Grundzüge der Mikroökonomie (Mikro I) Kapitel 5 Entscheidungen unter Unsicherheit 1 BESCHREIBUNG VON RISIKO 2 Entscheidung unter Risiko • Annahme: Wir kennen – alle möglichen (sich gegenseitig ausschliessenden) Ereignisse – die Auszahlung die mit jedem Ereignis realisiert wird – Wir können für das Eintreffen eines jeden Ereignisses eine Wahrscheinlichkeit angeben • Prozentzahlen summieren sich zu 1 – “Knight’sches Risiko” 3 Beispiel • Kauf von Aktien eines Unternehmen welches riskantes Projekt unternimmt – Suche nach Öl offshore. – Erfolg: Aktienkurs steigt von 30$ auf 40$ – Misserfolg: Aktienkurs fällt von 30$ auf 20$ 4 Wahrscheinlichkeit • Objektive Wahrscheinlichkeit – relative Häufigkeiten • durch Erfahrungswerte, wie z.B. 25 von 100 Erkundungen sind erfolgreich • P(Erfolg) = 0,25 • P (Misserfolg) = 1 – P(Erfolg) = 0,75 • subjektive Wahrscheinlichkeiten • was der Entscheidungsträger glaubt • In Spielsituationen können sich Überzeugungen (beliefs) wechselseitig bedingen 5 Wie realistisch ist Kenntnis von Wahrscheinlichkeiten? • Knight‘sche Unsicherheit – Entscheidungsträger hat keine Information über Wahrscheinlichkeiten der Ereignisse – Andere Entscheidungskriterien für Entscheidungen unter (Knight‘scher) Unsicherheit als für Entscheidungen unter Risiko • Wie realistisch ist Kenntnis aller möglichen Ereignisse? 6 Beschreibung von Risiko • Erwartungwert einer Zufallsvariablen X, mit Wahrscheinlichkeiten Pri(Xi) E(X) Pr1 X 1 Pr 2 X 2 ... Pr n X n • Erwartungswert einer Auszahlung EV Pr(Erfolg) (€40/Aktie ) Pr(Fehlsch lag)(€20/A ktie) EV 1 4 (€40/Aktie ) 3 4 (€20/Aktie ) EV €25/Aktie 7 Beschreibung von Risiko • Varianz: Maß der Abweichung vom Erwartungswert • Standardabweichung (= ) Varianz Pr1 ( X 1 E ( X )) 2 Pr2 ( X 2 E ( X )) 2 8 Beispiel Lotterie 1 1.500 € Pr1 Lotterie 2 2.000 € 1.000 € Pr1 = 0,5 Pr2 = 0,5 • EV = 0,5 * 2.000 + 0.5 * 1.000 = 1.500 9 Beispiel Lotterie 2 weist eine größere Streuung, eine höhere Standardabweichung und ein höheres Risiko als Lotterie 1 auf. Wahrscheinlichkeit 0.2 Lotterie 1 0.1 Lotterie 2 €1000 €1500 €2000 Einkommen 10 Beispiel Lotterie 1 1.500 € Pr1 Lotterie 2 2.000 € 1.000 € Pr1 = 0,5 Pr2 = 0,5 • EV = 0,5 * 2.000 + 0.5 * 1.000 = 1.500 • = 2 0,5 * (2000 1500) 0,5 * (1000 1500) 2 500 11 ENTSCHEIDUNGEN UNTER RISIKO 12 Erwartungsnutzen • Wenn die Präferenzen des Entscheidungsträgers – einer Reihe von „vernünftig“ erscheinenden Axiomen genügen – dann lassen sich Präferenzen durch eine Erwartungsnutzenfunktion – repräsentieren – „von Neumann-Morgenstern-Nutzenfunktion“ 13 Entscheidungen unter Risiko: Erwartungsnutzen • Lotterie 1 1.500 € Pr1 = 1 • Lotterie 3: 1.510 € 510 € Pr1 = 0,99 Pr2 = 0,01 • haben beide den gleichen Erwartungswert • beide gleich gut? 14 Entscheidungen unter Risiko: Erwartungnutzen • Definiere Nutzen U(Ik) des Einkommens Ik welches im Falle des Ereignisses k realisiert wird, z.B. U(I k ) I k 15 Nutzenfunktion U I. Nutzen 55 45 40 39 32 22 0 0,5 1 1,5 1,6 2 3 Einkommen (€1.000) 16 Erwartungsnutzen • Definiere Erwartungsnutzen über alle möglichen Einkommensrealisationen E U Pr1U(I1 ) Pr2 U(I 2 )... Prn U(I n ) • Fortführung Beispiel Lotterie 1 und 3 E U[Lotteri e 3] 0,99 1510 0,01 510 0,99 * 38,8587 0,01* 22,5831 38,6959 17 Fortführung Beispiel E U[Lotteri e 3] 38,6959 E U[Lotteri e 1] 1500 38,7298 Lotterie 1 1.500 € Pr = 1 ^ > Lotterie 3 1.510 € 510 € Pr = 0,99 