Makroökonomik - Universität Passau

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Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
Makroökonomik
c*
f(k)
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 1
Hinweis:
Maßgeblich für die Klausur sind die in der
Vorlesung vermittelten Inhalte. Die Folien
erheben nicht den Anspruch auf
Vollständigkeit. Zum Verständnis der
Folien ist ein Besuch der Vorlesung
erforderlich.
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Folie 2
Vorlesung Mo. 18:15-19:45, Beginn 17.10.2011 (HS 10)
Übung, Mi. 18:00-19:00, Beginn 19.10.2011 (HS 10)
Tutorien, Beginn 25.10.2011
1
2
3
4
5
6
Di 12-13 Uhr: SR 412a NK (30 Plätze)
Di 17-18 Uhr: HS 12 IM (60 Plätze)
Do 8- 9 Uhr: SR 04 ITZ (54 Plätze)
Do 17-18 Uhr: SR 04 ITZ
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Folie 3
Literatur
• Blanchard, O. (2009) Macroeconomics, 5. Aufl.
• Gärtner, M. (2009), Macroeconomics, 3. Aufl.
• Jarchow, H.-J. (2010), Grundriss der Geldtheorie, 12. Aufl.
• Lambsdorff, J. Graf und C. Engelen (2007), Das
Keynesianische Konsensmodell, WiST,
Wirtschaftswissenschaftliches Studium, August, S. 387-394.
• Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl.
• Romer, David, (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 1-19; 44-70:
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
• Taylor, J.B. und A. Weerapana (2009), Economics, 6. Aufl.
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Folie 4
Verzeichnis der wichtigsten Symbole
a autonomer Konsum
G Staatskonsum
A Prod.technologie
BD Budgetdefizit
C Konsum d. Haushalte
c marg. Konsumquote
d Abschreibungsrate
D Abschreibungen
E Ertragserwartungen
e Wechselkurs ($/€)
F Faktoreinkommen/
Wertschöpfung
i nom. Zinssatz
H Humankapital
I Nettoinvestitionen
J‘ Importe von Gütern
und Dienstleistungen
J = J‘ zzgl. Faktorl.
K Kapitaleinsatz
k Pro-Kopf-Kapital
Lr reale Geldnachfrage
N Arbeitseinsatz
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Folie 5
n Bev.wachstumsrate
T Steuern
NKE Nettokapitalexp.
T0 Pauschalsteuern
NNE Nettonationaleink.
Tr Transfers an Ausland
P Verbraucherpreisindex
V Vorleistungen
p Inflationsrate
pe erw. Inflation
X‘ Exporte von Gütern
und Dienstleistungen
r realer Zinssatz
X = X‘ zzgl. Faktorl.
Yb Bruttoinlandsprodukt
Y pot. Inlandsprodukt
Yv verf. Einkommen
Z Subventionen
R staatl. Transfers
S Ersparnis
s marg. Sparquote
(= Investitionsquote)
t Steuersatz
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Folie 6
I. Fallstudie USA
I. Fallstudie USA
Die Vereinigten Staaten von Amerika,
2009
BIP: 14256 Mrd. US $
Bevölkerung: 314 Mio.
Pro-Kopf-Produktion: 45.300 US $
Preis Big-Mac: 3,73 US $
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Folie 7
I. Fallstudie USA
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Folie 8
• 1973-1980: Ölpreisschocks
I. Fallstudie USA
• 1981-1983: Preisniveaustabilität wieder hergestellt
• 1984-90: Ankurbelung der Wirtschaft mit niedrigen Steuern
• 1991: Rezession als Nachwirkung des Aktienpreisschocks
von 1987 und erneut erhöhte Ölpreise aufgrund des
Golfkrieges
• 1992-2000: New Economy Boom
• 2001-2007: Leben auf Pump
• 2008-2009: Finanzkrise
• Ab 2010: Rückkehr zu altem Wachstum oder fortwährende
Rezession?
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Folie 9
I. Fallstudie USA
• Mit ökonomischen Phasen korrespondieren auch
ökonomische Lehrmeinungen.
• Der Monetarismus zielt auf die Wichtigkeit stabiler Preise
und ist Anfang der 80er Jahre prominent.
• Der Glaube an die Rationalität Einzelner und die
Innovationskraft des privaten Sektors beflügeln
Steuersenkungen und Deregulierung Ende der 80er Jahre.
• Neue Technologien bewirken einen ausgeprägten
Optimismus in den 90er Jahren.
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Folie 10
I. Fallstudie USA
• Ein Festhalten an den alten gewünschten Wachstumsraten
bewirkt eine Blasenbildung bei den Immobilienpreisen. Mit
niedrigen Zinsen wird dies lange aufrecht erhalten. Aufgrund
des Glaubens an die Rationalität Einzelner wird dies aber
nicht als Blase erkannt.
• Mit dem Beginn der Finanzkrise wird das Versagen des
privaten Sektors erneut diskutiert und die Notwendigkeit der
makroökonomischen Steuerung, der Keynesianismus, wird
wieder weitgehend akzeptiert.
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Folie 11
Ziel der Vorlesung Makroökonomik
• Sie werden makroökonomische Daten verstehen lernen,
inklusive ihrer Zusammenhänge.
• Dies sind insbesondere Inlandsprodukt, Inflation, Zins,
Wechselkurs, Leistungsbilanzdefizit und Budgetdefizit.
• Für die kurzfristigen und langfristigen Determinanten dieser
Größen werden Sie das Zusammenspiel von Unternehmen,
privaten Haushalten, dem Fiskus, der Zentralbank und den
entsprechenden Akteuren im Ausland erkennen.
• Hierauf aufbauend werden Sie in die Lage versetzt,
Prognosen zu erstellen und für eigene Planungen
auszuwerten.
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WS 2011/12
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1. Das Bruttoinlandsproduktf(k)
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
Pflichtlektüre:
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 21-25, 37-39, 50-52, 54-55,
56.
Zur Übung:
VWL-Quiz http://www.wiwi.uni-passau.de/994.html
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Folie 14
Das Inlandsprodukt
• Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Maß für die
gesamtwirtschaftliche Produktion. Diese entspricht in einer
(geschlossenen) Volkswirtschaft den gesamten Einnahmen
der Firmen (aus dem Verkauf von Endprodukten) und den
Ausgaben der Haushalte.
• Das Bruttoinlandsprodukt wird bestimmt durch den
gesamten Marktwert aller Endprodukte an Gütern und
Dienstleistungen, welche in einer bestimmten Periode in
einem Land produziert werden.
• Es beinhaltet sowohl „fassbare“ Güter (Nahrung, Kleidung,
Autos) als auch „nicht-fassbare“ Dienstleistungen
(Haarschnitt, Reinigungsservice, ärztliche Beratung).
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Folie 15
• Die Produktion wird nach Marktpreisen bewertet.
• Das Bruttoinlandsprodukt umfasst nur Güter und Dienste,
welche gegenwärtig produziert werden, nicht solche der
Vergangenheit oder Zukunft. Es bezieht sich dabei auf ein
bestimmtes Zeitintervall (Jahr oder Quartal).
• Es bezieht sich auf die Produktion innerhalb der
geographischen Abgrenzung eines Landes.
• Gezählt werden alle produzierten und legal auf Märkten
gehandelten Güter. Vernachlässigt werden Güter, welche zu
Hause produziert und konsumiert werden, ohne dabei über
einen Markt ausgetauscht zu werden.
• Illegal gehandelte Güter (z.B. Drogen) werden
vernachlässigt.
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Folie 16
• Es werden nur Endprodukte und nicht Vorleistungen
einbezogen (so dass Doppelzählungen vermieden werden).
• Vorleistungen sind solche Güter und Dienste, welche in
der gleichen Periode im Produktionsprozess wieder
verwendet werden (z.B. Zwischenprodukte, Rohstoffe,
Hilfs- und Betriebsstoffe, Brenn- und Treibstoffe,
Transportkosten, gewerbliche Mieten).
• Die produzierten Vorleistungen gehören nicht zum
Inlandsprodukt, da sie im gleichen Zeitraum wieder im
heimischen Produktionsprozess verbraucht werden.
• Das Bruttoinlandsprodukt entspricht damit der
Wertschöpfung. Von der Summe aller Produktionswerte
(einschl. Vorleistungen) müssen sämtliche Vorleistungen
abgezogen werden.
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Folie 17
• Beispiel der Brotproduktion
(L steht für Lohn, G für Gewinn)
Landwirte
L 200
Getreide
300
Müller
Bäcker
Vorleist.
300
Mehl
500
G 100
L 100
Vorleist.
500
G 100
Brot
700
L 120
• Produktionswert: 1500
G 80
• Vorleistungen: 800
• Wertschöpfung: 700
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Folie 18
Reales und Nominales Bruttoinlandsprodukt
• Das nominale Bruttoinlandsprodukt misst die Produktion
von Gütern und Diensten zu aktuellen Preisen.
• Das reale Bruttoinlandsprodukt misst die Produktion von
Gütern und Diensten zu konstanten Preisen.
• Ein zutreffendes Bild der Produktion als Maßstab des
Wohlstands eines Landes erfordert, dass das nominale BIP
mit Hilfe des BIP-Deflators in das reale BIP umgerechnet
wird.
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Folie 19
• Der BIP-Deflator misst das gegenwärtige Preisniveau
relativ zum Preisniveau eines Basisjahres.
• Ein Anstieg des BIP-Deflators bedeutet, dass ein Anstieg
des nominalen BIP auf Preiserhöhungen und nicht auf eine
gestiegene mengenmäßige Produktion zurück zu führen ist.
• Ein Sinken des BIP-Deflators bedeutet, dass ein sinkendes
nominales BIP aus Preissenkungen resultiert und nicht
durch eine schrumpfende mengenmäßige Produktion
bedingt ist.
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Folie 20
Bruttoinlandsprodukt, Deutschland,
real in Preisen von 2000 und nominal
Mrd. €
640.0
125
620.0
120
600.0
115
580.0
110
560.0
540.0
105
520.0
100
500.0
95
480.0
90
460.0
440.0
85
420.0
80
400.0
75
380.0
70
360.0
2010-01
2009-01
2008-01
2007-01
2006-01
2005-01
2004-01
2003-01
2002-01
2001-01
2000-01
1999-01
1998-01
1997-01
1996-01
1995-01
1994-01
60
1993-01
320.0
1992-01
65
1991-01
340.0
BIP nominal (pro Quartal)
BIP real (2000=100)
Quelle: Zeitreihendatenbank, http://www.bundesbank.de
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Folie 21
Das Bruttoinlandsprodukt als Wohlfahrtsindikator
• Das reale Bruttoinlandsprodukt ist das beste
eindimensionale Maß für das Wohlergehen einer Gesellschaft.
• Als Pro-Kopf-Größe misst es das durchschnittliche
Einkommen und die durchschnittlichen Ausgaben einer
Person.
• Ein höheres Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt indiziert einen
höheren Lebensstandard.
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Folie 22
Glaubst du denn, du wärst
klüger als alle unsere
Ökonomen, Statistiker und
Minister? Unser
Lebensstandard hat sich
deutlich erhöht! Du merkst es
bloß nicht, weil dies durch
die erhöhten Kosten
neutralisiert wurde.
Laxman,
Times of India,
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Folie 23
• Aber das Bruttoinlandsprodukt ist nicht ein perfektes Maß
des Glücksempfindens oder der Lebensqualität. Insbesondere
fehlen Wertansätze für die folgenden „Güter“:
- Der Wert der Freizeit.
- Der Wert einer sauberen Umwelt und der Gesundheit.
- Der Wert von Gütern und Diensten, welche nicht über
den Markt ausgetauscht werden, z.B. freiwillige,
unentgeltliche Arbeiten, gegenseitige Hilfestellungen in
der Familie.
- Der Wert einer gerechteren Verteilung der Einkommen.
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Folie 24
• Das Bruttoinlandsprodukt weist aber eine hohe Korrelation
mit anderen Messgrößen der Lebensqualität auf.
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Folie 25
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
• Wir unterstellen eine geschlossene Volkswirtschaft, d.h.
wir vernachlässigen das Ausland.
• Wir vernachlässigen öffentliche Haushalte.
• Es existieren nur private Haushalte und Unternehmen.
Arbeitskraft
Lohn (700)
Private
Haushalte
Vorleistungen
(300)
Unternehmen
Zahlung (700)
Konsumgüter
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Folie 26
• Folgende vereinfachende Annahmen gelten:
• Private Haushalte produzieren nicht. Sie verausgaben ihre
gesamten Einkommen vollständig.
• Unternehmen bilden keine Ersparnisse.
• Alle Gewinne werden an die Haushalte ausgeschüttet.
• Aufgrund der fehlenden Ersparnisbildung gibt es kein
Vermögen.
• Unternehmen produzieren nur Konsumgüter und
Dienstleistungen, welche in der gleichen Periode abgesetzt
werden.
• Die Güter werden mit Hilfe menschlicher Arbeitskraft
und Vorleistungen (Rohstoffe, Transportkosten, usw.)
produziert.
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Folie 27
• F steht hierbei für das
Faktoreinkommen
• Inlandsprodukt =
Wertschöpfung: 700
Einkommenskonto
F
700
C
700
• Produktionswert: 1000
Produktionskonto
V 300
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Folie 28
• Entsprechend den wirtschaftlichen Funktionen in der
betrachteten Volkswirtschaft existiert ein
Einkommenskonto und ein Produktionskonto.
• Das Produktionskonto soll hierbei die Produktion,
Einkommensentstehung und Einkommensverteilung
beinhalten.
• Das Einkommenskonto erfasst die Einkommenserzielung,
Einkommensumverteilung und Einkommensverwendung.
• Anschaulich kann das Einkommenskonto als Konto der
Einkommensbezieher (hier der privaten Haushalte) und das
Produktionskonto als Konto der Produzenten (hier der
Unternehmen) betrachtet werden.
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Folie 29
• Die eingezeichneten Ströme sind Zahlungsströme (im
Falle einer Kreditgewährung könnten wir auch von
Forderungsströmen sprechen).
• Der Strom C bedeutet, dass den Produzenten aus dem
Verkauf von Konsumgütern an die Einkommensbezieher
Zahlungsmittel in Höhe von 700 zufließen.
• Dem aus Konsumgüterverkäufen der Produzenten
resultierenden Strom fließt ein gleich starker, aber
entgegen gerichteter Strom von den Produzenten zu den
Einkommensbeziehern entgegen.
• Dieser bringt zum Ausdruck, dass die Produzenten an die
Einkommensbezieher Löhne und Gehälter, so genannte
Faktoreinkommen, zahlen. Mit dem zweiten Strom entsteht
ein Kreislauf.
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Folie 30
• Die Faktoreinkommen beinhalten die so genannten
Erwerbs- und Vermögenseinkommen.
• Die Erwerbseinkommen sind die Arbeitnehmerentgelte
und die Selbständigeneinkommen.
• Zu den Vermögenseinkommen gehören Zinsen und
Mietzahlungen sowie die verteilten Gewinne in Form von
Dividendenausschüttungen oder Gewinnentnahmen.
• Wir hatten jedoch unterstellt, dass kein Vermögen
angesammelt wurde. Daher besteht das Einkommen
zunächst nur aus Erwerbseinkommen und wird hier als
„Lohn“ bezeichnet.
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Folie 31
Darstellung in Kontenform
Einkommenskonto
Konsumausgaben
700
700
Produktionskonto
Vorleist.
Faktoreinkommen
300
Wertschöpfung
– Löhne
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700
300
Vorleist.
700
Konsumgüter
Folie 32
• Unsere vereinfachende Annahme, private Haushalte
würden nicht produzieren, soll nun aufgegeben werden.
• Der Begriff „privater Haushalt“ wird gemäß einer
Abgrenzung für die Mitgliedsstaaten der Europäischen
Union durch das europäische System volkswirtschaftlicher
Gesamtrechnungen (abgekürzt: ESVG; verbindlich für alle
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ab April 1999)
vorgenommen.
• Zum Produktionswert der von privaten Haushalten
erzeugten Güter gehören einerseits Dienstleistungen, die
Hausangestellte, Reinigungspersonal, Butler u. ä.
Erwerbstätige gegen Entgelt produzieren und an andere
private Haushalte verkaufen.
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Folie 33
• Alle Unternehmungen gehören zum Sektor „private
Haushalte“, sofern sie keine (quasi-) Kapitalgesellschaften
sind (Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter
Haftung, Genossenschaften, offene Handelsgesellschaften,
Kommanditgesellschaften).
• D.h. alle Personengesellschaften ohne eigene
Rechtspersönlichkeit zählen zu den privaten Haushalten
(z.B. selbständige Landwirte, Einzelunternehmer im
produzierenden Gewerbe, Handwerker, Händler, Gastwirte).
• Die Produktion dieser Personengesellschaften o.e.R. wird
auf einem Produktionskonto der privaten Haushalte
verbucht.
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Folie 34
Darstellung in Kontenform
Private Haushalte
Unternehmen
Produktionskonto
Produktionskonto
Wertschöpfung
-Löhne
270
120
Dienstlst.an
Haushalte
150
Konsumgüter
Vorleist.
300 Vorleist.
Wertschöpfung
550
-Löhne
Einkommenskonto
Konsumausgaben
700
300
550
Konsumgüter
Einkommenskonto
820
Faktoreinkommen
Ausgaben für
Dienstlst.
120
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Folie 35
• Nun soll die Annahme aufgegeben werden, dass private
Haushalte und Unternehmen nicht sparen und nicht
investieren.
• Private Haushalte sparen dadurch, dass sie nur einen Teil
ihres Faktoreinkommens für Konsum ausgeben.
• Das hiermit angesammelte Vermögen stellen sie für die
Produktion den Unternehmen (oder den zu den Haushalten
zählenden Personengesellschaften) zur Verfügung.
• Hierfür erhalten sie dann Vermögenseinkommen, wie z.B.
Zinsen oder Dividenden.
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Folie 36
• Die Unternehmen erzielen Gewinne.
• Unternehmen sparen dadurch, dass sie diese Gewinne
nicht vollständig als Dividenden an die privaten Haushalte
abführen.
• Die Ersparnis der Unternehmen entspricht somit den
einbehaltenen Gewinnen.
• Diese werden verbucht als ein Einkommen, welches sich
die Unternehmen auf ihr Einkommenskonto zuweisen.
• Aufgrund der durch Nutzung eingetretenen Wertminderung
des Anlagevermögens müssen Unternehmen ferner
Abschreibungen verbuchen.
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Folie 37
• Auf der Seite der Produzenten wird unterstellt, dass diese
nicht nur Konsumgüter, sondern auch Investitionsgüter, d.h.
dauerhafte Produktionsmittel wie maschinelle Anlagen,
produzieren.
• Unter Konsum (C) verstehen wir nun sämtliche Ausgaben
der Haushalte für (Verbrauchs-) Güter und Dienste mit
Ausnahme von Häusern, welche als Investition gezählt
werden.
• Demgegenüber zählen Ausgaben der Haushalte für
langlebige Konsumgüter (Auto, Fernseher, Waschmaschine
…) zum Konsum.
• Investitionen (I) sind Ausgaben für Kapitalausstattung,
Vorräte und Bauten (Häuser), also für Güter, welche nicht
unmittelbar verbraucht werden.
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Folie 38
• Bei den Investitionen unterscheiden wir in
- Bruttoanlageinvestition: gekaufte und selbst erstellte
Anlagen wie Ausrüstungsinvestitionen (Maschinen,
maschinelle Anlagen, Fahrzeuge, Betriebs- und
Geschäftsausstattung), Bauinvestitionen (Wohn- und
Verwaltungsbauten, gewerbliche Bauten, Straßen,
Brücken etc.) und immaterielle Anlagegüter (wie
Computerprogramme, Urheberrechte), und
- Lagerinvestitionen: Zuwachs an eigenen halbfertigen
und fertigen Erzeugnissen und den von anderen
Unternehmungen gekauften und noch gelagerten
Vorprodukten.
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Folie 39
• Bezüglich der Investitionen sind folgende Begriffe zu
unterscheiden:
• Bruttoinvestition: Ib
• Nettoinvestition: I
• Lagerinvestition: IL
• Reinvestition ~ D
• (Brutto-)
Anlageinvestition: IbA
Ib 250
Reinvest.
150
D 150
IbA 210
I 100
IL 40
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Folie 40
Darstellung in Kontenform
Private Haushalte
Unternehmen
Produktionskonto
Produktionskonto
Wertschöpfung
– Löhne
– Zinsen
– einbeh.
Gewinne
Investitionsgüter
Abschreibungen
Einkommenskonto
Konsumausgaben
Einkommenskonto
Faktoreinkommen
– Löhne
– Zinsen
Ersparnis
einbeh.
Gewinne
Ersparnis
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Folie 41
• Aus der Darstellung ist ersichtlich, dass zu manchen
Posten eine Gegenposition fehlt. Hierfür ist ein
Vermögensänderungskonto zu berücksichtigen.
• Wir betrachten nun zur Vereinfachung nur
gesamtwirtschaftliche Konten, vernachlässigen also die
Unterscheidung in private Haushalte und Unternehmen.
• Eine Darstellung kann entweder in Form eines
Flussdiagramms oder in Kontenform erfolgen.
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Folie 42
Flussdiagramm einer einfachen Volkswirtschaft
S 100
Einkommenskonto
F
820
C
720
Vermögensänderungskonto
Ib 250
Produktionskonto
D 150
V 300
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Folie 43
• Die den Haushalten und Unternehmen zufließenden
Einkommen in Höhe von 820 werden in Höhe von 720 für
Konsumzwecke ausgegeben und der Rest in Höhe von 100
wird gespart.
• Die Ersparnis fließt dem Vermögensänderungskonto zu.
Damit wird ein Teil der Bruttoinvestition in Höhe von 250
finanziert.
• Als Gedankenstütze kann man sich vorstellen, dass das
Vermögensänderungskonto beim Produktionskonto
Investitionsgüter in Höhe von 250 kauft und bezahlt.
• Der nicht durch Ersparnisse finanzierte Teil der
Bruttoinvestition in Höhe von 150 Einheiten wird durch
Abschreibungen finanziert, genauer aus
Abschreibungsgegenwerten.
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Folie 44
Gesamtwirtschaftliche Konten einer einfachen
Volkswirtschaft
Produktionskonto
Einkommenskonto
Konsumausgaben
720
820
Faktoreinkommen
Vorleist.
300
Abschr.
150
Wertschöpfung
– Löhne 680
– Zinsen 140
Ersparnis 100
300
Vorleist.
