MDG Bericht Was macht Menschen arm- eine Fallstudie Am 18 September 2000 haben 189 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen eine Milleniumserklaerung verabschiedet. Mit dieser wollen sie die Zukunft sichern, indem Frieden erhalten, Armut bekaempft, Umwelt geschuetzt und Menschrechte eingehalten werden sollen. Es gibt 8 verschiedene “Millennium-Entwicklungsziele” (Millennium Development Goals, MDGs), welche bis zum Jahre 2015 erreicht werden sollen. In Hinblick auf das erste Hauptziel ”Bekaempfung von extremer Armut und Hunger” beschaeftigen wir uns in diesem Bericht mit der Fragestellung: “Was macht Menschen arm?” Anhand einer Fallstudie wollen wir verdeutlichen, welche Faktoren Gruende fuer Armut, Hunger und Chancenungleichheit sein koennen. Urspruenglich kommt die 11-jaehrige Ranjeetha aus dem Bundesstaat Kerala, wo ihr Vater als Gemuesehaendler erfolgreich seiner Taetigkeit nachging. Da er eine neue vielversprechende Arbeitstelle angeboten bekam, immigrierte die Familie nach Tirupur (Tamil Nadu). Nachdem der Vater Alakarsamy allerdings vor vier Jahren von seiner Infizierung mit HIV erfahren hat, musste er aufgrund dieser Krankheit seine Arbeit niederlegen. Das bedeutete fuer die Familie, dass das Einkommen des Vaters urploetzlich ausblieb. Verschlimmert wurde diese Situation, als auch ihre Mutter Pasuvathi ein Jahr spaeter von ihrem Mann den Virus uebertragen bekam. Sie war sich zwar seines Zustandes bewusst gewesen, es fehlte jedoch jegliche Aufklaerung ueber die Gefahr der Krankheit und somit auch ueber die Schutzmassnahmen. Seit dem kann auch sie keinen mehr Beruf ausueben, sodass die Familie ohne geregeltes Einkommen auskommen musste. Selbst wenn die Eltern noch gesundheitlich in der Lage waeren ihren Beruf auszuueben, wuerde die Diskrimnierung aufgrund mangelnder Aufklaerung und der somit verbunden Angst vor einer Ansteckung, sie daran hindern. Es wird deutlich, dass HIV/Aids und die damit verbundene Diskriminierung ein entscheidender Faktor fuer die Armut einer ganzen Familie sein kann. Unter diesen Umstaenden waren die Eltern gezwungen, ihre 2 Soehne Sarathkumar (heute 14 Jahre) und Vijayakumar (heute 17 Jahre) von der Schule zu nehmen, nachdem sie die 5. Klasse beendet hatten. Aufgrund der Infektion der Eltern, musste die Schulbildung der Soehne abgebrochen werden und die Chance auf eine bessere Zukunft und einen gut bezahlten Beruf ging verloren. Ebenfalls fehlt ihnen ein gewisser Bildungsstandard, der unter anderem die Aufklaerung von HIV/Aids einschliesst. Somit entsteht ein Teufelskreis, der die Armut und die Infektionsrate voranschreiten laesst. Die Soehne muessen monatlich genug Geld verdienen, um die Miete in Hoehe von 600 Rupien (ca. 10 Euro), die Lebensunterhaltungskosten und die besonders ausgewogene Ernaehrung zur Erhaltung der Gesundheit der Eltern aufzubringen. Die 3000 Rupien (ca. 50 Euro) im Monat sind nicht genug, um die medizinische Versorgung der Eltern zu sichern, welche noetig waere, um moeglichen Infektionen vorzubeugen. Um Geld zu sparen muss Ranjeetha auf Fruehstueck verzichten, bekommt ihr Mittagessen in der Schule und die einzige Kleidung, die sie besitzt, ist ihre Schuluniform. Unter der Armut leiden vor allem die Kinder, die in ungenuegenden Umstaenden und unter grossem psychischen Druck aufwachsen, da sie in der Sorge um ihre Eltern ihre Lebensfreude verlieren. Sie stehen vor einer ungewissen Zukunft und fuehlen sich oft sehr hilflos. Ranjeetha wohnt heute zusammen mit ihren zwei Bruedern und ihren Eltern in einem ca. 12 qm2 grossen Reihenhaus. Es ist eine sehr schmutzige Wohngegend, in der eine Huette neben der naechsten gebaut ist. Das ist der Grund, warum sich Krankheiten hier schnell verbeiten koennen, und die vielen Moskitos sind ein Beweis fuer die unhygienischen Zustaende. Ihr kleiner Raum dient sowohl als Schlafplatz, als auch als Kueche und Aufenthaltsraum fuer alle fuenf Familienmitglieder. Viele regierungsunabhaengige Organisationen (engl.: NGO) versuchen diese MilleniumEntwicklungsziele zu verwirklichen. So versucht auch NMCT (Native Medicare Charitable Trust) die Armut, speziell durch HIV/Aids verursacht, zu bekaempfen. Die NGO bietet den Menschen einen gewissen Lebensstandard, um vor allem die Zukunft der Kinder zu sichern. Das reicht von einfachen Kuechenutensilien, wie Toepfen, Kochvorrichtungen und Bechern, sowie einigen Kilo Reis zur Sicherstellung der Mahlzeiten, bis hin zu einkommenvermehrenden Massnahmen. Doch die Hilfe von NMCT reicht weiter: Einige Kinder,so auch Ranjeetha, haben die Chance, im Abhaya Student Shelter fuer HIV/ Aids betroffene Maedchen einem sorgenfreien Alltag nachgehen zu koennen und ihre Schule zu beenden, um auf diesem weg dem Teufelskreislauf entgehen zu koennen. Kerstin Fischer, Laura Deichfuß BBP 2008/2009