Die Funktionsweise einer Nervenzelle a) Die Struktur und die Funktionsweise einer Nervenzelle Die Nervenzellen bzw. Neurone (s. Abb.) besitzen einen Zellkörper mit Organellen und mit einem Zellkern (5), der das Erbmaterial enthält. Die Hauptaufgabe von Nervenzellen besteht darin, Signale weiterzuleiten und mit anderen Nervenzellen zu kommunizieren. Eine Zelle kann bis zu 10.000 Verbindungen zu anderen Nervenzellen unterhalten. Die Nervenzelle empfängt Signale von anderen Zellen über ihre zahlreichen Dendriten (1), die sind kabelartige Fortsätze sind, die wie Antennen funktionieren. Die über die Dendriten empfangenen Signale werden gebündelt und an das Axon (2) auch Neurit genannt weitergeleitet. Dieses ist mit einer fetthaltigen Markscheide (3) ummantelt. Das Axon spaltet sich an seinem Ende in kleine Ästchen auf, die an ihren Enden Verdickungen aufweisen. Diese Verdickungen werden als Synapsenknöpfchen oder Endknöpfchen (4) bezeichnet und sind nur durch einen winzigen Spalt der synaptische Spalt von den Dendriten anderer Nervenzellen getrennt. Bereits mit der Geburt ist die Zahl der Nervenzellen einer Person festgelegt. Die Neurone besitzen jedoch die Fähigkeit zur Regeneration und Organisation. Regeneration bedeutet, dass wenig “aktive” Nervenzellen durch Training wieder aktiviert werden können und Organisation, dass sie mit anderen Nervenzellen gezielt in Kontakt treten können. Neuronen sind in der Regel von Gliazellen umgeben; sie haben unter anderem eine nährende Funktion. Eine Nervenzelle (Neuron) ist die kleinste Informationseinheit. In ihr erfolgt der Transport der Informationen auf elektrochemischen Weg über verschiedene Sorten von Neuronen. - Sensorische Neurone leiten Informationen von den Sinnesorganen zum Gehirn weiter, d.h. wandeln die von Außen kommende Reize in elektrische Signale um. - Motorische Neurone leiten Informationen vom Gehirn zu den Muskeln des Körpers, die auf elektrische Signale mit Kontraktion oder Entspannung reagieren. - Interneurone oder Assoziationsneurone dienen der kognitiven Verarbeitung der vorliegenden Information, d.h. sie leiten elektrische Signale unter den Neuronen selber weiter und sorgen dafür, dass die vielen verschiedenen Signale (Reize) im Gehirn in Relation zu einander und zu den früher dort gespeicherten Erfahrungen gesetzt werden. Im Ruhezustand ist das Innere des Neurons negativ geladen und das Äußere der Neuronmembran positiv geladen, d.h. es ist eine elektrische Spannung aufgebaut, und zwar das so genannte Membran-Ruhepotential mit Werten zwischen – 70 mV und manchmal bis zu – 90mV. Das Ruhepotential ist die Vorraussetzung für die Funktionsfähigkeit einer Nervenzelle. Es wird mit Hilfe der Na-Ka-Ionenpumpe realisiert und gegebenenfalls wiederhergestellt. Dabei ist die Zellmembran durchlässig für die Diffusion nach außen der positiven Kalium Ionen und nicht für die großen und negativen Protein Ionen, die innen bleiben müssen. Abb. Ruhepotential und Aktionspotential Wenn ein Neuron gereizt wird, dann wird kurzzeitig die Durchlässigkeit der Zellmembran so stark herabgesetzt, so dass dieses Ruhepotential gekippt wird und lokal eine positive Potentialdifferenz das so genannte Aktionspotential von bis zu +40 mV entsteht. Die Erregung, die in Form von Aktionspotentialen über das Axon läuft, wird auf chemischem Wege über den Synapsenspalt von Zelle zu Zelle weitergegeben. In den Synapsenknöpfchen befinden sich Vesikeln (Bläschen) mit Neurotransmitter. Das sind Botenstoffe und es gibt mehr als 100 verschiedene Arten von diesen Stoffen, jedoch nicht alle gleichzeitig in einer Nervenzelle. Einige Bläschen öffnen sich beim ankommenden elektrischen Impuls und geben diese Stoffe frei. In Mikrosekunden diffundieren sie über den Synapsenspalt und werden an besondere Rezeptorstellen auf der Membran (postsynaptische Membran) der nachgeschalteten Nervenzelle gebunden und öffnen in dieser die Ionenkanäle. Nach Art Rezeptors resultiert in der nachgeschalteten Zelle ein Ionenfluss, der zu einer Depolarisation und eine exzitatorische Wirkung hat oder zu einer