I EINFÜHRUNG UND METHODEN ALLGEMEINES ÜBER DIE SOZIALPSYCHOLOGIE: Sozialpsychologie: Beeinflussung von Gedanken, Gefühlen, Entscheidungen, Verhaltensweisen durch tatsächliche bzw. vorgestellte Anwesenheit anderer. Soziale Komplexität: o o o o o o Erinnern der Interaktionsgeschichte mit den verschiedenen Mitgliedern der eigenen Gruppe Wissen um verschiedene Koalitionen Regulation von Status und Ansehen Kooperation Aufdecken möglicher Täuschungen Selbsttäuschung Koevolution von Gehirn, Gruppengröße und Sprache: Messen von Intelligenz (speziesfaire Version: Verhältnis von Gehirn zu Neokortex) + Messen sozialer Komplexität (speziesfair: mittlere Gruppengröße) -> Verhältnis zwischen mittlerer Gruppengröße und Neocortex Ratio r^2=.76 -> mittlere Gruppengröße beim Menschen sind 148,7 Leute. (siehe traditionelle Duorfgemeinschaften, die Hutterer,…) Erforschungsgebiete der Sozialpsychologie: o o o Alltagssituationen und Theorien Konstruktion der sozialen Realität: Realität/ Perspektive eines Individuums ist Ergebnis von kognitiven (Psyche) und sozialen Prozessen (tatsächlicher oder vorgestellter Einfluss anderer) Regulation von Ansehen, Status und Beziehungen Sozialer Einfluss: Andere Individuen beeinflussen nahezu alle Gedanken, Gefühle und Verhalten, selbst wenn sie nicht anwesend sind. Sozialpsychologie beschreibt Interaktionen o o o o o Zwischen Individuen Innerhalb sozialer Gruppen Zwischen sozialen Gruppen Zwischen Individuen und sozialen Gruppen Zwischen Individuen und sozialen Systemen Sozialpsychologie untersucht Regelhaftigkeiten des Verhaltens im sozialen Kontext Sozial- und Persönlichkeitspsychologie sollen sich ergänzen. FORSCHUNG IN DER SOZIALPSYCHOLOGIE Wissensaneignung durch: o o o o Autoritäten, einfach und schnell, aber nicht selbst geprüft und verzerrt Erfahrung, selbst entdeckt, aber kann falsch sein Beharrlichkeit, stabile Überzeugungen, aber versteift Wissenschaft, selbstkorrigierend, aber langsam annähernd an Wahrheit Standards: o o o o o Validität Reliabilität Kumulativ (Forschung baut auf früherer Forschung auf) Öffentlich (Publikation der Ergebnisse) Einfach (einfache Theorien werden schwierigen vorgezogen) Theorien: Abstrakte Begriffe (=Konstrukte) und deren Zusammenhänge, Erklärungsgrundlage Allgemeines: o o o o Systematisieren Wissen Zeigen Zusammenhänge auf Generalisieren, führen auf allgemeine Prinzipien zurück Man kann Handlungsanweisungen ableiten Operationalisierung: Kausale Zusammenhänge (interne Validität): Gültigkeit der Schlussfolgerung, dass Veränderungen der UV zu Veränderungen bei der AV führen. UV beeinflusst AV o Bedrohung der internen Validität: Zeit- und Alterseffekte (VPN verändert sich von t1 zu t2) Praxis-Effekte (VPN sind bekannt mit Situation) Test-Effekte (Erhöhung/ Reduktion der AV) Selektionseffekte (Nur bestimmte Personengruppen nehmen teil) Regression zur Mitte (wenige Extremwerte) Behebung der Probleme durch Kontrollgruppendesign Gültigkeit in einem bestimmten Bereich (externe Validität): Generalisierbarkeit von Befunden auf andere Situationen und Populationen. o Bedrohung der externen Validität: Reaktivität der VPN (Messvorgang selbst verändert die zu messende Variable, weil z.B. VPN weiß, dass gemessen wird) Künstlichkeit der Untersuchungssituation Nutzen: Generalisierung und Vorhersage -> Hypothese = von Theorie abgeleitete Vorhersage Konstrukte: Konstruktvalidität: o o o Übereinstimmung der gemessenen und manipulierten Variable mit den Konstrukten der Theorie Gültigkeit der Annahme, dass unabhängige und abhängige Variablen die Konstrukte, die sie repräsentieren sollen, angemessen operationalisieren. Gefährdung der Konstruktvalidität: z.B. Soziale Erwünschtheit -> Verzerrung der Antworten Erfassung von Konstrukten: o o o Selbstbeurteilungsmaße: Fragebogen/ Interview Psychologische Tests: Erinnerungsleistung, Reaktionszeiten Beobachtungsmaße: teilnehmend, heimlich, mehrere Beobachter Skalen zur Messung: o o o Likert-Skala: Items 1-5 (Zustimmung) Thurstone: Aufwändiger als Likert, gewährleistet aber gleiche Abstände zwischen den werten Semantisches Differential: Mehrere bipolare Bewertungen (pos.-neg., aktiv-passiv, …) Test von Theorien: Induktive Strategien der Bestätigung: Sammlung von bestätigenden Daten, je mehr Evidenz, desto besser die Theorie. Probleme: Bestätigungstendenz (Theorie ist nicht endgültig bestätigbar, nur wahrscheinlicher -> „alle Schwäne sind weiß“ etc.) Probleme induktiver Strategien beheben: o o o Theorien können nicht durch Evidenz bewiesen, aber durch Falsifikation wiederlegt werden D.h. Theorien müssen falsifizierbar sein Studien müssen Theorien herausfordern/ versuchen zu falsifizieren. Forschungsstrategien: Umfrageforschung: Möglichst genaue Bestimmung der Ausprägung von Variablen in einer Population. Zufallsstichproben vs. repräsentative Stichproben. Feldstudien = Befragungsstudie: Möglichst genaue Bestimmung von Zusammenhängen zwischen Variablen und Wirkungsrichtungen. Querschnitt- und Längsschnittstudien. Experimente: Ziel: Kausale Wirkungen unabhängiger Variablen auf abhängigen Variablen durch Manipulation der unabhängigen Variablen herausfinden Unterschiede von Quasi-Experiment zu Experiment: Quasi-Experiment Bewusste Zuweisung der VPN nach bestimmten Merkmalen Aber: Hierdurch Beeinflussung der VPN durch Stereotype und Erfahrung -> nur Zusammenhänge erkennbar Experiment Zufällige Zuweisung der VPN -> Kausalzusammenhänge erkennbar. Bedingungen der Kausalanalyse: o o o Geplante Variation: Systematisches Manipulieren der vermuteten Ursachen Isolierende Variation: Nur die vermutete Ursache wird manipuliert Randomisierung: VPN werden zufällig Bedingungen zugewiesen Elemente sozialpsychologischer Experimente: o o o o o o o Experimentelles Setting: relevante kontextuelle Merkmale der Untersuchung Instruktion und Coverstory Konföderierter: Eingeweihter Strohmann als weitere VPN, die Teil des Experiments ist. UV, AV -> Was beeinflusst was? Verdachtskontrolle: Ahnen VPN den Zweck des Experiments? Aufklärung der VPN nach Abschluss des Experiments Moderationsvariablen: Verändern Anfangsbedingungen, evtl. Auswirkungen auf die Effekte o Mediatorvariable: erklärt Einfluss von UV auf AV Hypothesen: Erwartungen, die aus Theorien abgeleitet sind. (wenn x, dann y) Zusammenhangshypothesen: (linear) mit zunehmender Hitze zunehmende Aggression, Überprüfung von Zusammenhanghypothesen durch Korrelationen: Unterschiedshypothesen: (bipolar) Aggression bei Hitze > Aggression bei Kälte, Überprüfung von Unterschiedshypothesen z.B. durch t-Tests: Versuchspläne: Welche UV werden in ihrem Einfluss auf die AV untersucht? (z.B. Vier-Felder-Schema) UV 1 - a UV 1 – b UV 2 – a UV 2 - b Effekte: o o Haupteffekt: Eine UV beeinflusst unabhängig von anderen eine AV Interaktionseffekt: verschiedene UV beeinflussen eine AV Ethik in der Forschung: o o o o o Täuschung von VPN -> Aufklärung nach der Studie Schmerz oder Angst -> vorherige Aufklärung Verwirrung -> Möglichkeit, die Studie abzubrechen Zwang zur Teilnahme -> Nein, alles freiwillig Eingriffe in die Privatsphäre -> Ja, aber Anonymität ZUSAMMENFASSUNG: Wissenschaft als die beste Methode der Gewinnung von Wissen Theorien beziehen sich auf Konstrukte, deren Zusammenhänge und ihren Gültigkeitsbereich Sie muss sicherstellen: Konstruktvalidität, interne und externe Validität Forschungsstrategien (Umfrageforschung, Feldforschung, Experiment) Psychologie mit „menschlichem Antlitz“ muss ethischen Richtlinien folgen Warum brauchen wir eine wissenschaftliche Sozialpsychologie? Wozu sind Theorien notwendig? Wie können wir Theorien überprüfen? II SCHEMATA UND KATEGORIEN DIMENSIONEN DER INFORMATIONSVERARBEITUNG: o o o o Wechselwirkungen zwischen Person und sozialer Welt Wirkung von motivationalen Prinzipien -> Motivation zur tieferen Informationsverarbeitung durch spezielle Themen (z.B. das Selbst, Erfolg, Eingebundenheit…) Verarbeitungsprinzipien: Abhängig von Motivation und Kapazität (also je niedriger die aktuelle Belastung, desto tiefer kann verarbeitet werden) Top-down-Verarbeitung: Konzeptgesteuerte Wahrnehmung, externe Reize werden vor dem Hintergrund des gespeicherten Wissens interpretiert. o Bottom-Up-Verarbeitung: weitgehend reizgesteuerte Verarbeitung SCHEMATA I Allgemeines zu Schemata (=kognitive Strukturen) o o o o o o o Eindeutige Deutung mehrdeutiger Reize Organisation von Themenbereichen und Wissen zu Kategorien Beeinflussen Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis und Interpretation Schemata gibt es für Personen, gruppen, Rollen, das Selbst und Situationen Stereotype: Eindruck von einer sozialen Gruppe (Charakteristik, emotionale Einstellung) Vorurteile: Positive oder negative Bewertung einer sozialen Gruppe und ihrer Mitglieder. Beispiele für Schemata: Beschreibung eines Gastdozenten als fleißig, pragmatisch, kritisch, resolut und warm vs. und kalt: Danach zwanzig minütige Diskussion mit dem Dozenten. Effekte der Beschreibung spiegeln sich in der Art der Beteiligung an der Diskussion und in der Personenwahrnehmung der Studenten wieder. Police Officer’s Dilemma: Fixierung eines Kreuzes, Aufblinken einer weißen oder schwarzen Person als Prime (nur unterbewusst) und anschließend Bild einer Waffe oder eines Kreuzes. Bessere Waffenidentifizierung und Werkzeuge oft fälschlich identifiziert bei Schwarzem als Prime. Geschichte: Urlaub von einem Mann und einer Frau, zwei Gruppen: Heiratsantrag vs. Vergewaltigung am Ende. Die jeweiligen Gruppen erinnern sich v.a. an positive vs. negative Eigenschaften des Mannes. II Entstehung von Schemata: Beispielstudie: negative Stereotypen über Minderheiten. Probanden bekommen Informationen über zwei Gruppen: Über die Majorität A gibt es eine positivere und insgesamt genauere Einschätzung Über die Minorität B gibt es eine negativere und insgesamt ungenauere Einschätzung. Erklärung: mehr Personen -> besser gelernt -> genauere Bewertung. Majoritäten werden meist positiver bewertet, da man selbst als Angehöriger einer Majorität diese besser zu kennen glaubt. III Stabilität von Schemata und Schemataveränderung: Stabilität von Schemata: o o Schemata werden nur in passenden Situationen aktiviert Schematakonsistenz bei Interpretation mehrdeutiger Reize Schemataveränderung: o o o Bookkeeping: Graduelle Veränderung durch inkonsistente Informationen Conversion: Schlagartige Veränderung durch inkonsistente Informationen Subtyping (am häufigsten): Formierung von Subkategorien, denen inkonsistente Informationen zugeordnet werden (z.B. Frauen – Karrierefrauen) KATEGORISIERUNG I Allgemeines und Zweck der Kategorisierung: Allgemeines: o o o Kategorien sind Klassen von ähnlich behandelten, unterscheidbaren Objekten Natürliche Arten (Objekte) vs. Artefakte (=vom Menschen gemacht) Prototyp: mentales Modell von den typischen Eigenschaften der Mitglieder einer Gruppe (-> Beschreibung des Mitglieds, das die Kategorie am besten repräsentiert) Zweck der Kategorisierung: o o o Vereinfachung und Ordnung (durch Gewinn an Bedeutung) Herstellen von Beziehungen zwischen diskontinuierlichen und kontinuierlichen Merkmalen (z.B. Schönheit – Intelligenz) Differenzierung (-> Potential zur Diskriminierung) II Brauchbare Kategorien: o o o Eindeutige Sortierung von Objekten (z.B. Gestaltpsychologie…) Hierarchische Strukturen Keine Kategorien bilden, die man nicht erkennen kann bzw. die sich zu stark mit anderen überschneiden (zu unspezifische Merkmale, zu breit gefasst, unsinnig…) III Effekte der Kategorisierung: o o o o o Intraklassen Assimilierung: Unterschätzung von Unterschieden innerhalb von Kategorien Zwischenklassen Differenzierung: Überschätzung von Unterschieden zwischen Kategorien Beispielstudie nach Tajtet und Wilkes: Einschätzung der Linienlänge in drei Gruppen: Linien der Länge nach geordnet und in zwei Kategorien (groß-klein) eingeteilt vs. Linien der Länge nach geordnet vs. Linien gemischt. -> Bei der ersten Bedingung wurden die „kurzen“ Linien unterschätzt, die „langen“ überschätzt. Soziale Differenzierung und Diskriminierung Vorurteile (subtil oder offen) Overexklusion (Aufrechterhaltung der eigenen Werte durch z.B. Subtyping) IV Determinanten der Kategorisierung: Passung der Kategorien: o o Strukturelle Passung (comparative fit): z.B. bei der Diskussion um ein Thema, bei dem Männer und Frauen oft verschiedener Meinung sind braucht man beide als Redner Inhaltliche Passung (normative fit) Accessibility: o o Verfügbarkeit von Kategorien Aktivierbarkeit von Kategorien ZUSAMMENFASSUNG: Schemata organisieren Wissen, lenken die Aufmerksamkeit und geben uneindeutigen Reizen Bedeutung Soziale Kategorien gruppieren Dinge als zusammengehörig und verschieden von anderen Dingen Welche Funktionen erfüllen Schemata? Welche Effekte haben soziale Kategorien? III STEREOTYPISIERUNG: ALLGEMEINE BEGRIFFSERKLÄRUNGEN: o Stereotype: Sozial geteilte Meinungen über Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen von Mitgliedern einer sozialen Kategorie. Kognitive Strukturen, die unser Wissen, unsere Überzeugungen und Erwartungen über eine soziale Gruppe von Menschen enthält. o Stereotypisierung: Anwendung dieser Stereotype in der Interaktion mit den Mitgliedern dieser Gruppe o Vorurteile: Negative Gefühle/ Einstellungen gegenüber anderen Gruppen und deren Mitgliedern. Eine abwertende Einstellung/ Antipathie gegenüber bestimmten sozialen Gruppen oder ihren Mitgliedern. o Soziale Differenzierung: Unterschiedliche Behandlung aufgrund sozialer Kategorisierung: Legitim: z.B. Rollstuhlfahrer und Treppen/ Aufzüge Illegitim: Soziale Diskriminierung: Negative Behandlung aufgrund sozialer Kategorisierung, z.B. Rassismus Was als legitim und illegitim angesehen wird, ist perspektivenabhängig. MESSUNG VON STEREOTYPEN: Bis ca. 1950: Anfrage von Überzeugungen (damals waren Vorurteile offener): Freie Auflistung von Merkmalen und Bewertung der Attributlisten. Heute: Soziale Erwünschtheit wirkt offenen Antworten entgegen, daher: verdeckte oder symbolische Vorurteilsmaße: Messen von z.B. subtilen oder „positiven“ Vorurteilen: o o o Subtile Vorurteile: „Ausländer bringen ihren Kindern Werte bei, die einen Erfolg in unserem Land verhindern.“ Bzw. aversive Rassisten (so tun als ob, aber eig. rassistisch sein) Positive Vorurteile: Benevolenter Sexismus: „Männer sind ohne Frauen unvollständig.