Nonstandardanalysis zum möglichen Nutzen im Unterricht und zur Historie Bernd Zimmermann Friedrich - Schiller- Universität Jena Zum möglichen Nutzen im Unterricht zur heutigen Situation zur Historie Zum möglichen Nutzen im Unterricht Ausgangspunkt: An LEIBNIZ angelehnte Schreibweise f ( x x) f ( x) f ' ( x) lim x x 0 f ( x dx) f ( x) dy dx dx 1. : lineare Approximation f ( x dx) f ' ( x) dx f ( x) 2. Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung (Idee!) dF f ( x) dF f ( x) dx dx 3. : Kettenregel: Gegeben f mit f(x)=g(h(x)), g und h differenzierbar in x, dz dy g´( y ) h´( x) d. h. dy und dx Was ist mit f´? Rückwärtsarbeiten (angenommen, f ist diff.bar) ergibt: dz dy dz f ´( x) g´( y ) h´( x) „Man sieht“ dy dx dx durch „Kürzen“ von dy. So also mögliche Regel gewonnen. Zu beweisen bleibt: f ist differenzierbar! 4. : Substitutionsregel Beispiel: x 1 x 2 dx ? 2 1 x u= 2 du x 1 x dx du 2 dx x 1 x 2 1 x x 1 x 2 dx x u dx x u du x 3 1 x2 u c u 2 du c = 3 3 3 Heutzutage natürlich schneller und bequemer zu lösen z. B. mit MATHCAD: x. 1 2 x per Mausklick zu einer Stammfunktion 3 1. 3 1 2 2 x die Probe ergibt wieder: x. 1 2 x Zur heutigen Situation LAUGWITZ 1958 ROBINSON 1966 SCHNITZSPAN 1974 KEISLER 1976: „Elementary Calculus“ dy dx NONSTANDARDANALYSIS Axiomensystem für hyperreelle Zahlen (nach Wattenberg in MU 4/83 S. 16 - 22) 1. Jede reelle Zahl ist auch hyperreell (R H). 2. Es gibt hyperreelle Zahlen , 0, so daß für jede positive reelle Zahl a gilt: -a < < a Eine solche hyperreelle Zahl heißt Infinitesimalzahl. Null ist die einzige reelle Infinitesimalzahl. 3.H ist ein angeordneter Körper, wobei für reelle Zahlen die Addition in R und in H jeweils das gleiche Ergebnis hat. 4.Def.: x, y H heißen unendlich benachbart, in Zeichen x y : x - y ist eine Infinitesimalzahl. x y gilt auch für x = y, da 0 eine Infinitesimalzahl ist. 5.Def.: Eine hyperreelle Zahl x heißt endlich, wenn es eine reelle Zahl a gibt, so daß -a < x < a 6.Wurzelaxiom: Für jede positive hyperreelle Zahl a und jede positive ganze Zahl n gibt es eine positive hyperreelle Zahl b mit bn = a; wir schreiben bna . 7.Standardanteilaxiom: Für jede endliche hyperreelle Zahl x gibt es genau eine reelle Zahl a mit x a; a heißt der Standardanteil von x, wir schreiben a = st(x). 8.Funktionsaxiom: Jede reelle Funktion von einer oder mehrerer Variablen hat ein Gegenstück f* in der hyperreellen Welt. 9.Übertragungsaxiom: Jede Eigenschaft, welche im reellen Zahlsystem in der üblichen mathematischen Sprache formuliert werden kann, gilt auch im hyperreellen System. mögliches Modell: Äquivalenzklassenbildung mit reellen Folgen mit Hilfe von Ultrafiltern, (Existenz über Zorn´sches Lemma); Realisierung im MU/LK: siehe Wunderling/Berlin: „Standardanteil DERIVE“ in einer „Der hyperrellen Hischer (Hrsg.) Begriff Zahl“ und „Wieviel Termumformungen braucht Franzbecker Hildesheim 1992 der Mensch?“, Zur Historie der Indivisiblen/Indivisibilien DEMOKRIT ARCHIMEDES LIU HUI, TSU KENG -CHIH CAVALIERI LEIBNIZ Demokrit ( ca. 460 - 371 v. Chr.) bei PLUTARCH findet man folgendes Zitat: „Wenn ein Kegel parallel zur Grundfläche mit einer Ebene geschnitten wird, wie soll man sich die entstehenden Schnittflächen vorstellen, gleich oder ungleich? Sind sie ungleich, dann werden sie den Kegel ungleichmäßig machen, da er viele treppenartige Einschnitte und Vorsprünge erhält; sind sie dagegen gleich, so werden (auch) die Schnitte gleich sein und der Kegel wird die Erscheinung eines Zylinders darbieten, insofern er aus gleichen, nicht aus ungleichen Kreisen bestehen wird, was doch sehr ungereimt ist.