Stochastik Sekundarstufe II Zur Konzeption Das Programm besteht aus zwei Teilen, die trotz gewisser innerer Bezüge unabhängig voneinander bearbeitet werden können: 1. Beschreibende Statistik 2. Wahrscheinlichkeitsrechnung und beurteilende Statistik Wahrscheinlichkeitsrechnung und beurteilende Statistik müssen rein fachlich getrennt werden. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung geht von bekannten Wahrscheinlichkeitsverteilungen aus. Demgegenüber behandelt die Statistik die Frage, wie man durch Beobachtungen Aussagen über Wahrscheinlichkeiten gewinnt und diese bis zu einem gewissen Grade sichert. Unterrichtsmethodisch lassen sich Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik nicht trennen, denn Wahrscheinlichkeitsverteilungen können nicht als a priori gegeben betrachtet werden. Sie werden in vielen Fällen durch Beobachtungen gewonnen. Das vorliegende Programm betrachtet jedoch die Verflechtung nicht als notwendiges methodisches Übel. Es versucht vielmehr systematisch zu einer Verflechtung zu gelangen. So bietet es sich beispielsweise an, bereits in die Behandlung der Binomialverteilung Hypothesentests zu integrieren. Das vorliegende Programm ermöglicht nicht nur eine unabhängige Behandlung von beschreibender Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, sondern ermöglicht darüber hinaus die Umsetzung unterschiedlicher Kurzwege durch den Bereich. So ist es z.B. möglich, die Normalverteilungen (auch die Approximation der Bernoulli-Verteilung durch die Normalverteilung) wegzulassen und trotzdem mittels Vielfachen der Standardabweichung (intensiv) Hypothesentests durchzuführen. Das Schwergewicht des vorliegenden Kurses liegt auf der Behandlung endlicher Wahrscheinlichkeitsräume. Es finden allenfalls gelegentlich, etwa bei der Ungleichung von Tschebyschev, vorsichtige Ausfüge in nichtendliche, in diesem Falle diskrete Wahrscheinlichkeitsräume statt. Durch die Normalverteilung kommen auch stetige Zufallsvariable ins Spiel, aber die Normalverteilung wird nur in ihrer Bedeutung als Approximierende benutzt. Insbesondere treten keine maßtheoretischen Probleme auf, da bei stetigen Zufallsvariablen nur Intervallwahrscheinlichkeiten bestimmt werden und nicht die Wahrscheinlichkeitsverteilung irgendeiner Algebra untersucht wird. Die Behandlung endlicher Wahrscheinlichkeitsräume ermöglicht zwar prinzipiell einen mathematisch exakten Aufbau der Wahrscheinlichkeitstheorie, dieser ist jedoch aus methodischen Gründen zumindest teilweise, z.B. bei der Behandlung mehrstufiger Zufallsversuche, schwerfällig. Das Programm liefert daher überwiegend dort formale Beweise, wo sich diese methodisch anbieten. Eine in den ersten Grundzügen vollständige Theorie (mehr ist an der Schule ohnehin nicht üblich/möglich) liefert der Anhang zu Kapitel 1. Er kann gegebenenfalls zur Vertiefung herangezogen werden. Eine weitere Vertiefung wird im Anhang von Kapitel 4 mit dem Beweis der Ungleichung von Tschebyschev und dem daraus folgenden schwachen Gesetz für große Zahlen angeboten. Kapitel 0: Beschreibende Statistik 1. Konzeptionelles Die beschreibende Statistik ist so konzipiert worden, dass keine Voraussetzungen aus den übrigen Kapiteln benötigt werden. Trotzdem war es sinnvoll, an der einen oder anderen Stelle, z.B. das n-Gesetz betreffend 1 (vgl. Abschnitt 0.1.3), informell Mitteilungen zu machen. Die Begriffe und Verfahren der beiden ersten Abschnitte sind recht einfach und zumindest teilweise auch schon in der Sekundarstufe I Unterrichtsinhalt gewesen. Mit Blick auf die anspruchsvolleren Inhalte von Abschnitt 0.3 erscheint es nützlich, sich mit dem Umgang mit dem Summenzeichen weitgehend vertraut zu machen. 