“ Aber: Diskriminierung wegen Homosexuelle und Unterschiede zwischen Männern und Frauen Beispiele für Tests: o o Modern Racism Scale (verdeckte Vorurteile, „Verdrängungsfragen“ und Verstehen der anderen Seite werden abgefragt.) Priming-Verfahren I Entstehung von Stereotypen: o Emotionen beim Kontakt mit Fremden (oft Irritation und Angst) -> werden Teil des Stereotyps durch klassische Konditionierung: gruppe wird als bedrohlich wahrgenommen. o Ideologie der „gerechten Welt“ -> Bildung + Aufrechterhaltung von Stereotypen (z.B. Arbeitslose sind faul) o Soziales Lernen: Durch Erzählungen in der Sozialisation (man hat bereits mit 5 Jahren Stereotype) Durch soziale Normen (z.B. Meinung über Frauen, die beim Militär sind) Durch Medien (Rollen in Film und Werbung) II Anwendung und Aktivierung von Stereotypen: Automatische soziale Kategorisierung bzgl. salienter Merkmale: Aktiviert entsprechende Vorurteile und beeinflusst Urteile. Beispielstudie nach Devine: Aktivierung von Stereotypen beeinflusst die Einschätzung einer Person: Mehrdeutige Beschreibung von „Donald“ + Priming mit weißer vs. schwarzer Person. -> bei Priming mit schwarzen wird Donald zu 80% statt durchsetzungsstark aggressiv eingeschätzt. Dabei gab es keinen Unterschied zwischen VP mit starken oder schwachen Vorurteilen. Unterscheidung zwischen Anwendung und Aktivierung von stereotypem Wissen: Studien mit Ergänzungen von Lückenwärtern. Aufgabenstellung wurde entweder von Weißen oder Asiaten gegeben + UV: kognitive Doppelbelastung oder nicht. Wenn stereotypes Wissen aktiviert ist, wenden kognitiv Beschäftige es eher an als kognitiv nicht Beschäftigte, da die Kapazität für die Suche alternativer Lösungen fehlt. Aktivierung und Anwendung sind zwei verschiedene Prozesse. IV Kategorisierung vs. Stereotype bzgl. der Beeinflussung der Personenwahrnehmung Menschen teilen stereotypes Wissen. Starke Vorurteile -> Zustimmung zum Wissen vs. schwache Vorurteile -> eher Ablehnung des Wissens. Aktivierung von sozialen Kategorien führt nicht notwendigerweise zur Aktivierung von Stereotypen -> evtl. Unterschiede im aktivierten Wissen bei Menschen mit starken vs. bei Menschen mit schwachen Vorurteilen. Studien dazu: Priming -> Kategorienaktivierung „Schwarze“ + Beurteilung einer sich mehrdeutig Kein Prime Priming -> Stereotypaktivierung „arm“ „ungebildet“ „aggressiv“… + Beurteilung einer Kein Prime verhaltenden Person + Erfassung der Vorurteile Starke Vorurteile Schwache Vorurteile Sehr negative Bewertung = Bewertung ohne Prime Unterschiede Negative Bewertung Negative Bewertung Gleich sich mehrdeutig verhaltenden Person + Erfassung der Vorurteile Sehr negative Bewertung Sehr negative Bewertung Gleich Negative Bewertung Negative Bewertung Gleich Kategorienaktivierung bewirkt bei der Bewertung durch Personen mit schwachen Vorurteilen nichts, Stereotypaktivierung dagegen schon! V wahrer Kern von Stereotypen: o o o o Empirisch schlecht prüfbar Nicht auf alle Individuen einer Gruppe treffen Stereotype gleichermaßen zu Die Richtung der Stereotype kann geprüft werden Kategorisierung und Stereotype können tatsächliche Ursachen/ Unterschiede verschleiern (z.B. schlechte Migrantenschulklasse: Nicht die Migranten sind dumm, sondern die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern funktioniert nicht.) VI Selbststereotypisierung: o o Stereotypkonformes Verhalten Stereotype Threat: Bsp.: Frauen schneiden in Mathetests schlechter ab, wenn man sie vorher darauf hingewiesen hat, dass Frauen schlechter in Mathe sind. Hinweis auf die Effekte von Stereotype Threat reduziert dies aber. ZUSAMMENFASSUNG: Heutzutage: Seltene offene Äußerung von Vorurteilen, daher: Messungen für subtile und implizite Vorurteile Anwendung von Stereotypen -> Stereotype Einschätzung von Zielperson Beeinflussung der eigenen Leistungen durch Stereotype Threat oder stereotypkonformes Verhalten Können positive Bewertungen von sozialen Gruppen einfach moderne Formen von Vorurteilen sein? Welche Auswirkungen haben aktivierte Stereotype auf die Beurteilung von Personen? Können Stereotype auch für das Selbst bedrohlich sein? IV AUTOMATISCHE PROZESSE ALLGEMEINES ZU KOGNITIVEN SYSTEMEN: Es gibt zwei kognitive Systeme: Die Intuition und das rationale Denken Beispielstudie zum Beleg der zwei Systeme: neuer Job, neues Gehalt -> Startgehalt 40.000 im Jahr. Möglichkeiten: Entweder jährliche Erhöhung um 1000 oder halbjährliche Erhöhung um 250 Euro. -> Intuitiv würde man die erste Möglichkeit vorziehen, nach rationalem Nachdenken merkt man aber, dass Möglichkeit zwei zu mehr Gewinn führt. Belege für zwei Systeme: Evtl. kommen die verschiedenen Systeme zu unterschiedlichen Ergebnissen. Unterschiedliche Ergebnisse unter verschiedenen Verhaltensbedingungen (z.B. Doppelbelastung). AUTOMATISCHES VERHALTEN I Allgemeines und Funktionsweise von automatischem Verhalten Automatische Prozesse: Prozesse, die ohne Bewusstheit, Anstrengung oder Absicht auftreten und andere, gleichzeitig ablaufende kognitive Prozesse nicht stören. Allgemeine Charakteristika automatischen Verhaltens: o o o o Keine bewusste Intention Effizienz Keine Kontrolle Ohne Aufmerksamkeit Funktionsweise automatischen Verhaltens: o o o o Automatisches Verhalten tritt auf, wenn relevante Reize (evtl. auch unbewusst) präsent sind Keine Notwendigkeit einer Intention so zu handeln und versuche das Verhalten selbst intentional zu vermeiden sind erfolglos Priming aktiviert ein Konzept oder Mindset, das dann verfügbarer ist. Situative vs. chronische Verfügbarkeit der Konzepte Generell: o o o Aktiviertes Wissen beeinflusst urteile automatisch Aktiviertes Wissen beeinflusst die Informationsverarbeitung Aktiviertes Wissen beeinflusst die Wahrnehmung II Beispiel für automatisches Verhalten: Aktivierung von Stereotypen: Zusammensetzen vertauschter Wörter in Sätzen: Thema der Sätze neutral bzw. mit Alte-Leute-Wörtern (Stereotyp: alt) -> Gangzeit zum Lift wird gemessen. Bei geprimtem „alt“ brauchen VPN länger, bis sie zum Lift gegangen sind. o o o o Kategorisierung Priming Beurteilung von Personen (-> Priming und Rassismus, Veränderung der Beurteilungen) Stereotype Threat (Frauen sind schlechter bei Mathetests, wenn sie vorher ihr Geschlecht angeben müssen). III Das Wirken von aktivierten Mindsets auf die Kreativität: Experiment: zuerst Lesen einer Geschichte, die kontrafaktisches Denken anregt vs. nicht anregt. Danach: Lösung der Duncker’schen Aufgabe (Kerze, Schachtel Reisnägel und Streichhölzer. Aufgabe: Brennende Kerze, ohne dass sie tropft an der Wand befestigen. (Lösung: Kerze in die Reisnagelschachtel, Schachtel an die Wand pinnen…)) Ergebnisse: Bei Lesen der kontrafaktischen Geschichte kamen mehr Personen zur Lösung und die Lösungszeit war kürzer als bei Lesen des anderen Textes. IV Rebound-Effekte: Versuch, eine Minute nicht an einen rosa Elefanten zu denken -> nach Ablauf der Minute wird umso intensiver an rosa Elefanten gedacht. Studie zur Unterdrückung von Stereotypen: Zuerst: Den Tag im Leben eines Skinheads beschreiben. Gruppe 1 hat die Instruktion, Stereotype wegzulassen. Gruppe 2 nicht. Danach sollen sie eine zweite Person beschreiben. Ergebnisse: Gruppe 1 beschreibt die zweite Person mit viel mehr Stereotypen als Gruppe 2. -> die absichtliche Unterdrückung der Stereotype bewirkt einen starken Rebound-Effekt danach. V Automatisches Verhalten in sozialen Interaktionen: Der Chamäleon Effekt: Imitation des Interaktionspartners. Manieren, Akzent, Stimmung und Stimmlage werden automatisch imitiert. Effekte durch Imitation des Interaktionspartners: Bsp.: Kellnerinnen wiederholen Bestellungen wörtlich vs. sinngemäß: Mehr Trinkgeld bei wörtlicher Wiederholung. Bsp.: VL imitiert VPN: VPN hilft dem VL mehr, hilft anderen Leuten mehr und spendet mehr. Imitation erhöht generelle