Zentrale Themen der VO Sozialwissenschaftliche Denkweisen Fremdverstehen - - - - 1. 2. 3. 4. der europäische Ethnozentrismus stammt aus dem Zeitalter der räumlichen Expansion des Kolonialismus und bestimmte die europäische Geistesgeschichte auf Jahrhunderte o zu diesem Ethnozentrismus gehören auch die Romantisierung der „großen Entdeckungen“ und der damit verbundenen Kulturkontakte, die Unterordnung anderer Erfahrungswelten unter das eigene Weltbild und die eigene Perspektivität der Geschichtsschreibung Fremdheit lässt sich heute aber nicht mehr auf räumliche Distanz beschränken, denn die Globalisierung bringt das „Fremde“ in den eigenen Bereich Fremdheit muss jetzt als ein relationaler Begriff verstanden werden: ein Beziehungsverhältnis durch Nähe wird dieses Beziehungsverhältnis intensiviert und gleichzeitig die Reibungsflächen aufgeladen o Nähe auch in Bezug auf Zeitigkeit: Fremdheit wird durch unterschiedliche Zeitigkeiten konstruiert; jedes autonome Sinnsystem (reicht von Person bis kulturelle Einheit) hat eine eigene (vorgestellte) Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; durch die Nähe kommt es zu einer Empfindung von „Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem“ die eigene Identität ruft die Fremdartigkeit des Anderen hervor (vgl. Ethnizität!) Fremderleben lässt sich auf soziale Wirklichkeitsdefinitionen zurückführen, das heißt auf verschiedene Ordnungsschemata. Schäffter identifiziert 4 elementare Ordnungsschemata: Fremdheit als Resonanzboden Fremdheit als Negation von Eigenheit Fremdheit als Ergänzung Fremdheit als Komplementarität ad 1) Fremdheit als abgetrennte Ursprünglichkeit- evolutionistisch- grundsätzliche Verstehbarkeit aller menschlichen Ausdrucksformen- ist in Europa in den Geisteswissenschaften sehr stark verankert ad 2) Negation im Sinne gegenseitiger Unvereinbarkeit- dieses Thema ist zurzeit am stärksten gesellschaftlich aufgeladen- kann auch ins Positive umschlagen, aber trotzdem Dualität („edler Wilder“, Flucht in andere Zeit) 1.Bsp. in der Anthropologie gibt es in den letzten Jahren trotz der handlungsorientierten Theorien wie Habermas und Bourdieu ein Revival des Evolutionismus- das liegt daran, dass einfache Erklärungsmuster von Fremdheit ansprechender sind als komplizierte Diskurstheorien. Damit geht ein (kultur-) materialistischer Ansatz einher ( Weber) 2. Bsp. Entwicklungshilfe für „schwächere“ Länder, die dem Ideal des „Westens“ (Dualismus!) nacheifern dürfen/müssen; Verknüpfung von Entwicklungshilfe mit kapitalistischen Prinzipien und dem europ. Modell der parlamentarischen Demokratie siehe auch Film über Indien ( Bourdieu) 3. Bsp. internationales Völkerrecht: Instrumentarium der Kontrolle im Sinne eines Zivilisierungsauftrags des Westens 4. Bsp. heutige Eingriffe in andere Organisationsformen wird ähnlich wie Versklavung, Kolonialisierung, Fremdbeherrschung, Mission gerechtfertigt (durch höher entwickeltes Sozialsystem) 5. Bsp. „othering“ : impliziter Ethnozentrismus der euro-amerikanischen WissenschafterInnen, bei dem die Anderen unter dem Gesichtspunkt ihrer Andersheit betrachtet wurden -> als Gegenprogramm kann die politische Anthropologie gesehen werden 6. Bsp. nationalistische Parteien: thematisieren das Bedürfnis nach Schutz der Integrität des Eigenen, vor der „Gefahr der Überfremdung“; das Fremde ist für solche Parteien die Existenzgrundlage. Nota bene: dieses Muster bringt nur dann politischen Erfolg, wenn es in der Gesellschaft habitualisiert ist! ad 3) Aneignung von Fremdem, was zu struktureller Selbstveränderung führt- es gibt aber auch das Problem der Verarbeitungskapazität, das zu einer das System sprengenden Überforderung wächst (Kulturschock)- Schwankung zwischen Faszination und Bedrohung- ist ein dynamisches Ordnungsgefüge, die Grenzen sind fließend „going native“ ist ein Extrem dieses Modus; es handelt sich um ein Wechselspiel zwischen Angleichung (Assimilation) und Aneignung (Akkomodation). ad 4) Fremdheit wird wechselseitig hervorgerufen, es handelt sich um ein Beziehungsverhältnis; dabei wird auf einen übergeordneten Bezugspunkt, auf eine universelle Rationalität verzichtet; es gibt Grenzen der Verständigung: Konsens auf Dissens- Feststellen der Grenzlinien der Erfahrungsmöglichkeit; Konsequenzen: - Verstehen bedeutet nicht immer auch Verständnis; Verstehen bis zum Punkt, wo die Feststellung von „Nicht- Verstehbarkeit“ den Versuch der Akkomodation (Aneignung) ersetzt- Anerkennung einer Grenzerfahrung - Alternative gegen herkömmliche Denkstrukturen - Dauerreflexion des eigenen Fremderlebens - bewusster Eurozentrismus (Erkenntnis der eigenen Vorbelastetheit) und Tempozentrismus - Erkenntnistheorie wird durch die Hermeneutik (Verstehenslehre) abgelöst - die Ordnung lebt vom permamenten Oszillieren (Pendeln) zwischen Positionen der Eigenheit und Fremdheit Bsp. bei Bourdieu: Logik der Ehre (Berber); bei uns ökonomische Logik: es gibt verschiedene Logiken, die man verstehen lernen kann Max Weber Kritik an Weber: eurozentristisch, armchair anthropologist idealistischer Ansatz: Gott/ ein höheres Prinzip bestimmt; subjektive Freiheiten werden ignoriert - materialistischer Ansatz: Produktionsverhältnisse determinieren die soziale Situation (Marx) Max Weber überwindet diesen Ansatz Paradigmenwechsel zu: ideelle Strukturen determinieren die Ökonomischen - Bsp. Protestanten und Kapitalismus: Der Kapitalismus geht zurück auf die Idee der Berufung bei den Protestanten, vor allem im Calvinismus; und gleichzeitig die Doktrin der Ununterscheidbarkeit der Auserwählten von den Verdammten. Die Folgen davon sind für den Einzelnen einerseits die Überzeugung, dass man zu den Auserwählten gehört, und die pflichtvolle Erfüllung der weltlichen Aktivitäten als Zeichen für die anderen und als Selbstbestätigung dafür. So wurde die (zugespitzt formuliert) Gier nach Vermögen, die früher als amoralisch galt, zum Selbstzweck, ohne Rücksicht auf die Nützlichkeit und Vorteilhaftigkeit für den Einzelnen. methodologische Ansätze bei Max Weber: - Trennung von logischem Urteil und Werturteil - SoWissenschaftler sollten sich einer Verantwortungsethik verpflichtet fühlen: diese kalkuliert rational die wahrscheinlichen Konsequenzen des Handelns - menschliches Verhalten ist nicht vorhersehbar, aber durch Wahrscheinlichkeiten kalkulierbar - 4 (idealtypische) Typen des sozialen Handelns: 1. zweckrationales Handeln: Zweck-Mittel-Kalkulation 2. wertrational: einem übergeordneten Ideal verschrieben 3. affektiv: Handeln in einem best. Gefühlszustand 4. traditionell: unter Einfluss von Brauch und Gewohnheit ( HabitusBourdieu) Bsp. traditionelles Handeln: hängt mit Bourdieus Habitus zusammen: Habitus ist unbewusst, kann aber wieder bewusst gemacht werden: z.B. Frauenbewegung in den 60er Jahren. dazu kritische Theorie (Habermas): dieser Prozess ist bis heute nicht so weit, wie er sein könnte Legitimation, Herrschaft, Autorität - Macht: die Wahrscheinlichkeit, dass ein Aktor seine eigenen Ziele gegen andere durchsetzen kann (sehr weite Definition, nach der fast jede soziale Beziehung eine Machtbeziehung ist) - Autorität= legitime Herrschaft; Macht und Aktor sind hier verbunden durch - Legitimität: ist die Hauptstütze eines stabilen Herrschaftssystems; nämlich der Glaube der Untergeordneten an die Legitimität ihrer Subordination 3 Typen von Legitimation 1. Traditionelle Autorität: beruht auf dem Glauben an die Heiligkeit uralter Mächte und Kräfte; kein rationaler Prozess der Gesetzgebung Bsp. Ghana: Könige sind „traditional authorities“, aber gleichzeitig auch rechtliche Autoritäten diese 3 Typen sind idealtypisch, es