2. Regression und Korrelation Das Problem der Regressionsanalyse besteht unter anderem darin, zu einer Punktwolke im x-yKoordinatensystem eine „optimal angepasste“ lineare Funktion x y = f(x) zu finden. Was „optimal“ bedeuten soll, wird auf Lernseite 0.3.1 durch zwei Postulate definiert. Letztlich müssen Schüler diese Setzung wohl akzeptieren, da durchaus auch andere Postulate formuliert werden können, denen man Plausibilität nicht absprechen kann. Übung 1 verfolgt das Ziel, mit den Postulaten, die eine Regressionsgerade definieren, geometrisch vertraut zu werden. Insbesondere macht die Übung deutlich, dass mit der Festlegung des Schwerpunktes als Graphenpunkt nur noch die Steigung variiert werden kann. Die Übung zeigt unter Nutzung der beiden Pfeiltasten, wie sich mit der Drehung der Geraden die y-Abweichungen und damit auch die Summe von deren Quadraten ändert. Es wird dadurch klar, dass eine Minimierung möglich ist. Abschnitt 0.3 Übung 1 Abschnitt 0.3 Übung 2 Die rechnerische Umsetzung liegt damit auf der Hand. Um mit dem Vorgehen ohne allzu großen Rechenaufwand vertraut zu werden, werden in Übung 2, Abschnitt 0.3.2 zunächst Regressionsgeraden zu drei Punkten bestimmt. Die Übertragung auf den allgemeinen Fall wird dann auf Lernseite 0.33 dargestellt. Übung 3 dient der Berechnung von Regressionsgeraden zu beliebigen Punktwolken. Es können insbesondere selbst gewählte Punkte eingegeben werden. Da die numerischen Rechnungen bei zahlenmäßig großen Punktwolken aufwendig sind, können die Werte von Varianz der x-Werte und Kovarianz der Wertepaare auch abgerufen werden. Dies liefert sofort die Steigung der Regressionsgeraden. Darüber hinaus kann man sich die Regressiongerade darstellen lassen. 2 Abschnitt 0.3 Übung 3 Abschnitt 0.3 Übung 6 Die bisherige Theorie bedeutete durch die Betrachtung der y-Differenzen eine ungleiche Behandlung der Variablen x und y. Dies ist vor allem dann problematisch, wenn eigentlich keine der beiden Variablen vor der anderen ausgezeichnet ist. Konkret bedeutet die Ungleichbehandlung der beiden Variablen, dass ein Rollentausch zu einer anderen Geraden führt. In gewisser Hinsicht ist der Korrelationskoeffizient rxy ein Maß dafür, wie groß die Abweichung ist. Genaueres hierzu findet sich auf Lernseite 0.3.5. Die zugehörige Übung 6 ermöglicht wiederum die freie Eingabe einer Punktwolke. Die Koordinatendarstellungen der Regressionsgeraden bezüglich der beiden Achsen können abgerufen werden. Gleiches gilt für den Korrelationskoeffizienten r xy. Dies ermöglicht einfaches Experimentieren mit unterschiedlich strukturierten Punktwolken. Es können dadurch wichtige Erfahrungen gesammelt werden und es kann eine anschauliche Absicherung der Vorstellung von Korrelationskoeffizienten erreicht werden. Kapitel 1: Grundlagen Wahrscheinlichkeitsrechnung und einfache Probleme der Das Programm macht keine Vorkenntnisse aus der Sekundarstufe II zur Voraussetzung. Um mit einer der Sekundarstufe II angemessenen Problemstellung zu beginnen, bietet Abschnitt 1.1.1 sogleich