Kooperationsbereitschaft! ZUSAMMENFASSUNG Aktiviertes Wissen beeinflusst die Wahrnehmung, die Verarbeitung von Informationen, Urteile und Verhalten Aktivierte Mindsets beeinflussen die Verarbeitung von Informationen und das Verhalten Automatisches Verhalten (Chamäleon-Effekt) reguliert und erleichtert soziale Interaktion, da es kooperativer macht. Was ist automatisches Verhalten? Welche Einflüsse zeigen automatische Prozesse auf Wahrnehmung, Urteile und Verhalten? V VERARBEITUNG SOZIALER INFORMATIONEN DIE SOZIALE KOGNITION Was ist soziale Kognition? o o o Interpretation, Analyse, Erinnerung und Verwendung von Informationen über soziale Realität Soziale Prozesse und Strukturen, die soziales Verhalten beeinflussen und von sozialem Verhalten beeinflusst werden. Kognition im sozialen Kontext Merkmale der sozialen Kognition: o o o Objekte der sozialen Kognition sind sozial Sie basiert und resultiert aus/ auf sozialer Interaktion Sie wir „sozial geteilt“ v on verschiedenen Mitgliedern sozialer Gruppen Stufen der Informationsverarbeitung: HEURISTIKEN o o o Prozesse, durch die man durch Faustregeln leicht und schnell Urteile treffen kann, die zu relativ guten Ergebnissen führen. Kompromiss zwischen wirtschaftlich (schnell) und rational (gut) Eine kognitive Faustregel, die Menschen verwenden, um zu einem Urteil zu gelangen. Heuristiken liefern zwar häufig zutreffende Ergebnisse, wegen des vereinfachenden Charakters aber nicht immer. Ein Beispiel sind soziale Stereotype. Frage: Ist Denken rational oder durch Faustregeln bestimmt fehleranfällig? o o o Regeln der Rationalität (Logik, rational choice) sind Normen des Denkens Heuristiken sind Prozesse des Denkens Lange hat man Normen des Denkens mit Prozessen verwechselt -> Prozesse nur nachweisbar, dadurch dass sie von Normen abweichen (und Fehlentscheidungen produzieren). I Arten von Heuristiken (klassische Heuristiken): Verfügbarkeitsheuristik: Anwendung: Häufigkeiten, Wahrscheinlichkeiten Beispielstudie 1: Gibt es mehr Wörter mit „R“ am Anfang oder an dritter Stelle? -> im Englischen gibt es eigentlich mehr Wörter mit R an dritter Stelle, aber es fällt leichter an Wörter zu denken mit R als Anfangsbuchstabe, daher antworten die meisten mit „am Wortanfang“. Die Leichtigkeit des Abrufs bzw. die Menge an Beispielen beeinflusst das Urteil Beispielstudie 2: Manipulation der Menge an Beispielen, an die sich die VPN erinnern soll: Gruppe 1 soll sich an 6, Gruppe 2 an 12 Situationen erinnern, in denen man sich selbstbewusst verhalten hat. Danach sollen beide einschätzen, ob sie sich selbst eher selbstbewusst oder eher zurückhaltend einschätzen. In der leichten Kategorie mit wenigen Beispielen schätzen sich die Leute selbstbewusster, in der schweren Kategorie mit vielen Beispielen zurückhaltender ein. -> Leichtigkeit, mit der Beispiele gefunden werden, bestimmt Urteile! Bedeutungen für den Alltag: Beispiel: Probleme mit eigenen Kindern; Therapeut: „Beispiele für Problemsituationen“ -> Eltern fallen nicht so viele ein -> Fazit der Eltern: „Ist ja doch nicht so schlimm.“ Beispielstudie 3: Veränderung der Attribution der Leichtigkeit des Abrufs: Gruppe 1 wird erzählt, Musik erschwere den Abruf. Gruppe 2 wird erzählt, Musik erleichtere den Abruf. -> Gruppe 1 trifft Urteile unabhängig von der Leichtigkeit des Abrufs, gruppe 2 beeinflusst urteile durch Abruf noch stärker. Simulationsheuristik: Anwendung: Beurteilung von Ereignissen Leichtere/ schwerere Vorstellung von positiven/ negativen Alternativen beeinflusst das Urteil Was-wäre-wenn-Sätze (=kontrafaktisches Denken): o o o o Routinen vs. Ausnahmen: Ausnahmen erscheinen leichter veränderbar: z.B. Autofahrer fährt ausnahmsweise eine andere Route und hat einen Unfall -> „Wäre er doch die normale Route gefahren.“ Sicheres vs. unsicheres Wissen Ursachen vs. Effekte: Effekte scheinen leichter veränderbar: Der Gewichtheber schafft Gewicht nicht > Beurteilung: „Gewicht zu schwer.“ Als „Gewichtheber zu unmuskulös.“ Fokale (Haupt-) Akteure vs. Hintergrundakteure: Hintergrundakteure scheinen festgelegt zu sein. Anderes Beispiel: 2 Leute im Taxi auf dem Weg zum Flughafen haben eine Stunde Verspätung. Ein Flugzeug ist pünktlich vor einer Stunde gestartet, eines hatte auch Verspätung und man hat es nur um wenige Minuten verpasst. Wer ärgert sich mehr? Repräsentativheuristik: Anwendung: Typikalität eines Exemplars bestimmt die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Exemplar in eine bestimmte Kategorie gehört. Beispiel: Welche Geburtenrate ist wahrscheinlicher? Junge-Junge-Junge-Junge oder Junge-Mädchen-JungeMädchen? -> Intuitiv würde man das zweite nehmen, aber an sich sind beide gleich wahrscheinlich. Beispiel: Linda-Problem: Linda ist 31, unverheiratet, extravertiert, studier Philosophie, setzt sich gegen Rassendiskriminierung und soziale Ungleichheit ein und demonstriert gegen Atomwaffen. Was stimmt eher? „Sie ist eine Bankangestellte“ oder „Sie ist eine Bankangestellt und eine aktive Feministin“? -> Intuitiv würde man 2. sagen, aber an sich ist 2. eine Teilmenge von 1. Beispiel: Basis-Raten Vernachlässigung (egal… was genau das ist… zu viele Formeln) Anpassungsheuristik: Anwendung: Ein Urteil wird durch einen zufällig gegebenen Wert in Richtung des Wertes verzerrt. Beispiel: ein Freund hat 7000 Euro für seinen Griechenland-Urlaub ausgegeben vs. ein Freund hat 1000 Euro für seinen Griechenland-Urlaub ausgegeben. -> Wie viel würde man selbst für den Urlaub ausgeben? Beispiel: Drehen eines Glücksrads: Anschließend soll man die Zahl der afrikanischen Länder angeben, die in der UN sind. -> weiß man es nicht, beeinflusst die zuvor gedrehte Zahl das Urteil. II Zusammenfassung der Heuristiken: Heuristik Verfügbarkeit Anwendungsgebiet Urteile über Häufigkeiten/ Wahrscheinlichkeiten Repräsentativität Simulation Urteile über die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ergebnis in eine Kategorie gehört Kontrafaktisches Denken Anpassung Quantitative Einschätzung Beispiel Die Abrufbereitschaft von Risikoereignissen bestimmt die Beurteilung von Risiken Die Reihe Kopf-Zahl-Kopf-Zahl erscheint repräsentativer als die Reihe Kopf-Kopf-Kopf-Kopf Bewertung und Vergleich von Situationen mit vorgestellten Alternativen Kostenkalkulationen sind in Richtung des Ausgangswertes verzerrt. ZUSÄTZLICHES: Durch Ähnlichkeit werden Eigenschaften eines Objekts mit einem anderen assoziiert: z.B. Möchte man keinen Marzipan-Hundehaufen essen, ein Marzipan-Schwein aber schon. Falscher Ruhm: Bsp.: Liste mit 19 Frauennamen (einige aus vorigen Listen noch bekannt) und 20 Männernamen (alle unbekannt) -> Anschließend sollen VPN schätzen, ob mehr Frauen oder Männer vorkamen ->Antwort meistens: „Mehr Frauen“. -> Ruhm wird über Vertrautheit/ Bekanntheit mit Namen in Verbindung gebracht. Stimmung als Heuristik: Bei Urteilen wird die eigene Stimmung als Information herangezogen. ZUSAMMENFASSUNG: Soziale Kognition ist sozial, weil ihre Inhalte (Objekte) sozial sind, sie durch soziale Interaktion beeinflusst wird und sozial geteilt ist. Heuristiken sind Prozesse des Denkens, die eine ökonomische und meistens akkurate Urteilsfindung erlauben Die klassischen Heuristiken sind: Verfügbarkeit-, Simultan-, Repräsentativ- und Anpassungsheuristik. Was ist soziale Kognition? Sind Menschen trotz der Verwendung von Heuristiken rational? Wie funktioniert heuristisches Denken? VI