Pr = 0,01 18 … und Lotterie 1 und 2? Lotterie 1 1.500 € Pr1 Lotterie 2 2.000 € 1.000 € Pr1 = 0,5 Pr2 = 0,5 19 Für Entscheidungsträger gilt auch: Lotterie 1 > Lotterie 2 Nutzen U I 54,72 U ( I 2 2000) 44,72 U ( I 1500) 38,72 U ( I1 1000) 31,62 EU [ Lotterie2] 1 1 U ( I1 1000) U ( I 2 2000) 38,17 38,72 U (1500) 2 2 0 1 1,5 2 3 Einkommen (€1.000) 20 Risikoaversion • Ein risikoaverser Entscheidungsträger – wenn wählen kann zwischen – sicherer Summe von x – oder Lotterie mit Erwartungswert x • (d.h. wenn er die Lotterie zum „fairen Preis“ x angeboten bekommt) – wählt er die sichere Summe • (d.h. lehnt die Lotterie ab) 21 Andere Risikopräferenzen 10 D risiko-freudiger Entscheidungsträger, z.B. U (I k ) (I k )2 nimmt Lotterie zum fairen Preis an risiko-neutraler Entscheidungsträger, z.B. U ( I k ) I k ist indifferent ob er Lotterie zum fairen Preis annimmt oder nicht 22 Risikonutzenfunktion • Nutzenfunktion U welche in Risikonutzenfunktion EU auftaucht: – kann nicht ohne weiteres quadriert werden – aus EU Pr I Pr (risikoavers) I 1 1 2 2 würde EU Pr1 I1 Pr2 I 2(risikoneutral) • „kardinale Nutzenfunktion“ 23 Warum Leute Versicherungsverträge kaufen Nutzen U I 54,72 U ( I 2 2000) 44,72 EU ( Lotterie) 38,17 I * (38,17) 2 1457,11 1500 U ( I1 1000) 31,62 I* sei sicheres Einkommen so daß E‘träger indifferent ist zwischen Lotterie und I* 0 1 I* 1,5 2 Risikoprämie: Differenz zwischen Erwartungswert EV und I* = 42,89 € Einkommen 3 Vermögen (€1.000) 24 Warum Leute Versicherungen kaufen? • Risikoaverse E‘träger sind bereit Risikoprämie zu zahlen • zu welchem Preis kann Versicherung einen Vertrag anbieten? – Geschichte zur Lotterie: – 1,000,000 Häuser zum Wert 2,000 – wenn Feuer, reduziert sich Wert auf 1,000. – Wahrscheinlichkeit von Brand = 50% 25 Warum Leute Versicherungen kaufen • Versicherung kann den Schadensfall (1.000€) von 1.000.000 Häusern zur fairen Prämie von 500 € versichern. Einnahmen: 1.000.000 ×500 € + 500.000 € 1.000.000 ×1.000 €× 0,5 ./. 500.000 € Gewinn/Verlust 0€ Ausgaben 26 Warum Leute Versicherungen kaufen • Versicherung kann also Kontrakt zum fairen Preis (= Prämie) von 500€ anbieten • Mit fairem Kontrakt realisiert Hausbesitzer ein Vermögen von 1500: – Nichtschadensfall: • 2.000 € Haus – 500 € V‘prämie = 1.500 € – Schadensfall: • 1.000 € Haus + 1.000 € Zahlung – 500 € V‘prämie = 1.500 € • Willens dazu 42,89 € Risikoprämie zu zahlen 27 Versicherbare Risiken • Risiko der unterschiedlichen Hausbrände unkorreliert • Wegen Gesetz der großen Zahl, realisiert Versicherung bei 1.000.000 Verträgen jedes Jahr (nahezu) mit Sicherheit Auszahlungen von 500.000 € 28 Risikodiversifizierung Flächennutzung Regen Sonne 100% Weizen 12.000 30.000 100% Pilze 30.000 12.000 Wenn Wkt von Regen = Wkt Sonne = 0.5 ist EV (100% Weizen) = EV (100% Pilzen) = 21.000 Flächennutzung Regen Sonne 50% Weizen 6.000 15.000 50% Pilze 15.000 6.000 Gesamt 21.000 21.000 m-Indifferenzkurven • Wenn Präferenzen weitere Bedingungen erfüllen – Entscheidungsproblem kann auf Abwägen von Erwartungswert und Standardabweichung einer Anlage reduziert werden. • Indifferenzkurven: – Kombination von erwartetem Einkommen und Standardabweichung der zwischen denen Indifferenz besteht 30 m-Indifferenzkurven Erwartetes Einkommen U3 U2 U1 Sehr risikoavers: starke Einkommenserhöhung notwendig, um Anstieg des Risikos auszugleichen Standardabweichung des Einkommens 31