handelt sich meist um Mischformen 2. Rechtliche Autorität: von Zweckrationalität und Wertrationalität geschaffen; Individuum hat aufgrund unpersönlicher Normen die Autorität inne Bsp. Rechtsstaat: handeln nach geltendem Gesetz 3. Charismatische Herrschaft: Charisma ist die gewisse Qualität einer Persönlichkeit, aufgrund derer sie als besonders angesehen wird- Herrschaft beruht auf dem Glauben an die Authentizität seiner/ihrer Mission Bsp. Kreisky (Mischform!), Evita Peron Pierre Bourdieu Praxis- Struktur- Habitus - - - - - bei der Untersuchung von Praxis stellt sich die Frage, wie soziale Strukturen den Menschen beeinflussen- dies stellt eine zentrale Herangehensweise der SoWi dar Praxis entsteht durch die Verbindung von Strukturen und Habitusformen genauer regiert die Struktur über den Habitus die Praxis Habitus: ist ein Bündel von Deutungsweisen, Wahrnehmungsweisen und Handlungsweisen o über Prozesse der Habitualisierung werden Strukturen eingeschrieben, von denen man sich schwer trennen kann o Habitus ist aber in einer Gesellschaft nicht homogen o der Habitus ist einverleibte, zur Natur gewordene und damit vergessene Geschichte (Gegensatz zu Funktionalismus und Strukturalismus) Bsp. 3 Studien der kabylischen Gesellschaft (Berber): über die Ehre und das Ehrgefühl, das Haus als symbolischer Raum und die Verwandtschaft als Vorstellung und Wille wichtig: Verwandtschaftsvorstellungen sind zu einem bestimmten Zweck (der Akkumulierung von Kapital) konstruiert; übernimmt der Ethnologe einfach diese Konstruktion, verstellt er den Blick auf die praktischen Funktionen der Verwandtschaft. Die genealogische Vorstellung wird von den Individuen als Mittel zur Legitimation der gesellschaftlichen Ordnung benutzt Praxis sollte daher nicht als Objekt behandelt, sondern als Praxis konstituiert werden Bourdieu fordert einen praxeologischen Erkenntnismodus (siehe Politische Anthropologie), der die Beziehung zwischen objektiver Struktur und strukturierter Disposition (Habitus)untersucht – den doppelten Prozess der Verinnerlichung des Äußeren und der Veräußerlichung des Inneren das heißt, die für eine soziale Umgebung konstitutiven Strukturen erzeugen Habitusformen (Systeme dauerhafter Dispositionen), strukturierte Strukturen, die als strukturierende Strukturen wirken untersucht wird dies von der Theorie der Praxis, oder präziser der Theorie des Erzeugungsmodus der Praxisformen (modus operandi) - - - der Habitus ist aber nicht statisch, sonder wird durch die Rezeption bestimmter Erfahrungen bestimmt, durch sie verändert und kann immer wieder restrukturiert werden von Erfahrung zu Erfahrung „Fisch im Wasser“: Wenn der Habitus auf eine soziale Welt trifft, deren Produkt er ist, ist er wie ein Fisch im Wasser und fühlt nicht das Gewicht des Wassers und nimmt die Welt um sich als gegeben an. nur wenn Macht verkannt wird, hat sie Macht über einen Entschleierung: Aufdeckung der Machtverhältnisse hinter dem Sichtbaren Widerstandspotential 1.Bsp Bologna- Prozess ( Habermas) 2.Bsp. Kongo: historische Akkumulation von Strukturen und Habitus Lumumba war der ersten Premierminister des Kongo, er wollte den drohenden Zerfall des Staates nach der Unabhängigkeit abwenden und wandte sich schließlich an die Russen die USA waren von da an gegen Lumumba, außerdem hatte er die Belgier (ehemalige Kolonialmacht) gegen sich, Lumumba wurde nach 3 Monaten ermordet. Durch Putsch war Mbutu an die Macht gekommen, er wurde nach Lumumbas Tod durch die USA, Belgien und die UN gestützt. Das Land war 35 Jahre lang Diktatur und wurde dann von Ruanda besetzt. Nun gehört der Kongo den Nachbarländern und den Amerikanern, und die Rohstoffe werden ausgebeutet (nach den Worten von Prince Zeka). Kapitalformen Symbolisches Kapital ist besonders wertvoll in Gesellschaften, in denen es