720
Konsumgüter
250 Inv.güter
Vermögensänderungskonto
Inv.güter
250
150
Abschr.
100 Ersparnis
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Folie 45
Brutto- und Nettoinlandsprodukt
• Das Nettoinlandsprodukt lässt sich aus dem
Produktionskonto ermitteln:
Y=C+I=820
• Es gilt ferner für das Bruttoinlandsprodukt
Yb=Y+D=970
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Folie 46
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Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
f(k)
2. Produktion und Wachstum
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
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k
Folie 47
Pflichtlektüre:
Gärtner, M. (2009), Macroeconomics, S. 240-271; 286290.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 180204; 208-222.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 48
• Der Lebensstandard, gemessen durch das reale
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, variiert stark zwischen
Ländern.
• Der Lebensstandard in den reichsten und in den ärmsten
Ländern, gemessen durch das reale Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf, unterscheidet sich ca. um den Faktor 100.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 49
Quelle:
Makroökonomik
WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 50
• Unter Produktivität versteht man die Menge an Gütern
und Diensten, welche in einer Arbeitsstunde produziert
werden.
• Der Lebensstandard wird maßgeblich von der
Produktivität der Arbeitskräfte bestimmt.
• Die Produktivität wird maßgeblich durch die
verschiedenen Produktionsfaktoren bestimmt.
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Folie 51
Unter Produktionsfaktoren versteht man
insbesondere:
• Physisches Kapital
• Humankapital
• Natürliche Ressourcen
• Technischer Fortschritt
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Folie 52
• Kapital ist ein aus der vergangenen Produktion
stammender Faktor, welcher in die gegenwärtige
Produktion eingeht.
• Physisches Kapital ist der Bestand an Maschinen
und Bauten, welcher in die Produktion von Gütern
und Diensten eingeht.
• Physisches Kapital entspricht dem Marktwert aller
in der Vergangenheit getätigten Investitionen.
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Folie 53
• Humankapital ist der ökonomische Begriff für das
Wissen und die Fertigkeiten, welche Arbeiter durch
Erziehung, Training und Erfahrung akquirieren und
zur Produktionssteigerung einsetzen können.
• Die Messung des Humankapitals ist schwierig.
Näherungsweise werden hierfür die Ausgaben
verwendet, welche getätigt werden, um den
Arbeitskräften das Verständnis neuer Prozesse und
Produkte zu vermitteln (Bildungsausgaben).
• Wir können auch „Sozialkapital“ hierunter
subsumieren, z.B. das gegenseitig entgegengebrachte
Vertrauen, das für einen Austausch von Waren und
Diensten notwendig ist.
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Folie 54
• Natürliche Ressourcen sind Produktionsfaktoren,
welche von der Natur bereit gestellt werden. Beispiele
hierfür sind Boden, Metalle oder Öl. Sie werden
eingeteilt in
• erneuerbare Ressourcen, wie z.B. Wälder oder
Fischbestände, und
• nicht erneuerbare Ressourcen, wie z.B. Kohle
oder Mineralwasser.
• Natürliche Ressourcen sind wichtig. Aber viele
Länder mit wenig Ressourcen (Deutschland, Japan)
können trotzdem einen hohen Lebensstandard erzielen.
Rohstoffbesitzer wie Gabun, Nigeria oder Venezuela
sind hingegen teilweise ärmer.
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Folie 55
• Technischer Fortschritt ist das Verständnis innovativer
Produktionstechnologien und Organisationsmethoden
(Prozessinnovationen) sowie verbesserter oder
neuartiger Produkte (Produktinnovationen).
• Humankapital ist im Gegensatz zu technischem
Fortschritt fest mit einer Arbeitskraft verbunden. Es kann
nicht käuflich erworben und transferiert werden.
• Während die Erfindung der Schreibmaschine
technischer Fortschritt ist, ist das Erlernen der ZehnFinger-Technik eine Form von Humankapital.
• Für Humankapital müssen Ausgaben getätigt werden,
um den Arbeitskräften das Verständnis neuer Prozesse
und Produkte zu vermitteln.
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Folie 56
II. Fallstudie China
II. Fallstudie China
China, 2009
BIP: 33535 Mrd. Yuan
Bevölkerung: 1345 Mio.
Pro-Kopf-Produktion: 24920 Yuan
Preis Big-Mac: 13,20 Yuan
Wechselkurs: 6,80 Yuan/US $
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Folie 57
II. Fallstudie China
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Folie 58
II. Fallstudie China
• 1978: Privateigentum an landwirtschaftlichen
Überschüssen.
• 1984: Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen – dort
Experimente mit eigenen Wirtschaftsgesetzen. Ausländische
Investoren als Minderheitseigner willkommen. Schrittweise
Preisliberalisierung und Aufhebung der Mengenplanung.
• 1989-1992: Politische Krise.
• 1992-2002: Privatisierung kleiner Staatsunternehmen und
Bankenreform. Später Privateigentumsrechte und WTOBeitritt.
• 1994-2010: Stetige Erhöhung der Devisenreserven auf
derzeit 2500 Mrd. US $. Keine Aufwertung des Yuan.
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Folie 59
Die Produktionsfunktion
• Ökonomen verwenden oft eine Produktionsfunktion, um
das Verhältnis zwischen der Menge an Einsatzfaktoren und
der erzielten (Brutto-) Produktionshöhe auszudrücken.
Yb=AF(N, K, H),
FN>0, FK>0, FH>0.
• Hierbei indiziert Yb das Bruttoinlandsprodukt (die
Produktion), A die Produktionstechnologie, N die Anzahl an
Arbeitskräften, K die Menge an physischem Kapital, H die
Menge an Humankapital und F() eine Funktion, welche diese
Faktoren kombiniert. Auf die Berücksichtigung von
Rohstoffen wird hier verzichtet.
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Folie 60
• Eine Produktionsfunktion hat „konstante Skalenerträge“,
wenn für jede positive Zahl x gilt:
xYb=AF(xN, xK, xH)
• Dies bedeutet, dass z.B. eine Verdoppelung aller
Einsatzfaktoren zu einer Verdoppelung der Produktion führt.
• Konstante Skalenerträge erscheinen plausibel: Wenn zu einer
existierenden Betriebsstätte eine zweite, identische an einem
anderen Ort und unter sonst gleichen Bedingungen erstellt
wird, sollte diese die gleiche Produktion hervorbringen
können.
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Folie 61
• Produktionsfunktionen mit konstanten Skalenerträgen haben
eine interessante Implikation. Ersetzen wir x durch 1/N, dann
folgt:
Yb/N=AF(1, K/N, H/N)= Af(K/N, H/N).
• Die Term 1 in der Funktion ist überflüssig. Wir können ihn
auch weglassen und zur Unterscheidung der Funktion den
Kleinbuchstaben, f(), verwenden.
• Hierbei ist nun Yb/N die Produktion pro Arbeitskraft, K/N der
Kapitaleinsatz je Arbeitskraft und H/N das Humankapital je
Arbeitskraft.
• Die Produktivität, Yb/N, wird also von den diversen ProKopf-Einsatzfaktoren sowie dem Stand der Technologie, A,
bestimmt.
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Folie 62
Die Frage der Konvergenz
• Sind Länder mit niedrigem Einkommen durch höhere
Wachstumsraten gekennzeichnet?
• Falls dies so wäre, würden Einkommensunterschiede im
Zeitverlauf abgebaut. Dies wird als catch-up-Effekt
bezeichnet.
• Ein solcher catch-up-Effekt würde sich einstellen, wenn
„sinkende Grenzerträge“ vorliegen.
• Werden Einsatzfaktoren nämlich mit steigendem Einsatz
tendenziell unproduktiver, so hätten Länder mit geringer
Ausstattung eine höhere Grenzproduktivität und damit einen
Produktionsvorteil gegenüber reicheren Ländern.
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Folie 63
• Werden alle Pro-Kopf Einsatzfaktoren der gegebenen
Produktionsfunktion verdoppelt, so ergibt sich nur ein
unterproportionaler Anstieg:
AF(1, 2.K/N, 2.H/N) < 2.Yb/N
• Dies ergibt sich, da die 1 sich nicht verdoppelt hat.
• Konstante Skalenerträge einer Produktionsfunktion
implizieren somit sinkende Grenzerträge der Pro-KopfProduktion.
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Folie 64
Quelle für Graphik:
Makroökonomik
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Folie 65
Wachstum und Pro-Kopf-Inlandsprodukt in US-Staaten
Quelle: Barro und Sala-i-Martin (1995), Economic Growth, S. 28.
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Folie 66
• Konvergenz scheint aufgrund empirischer Evidenz dort
vorzuliegen, wo Länder relativ ähnliche
Ausgangsbedingungen haben.
• Für die Welt insgesamt liegt gemäß empirischer Evidenz
keine Konvergenz vor.
• Eine mögliche Begründung hierfür könnte darin liegen, dass
Länder sich in wichtigen Voraussetzungen unterscheiden.
• Diese Voraussetzungen wollen wir im Rahmen eines
Wachstumsmodells darstellen.
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Folie 67
• Für das Solow-Wachstumsmodell wird oftmals eine CobbDouglas-Produktionsfunktion unterstellt:
Yb=AF(N,K)=AKaN1-a , 0<a<1.
• Hierbei indiziert Yb das Bruttoinlandsprodukt (die
Produktion), A die Produktionstechnologie, N die Anzahl an
Arbeitskräften und K die Menge an physischem und
Humankapital.
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Folie 68
• Es liegen positive und abnehmende Grenzerträge beider
Produktionsfaktoren vor. Es gilt z.B.:
dYb/dK=AaKa-1N1-a>0;
d2Yb/dK2= Aa(a-1) Ka-2N1-a <0.
• Es liegen konstante Skalenerträge vor:
A(xK)a(xN)1-a = AxaKax1-aN1-a
=xAKaN1-a=xYb.
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Folie 69
b
Yb=F(K,N)
Kapital K
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Folie 70
• Schreiben wir diese Funktion in Pro-Kopf-Terme um, so
folgt mit k=K/N und y=Yb/N:
y=Yb/N=F(K,N)/N= f(k).
• Im konkreten Fall gilt: y=AKaN1-a/N = Aka .
• Das Pro-Kopf-Einkommen, y, ist somit eine positive, aber
abnehmende Funktion des Pro-Kopf-Kapitalstocks, k.
• Mit der Funktion wird das Verhalten einer einzelnen
Wirtschaftseinheit, einem Kopf der Bevölkerung, dargestellt.
• Diese Wirtschaftseinheit wird nicht nur produzieren und in
Höhe der Produktion ein Einkommen erzielen. Sie wird Teile
dieses Einkommens für Konsumzwecke verwenden und
andere Teile für Investitionszwecke.
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Folie 71
• Wir unterstellen, dass die Wirtschaftseinheit eine feste
Relation wählt für die Aufteilung des Einkommens in
Konsum und Investition.
• Bei einer festen Aufteilung beträgt somit die gesamte
Investition pro Kopf
sy=sAka.
• Die Investitionsquote ist in dem Modell identisch zur
Sparquote der Wirtschaftseinheit. Daher bezeichnen wir den
Anteil als „s“ (savings).
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Folie 72
• Die zeitliche Veränderung des Kapitalstocks wird durch die
Bruttoinvestitionen (I) und die Abschreibungen (dK)
bestimmt:

 d K =sF - d K  K/N=s
 f  k  -d k
K=I-
• Die Pro-Kopf-Kapitalausstattung variiert sowohl mit
Veränderungen der Kapitalausstattung als auch mit
Veränderungen der Bevölkerung (= des Arbeitseinsatzes). Es
gilt:
 


d  K N  NK-KN K KN

k
=
= - 2.
2
dt
N
N N
• Wir nehmen ferner an, dass ein konstantes
Bevölkerungswachstum exogen vorgegeben ist. Es gilt somit
N(t)=ent, bzw. n  N N .
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Folie 73
• Einsetzen erbringt:
k = K N - nk .
• Wird dies berücksichtigt, so folgt für die Dynamik des ProKopf-Kapitalstocks:
k = s  f  k  - d  n  k.
• Ein Anstieg des Pro-Kopf-Kapitalstocks ergibt sich, wenn
von den aus der bestehenden Produktion resultierenden ProKopf-Investitionen die Abschreibungen abgezogen werden.
Ferner müssen neue Arbeitskräfte mit demselben
Kapitalstock ausgestattet werden.
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Folie 74
• Der Pro-Kopf-Kapitalstock verringert sich durch
Abschreibungen, welche proportional zum existierenden
Kapitalstock sind.
• Zusätzlich verringert sich der Pro-Kopf-Kapitalstock durch
einen Anstieg der Bevölkerung, da der bestehende
Kapitalstock dann auf mehr Arbeitskräfte zu verteilen ist.
• Diese beiden Effekte zusammen bewirken ein Schrumpfen
des Pro-Kopf-Kapitalstocks gemäß:
(d+n)k .
• Zum Erhalt des Pro-Kopf-Kapitalstocks müssen die
Investitionen gerade (d+n)k betragen. Diese Größe wird daher
auch als „notwendige Investition“ bezeichnet.
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Folie 75
• So folgt bei einer Cobb-Douglas-Produktionsfunktion für
die Dynamik des Pro-Kopf-Kapitalstocks :
k = s  Ak a - d  n  k.
• Mit den aus der bestehenden Produktion resultierenden
Pro-Kopf-Investitionen müssen zuerst die Abschreibungen
beglichen werden.
• Ferner müssen neue Arbeitskräfte mit demselben
Kapitalstock ausgestattet werden.
• Ein Anstieg des Pro-Kopf-Kapitalstocks ergibt sich nur,
wenn die notwendigen Investitionen geringer sind als die
tatsächlichen Investitionen.
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Folie 76
y,
s.y
f(k)
steady state
y*
c*
(n+d)k
y0
s.f(k)
c0
s.y
s.y*
0
Notwendige
Investition
k0
k*
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k
Folie 77
• Ein steady-state ist definiert als eine Situation, in der alle
makroökonomischen Aggregate mit einer über die Zeit
konstanten Rate wachsen.
• Hierfür ist ein konstanter Pro-Kopf-Kapitalstock (k*)
erforderlich.
• Im steady-state gilt also bei einer Cobb-DouglasProduktionsfunktion:
s  Ak = d  n  k
a
• Hieraus folgt für den Pro-Kopf-Kapitalstock im steadystate:
1 (1-a )
 sA 
k* = 

d n
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Folie 78
• Dies impliziert, dass das Niveau der Variablen K, Yb, und C
mit einer konstanten Wachstumsrate n wächst. Die sonstigen
Parameter des Modells haben auf diese Wachstumsrate
keinen Einfluss.
• Eine Verlagerung der Produktionsfunktion aufgrund einer
Änderung der Technologie, A, einer Veränderung der
Sparquote, s, der Wachstumsrate der Bevölkerung, n, und der
Abschreibungsrate, d, haben Einfluss auf die diversen ProKopf-Variablen.
• Ein fortgesetztes Wachstum von Pro-Kopf-Variablen lässt
sich mit dem Modell nicht erklären.
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Folie 79
Eine Verlagerung der Produktionsfunktion
y, s.y
y*2
f2(k)
f1(k)
y*1
(dn)k
sy*2
s.f2(k)
s.f1(k)
sy*1
k*1
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k*2
k
Folie 80
Eine Erhöhung der Sparquote
y, s.y
y*2
y*1
f(k)
s2y*2
s2.f (k)
(dn)k
s1.f (k)
s1y*1
k*1
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k*2
k
Folie 81
Pro-Kopf Einkommen und Investitionsquote
100000
LUX
Bruttoinlandsprodukt Pro-Kopf in Kauflkraftparität, US $, 2008 .
KWT
USA
GBR
NLD
CAN
SWE DNK
DEU
FRA ITA
ISR
SAUOMN TTO
NOR
HKG
CHE
ISL
FIN AUS
MLT
SGP
JPN
GRC
KOR
HUN
CHLARG MEX
CRI
BRA
ZAF
COL
DOM
ECU
SLV
EGY SWZ
FJI PRY
GTM
LKA
BOL
SYR MARIDN
PHL HND
IND
SAS
NIC
PAK
CMR
PNG
SDN
MRT
SEN CIV
KEN
BEN GHA GMB
ZMB
TCD
BGD
BFA NPL MLI
UGA
MDG RWA
TGO
MWI
CAF
NER
URY TUR
10000
1000
MYS
VEN
PER
TUN
SUR
GAB
BWA
IRN
THA
DZA
CHN
COG
GUY
LSO
BDI
ZAR
100
10
15
20
25
30
35
Physische Investitionen in Prozent des Inlandsprodukts, Durchschnitt 1960-2009
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 82
Eine Erhöhung der Wachstumsrate der Bevölkerung
y, s.y
y*1
y*2
f(k)
(dn2)k
(dn1)k
sy*1
sy*2
s.f (k)
k*2
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k*1
k
Folie 83
Pro-Kopf Einkommen und Geburtenrate
Bruttoinlandsprodukt Pro-Kopf in Kauflkraftparität, US $, 2008 .
100000
LUX
MAC
NOR
SGP
USA
HKG
IRL
CHE
N
LD
AUT
CAN
AUS ISL
SWE
DNK
DEU
GBR
FIN
JPN
FRA
BEL
ESP
ITA
GRC
SVN
CYP
NZL
KOR
CZE MLT
PRT
SVK
EST
HUN
HRV
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LVA
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BRNKWT
BHR
ISR
TTO
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SAU
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AZE GRD COL DOM
THA
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ALB SUR
TKMSLVBLZNAM
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JOR
MDV
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GTMSWZ
FJI TON
PRY
SYR
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MAR BOL
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PHL CPV IRQ
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PAK
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CMR
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LSO GHA BEN
KEN
GMB
ZMB
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TCD
TZA
BFA
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HTINPL COM
MDGGINRWA AFG
ETH
TGO
MOZ
MWI
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SLE
CAF
ERI
GNB
ARG CHL
MUS
BLR
ROM URY
BGR
MNE
MKD
BIH
UKR
CHN
ARM
GEO
10000
GNQ
MDA
1000
BDI
NER
LBR
ZAR
100
0
10
20
30
40
50
60
Geburten pro 1000 Einwohner, Durchschnitt 1960-2009
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Folie 84
• Eine Angleichung des Pro-Kopf-Einkommens können wir
erwarten, wenn die Produktionstechnologie, die Sparquote,
das Wachstum der Bevölkerung und die Abschreibungsrate
der jeweiligen Länder gleich sind.
• Mit Konvergenz ist dort nicht unbedingt zu rechnen, wo
diese Größen unterschiedlich sind.
• Solche Unterschiede sind geeignet, die empirischen Belege
für eine weltweit fehlende Konvergenz zu begründen.
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Folie 85
Die goldene Regel der Kapitalakkumulation
• Eine erhöhte Sparquote bewirkt immer ein höheres ProKopf-Einkommen.
• Aber der Konsum steigt nicht unbedingt, da Ersparnis
immer Konsumverzicht impliziert.
• Eine Verringerung der Sparquote führt, insbesondere
langfristig, zu einem geringeren Pro-Kopf-Einkommen,
erhöht aber kurzfristig den Konsum.
• Ein Verhalten gemäß der goldenen Regel beinhaltet, dass
diejenige Sparquote angestrebt wird, welche langfristig das
Konsumniveau maximiert.
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Folie 86
• Die Bezeichnung geht auf die biblische „goldene Regel“
zurück:
„Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem anderen
nicht zu!“ (Buch Tobit 4,15)
„Alles, was Ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut
auch Ihr ihnen ebenso.“ (Mt 7,12; Lk 6,31)
• Wir streben das maximale Konsumniveau an unter
der Bedingung, dass wir es jedem Mitglied der
gegenwärtigen und der zukünftigen Generation ermöglichen
können.
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Folie 87
y,
s.y
f(k)
Steigung=(n+d)
c*2
(n+d)k
s2.f(k)
cgold
c*1
sgold.f(k)
s1.f(k)
k*1
kgold
k*2
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k
Folie 88
c
(ProKopfKonsum)
cgold
s>sgold
s<sgold
s wechselt
zu sgold
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Zeit
Folie 89
• Bei exzessiver Investition liegt eine „dynamische
Ineffizienz“ vor, da zu jedem Zeitpunkt ein höherer Konsum
möglich ist.
• Liegt die Investition unterhalb von sgold, so kann der
Konsum erhöht werden. Während des Anpassungspfades
wird der gegenwärtige Konsum aber unterschritten.
• Ob ein solches Opfer in Kauf genommen wird ist a priori
nicht zu sagen. Es hängt davon ab, wie die
Wirtschaftssubjekte gegenwärtigen und zukünftigen Konsum
gewichten.
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Folie 90
Armutsfallen
• Es wäre denkbar, dass die Grenzproduktivität des Kapitals
nicht kontinuierlich sinkt.
• Statt dessen können sich Phasen sinkender und solche
steigender Kapitalproduktivität ergeben.
• Bei geringer Kapitalausstattung kann die Produktivität
anfangs gering sein, da sich Arbeitskräfte erst an den Einsatz
von Kapitalgütern gewöhnen müssen.
• Erst mit steigendem Kapitaleinsatz steigt die
Grenzproduktivität.
• Mit hohem Kapitaleinsatz ergibt sich, wie bisher, ein
Sättigungseffekt, so dass die Grenzproduktivität dann wieder
sinkt.
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Folie 91
y,
s.y
Armutsfalle: Typ I
steady state
f(k)
c*
(n+d)k
sf(k)
sy*
sy
Armutsfalle
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k
Folie 92
• In der Armutsfalle liegt auch ein steady-state vor.
• Dies ist aber ein instabiles Gleichgewicht.
• Ein Abweichen des Kapitalstocks nach unten bewirkt, dass
die Investitionen geringer sind als diejenigen zur
Aufrechterhaltung des Kapitalstocks pro effektiver
Arbeitseinheit. Der Kapitalstock wird deshalb stetig
abnehmen.
• Ein Abweichen des Kapitalstocks nach oben bewirkt, dass
die Investitionen höher sind als die notwendigen
Investitionen. Der Kapitalstock wird deshalb stetig wachsen.
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Folie 93
• Ein identischer Verlauf der Investitionsfunktion sy ergibt
sich auch bei der ursprünglichen Produktionsfunktion, also
bei einer stetig abnehmenden Grenzproduktivität.
• Notwendig ist dann ein komplexeres Investitionsverhalten
(Armutsfalle Typ II). Hierbei ist die Sparquote, s, anfangs
gering und erreicht erst bei einem mittleren Einkommen eine
normale und dann konstante Größenordnung.