zwei Übungen an, die auf den Begriff und das Verständnis des Erwartungswertes abzielen. Die Simulationen der Zufallsversuche mit der Kontrollmöglichkeit der „Erwartungswerte“ sollen eine adäquate Wahrscheinlichkeitsvorstellung integrativ vermitteln. Die Definition unverzichtbarer Grundbegriffe zur Beschreibung einfacher Zufallsversuche wird dann in Übung 3 von Abschnitt 1.1.2 nachgetragen. Abschnitt 1.1 Übung 3 3 Was unter adäquater Wahrscheinlichkeitsvorstellung zu verstehen ist, geht aus den Übungen 1 und 2 in Abschnitt 1.2 hervor. Im Sinne einer präzisen Fassung wird dabei ein informeller Vorgriff auf Kenntnisse gemacht, die erst später systematisiert werden, aber doch schon in der Simulation zu Übung 1 bestätigt werden. Die Übungen 1 und 2 thematisieren darüber hinaus die beiden wichtigen Verfahren, nach denen man in der Praxis zu Wahrscheinlichkeitsaussagen gelangt: durch Symmetrieüberlegungen oder durch Statistik. Abschnitt 1.2 Übung 1 Abschnitt 1.2 Übung 2 Das angemessene Hilfsmittel zur Bearbeitung mehrstufiger Zufallsversuche bilden die Pfadregeln, deren Begründung aus den Lerntexten und Übungen von Abschnitt 1.4 hervorgeht. Obwohl hier indirekt bereits bedingte Wahrscheinlichkeiten auftreten, erfolgt die eigentliche begriffliche Fassung in Abschnitt 1.5. Interessante Aufgaben nicht sehr hohen Anspruchs ergeben sich zu dem Begriff der totalen Wahrscheinlichkeit (Abschnitt 1.5.2, Übung 2 ) und vor allem aus dem Satz von Bayes (Abschnitt 1.5.3, Übungen 3 und 4). Der für den weiteren Aufbau unverzichtbare Begriff der stochastischen Unabhängigkeit von Ereignissen wird schließlich in Abschnitt 1.5.4 eingeführt und in der zugehörigen Übung 5 gesichert. Abschnitt 1.5 Übung 2 Abschnitt 1.5 Übung 3 4 Abschnitt 1.5 Übung 4 Abschnitt 1.5 Übung 5 Kapitel 2: Kombinatorik Wahrscheinlichkeitsrechnung und ihre Anwendung in der Der Aufbau dieses Kapitels ist relativ kanonisch: Nach einer Begründung der Produktregel der Kombinatorik (Abschnitt 2.1.1, Übung 1) werden die wichtigsten kombinatorischen Grundprozesse in zwei alternativen Urnenmodellen behandelt. Abschnitt 2.1 Übung 3 Kapitel 3: Zufallsvariable, Varianzen und Standardabweichungen 1. Zufallsvariable und Erwartungswerte Zufallsvariable sind weder zufällig noch variabel, sondern per definitionem Funktionen von der Ergebnismenge in die reellen Zahlen. Die Bezeichnungsweise für Zufallsvariable ist für Schüler etwas ungewohnt. Während in den übrigen Bereichen der Mathematik Funktionen zumeist mit kleinen Buchstaben bezeichnet werden, werden für Zufallsvariable in der Regel Großbuchstaben verwandt. Solange sich mit den Zufallsvariablen kein konkreter Kontext verbindet, werden außerdem häufig die Buchstaben am Schluss des Alphabets benutzt: X, Y, Z. Ungewohnt ist auch die Bezeichnung von Ereignissen, d.h. Teilmengen der Ergebnismenge eines Zufallsversuchs mithilfe von Zufallsvariablen: Ist X eine Zufallsvariable, so bezeichnet X = 3 die Menge der Ergebnisse (Elemente der Ergebnismenge S), denen die Zufallsvariable den Wert 3 zuordnet (X=3 ist also die Urbildmenge von 3). Daher haben auch Schreibweisen wie P(X=3) = 0.5 einen Sinn und sind nach einer 5 gewissen Eingewöhnung sehr suggestiv: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zufallsvariable X in dem zugrunde liegenden Zufallsversuch den Wert 3 annimmt, ist 0.5. Anstelle des Begriffs