“ CHRYSIPP zu DEMOKRIT: „Die Flächen sind weder gleich noch ungleich. Die Körper sind deswegen ungleich, weil die Flächen weder gleich noch ungleich sind.“ vergl. ca. 2000 Jahre später L’HÔSPITAL: „...Grant that two quantities, whose difference is an infinitely small quantity, may be taken (or used) indifferently for each other: or (which is the same thing) that a quantity, which is increased or decreased only by an infinitely small quantity, may be considered as remaining the same“. JOHANN BERNOULLI: „Eine Größe, die vermindert oder vermehrt wird um eine unendlich kleinere Größe, wird weder vermindert noch vermehrt. (vergl. Quantentheorie und Nonstandardelektrodynamik) Quantenlogik; Archimedes (ca. 460 - 370 v. Chr.) Kreismessung Jeder Kreis ist einem rechtwinkligen Dreieck inhaltsgleich, insofern der Radius gleich der einen der den rechten Winkel einschließenden Seiten, der Umfang aber gleich der Basis ist. r r U Archimedes Methodenschrift um 250 v. Chr. verfasst, über 2000 Jahre verschollen, 1908 von Heiberg wiederentdeckt Archimedes Fortsetzung:P d Q d t r R d einerseits („siehe“ Euklid bzw. Hippocrates v. C.): d2:(r2+R2)=(2d)2:((2r)2+(2R)2)=KZ:(KKe+KKu) andererseits: d2:(r2+R2)= d2:t2= d2:(d*r)=d : r d (const): r(veränd.)=KZ:(KKe+KKu) (Indivisiblen) ! d (const): (d/2)=VZ:(VKe+VKu) (Volumina) 2(VKe+VKu)=VZ und VZ=3 VKe VKe=2 VKu Liu Hui, (um 250 n. Chr.) Tsu Keng -chih (Ende 5. Jahrh.) CAVALIER-Prinzip von LIU HUI implizit genutzt: VKugel:VDurchdringungskörper zweier senkrechter Zylinder=():4 von TSU KENG-CHI hat dieses explizit benannt: „Wenn Volumina aus aufeinandergelegten Schichten bestehen und entsprechende Flächen gleich sind, dann können die Volumina nicht ungleich sein.“ und damit Volumen des Durchdringungskörpers zu 2/3 des umbeschriebenen Würfels bestimmt. Cavalieri (1598-1648) „Prinzip“: „Zwischen zwei ebenen Figuren besteht dasselbe Verhältnis wie zwischen allen Strecken dieser beiden Figuren, die gemäß irgendeiner Regel bestimmt sind; und es besteht das gleiche Verhältnis zwischen zwei räumlichen Figuren wie zwischen allen Ebenen dieser beiden Figuren, die gemäß irgendeiner Regel bestimmt sind. .... Solcher Art ist das bedeutende Prinzip, worauf ich meine neue Geometrie begründet habe.“ Leibniz (1648-1718) Brief an Bernard Nieuwentijdt: “Whether infinite extensions (quantities) successively greater and greater, of infinitely small ones successively less and less, are legitimate considerations, is a matter that I own to be possibly open to question; but for him who would discuss these matters, it is not necessary to fall back upon metaphysical controversies, ... It will be sufficient if, when we speak of infinitely great ..., or of infinitely small quantities ..., it is understood that we mean quantities that are indefinitely great or indefinitely small, i. e., as great as you please , or as small as you please ... When any small error is assigned, it can be shown that it should be less, it follows that the error is absolutely nothing... it will be sufficient simply to make use of them as a tool that has advantages for the purpose of the calculation, just as the algebraists retain imaginary roots with great profit. For they contain a handy means of reckoning, as can manifestly be verified in every case in a rigorous manner by the method [of exhaustion] already stated.”