• Dies lässt sich damit begründen, dass ein geringes
Einkommen für den täglichen Bedarf aufgezehrt werden
muss, so dass anteilig nur weniger investiert und damit
gespart werden kann.
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Folie 94
y,
s.y
Armutsfalle: Typ II
steady state
f(k)
c*
(n+d)k
s(y)f(k)
sy*
sy
Armutsfalle
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 95
• Eine andere Form der Armutsfalle entsteht bei einer
Unstetigkeit von n.
• Für Länder mit einem geringen Kapitalstock könnte ein
hohes Bevölkerungswachstum nhoch vorliegen. Ist ein
Grenzwert überschritten, so sinkt das
Bevölkerungswachstum auf nniedrig.
• Ein Grund kann darin bestehen, dass Familienplanung sich
mit dem Entwicklungsniveau verändert. So dienen Kinder als
Alterssicherung in ärmeren Ländern, wohingegen
Sozialsysteme für ein Renteneinkommen in reicheren
Ländern sorgen.
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Folie 96
Armutsfalle: Typ III
y,
s.y
f(k)
n
niedrig
+d   k
(nhoch +d )  k
sf(k)
k*hoch Armutsfalle
k*niedrig
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k
Folie 97
• Entwicklungshilfe ist dann unwirksam, wenn sie in kleinen
Dosen verabreicht wird.
• Zur Überwindung einer Armutsfalle sollte ein „big push“
erfolgen, d.h. Ländern sollte ein Betrag gegeben werden,
welcher sie über die Armutsfalle hinaus trägt.
• Gegen dieses Argument wird allerdings vorgebracht, dass
eine sinnvolle Verwendung derart vieler Hilfsgelder nicht
organisiert werden kann und evtl. in Unterschlagung und
Korruption endet.
• In diesem Fall würde sich die Produktion nicht gemäß
dargestellter Produktionsfunktion entwickeln, sondern bei
einem mit Hilfsgeldern finanzierten Anstieg des Pro-Kopf
Kapitalstocks evtl. sinken.
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Folie 98
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
3. Geld und Inflation
c*
f(k)
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 99
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 75108; 524-525.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 100
• Inflation kennzeichnet eine Situation, in der das allgemeine
Preisniveau einer Volkswirtschaft ansteigt.
• Die Inflationsrate ist der prozentuale Anstieg des
Preisniveaus gegenüber dem Ausgangsniveau.
• Die Lebenshaltungskosten sind ein Maß für die gesamten
Kosten der Güter und Dienste, welche von einem typischen
Konsumenten gekauft werden.
• Ein Anstieg der Lebenshaltungskosten bedeutet, dass ein
typischer Konsument mehr Euro ausgeben muss, um den
Lebensstandard zu halten.
• Das Statistische Bundesamt stellt hierfür monatliche Daten
zur Verfügung. Diese erlauben es, die zeitliche Veränderung
der Lebenshaltungskosten zu verfolgen.
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Folie 101
• Die Lebenshaltungskosten werden auch
Verbraucherpreisindex genannt und im Folgenden mit P
gekennzeichnet.
• Zur Bestimmung der Lebenshaltungskosten muss zunächst
ein Warenkorb bestimmt werden.
• Die wichtigsten Güter eines typischen Konsumenten werden
hierfür zu einem Warenkorb zusammengefasst.
• Mit Hilfe von Befragungen von Haushalten werden in
periodischen Abständen die passenden Gewichte der
einzelnen Güter bestimmt.
• Haushalte werden hierzu seitens des Statistischen
Bundesamtes aufgefordert, ein Jahr lang über ihre Einnahmen
und Ausgaben Buch zu führen.
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Folie 103
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Folie 104
• Zu den wichtigsten Gütern müssen dann regelmäßig die
Preise zusammengetragen werden.
• Hiermit können dann die gesamten Kosten des Warenkorbes
zu unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt werden.
• Ein Jahr wird als Basisjahr festgelegt und die Ergebnisse
anderer Jahre mit denen des Basisjahres verglichen.
• Die Inflationsrate, p, im Jahre 2010, beispielsweise, ergibt
sich gemäß:
P2010 – P2009
p 2010 =
 100
P2009
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Folie 105
• Der Verbraucherpreisindex ist ein akkurates Maß für das
Preisniveau des ausgewählten Warenkorbes, aber er ist kein
perfektes Abbild der Lebenshaltungskosten.
1.Substitutionsbias
• Veränderungen relativer Preise bewirken eine Veränderung
des Warenkorbes hin zu preiswerteren Produkten. Durch diese
Substitutionseffekte wird der gesamte Warenkorb günstiger.
• Der Index unterstellt einen konstanten Warenkorb,
vernachlässigt also diesen Substitutionseffekt.
• Hierdurch überschätzt der Index die Inflationsrate.
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Folie 106
2.Einführung neuer Produkte
• Der Warenkorb vernachlässigt die veränderte Kaufkraft,
welche durch die Einführung neuer Produkte entsteht.
• Neue Produkte erhöhen die Wahlmöglichkeiten eines
Konsumenten. Dies macht jeden Euro wertvoller.
• Konsumenten brauchen weniger Euro, um den gleichen
Lebensstandard zu erreichen.
• Der Verbraucherpreisindex vernachlässigt dies und
überschätzt daher die Inflationsrate.
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Folie 107
3.Vernachlässigte Qualitätsverbesserungen
• Wenn sich die Qualität eines Gutes über die Jahre
verbessert, erhöht sich der Wert eines hierfür ausgegebenen
Euro, ohne dass sich das Preisniveau des Gutes verändert.
• Sofern im Mittel eher Qualitätsverbesserungen auftreten
kommt es dazu, dass der Verbraucherpreisindex die
Inflationsrate überschätzt.
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Folie 108
• Insgesamt neigt der Verbraucherpreisindex aufgrund des
Substitutionsbias, der Einführung neuer Produkte und
vernachlässigter Qualitätsverbesserungen dazu, die
Lebenshaltungskosten zu überschätzen.
• Dies kann problematisch sein, sofern ein Inflationsausgleich
bei staatlichen Programmen oder in Tarifverhandlungen
festgelegt wird (dies wird auch „Indexierung“ genannt. Eine
solche Indexierung ist in Deutschland rechtlich aber nur
eingeschränkt möglich).
• Schätzungen ergeben, dass der Verbraucherpreisindex den
tatsächlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten um ca. einen
Prozentpunkt pro Jahr überzeichnet.
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Folie 109
• Inflation muss unterschieden werden von einem Anstieg
einzelner Preise und damit einer Veränderung relativer
Preisverhältnisse zwischen einzelnen Gütern und Diensten.
• Seit Ende des 2. Weltkriegs lag die Inflation in Deutschland
bei etwa 3 Prozent.
• Eine Deflation bezeichnet ein allgemeines Sinken des
Preisniveaus.
• Deflationsphasen gab es z.B. während des 19. Jahrhunderts,
während der großen Depression der 30er Jahre und in Folge
der Finanzkrise von 2007.
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Folie 110
• Hyperinflation bezeichnet einen extrem starken Anstieg des
Preisniveaus. Deutschland erlebte dies in den 20er Jahren.
• Eine Phase weltweit relativ hoher Inflation wurde zuletzt in
den 70er Jahren als Folge der beiden Ölpreisschocks erreicht.
• Seitdem ist die Inflationsrate in Deutschland und in den
USA etwa 2 Prozent.
• Unter der Annahme, dass die Inflationsrate die tatsächliche
Abnahme der Kaufkraft überzeichnet, kennzeichnet dieser
Wert weitgehend Preisniveaustabilität.
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Folie 111
Was ist Geld?
• Alles, was zur Bezahlung von Gütern und Dienstleistungen
oder zur Abdeckung wirtschaftlicher Verpflichtungen
akzeptiert wird.
• Die konkrete Erscheinungsform ist evtl. Änderungen
unterworfen. Bei ausgeprägter Inflation verlieren Noten
oftmals ihre Bedeutung und werden durch knappe Güter wie
Zigaretten oder Butter ersetzt.
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Folie 112
Funktionen des Geldes
1.Tauschmittelfunktion (Wertübertragungsfunktion).
• Dies ist ein wichtiger Bestandteil einer arbeitsteiligen
Wirtschaft, die hierdurch zu einer „Geldwirtschaft“ wird.
• Naturaltausch ist kaum zu organisieren, da eine doppelte
Übereinstimmung der Bedürfnisse oder eine Kette von
Tauschtransaktionen organisiert werden muss.
• Dies würde hohe Suchkosten implizieren.
• Geld hilft dabei, den Tausch in Kauf und Verkauf
aufzuspalten.
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Folie 113
2.Recheneinheit; allgemeines Wertausdrucksmittel.
• Der Wert aller Güter, Forderungen und Verbindlichkeiten
wird in Einheiten ein und derselben Bezugsgröße
ausgedrückt.
• Werden 200 Güter gegeneinander getauscht, müssten (n(n1))/2=19900 Austauschverhältnisse bekannt sein.
• Ist ein Gut davon eine Recheneinheit, so reduziert sich die
Anzahl der Austauschverhältnisse auf 199.
• Dies bewirkt eine Einsparung an Informationskosten.
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Folie 114
3.Wertaufbewahrungsfunktion; Wertspeicher.
• Oftmals liegt eine zeitliche Trennung von Kauf und
Verkauf vor.
• Geld ermöglicht es, Kaufkraft zu „lagern“.
• Geld hat hierbei allerdings den Nachteil, dass es keine
Zinsen abwirft.
• Andere Formen der Vermögensanlage (Sparguthaben,
Wertpapiere oder Sachvermögen) bringen Zinsen,
Dividenden, Pacht oder Mieten hervor. Außerdem
partizipieren diese u.U. an Preissteigerungen.
• Dafür ist Geld allerdings risikolos (keine
Kursschwankungen).
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Folie 115
Geldnachfrage
• Die drei genannten Gründe sprechen dafür, dass
Wirtschaftssubjekte Geld zu halten wünschen.
• Auch wenn Geld „an sich wertlos“ ist, stiftet es dennoch
Nutzen.
• Insgesamt wird um so mehr Geld nachgefragt, je mehr
Gütertransaktionen in einer Volkswirtschaft getätigt werden,
je höher also das reale Inlandsprodukt ist.
• Zudem wird bei einem Anstieg des Preisniveaus eine
erhöhte Geldhaltung erforderlich.
• Wird die Geldnachfrage hingegen durch den
Verbraucherpreisindex, P, dividiert, so sprechen wir von der
„realen“ Geldnachfrage.
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Folie 116
• Geld hat aber im Vergleich zu anderen
Vermögensanlagen den Nachteil, keine Zinsen oder
Dividenden zu erbringen.
• Daher werden Wirtschaftssubjekte um so weniger Geld
zu halten wünschen, je höher der (nominale) Zinssatz ist.
• Hierzu können wir uns die Abwägung eines
Wirtschaftssubjekts zwischen dem Halten von Geld und
dem Halten von festverzinslichen Staatsanleihen (Bonds)
vorstellen.
• Die Geldnachfrage und die Bondnachfrage sind
voneinander abhängig.
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Folie 117
• Steigt der Zinssatz, so werden Bonds attraktiver.
• Wirtschaftssubjekte reduzieren dann die Geldhaltung,
um verstärkt die zinstragenden Staatsanleihen zu halten.
• Bei der knappen Geldausstattung müssen sie für die
täglichen Güterkäufe häufiger zur Bank gehen und einen
geringen Betrag Bargeld abheben. Bonds werden häufig
ge- und verkauft um den Saldo des Girokontos gering zu
halten.
• Bei niedrigen Zinsen wird hingegen mehr Geld gehalten
und die häufigen Käufe und Verkäufe von Bonds lohnen
sich nicht.
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Folie 118
• Das nominale Zinsniveau und das reale Inlandsprodukt
bestimmen somit die reale Geldnachfrage, L.
L = L(Y , i)
r
• Bei einer Verdoppelung des Verbraucherpreisindex, P, wird
sich die nominale Geldnachfrage ebenfalls verdoppeln.
• Für alle Güterkäufe ist die doppelte Kasse für
Transaktionszwecke notwendig.
• Daher resultiert für die nominale Geldnachfrage:
Ln = P  L(Y , i)
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Folie 119
i
Lr(Y,i)
i
^r
L
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Lr
Folie 120
• Ein Anstieg des Inlandsprodukts bewirkt eine
Verschiebung der Geldnachfragekurve nach rechts.
• In der Folge ergibt sich ein Anstieg der realen
Geldnachfrage.
• Demgegenüber bewirkt ein Anstieg des Zinssatzes eine
Bewegung auf der Geldnachfragekurve nach links oben.
• Dies bewirkt eine Reduktion der realen Geldnachfrage.
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Folie 121
Geldmengenaggregate der Europäischen Zentralbank.
Stand: Juni 2010
• Bargeldumlauf im Nichtbankensektor
785
M1
• Sichteinlagen der Nichtbanken bei den
Geschäftsbanken
3878
M2
• Einlagen der Nichtbanken bei den
Geschäftsbanken mit vereinbarter Laufzeit von bis
zu zwei Jahren sowie mit vereinbarter
Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten
3630
• Repogeschäfte, Geldmarktfondsanteile und
Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen bis zwei
Jahre von Nichtbanken
1130
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M3
Folie 122
17 ab. 2011
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Folie 123
• Die Höhe der Zinsen kann weitgehend von der Zentralbank
bestimmt werden.
• Die beherrschende Stellung der Zentralbank bei der
Bestimmung des Zinsniveaus ergibt sich aus ihrem Recht zur
Emission von Banknoten und der Kontrolle des
Bankensystems.
• Das Recht zur Emission von Euro-Noten liegt bei der
Europäischen Zentralbank (EZB) und den ihr untergeordneten
16 nationalen Notenbanken.
• Genauso bestimmt die EZB über das Ausgabevolumen an
Münzen.
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Folie 124
• Die Durchführung
der Geldpolitik wird
vom EZB-Rat
vorgenommen.
• Der EZB-Rat
besteht aus dem
Direktorium mit
dem Präsidenten,
dem Vizepräsidenten und vier
weiteren Mitgliedern sowie den Präsidenten der nationalen
Zentralbanken.
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Folie 125
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Folie 126
• Grundsätzlich beschließt der EZB-Rat (wie auch das
Direktorium) mit einfacher Mehrheit, wobei im Falle der
Stimmengleichheit die Stimme des Präsidenten den
Ausschlag gibt.
• Das Direktorium ist für die Umsetzung der
geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats und für die
Führung der laufenden Geschäfte der EZB verantwortlich.
• Die Ausführung der geldpolitischen Beschlüsse obliegt
den Nationalen Zentralbanken.
• Hierzu erhalten sie die erforderlichen Weisungen vom
Direktorium.
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Folie 127
• Nichtbanken wünschen Geld teilweise in Form von Bargeld
zu halten.
• Wenn also Banken Kredite an Nichtbanken vergeben, so
müssen sie sich für die Auszahlung teilweise Bargeld
verschaffen.
• Hierbei sind sie auf die Zentralbank angewiesen.
• Die Banken müssen
EZB Kredite an die Banken
sich zur Versorgung mit
460 Mrd. €
Bargeld bei der Zentral- August 2007
bank verschulden.
Januar 2009
840 Mrd. €
Hierfür sind Zinsen
August 2010
590 Mrd. €
fällig.
August 2011
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505 Mrd. €
Folie 128
• Erhöht die Zentralbank ihre Zinsen, so werden die Banken
diesen Anstieg bei ihrer Kreditvergabe an Nichtbanken
weitergeben.
• Die Zentralbank hat weitere Möglichkeiten, die Kosten der
Kreditvergabe der Banken, und damit die von Nichtbanken zu
bezahlenden Zinsen, zu beeinflussen.
• Zum einen kann sie eine Mindestreservepflicht einführen.
• 2 % der Sichteinlagen von Nichtbanken bei den Banken
müssen demgemäß verpflichtend bei der EZB gehalten
werden.
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Folie 129
• Vergibt eine Bank einen Kredit i.H.v. 1000 €, so wird der
Kreditnehmer hiermit Zahlungen durchführen, die bei
Empfängern zu Sichteinlagen führen. Dann werden aber 20 €
Mindestreserven fällig. In dieser Höhe müssten die Banken
Kredite bei der Zentralbank aufnehmen.
• Die Kredite der EZB haben derzeit Laufzeiten von einer
Woche (Hauptrefinanzierungsfazilität, Mindestbietungssatz
seit Juli 2011: 1,50%) oder drei Monaten (längerfristige
Refinanzierungsfazilität).
• Daneben gewährt die Zentralbank eine unbegrenzte
Spitzenrefinanzierungsfazilität zu einem höheren Zinssatz von
2,25% (Seit Juli 2011).
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Folie 130
Die Quantitätstheorie der Inflation
• Die Quantitätstheorie des Geldes ist eine Faustformel, mit
der die langfristigen Determinanten des Preisniveaus und der
Inflationsrate prognostiziert werden.
• Für diese Faustformel werden die Menge an Gütern einer
Volkswirtschaft mit der Höhe der realen Geldmenge
verglichen.
• Ist die reale Geldmenge zu hoch, so sollten langfristig zum
Ausgleich die Preise steigen.
• Hat also die Zentralbank durch niedrige Zinsen die
Geldmenge erhöht, so die Vermutung, wird dies langfristig die
Preise erhöhen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 131
• Für diese Relation ist die Umlaufgeschwindigkeit des
Geldes zu berücksichtigen.
• Diese kennzeichnet die Schnelligkeit, bildlich gesprochen,
mit der ein Euro im Durchschnitt in der Wirtschaft von einer
Geldbörse zur anderen wandert.
• Die Umlaufgeschwindigkeit wird als Relation zwischen dem
nominalen Inlandsprodukt (P.Y) und der Geldmenge (M)
bestimmt:
Umlaufgeschwindigkeit=P.Y/M
• Dies können wir als „Quantitätsgleichung“ schreiben:
M.Umlaufgeschwindigkeit=P.Y
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Folie 132
Nominales BIP, Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit
10000
8
9000
7
8000
6
Mrd. DM (ab 1999 €)
7000
5
6000
5000
4
4000
3
3000
2
2000
1
1000
2009
2007
2005
2003
2001
1999
1997
1995
1993
1991
1989
1987
1985
1983
1981
1979
1977
1975
1973
1971
1969
1967
1965
1963
1961
1959
0
1957
0
BIP, Eurozone
Geldmenge M1, Eurozone
Geldmenge M1, Deutschland
BIP, Deutschland
Umlaufgeschwindigkeit, M1
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 133
• Die Quantitätstheorie konstatiert, dass die
Umlaufgeschwindigkeit des Geldes im Zeitablauf relativ
konstant ist.
• Hat die Zentralbank durch Setzen niedriger Zinsen die
Geldmenge erhöht, so wird vermutet, dass dies auf die
Produktion und das Inlandsprodukt keinen Einfluss haben
wird. Daher muss das Preisniveau ansteigen.
• Die Faustformel impliziert die „Neutralität des Geldes“:
reale Größen wie das Inlandsprodukt werden dabei nicht
durch nominale Größen wie die Geldmenge beeinflusst.
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Folie 134
Geld und Preise in der Hyperinflation
(a) Österreich
(b) Ungarn
Index (Jan.
1921 = 100)
Index (Jan.
1921 = 100)
100,000
Preisniveau
100,000
Preisniveau
10,000
Geldangebot
1,000
100
10,000
Geldangebot
1,000
1921
1922 1923 1924 1925
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
100
1921
1922 1923 1924 1925
Folie 135
Geld und Preise in der Hyperinflation
c) Deutschland
d) Polen
Index (Jan.
1921 = 100)
100 Bill.
1 Bill.
10 Mrd.
Index (Jan.
1921 = 100)
Preisniveau
10 Mill.
Preisniveau
1 Mill.
Geldangebot
100 Mill.
100,000
1 Mill.
10,000
10,000
Geldangebot
1,000
100
1
100
1921 1922 1923 1924 1925
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
1921 1922 1923 1924 1925
Folie 137
• Dieser Zusammenhang ist z.B. gültig bei Hyperinflation,
also einer Inflation, welche
einen Wert von 50 v.H. im Monat übersteigt.
• Allerdings ist die Annahme einer konstanten
Umlaufgeschwindigkeit nur eine grobe Vereinfachung.
• Sowohl kurz- als auch langfristig kann sich die
Umlaufgeschwindigkeit ändern.
• Bei niedrigen Zinsen sinkt zudem die
Umlaufgeschwindigkeit, da die Geldnachfrage steigt.
• Insgesamt wird dieser Faustformel in der Zentralbankpolitik
heutzutage keine herausragende Bedeutung mehr
beigemessen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 138
Die Kosten der Inflation
• Inflation bei konstantem nominalen Einkommen würde die
Kaufkraft reduzieren.
• Aber dieses Argument ist irreführend: Alle nominalen
Größen steigen gleichermaßen bei Inflation. Das nominale
Einkommen bleibt bei Inflation gerade nicht konstant.
• Eine Veränderung der Kaufkraft stellt sich bei Inflation nicht
ein, da Löhne genauso steigen wie die Preise des
repräsentativen Warenkorbes.
• Worin bestehen stattdessen die Kosten der Inflation?
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Folie 139
1. Schuhlederkosten entstehen, weil Menschen versuchen,
ihre Geldhaltung bei hoher Inflation zu reduzieren.
• Dies impliziert ein häufigeres Aufsuchen der Bank zum
Zweck der Abhebung von zinstragenden Vermögensanlagen.
• Hierbei entstehen Kosten für die involvierte Zeit und
Unannehmlichkeiten.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 140
2. Menukosten entstehen, wenn Preise angepasst werden
müssen.
• Preislisten und Aushängeschilder müssen häufiger
aktualisiert werden. Die Bestimmung neuer Preise erfordert
kostspielige Informationen, Entscheidungsprozesse,
Verhandlungen und Kommunikation.
• Hierbei werden Ressourcen verbraucht, die ansonsten im
Produktionsprozess sinnvoller verwendet werden könnten.
• Wird hingegen auf häufige Preisanpassungen verzichtet und
stattdessen starke Preiserhöhungen relativ selten durchgeführt,
dann beeinflusst Inflation die relativen Preise. Dies bewirkt
aber allokative Verzerrungen.
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Folie 141
3.Steuerverzerrung
• Inflation erhöht die nominalen Erträge aus Ersparnissen und
Kapitalbesitz.