Zufallsvariable wird auch der Begriff Zufallsgröße benutzt, der allerdings auch nicht sehr treffend ist. Zufallsfunktion wäre vielleicht eine angemessenere Bezeichnung, die sich jedoch offenbar nicht durchgesetzt hat. Nachdem in Übung 1 eine gewisse Vertrautheit im Umgang mit Zufallsvariablen gesichert wird, wird in Übung 2 vor der Definition in mehreren konkreten Kontexten eine adäquate Vorstellung vom Begriff „Erwartungswert einer Zufallsvariablen“ erarbeitet. Abschnitt 3.1 Übung 1 Abschnitt 3.1 Übung 2 Der Erwartungswert selbst wird (für endliche Ergebnismengen) in Abschnitt 3.1.2 durch Summation über die Elemente der Ergebnismenge definiert. Diese Definition ist zweckmäßig für den Nachweis der Linearität des Erwartungswertes, die in Übung 3 thematisiert wird. Die Linearität ist vor allem in Kapitel 4 bei der Behandlung vielstufiger Zufallsversuche mit gleichen Wahrscheinlichkeitsverteilungen auf jeder Stufe wichtig. Abschnitt 3.1 Übung 3 Abschnitt 3.1 Übung 4 Häufig treten in der Wahrscheinlichkeitsrechnung Zufallsversuche mit nur wenigen Funktionswerten einer Zufallsvariablen X auf. In diesen Fällen ist eine äquivalente Definition des Erwartungswertes angemessen, in der nur über die Produkte a k · P(X = a k) summiert wird, wobei die a k die Wertemenge von X bilden. Die neue Darstellung wird in Übung 4, Abschnitt 3.1.3 gesichert. Interessant und lehrreich, allerdings auch nicht ganz einfach ist in dieser Übung die Aufgabe mit der Bestimmung der zu erwartenden Untersuchungen im Falle einer 10%-igen Erkrankungswahrscheinlichkeit. Beachten Sie bei Abruf der Hilfe die Modellbildung mit den Glücksrädern. Die Bestimmung von E(X) aus E(Y) folgt unter Ausnutzung der Linearität. 2. Varianz und Standardabweichung 6 Warum in der Definition der Varianz gerade die Abstandsquadrate gewählt werden, kann a priori nur beschränkt einsichtig gemacht werden. Tatsächlich wird ja auch in der Wahrscheinlichkeitstheorie mit Momenten unterschiedlicher Ordnung gearbeitet. Die Ausführungen auf der Lernseite 3.2.1 können somit nur einen Ansatz darstellen, die Definition plausibel zu machen. Formal rechtfertigt sich die Definition a posteriori durch die nützliche Beziehung zwischen Erwartungswert und Varianz, die in Abschnitt 3.2.3 thematisiert und in der zugehörigen Übung gesichert wird. Diese Beziehung wird insbesondere an späterer Stelle zur Bestimmung der Varianz der kanonischen Zufallsvariablen der Binomialverteilung ausgenutzt. Dabei wird auch von der Unabhängigkeit von Zufallsvariablen Gebrauch gemacht. Unabhängigkeit von Zufallsvariablen sichert nämlich die beweistechnisch häufig wichtige Linearität der Varianz bzgl. der Addition von Zufallsvariablen (Übung 5, Abschnitt 3.2.4). Bei der Unabhängigkeit von Zufallsvariablen ist neben der formalen Definition ein inhaltliches Verstehen in folgendem Sinne entscheidend: Abschnitt 3.2 Übung 4 Abschnitt 3.2 Übung 5 Wenn zwei Zufallsvariablen unabhängig voneinander sind, so nützt die Kenntnis eines Funktionswertes einer der beiden nichts zur Prognosewahrscheinlickeit der Funktionswerte der anderen. Diese Einsicht soll durch die in Übung 4 vorgesehenen Simulationen gestützt werden. Beachten Sie in Übung 4: Es kann durchaus der Fall eintreten, dass für spezielle Werte a, b die Gleichung P(X=a Y=b) = P(X=a)·P(Y=b) gilt und trotzdem X und Y voneinander abhängig sind. Erst