kaum Möglichkeiten gibt, ökonomisches Kapital zu akkumulieren o ökonomische Interesse wird verschleiert durch Umwandlung in symbolisches Kapital o Sozialleistungen eines Staates oder Anhäufung von Luxusgütern führen zu Akkumulationen in Form von Glaubwürdigkeit bzw. guten Geschmacks o auch scheinbar interesselose Handlungen zielen meist auf materiellen oder symbolischen Profit ab 3 Hauptformen von symbolischem Kapital - ökonomisches Kapital: das unmittelbar und direkt in Geld konvertierbare Kapital - soziales Kapital: besteht aus sozialen Verpflichtungen oder „Beziehungen“; das Sozialkapital eines Individuums ist einerseits bedingt durch die Anzahl der Leute, die er/ sie tatsächlich mobilisieren kann, und andererseits kommt es darauf an, wie viel Kapital diese Leute ihrerseits besitzen - kulturelles Kapital: ist die am besten verschleierte Form erblicher Kapitalübertragung, denn Kulturkompetenz (z.B. Lesen) entstammt der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse oder Region - diese Formen von Kapital häufen sich im Verlauf der Zeit an und sind durch sie bedingt, deswegen meint Bourdieu „Die gesellschaftliche Welt ist akkumulierte Geschichte“. 1. Beispiel Schwarzer Nationalismus in den USA: Bedeutung von historischem Denken (diachroner Ansatz): nur so kann heutige Entwicklung verstanden werden. Verstehen heißt dabei aber nicht, Meinungen zu teilen. o z.B. Verslumung von ganzen Stadtteilen: geht darauf zurück, dass Sklaven in separaten Siedlungen „gehalten“ wurden o z.B. rassistische Äußerungen von Rap und HipHop Musikern: „the white man is the devil“ (Zitat von Malcolm X): geht darauf zurück, dass sich die Weißen in der Geschichte wie Teufel verhalten haben; ein synchroner Ansatz würde das völlig verkennen; heute gibt es ein Revival der Nation of Islam und die Person Malcolm X wird zur Kunstfigur des HipHop o z.B. „bragging“, d.h. sich selbst erhöhen: rhetorisches Kapitalauch in den Reden von Malcolm X o z.B. hohe Gewalt in Slums: Erwerb von symbolischen Kapital durch Mord; Gefängnis als Ort, wo symbolisches Kapital einen hohen Wert hat, da es kaum ökonomisches Kapital gibt 2. Beispiel Film: Indische Städte: Push- und Pullfaktoren. genauere Analyse bringt (habitualisierte) Strukturen zum Vorschein: Vorstellungen von einem besseren, modernen Leben in der Stadt, das durch Medien vermittelt wird. Diese Struktur determiniert die Praxis der Landflucht Bezug zu Fremdverstehen (Schäffter): von der Ferne erscheinen indische Städte und Land exotisch und unerklärbar; von der Nähe analysiert verschwindet das Fremde 3. Beispiel: Titel (Dr, Mag, etc) als objektiviertes kulturelles Kapital: Höherrangigkeit in der Gesellschaft wird außerfrage gestellt- solche Formen der Objektivierung müssen hinterfragt werden Habermas Kritik an Habermas: vom Gedankengut der 40er 50er Jahre beeinflusst: Eurozentrismus, Evolutionismus, keine Überwindung von Exotik („opake [= lichtundurchlässig] Gestalten des mystischen Denkens“); empirische Rückhaltlosigkeit (hat keine empirischen Forschungen durchgeführt) - - Vertreter der kritischen Theorie, entwickelte eine Kommunikations-/ Diskurstheorie diachroner Ansatz, Betrachtung von Prozessen über einen längeren Zeitraum ( Exzerpt Gluckman) Hinterfragung von Herrschaft und Legitimität durch Untersuchung von Diskursstrategien im Mittelpunkt steht der Prozeduralismus (=?) Ziel der kritischen Theorie ist es, Parameter zu entwickeln, die nicht von einem bestimmten Standpunkt abhängig sind und somit Kritik zu einem legitimen sozialwissenschaftlichen Anspruch machen Vernunft bei Habermas: Vernunft kann sich nicht aus den geschichtlichen Prozesse ableiten lassen. Diese enthalten nur soviel Vernunft, wie ihnen zuvor teleologisch vom Standpunkt eines geschichtsphilosophischen Paradigmas hineininterpretiert