Der Freischütz – Oper von Carl Maria von Weber Handlung Libretto und Theaterzettel der Uraufführung geben als Ort und Zeit der Handlung Böhmen kurz nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges an. Für die konkrete Imagination des Komponisten kann das Elbsandsteingebirge eine Rolle gespielt haben; Weber hat sich möglicherweise, wie auch andere Künstler der Romantik, von der wilden Felsenlandschaft der Sächsischen Schweiz inspirieren lassen, und die Wolfsschluchtszene ist vielleicht in der Nähe von Rathen denkbar. Erster Akt Platz vor einer Waldschänke: Bauer Kilian wird von den Dorfbewohnern als Gewinner eines Schützenfestes gefeiert. (Viktoria, der Meister soll leben). Mit dieser Ehrung verspotten die Dorfbewohner zugleich den Jägerburschen Max, den eigentlichen „Profi-Schützen“. Max, der sonst ein guter Schütze ist, traf unter dem Zauber des Samiel (des Teufels) keine Scheibe. Nachdem er um die Hand von Kunos Tochter Agathe angehalten hat, muss er am folgenden Tag während der fürstlichen Jagd den entscheidenden Probeschuss ablegen, um die Hand seiner Braut zu erhalten, wie es die Tradition verlangt, vor dem regierenden Landesfürsten und seiner Jagdgesellschaft. Er ist dementsprechend aufgeregt und verunsichert. Trifft er nicht, kann Agathe nicht seine Frau werden (Kuno zu Max: Ich bin Dir wie ein Vater gewogen, doch wenn du morgen beim Probeschuss fehltest, müsst ich dir meine Tochter versagen!). Der Erbförster Kuno erzählt den jüngeren Dorfbewohnern die Legende von der Entstehung dieses alten Brauchs des Probeschusses: Einer seiner Vorfahren war fürstlicher Leibschütz. Einst trieben die Hunde einen Hirsch heran, auf dem ein Wilderer angeschmiedet war - so bestrafte man in alten Zeiten die Waldfrevler. Bei dem Anblick bekam der Fürst Mitleid, und er versprach demjenigen, welcher den Hirsch erlege, ohne den Wilderer zu verletzen, eine Erbförsterei. Der wackere Leibschütz traf schließlich den Hirschen, der Angeschmiedete blieb unverletzt. Böse Zungen behaupteten jedoch, der Leibschütz hätte eine Freikugel geladen. Kilian erklärt, was es mit den geheimnisumwitterten, magischen Freikugeln auf sich hat (Sechse treffen, aber die siebente gehört dem Bösen! Dem großen Jäger! Von des Teufels Heerscharen! … Der kann sie hinführen, wohin’s ihm beliebt.). Max, der die Demütigung einer weiteren Niederlage und vor allem den Verlust seiner Braut befürchtet, macht sich ernsthafte Gedanken darüber, wie er diese Prüfung bestehen soll (O, diese Sonne). Nachdem die Dorfbevölkerung zum Tanz in die Waldschenke aufgebrochen ist (Walzer), hängt Max allein seinen Gedanken nach und bringt seine Verzweiflung und Ängste zum Ausdruck. (Nein, länger trag' ich nicht die Qualen). Der Jägerbursche Kaspar aus Kunos Gefolge lädt ihn zum Trinken ein (Hier im ird’schen Jammertal). Er hatte ursprünglich selbst um Agathe geworben, bis diese sich für Max entschied (Kaspar zu Max während des Trinkens: Jungfer Agathe soll leben! Die mich um deinetwillen verwarf …). Mit der Heirat von Max und Agathe würde Max auch die Försterei erben. So sinnt Kaspar auf Rache. Schließlich leiht er Max sein Gewehr und ermuntert ihn, damit auf einen Adler zu schießen, gerade als die Uhr sieben schlägt. Obwohl der Adler weit außerhalb der Reichweite des Gewehrs fliegt, trifft Max, worauf Kaspar ihm erklärt, dass er gerade mit einer „Freikugel“ geschossen habe. Weil es seine letzte gewesen sei, müssten nun neue gegossen werden. Max lässt sich davon überzeugen, dass diese sagenumwobenen Freikugeln der Ausweg aus seiner misslichen Lage sein könnten. Die beiden verabreden sich für Mitternacht in der Wolfsschlucht. Als Kaspar allein ist, zeigt er sein wahres Gesicht: Er hat seine Seele Samiel (dem Teufel) verschrieben, im Tausch für die alles treffenden Freikugeln (Schweig, damit dich niemand warnt!). Wenn er Samiel bis Mitternacht ein anderes Menschenopfer präsentiert, so ist er selbst gerettet. Zweiter Akt 1. Szene. Vorsaal im Forsthaus: Der Freischütz – Oper von Carl Maria von Weber Im Hause des Erbförsters Kuno ist Ännchen damit beschäftigt, ein Portrait des Urgroßvaters wieder aufzuhängen (Schelm! Halt fest!). Gerade als die Uhr sieben schlug, war es von der Wand gefallen und hatte Agathe verletzt. Dabei gelingt es ihr, Agathes dunkle Vorahnungen zu zerstreuen und Fröhlichkeit zu verbreiten (Kommt ein schlanker Bursch gegangen). Aber Agathes Heiterkeit dauert nicht lange an und weicht der Angst um Max (Wie nahte mir der Schlummer / Leise, leise, fromme Weise). Als Max endlich kommt, bringt er nicht wie erwartet die Siegertrophäe, sondern lediglich ein paar Adlerfedern. Um noch einmal aus dem Hause zu gehen, erzählt Max seiner Geliebten zu deren Entsetzen, dass er noch einen kapitalen Sechzehnender-Hirsch aus der unheimlichen Wolfsschlucht holen müsse (Wie? Was? Entsetzen!). Agathes Befürchtungen steigern sich, nachdem sie dies erfahren hat. Max, hin- und hergerissen zwischen Lüge und Wahrheit, läuft mit schlechtem Gewissen davon. 