das Überprüfen aller Wertepaare liefert eine formal sichere Entscheidung. Man kann die Frage nach der Unabhängigkeit auch dadurch entscheiden, dass man überlegt, ob sich aus der Kenntnis eines Funktionswertes ein Nutzen für die Prognose des anderen ergeben kann. 3. Beweistechnische Nutzung der Linearität von Erwartungswert und Additivität der Varianz Die Berechnung von Erwartungswerten mehrstufiger Zufallsversuche ist oft aufwendig und trickreich. Ein wichtiges Beweisverfahren nutzt dabei die Linearität des Erwartungswertes: Man stellt die Zufallsvariable, deren Erwartungswert bestimmt werden soll, als Summe einfacher Zufallsvariablen dar, deren Erwartungswerte sich leicht angeben lassen. In Übung 5, Abschnitt 3.1.4 wird auf diese Weise bereits in einem Vorgriff auf Kapitel 4 der Erwartungswert der kanonischen Zufallsvariablen der Binomialverteilung bestimmt. Entsprechend wird in Übung 7, Abschnitt 3.1.5 mit der hypergeometrischen Verteilung verfahren. 7 Abschnitt 3.1 Übung 5 Abschnitt 3.1 Übung 7 Mit dem entsprechenden Trick lassen sich oft Varianzen mehrstufiger Zufallsversuche bestimmen. Ein überzeugendes Beispiel ist Übung 6, Abschnitt 3.2.5, welches wiederum einen Vorgriff auf die Behandlung der Binomialverteilung darstellt. Lehrreich und zugleich überraschend dürften auch die Übungen 7, 8 und 9 von Abschnitt 3.2 im Rahmen dieser Thematik sein. Abschnitt 3.2 Übung 6 Abschnitt 3.2 Übung 7 Abschnitt 3.2 Übung 8 Abschnitt 3.2 Übung 9 Kapitel 4: Binomialverteilung, Normalverteilung und beurteilende Statistik 1. Konzeptionelles 8 Es wurde bereits erwähnt, dass sich mithilfe der Binomialverteilung bereits recht sinnvoll beurteilende Statistik treiben lässt. Mehr noch: Man kann die Bedeutung der Normalverteilung durchaus in Frage stellen, wenn sie nur zur Approximation der Binomialverteilung ausgenutzt wird. Die Näherungsrechnungen gemäß MoivreLaplace werden von den heute verfügbaren Rechnern auch für sehr hohe Stufenzahlen außerordentlich schnell erledigt (vgl. das beigefügte Programm „Stochastischer Taschenrechner“). Anders stellt sich allerdings die Bedeutung dar, wenn der zentrale Grenzwertsatz ins Spiel kommt, welcher die Bedeutung der Normalverteilung in vielen Anwendungen erst einsichtig macht. 2. n-stufige Bernoulli-Versuche Abschnitt 4.4.1 führt n-stufige Bernoulli-Versuche und in diesem Zusammenhang die kanonische Zufallsvariable X ein, welche die Erfolge zählt. Die Herleitung einer Berechnungsvorschrift für P(X = k) ist wegen der inzwischen verfügbaren kombinatorischen Kenntnisse nicht sehr schwierig. Sie wurde auch in einem naheliegenden Vorgriff bereits in Übung 2, Abschnitt 2.3.3 erarbeitet. Während Übung 1 die Berechnung konkreter Wahrscheinlichkeiten verlangt, wird in Übung 2 die BernoulliVerteilung auf 2 Weisen dargestellt. In der Übung sind Erfolgswahrscheinlichkeit p und Anzahl der Stufen n veränderlich. Wichtig für das Weitere ist vor allem die Beobachtung, dass das Stabdiagramm bzw. Histogramm auch für deutlich von 0.5 verschiedene Erfolgswahrscheinlichkeiten mit wachsendem n „immer symmetrischer“ wird. Abschnitt 4.4 Übung 1 Abschnitt 4.4 Übung 2 Die beiden Übungen zu Abschnitt 4.1.2 sind entsprechend den Übungen zu Abschnitt 4.1.1 konzipiert, nur dass jetzt die kumulative Verteilung behandelt wird. Ein problemorientierter Unterricht kann auch mit Übung 3 beginnend