wurde. Es gibt keine einzig richtige Vernunft; Habermas knüpft die Vernunft an die Kommunikation, wodurch sie ihre ausschließliche Verbindung mit der (immer von der jeweiligen Kultur geprägten, also nicht universalen) Moral verliert. Bsp. Bologna- Prozess: wer wurde in den Diskurs miteinbezogen, wer nicht? Ausschluss von Wissenschaftlern, die Fachkompetenz gehabt hätten: „open method of coordination“ Politische Anthropologie - - - - Politische Anthropologie: untersucht die Formen des sozialen Handelns, die Prozesse und Strukturen, wie soziale Ordnung und die Geltung bestimmter Regeln erreicht wird ist keine homogene Forschungsrichtung mit festgelegter Theorie und ausformulierter Methodologie; lässt sich auch kaum von anderen Disziplinen der Anthropologie unterscheiden Hauptaugenmerk liegt auf: dem dialektischen Zusammenhang zwischen einer (politischen) Struktur und einem (politischen) Prozess durch den diese Struktur zugleich erhalten, dabei aber auch verändert wird. kritische Haltung bei der Analyse: die Parameter sind offenzulegen und auf ihre Universalität hin zu hinterfragen (Ideale der Aufklärung nicht absolut setzen) Kritik an Komplexitätssteigerung des Evolutionismus: i) Entwicklungen bringen zwar ein Wachstum an Effizienz aber nicht unbedingt Komplexität ii) die Evolution jedes Gemeinwesens zeigt abwechselnde Perioden von Blüte und Verfall bis hin zu Kollaps iii) es drängt sich die Frage auf, was mit den Gesellschaften ist, die keine höhere Komplexität erreichten Kritik an Struktur- Funktionalismus: - funktionale Zusammenhänge (zw. Politik, Führerschaft, Streitschlichtung) werden als Einrichtungen zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung interpretiert - obwohl Gegenentwicklung zum Evolutionismus, hält sich die Annahme der entwicklungsgeschichtlichen Distanz zwischen modernen und „wilden“ Gesellschaften (z.B. Malinowski) - quasi-automatisches Funktionieren der Strukturen des politischen Prozesses und der politischen Aktivitäten der sozialen Akteure - Radcliffe-Brown entwickelt ein Modell für politische Analyse, in dem Politik als soziales Handeln zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung gesehen wird - der politische Mensch wird dabei übersehen - Theorien können auch als Ausdruck kolonialer Praxis gesehen werden (Revitalisationstheorien: vorübergehende Ungleichgewichtszustände werden bald wieder in Gleichgewicht aufgelöst) Vermeidung anti- kolonialen Widerstandes - durch den naturwissenschaftlichen Ansatz wird die soziale Realität nicht nur nicht erfasst, sondern eine eigene Art von Gesellschaft hergestellt - die Menschen hängen wie Marionetten an Strukturen Praxeolog.Theorie zeigt - Herrschaftsbeziehungen werden durch den Beherrschten( z.B. Frauen, Minoritäten) und Beherrschenden gleichermaßen verinnerlicht - Herrschaftsverhältnis wird durch die Beherrschten sogar verteidigt, aufgrund der unbewussten Formen symbolischer Gewalt - deshalb hat die Theorie des Habitus zum Ziel, auf die Reproduktion dominanter Strukturen aufmerksam zu machen und zu deren Bekämpfung beizutragen. - die verschleierten Formen der Herrschaftsreproduktion werden dabei sichtbar gemacht - Habitus bringt vernünftige Handlungen hervornicht Produkt von rationaler Entscheidung Existenz von bewusster vernünftiger Entscheidung aber trotzdem nicht ausgeschlossen - bestimmter Habitus ist kein Schicksal, sondern einem ständigen Prozess der Korrektur und Regulierung unterworfen. Macht ist wie ein Ei (aus der Rechtsanthropologie- Mitschrift von Carina) = gerechte, transparente, verantwortliche + demokratische Politik wer sie zu fest hält, dem zerbricht sie in der Hand, wer sie zu lose hält, dem entgleitet sie und zerbricht am Boden. Bsp. Südafrika-Vortrag: governance, empowerment, UN declaration on Rights of Indigenous Peoples