Wiederholung der letzten Vorlesungsstunde: Bindungen in Metallen, Elektronengasmodell, Grenzen / Übergänge zwischen einzelnen Bindungsarten Koordinationsverbindungen / Komplexverbindungen, Liganden, Zentralatom, Koordinationszahl, einzähnige/mehrzähnige Liganden, Nomenklatur (Namen von Komplexverbindungen), 18-Elektronenregel Thema heute: Wasserstoffbrückenbindungen, Stöchiometrieregeln Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 222 Einige wichtige Begriffe in der Chemie und deren Definition Mol Ein Mol ist die Stoffmenge, die genauso viele Teilchen (Atome, Moleküle etc.) enthält, die in 12 g des Kohlenstoffisotops 12C enthalten sind. Das sind 6,02214·1023 Teilchen (Avogadro-Zahl). Oxidationszahl (elektrochemische Wertigkeit) Bezeichnet die Ladung eines Atoms im Molekül unter der Annahme, daß das Molekül nur aus Ionen aufgebaut ist. 1. Elemente haben die Oxidationszahl Null. 2. Die Oxidationszahl einatomiger Ionen entspricht ihrer Ladung. Fluor hat als elektronegativstes Element in seinen Verb. die Oxidationszahl –I. Metalle besitzen meist positive Oxidationszahlen. Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 223 3. Wasserstoff hat in seinen Verb. die Oxidationszahl +I oder –I 4. Sauerstoff hat in seinen Verbindungen meistens die Oxidationszahl –II. In Peroxoverbindungen – I. 5. Die maximale (positive) Oxidationszahl aller Elemente entspricht ihrer Stellung im PSE, d.h. ihrer Gruppen-Nr. bzw. ihrer Elektronenkonfiguration. Mögliche Werte: + I bis + VIII. 6. Die minimale (negative) Oxidationszahl aller Elemente entspricht ebenfalls ihrer Stellung im PSE, d.h. ihrer Elektronenkonfiguration oder der Zahl der zu eine „Achterschale“ fehlenden Elektronen. Mögliche Werte: – IV bis – I. Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 224 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 225 Chemische Bindungen in Biomolekülen In biologischen Systemen finden sich sehr viele „Moleküle“ wie z.B. Aminosäuren, Proteine, Basen, etc. mit kovalenten Atombindungen. Beispiel: Guanin-Einheit der DNA: OH Kovalente Bindungen H N N OH -O PH O NH N H NH2 O O- H H OH H H H Solche Biomoleküle sind zu größeren Einheiten verknüpft, die im Raum eine ganz spezifische Gestalt (z.B. Primär-, Sekundär-, Tertiärstruktur in Proteinen) annehmen. Diese Gestalt ist für die Funktion, die jedes Biomolekül in einem Lebewesen erfüllen soll, extrem wichtig und basiert letztendlich auf den chemischen Bindungen. Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 226 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 227 Die Wasserstoff-Brückenbindung Ein Wasserstoffatom in einer polaren Bindung (H-F, H-O, HN) kann attraktive Wechselwirkungen zu einem Atom eines benachbarten Molekül erfahren, wenn dieses über ein freies Elektronenpaar verfügt (gewöhnlich ein N, O oder F Atom). Die Bindung eines H-Atoms zu einem N-, O- oder F-Atom ist meistens sehr polar! Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 228 Die Wasserstoffbrückenbindung zwischen =NH–Gruppen und Carbonylgruppen (den Sauerstoffatomen) (C=0) in Amidkristallen ist 2.85 3.00 Å, und dere O−H Abstand 1.85-2.00 Å lang. In Proteinen und Nucleinsäuren sind viele Atomgruppen, die Wasserstoffbrücken ausbilden können, so z.B. Lysin, Arginin, Histidin oder Glutaminsäure Bei den Nucleinsäuren sind Wasserstoffbrückenbindungen sehr wichtig, da sie nicht nur die Strukturen der DNA und RNA bestimmen, sondern auch für die molekulare Erkennung und damit für die Zellreproduktion (Fortpflanzung). Guanin und Cytosin Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 229 Die Eigenschaften von Wasser werden maßgeblich durch Wasserstoffbrückenbindungen bestimmt. Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 230 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 231 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 232 Wasserstoff-Brückenbindung Wasserstoffbrücken erhöhen: Schmelztemperatur, Siedetemperatur, Verdampfungsenthalpie, Dipolmoment, elektrische Feldkonstante, Viskosität. Wasserstoffbrücken führen zu typischen Ketten-, Schicht- und Raumnetzstrukturen Beispiele: HF kristallin - Zickzackketten linear unsymmetrische Wasserstoffbrücken Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling HF im Gaszustand Vorwiegend (HF)6-Ringe 233 Wasserstoffbrücken führen zu typischen Ketten-, Schicht- und Raumnetzstrukturen Beispiele: Schichtstruktur der Borsäure H3BO3 B(OH)3 bzw. Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling Raumnetzstruktur von Eis 1 234 Im Eis-I liegen über H-Brücken verknüpfte H2O-Moleküle vor, die eine weitmaschige, von Hohlräumen durchsetzte Kristallstruktur bilden Dichteanomalie: Eis-I: β-Tridymit-Struktur, dO-O: 2.76 Å, Winkel (O-O-O): 109.5o Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 235 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 236