deutlich machen, dass die dort formulierten Aufgaben gelöst sind, wenn Aufgaben der Art von Übung 1 gelöst sind. 9 Abschnitt 4.1 Übung 1 Abschnitt 4.1 Übung 3 Die Kenntnis der kumulativen Verteilungsfunktion zu n-stufigen Bernoulli-Versuchen legt einen ersten Einstieg in Fragen der beurteilenden Statistik nahe. Entsprechend verfährt Übung 5 in Abschnitt 4.1.3. Abschnitt 4.1 Übung 5 Erwartungswert und Varianz der kanonischen Zufallsvariablen X eines n-stufigen Bernoulli-Versuchs werden in den Abschnitten 4.2.1 und 4.2.2 berechnet. Die Berechnung erfolgt dadurch, dass die kanonische Zufallsvariable durch eine Summe sehr einfacher nur von einer Stufe abhängiger Zufallsvariabler dargestellt wird. Es gibt für die Vorschriften E(X) = n · p und V(X) = n · p · (1-p) auch Ad-hoc-Beweise, diese sind jedoch etwas schwer durchschaubar. Ein weiterer Vorteil des hier gewählten Vorgehens ist die Anwendbarkeit/Übertragbarkeit auf andere Situationen. Im vorliegenden Programm wird dies z.B. im Zusammenhang mit dem zentralen Grenzwertsatz (Abschnitt 4.5.3) genutzt. Die Herleitung einer Berechnungsvorschrift für die Varianz kann auch in einer Übung (Übung 5, Abschnitt 3.2.6) erfolgen. Die „ungefähre Symmetrie“ der Histogramme zu n-stufigen Bernoulli-Versuchen mit großem n legt die Untersuchung der Wahrscheinlichkeiten symmetrischer Umgebungen um den Erwartungswert E(X) der kanonischen Zufallsvariablen nahe. Die wichtigsten diesbezüglichen Zusammenhänge werden in Abschnitt 4.3.1, Übung 1, erarbeitet und veranschaulicht. Die Aussagen sind Erfahrungsaussagen, die auf der Untersuchung vieler Histogramme beruhen. Da sich viele Aufgaben zu n-stufigen Bernoulli-Versuchen recht gut mithilfe der kumulativen Verteilungsfunktion K(n; p; k), die auch auf dem stochastischen Taschenrechner verfügbar ist, lösen lassen, stellt sich die Frage nach der Motivation der (integralen) Approximation durch die Normalverteilung (integrale Approximation nach Moivre-Laplace). Diese ist durch die Bearbeitung von Aufgaben mit extrem hoher Stufenzahl möglich. Solche Aufgaben finden sich in Abschnitt 4.4.3, Übung 4. Ein Beispiel ist in 10 dieser Übung Teilaufgabe 6, wobei es ein Leichtes ist, die Stufenzahl durch Variation der Aufgabe weiter zu erhöhen. Die Aussagen selbst ermöglichen eine recht effektive und weitgehende Behandlung von Fragen der beurteilenden Statistik: Hypothesentests (einseitig oder zweiseitig); Anzahlschätzungen. Dies geschieht zunächst in den Abschnitten 4.3.2, 4.3.3 und 4.3.4 mit den zugehörigen Übungen. Bemerkung zu den Signifikanzniveaus: In zweiseitigen Hypothesentests wird oft nicht mit -, 2- und 3-Umgebungen um den Erwartungswert mit den Signifikanzniveaus 32%, 4.5% und 0.5% gearbeitet, sondern mit den Signifikanzniveaus 10%, 5% und 1%. Entsprechendes gilt für einseitige Tests. Dazu müssen Zahlenwerte c bestimmt werden, so dass sich durch c· die gewünschten Niveaus ergeben. Wenn man es als Lehrer vermeiden will, hier nicht einfach eine Vorgabe (z.B. c=1.96 für das Niveau 5% beim zweiseitigen Hypothesentest) zu machen, ist es aus unterrichtsmethodischen Gründen sinnvoll, zunächst (evtl. auch kürzer als in dem vorgegebenen Programm) mit den naheliegenden -, 2- und 3-Umgebungen zu arbeiten und hinterher zu -Umgebungen mit den Signifikanzniveaus 10%, 5% und 1% überzugehen. Auf diese Möglichkeit sind die Übungen 5 in