLISTE
"Störungsorientierte psychodynamische Therapie im Krankenhaus" Kohlhammerverlag
Herausgeber Dorothea Huber, Michael von Rad
"Traumafachberatung, Traumatherapie und Pädagogik" Junfermann Verlag, Beckrath-Wilking,
Biberacher, Dittmar, Wolf-Schmid
"Trauma und die Folgen" Junfermann Verlag, Michaela Huber Junfermann verlag
"Fachbuch der Psychotraumatologie" Reinhardt Verlag, Fischer, Riedesser
"Trauma" Trias Verlag, Luise Reddemann, Cornelia Dehner-Rau
EMPFOHLENE LITERATUR ZUM THEMA
"Imagination als heilsame Kraft" Klett Verlag, Reddemann
"Selbstverletzendes Verhalten: Psychodynamik - Psychotherapie. Das Trauma, die Dissoziation
und ihre Behandlung" Vandenhoeck & Ruprecht, Ulrich Sachsse
"Im Keller" rororo, Jan Philipp Reemtsma
"Der innere Garten" Junfermann Verlag, Michaela Huber
"Viele sein – ein Handbuch, Komplextrauma, dissoziative Identität verstehen, verändern, behandeln"
Junfermann Verlag, Michaela Huber
"Psychodynamische imaginative Traumatherapie – PITT" Klett Verlag, Luise Reddemann
Birgit Schattner – Pflege bei Menschen mit eine Traumafolgestörung und PTSD
Seite 13
BIRGIT SCHATTNER
PFLEGE BEI MENSCHEN MIT EINER
TRAUMAFOLGESTÖRUNG
Ö
UND
POSTTRAUMATISCHER BELASTUNGSSTÖRUNG
Workshop im Rahmen der 8. Fachtagung für Pflege und Psychiatrie
Bildungswerk Irsee, Januar 2013
GLIEDERUNG DES WORKSHOPS
1) Was ist ein Trauma und wie entsteht eine PTSD?
• Begriffsklärung
• Risikofaktoren für die Entstehung einer PTSD
• Neurophysiologische Auswirkungen auf das Gehirn
• Geschichtlicher Überblick zur Entstehung der Psychotraumatologie
2) Trauma
Trauma-Setting
Setting am Klinikum Harlaching
• Informationen zum Konzept und zur Bezugspflege
• Besonderheiten in der pflegetherapeutischen Arbeit
• Pflegetherapeutische Elemente in der Behandlung
(Ressourcenarbeit, Imagination, Notfallkoffer, Selbstfürsorge usw.)
• Fallbeispiele
p
3) Fragen und Diskussion oder Anleitung zu einer Imagination ...
WAS IST EIN TRAUMA?
Trauma (nach Fischer, Riedesser)
nicht erwartbares Ereignis bzw
bzw. außergewöhnliche Belastung
Belastung,
die das Selbst und das Weltbild im Leben eines Menschen erschüttert
Extrem bedrohliche Ereignisse können ein Trauma auslösen
z.B. Naturkatastrophen, Verkehrsunfälle, Kriege, Vergewaltigung,
plötzlicher Verlust einer Bezugsperson usw.
gleiche Ereignisse wirken nicht auf alle gleich traumatisierend
nicht jede Traumatisierung löst eine PTSD aus
POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG (PTSD)
PTSD (Posttraumatic stress disorder) ist eine Traumafolgestörung
drei Leit-Symptome für eine PTSD Diagnose
• Unwillkürlich auftretende und überflutende Erinnerungen an das Ereignis
• Flashbacks
• Albträume
• Intrusionen
• Konstriktion (Vermeidung von Reizen und Erfahrungen,
die Erinnerungen an das Trauma auslösen)
• Übermäßige
g Nervosität und Schreckhaftigkeit
g
UNTERSCHEIDUNG PTSD – TYP 1 UND TYP2
TYP 1 – Monotraumatisierung
Störung durch ein einmaliges
einmaliges, plötzliches und unvorhergesehenes Ereignis
- apersonal wie z.B Naturkatastrophen, Verkehrsunfälle usw.
- personal wie z.B. Vergewaltigung, plötzlicher Verlust einer Bezugsperson
TYP 2 – komplexe Traumatisierung
Störung durch chronische, kumulative oder sich immer wiederholende Ereignisse
z.B. Kriegsereignisse, Folter, Geiselnahme oder persönliche Nahbereich
z B Kindesmissbrauch,
z.B.
Kindesmissbrauch Vernachlässigung
Vernachlässigung, Bindungsstörungen usw
usw.