• Nominale Wertsteigerungen führen evtl. beim Verkauf der
Anlage zu einem steuerpflichtigen Bilanzgewinn. Sofern die
nominale Wertsteigerung aber der Inflation entspricht, hat
sich der Wert real nicht erhöht. Trotzdem wird er besteuert.
• In der Einkommensteuererklärung wird das nominale
Zinseinkommen erfasst. Das reale Einkommen ist aber
geringer, da die Inflation einen Wertverlust darstellt.
• Insgesamt wird Sparen hierdurch unattraktiver.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 142
• Wie bildet sich der nominale Zinssatz in Reaktion auf
unterschiedliche Inflationsraten?
• Kreditnehmer können nominal höhere Erträge erzielen und
sind daher in der Lage, auch nominal höhere Zinsen zu
bezahlen. Dies entschädigt dann Kreditgeber für die reale,
inflationsbedingte Entwertung ihres Kapitals.
• Insgesamt erscheint es daher plausibel, dass eine erhöhte
Inflation in voller Höhe die nominalen Zinsen ansteigen lässt:
i=r+p
• Dieser Zusammenhang wird Fisher-Effekt genannt.
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Folie 143
Nominalzins und Inflationsrate, USA
15
12
9
Nominalzins
6
3
Inflation
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2008
2006
2004
2002
2000
1998
1996
1994
1992
1990
1988
1986
1984
1982
1980
1978
1976
1974
1972
1970
0
Folie 144
• Eine Erhöhung der Inflation kann aber nun einen Einfluss
auf den Realzins nach Steuern haben. Eine Erhöhung der
nominalen Zinsen kompensiert nämlich lediglich für einen
inflationsbedingten Wertverlust, muss aber trotzdem
versteuert werden.
Stabiles
Land
4%
Inflationsland
4%
Inflationsrate
0
8
Nominalzins
4
12
Zinsminderung durch 25% Steuer
1
3
Nominalzins nach Steuer
3
9
Nominalzins nach Steuer abzgl. Inflation
3
1
Realzins
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Folie 145
4.Konfusion und Unbequemlichkeit
• Mit Inflation sind reale Werte schwerer über die Zeit zu
vergleichen. Geld verliert teilweise seine Bedeutung als
Recheneinheit.
• Eine realistische Darstellung von Kosten, Profiten und
Erträgen einer Firma wird so erschwert.
• Investoren haben größere Schwierigkeiten, erfolgreiche
von erfolglosen Firmen zu unterscheiden.
• Der Kapitalmarkt wird behindert.
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Folie 146
5.Willkürliche Umverteilung
• Die bisher erwähnten Kosten ergeben sich auch bei
einer konstant hohen Inflationsrate.
• Weitere Kosten ergeben sich bei einer unerwarteten
Inflation.
• Bei Hyperinflation ist die Inflationsrate auch sehr volatil
und kaum vorherzusagen.
• Bezieher eines nominal fixierten Lohneinkommens
werden dann benachteiligt.
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Folie 147
• Kreditgeber werden von einer unerwarteten Inflation
benachteiligt.
• Dies resultiert, da zumeist in Kreditverträgen die
Nominalzinsen fixiert sind.
• Kreditnehmer werden von Inflation begünstigt, da ihre
Tilgung real günstiger wird.
• Eine Deflation hingegen belastet Kreditnehmer.
• Vermögen wird somit willkürlich umgeschichtet.
• Hierdurch ergeben sich Verteilungsprobleme, evtl. auch
eine abnehmende Bereitschaft, mit regulärer Arbeit
Einkommen zu erzielen.
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Folie 148
Der Nutzen der Inflation
1. Die Erfahrung lehrt, dass sich Inflation nur durch einen
Produktionseinbruch und Unterbeschäftigung reduzieren
lässt.
• Gemäß Schätzungen ist zur Reduzierung der Inflation
um einen Prozentpunkt ein temporärer
Produktionseinbruch zu erwarten. Aggregiert über den
Anpassungszeitraum beläuft sich der Einbruch auf 5
Prozent des Inlandsprodukts (z.B. in den ersten beiden
Jahren jeweils 2 Prozent und im dritten Jahr 1 Prozent).
• Diese Kosten können als zu hoch empfunden werden.
Fortwährende Inflation vermeidet diese Kosten.
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Folie 149
2. Ein temporärer Produktionseinbruch kann auch länger
anhaltende nachteilige Folgen haben. Eine Rezession
kann Investoren abschrecken. Damit sinkt der
Kapitalstock und temporär die Produktivität. Temporäre
Arbeitslosigkeit kann auch Humankapital vernichten,
weil Erfahrungswissen verloren geht. Fortwährende
Inflation vermeidet auch diese Kosten
3. Inflation wirkt wie eine Besteuerung von
Geldvermögen und verschafft der Zentralbank und damit
dem Staat zusätzliche Einnahmen (Inflationssteuer).
Gerade in Ländern, in denen das Steuersystem nicht gut
funktioniert, kann dies eine effiziente Form der
Finanzierung öffentlicher Aufgaben darstellen.
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Folie 150
4. Nominale Löhne sind teilweise nach unten starr, z.B.
weil Gewerkschaften gegen Lohnsenkungen Streiks
organisieren können. Bei einer schleichenden realen
Entwertung der Löhne durch Inflation bleiben Streiks
aber zumeist aus.
Dies ist kompatibel mit Umfrageergebnissen: Eine
Reduzierung des Nominallohnes bei Nullinflation wird
als unfair eingeschätzt, ein konstanter Lohn bei Inflation
aber nicht. Dieses Verhalten wird auch als „Geldillusion“
bezeichnet. Eine moderate und konstante Inflation kann
daher die notwendige Anpassung der realen Löhne in
Krisenbranchen ermöglichen. Dies kann auch langfristig
die Produktion eines Landes erhöhen.
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Folie 151
5. Höhere Inflation verringert das Risiko, dass eine Krise
zu Deflation, also einem sinkenden Preisniveau, führt.
Warum diese besonders gefährlich ist, wird in Abschnitt
VIII gezeigt.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 152
Optimale Inflation
• In Abwägung der Vor- und Nachteile der Inflation sollte
bedacht werden, dass eine Inflation von Null übermäßig
restriktiv wirkt.
• Aufgrund des Substitutionsbias ist eine Inflationsrate
von 1% als Preisniveaustabilität zu werten.
• Darüber hinaus kann aus den genannten
Nutzenerwägungen ein wenig Inflation zugelassen
werden.
• Die EZB hat sich daher ein Inflationsziel von zwischen
1% und 2% gesetzt. Andere Zentralbanken wie die
Norwegens haben höhere Inflationsziele von 2,5%.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 153
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
f(k)
4. Kurzfristige Schwankungen
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 154
Pflichtlektüre:
Keynes, J.M. (2008), On Air – Der Weltökonom am
Mikrofon der BBC. S. 61-69.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 257262.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
703-716.
Taylor, J.B. und A. Weerapana (2009), Economics, 6.
Aufl., S. 640-670.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 155
• Bei der Betrachtung längerer Zeiträume ist, insbesondere bei
konstantem technischen Fortschritt, mit einem stetigen
Wachstum des BIP zu rechnen.
• In manchen Jahren fällt dieses Wachstum aber aus.
• Eine Rezession ist eine Periode unterdurchschnittlichen
Wachstums; evtl. stellt sich sogar ein fallendes Inlandsprodukt
und ein sinkendes Einkommen ein.
• Dies geht zumeist einher mit einer erhöhten
Unterbeschäftigung.
• Eine Depression ist eine besonders schwerwiegende
Rezession.
• Diese periodischen Entwicklungen werden
Konjunkturzyklus genannt.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 157
Bruttoinlandsprodukt Deutschland
Niveau, Quartalszahlen, indexiert (2005=100), Wachstum gegenüber Vorjahresquartal
120
10.00
8.00
100
6.00
80
4.00
2.00
60
0.00
40
-2.00
-4.00
20
-6.00
Q1 2010
Q1 2008
Q1 2006
Q1 2004
Q1 2002
Q1 2000
Q1 1998
Q1 1996
Q1 1994
Q1 1992
Q1 1990
Q1 1988
Q1 1986
Q1 1984
Q1 1982
Q1 1980
Q1 1978
Q1 1976
Q1 1974
Q1 1972
Q1 1970
Q1 1968
Q1 1966
Q1 1964
Q1 1962
-8.00
Q1 1960
0
1960-1990: Früheres Bundesgebiet; ab 1991: Gesamtes Bundesgebiet. Datenquelle: International Financial Statistics, IWF
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 158
• Wie unterscheiden sich kurzfristige von langfristigen
Entwicklungen der Produktion?
• Langfristig wird die Produktion durch das Wachstum der
Einsatzfaktoren und den technischen Fortschritt bestimmt,
also durch die Angebotsseite einer Volkswirtschaft
determiniert.
• Dieses Niveau der Produktion nennen wir auch das
„potentielle Inlandsprodukt“ oder die
„Vollbeschäftigungsproduktion“.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 159
• Kurzfristig kann aber die tatsächliche Produktion von ihrem
potentiellen Niveau abweichen. Wie ist das zu erklären?
• Kurzfristig wird die Produktion entscheidend durch die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage beeinflusst.
• Während eines Booms erhöhen Firmen die Produktion, um
die zusätzliche Nachfrage zu befriedigen.
• In einer Rezession wird die Produktion dagegen reduziert
um eine hohe Lagerhaltung zu vermeiden.
• Wodurch wird aber die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
bestimmt?
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 160
• Im Wachstumsmodell waren Produktion und
gesamtwirtschaftliche Nachfrage identisch. Alles Produzierte
wurde für Konsum- oder Investitionszwecke verwendet.
• In der Realität können Wirtschaftssubjekte aber auch sparen
ohne zu investieren. Andere Wirtschaftssubjekte investieren,
obwohl sie keine Ersparnisse gebildet haben. Sie verschulden
sich dann bei anderen Wirtschaftssubjekten, die überschüssige
Ersparnisse gebildet haben.
• Wir müssen uns überlegen, wie diese Entscheidungen auf
Produktion und gesamtwirtschaftliche Nachfrage wirken.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 161
• Kein einzelner Sektor ist alleine verantwortlich für die
Bestimmung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Vielmehr
beeinflussen die Aktionen eines jeden Sektors die Nachfrage
der anderen Sektoren.
• Hiermit ergibt sich das Problem der Zirkularität: Wie ein
System von Zahnrädern hängen die Entscheidungen einzelner
Wirtschaftssysteme von einander ab.
• In der Folge lässt sich beobachten, dass im Rahmen eines
Konjunkturzyklus die meisten makroökonomischen Variablen
im Gleichlauf reagieren.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 162
• Eine steigende Produktion geht mit steigenden Einkommen
der Haushalte und mit erhöhter Beschäftigung einher. Die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt. Investoren sind
zuversichtlich bezüglich zukünftiger Erträge und steigern ihre
Investitionen.
• Eine fallende Produktion geht mit sinkenden Einkommen
der Haushalte einher sowie erhöhter Arbeitslosigkeit. Die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinkt. Investoren befürchten
Überkapazitäten und werden keine zusätzlichen Investitionen
durchführen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 163
• Diese Zirkularität lässt sich formal veranschaulichen.
• Für die Konsumentscheidung können viele
Einflussgrößen relevant sein (Vermögen, Steuerzahlungen,
das zu erwartende Lebenseinkommen …).
• Im Rahmen der absoluten Einkommenshypothese von
Keynes (1936) wird dem laufenden Einkommen eine
zentrale Rolle zugewiesen:
C = C(Y)
• Hierbei wird argumentiert, dass ein Anstieg des
Einkommens zu einem Anstieg des Konsums als auch
einem Anstieg der Ersparnis führt.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 164
• In linearisierter Form gilt: C = a + cY, mit
a>0, autonomer Konsum
c, marginale Konsumquote, mit 0<c<1.
• Die private Ersparnis, S, ist die Differenz zwischen
Einkommen und privatem Konsum:
S = Y – C.
• Es folgt in linearisierter Form:
S = Y – a – cY = –a + sY; s=1-c
• Hierbei ist s die marginale Sparquote (0 < s < 1). Für den
einzelnen Haushalt ist die Ersparnis nun nicht mehr identisch
zur Investition, im Gegensatz zum Wachstumsmodell.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 165
C,S
S>0
S = -a+(1-c)Y
a
S>0
45°
-a
C = a+cY
Y0
Y1
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 166
• Die Produzenten planen dabei die Produktion, Y, kurzfristig
in Höhe der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, Y=YD.
• Im Gegensatz zu obigem Cartoon unterstellen wir
unterausgelastete Produktionskapazitäten.
• Diese bewirken, dass Unternehmen eine zusätzliche
Nachfrage befriedigen können.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 167
• Kurzfristig werden Überstunden oder höhere
Maschinenlaufzeiten hingenommen, um die Produktion zu
erhöhen.
• Bei fehlender Nachfrage ergibt sich hingegen Kurzarbeit,
Arbeitslosigkeit sowie eine Unterauslastung der Kapazitäten.
• Wir unterstellen dabei, dass eine zusätzliche Nachfrage
nicht die Inflation erhöht. Solche Rückwirkungen werden wir
erst später betrachten.
• Die Inflation und das Preisniveau sind daher im Rahmen der
Modellierung konstant (z.B. aufgrund von Menukosten).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 168
• Alle Umsätze aus dem Produktionsprozess werden als
Einkommen an die Haushalte wieder ausgeschüttet. Von
einbehaltenen Gewinnen sehen wir hierbei ab.
• Alle Größen wie Konsum und Produktion werden hierbei
real geplant. Der Konsumplan bezieht sich also nicht auf
eine nominale €-Größe, sondern auf (gewichtete) Mengen
an Konsumgütern. Eine Verdoppelung des Preisniveaus
würde diesen Konsumplan nicht ändern.
• Die Investoren werden in einem vorgegebenen Ausmaß
Investitionsgüter (netto) nachfragen, I=I. Damit lautet die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage YD=C+I.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 169
Das Gütermarktmodell
(1) Y=YD
(2) I=I
(3) C=a+cY
(4) YD=C+I
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 170
• Zusammengefasstes Modell:
Y = C  I = a  cY  I
1
ˆ
Y =
(a  I )
1- c
Multiplikator
autonome
Komponenten
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 171
• Es existieren Verhaltenshypothesen über geplante Größen.
Diese sind die Produktion, die Nettoinvestition und der
geplante Konsum (Y, I, C). Bei diesen Größen werden die
Pläne auch realisiert. Es gibt aber außerhalb des
Gleichgewichts ungeplante Investitionen
(Lagerinvestitionen).
• Bei Ungleichgewichten, Y > YD oder Y < YD, erfolgen
Planrevisionen in Form ungeplanter
Lagerbestandsänderungen. Bei dieser Größe können Plan
und Realisierung also voneinander abweichen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 172
Einkommens-Nachfrage-Diagramm
(Keynessches-Kreuz)
Y,YD
C, I
P
IU
YD=C+I
S(Y1)
I
C=a+cY
a+I
I=I
a
45°
Y^
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y1
Y
Folie 173
• Dieses Gütermarktgleichgewicht lässt sich auch dadurch
abtragen, dass die gesamtwirtschaftliche Ersparnis der
Nettoinvestition gegenüber gestellt wird.
• Es gilt die Definitionsgleichung S=Y-C.
• Unter Verwendung der Gleichungen (1), (2) und (4) wird
hieraus die (alternative) Gleichgewichtsbedingung:
S=I
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 174
S, I
S=-a+sY
P
^
-a
I
Y
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 175
• In einer Volkswirtschaft können nun Störungen
auftreten. Wie verändert sich hierbei das Gleichgewicht?
• Diese Frage wird im Rahmen einer so genannten
komparativ-statischen Analyse beantwortet.
• Hierzu leiten wir den Investitionsmultiplikator (dY/dI)
her:
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 176
• Die Gleichung Y = 1 1 - c  (a  I ) wird total
differenziert:
1
dY =
(da  dI ).
1- c
• Sofern sich der autonome Konsum nicht ändert, gilt
da=0. Eine solche Konstanz nicht näher betrachteter
Variablen wird als „ceteris paribus“-Annahme
bezeichnet. Es folgt dann:
dY
1
=
.
dI 1 - c
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 177
Y,YD,
C, I
P1
YD=a+cY+I1
YD=a+cY+I0
P0
dI
I=I1
dI
I=I0
45°
Y^0
Y^1
dY (>dI)
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 178
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 179
• Der Multiplikatorprozess kann mit Hilfe einer quasidynamischen Analyse beschrieben werden.
• Hierfür wird die Anpassung in einzelne
Multiplikatorrunden zerlegt für die angenommen wird,
dass die Anpassung nicht sofort erfolgt, sondern eine
gewisse Zeit benötigt.
• Es ergibt sich dann folgende Wirkungskette:
I
Y
C
S (Sickerverlust)
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 180
• Im Kontenrahmen lässt sich dies folgendermaßen
darstellen:
Produktionskonto
1. Abschreibungen
2. Einkommen
Einkommenskonto
1. Privater Konsum
2. Investitionen
1. Privater Konsum
2. Ersparnis
1. Einkommen
Vermögensänderungskonto
1. Investitionen
1. Abschreibungen
2. Ersparnis
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 181
• Eine andere Störung ergibt sich bei einer Variation des
autonomen Konsums.
• Haushalte könnten die Ersparnis erhöhen durch eine
Absenkung von a.
• Der Multiplikator hierzu lautet:
1
dY =
da < 0.
1- c
• Dies entspricht einer Verschiebung der Nachfragekurve
im Einkommens-Nachfrage-Diagramm nach unten.
• Alternativ kann eine Darstellung im S/Y-Diagramm
vorgenommen werden.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 182
S, I
S=-a1+sY
P1
da < 0
^
Y1
P0
^
S=-a0+sY
I=I
Y
Y0
-da
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 183
• Hierbei lässt sich das sogenannte „Sparparadoxon“
beobachten: Der einzelwirtschaftliche Versuch, die
Ersparnis zu erhöhen, scheitert im gesamtwirtschaftlichen
Kontext.
• Einzelwirtschaftlich halten wir einen Menschen, der
hinreichend spart, für weise und vorausschauend. In einer
Krise wünschen sich viele eine Rückkehr zu solchen
Tugenden. Aber dieses Kalkül verschlimmert die Krise, die
Produktion bricht weiter ein und nicht einmal die Ersparnis
nimmt gesamtwirtschaftlich zu.
• Seit Keynes (1936) wird dieser Zusammenhang auch
fallacy of composition genannt, also der Irrtum, aus der
Summe einzelwirtschaftlicher Kalküle auf
makroökonomische Zusammenhänge zu schließen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 184
• Bestimmungsgröße für die gesamtwirtschaftliche
Ersparnis ist allein die Investition.
• Das erstaunliche Ergebnis ist, dass nicht etwa das
Zinsniveau zu einem Gleichgewicht zwischen Investitionen
und Ersparnis beiträgt.
• Eine jede Investition verschafft sich durch die
Multiplikatorrunden die zu ihrer Durchführung notwendige
Ersparnis.
• Das Inlandsprodukt treibt die Ersparnis auf die Höhe der
durchgeführten Investitionen.
• Bereits in der ersten Multiplikatorrunde wird dies erreicht.
Alle durch den Multiplikator induzierten Konsumgüterkäufe
übertragen die Ersparnistätigkeit nur auf andere Schultern.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 185
• Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Ersparnisse keine
Restriktion für die Durchführung von Investitionen
darstellen. Wir können also nicht vermuten, dass „zu
geringe“ Ersparnisse die Durchführung einer Investition
behindern.
• Investitionen benötigen keine „vorhandenen“ Ersparnisse,
die sich z.B. in Form von Sparguthaben bei Banken
angesammelt haben.
• Es reicht vielmehr aus, dass eine Bank eine Bürgschaft für
die Durchführung einer Investition ausstellt.
• Die Finanzierungsmittel entstehen dann automatisch mit
der Durchführung der Investition.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 186
• Eine zum Sparparadoxon ähnliche Logik ergibt sich in
einer Finanzkrise für den Bankensektor. Einzelne Banken
halten wir für solide, wenn sie relativ zu ihren teilweise
riskanten Anlagen hinreichend Reinvermögen besitzen.
Gehen die Kurse ihrer Anlagen herunter, so vermindert sich
ihr Reinvermögen. Daher sollten sie durch Verkäufe ihre
Bilanz verkürzen. Diese Maßnahme hilft aber nur der
einzelnen Bank. Alle anderen Banken werden durch die
Verkäufe und dadurch sinkenden Vermögenspreise noch
stärker in die Krise gestürzt.
• Der Versuch einzelner Banken, die Risiken ihrer
Geschäftstätigkeit durch Verkäufe von Finanzvermögen zu
verringern, scheitert im gesamtwirtschaftlichen Kontext.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 187
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
5. Die Aktivität des Staatesf(k)
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 188
Pflichtlektüre:
Blanchard, O. (2009), Macroeconomics. S. 65-81.
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 25-27, 41-45, 52-53, 55.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. Worth
Publishers: S. 262-266.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
717-729.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 189
• Zu den öffentlichen Haushalten zählen die
Gebietskörperschaften und die Sozialversicherungen. Alle
öffentlichen Haushalte bilden den Sektor „Staat“.
• Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist
zu berücksichtigen, dass öffentliche Haushalte Güter
produzieren.
• Dies sind z.B. Dienstleistungen, wie Landesverteidigung,
Rechtssicherheit und Bildung.
• Hierbei können keine Lagerbestandsänderungen entstehen,
da Dienstleistungen nicht lagerfähig sind.
• Zur Produktion werden vom Staat Güter und
Dienstleistungen von Unternehmen und privaten Haushalten
gekauft (V) und Arbeitsleistungen unselbständig Beschäftigter
bezogen (F).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 190
• Der Staat investiert auch, z.B. in Straßen, Brücken oder
Gebäude (Infrastruktur) und muss hierauf Abschreibungen
vornehmen.
• Als „Staatskonsum“ definieren wir alle nicht-investiven
Ausgaben des Staates plus Abschreibungen.
Produktionskonto des öfftl. Haushalts
Käufe v. Vorleist. (V) 70
225
Staatskonsum (G)
Abschreibungen (D)
30
Wertschöpfung (F)
125
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 191
• Es existieren keine Verkäufe der Produktion an andere
Wirtschaftssubjekte.