Abschnitt 4.3.5 sowie 6 und 7 in Abschnitt 4.3.6 abgestimmt. Übung 5 liefert eine experimentelle Methode, wie man zu den erforderlichen Bereichen um den Erwartungswert gelangt. In den Übungen 6 und 7 kann schließlich für zweiseitige bzw. einseitige Hypothesentests das Signifikanzniveau nach Belieben gewählt werden. Übung 8 in Abschnitt 4.3.7 behandelt die Frage nach dem erforderlichen Stichprobenumfang, wenn Wahrscheinlichkeitsaussagen mit einer vorgegebenen Sicherheit höchstens um einen ebenfalls vorgegebenen Prozentsatz falsch sein dürfen. Die genaue Formulierung unter Verwendung beider Unsicherheitenist hier wichtig: Man kann eine vorgegebene maximale Unschärfe in der Wahrscheinlichkeit nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erreichen. Standardformulierungen bringen hier die Gefahr mit sich, dass die gewonnenen Aussagen inhaltlich nicht voll verstanden sind. Eine gewisse Variabilität in den Formulierungen kann daher der Verständnissicherung dienen. Ein wichtiger Begriff der beurteilenden Statistik ist der Begriff des Konfidenzintervalls. Seine Erarbeitung kann in enger Anlehnung an Hypothesentest erfolgen, wie in Übung 9 von Abschnitt 4.3.8 verdeutlicht wird. Das Berechnungsverfahren findet sich in Übung 10 von Abschnitt 4.3.8. Eine Interessante Anwendung der Kenntnisse über Sigma -Umgebungen liefert der radioaktive Zerfall. Für die Bestimmung von Zählraten verwendet die Physik die sogenannte n-Regel, welche in den Übungen 11 und 12 zu Abschnitt 4.3.9 erarbeitet und in einer Simulation angewandt wird. Übung 13 in Abschnitt 4.3.10 behandelt unter dem Aspekt der n - Regel die Altersbestimmung nach der C14-Methode (Radiocarbonmethode). Abschnitt 4.3 Übung 8 Abschnitt 4.3 Übung 9 11 Abschnitt 4.3 Übung 10 Die Histogramme sämtlicher Bernoulli-Verteilungen besitzen ein „glockenförmiges“ Aussehen. Das legt es nahe, nach einer Klasse von Funktionen zu suchen, die eine gute Approximation gestatten. Der Weg zur genäherten Darstellung wird in den Abschnitten 4.4.1 – 4.4.4 zusammen mit den Übungen ausführlich dargestellt. Auf einen Beweis der Näherungen von Moivre-Laplace wird üblichen Schulbuchdarstellungen entsprechend verzichtet. Die Annäherung wird somit als Erfahrungssatz gewonnen. Durch die spezifischen und variablen Darstellungsmöglichkeiten des Computers wird dies in besonderer Weise transparent. Die Näherungsformeln von Moivre –Laplace stellen einen ersten Schritt in Richtung der Behandlung von Normalverteilungen dar. Wodurch erhalten Normalverteilungen ihre besondere Bedeutung? Warum kann man mit einem gewissen Recht bei vielen Prozessen, in denen Schwankungen auftreten, eine Normalverteilung zugrunde legen? Der tiefere Grund ist der zentrale Grenzwertsatz, welcher in Abschnitt 4.5.3 erarbeitet wird. „Erarbeitet werden“ kann natürlich in der Schule nicht „beweisen“ bedeuten. Der zentrale Grenzwertsatz wird den Darstellungsmöglichkeiten des Computers entsprechend durch in vieler Hinsicht sehr variabel gestaltete Simulationen in den Übungen 3 und 4 von Abschnitt 4.5.3 gewonnen. Abschnitt 4.5 Übung 3 Abschnitt 4.5 Übung 4 Die Normalverteilung in Abschnitt 4.5 macht eine Übertragung der Begriffe Erwartungswert und Varianz auf stetig verteilte Zufallsvariablen erforderlich. Die Normalverteilung selbst wird zusammen mit Anwendungen nach dem zentralen Grenzwertsatz behandelt. 12