PSYCHISCHE REAKTIONEN AUF EIN TRAUMATISCHES ERLEBNIS
• Gefühl von Betäubung
g und Unruhe
• Überforderung
• Hilflosigkeit und Schutzlosigkeit
• Verwirrtheit und Kontrollverlust
• Rückzug
• Überaktivität
• Todesangst
Wenn Bindung und Sicherheit im Bezug zum Selbst und zur Welt gut verankert sind
• psychische Reaktionen klingen im Laufe von Tagen wieder ab
• Erlebnis wird selbstständig psychisch verarbeitet
• Erlebnis wird als Teil des eigenen Lebens erinnert und integriert
Wenn dies nicht gelingt, kann es zu einer PTSD kommen
MÖGLICHE FOLGE-ERKRANKUNGEN EINER PTSD
• Depressionen
• Aggressionsausbrüche
• Alkohol- oder Drogenkonsum
• Zwänge (z.B. Waschzwang)
• komplexe PTSD
(DESNOS: Disorder of Extreme Stress not otherwise specified)
STÖRUNGEN IN DER REGULATION VON AFFEKTEN/IMPULSEN
• Affektregulation
• Umgang mit Ärger
• Selbstverletzung/Selbstbeschädigung
• Suicidalität
• Störungen der Sexualität
• Excessives Risikoverhalten
STÖRUNGEN DER WAHRNEHMUNG ODER DES BEWUSSTSEINS
• Amnesien
• Vorübergehende dissoziative Episoden und Depersonalisierung
• Wirkungslosigkeit
• Stigmatisierung
• Schuldgefühle
• Scham
• Isolation
• Bagatellisierung
• Fehlende Zukunftsperspektiven
• Verlust von persönlichen Grundüberzeugungen
STÖRUNGEN IN DER BEZIEHUNG ZU ANDEREN MENSCHEN
• Unfähigkeit zu vertrauen
• Reviktimisierung
• Viktimisierung anderer Menschen
SOMATISIERUNG
• Somatoforme Beschwerden
• Hypochondrische Ängste
CO MORBIDITÄT VON PTSD
• Depression
• Essstörung
• Panikstörung
• Persönlichkeitsstörung, Borderline
• Manisch-depressive Erkrankungen
• Süchte
g
• Somatoforme Schmerzstörung
PHYSIOLOGISCHE AUSWIRKUNGEN AUF DAS GEHIRN
Sinneseindruck
Hypothalamus
Schaltstelle mit Filterfunktion
Amygdala
Beurteilung der Gefahr, Mobilisierung von Angst, Flucht, Kampfbereitschaft
Hirnstamm
Reaktionssytem
Stresshormon, Schreck
Broca-Sprachzentrum
Übersetzung der Info
in Worte
Hippocampus
Einordnung in örtliche und
zeitliche Zusammenhänge
linke Gehirnhälfte
Einordnung in biografischen
Zusammenhang
PHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN DER PTSD - 1
• Erkennen einer Gefahr löst im Gehirn eine Art Alarmstaffel aus
• Breitstellung der Möglichkeit zur Rettung (Flucht oder Kampf)
Trauma
• weder Flucht noch Kampf möglich
• Supergau für die Amygdala
• alles ist bereitgestellt und doch hilft nichts
• Alarmbild in der Hirnrinde, das sich in der Amygdala einprägt
(gedrückter Klingelknopf, der stecken bleibt)
• erhöhte Sensibilität
• Alarmglocke reagiert auf kleinste Auslöser
PHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN DER PTSD - 2
Höchstbelastung führt im Gehirn zu
• Brocasches Sprachzentrum kann Information nicht in Worte fassen
• Information bleibt als einzelne Datei unsortiert liegen (flashbacks)
• keine Weitergabe an linke Gehirnhälfte
• keine Einordnung in die bewusste Biographie
• Veränderung des Gehirn (Verbindungen, die häufig benutzt werden,
nehmen an Größe zu, vernachlässigte Regionen verkleinern sich
• dauerhafte Alarmbereitschaft verstärkt sämtliche Verbindungen des
„Supergau“-Alarmkreises
• Abnahme der Verbindung zum Hippocampus sowie den bewussten
Zentren der linken Gehirnhälften
• Höchstalarm-Schaltkreis wird zur Norm
GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK
1998 / Deutschland
• Beachtung der Folgen traumatischer Erlebnisse mit dem schweren
Zugunglück in Eschede / Herr Fischer und Herr Riedesser betreuten mit
ihren Teams die Verletzten, Augenzeugen, aber auch Helfer
• erster internationaler Kongress der Psychotraumatologie in Köln
1970 / USA
• Diskussion der psychischen Folgen durch den Vietnamkrieg
• psychischen Folgen der Kriegserlebnisse wurden erstmalig als
Krankheitsbild anerkannt
traumatisierte Soldaten wurden in Deutschland wenig
g anerkannt und als
als Кriegszitterer bezeichnet oder als Rentenbegehrer diskriminiert
GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK UND KLASSIFIKATIONSSYSTEM
Einfluss der Frauenbewegung (ausgehend von den USA)
öffentliche Diskussion über sexuellen Missbrauch und sexuelle Gewalt gegen
Frauen und Kinder auch in Deutschland