• Stattdessen ist
- der Empfänger der Leistung häufig nicht bekannt,
- die Produktion unentgeltlich bereitgestellt und
- einzelne sollen oder können von der Nutzung solcher
Güter nicht ausgeschlossen werden.
• Die Bezeichnung „Staatskonsum“ unterstellt daher, dass
die Endverbraucher kollektiv die Produktion konsumieren.
• Reine Transferzahlungen werden hiervon ausgenommen,
da diese nicht im Austausch für gegenwärtig produzierte
Güter oder Dienste geleistet werden.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 192
• Manche Dienstleistungen des Staates gehen auch als
Vorleistung in den Produktionsprozess der Unternehmen
und privaten Haushalte ein.
• Eine statistische Abgrenzung zwischen Konsum und
Vorleistungen ist aber nicht möglich.
• Daher wird die gesamte Produktion vereinfachend als
Konsum bezeichnet.
• Es ergibt sich ferner die Schwierigkeit der Bewertung der
staatlichen Leistungen. Da keine Marktpreise existieren,
wird die Bewertung zu Herstellungskosten vorgenommen.
• Durch die Bewertung zu Herstellungskosten kann das
Produktionskonto keinen Gewinn ausweisen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 193
• Die Finanzierung erfolgt weitgehend über
Zwangsabgaben (direkte und indirekte Steuern,
Sozialbeiträge).
• Über die öffentlichen Haushalte vollzieht sich der
überwiegende Teil der Einkommensumverteilung in der
Volkswirtschaft.
• Zinszahlungen auf ausstehende Verbindlichkeiten werden
als reine Einkommensumverteilung betrachtet, nicht als
Faktoreinkommen, welches aus dem Produktionsprozess
resultiert.
• Das Einkommen wird verwendet für Transferzahlungen
an die privaten Haushalte (Sozialleistungen; R) und an
Unternehmen (Subventionen; Z).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 194
• Nach Abzug von R und Z ergibt sich das Einkommen des
öffentlichen Haushalts, welches er für Konsum, Zinszahlung
auf ausstehende Verbindlichkeiten und Ersparnis verwenden
kann.
Einkommenskonto des öfftl. Haushalts
Transferzahlungen (R) 45
Staatskonsum (G)
Zinszahlungen
Ersparnis (Sst)
195
225
Direkte Steuern und
Sozialabgaben (Td)
5
20
100
Indirekte Steuern
abzgl. Subventionen (Ti-Z)
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Folie 195
• Die Gegenbuchungen zum Eingang der indirekten Steuern
erfolgen im Produktionskonto der Unternehmen oder
privaten Haushalte, da diese Zahlungen unmittelbar mit der
Produktion und dem Absatz eines Gutes verbunden sind.
• Die Gegenbuchungen zum Eingang der direkten Steuern
erfolgen im Einkommenskonto der Unternehmen oder
privaten Haushalte, da diese Zahlungen eine
Einkommensumverteilung darstellen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 196
• Zur Vereinfachung bezeichnen wir die Unternehmen und
privaten Haushalten als privaten Sektor und verwenden zur
Kennzeichnung den Index „p“.
• Das vom Staat gebildete Vermögen wird im
Vermögensänderungskonto abgetragen.
• Der Staat kann Investitionsgüter vom privaten Sektor
kaufen. Diese Investitionen gehen nicht in der laufenden
Produktion unter. Hierfür muss der Staat allerdings
Abschreibungen vornehmen.
• Für die staatliche Ersparnis muss eine Gegenbuchung im
Vermögensänderungskonto erfolgen.
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Folie 197
• Im Gegensatz zu einem gesamtwirtschaftlichen
Vermögensänderungskonto einer geschlossenen
Volkswirtschaft muss das eines einzelnen Sektors nicht
ausgeglichen sein.
• Der Staat kann ein Defizit durch Kreditaufnahme
finanzieren. In diesem Fall weisen die
Vermögensänderungskonten der anderen Sektoren einen
Überschuss auf.
Vermögensänderungskonto des öfftl. Haushalts
Bruttoinvestitionen des
Staates (IBSt)
70
30
20
Abschreibungen (D)
Ersparnis (SSt)
20 Finanzierungsdefizit (BD)
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 198
• Werden die jeweiligen Konten für alle Sektoren zu
gesamtwirtschaftlichen Konten zusammengefasst, so ergibt
sich das unten stehende Flussdiagramm.
Td - R 145
SSt 20
SP 100
Einkommenskonto
F
G
Ti-Z
C
915 670 225 100
Produktionskonto
Vermögensänderungskonto
IbP 220
IbSt 70
DP 140
DSt 30
V 400
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Folie 199
• Bei der Bestimmung des Nettoinlandsprodukts
können nun zwei verschiedene Preisniveaus zu Grunde
gelegt werden. Güter können zu Marktpreisen oder zu
Herstellungskosten bewertet werden.
• Werden indirekte Steuern (abzüglich Subventionen)
berücksichtigt, so ergibt sich das Nettoinlandsprodukt
zu Marktpreisen:
YM=C+G+IP+ISt = 1015
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 200
• Werden alternativ die indirekten Steuern (abzüglich
Subventionen) herausgerechnet, so ergibt sich
derjenige Anteil des Inlandsprodukts, welcher dem
„Volk“ als Faktoreinkommen zufließt. Es resultiert das
Volkseinkommen:
Volkseinkommen=F = 915
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 201
• Werden alle Produktionskonten zusammengefasst, so
ergibt sich das gesamtwirtschaftliche
Produktionskonto:
Gesamtwirtschaftliches Produktionskonto
Indirekte Steuern ./.
225
Staatskonsum (G)
Subventionen (Ti-Z)
100
Abschreibungen (D)
170
670 Privater Konsum (C)
Wertschöpfung (F)
915
220
Private Invest. (IbP)
70
Staatl. Invest. (IbSt)
YbM
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 202
• Da gilt
YM=C+G+IP+ISt ,
folgt YM -Ti+Z-Td+R -C=G+IP+ISt - Ti+Z -Td+R .
F
• Der Term auf der linken Seite entspricht der privaten
Ersparnis. Damit folgt:
SP= IP+G+ISt- Ti+Z -Td+R.
BD
• Private Ersparnis und private Nettoinvestitionen können
im Ausmaß des Finanzierungsdefizits voneinander
abweichen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 203
• Wird das Vermögensänderungskonto des Staates
(SSt+BD= ISt ) mit demjenigen des privaten Sektors (SP=
IP+BD ) aggregiert, so folgt:
S=SP+SSt= IP +ISt .
• Ein Anstieg des Staatskonsums (SSt sinkt) könnte also
entweder zu einem Anstieg der privaten Ersparnis oder zu
einem Rückgang der (privaten) Investitionen führen.
• Wir benötigen eine Theorie, mit der die Wirkung genau
bestimmt wird.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 204
• Für eine modelltheoretische Berücksichtigung des Staates
werden folgende Annahmen gemacht:
• Der Staat fragt das Güterbündel Y für öffentliche Zwecke
nach (G). Er erhebt Zwangsabgaben (T=Td). Dies sind die
Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Der Staat zahlt
Transferzahlungen an private Haushalte (R).
• Staatl. und private Investitionen werden zusammengefasst,
(I).
• Indirekte Steuern (Ti) und Subventionen (Z) werden
vernachlässigt. Diese können parallel zu den direkten Steuern
(Td) und Transferzahlungen an Haushalte (R) modelliert
werden.
• Haushalte planen ihren Konsum in Abhängigkeit vom
verfügbaren Einkommen Yv=Y-T+R.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 205
Das Gütermarktmodell mit Staat
(1) Y=YD
(2) YD=C+I+G
Fünf Gleichungen und
fünf endogene Variablen:
(3) C=a+cYv ;(a>0, 0<c<1)
Y, YD, C, Yv, T
(4) Yv=Y–T+R
Exogene Variablen: G, T0,
R, I, t
(5) T=T0+tY ;(T0>0, 0t<1)
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 206
• Zur Berechnung des Gleichgewichtseinkommens werden
die Verhaltenshypothesen, Definitionen und institutionellen
Beziehungen in die Gleichgewichtsbedingung (1)
eingesetzt:
Y = a + c(Y – T0 – tY + R) + I + G
 Yˆ =
1
 a - cT0  cR  I  G  .
1 - c(1 - t )
Multiplikator
autonome
Komponenten
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Folie 207
Y,
YD,
C
YD=C+I+G
P0
I
C+G
S
C=a+c(1-t)Y-c(T0-R)
45°
Y^0
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 208
• Im Rahmen einer komparativen Statik lässt sich die
Wirkung einer Veränderung einer autonomen
Komponente auf das Inlandsprodukt durch das totale
Differential bestimmen:
1
dY =
 da - cdT0  cdR  dI  dG  .
1 - c(1 - t )
Multiplikator
Veränderungen der
autonomen Komponenten
= Impulse
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Folie 209
• Der Anpassungsprozess zum neuen Gleichgewicht lässt
sich graphisch illustrieren:
G   Y  Yv  C
T
S
Sickerverluste
• Im Falle einer Erhöhung der autonomen Steuern oder
Senkung der Transferzahlungen ergibt sich folgende
Anpassung:
R
Y   Yv   C 
T
S
Sickerverluste
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 210
• Eine Erhöhung des Staatskonsums geht mit einem
erhöhten Budgetdefizit einher. Dieser Anstieg wird jedoch
durch den Multiplikatorprozess gedämpft.
• Für das Budgetdefizit (BD) gilt:
BD= G + InSt+ R – T = G + InSt + R – T0 – tY.
• Das totale Differential (mit dInSt = dT0 = dR = dt = 0)
erbringt:
dBD= dG – tdY.
• Einsetzen für dY erbringt:
1 - c 1 - t 

dBD
1
= 1- t
=
> 0; < 1.
dG
1 - c(1 - t )
1 - c(1 - t )
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 211
Das Haavelmo Theorem
• Von einer gleichzeitigen Erhöhung des Staatskonsums und
der Steuern geht ein positiver Impuls aus, (Haavelmo 1945).
• Wir unterstellen eine vollständig durch Steuern finanzierte
Steigerung des Staatskonsums, d.h. dBD = 0; dG = dT0 > 0.
Mit da=dR=dI=0 folgt:
1
1- c
dY =
dG.
 -cdT0  dG  =
1 - c(1 - t )
1 - c(1 - t )
• Werden die Steuern nur pauschal erhoben, ist also der
Steuersatz (t) Null, so gilt dY=dG (Haavelmo-Theorem).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 212
• Der Staat hat hier zusätzlich die Möglichkeit, den
Steuersatz, t, zu variieren. Die Auswirkung lässt sich
mit Hilfe der zusammengefassten Gleichung
analysieren:
Y = a + c(Y – T0 – tY + R) + I + G
• Bei totaler Differentiation ist nun die Produktregel
anzuwenden. Mit da=dT0=dR=dI=dG=0 folgt:
dY = cdY – ctdY – cYdt
 dY(1 – c + ct) = – cYdt
1
dY =
 -cYdt  .
1 - c(1 - t )
Multiplikator
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Impuls
Folie 213
• In einer Nachrichtenagenturmeldung vom 19. August 2010
heißt es:
„Nach dem temporeichen Aufschwung der deutschen Wirtschaft im
zweiten Quartal hat die Bundesbank ihre Wachstumsprognose für das
laufende Jahr deutlich erhöht. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP)
dürfte um rund 3 Prozent steigen, schreiben die Währungshüter in ihrem
neuen Monatsbericht. Noch im Juni hatte die Notenbank ein Plus von nur
1,9 Prozent für die deutsche Konjunktur vorhergesagt.“
• Eine Erhöhung des Wachstums um 1 Prozentpunkt bewirkt
Mehreinnahmen bei den Steuern i.H.v. ca. 4 Mrd. €. Noch
stärker fallen die Überschüsse bei den Sozialversicherungen
aus. Gemäß einer Faustregel beträgt der Überschuss bei der
Arbeitslosenversicherung 6 Mrd. €, weitere 4 Mrd. € bei der
Arbeitslosenhilfe sowie 1 Mrd. € bei der Rentenkasse.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 214
• Im umgekehrten Fall eines Konjunktureinbruchs resultieren
Defizite bei den öffentlichen Haushalten.
• Diese Defizite wirken stabilisierend auf die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Diese Stabilisierung ergibt
sich automatisch, ohne spezielle Gesetze mit denen
Staatsausgaben erhöht werden.
• Steuern und Sozialversicherungen erfüllen daher eine
Aufgabe als „automatischer Stabilisator“.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 215
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
6. Investition und Zins
c*
f(k)
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 216
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 267271.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 217
• Die folgenden drei Abschnitte stellen ein
makroökonomisches Modell für eine geschlossene
Volkswirtschaft vor. Ziel ist es, Inlandsprodukt, Realzins und
Inflationsrate miteinander in Beziehung zu bringen.
• In dem Modell wird das nachgefragte Inlandsprodukt
maßgeblich vom Realzins beeinflusst. Dieser wiederum wird
von der Zentralbank festgelegt. Abweichungen von
nachgefragten und angebotenem Inlandsprodukt führen zu
Änderungen der Inflationsrate. Auf diese reagiert wiederum
die Zentralbank mit einer Änderung des Realzinses.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 218
• Ausgangspunkt des Modells sind die Bestimmungsgrößen
der Investitionstätigkeit. Hierfür werden verschiedene
Variablen angeführt:
- Der Realzins (r).
- Zukünftige Ertragserwartungen (E).
- Staatliche Anreize (Steuern und
Abschreibungsgeschwindigkeit)
• Die ersten beiden Bestimmungsgrößen leiten wir hier
genauer her. Die dritte Größe kann exogen vom Staat
festgelegt werden.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 219
• Wir betrachten ein einzelwirtschaftliches Investitionskalkül.
• Hierbei wird die Methode des internen Zinsfußes
angewandt.
• Es findet eine Abwägung statt zwischen der erwarteten
Rendite und den Kosten (oder Opportunitätskosten) der
Investition.
• Die Investitionsnachfrage wird ausgedehnt, bis der interne
Zinsfuß () dem nominalen Zinssatz entspricht.
• In diesem Fall ist der Kapitalwert der Investition (also der
Barwert der zukünftigen Erträge abzüglich der
Anschaffungsausgaben) gleich Null.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 220
• In einer inflationsfreien Welt gilt für den internen Zinsfuß
(), die Anschaffungsausgaben (A0), die realen
Nettoeinnahmen der Periode i (Ei) und die Lebensdauer des
Investitionsobjektes (n) folgender Zusammenhang:
E3
En
E1
E2
A0 =


 ... 
.
2
3
n
1   1    1   
1   
• Bei konstanten erwarteten Nettoeinnahmen (Ei=E) und
unendlich langer Lebensdauer des Investitionsobjektes
n   folgt:

 E
1
E
A0 = E 
= E
- 1 =   = .
i
 1 - 1 1     
A0
i =1 1   



1
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 221
• Ein Investor wird nun einen Vergleich anstellen zwischen
dem internen Zinsfuß () und dem nominalen Marktzins (i).
• Falls  > i ist der Kapitalwert der Investition größer als
Null; das Investitionsobjekt wird durchgeführt.
• Falls  < i ist der Kapitalwert der Investition kleiner als
Null; das Investitionsobjekt wird nicht durchgeführt.
• In einer Wirtschaft mit Inflation ist diese Berechnung
anzupassen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 222
• Im Falle von Inflation werden automatisch alle zukünftigen
realen Erträge, Ei, mit der Inflationsrate nominal ansteigen.
Es gilt folgender Zusammenhang bei unendlich langer
Laufzeit:
i
1  p  Ei

A0 =  i =1
i
1   

• Hieraus folgt bei konstanten erwarteten realen
Nettoeinnahmen (Ei=E) und unter der Annahme einer
geringen Inflationsrate (1+p ~ 1):


1 p 

1
E
A0 = E  i =1
= E
- 1 
i
 1 - 1  p  1      - p
1   



i
E
=
p
A0
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 223
• Ein Investor erwartet, dass der interne Zinsfuß () mit der
Inflationsrate steigt. Er vergleicht  mit dem nominalen
Zinssatz i=r+p.
• Falls  > i  E/A0 > r ist der Kapitalwert der Investition
größer als Null; das Investitionsobjekt wird durchgeführt.
• Falls  < i  E/A0 < r ist der Kapitalwert der Investition
kleiner als Null; das Investitionsobjekt wird nicht
durchgeführt.
• Die Höhe der insgesamt in einer Volkswirtschaft
durchgeführten Investitionen lässt sich graphisch dadurch
bestimmen, dass alle Investitionen gemäß ihrem realen
Ertrag E im Verhältnis zu den Anschaffungskosten A0
angeordnet werden.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 224
r, E/A0
E1/A0
E2/A0
E3/A0
r=r0
E4/A0
E5/A0
I
I1
I2
I3
I4 I5
Iˆ
• Investoren werden ihre Nachfrage so lange ausdehnen, bis
gilt: E/A0 = r.
• Insgesamt ist der Realzins und nicht der Nominalzins
entscheidend für die Höhe der Investitionen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 225
• Die Investitionsnachfrage lässt sich auch als stetige
Funktion darstellen.
• Der bisherige Fall zinsunabhängiger Investitionen ergäbe
sich bei I r = 0, also bei einer vertikal verlaufenden
Kurve.
r
I(r)
r = r0
Iˆ
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
I
Folie 226
• Verbessern sich die Zukunftsaussichten, d.h. für alle
Projekte steigt der erwartete reale Ertrag E, so verschiebt
sich die Investitionskurve nach oben.
• Bei gegebenem Realzins werden mehr
Investitionsprojekte durchgeführt.
r
I0(r)
I1(r)
r = r0
Iˆ0
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
ˆI I
1
Folie 227
• Sollten aber steigende Investitionen nicht zu einer
Erhöhung des Realzinsniveaus führen, da die Investoren die
Preise für knappe Finanzierung (Ersparnisse) und damit die
Zinsen nach oben treiben?
• Nein, denn makroökonomisch erzeugen Investitionen die
zu ihrer Durchführung erforderlichen Ersparnisse selbst.
• Zusätzliche Investitionen führen zu erhöhten Einkommen,
die nur als Ersparnisse die Multiplikatorrunden verlassen
können.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 228
• Sinkende Realzinsen erhöhen die Investitionen.
• Steigende Investitionen erhöhen die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage.
• Hierdurch steigt die Produktion und führt zu einem
erneuten Anstieg des privaten Konsums.
• Es ergibt sich ein Multiplikatorprozess, der das
Inlandsprodukt insgesamt stark ansteigen lässt.
r
• Hieraus ergibt sich
ein negativer
IS-Kurve
Zusammenhang
zwischen dem
Realzins und dem
Inlandsprodukt.
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 229
• Punkte außerhalb der IS-Kurve bedeuten, dass die
Dynamik der Multiplikatorrunden noch nicht
abgeschlossen ist.
r
IS
P1
P„2
P„1
P2
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 230
• In Anlehnung an das Gütermarktmodell in Abschnitt 5
haben diverse Lageparameter einen Einfluss auf die
Lage der IS-Kurve.
r
IS
G, T0, R ,
a , E 
G, T0,
R, a , E ,
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 231
• Neben den bisher bekannten Einflussgrößen
(Staatskonsum, autonome Steuern, Transferzahlungen,
autonomer Konsum) sind nun zwei weitere Einflussgrößen
auf das Inlandsprodukt zu erwähnen.
• Der Realzins steht an der Ordinate, bewirkt also eine
negative Neigung der Kurve.
• Die zukünftigen Erwartungen bezüglich realer Erlöse für
Investitionsprojekte, E, stellen einen Lageparameter der ISKurve dar. Optimistische Zukunftserwartungen erhöhen die
Investitionsneigung und verschieben die IS-Kurve nach
rechts.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 232
• Wie stabil und sicher sind aber die zukünftigen
Erwartungen? Dies wurde zumeist kontrovers diskutiert.
Die Krise der letzten Jahre hat deutlich gemacht, dass
zukünftige Erwartungen sehr unsicher sind und dass
Investitionen stark davon abhängen, wie optimistisch
Investoren in die Zukunft blicken.
• Dabei kann der Optimismus des einen denjenigen des
anderen wecken. Genauso kann der Pessimismus eines
Investors andere zu ähnlich düsteren Voraussagen bewegen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 233
• Zwei Investoren überlegen sich z.B., ob sie ein Haus in
New Orleans nach der Flutkatastrophe wieder aufbauen
wollen.
• Keiner möchte aber ohne Nachbarn leben. Hierbei ergibt
sich dann ein Koordinationsproblem und zwei
Gleichgewichte: Ertrag
Investor 2
Investor 1
Nein 0
Ja -2
Nein
0
0
0
5
Ja
-2
5
• Sofern ein Investor eher pessimistische Einstellungen von
anderen vernimmt, wird er seine Investitionen ebenfalls
zurückstellen. Das Gleichgewicht ohne Investitionen
resultiert.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 234
• Aus vielen Gründen treten solche Abhängigkeiten
zwischen Investoren in einer Volkswirtschaft auf.
• So möchte ein Investor die Möglichkeit haben, sein
Anlagevermögen in der Zukunft zu verkaufen, kann dies
aber nur, wenn andere Akteure im Markt aktiv sind.
• Zulieferbetriebe für notwendige Vorprodukte entstehen nur
dann, wenn hierfür viele konkurrierende Abnehmer
existieren.
• Der Optimismus eines Investors kann andere anstecken,
nicht zuletzt deshalb, weil diese einen
Informationsvorsprung bei dem aktiven Investor vermuten.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 235
• Das aktuelle Inlandsprodukt kann auch auf die Höhe der
Investitionen wirken (Akzeleratorhypothese).
• Dies kann zum einen daraus resultieren, dass sich in einer
Rezession Pessimismus durchsetzt und die
Ertragserwartungen, E, nach unten revidiert. Zum anderen
sinken oftmals in einer Rezession die Buchwerte der Aktiva.
Hierdurch sinkt die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und
sie erhalten für Investitionen keine Kredite.
• Dies liefert einen weiteren Grund dafür, dass
Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sich
selbst verstärken. Es gilt dann I=I(Y,r).
• Frage: Was gilt in diesem Fall für das Sparparadoxon, also
den einzelwirtschaftlichen Versuch, mehr zu sparen durch
Erhöhung der Sparquote?
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 236
• Die Realzinsen beeinflussen nicht nur die Investitionen.
• Mit sinkenden Realzinsen steigen die Kurse von
Anleihen und Aktien.
• Hierdurch steigt das Vermögen der privaten Haushalte
an.