2. Szene. Furchtbare Wolfsschlucht: Vor Mitternacht bereitet Kaspar in der verrufenen Wolfsschlucht alles für das Gießen der Freikugeln vor. Geisterchöre sind zu hören (Milch des Mondes fiel aufs Kraut). Noch bevor Max erscheint, beschwört er Samiel, den schwarzen Jäger, und bietet Max, Agathe und Kuno als Opfer an (Samiel! Erschein!). Danach soll Samiel die siebte Kugel verwünschen, sodass sie später Agathe trifft (Die siebente sei dein! Aus seinem Rohr lenk sie nach seiner Braut. Dies wird ihn der Verzweiflung weihn, ihn und den Vater …). Samiel kann aber nur über Max Macht erlangen, wenn dieser mit Kaspar die Freikugeln gießt, die Samiels Zauber unterliegen. Agathe und Kuno stehen außerhalb seines Einflusses (Samiel: Noch hab ich keinen Teil an ihr …). Kaspar verhandelt weiter (Genügt er dir allein?). Schließlich akzeptiert Samiel (Es sei. – Bei den Pforten der Hölle! Morgen er oder du!). Samiel verschwindet. Jetzt erscheint der verstörte Max, der auf dem Weg von wilden Phantasien gepeinigt wurde (Trefflich bedient!). Das Kugelgießen wird vom Erscheinen wilder Tiere, Geistern der Nacht, Gewitter und Sturm begleitet. Als Kaspar die letzte Kugel gießt, erscheint Samiel und greift nach Max. Die Turmuhr schlägt eins – und der Höllenspuk ist vorbei. Erschöpft sinkt Max zu Boden. Dritter Akt 1. Szene. Wald: Kaspar und Max haben die 7 Freikugeln aufgeteilt, Kaspar nahm 3, Max erhielt 4. Nun bereitet sich Max auf den bevorstehenden Probeschuss vor: Er verbraucht eine Kugel nach der anderen auf der fürstlichen Jagd. Kaspar achtet darauf, dass er schnell alle seine Kugeln verschießt, so dass die letzte – die siebte, die „Teufelskugel“ – in Max’ Gewehr steckt; um das zu erreichen, verschießt Kaspar seine Freikugeln auf Elstern, und mit der 6. Kugel trifft er einen Fuchs (Dort läuft ein Füchslein; dem die sechste in den Pelz! – Wohl bekomm’s der schönen Braut!). 2. Szene. Agathes Zimmer: Agathe betet in ihrem Zimmer (Und ob die Wolke sie verhülle), gekleidet in ihr Hochzeitskleid. In ihren Träumen ist sie als weiße Taube von Max erschossen worden, verwandelte sich dann zurück, und die Taube wurde zum großen schwarzen Raubvogel. Ännchen erzählt ihr eine lustige Geistergeschichte, um sie zu beruhigen (Einst träumte meiner sel’gen Base). Die Brautjungfern erscheinen und singen ihr Brautlied (Wir winden dir den Jungfernkranz). Erschrocken brechen die Mädchen ihren Gesang ab: In der Schachtel, die Ännchen gerade gebracht hat, liegt eine schwarze Totenkrone anstelle des weißen Brautkranzes. Die Mädchen und Ännchen sind ratlos, doch auf Agathes Vorschlag flechten sie schnell einen neuen Kranz aus den geweihten weißen Rosen, die Agathe von einem Eremiten bekommen hatte. 3. Szene. Romantisch schöne Gegend: Der Landesfürst und sein Gefolge sind erschienen, um dem Probeschuss des Kandidaten für die Erbförsterei beizuwohnen. Gespannt wartet man auf das Ergebnis. Die Jäger besingen die Freuden der Jagd (Jägerchor Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen), Kaspar hat sich in einem Baum versteckt. Der Landesfürst fordert Max auf, den Probeschuss abzulegen und eine Der Freischütz – Oper von Carl Maria von Weber Taube vom Baum zu schießen. Max legt an, zielt und drückt ab. Agathe, die genau zu diesem Zeitpunkt mit den Brautjungfern das Gelände erreicht hat, fällt, scheinbar getroffen, zu Boden (Schaut, o schaut, er traf die eigne Braut). Doch durch das gleichzeitige Erscheinen des Eremiten ist die siebte Freikugel, die dem Satan gehört, nochmals umgelenkt worden: Nicht Agathe, sondern Kaspar wird tödlich getroffen. Während er stirbt, verflucht er den Himmel. Der zornige Landesfürst fordert Max auf, die Vorfälle aufzuklären, und dieser gesteht das Gießen der Freikugeln in der Wolfsschlucht. Der Eremit tritt für Max ein und stellt fest, dass nur der unerträgliche Prüfungsdruck und die Angst, Agathe für immer zu verlieren, Max zu diesen verbotenen Mitteln habe greifen lassen. Überhaupt solle dieser ganze altertümliche Brauch eingestellt werden: Das Glück zweier Menschen dürfe nicht von einem Probeschuss abhängig gemacht werden. Statt in die Verbannung zu gehen, wie es der Landesfürst gefordert hatte, soll Max nach einem Jahr der Bewährung Agathe heiraten dürfen. Unter dem Druck der Bevölkerung stimmt Ottokar dem Vorschlag zu. Im Schlusschor wird die Milde Gottes gegenüber denen gepriesen, die reinen Herzens sind.