1980 / Deutschland
auf Grundlagen empirischer Ergebnisse aus der Forschung an Kriegsveteranen
und KZ
KZ-Überlebenden
Überlebenden erstmalige Aufnahme der PTSD in
das Klassifikationssystem DSM-III
Heute
Definition der PTSD in den Krankheitsklassifikationen DSM-IV und ICD-10
SPEZIALSETTINGS AM KLINIKUM HARLACHING
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in München
• Essstörungen (Anorexie, Bulimie)
• Borderline- und andere Persönlichkeitsstörungen
• Traumafolgestörungen
• mit Arbeit und Beruf zusammenhängende Störungsbilder
BEHANDLUNGSMETHODEN ALLGEMEIN
• ganzheitliches psychosomatisches Krankheitsverständnis
• Einbeziehung von körperlichen, seelischen und sozialen Aspekten
• Orientierung an Psychoanalyse und Tiefenpsychologischer Therapie
• viele Elemente anderer Therapieverfahren fließen ein
BEHANDLUNGSSCHWERPUNKTE IM TRAUMASETTING
• psychische Folgen einer einmaligen (Typ-I-Trauma) oder länger
andauernden,
d
d
wiederholten
i d h lt T
Traumatisierungen
ti i
(T
(Typ-II-Trauma)
II T
)
nicht
i ht aufgenommen
f
werden
d
• Patienten mit schwerwiegenden Suchterkrankungen
• ausgeprägten Demenzerkrankungen
• Psychosen (z. B. Schizophrenie, Manie)
PHASEN DER BEHANDLUNG
1. Stabilisierung
2. Traumakonfrontation
spezifischer Therapietechniken
• EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
• Bildschirmtechnik
3. Integration
Behandlungsdauer
• 3 bis 4 Monate
• mehrmalige
g Aufenthalte
THERAPIEBAUSTEINE IM TRAUMASETTING
Einzeltherapien
• Einzelpsychotherapie
• Bezugspflege
• Kunsttherapie
• Konzentrative Bewegungstherapie
Gruppentherapien
• Gruppenpsychotherapie
• Kreativgruppe
• Ressourcengruppe
• Imaginationsgruppe
• Wochenausklangsgruppe
THERAPIEBAUSTEINE IM TRAUMASETTING
ärztliche Betreuung
• ggfs.
f in
i Kooperation
K
ti mitit Fachabteilungen
F h bt il
S i l b it
Sozialarbeit
therapeutische Stationsgemeinschaft
• Mittwochsausflug
• Freitagsaktivität
• Musikgruppe
AUFGABEN DER BEZUGSPFLEGE
• ausführliches Pflegeanamnese-Gespräch mit Fokusierung auf Ressourcen
• geschützten Raum bieten
• Fokus auf der Selbstfürsorge und dem Selbstschutz
• individuelle Stabilisierungen
• individuelle Dissoziationsstopps
• individuelle Imaginationen
• Alternativen für Selbstverletzendes Verhalten finden
AUSTAUSCH INNERHALB DES THERAPEUTISCHEN TEAMS
• tägliche Teambesprechungen (ca. 1 Stunde)
• ausführliche Dokumentation
• monatliche Team-Supervision
• wöchentlicher Pflegefokus
• monatliche Balintgruppe
• tägliche Übergaben
• innerbetriebliche Fortbildungen
• Fortbildung zur Traumafachberater/in
AUFBAU UND STRUKTUR IM TRAUMASETTING
• feste Bezugsperson mit einer Vertretung
• 2 bis 3 mal pro Woche Bezugsgespräch von ca. 30 bis 45 Minuten
• Vorausplanung in größeren Zeiträumen
• enger Austausch mit der Einzel- und Gruppentherapeuten
• ausführliche Dokumentation über Notfallkoffer,
Notfallkoffer Ressourcen
Ressourcen, Trigger usw
usw.
• Ausweitungen des Datenschutzes
• Begleitung bei ärztlichen Untersuchungen oder Behördengängen
• Planung der Entlassung (Therapieplatz, Wohnung, Arbeitsplatz, usw.)
RESSOURCENARBEIT
• vielfältige und individuelle Nutzung der Ressourcen
• individuelle Ausgestaltung der Stabilisierungsmethoden
• Einbeziehung aller Sinne
• Erlernen imaginativer Techniken und deren individuelle Ausgestaltung
• zur Verfügung stellen der eigenen Kreativität und Phantasie
BEZUGSARBEIT WÄHREND DER TRAUMAKONFRONTATION
• evtl. Bezugsgespräche auf tägliche Kurzkontakte umstellen
• Vor- und Nachbereiten der Trauma-Expositionssitzung
• Meldezeiten für zusätzliche Sicherheit
• fehlende Selbstversorgung vorbeugen (Nahrung, Medikamente, usw.)
• Vermittlung bei vorübergehender Täterübertragung
BEZUGSARBEIT VOR DER ENTLASSUNG
• frühe Abklärung der Wohn- und Arbeitssituation
• individuelle Notfallplanung für Krisensituationen im Alltag
• individuelles Hilfsnetz erarbeiten
• Hilfe bei der Suche nach ambulanten TherapeutInnen
• Liste mit wichtigen Adressen (Traumahilfezentrum
(Traumahilfezentrum, FTZ
FTZ, usw
usw.))
• eventuell Üben von Kontakten im Rollenspiel
• Soziales Kompetenztraining
Herunterladen