Mechanik II / Vorlesung 14 / Prof. Popov Ebene Dynamik eines starren Körpers: Beispiele I. Experiment mit dem Fahrrad II. Hinabrollende Kugel H F r y x N mg Für eine ebene Bewegung gelten die drei Bewegungsgleichungen mxs Fx , mys Fy , Um das dynamische Problem in ein statisches Problem zu überführen, lassen wir an der Achse des Hinterrades eine zusätzliche ("fiktive") Kraft F wirken, so dass das Fahrrad im Gleichgewicht ist. Wenn sich aus der Lösung ergibt, dass die Kraft F 0 ist, so wird sich das Fahrrad in Abwesenheit dieser Kraft in die negative Richtung bewegen (und umgekehrt). Gleichgewichtsbedingungen: Für das fordere Zahnrad mit Pedalen: (Kräftegleichgewicht) F N T 0 (Momentengleichgewicht) Tr1 FL 0 Für das hintere Rad (Momentengleichgewicht bezüglich des Berührungspunktes mit dem Boden): N F r2 T R r2 0 Daraus folgt rR 0, wenn 1 1 r2 L rR F F 1 1 (1) r2 L 0, wenn r1R 1 r2 L Das gleiche Ergebnis kann man auch sehr anschaulich darstellen: Die Wirkung der Pedalen auf das Hinterrad über die Kette ist dieselbe als ob die Pedalen direkt am Rad befestigt wären aber eine Länge hätten, die um die Transmissionszahl größer (bzw. kleiner) ist, als die tatsächliche Länge. Wenn das Rad nicht rutscht, so ist der Kontaktpunkt der Momentanpol. Das Rad wird sich dann offenbar entgegen den Uhrzeigersinn drehen. Wäre die Transmissionszahl so groß, dass die effektive Länge des Pedals Lr2 / r1 größer wurde als der Radradius R, so würde sich das Rad entgegen der Kraftrichtung bewegen. Diese Bedingung fällt mit (1) überein. s M s . xs und y s sind Koordinaten des 2 Schwerpunkts und s mr 2 ist das 5 Trägheitsmoment der Kugel bezüglich des Schwerpunkts. Die o.g. Gleichungen lauten: mxs mg sin H , (1) 0 N mg cos N mg cos (2) s rH (3) Beim Rollen ohne Gleiten ist der Berührungspunkt der Kugel mit der Ebene der Momentanpol. Der Abstand des Zentrums vom Momentanpol ist r. Somit ist die Geschwindigkeit des Zentrums gleich (4) xs r Aus dem Gleichungssystem (1)-(4) folgt für die Beschleunigung 1 5 xs g sin g sin und für die 2 1 s / mR 7 Haftreibung H (2 / 7)mg sin . Das gilt aber nur solange diese Haftreibung tatsächlich realisiert werden kann, d.h. solange H 2 t a n . Ist diese H N N 7 Bedingung nicht erfüllt, so wird die Kugel durchrutschen. Z.B. für eine stählerne Kugel 7 0.3 muß tan 1 und mit 2 45 sein. III. Schiefe Ebene mit verschiedenen Rollkörpern (Experiment). Für einen rotationssymmetrischen Körper mit dem Außenradius R gilt 1 xs g sin 1 s / mR 2 Je größer s / mR 2 , d.h. je weiter von der Achse verteilt die Masse ist, desto kleiner Beschleunigung (Beim Holzylinder kleiner, als beim Doppelkegel). 1 IV. Schleifenfahrt (Experiment). Eine Kugel rollt von einer Höhe h mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 0 eine schiefe Ebene hinab, die in einer Kreisschleife ausläuft. Es soll diejenige Anfangshöhe hmin bestimmt werden, für die kein Ablösen von der Kreisbahn mit dem Radius R eintritt. Lösung Bedingung für kein Ablösen ist, dass der Bahndruck im höchsten Punkt P der vP2 Kreisbahn verschwindet, d.h. mg m ist. R Energie "vor": U1 mgh , K1 0 Energie "nach": mvP2 s P2 U 2 mg 2R , K 2 2 2 Wenn die Kugel rollt, so gilt vP P R Energieerhaltungssatz: mv 2 2 mgh 0 mg 2R P s P oder 2 2 m mgh 0 mg 2 R vP2 s2 2 2R m mg 2 R gR s2 2 2R 2 Mit s mR 2 ergibt sich h 2.7R 5 Im Fall des Vorderradantriebs genügt die maximale Haftkraft der Bedingung H max 0 N 2 . mg Daraus folgt g 0 H xmax 2 1 0 h / a N 2 N1 (kleiner als beim Antrieb über die Hinterräder). V. Ein Fahrzeug mit einem Vorder- bzw. Hinterradantrieb. mgl sin . Differenzieren nach Zeit ergibt mgl cos . 2 Horizontale Kraftkomponente ergibt sich aus dem Schwerpunktsatz: Ax mxs . Für xs gilt xs (l / 2)cos . Zweimaliges Differenzieren ergibt xs (l / 2)cos 2 (l / 2)sin a h mg H N1 N2 Die beiden "Schwerpunktgleichungen" lauten mx H und 0 N1 N2 mg . Der Drehimpulssatz bezüglich des a a Schwerpunktes: 0 N1 N 2 hH . Hieraus 2 2 folgt mg h mg h N1 H, N2 H. 2 a 2 a Maximale Haftkraft genügt der Bedingung mg h H max H max 0 N1 H max 2 a mg 0 H max . Die maximale 2 1 0 h / a g 0 Beschleunigung ist somit xmax . 2 1 0 h / a Das gilt nur solange N 2 0 ist. VI. Schaukeln auf einer Reckstange mit Amplitude 90°. Zu bestimmen ist der maximale Wert der horizontalen Komponente der Lagerreaktion. Modellieren wir den Menschen als einen homogenen Stab mit der Masse m. y Ay A l Ax x mg Winkelgeschwindigkeit kann aus dem Energiesatz bestimmt werden. Energie "vor": U 0 , K 0 . U mg (l / 2)sin , Energie bei : K 2 / 2 . Erhaltungssatz: 2 l mg sin oder 2 2 2 3 mgl 2 9 sin 2 g sin 2 8 8 Die Reaktionskraft Ax (9 /8)mg sin 2 erreicht ihren (betragsmäßig) maximalen Wert (9 / 8)mg bei 45 . VII. Rutschen einer Leiter Zu bestimmen ist Geschwindigkeit v des Schwerpunkts als Funktion des Winkels . Lösung: Kinetische Energie ist gleich l mv 2 2 ml 2 2 K . 2 2 6 2 Energieerhaltungssatz: mg (l / 2)sin ml 2 2 / 6 mgl / 2 (3g / l )(1 sin ) . 3