• Ein solcher Vermögensanstieg regt die privaten
Haushalte dazu an, ihren Konsum zu erhöhen. Dieser
Konsum wird die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
erhöhen.
• Hiermit wird eine negative Steigung der IS-Kurve erneut
begründet. Der Effekt wird als „Vermögenskanal“
bezeichnet.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 237
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
f(k)
7. Zinssatz und Gütermarkt bei
(n+d)k
konstanter Inflation
c*
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 238
Pflichtlektüre:
Lambsdorff, J. Graf und C. Engelen (2007), Das
Keynesianische Konsensmodell, WiST,
Wirtschaftswissenschaftliches Studium, August, S. 387394.
Jarchow, H.-J. (2010), Grundriss der Geldtheorie, 12.
Aufl. S. 217-229.
Keynes, J.M. (2008), On Air – Der Weltökonom am
Mikrofon der BBC. S. 71-77.
Romer, D. (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 1-19,
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
Blanchard, O. (2009), Macroeconomics. S. 505-512.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 239
• Die vorherigen Abschnitte hatten gezeigt, dass
Investitionen sich die zu ihrer Finanzierung notwendigen
Ersparnisse selbst erzeugen aufgrund des
Multiplikatorprozesses.
• Wie wird dann aber der Realzins bestimmt?
• Wir hatten in Abschnitt 3 bereits gesehen, dass der
nominale Zinssatz von der Zentralbank bestimmt wird.
• Die Zentralbank beobachtet permanent die laufende und
in der Zukunft erwartete Inflation.
• Wird dieser Wert vom nominalen Zinsniveau
subtrahiert, so ergibt sich das reale Zinsniveau.
• Die Zentralbank führt die Geldpolitik durch mit dem
Ziel, makroökonomische Größen optimal zu steuern.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 240
III. Fallstudie Eurozone
III. Fallstudie Eurozone
Eurozone, 2009
BIP: 8959 Mrd. €
Bevölkerung: 329 Mio.
Pro-Kopf-Produktion: 27200 €
Preis Big-Mac: 3,38 €
Wechselkurs: 1,41 US $/€
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 241
III. Fallstudie Eurozone
• 1992: Mit dem Vertrag von Maastricht verpflichten sich die
Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf die Einrichtung
einer Währungsunion.
• 1998: 11 Mitgliedstaaten erfüllen die notwendigen
Konvergenzkriterien. Dänemark, Schweden und
Großbritannien nehmen Ausnahmen für sich in Anspruch.
• 1999: 1. Januar 1999 startet die Eurozone.
• 2000: Griechenland qualifiziert sich
• 2002: Physische Münzen und Banknoten werden emittiert.
• 2007-2011: Weitere Länder treten bei; Slowenien (2007),
Zypern und Malta (2008), Slowakei (2009), Estland (2011).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 242
III. Fallstudie Eurozone
5.000
90.000
4.000
85.000
3.000
2.000
80.000
1.000
0.000
75.000
-1.000
-2.000
Q1 1999
70.000
Q1 2000
Q1 2001
Q1 2002
Q1 2003
Q1 2004
Q1 2005
Q1 2006
Q1 2007
Q1 2008
Q1 2009
Q1 2010
Realer Zinssatz
Inflation
Nominaler Zinssatz
Auslastungsgrad (minus
(rechte 80)
Skala)
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 243
• Da hohe Realzinsen die Investitionen dämpfen und
niedrige Realzinsen zu einem expansiven Impuls führen,
wird die Zentralbank der Höhe der Realzinsen besondere
Aufmerksamkeit schenken.
• Sie wird daher direkt das Realzinsniveau steuern.
• Ist das reale Inlandsprodukt, Y, niedriger als das
potentielle Inlandsprodukt, so resultiert Arbeitslosigkeit und
vorhandene Kapazitäten an Sachkapital sind ungenutzt. Die
Zentralbank steuert dem durch Senkung des Realzinses
entgegen.
• Ist das Inlandsprodukt höher als sein potentielles Niveau,
so müssen Arbeitskräfte Überstunden machen. Sachkapital
wird übermäßig verschlissen. Um die Wirtschaft zu
dämpfen wird die Zentralbank den Realzins erhöhen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 244
• Bei einem hohen Inlandsprodukt droht auch eine
zukünftige Finanzkrise.
• Eine hohe gesamtwirtschaftliche Nachfrage kann durch
einen Boom beim privaten Konsum oder den Investitionen
ausgelöst werden.
• Der Boom hält dabei an, weil hohe Einkommen den
privaten Haushalten einen hohen Konsum ermöglichen und
den Investoren eine gute Kapazitätsauslastung.
• Geht das Inlandsprodukt aber auf sein potentielles Niveau
zurück, so erkennen die privaten Haushalte, dass
Konsumentenkredite nicht abbezahlt werden können.
• Investoren erkennen, dass ihre Projekte unrentabel sind.
Sie müssen Insolvenz anmelden. Insgesamt kann so eine
Finanzkrise aufkommen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 245
• Um diese Gefahren einer Überhitzung zu vermeiden, wird
die Zentralbank den Realzins erhöhen:
“[It‟s the Fed‟s job] to take away the punch bowl just as
the party gets going.”
William McChesney Martin, Jr.
Fed Chairman 1951-1970
• In der Rezession gilt das Gegenteil:
“The Fed also has the job of spiking the punch with
grain alcohol when the party starts to flag“
N. Gregory Mankiw,
New York Times, 2007
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 246
Quelle: New York Times, 21. Dezember 2007
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 247
• Die Zentralbank wird darüber hinaus auch der Höhe der
Inflationsrate eine große Bedeutung beimessen. Die EZB
hält eine Inflationsrate zwischen 1 und 2 Prozent für
angemessen.
• Bei hoher Inflation wird die Zentralbank den Realzins
erhöhen. Hierdurch soll der Preisauftrieb gedämpft werden.
• Bei zu niedriger Inflation wird der Realzins gesenkt, damit
zusätzliche gesamtwirtschaftliche Nachfrage entsteht.
• Es ergibt sich eine geldpolitische Reaktionsfunktion, die
positiv vom realen Inlandsprodukt und ebenfalls positiv von
der Inflationsrate abhängig ist.
• Diese Regel wird als Taylor-Regel bezeichnet:
r = r ' P Y - Y   I p ;
r ', P , I > 0
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 248
• Hierbei bezeichnen P das Ausmaß mit dem die
Zentralbank auf Schwankungen des Inlandsprodukts
reagiert. Je ausgeprägter der Wunsch nach einer
Stabilisierung des Inlandsprodukts, desto größer fällt dieser
Parameter aus.
• Analog fällt I groß aus, falls bereits kleine
Schwankungen der Inflationsrate vermieden werden sollen.
• Der letzte Term ließe sich auch in der Form I p - p 
schreiben, wobei p der Zielwert der Inflationsrate ist.
• Wir können diesen Zielwert aber weglassen. Ein höherer
Zielwert, also eine inflationäre Politik, wird hier stattdessen
durch den Term r' erfasst.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 249
• Der Term r' bezeichnet einen von der Zentralbank im
langfristigen Mittel für geeignet angesehenen Realzins.
• Eine Änderung von r' bringt eine bewusste Änderung der
geldpolitischen Ausrichtung zum Ausdruck.
• Mit einem Anstieg von r' wird der Übergang zu einer
restriktiveren geldpolitischen Regel ausgedrückt.
• Mit einem Senken von r' wird ausgedrückt, dass die
Zentralbank eine laxere geldpolitische Regel verfolgt.
• Hiervon ist eine fehlerhafte Realzinssteuerung der
Zentralbank zu unterscheiden, die durch ein Abweichen von
der MP-Kurve dargestellt wird.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 250
• Wir setzen dabei den Wert für das potentielle
Inlandsprodukt, Y , auf 100 und passen den Wert der
Güternachfrage, Y, dementsprechend an.
• Bei einem Produktionspotential von 2500 Mrd. € und
einer Güternachfrage von 2400 Mrd € schreiben wir dann:
2400 - 2500
Y -Y =
100 = 96 - 100
2500
• Wir bringen somit zum Ausdruck, dass die Güternachfrage
4% unterhalb des Produktionspotentials liegt.
• Taylor schlägt als Werte für P und I jeweils 0,5 vor.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 251
• Damit erhalten wir eine Kurve, welche die monetäre
Politik der Zentralbank beschreibt. Diese Kurve
bezeichnen wir als MP-Kurve.
• Sie hat eine positive Steigung.
• Ein Anstieg der Inflation oder ein Übergang zu einer
restriktiveren geldpolitischen Regel (r' steigt) verschieben
die MP-Kurve nach oben.
r
MP-Kurve
p; r'
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 252
• Die IS-Kurve sei durch die folgende Gleichung
charakterisiert (b0 bezeichnet die in den vorherigen
Abschnitten identifizierten Einflüsse).
Y = b0 - b1r; b0 , b1 > 0.
• Die geldpolitische Regel und die IS-Kurve können
zusammengefasst werden, um das gleichgewichtige
Inlandsprodukt und den hierzu gehörigen Realzins zu
bestimmen.
r
IS
MP
r0
P0
Y0
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 253
• Im Gleichgewicht muss die nominale Geldmenge, Ln,
mit der Inflationsrate steigen.
• Dies zeigt ein Blick auf die Geldnachfragegleichung,
Ln = P  L(Y , r  p e ) .
• Da im Gleichgewicht der Realzins, die erwartete
Inflationsrate und das Inlandsprodukt konstant sind, ist
auch die reale Geldnachfrage konstant.
• Dies ergibt sich nur bei einer proportionalen
Entwicklung von Geldmenge und Preisniveau.
• So lange somit der Zinssatz konstant ist, gilt die
Quantitätsgleichung.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 254
Erhöhung des Staatskonsums
IS1
r
IS0
b0
MP
rA
r0
P0
Y0
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
PA
YA
Y
Folie 255
• Die Erhöhung des Staatskonsums auf ein dauerhaft höheres
Niveau verschiebt die IS-Kurve nach rechts.
• Aufgrund des Anstiegs des Inlandsprodukts ergibt sich eine
Überauslastung der Kapazitäten.
• Die Zentralbank wird gemäß ihrer Reaktionsfunktion den
Realzins erhöhen.
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher bleibt die
MP-Kurve unverändert in ihrer Lage. Es ergibt sich ein neues
Gleichgewicht im Punkt PA.
• Das Inlandsprodukt ist angestiegen, allerdings ist der
Anstieg gedämpft, da die höheren Realzinsen die
Investitionen reduzieren.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 256
• Der Anstieg des Inlandsprodukts fällt insgesamt geringer aus
als bei der bisherigen Multiplikatoranalyse.
• Die Zentralbank wirkt stabilisierend einer Ausweitung des
Inlandsprodukts entgegen.
• Dies wird auch in der Literatur als „Dämpfungseffekt des
Geldmarkts“ oder genauer als „Dämpfungseffekt der
Zentralbankpolitik “ bezeichnet.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 257
Straffere geldpolitische Regel
MP1
r
IS0
rA
r0
r'
PA
MP0
P0
YA
Y0
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 258
• Eine straffere geldpolitische Regel verschiebt die MP-Kurve
nach oben.
• Der Realzins erhöht sich.
• Aufgrund des steigenden Realzinses sinkt das
Inlandsprodukt.
• Dies wiederum bewirkt, dass die Erhöhung des Realzinses
etwas gedämpft wird.
• Es ergibt sich ein Gleichgewicht in PA bei kurzfristig
konstanter Inflationsrate.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 259
• Eine straffere geldpolitische Regel geht mit einer
einmaligen Reduktion der Geldmenge einher.
• Dies zeigt die Gleichung für die Geldnachfrage:
Ln = P  L(Y , r  p e )
• Da das Inlandsprodukt sinkt und der Realzins steigt,
sinkt die reale Geldnachfrage.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 260
• Wieso geht eine einmalige Reduktion der Geldnachfrage
mit einem Sinken des Inlandsprodukts einher?
• Teilweise finden sich hier irreführende,
vulgärökonomische Argumente für diesen Zusammenhang,
z.B. : „Die Güternachfrage verringert sich, weil weniger
Geld für Konsumzwecke zur Verfügung steht“.
• Dieses Argument ist falsch, denn für Konsum ist
Einkommen notwendig. Geld wird zu
Transaktionszwecken gehalten. Konsumgüter werden
verbraucht, Geld nicht.
• Der Grund besteht vielmehr darin, dass durch den
höheren Realzins die Investitionen sinken und als
Begleiterscheinung auch die Geldnachfrage sinkt.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 261
Liquiditätsfalle
• Die Zentralbank kann keine negativen nominalen
Zinssätze am Markt durchsetzen.
• Ein Grund für dieses Versagen besteht darin, dass die
Geschäftsbanken keine Kredite mit negativen
Nominalzinsen vergeben, weil sie stattdessen die
Geldhaltung bevorzugen.
• Dies wird als Liquiditätsfalle bezeichnet, da alle
Wirtschaftssubjekte eine unbegrenzte Neigung zur Haltung
von Liquidität hätten.
• Bei einer Inflationsrate von Null kann die Zentralbank
dann keine negativen Realzinsen erreichen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 262
Expansivere geldpolitische Regel mit Liquiditätsfalle
r
IS0
r0=0
MP
P0=P1
r'
Y
Y0=Y1
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 263
• Statt Punkte auf der MP-Kurve zu erreichen, muss die
Zentralbank dann von dieser Kurve abweichen.
• Unterhalb von r=0 gilt die MP-Kurve nicht mehr.
• Eine expansivere geldpolitische Regel ist dann ohne
Einfluss auf r.
• Demzufolge kann sich auch kein Anstieg der Investitionen
und des Inlandsprodukts einstellen.
• Eine Änderung der geldpolitischen Regel ist in der
Liquiditätsfalle somit wirkungslos.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 264
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 265
IV. Fallstudie Japan
IV. Fallstudie Japan
Japan, 2009
BIP: 487000 Mrd. Yen
Bevölkerung: 127 Mio.
Pro-Kopf-Produktion: 3830000 Yen
Preis Big-Mac: 320 Yen
Wechselkurs: 85 Yen/US $
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 266
IV. Fallstudie Japan
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 267
IV. Fallstudie Japan
• 1984-89: Trotz hohen Wachstums und niedriger Inflation
werden niedrige Zinsen gesetzt (um
Leistungsbilanzüberschuss abzubauen). Vermögenspreisblase
bei Aktien und Immobilien.
• 1989-1992: Nikkei büsst mehr als die Hälfte seines Wertes
ein. Viele faule Kredite liegen in den Bilanzen.
• 1992-1996: Trotz Rezession werden Zinsen nur langsam
gesenkt.
• 1996-2010: Japan ist in der Liquiditätsfalle. Nur mit hohen
Staatsausgaben gelingt eine Stabilisierung. Die Verschuldung
des Staates liegt mittlerweile bei 230% des BIP.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 268
IV. Fallstudie Japan
• Der Nikkei ist der bekannteste japanische Aktienindex.
Seine Messung basiert auf 225 ausgesuchten
Aktienwerten.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 269
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
8. Das makroökonomischef(k)
(n+d)k
Konsensmodell
c*
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 270
Pflichtlektüre:
Lambsdorff, J. Graf und C. Engelen (2007): 387-394.
Jarchow, H.-J. (2010), Grundriss der Geldtheorie, 12. Aufl.
S. 229-243.
Romer, D. (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 44-70,
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
Taylor, J.B. und A. Weerapana (2009), Economics, 6. Aufl.
S. 672-693; 694-708.
Ferner:
Blanchard, O. (2009), Macroeconomics. S. 498-505.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 358-371.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 271
• Bisher haben wir ein konstantes Inflationsniveau
unterstellt. Tatsächlich aber schwankt die Inflationsrate und
reagiert auf geld- und fiskalpolitische Aktionen.
• Wir müssen daher die Bestimmungsfaktoren der
Inflationsrate herausarbeiten und die Rückwirkung auf
Realzins und Inlandsprodukt modellieren.
• Ein Zusammenhang zwischen Inflation und Inlandsprodukt
ergibt sich aus dem Zusammenwirken von IS-Kurve und
MP-Kurve.
• Ein Anstieg der Inflationsrate verschiebt die MP-Kurve
nach oben. Aufgrund des steigenden Realzinses verringert
sich daher das Inlandsprodukt.
• Die Schar dieser Punkte können wir in einem p/YDiagramm abtragen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 272
Herleitung der AD-Kurve
MP1
r
p
IS
MP0
r0
P0
Y0
p
Y
AD
p1
p0
P0
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 273
• Im p/Y-Diagramm hat diese Kurve eine negative Steigung.
• Diese Kurve gibt an, wie hoch das Inlandsprodukt ist, falls
die Zentralbank auf eine vorgegebene Inflationsrate mit
ihrer Zinssetzung reagiert. Die Kurve unterstellt dabei, dass
Produzenten ihre Produktion vollständig nach der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ausrichten.
• Bei hoher Inflationsrate setzt die Zentralbank einen hohen
Realzins und dämpft damit die Konjunktur.
• Bei niedriger Inflationsrate setzt die Zentralbank einen
niedrigen Realzins und regt damit die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage an.
• Daher bezeichnen wir die Kurve auch als Nachfragekurve
(aggregate demand).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 274
• Die negativ geneigte AD-Kurve ähnelt einer aus der
Mikroökonomie bekannten Nachfragekurve.
• Erhöht sich der Preis für Bier, so sinkt die Nachfrage.
• Dieser mikroökonomische Effekt ist aber auf
Substitutionsbeziehungen zurückzuführen: Der relative Preis
für Bier steigt an; statt Bier werden andere Güter nachgefragt.
• Diese Substitution ist aber gesamtwirtschaftlich nicht
möglich.
• Die negative Neigung ist daher anders zu begründen: Die
Zentralbank möchte hohe Inflation vermeiden. Daher erhöht
sie den Realzins und bewirkt einen Rückgang der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 275
• Werden Produzenten aber tatsächlich immer gemäß der
Höhe der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage produzieren?
• Tatsächlich kann das gesamtwirtschaftliche Angebot von
anderen Einflussgrößen bestimmt sein.
• Langfristig wird das Angebot, wie im Wachstumsmodell
hergeleitet, von den Einsatzfaktoren und dem technischen
Fortschritt bestimmt. Dieses langfristige Niveau wird auch als
„potentielles Inlandsprodukt“ bezeichnet oder als
„Vollbeschäftigungsproduktion“, Y.
• Hat die Inflationsrate hierauf einen Einfluss?
• Zum einen existieren Kosten der Inflation
(Schuhlederkosten, Menukosten …), welche einen negativen
Einfluss nahelegen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 276
• Zum anderen gibt es einen Nutzen einer mäßigen
Inflationsrate, weil die Anpassungsfähigkeit einer
Volkswirtschaft gefördert wird. In Abwägung der konträren
Argumente erscheint die Annahme vertretbar, dass insgesamt
die Inflationsrate keinen Einfluss auf das langfristig
angebotene Inlandsprodukt besitzt.
• Im Falle eines Zustroms von
p
Arbeitskräften, Kapital oder
natürlichen Ressourcen sowie
bei technischem Fortschritt
erhöht sich das „potentielle
Y
Inlandsprodukt“ und die AngeY
botskurve verschiebt sich nach
rechts.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 277
• Was passiert nun, wenn bei einer bestimmen Inflationsrate,
sagen wir p1, das Angebot größer ist als die Nachfrage?
Welche Seite wird sich durchsetzen?
• Kurz- und mittelfristig ist es möglich, dass das
Inlandsprodukt von dem langfristigen Niveau abweicht. Die
Höhe des Inlandsprodukts wird dann von der AD-Kurve
bestimmt.
p
AD
• Kurzfristig ist
nämlich die
p1
Inflationsrate konstant.
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 278
• So sind Löhne kurzfristig fixiert (sticky wages).
Lohnverhandlungen werden nur alle 1-2 Jahre durchgeführt.
Hierbei wird die zukünftige Inflationsrate abgeschätzt und als
Zuschlag auf den Lohn gewährt. Oder es wird ein Ausgleich
für die Inflation der Vergangenheit gewährt. Für den Zeitraum
des Vertrages bleibt das Lohnniveau dann konstant.
• Genauso sind Preise kurzfristig konstant, weil die
Anpassung mit Menukosten einhergeht (sticky prices). Preise
werden je nach Branche teilweise seltener als einmal pro Jahr
angepasst. Bei der Bestimmung des Preisniveaus wird die
Inflationsrate der Vergangenheit und die für die Zukunft
erwartete Rate berücksichtigt.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 279
• Angenommen, ein Wirtschaftssubjekt hat Information über
eine verringerte gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Trotzdem
könnte es davon absehen, den Preis seines Gutes zu senken,
sofern diese Information nicht allen Konkurrenten zur
Verfügung steht (sticky information).
• Wirtschaftssubjekte ohne Besitz der Information werden ihre
Preise nicht verringern, sondern sich nur an der bestehenden
Inflationsrate orientieren. Diejenigen im Besitz der
Information sehen daher keine (oder nur eine geringe)
Veranlassung, als einzige die Absenkung ihres Preis- oder
Lohnniveaus durchzuführen. Information über einen Boom
führt umgekehrt nicht zu steigenden Preisen und Löhnen,
sofern verringerte Marktanteile gegenüber uninformierten
Marktteilnehmern befürchtet werden.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 280
• Die Ausführungen implizieren, dass die Inflationsrate
kurzfristig konstant ist.
• Wir erhalten eine horizontale Inflationsanpassungs-Kurve
(IA) im p/Y-Diagramm.
• Die IA-Kurve wiederholt die im Rahmen der
Multiplikatoranalyse gemachte
Annahme bezüglich des
p
Angebotsverhaltens: Dieses
orientiert sich nur an der
Nachfrage. Anbieter sind
p0
IA
bereit, ohne einen Anstieg
Y
des Preisniveaus (und damit
der Inflation) jede
nachgefragte Menge zu produzieren.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 281
• Wie wird nun aber die Höhe der Inflationsrate bestimmt?
• Erfahrung lehrt, dass diese aus der Vergangenheit „ererbt“
wird. Eine hohe Inflationsrate in der Vergangenheit bewirkt,
dass auch in der Zukunft mit einer hohen Inflationsrate
gerechnet wird.
• Zudem reagiert die Inflationsrate auf ein Abweichen des
Inlandsprodukts von seinem potentiellen Niveau.
• Die Inflationsrate erhöht sich, wenn das Inlandsprodukt
größer ist als sein potentielles Niveau.