AFFEKT UND KOGNITION ALLGEMEINES Begriffe: Affekt: Positive/ negative Bewertung. Wird als Gefühl erlebt. Aber keine Abstufungen, Ambivalenzen. Auf konkrete Objekte/ Situationen bezogen. Emotion: Reaktion auf bedeutsame Ereignisse, entsteht aus mehreren Komponenten: Physiologie, motorischer Ausdruck, subjektives Gefühl, Handlungstendenzen. Auf konkrete Objekte/ Situationen bezogen. Stimmung: positiver/ negativer Erlebnishintergrund ohne konkret auslösende Situation. Geschichte von Affekt und Emotion: Affekt = Motivation; positiv = aufsuchen, negativ = vermeiden Behaviorismus: Motivation ist extrem definiert: z.B. Futter aufsuchen = Tage ohne Futter Kognitive Wende: Affekt, Eotion = Störung der Rationalität Zajonc 1980: Affekte und Emotion kommen in den Fokus der Psychologie EMOTIONEN I Entstehung und Funktion von Emotionen: Entstehung von grundlegenden Emotionen (Ärger, Trauer, Wut): Biologisch angelegt: vergleich von Reaktionen im Gesicht bei verschiedenen Emotionen: Wenn Reaktion in verschiedenen Kulturen gleich ist, ist sie angeboren. Andere Emotionen (z.B. Ekel) rufen verschiedene Reaktionen hervor, d.h. sie sind zumindest teilweise erlernt. Funktion von Emotionen: Klassifikation über Verhaltenstendenzen: Schuld – Wiedergutmachung Ärger, Wut – Angriff, Bestrafung Trauer – Rückzug, realistische Neuorientierung Eifersucht – Kontrolle des Partners II Emotion und Motivation: Motivation: o o o Emotionen geben die Bedeutung eines Ereignisses für eine Person an Personen sind permanent mit der „Bedeutungsanalyse“ ihrer Umwelt beschäftigt. Emotionssystem ist hoch differenziert und organisiert III Strukturelle Modelle der Emotion: Appraisal-Dimensionen: Merkmale d. Menschen vs. Merkmale des Ereignisses o o o o o Motivation (aufsuchend/ vermeidend) Situation (befördernd/ behindernd) Ereignis: sicher/ unsicher (bereits eingetreten bzw. kontrollierbar/ zukünftig bzw. vergangen) Verantwortlichkeit: Selbst, andere oder Umstände Macht Legitimität: Effektivität, Verdienst, Anspruch Modell (durch Untersuchungen von Emotionsberichten) IV Prozessmodelle der Emotion: o o o Informationsverarbeitung -> Entstehung von Emotionen Kognitive Bewertungen = Appraisals: Direkt, intuitiv, schnell und ohne Aufmerksamkeit Sequenz von Bewertungen (=nacheinander) vs. dynamisch rekursive Entwicklung (=parallel) Kognitive Systeme: 1. Intuition (assoziativ, automatisch, schnell, kontinuierlich andauernd, unbewusst) Assoziativ verbundene Gedächtnisinhalte (Gerüche, visuelle Wahrnehmung) „spreading activation“: automatische, schnelle Aktivierung von Inhalten Prozesse laufen andauernd ab -> kontinuierliche Bewertung der Umwelt 2. Denken Langsam, kontrolliert, flexibel Verändert Intuition (und damit Emotion) durch Fokussierung neuer Aspekte einer Situation EINFLUSS VON AFFEKT AUF KOGNITION I geschichtliche Betrachtung: Psychoanalyse: Abwehrmechanismen: je mehr man versucht Affekte zu unterdrücken, desto mehr kommen sie ins Bewusstsein. Projektion: Eigene Eigenschaften sieht man auch eher an (projiziert sie auf) andere. Behaviorismus: Konditionierung = Assoziation von Affekt mit neutralen Reiz (zeitliche + räumliche Nähe von Affekt/ Emotion und neutralem Objekt) II Stimmung und Gedächtnis: Verfügbarkeit von Gedächtnisurteilen -> Einfluss auf soziale Urteile Stimmungen -> der Stimmung entsprechende Gedächtnisinhalte werden verfügbarer: o State Dependency Hypothesis: Gedächtnisinhalte sind in der Stimmung leichter abrufbar, in der sie gespeichert wurden (weniger gut belegt) o Mood Congruent Recall Hypothesis: Gedächtnisinhalte sind in der Stimmung leichter abrufbar, die ihrer Valenz entspricht (gut beleget, Stimmung -> Anzahl der kongruenten erinnerten Inhalte ist größer als Anzahl der inkongruenten erinnerten Inhalte) III Stimmung als Information: o o o o Bewertung von Objekten = Gefühl gegenüber diesen Objekten Urteilsheuristiken Meta-inferentielles Wissen (Wissen darüber, was Gefühle bedeuten) Missattribution oder Selbstattribution Beispiel: Bei Urteilen wird die eigene Stimmung als Information herangezogen: Bessere Bewertung des Wetters, wenn man glücklicher ist. Stimmung, die als nicht irrelevant eingeschätzt wird, beeinflusst die Beurteilung: Gutes Wetter -> Menschen schätzen sich selbst als glücklicher ein. Effekt verschwindet, wenn man Menschen anweist ohne Attribution zu urteilen. Kritik: o o o Bewusster oder automatischer Schluss? -> unklar Verbindung weiterer Informationen mit dem Affekt? Gleiche Affekte wirken in verschiedenen Situationen verschieden. IV Stimmung und Verarbeitungsstrategien: Wirkung der Stimmung auf: Zugänglichkeit der Gedächtnisinhalte und Art und Weise der Informationsverarbeitung. o o o Positive Stimmung: schnelle, oberflächlichere, automatische Verarbeitung Negative Stimmung: systematische, anstrengende, umfassende Informationsanalyse (Beispielstudie: Leute mit positiver Stimmung wenden schneller Stereotype an als Leute mit negativer Stimmung, welche ihre Stimmung tiefer ergründen, bevor sie etwas bewerten.) Integrative Ansätze: Affect Infusion Model: Affekt beeinflusst urteile v.a. bei offenen, konstruktiven Verarbeitungsstrategien. Dimensionen, die Verarbeitungstiefe bestimmen, sind kognitiver Aufwand und Offenheit bzw. Gerichtetheit der Informationssuche. ZUSAMMENFASSUNG: Emotionen sind die subjektiven Bewertungen von Ereignissen, die eigene Ziele (Antriebe) betreffen. Affekt beeinflusst: Art der kognitiven Verarbeitung, Inhalte, die erinnert werden und Affekt ist selbst Information. Wodurch unterscheiden sich Affekt und Emotionen? Stören Emotionen/Affekt den Ablauf kognitiver Prozesse? Wie beeinflusst Affekt die kognitive Verarbeitung? VII WIE GEWINNT MAN SOZIALE INFORMATION? – SOZIALE VERGLEICHE WISSEN ÜBER DAS SELBST Allgemeines: o o o o Das meiste Wissen hat man über sein Selbst Wissen über das Selbst = Selbstkonzept Beschäftigung mit dem Selbst = Selbstaufmerksamkeit Der Wert, den man selbst oder andere dem Selbst zuschreiben, ist der Selbstwert Funktion des Selbstkonzepts: o o o Strukturierung des Wissens (das Selbst als Schema) Basis für Emotionen: Vergleich zwischen Actual Self, Ideal Self und Ought Self Exekutive mit begrenzten Ressourcen: Wenn eine anstrengende Aufgabe müde macht, sinkt die Selbstkontrolle Verständnis des Selbst Introspektion o o o o Gezielte Selbsterkundung Nimmt ca. 8% unserer Zeit in Anspruch Subjektive Theorien, die oft auch falsch sind (über Ursachen unseres Verhaltens) Evtl. vorübergehende Verhaltensänderung Selbstaufmerksamkeit: o o o Private Selbstaufmerksamkeit vs. öffentliche Selbstaufmerksamkeit (Bewertung des Verhaltens anhand anderer vs. anhand fremder Standards) Selbstaufmerksamkeit auf eigene Ideale/V erpflichtungen Selbstaufmerksamkeit kann durch Problemverhalten (Alkohol/ Drogen) bzw. religiöses Verhalten verringert werden Selbstwahrnehmungstheorie nach Bem 1972: o o Eigenes Verhalten -> Schluss auf Gefühlszustand (nur wenn wir uns bzgl. eines Standpunktes unsicher sind) Verhalten wird nur aussagekräftig für Gefühl angesehen, wenn es nicht auf die Situation zurückgeführt wird Vergleiche mit anderen Menschen THEORIE ÜBER SOZIALE VERGLEICHE (NACH FESTINGER 1954): Grundannahmen: o o Bedürfnis, eigene Fähigkeiten und Meinungen zu bewerten Vergleiche mit Ähnlichen: Andere und ich unähnlich -.