Hyperpolarisation führt, die zu einer Hemmung führt. Es gibt einige Stoffe, die die Wirkung der Rezeptoren verändern können, so dass ein und derselbe Neurotransmitter verschiedene Wirkungen haben kann. Die synaptische Übertragung ist der Prozess in dem von außen Eingegriffen werden kann, um diesen zu steuern. In der postsynaptischen Membran befinden sich Rezeptoren, die sozusagen die Eingangspforte in die nachfolgende Nervenzelle sind. Neurotransmitter können an diesen Rezeptoren andocken und die Pforte öffnen oder auch nicht nach dem Schlüssel-SchlossPrinzip. Die synaptische Übertragung von Nervensignalen mit Hilfe von Neurotransmittern ist entscheidend für so gut alle Funktionen des Körpers und der Psyche, von Lernen und Gedächtnis, von Bewegung und Erholung, von Stoffwechsel und Organfunktionen. Jede Nerveninformation wird so übermittelt. Man schätzt, dass sich allein im Gehirn 70 Trillionen Synapsen befinden, d. h. 70.000.000.000.000.000.000. Nervenprozesse sind von der Menge, der Dauer, der Aktivierung und Inaktivierung und durch das richtige Mischungsverhältnis der unterschiedlichen Neurotransmitter abhängig. Das bietet vielfältige Möglichkeiten der Fehlregulation. Gleichzeitig sind Neurotransmitter und ihre synaptische Übertragung häufiger Ansatzpunkt für viele Medikamente. b) Die Wirkung des Alkohols auf die Funktionsfähigkeit der Nervenzellen Alkohol ist Nervengift, insbesondere in höherer Konzentration. Es macht die Zellmembran undurchlässiger. - Wenn die Undurchlässigkeit der Zellmembran zum Zusammenbruch des Ruhepotentials einer Nervenzelle führt, dann scheidet sie bei der Informationsübertragung aus, d. h. sie stirbt als Nervenzelle ab. Es wird geschätzt, dass bei jedem Rausch bis 30 000 Neurone absterben. Beim Lernen oder bei einer sonstigen Erinnerung werden im Gehirn Informationen abgespeichert. Bei diesem Vorgang werden neue Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen gebildet oder bereits bestehende Verknüpfungen verstärkt. Wiederholtes Erinnern von Erlebnissen aus der Vergangenheit führt zu einer Verstärkung bestehender Verbindungen; die so erzeugten Nervenbahnen entsprechen gleichsam Autobahnen, auf denen viel Information mit hoher Geschwindigkeit transportiert werden kann. Wenn die abgestorbenen Neuronen zu solchen Autobahnen gehörten, dann dauert es einige Zeit bis eine Ersatzautobahn eingerichtet wird, d.h. die kognitiven Fähigkeiten nehmen reell ab. - Wenn Undurchlässigkeit der Zellmembran nur teilweise eingeschränkt ist, dann wird Kommunikation zwischen den Nervenzellen gestört. Die Reaktionsfähigkeit, Konzentration und Gedächtnis sind vermindert, dadurch dass Alkohol die Nervenzellen in ihrer Funktion beeinträchtigt. c) Die Wirkung einiger Neurotransmitter. Acetylcholin - Dieser Neurotransmitter vermittelt die Erregungsübertragung zwischen Nerv und Muskel. - Im zentralen Nervensystem verwenden viele kognitive Prozesse wie z. B. das Lernen Acetylcholin als Botenstoff. - Bei der Alzheimerschen Krankheit gibt es ein Mangel an Acetylcholin durch Absterben von hauptsächlich Acetylcholin produzierenden Nervenzellen. - Es gibt Medikamente, welche indirekt die Wirkung von Acetylcholin an seinen Rezeptoren steigern können oder hemmen können. - Chemische Kampfstoffe wie Sarin und Tabun blockieren dauerhaft die Wirkung von Acetylcholin an seinen Rezeptoren. Dopamin - Dopamin ist ein Neurotransmitter in den Neuronen des vegetativen Nervensystemes und reguliert hier die Durchblutung innerer Organe. Es wird für eine Vielzahl von lebensnotwendigen Steuerungs- und Regelungsvorgängen benötigt. - Dopaminerge Systeme greifen auch in die Regulation des Hormonhaushaltes ein und deshalb wird Dopamin auch als Glücksmormom bezeichnet. . - Mangel an dopaminproduzierende Neurone ist nach heutiger Auffassung auch eine Ursache für Morbus Parkinson. - Dopamin wird aber auch eine wichtige Rolle bei Suchterkrankungen zugeschrieben. Gut bekannt sind auch folgende Neurotransmitter: - - Acetylcholin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin, Histamin, Aspartat, Glutamat, Glycin, GABA usw.