• In diesem Fall bewirkt nämlich eine Überauslastung der
Kapazitäten einen schnelleren Anstieg der Preise.
• Maschinen verschleißen schneller, die Motivation und
Konzentration der Mitarbeiter sinkt. Dies müssen die Firmen
durch einen beschleunigten Anstieg der Preise ausgleichen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 282
• Für abgeleistete Überstunden muss ein Zuschlag bezahlt
werden, der den Lohnsatz erhöht.
• Zudem steigen die Löhne schneller, weil aufgrund der
geringen Arbeitslosigkeit sich leichter Lohnsteigerungen
durchsetzen lassen.
• Ist das Inlandsprodukt dagegen kleiner als sein potentielles
Niveau, so resultiert Arbeitslosigkeit.
• Bei hoher Arbeitslosigkeit können Unternehmen die Löhne
drücken.
• Nur die hoch motivierten und qualifizierten Arbeitskräfte
verbleiben in den Betrieben und erlauben es den Firmen, die
Preissteigerungen moderater ausfallen zu lassen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 283
EZB, Monatsbericht Januar 2011, S. 43. Daten bezogen auf 1999-2010, 16 Eurowährungsländer.
Die Produktionslücke ist definiert als Quotient aus tatsächlichem BIP und potenziellem BIP,
welches mit Hilfe einer Cobb-Douglas Produktionsfunktion berechnet wird.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 284
• Formal gilt für die Inflationsrate:
p = p e  d Y-1 - Y  ; mit p e = p -1
• Entspricht das Inlandsprodukt seinem potentiellen Niveau,
Y-1 = Y , so folgt :
p = p e = p -1
• Liegt also bei der Produktion eine dauerhafte Ruhelage vor
mit Y = Y, dann ändert sich die Inflationsrate nicht.
• Weicht jedoch die Höhe des Inlandsprodukts von seiner
potentiellen Höhe ab, so hat dies eine Veränderung der
zukünftigen Inflationsrate zur Folge.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 285
• Neben der langfristig vertikalen Angebotskurve und der
kurzfristig horizontalen IA-Kurve wird in der Literatur auch
oftmals eine mittelfristige Angebotskurve dargestellt.
• Diese ist weder horizontal noch vertikal, sondern weist eine
positive Steigung auf.
• Eine solche Angebotskurve wird auch als „Phillips-Kurve“
bezeichnet.
• Hiermit wird verdeutlicht, dass mittelfristig ein erhöhtes
Inlandsprodukt und eine Absenkung der Unterbeschäftigung
nur mit einer Inflation „erkauft“ werden kann.
• Wir verzichten in der Graphik auf die Darstellung dieses
mittelfristigen Zusammenhangs.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 286
Das Grundmodell
r
IS
MP
r0
P0
Y0
p
Y
AD
p0
P0
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
IA
Y
Folie 287
Erhöhung des Staatskonsums
IS1
r
r1
IS0
b0
MP
p MP
P1
r0
P0
p
AD1
PA
Y
Y0 =Y1
AD0
p1
p0
P1
PA
P0
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
IA
Y
Folie 288
• Die Erhöhung des Staatskonsums auf ein dauerhaft höheres
Niveau verschiebt die IS-Kurve nach rechts. Aufgrund des
Anstiegs des Inlandsprodukts wird die Zentralbank gemäß
ihrer Reaktionsfunktion den Realzins erhöhen. Es ergibt sich
ein Zwischenpunkt in PA.
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher liegt die
Zwischenlösung im p/Y-Diagramm auch im Punkt PA.
• Aufgrund einer Überschussnachfrage erhöht sich nun die
Inflation. Hierdurch wird die Zentralbank veranlasst, den
Realzins zu erhöhen. Die MP-Kurve verschiebt sich nach
oben.
• Die Anpassung verläuft so lange, bis wieder ein
Gleichgewicht im Punkt P1 erreicht ist, mit einem
Inlandsprodukt i.H. des potentiellen Niveaus.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 289
• Die Inflationsrate ist nun gegenüber der Ausgangslage
dauerhaft angestiegen.
• Dies resultiert daraus, dass die Zentralbank den
anfänglichen Güternachfrageimpuls nicht vollständig
neutralisiert. Erst durch eine steigende Inflationsrate wird
dann die Zentralbank zu der weiteren, notwendigen Erhöhung
der Realzinsen induziert.
• Möchte die Zentralbank entgegen dieser Lösung dauerhaft
an der Inflationsrate der Ausgangslage festhalten, so müsste
sie auf die erhöhte Güternachfrage mit einer Straffung der
geldpolitischen Regel, r', antworten.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 290
• Mit der nun variierenden Inflationsrate kann auch die
Sparquote wieder auf die Investitionen wirken, entgegen der
Modellergebnisse bei konstanter Inflationsrate.
• Sofern nämlich die Sparquote steigt, verschiebt sich die ISKurve nach links. Die Zentralbank beobachtet eine zu geringe
gesamtwirtschaftliche Nachfrage und eine nachlassende
Inflationsrate. Sie wird die Zinsen senken. Die gesunkenen
Zinsen erhöhen dann die Investitionen.
• Allerdings funktioniert dieser Zusammenhang nicht in der
Liquiditätsfalle.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 291
• Eine erhöhte Investitionsneigung führt nun auch nicht mehr
unbedingt zu steigender Ersparnis.
• Sie bewirkt eine Rechtsverschiebung der IS-Kurve und
damit eine erhöhte Nachfrage und zukünftige
Inflationsgefahren.
• Um dies zu vermeiden, wird die Zentralbank die Zinsen
erhöhen.
• Hierdurch kann sich eine erhöhte Investitionsneigung aber
nicht durchsetzen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 292
Straffere geldpolitische Regel
MP1
r
p
IS0
r'
PA
r0
p
MP
P0=P1
AD0
Y0 =Y1
Y
AD1
p0
P0
IA
PA
p1
P1
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 293
• Eine straffere geldpolitische Regel verschiebt die MP-Kurve
nach oben. Aufgrund des steigenden Realzinses sinkt das
Inlandsprodukt. Es ergibt sich ein Zwischenpunkt in PA.
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher liegt die
Zwischenlösung im p/Y-Diagramm auch im Punkt PA.
• Aufgrund eines Überschussangebots verringert sich die
Inflation. Hierdurch wird die Zentralbank veranlasst, den
Realzins wieder zu senken. Die MP-Kurve verschiebt sich
nach unten.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 294
• Die Anpassung verläuft so lange, bis wieder ein
Gleichgewicht im Punkt P1 erreicht ist, mit einem
Inlandsprodukt i.H. des potentiellen Niveaus.
• Wir sehen also, dass die Zentralbank bei Straffung der
geldpolitischen Regel die Inflationsrate reduzieren kann.
• Hierbei muss sie aber eine temporäre Reduktion der
Produktion und des Einkommens in Kauf nehmen.
• Dem langfristigen Vorteil einer reduzierten Inflation stehen
daher temporäre Einbußen gegenüber.
• Da zukünftige Vorteile im Kalkül der Wirtschaftssubjekte
abdiskontiert werden müssen, ist nicht sichergestellt, dass
eine straffere Geldpolitik insgesamt vorteilhaft ist.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 295
Die Frage der Glaubwürdigkeit
• Wir hatten bisher die Inflationserwartung durch die
e
Gleichung p = p -1 dargestellt.
• Neben der Inflation der Vorperiode könnte die erwartete
Inflationsrate aber von weiteren Größen beeinflusst werden.
• Ein Anstieg der Ölpreise führt oftmals zu einer sofortigen
Änderung der Inflationserwartung.
• Hier wollen wir auf einen anderen wichtigen Einflussfaktor
eingehen: Die Glaubwürdigkeit einer Zentralbank.
• Sofern eine Zentralbank direkt Einfluss nehmen kann auf die
Inflationserwartung, ergäben sich wichtige Rückwirkungen
für die Wirksamkeit der Geldpolitik.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 296
• Möchte die Zentralbank langfristig die Inflationsrate
reduzieren, so kündigt sie für die laufende und die
zukünftigen Perioden einen erhöhten Wert für r' an.
• Glauben die Wirtschaftssubjekte der Zentralbank und
erwarten sie, dass die Zentralbank ihre Politik auch gegen
Widerstände durchsetzen wird, so sind sie von dem
zukünftigen Rückgang der Inflationsrate überzeugt.
• Daher werden sie ihre Erwartungen der zukünftigen
Inflation sofort nach unten korrigieren.
• Dadurch verschiebt sich die IA-Kurve sofort nach unten.
• Es resultiert dann nicht der Punkt PA als Zwischenlösung.
Vielmehr fällt die Reduktion des Inlandsproduktes geringer
aus.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 297
• Eine andere Situation liegt vor, wenn die Zentralbank jedoch
den Ruf hat, ihre Ankündigungen nicht konsequent
durchzusetzen, sondern oftmals ihren geldpolitischen Kurs
unter politischem Druck zu revidieren.
• In diesem Fall werden die Wirtschaftssubjekte nicht
unbedingt den Ankündigungen einer schärferen
geldpolitischen Regel in der Zukunft glauben.
• Die bloße Ankündigung wird dann nicht sofort zu einer
veränderten Inflationserwartung führen. In diesem Fall würde
sich die IA-Kurve nicht unmittelbar verschieben.
• Die Anpassung erfolgt dann bei einer kurzfristig konstanten
IA-Kurve und geht mit einem Produktionseinbruch einher
(Punkt PA).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 298
• Eine Zentralbank kann ihre Glaubwürdigkeit auch
ausnutzen, um über einen längeren Zeitraum die Wirtschaft
anzukurbeln.
• Sie könnte hierfür r' absenken, aber eine Rückkehr zur
bisherigen, strikten Politik ankündigen. Sie täuscht dann die
Wirtschaftssubjekte.
• In diesem Fall würde die IA-Kurve zunächst in ihrer alten
Lage verharren, da die Wirtschaftssubjekte den
Ankündigungen der Zentralbank glauben.
• Erst mit der Zeit erkennen die Wirtschaftssubjekte, dass die
Zentralbank unglaubwürdig ist und erhöhen die
Inflationserwartung.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 299
• Ob sich hiermit aber tatsächlich das Inlandsprodukt
dauerhaft erhöhen lässt, wurde insbesondere von dem
Nobelpreisträger Robert Lukas bezweifelt. Er bezweifelt, dass
ob Wirtschaftssubjekte ihre Inflationserwartung nur an Werten
der Vergangenheit orientieren (Lukas-Kritik). Bei einem
substantiellen Politikwechsel seien Wirtschaftssubjekte in der
Lage, die zukünftige Entwicklung korrekt zu antizipieren.
• Die Wirtschaftssubjekte durchschauen hierbei sofort die
Täuschung und erhöhen sofort die Inflationserwartung.
• Die Glaubwürdigkeit der Zentralbank geht sofort verloren
und die IA–Kurve wird unmittelbar nach oben verschoben.
Wird das Verhalten der Zentralbank rational antizipiert, so
unterbleibt hierbei ein temporärer Anstieg des
Inlandsprodukts.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 300
Deflation und Liquiditätsfalle
r
MP(p=0)
IS0
r0=1
P0
r0=0
p
p0=0
Y
Y0
AD0
P0
IA
Y
p0=-1
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 301
• Die Zentralbank kann keine negativen Nominalzinsen
erzielen, denn die Geschäftsbanken würden lieber horten
(z.B. Bargeld in den Tresoren halten), als Kredite mit
negativem Ertrag auszugeben und die Nichtbanken würden
Sichteinlagen halten und unbegrenzt Kredite bei den
Geschäftsbanken aufnehmen.
• Daher kann eine Senkung der Realzinsen bei
Preisniveaustabilität (p=0) nicht herbeigeführt werden.
Unterhalb von r=0 gilt die MP-Kurve nicht mehr.
• In dieser Situation kann die Zentralbank die Inflationsrate
nicht mehr steigern, da sie nicht kurzfristig die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhen kann.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 302
• Sinkt die Inflationsrate nun (Deflation), so möchte die
Zentralbank wie bisher mit einer Senkung der Realzinsen
reagieren.
• Da die Nominalzinsen aber bereits Null betragen, gelingt
ihr dies nicht.
• Entgegen dem Wunsch der Zentralbank führt die Deflation
zu einem Anstieg der Realzinsen. Hierdurch sinkt die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage weiter ab.
• Insgesamt ergibt sich bei einer Kombination aus Deflation
und Liquiditätsfalle ein positiver Verlauf der
gesamtwirtschaftlichen Nachfragekurve.
• Es droht eine immer weiter zunehmende Deflation
(Deflationsspirale).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 303
V. Fallstudie Große Depression
V. Fallstudie Große Depression
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 304
V. Fallstudie Große Depression
Pro-Kopf-Produktion
110
100
90
Kanada
Frankreich
80
Deutschland
USA
Großbritannien
70
60
50
1928
1929
1930
1931
1932
1933
1934
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
1935
1936
1937
1938
Folie 305
V. Fallstudie Große Depression
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 306
V. Fallstudie Große Depression
• 1921-1929: Aktienboom. Zentralbank versucht erst 1929 die
Überhitzung mit einer moderaten Zinserhöhung zu dämpfen.
• 1929: Rezession beginnt und Aktienmarkt bricht ein.
• 1930: Zentralbanken senken weltweit Zinsen nur moderat.
Erst 1940 wird ein Zinssatz von 1% in den USA gesetzt.
• 1931: Durch Beendigung der Goldeinlösepflicht der Bank of
England (und damit des damaligen Systems fester
Wechselkurse) wertet das britische Pfund um 30% ab.
• 1932: Aufgrund der starken Deflation ergeben sich hohe
Realzinsen, welche den Abschwung beschleunigen.
• 1933: Das von Präsident Roosevelt eingeleitete Programm
New Deal kurbelt mit massiven staatlichen Investitionen und
Sozialleistungen die Binnenkonjunktur an.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 307
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
9.
y*
f(k)
Außenbeitrag und Kapitalimporte
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 308
Pflichtlektüre:
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 27-29, 45-49, 53-54, 56.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
729-730.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 309
• Eine geschlossene Volkswirtschaft ist dadurch
gekennzeichnet, dass sie keine Interaktion mit anderen
Volkswirtschaften aufweist.
• Dies beinhaltet insbesondere das Fehlen von Exporten und
Importen.
• Das beinhaltet das Fehlen von Einkommensströmen
(Faktorströmen) über Landesgrenzen hinweg.
• Auch fehlen Kapitalströme mit dem Ausland.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 310
• Für viele makroökonomische Fragestellungen wird
vereinfachend die Interaktion mit dem Ausland
vernachlässigt.
• Empirische Beispiele für geschlossene Volkswirtschaften
sind dagegen seltener.
• Nordkorea ist ein Beispiel einer geschlossenen
Volkswirtschaft.
• Daneben ist aber insbesondere die globale Wirtschaft selbst
als geschlossene Volkswirtschaft zu verstehen.
• Für alle anderen Fälle sind die vielfältigen Ströme von
Leistungen und Zahlungen mit dem Ausland zu
berücksichtigen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 311
Die Bedeutung des Außenhandels für die USA
USA, Handels- und Dienstleistungsbilanz
18
16
Prozent des BIP
14
12
10
Importe
Exporte
8
6
4
2
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
2006
2004
2002
2000
1998
1996
1994
1992
1990
1988
1986
1984
1982
1980
1978
1976
1974
1972
1970
1968
1966
1964
1962
1960
0
Folie 312
• Die Bedeutung der außenwirtschaftlichen Öffnung hat in
den letzten fünf Jahrzehnten deutlich zugenommen.
• Weltweit steigt der Handel stärker als die Produktion.
• Dies ist ein Indikator einer zunehmenden „Globalisierung“
der Weltwirtschaft.
40
35
Exporte (%
vom BIP),
Deutschland,
WDI
30
Importe (%
vom BIP),
Deutschland,
WDI
25
20
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
2005
2003
2001
1999
1997
1995
1993
1991
1989
1987
1985
1983
1981
1979
1977
1975
1973
1971
15
Folie 313
• Die Exporte setzen sich zusammen aus den Exporten von
Gütern und Diensten (X‘) und den Exporten von
Faktorleistungen (FAI).
• Faktorleistungen werden exportiert, wenn ein Inländer ein
Einkommen im Ausland erzielt, z.B. indem er als
Grenzgänger im Ausland arbeitet oder Zins- oder
Mieteinnahmen im Ausland erzielt.
• Die Importe setzen sich zusammen aus den Importen von
Gütern und Diensten (J‘) und den Importen von
Faktorleistungen (FIA).
• Inländische Produktionsbetriebe importieren solche
Faktorleistungen, indem sie im Ausland wohnende
Arbeitskräfte oder Zinsen für ausländisches Kapital bezahlen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 314
• Die jährlichen Überschüsse und/oder Defizite, X‘-J‘, werden
in der Handels- und Dienstleistungsbilanz eines Landes
erfasst.
• Dieser Wert wird auch als „Außenbeitrag“ bezeichnet.
• Werden noch Faktorexporte und –importe berücksichtigt, so
resultieren die gesamten Netto-Exporte (X-J=X‘+ FAI -J‘FIA), die auch als Leistungsbilanzsaldo bezeichnet werden.
• Falls X>J, erwirtschaftet ein Land einen Überschuss und
baut dadurch Nettoforderungen gegenüber dem Ausland auf.
• Sind die Importe hingegen größer als die Exporte, so
akkumuliert ein Land Schulden oder verliert
Vermögensobjekte an das Ausland.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 315
• Der Außenbeitrag bzw. die Leistungsbilanz werden von
einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst:
- Den Konsumpräferenzen bezüglich inländischer und
ausländischer Produkte.
- Den Preisen der inländischen und ausländischen
Produktion.
- Dem Wechselkurs, also dem Preis der ausländischen
Währung in Einheiten der inländischen Währung.
- Dem Einkommen von Inländern und Ausländern.
- Transportkosten.
- Handelspolitik und Handelsbeschränkungen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 316
• Kapitalexporte kennzeichnen den von Inländern getätigten
Kauf ausländischer Vermögensobjekte (z.B. Aktien, Anleihen
oder Bauten) oder die Vergabe von Krediten an das Ausland.
• Kapitalimporte entsprechen dem Verkauf inländischer
Vermögensobjekte an Ausländer oder der Aufnahme von
Krediten aus dem Ausland.
• Nettokapitalexporte sind Kapitalexporte abzüglich der
Kapitalimporte. Sie entsprechen dem Saldo der Kapitalbilanz.
• So erhöht ein Kauf von US-Anleihen durch einen EUInländer die Nettokapitalexporte der EU.
• Kaufen Japaner Aktien in Deutschland, so verringern sich
die Nettokapitalexporte der EU.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 317
• Nettokapitalexporte werden von einer Vielzahl von Faktoren
beeinflusst:
- Den Realzinsen, welche für ausländische
Vermögensobjekte bezahlt werden.
- Den Realzinsen, welche für inländische
Vermögensobjekte bezahlt werden.
- Der erwarteten Entwicklung des Wechselkurses.
- Den wahrgenommenen ökonomischen und politischen
Risiken einer Anlage von Vermögen im Ausland.
- Den politischen Rahmenbedingungen, welche einen
Transfer von Vermögen ins Ausland ermöglichen oder
behindern.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 318
• Die Nettoexporte und der Saldo der Kapitalbilanz stehen in
einem engen Verhältnis zueinander.
• Beide Bilanzen sind ein Teil der „Zahlungsbilanz“ eines
Landes, also einer Zusammenstellung aller Transaktionen mit
dem Ausland.
• Ein Land verliert dadurch Vermögen oder akkumuliert
Schulden, dass die Importe an Gütern, Diensten und Faktoren
größer sind als die Exporte.
• Im Gegenzug müssen in gleichem Ausmaß
Nettokapitalimporte vorhanden sein.
• Diese spezifizieren, in welcher Form Kapital in das Land
fließt, als Kredit oder durch den Verkauf von
Vermögensobjekten.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 319
• Es gilt also, dass die Nettoexporte von Gütern, Diensten und
Faktoren (X-J) den Nettokapitalexporten (NKE) entsprechen
müssen:
X-J =NKE.
• Einem Verkauf von Gütern und Diensten an die USA (XJ>0) steht zunächst die Entgegennahme von US-$ gegenüber,
also einem Vermögensobjekt (NKE).
• Dieses Vermögensobjekt kann getauscht werden gegen
andere Vermögensobjekte, oder aber es kann für den Import
von Gütern aus den USA verwendet werden.
• In jedem Fall behält die obige Gleichung ihre Gültigkeit.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 320
• Transaktionen mit dem Ausland sind in der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu berücksichtigen.
• Dort werden folgende Wirtschaftssubjekte als „Inländer“
bezeichnet:
- natürliche Personen mit ständigem (mindestens ein
Jahr) Wohnsitz im Inland und
- alle anderen Wirtschaftssubjekte einschließlich
rechtlich unselbständiger Produktionsstätten und
Zweigniederlassungen, soweit der Schwerpunkt ihrer
wirtschaftlichen Aktivität im Inland liegt.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 321
Inländerkonzept
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Inlandskonzept
Folie 322
• Daneben können Transferzahlungen stattfinden, also
Übertragungen ohne entgeltliche Gegenleistung wie z.B.
Entwicklungshilfe, Wiedergutmachungsleistungen,
Beiträge an internationale Organisationen (Tr).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 323
Flussdiagramm für die volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung mit Ausland
S 110
Einkommenskonto
FI C G Ti-Z
945 700 225 100
Ib 250
Produktionskonto
FAI
10
TrIA
FIA
J´
(netto) 20
300
20
Auslandskonto
(aus Sicht des
Inlands)
D 160
Vermögensänderungskonto
X´ 350
KE (netto) 20
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 324
• Aus der Graphik lässt sich das Nettoinlandsprodukt (NIP)
zu Marktpreisen herleiten:
YnM=C+G+In +X– J=1065
• Durch Zusammenfassung ergibt sich gemäß
Produktionskonto:
FI+FIA+(Ti – Z) = C+G+In+X– J.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 325
Deutschland 2008
Exporte minus
Importe
Konsum
6%
57 %
18%
19%
Staatskonsum
Investitionen
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 326
USA 2008
Konsum
-5 %
70 %
17%
18%
Exporte minus
Importe
Staatskonsum
Investitionen
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 327
China 2008
Konsum
36 %
42%
Exporte minus
Importe
8%
14%
Staatskonsum
Investitionen
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 328
• Werden auf beiden Seiten der oben formulierten
Gleichung die netto aus dem Ausland zugeflossenen
Primäreinkommen hinzugezählt (FAI-FIA=-13 Mrd €), dann
erhält man:
FI+FAI+(Ti–Z) = C+G+In+(X’+FAI) – (J’+FIA).