> unähnliche Meinungen -> nicht informativ Andere und ich ähnlich -> ähnliche Meinungen -> diagnostischer Vergleich Gibt es keinen objektiven Maßstab, werden soziale Standards gewählt Negative/diskrepante Vergleichsergebnisse lösen Bestrebungen aus diese Situation zu verändern Parameter des sozialen Vergleichs: o o o o Vergleichssubjekt Vergleichsobjekt Zeitdimension Vergleichsdimension Objektive vs. soziale Vergleiche: o o o Je attraktiver und wichtiger eine Referenzgruppe ist, desto eher wird sie als Bewertungskriterium gewählt Entstehung von Gruppennormen (Sherif) – autokinetischer Effekt Konformität nach Aisch – Linienvergleich Prävalenz für soziale Vergleiche: Personen mit hohen Fähigkeiten (aber nicht zu hohen) und ähnliche Personen I Ähnlichkeitshypothese und Paradox: Bevorzugung von sozialen Vergleichen mit ähnlichen Personen und Personen, die auf relevanten Dimensionen ähnlich sind. Paradox: Woher soll man wissen, dass Personen in relevanten Dimensionen ähnlich sind, ohne sich vorher mit ihnen schon verglichen zu haben? -> also doch Vergleich mit allen/vielen Personen? Studie von Gilbert et al. 1995: Hypothese: 1. Intuitiver Verarbeitungsschritt: Alle angebotenen Informationen werden aufgenommen + 2. Kognitiv aufwändiger Verarbeitungsschritt: Zurückweisung aller nicht informativen Vergleichsinformationen Untersuchung 1: Beeinträchtigung der Korrekturprozedur durch kognitive Doppeltätigkeit: VPN bearbeitet eine Aufgabe und bekommt Leistungsrückmeldung von eigener Leistung und der Leistung anderer, die eine Hilfestellung bekamen. UV1: Mit/ ohne kognitive Doppelbelastung (geringe vs. hohe Korrekturmöglichkeit) UV2: gute / schlechte Leistungen der anderen (geringer vs hoher Vergleichsstandard) AV: Einschätzung der eigenen Leistung Kognitiv belastet: Schätzen ihre Leistung besser ein, wenn andere schlechter sind -> nur der erste Verarbeitungsschritt wird gemacht, durch Doppelbelastung merken sie nicht, dass die anderen (da Hilfe) nicht informativ sind. Kognitiv nicht belastet: Schätzen ihre eigene Leistung nicht wesentlich besser ein, wenn die anderen schlecht sind -> beide Verarbeitungsschritte werden gemacht, nicht-informative Merkmale herausgefiltert. Untersuchung 2: Messung der Reaktion, die nach der Korrektur nachklingt (z.B. Emotionen oder Stimmung): VPN bearbeiten eine Aufgabe und bekommen Rückmeldung über eigene und andere Leistung. UV1: bessere vs. schlechtere Leistung anderer VPN UV2: gleiche vs. andere Aufgabe der anderen VPN AV1: Einschätzung der eigenen Leistung AV2: Veränderung der eigenen Stimmung Gleiche Aufgaben: eigene Leistung wird besser eingeschätzt, wenn andere schlecht sind und die eigene Stimmung steigt, wenn andere schlecht sind. Andere Aufgabe: eigene Leistung wird nicht wesentlich besser eingeschätzt, wenn andere schlecht sind. Eigene Stimmung steigt trotzdem, wenn andere schlecht sind. Stimmung ist unabhängiger vom 2. Verarbeitungsschritt als Selbsteinschätzung. II Copingstrategien und Motive für den sozialen Vergleich: Soziale Vergleiche als Copingstrategien: Reaktionen bei negativen Vergleichen bzw. Diskrepanzen zwischen Meinungen: o o o o o Verbesserung der eigenen Leistung, Verringerung der Diskrepanz. Wenn nicht möglich, dann: Abwertung des Vergleichsobjekts (Tennisanfänger ist talentiert, ich bin eben nur Anfänger) Wahl einer neuen Vergleichsdimension (Mathe schlecht -> Reli aber gut!) Wahl eines neuen Vergleichsobjekts Umbewertung einer Vergleichsdimension (black is beautiful) Motive für den sozialen Vergleich: o o o Selbstwertschutz -> „andere sind noch schlechter“ -> Abwärtsvergleiche Akkuratheit -> möglichst viele Vergleiche um eigene Leistung korrekt einzuordnen Selbstverbesserung -> v.a. Aufwärtsvergleiche TEMPORALE VERGLEICHE (NACH ALBERT 1977) = VERGLEICHE ÜBER DIE ZEIT HINWEG o o o o Zur Bewahrung der Identität des Selbst unter sich verändernden Umweltbedingungen Gefühl/ Sinn für eigene Kontinuität Man versucht möglichst hohe Konsistenz über die Zeit zu finden Bedingungen, unter denen temporale Vergleiche wahrscheinlicher werden: Rasche Veränderung der Lebensumstände (Umzug) Lebenslage mit negativer affektiver Qualität Suche nach Sinn bzw. Ursachen von Veränderungen o Aber: Neuere Untersuchungen (Wilson & Ross 2001) zeigen: Temporale Vergleiche treten mindestens genauso häufig auf wie soziale Vergleiche o Beispiel für einen temporalen Vergleich: Wechsel von der Schule auf die Uni -> neue Lebenssituation, aber: „Ich bin immer noch genauso liebenswert wie damals.“ ZUSAMMENFASSUNG: Selbstkonzept, Selbstaufmerksamkeit, Selbstwert Quellen der Selbsterkenntnis: Introspektion, soziale und temporale Vergleiche Ähnlichkeitshypothese: Intuitiv Vergleiche mit allen, bewusst Vergleiche mit Ähnlichen Welche Quellen für Selbstkonzept-Wissen und Selbstwert kann man unterscheiden? Wie kann man sich typischerweise mit ähnlichen Personen vergleichen? Welche Motive können hinter sozialen Vergleichen stehen? VIII ATTRIBUTION ALLGEMEINES Kausalattribution: Kausale Erklärung von beobachtetem Verhalten / Theorie des Verhaltens anderer Attributionstheorien: Konzeptueller Rahmen, innerhalb dessen zu erklären versucht wird, wie im Alltag Personen zu Erklärungen von Verhaltensweisen kommen Das Problem des Fremdpsychischen: o o Haben andere ähnliche psychische Erlebnisse? Haben andere überhaupt psychische Erlebnisse? ATTRIBUTIONSTHEORIEN I Heiders naive Handlungsanalyse: Mensch als intuitiver Wissenschaftler Grundannahmen: o o o o o Verhalten drückt Invarianzen (=Verhaltensregelmäßigkeiten) aus: Stabile psychologische Verhaltensweisen Wahrer Charakter -> verschiedene Situationen -> verschiedene Verhaltensweisen Verhalten erschließt Invarianzen aus Verhalten Verhalten an Situationen angepasst Wahrer Charakter = Invarianzen der Mannigfaltigkeit des Charakters Attribution ist eine vitale Fähigkeit Diagnose der Charaktereigenschaften = Invarianzen systematisieren und interpretieren Attributionen sind nicht notwendigerweise bewusst Induktives Vorgehen Intuitiv (= Wahrnehmungsregeln: erst intuitiv, dann bewusster) Attribution ist eine Form der Kausalanalyse II Kelleys Attributionstheorie: Kovariationsprinzip: es wird angenommen, dass Beobachter die Ursachen eines Verhaltens herausarbeiten, indem sie Daten über vergleichbare Fälle sammeln. Kausalität wird auf die Person, die Entität oder die Situation attribuiert, abhängig davon, welcher dieser Faktoren mit der beobachteten Wirkung kovariiert. Situation <-> Dispositionen Einfluss dreier unabhängiger Variablen auf beobachtbares Verhalten: o o o Die Person: Konsistenzinformationen: X zeigt dieses Verhalten immer/häufig/selten Die Umstände: Konsensusinformationen: zeigt nur X das verhalten oder auch andere Personen? Der fokale Stimulus: Distinktheit: Zeigt X Verhalten nur gegenüber dem fokalen reiz oder auch gegenüber anderen Reizen? Beispiele: o Dispositionale Attribution: Hohe Konsistenz Geringer Konsens Geringe Distinktheit Bsp. Museumsbesucher: Viele Museumsbesuche, nicht viele Personen machen das, geht in viele verschiedene Museen. o Stimulusattribution: Hohe Konsistenz Hoher Konsens Hohe Distinktheit Bsp. Kunstliebhaber: viele Museumsbesuche, viele Personen machen das, geht nur in ein spezielles Museum, um ein spezielles Bild zu sehen. o Situative Attribution (uneindeutig) Geringe Konsistenz Hoher Konsens Hohe Distinktheit Bsp. Milgrim: Man gibt eig. keine Stromschläge, viele handeln in dieser Situation