Volkseinkommen
X
J
Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen
(NNP)
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 329
• Das durch Umformung aus dem gesamtwirtschaftlichen
Produktionskonto hergeleitete Nettonationaleinkommen zu
Marktpreisen lässt sich auch aus dem
gesamtwirtschaftlichen Einkommenskonto ermitteln. Eine
Erfassung aller eingehenden und ausgehenden Buchungen
erbringt:
FI+FAI+(Ti – Z)=C +G+ S + TrIA=1055
Es folgt:
C + G + In + (X – J) = C + G + S + TrIA
 S=In + (X – J – TrIA).
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 330
• Auf der rechten Seite steht in Klammern der
Leistungsbilanzsaldo. Dieser entspricht den
Kapitalexporten.
• Die Gleichung bringt zum Ausdruck, dass die heimische
Ersparnis entweder in heimische Investitionen fließt oder
in Kapitalexporte.
• Ein positiver Leistungsbilanzsaldo setzt voraus, dass im
Inland mehr gespart als investiert wird.
• Eine Verbesserung der Leistungsbilanz ist nur möglich,
wenn die Ersparnis ansteigt oder die Investitionen sinken.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 331
• Die Ersparnis kann somit für inländische Investitionen
verwendet oder im Ausland angelegt werden.
• Ein hohes Leistungsbilanzdefizit (X-J-TrIA=NKE<0)
impliziert dabei, dass das Ausland für das Inland spart.
• Dies könnte Symptom eines Problems sein: Ein Land spart
nicht hinreichend, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
• Als Reaktion auf eine niedrige Sparquote ist es aber
eventuell besser, mit hohen Kapitalimporten Investitionen
durchzuführen als sinkende Investitionen in Kauf zu
nehmen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 332
• Ersparnis und Investitionen lassen sich in einen
privaten und einen staatlichen Anteil zerlegen:
Spr+ Sst – Inpr – Inst = (X – J – TrIA).
• Da gilt Sst – Inst = – BD,
folgt Spr – Inpr – BD = (X – J – TrIA) = NKE.
• Dies illustriert das, was als twin-deficit bezeichnet
wird: Ein erhöhtes Budgetdefizit geht bei konstantem
Verhalten inländischer Haushalte und Investoren mit
Kapitalimporten einher, also einem Saldo in der
Leistungsbilanz.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 333
• Durch die Berücksichtigung des Auslands verändern
sich auch die anderen drei Konten der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Gesamtwirtschaftliches
Produktionskonto, Deutschland 2008
Verwendung
Importe, J‘
Abschreibungen
Indir. Steuern ./.
Subventionen
Faktorentlohnung
An Inländer
An Ausländer
Aufkommen
1033 Privater Konsum
1404
364 Staatskonsum
453
(Brutto-) Investitionen
477
286
Exporte, X‘
1190
1634
207
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 334
• Die Faktorentlohnung im Produktionskonto
unterscheidet sich nun von der im Einkommenskonto
aufgrund internationaler Faktorströme.
Gesamtwirtschaftliches
Einkommenskonto, Deutschland 2008
Verwendung
Nettotransferzahlungen an
das Ausland
30
Privater Konsum
1404
Staatskonsum
453
Ersparnis
281
Aufkommen
Faktorentlohnung aus dem
Inland
1634
Faktorentlohnung aus dem
Ausland
248
Indir. Steuern ./.
Subventionen
286
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 335
• Das Vermögensänderungskonto weist einen
Finanzierungsüberschuss aus, also Kapitalexporte.
Gesamtwirtschaftliches
Vermögensänderungskonto,
Deutschland 2008
Verwendung
(Brutto-) Investitionen
Aufkommen
Ersparnis
477 Abschreibungen
Finanzierungsüberschuss
168
281
364
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 336
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
f(k)
10. Die offene Volkswirtschaft
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 337
Pflichtlektüre:
Lambsdorff, J. Graf und C. Engelen (2008), Das
Keynesianische Konsensmodell einer offenen
Volkswirtschaft, WiST, Wirtschaftswissenschaftliches
Studium, S. 540-548.
http://www.wiwi.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/lehrstuehle/lambsdorff/downloads/DKK_S._540-547.pdf
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 338
• Wie wird ein Anstieg der Investitionen in einer offenen
Volkswirtschaft mit konstanter Inflation finanziert? Wir
können zeigen, dass auch hier alle Investitionen
automatisch die zu ihrer Durchführung notwendigen
Ersparnisse schaffen.
• Dies lässt sich bei konstanter Inflationsrate dadurch
zeigen, dass das bekannte Gütermarktmodell um Exporte
und Importe erweitert wird.
• Die Exporte sind hierbei exogen, da Wechselkurs und
Auslandskonjunktur als konstant angenommen werden.
• Die Importe sind positiv vom verfügbaren Einkommen
abhängig, da Konsumgüter nicht nur aus dem Inland
gekauft werden.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 339
Das Gütermarktmodell einer offenen Volkswirtschaft
(1) Y=YD
(2) YD=C+I+G+X-J
(3) C=a+cYv
;(a>0, 0<c<1)
Fünf Gleichungen und
fünf endogene Variablen:
(4) Yv=Y–T
Y, YD, C, J, X, Yv, T
(5) T=T0+tY ;(T0>0, 0t<1)
Exogene Variablen: G,
T0, I, t
(6) X=X0
(7) J=J0+mYv (0<m<c)
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 340
• Hieraus resultiert der folgende Multiplikator für einen
autonomen Anstieg der Investitionen von der
Finanzierungsseite:
1
dY =
dI .
1 -  c - m  (1 - t )
• Der Anpassungsprozess lässt sich graphisch illustrieren:
I   Y  Yv  Ci
T
• Für die Finanzierungsseite gilt:
Spr – NKE – BD = Inpr
S
J
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Sickerverluste
Folie 341
• Das verfügbare Einkommen steigt um (1-t)dY.
• Damit steigt die private Ersparnis um (1-c)(1-t)dY.
• Die Steuereinnahmen steigen um tdY; in diesem Ausmaß
steigt also die öffentliche Ersparnis und das Budgetdefizit
sinkt.
• Die Importe steigen um m(1-t)dY. In diesem Ausmaß
steigt der ausländische Beitrag zur Ersparnis.
• Insgesamt steigt die Ersparnis um:
dS = 1 - c 1 - t   t  m 1 - t   dY
= 1 -  c - m 1 - t   dY ,
also genauso stark, wie die Investitionen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 342
• Für eine Erweiterung des Keynesianischen Konsensmodells
um Rückwirkungen aus dem Ausland müssen wir zunächst
die IS-Kurve überdenken.
• Wie im vorherigen Abschnitt gezeigt, wird der Multiplikator
geringer ausfallen. Dies wollen wir im Folgenden
vernachlässigen und die Auswirkungen von
Wechselkursschwankungen näher analysieren.
• Der Wechselkurs, e, wird gemessen als Preis des Euro in
Dollar, z.B. 1€=1,25 Dollar.
• Ein Sinken des Wechselkurses, e, verbilligt inländische
Produkte. Exporte werden daher zunehmen und die teurer
werdenden Importe nehmen ab. Dies lässt den Außenbeitrag
steigen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 343
• Der gleiche Effekt ergibt sich bei einem Preisanstieg im
Ausland oder einer Preissenkung im Inland. Entscheidend für
Außenbeitrag und die Güternachfrage ist daher der reale
Wechselkurs, er=ep/pa.
• Der Anstieg des Außenbeitrags geht mit einer erhöhten
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage einher. Insgesamt gilt
daher für die IS-Kurve:
Y r = b0 - b1r - b2er ; b0 , b1 , b2 > 0.
• Die Auslandskonjunktur wird zudem zu einem
Lageparameter der IS-Kurve. Ein Konjunkturaufschwung in
den USA bewirkt, dass verstärkt Exporte dorthin getätigt
werden können. Die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts.
Dies würde mit einem Anstieg von b0 erfasst werden.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 344
• Für die Kapitalbilanz hatten wir gesehen, dass Differenzen
im (realen) Zinsniveau entscheidend sind.
• Ist der inländische Realzins höher als der ausländische, so
resultieren Kapitalimporte. Es werden verstärkt Euro
nachgefragt.
• Ist der ausländische Realzins höher als der inländische, so
wollen Anleger verstärkt Kapital exportieren. Sie werden
daher in höherem Ausmaß Euro anbieten.
• Die Kapitalbewegungen schlagen sich daher in der
Devisenbilanz nieder, also dem Angebot und der Nachfrage
nach eigener Währung und Austausch für ausländische
Währung.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 345
• Auch der Außenbeitrag schlägt sich in der Devisenbilanz
nieder. Deutsche Exporteure erhalten für ihre Güter Devisen,
die sie anbieten, um wieder Euro zu erhalten. Importeure in
Deutschland müssen Euro anbieten und Devisen nachfragen,
um ausländische Güter zu kaufen.
• Die Zahlungsbilanz setzt sich zusammen aus der
Leistungsbilanz und der Kapitalbilanz, so dass insgesamt
gelten muss X - J = NKE.
• Die Kapitalbewegungen sind in den letzten Jahrzehnten
immer stärker geworden. Daher führt bereits ein
geringfügiger Zinsunterschied zu einem Ausgleich der
Leistungsbilanz. Wir können den Außenbeitrag für die
Devisenbilanz vernachlässigen.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 346
• Dies bedeutet, dass wir vereinfachend r = ra schreiben
können.
• Diese Kurve ist die Devisenmarktkurve.
• Wir tragen sie zusätzlich neben der IS- und der MP-Kurve
im r/Y-Diagramm ab.
r
MP
IS0
ra
P0
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 347
• Untersuchen wir zunächst eine expansivere geldpolitische
Regel.
• Die Zentralbank senkt den Realzins und erhöht damit das
Inlandsprodukt.
• Dies bewirkt nun Kapitalexporte.
• Aufgrund der hohen Nachfrage nach Dollar wird der Euro
günstig und er sinkt.
• Hierdurch erhöht sich der Außenbeitrag und die IS-Kurve
verschiebt sich nach rechts.
• Die Auswirkung der expansiven geldpolitischen Regel wird
durch die Verbilligung des Euro weiter verstärkt. Der
Außenbeitrag steigt und erhöht die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage. Diese zusätzliche Wirkung der Geldpolitik wird
auch als „Wechselkurskanal“ bezeichnet.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 348
Expansivere geldpolitische Regel
r
IS0
MP
er
MP1
P0
r0
Z
P1
P'
r'
Y
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Y
Folie 349
• Eine weitere Störung kann z.B. in einer erhöhten
Güternachfrage bestehen, ausgelöst durch einen Anstieg des
Staatskonsums.
• Die Zentralbank wird auf die gestiegene Nachfrage mit einer
Erhöhung der Realzinsen reagieren (Punkt P').
• Dies löst nun Kapitalimporte aus.
• Aufgrund der hohen Nachfrage nach Euro wird dieser teurer
und er steigt.
• Hierdurch sinkt der Außenbeitrag und die IS-Kurve
verschiebt sich zurück in die Ausgangslage.
• Die erhöhte Güternachfrage durch den Staatskonsum wird
vollständig durch den sinkenden Außenbeitrag kompensiert.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 350
Erhöhung des Staatskonsums
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Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
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Folie 351
• Eine Störung kann auch darin bestehen, dass
Auslandsinvestitionen attraktiv werden aufgrund eines
erhöhten Zinssatzes im Ausland.
• Dies verschiebt die Devisenmarktkurve nach oben.
• Kapitalexporte führen zu einer erhöhten Nachfrage nach
Dollar. Der Euro wird billiger, er sinkt.
• Dies erhöht den Außenbeitrag.
• Den erhöhten Nettokapitalexporten steht damit ein erhöhter
Außenbeitrag entgegen.
• Das Inlandsprodukt steigt daraufhin. Die Importe steigen
und senken den Außenbeitrag. Der Realzins steigt und senkt
die Kapitalexporte.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 352
Steigender Auslandszinssatz
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Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
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Folie 353
VI. Fallstudie Deutschland
VI. Fallstudie Deutschland
Bundesrepublik Deutschland, 2009
BIP: 2395 Mrd. €
Bevölkerung: 82 Mio.
Pro-Kopf-Produktion: 29200 €
Preis Big-Mac: 3,39 €
Wechselkurs: 1,28 US $/€
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Folie 354
VI. Fallstudie Deutschland
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 355
VI. Fallstudie Deutschland
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 356
VI. Fallstudie Deutschland
• 1993: Deutsche Wiedervereinigung erfordert hohe Zinsen zur
Dämpfung der Nachfrage. Währungen wie die spanische Peseta
werten bis 1995 ab. Danach konstante Wechselkurse mit allen
späteren Euro-Partnern.
• 1999: Wechselkurse für Euroländer werden unwiderruflich
festgelegt und nominale Zinssätze von Vorgänger der EZB
europaweit festgelegt.
• Niedrige Inflation in Deutschland lässt den Euro real günstig
werden. Realzinsen hierdurch hoch. Investitionen niedrig und
Kapitalexporte. Leistungsbilanz wird positiv.
• Hohe Inflation in Spanien lässt den Euro real teuer werden.
Realzinsen hierdurch niedrig und Kapitalimporte. Investitionen
sind hoch und Leistungsbilanz wird negativ.
• 2010: Zusammenhalt der Eurozone erfordert temporäre
Stützungsmaßnahmen. Sparmaßnahmen in Spanien und erhöhte
Nachfrage in Deutschland sind notwendig.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 357
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
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11. Offene makroökonomische
(n+d)k
Fragestellungen
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Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
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Folie 358
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 522525.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 359
1. Sollte die Wirtschaft mit Hilfe eines
situationsbedingten Einsatzes der Geld- und
Fiskalpolitik stabilisiert werden?
• Pro (Keynesianische Sichtweise):
- Kurzfristige Schwankungen können lange
anhalten. Dies ist z.B. darauf zurückzuführen,
dass selbstverstärkende Mechanismen
existieren. Eine Rezession verstärkt sich selbst
durch Multiplikatoreffekte, bei denen ein
Produktionseinbruch z.B. durch eine Reduktion
des Konsums noch verstärkt wird.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 360
• Pro:
- Das wirtschaftliche Gleichgewicht ist damit
instabil; Die Wirtschaft wird unerwünschten
Schwankungen ausgesetzt sein, wenn sie sich
selbst überlassen ist.
- Die langfristige Anpassung kommt zu spät
(Keynes: „in the long-run we are all dead“);
- Mit Hilfe politischer Instrumente kann die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage gesteuert
werden. Hierdurch wird die Instabilität
neutralisiert und Schwankungen abgemildert.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 361
• Contra:
- Geldpolitik beeinflusst die Wirtschaft mit
langen und unvorhersehbaren Verzögerungen
zwischen dem Zeitpunkt der Notwendigkeit
einer Maßnahme und ihrer Auswirkung.
- Studien belegen, dass Änderungen der
Geldpolitik die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage frühestens nach sechs Monaten
spürbar beeinflussen. Hier existiert eine starke
Wirkungsverzögerung.
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Folie 362
• Contra:
- Änderungen der Fiskalpolitik benötigen einen
langen politischen Prozess für ihre Durchsetzung
aufgrund der notwendigen Gesetzesänderungen.
- Es kann Jahre dauern, bis solche Änderungen
vorgeschlagen, beschlossen und implementiert
werden.
- Aufgrund der Verzögerungen und der
Schwierigkeit der Prognose zukünftiger
Entwicklungen wird evtl. nicht eine
gegenwärtige Rezession abgeschwächt, sondern
ein zukünftiger Boom verstärkt.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 363
• Contra:
- Eine erhöhte Verschuldung des Staates führt
notgedrungen in der Zukunft zu erhöhten
Steuerzahlungen.
- Haushalte antizipieren die zukünftigen
Zahlungen mit verstärkter Spartätigkeit. Eine
geringe Ersparnis des Staates wird dann durch
eine erhöhte Ersparnis der Haushalte
ausgeglichen (Ricardianisches
Äquivalenztheorem).
- Staatsdefizite können daher die Wirtschaft nicht
stabilisieren.
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Folie 364
2. Sollte die Geldpolitik, anstatt unstetig auf aktuelle
Anforderungen zu reagieren, an strenge Regeln
gebunden sein?
• Pro:
- Eine situationsbedingte Politik kann unter
Inkompetenz und Machtmissbrauch leiden.
- Zentralbanker könnten gemäß ihrer politischen
Präferenz Einfluss auf den Wahlausgang
nehmen und damit einen political business
cycle auslösen.
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Folie 365
• Pro:
- Zentralbanker sind der Versuchung ausgesetzt, zur
Reduzierung der Inflation mit bloßen
Ankündigungen die Wirtschaft zu beeinflussen,
die angekündigten Maßnahmen dann aber zu
unterlassen (Problem der „Zeitinkonsistenz“).
- Aufgrund von Erfahrungen mit falschen
Ankündigungen sind Menschen skeptisch
gegenüber der Zentralbank und rechnen mit
hohen Inflationsraten.
- Dies wird vermieden, wenn der Zentralbank
verboten wird, überraschend niedrige Realzinsen
zu setzen.
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Folie 366
• Contra:
- Unflexible Regeln erlauben es einer Zentralbank
nicht, auf sich verändernde ökonomische
Bedingungen angemessen zu reagieren.
- Probleme der Inkompetenz und des
Machtmissbrauchs sind rein hypothetisch.
- Die Bedeutung von political business cycles ist
unklar.
- Probleme der Zeitinkonsistenz werden
abgemildert, wenn sich Zentralbanken sich eine
Reputation der Glaubwürdigkeit aufbauen.
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Folie 367
3. Sollte die Staatsverschuldung reduziert werden?
• Pro:
- Die Staatsverschuldung muss von der
zukünftigen Generation zurückgezahlt
werden, welche deshalb unberechtigt unter
hohen Steuern und geringem Einkommen
leidet.
- Ein Staatsdefizit verringert die
gesamtwirtschaftliche Ersparnis. Hierdurch
verringert sich der Kapitalstock und das
Wachstum.
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Folie 368
• Contra:
- Staatsausgaben werden teilweise auch für
Investitionen in physisches Kapital und
Humankapital getätigt, wovon auch zukünftige
Generationen profitieren.
- Produktivitätsfortschritte (und in manchen
Ländern auch ein Anstieg der Bevölkerung)
steigern die Fähigkeit der zukünftigen Generation,
den Schuldendienst zu leisten.
- Ein Anstieg der Verschuldung im Ausmaß des
Wachstums des nominalen Inlandsprodukts ist
unproblematisch.
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Folie 369
CHILD'S PAY by Charlie Fisher of Denver, CO
„Bush in 30 seconds“, Overall Best Ad and People's
Choice Winner:
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Folie 370
4. Welches sind die wichtigsten
Konjunkturindikatoren für Deutschland?
Der ifo-Geschäftsklimaindex (ifo-GK) beruht auf einer
Befragung des ifo-Instituts (München) von über 7000
Unternehmen in Deutschland, gemäß ihrer Einschätzung
der Geschäftslage sowie nach ihrer Erwartung für die
nächsten 6 Monate (ifo-GE) . Die Antworten werden nach
Bedeutung der Branchen gewichtet und aggregiert. Das
Geschäftsklima wird aus den Antworten zur aktuellen
Geschäftslage und den Geschäftserwartungen als
geometrisches Mittel berechnet.
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Folie 371
Die ZEW-Konjunkturerwartungen basieren auf einer
Befragung von 400 Finanzmarktexperten (270 Fachleute
von Banken und 50 von Versicherungen, 40 Analysten von
Kapitalanlagegesellschaften und 40 Vertreter von
Industrieunternehmen) des Zentrums für Europäische
Wirtschaftsforschung in Mannheim. Die Teilnehmer werden
nach der Einschätzung der derzeitigen konjunkturellen Lage
als auch nach der erwarteten gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung befragt. Aus den Salden der positiven und
negativen Einschätzungen wird eine durchschnittliche
Einschätzung der Teilnehmer bestimmt.
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
Folie 372
Der Earlybird-Indikator (EBIRD) wird seit 2001 in der
Wirtschaftswoche publiziert und seit 1991 von der
Commerzbank erstellt. In diesen Index gehen die
folgenden (standardisierten) Einzelreihen ein:
1.
Der kurzfristige Realzins, d.h. 3-Monats-Euribor
bereinigt um den Preisanstieg der
Lebenshaltungskosten ohne Energie (40%), negative
Wirkung.
2.
Jahresdifferenz des realen Außenwerts der DM, ab
1999 des €, berechnet von der Deutschen Bundesbank.
(35%), negative Wirkung.
3.
Der Einkaufsmanagerindex (NAPM) für das
Verarbeitende Gewerbe in den USA. (25%), positive
Wirkung.
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Folie 373
Der Konjunkturindikator der FAZ wird vom Institut für
Weltwirtschaft in Kiel monatlich ermittelt und seit
1989 in der FAZ veröffentlicht. Folgende
(standardisierten) Einzelreihen gehen hier ein:
1.
Auftragseingänge des Verarbeitenden Gewerbes (18%)
2.
FAZ-Aktienindex (5%)
3.
FAZ-Stellenangebote (5%)
4.
ifo-Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende
Gewerbe (32%)
5.
Realer Außenwert der DM (13%)
6.
Differenz zwischen der Umlaufrendite festverzinslicher
Wertpapiere und dem Zinssatz für Dreimonatsgeld.
(27%
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Folie 374
In den Handelsblatt-Frühindikator (HB) gehen ein:
1.
Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe (20%)
2.
Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe (10%)
3.
Einzelhandelsumsätze, real (30%)
4.
ifo-Geschäftsklimaindex für das verarbeitende Gewerbe
(30%)
5.
Zinsstruktur, d.h. Renditedifferenz zwischen
langfristigen und kurzfristigen Zinsen, (10%)
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Folie 375
Bei einem statistischen Vergleich der konjunkturellen
Wendepunkte der Konjunkturindikatoren zeigt sich
gemäß Breitung und Jagodzinski (2002):
http://ideas.repec.org/p/wop/humbsf/2002-36.html
Vorlauf (Monate)
5
EBIRD
4
3
2
Ifo-GE
ZEW
Nachlauf
1
FAZ
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0
1
2
Ifo-GK
3
4
HB
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