so, zeigen nur diese eine Verhaltensweise Das Konfigurationsmodell: Hat man nur eine Beobachtung eines Verhaltens, braucht man zusätzliche Vorannahmen zur Ursachenerklärung. Kausalschemata: Vorgefertigte Meinungen, Vorannahmen. o o Multiple hinreichende Ursachen: Abwertungsprinzip: Verschiedene Ursachen können alle allein ein Verhalten erklären -> Abwertung einiger Ursachen, wenn andere plausible Ursachen vorhanden sind. (Bsp.: Student hat 100% in Prüfung: Gelernt oder Fähigkeiten oder Glück? -> Annahme von Fähigkeiten, alle außer der „guten“ Ursache werden abgewertet.) Aufwertungsprinzip: Ursachen werden zur Erklärung herangezogen, wenn ein Effekt trotz hemmender Kräfte auftritt. (Bsp.: Student hat 100% in Prüfung, obwohl nicht gelernt -> Aufwertung seiner wahnsinns tollen Fähigkeiten) Multiple notwendige Ursachen: Verschiedene Ursachen müssen zusammen auftreten um den Effekt zu produzieren: Bsp.: Intelligenz + Forschungsteam + Forschungsthema Nobelpreis ATTRIBUTIONSFEHLER: VON LOGISCHEN THEORIEN ABWEICHENDE ZUSCHREIBUNG VON URSACHEN I Fundamentaler Attributionsfehler: o o o Konsensus-Unterschätzung: Unterschätzung, wie viele Personen etwas tun Korrespondenzverzerrung: Aufmerksamkeit ist bei Akteur -> Ursache wird beim Akteur gesehen Personalismus: Ursachen (im Akteur gesehen) unterscheiden sich je Kultur. (beispielsweise ist ein volltrunkener Unfallfahrer in D ein Idiot, in Japan schadet er dem Ruf seiner Firma.) Quellen der Verzerrung: o o Motivationale Faktoren, z.B. Selbstbezug, wenn positive oder negative Konsequenzen folgen „Das Wetter ist schön, weil ICH aufgegessen habe.“ Kognitive Faktoren: Welche Informationen zur Verfügung stehen bzw. mit einbezogen werden. Beispielstudie: Reden für/gegen Fidel Castro werden gehalten. VPN sollen die Glaubwürdigkeit der Redner beurteilen. UV: Redner hat Thema selbst ausgesucht vs. Thema war vorgegeben. Reden für Castro werden als glaubwürdiger eingeschätzt bei beiden UV, aber Effekt war größer, wenn Redner das Thema selbst gewählt hat. Weg der Bewertungsfindung: intuitiv: Nur Pro/Kontra wird mit einbezogen + 2. Verbesserung: Einbezug, ob das Thema selbst gewählt war. II Beobachter-Akteur-Divergenz: Attributionsunterschiede zwischen Akteur und Beobachtung: o o Der Akteur betont situative Faktoren Der Beobachter betont dispositionale Faktoren Gründe: o o o Wahrnehmungsfokus: Beim Beobachter der Akteur, bei Akteur aber seine Umwelt Selbstwissen: Akteure wissen mehr über situative Anforderungen als Beobachter Unterschiedliche Ziele: Akteure haben instrumentelle Ziele (Erfüllung ihrer Aufgabe), Beobachter wollen Informationen zur Vorhersage künftiger Verhaltensweisen des Akteurs sammeln. III Selbstwertdienliche Verzerrung: Attributionen, die den Selbstwert erhalten oder verbessen: o o o Eigene Erfolge -> dispositional attribuiert Eigene Misserfolge -> situativ attribuiert Self-handicapping: plausible externale Gründe für Verhaltenserklärung Beispielstudie: VPN müssen Puzzles zusammenbauen, die Puzzles sind lösbar und nicht lösbar. Danach dürfen sie sich aussuchen, ob sie ein leistungssenkendes oder ein leistungssteigerndes Medikament zu sich nehmen. In der „lösbar“ Gruppe nehmen fast alle das leistungssteigernde Mittel In der „nicht lösbar“ Gruppe nehmen die meisten das leistungssenkende Mittel. Erklärung: Wird nun ein weitere Puzzle in der „nicht lösbar“ Gruppe nicht geschafft, können die VPN es auf das leistungssenkende Medikament schieben, sodass ihr Selbstwert erhalten bleibt. ZUSAMMENFASSUNG: Attribution meint kausale Verhaltenserklärung Bei einzelnen Verhaltensbeobachtungen wird Attribution mittels des Kausalschematas vorgenommen. Bei mehreren Verhaltensbeobachtungen wird Attribution mittels des Kovariationsmodells vorgenommen (Konsens, Konsistenz, Distinktheit). Bei kausalen Informationsverarbeitungen entstehen verschiedene Fehler (fundamentaler Attributionsfehler, Akteur-Beobachter-Divergenz, selbstwertdienliche Verzerrung). Wie funktionieren Verhaltenserklärungen im Alltag? Wie kann man Verhalten erklären, wenn man einmalige oder mehrmalige Beobachtungen zur Verfügung hat? Welche typischen Fehler unterlaufen uns im Alltag bei Verhaltenserklärungen? IX EINSTELLUNGEN EINSTELLUNGEN I Allgemeines: Definition und Eigenschaften von Einstellungen: o o o o o o o Zentrales Konzept der Sozialpsychologie Einstellung = Wertende, affektive Komponente Über Zeit und Situationen stabil Auf soziale und bedeutungsvolle Objekte bezogen Einstellungen sind generalisierbar und haben einen gewissen Abstraktionsgrad: Bsp.: Mein Hund -> alle Hunde (generalisiert) -> Haustiere (abstrahiert) Einstellungen können durch evaluative Konditionierung entstehen Einstellungen sind nicht gleichzusetzen mit Werten, Ideologien und sozialen Repräsentationen Funktion von Einstellungen: o o Motivationale Funktionen: Ich-Verteidigung (z.B. Projektion) -> „Was ich mache, ist positiv“ Ausdruck eigener Werte Instrumentelle Funktionen (z.B. Abnehmen -> Umgehen von Konditoreien) Kognitive Funktionen: Ökonomische Verarbeitung durch Generalisierung und Abstrahierung: Bsp.: Reiß aus nehmen vor allen Hunden, nicht bei jedem Hund wird erst neu überlegt Steuerung der Informationsverarbeitung durch Ordnung, Kategorisierung in positiv und negativ. II Modelle zu Einstellungen Ein-Komponenten-Modell: Einstellung = zeitstabiler Affekt / Bewertung einem Einstellungsobjekt gegenüber. Drei-Komponenten-Modell: Einstellungen bestehen aus drei Komponenten: o o o Kognitive Komponente: Überzeugungen, Meinungen, Vorstellungen gegenüber dem Einstellungsobjekt (z.B. Stereotype) Affektive Komponente: Wertung (z.B. Vorurteile) Konative Komponente: Verhaltensabsicht mit Handlungstendenzen gegenüber dem Einstellungsobjekt. (z.B. diskriminierendes Verhalten) III Messung von Einstellungen: Direkt: Basierend auf der Annahme, dass Einstellungen durch Meinungen, Überzeugungen oder Bewertungen erfasst werden können: o o o o o Ein-Item-Ranking: z.B. „Sind sie mit … zufrieden?“ -> Zuverlässigkeit? Thurston-Skala Likert-Skala Guttmann Semantisches Differential: Aufteilung in Potenz, Valenz, Aktivität Indirekt: Einstellungen werden erfasst, ohne dass die erfasst Personen das bewusst wahrnehmen. o o o o Physiologische Hautleitfähigkeit Verhaltensbeobachtung Nicht reaktive Messverfahren (z.B. Lost-Letter-Technik: Verlorene Briefe mit ausländischen Namen -> wie viele zurückgeschickt?) Bonus-Pipeline (Jones & Sigall, 1971): Probanden glauben, sie sind an Lügendetektoren angeschlossen -> angeblich werden Antworten dann ehrlicher. Probleme: o o Direkt: Verfälschung der Messung durch Reaktivität, soziale Erwünschtheit etc. Indirekt: Großer Interpretationsspielraum, Validität? EINSTELLUNGEN UND VERHALTEN I Beispiel zu Einstellungen: LaPierre (1934): Bereiste mit chinesischem Ehepaar Hotels und Gaststätten in den USA -> nur bei einem aus 200 wurden sie abgewiesen.1/2 Jahr später Nachbefragung: 92% der Hotels/Gaststätten haben an, dass sie keine Chinesen bewirten. -> große Diskrepanz zwischen Einstellungen und Verhalten. II Faktoren, die den Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten beeinflussen Persönlichkeitsfaktoren: o Selbstbeobachtung (self monitoring): hoch (was sagen jetzt andere, wenn ich das sage?) vs. niedrig (egal was andere sagen -> sind ehrlicher) Übereinstimmung zwischen Verhaltens- und Einstellungsmessung (Korrespondenzhypothese): Je spezifischer die Einstellungsmessung, desto höher die Konsistenz zwischen Verhalten und Einstellungen. Wichtige Aspekte: o o o o Handlungsaspekt (genaues Verhalten) Zielaspekt (Ziel des Verhaltens) Kontextaspekt Zeitdauer Modelle der Beziehung zwischen Einstellung und Verhalten: 1. Theorie des überlegten Handelns („Theory of reasoned action“): Ein Modell, bei dem das Verhalten aus den Verhaltensabsichten vorhergesagt wird, die wiederum von der Einstellung und den subjektiven Normen bestimmt sind. 2. Theorie des geplanten Handelns: Erweiterung der Theorie des überlegten Handelns durch die wahrgenommene Verhaltenskontrolle (subjektive vs. tatsächliche Kontrolle) (theory of planned behavior) 3. Vergleich beider Theorien nach Ajzen & Madden 1986: Studie: 169 VPN wurden zu einer Seminarteilnahme befragt. Ziel: Vorhersage der Seminarteilnahme durch Einstellung (Wert des Seminars von 1-7) Erwartung (Interesse am Thema steigern 1-7) Subjektive Norm (Motivation, anderen zu entsprechen z.B. „Meine Eltern wollen, dass ich das Seminar besuche“) Verhaltenskontrolle (Wie sehr können sie die Anwesenheit im Seminar kontrollieren?) Ergebnisse: Die Intention, das Seminar zu besuchen, korrelierte am höchsten mit Einstellungen und Verhaltenskontrolle Das verhalten korrelierte hoch mit der Intention und etwas mit der Verhaltenskontrolle Wenn keine vollständige Verhaltenskontrolle vorliegt: Theorie des geplanten Handelns besser, weil die Verhaltenskontrolle als subjektive Komponente in die Vorhersage der Verhaltensintention mit eingeht und sie zur tatsächlichen Kontrolle des Vorhersagens des Verhaltens beiträgt. ZUSAMMENFASSUNG: Einstellungen und Verhalten zeigen einen hohen Zusammenhang, wenn der Abstraktionsgrad von Einstellungen und Verhalten korrespondieren. Zur genaueren Vorhersage des Verhaltens sind neben der Einstellung einem Verhalten gegenüber die subjektive Norm und die wahrgenommene Verhaltenskontrolle wichtige Prädiktoren. Aus welchen Komponenten bestehen Einstellungen? Warum wird die Theorie des geplanten Verhaltens als Erwartung x Wert – Theorie bezeichnet? Wie kann die Vorhersage von verhalten aus Einstellungen verbessert werden? X VERÄNDERUNG VON EINSTELLUNGEN VERÄNDERUNG VON EINSTELLUNGEN I Der Yale-Ansatz zur Einstellungsänderung II Konditionierung von Einstellungen Klassische Konditionierung (evaluative Konditionierung): Kopplung von Nationalitätsnamen mit positiven oder negativen Wörtern -> Bewertung der Nationalitäten als positiv oder negativ Kritik: Demand-Effekte –> Lösung: Subtile Zusammenhänge: Unbewusste US (zu kurz gezeigt, um bewusst wahrgenommen zu werden..) Operante Konditionierung: o Positive Konsequenzen für Einstellung -> Verstärkung der Einstellung o o o Negative Konsequenzen für Einstellung -> Reduktion dieser Einstellung Untersuchung von Verplancki 1955: Frequenz von verstärkten/ bestraften Äußerungen steigt/ sinkt Studie von Hilqum & brown 1956: Stärke von Einstellungen kann durch Konditionierung geändert werden. III Informationsverarbeitungsmodell der Einstellungsänderung: Einstellungsänderung ist das Ergebnis von mindestens fünf Schritten: o o o o o Aufmerksamkeit Verstehen Akzeptieren (der Argumente und Veränderung der Einstellung) Beibehalten (der geänderten Einstellung) Verhalten (entsprechend der neuen Einstellung) Das Zwei-Faktoren-Modell: Aufmerksamkeit und Verstehen: o o 1. Faktor: Rezeption: Aufmerksamkeit und Verstehen 2. Faktor: Akzeptieren der Botschaft Alle Variablen, die positiv auf Rezeption und Akzeptanz wirken, sollten eine positive Wirkung auf Überzeugung haben. o Einflussgrößen: Attribute der Person & Attribute der Situation Bsp.: Intelligenz -> positivere Rezeption der Argumente Intelligenz -> negativere Akzeptanz der Argumente (da mehr hinterfragt) Zusammenhang von Akzeptanz und Überredung: Bsp.: Komplexere gut begründete Argumente -> Überzeugung intelligenter Personen Einfache Botschaften, weniger Argumente -> Überzeugung dümmerer Personen o Untersuchung nach Petty et al. 1976 von Faktoren, die die Informationsverarbeitung beeinflussen (Doppelbelastung, Ablenkung, Argumente…): UV1: Starke vs. schwache Argumente UV2: geringe vs. hohe Ablenkung Geringe Ablenkung: Starke Argumente wirken positiv, schwache wirken negativ bzgl. Überzeugung Hohe Ablenkung: egal ob starke oder schwache Argumente, kaum Einstellungsänderung. Problem: Was ist richtig? Konditionierung oder Informationsverarbeitung?? ZWEI-PROZESS-MODELLE I Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit (ELM): Beim ELM wird angenommen, dass eine Einstellungsänderung als Reaktion auf persuasive Botschaften vermittelt über zwei Arten der Informationsverarbeitung zustande kommen kann. Elaboration ist das Ausmaß, in dem eine Person über die in einer Botschaft enthaltenen themenrelevanten Argumente auf der zentralen Route nachdenkt, statt auf Prozesse zu vertrauen, die für die periphere Route der Persuasion typisch sind (z.B. heuristische Verarbeitung, klassische Konditionierung, Selbstwahrnehmung.) o o Zentrale Route der Überlegung: zeitintensives gründliches Nachdenken über die Argumente ( Informationsverarbeitung) Periphere Route der Überlegung: oberflächliche Rezeption der Botschaften ( - evtl. Konditionierung) Relevanz und Involviertheit als Determinanten dafür, welche Route gewählt wird. Untersuchung nach Petty et al. 1981: UV1: Starke vs. schwache Argumente UV2: Quelle der Information: hohe vs. niedrige Sachkenntnis UV3: hohe vs. niedrige Involviertheit (Änderung der Studiengebühren in 1-10 Jahren) AV: Einstellung zu Studiengebühren Hohe Involviertheit: Sachkenntnis der Quelle unwichtig, Qualität der Argumente wichtig Niedrige Involviertheit: Sachkenntnis der Quelle wichtig, Qualität der Argumente unwichtig II Heuristisch-Systematisches Modell der Einstellungsänderung (HSM): o Systematische Verarbeitung (=zentrale Route) o Heuristische Verarbeitung (=periphere Route) Grad der Verarbeitungsmotivation und Fähigkeit als Moderator sind Determinanten, welche Route gewählt wird. III Vergleich von ELM und HSM: Gemeinsamkeiten: o Systematische /zentrale Verarbeitungsroute -> hohe Fähigkeiten/ Motivation zur Argumentationsverarbeitung wichtig o Heuristische / periphere Verarbeitungsroute -> keine Fähigkeiten / Motivation nötig Personen verarbeiten Botschaften mit geringem Aufwand, es sei denn, sie sind motiviert, sich genauer mit dem Thema zu beschäftigen. Unterschiede: o o Bei HSM: Heuristische und systematischer Verarbeitungsanteile können gleichzeitig wirken -> selbst unter hoher Involviertheit wirken heuristische Cues Das ELM nimmt im wesentlichen Akkuratheit als Motivation an das HSM nimmt hingegen verschiedene Motivationen an (Akkuratheit, Selbstschutz, Impression Management …) Um viele Leute zu erreichen, muss man beide Kanäle bedienen: Den Systematischen/zentralen/informationsverarbeitenden Kanal und den heuristischen/peripheren/konditionierten Kanal. ZUSAMMENFASSUNG: Einstellungen können durch gerungen kognitiven Aufwand (Konditionierung), sowie durch systematische kognitive Prozesse (analytisches Denken) verändert werden. Beide Prozesse können konkurrieren, werden aber später als zwei-Prozess-Modelle in ein Modell integriert Je stärker man an einem Thema interessiert ist, desto stärker denkt man über Argumente zu diesem nach. Durch welche Proozesse können Einstellungen geändert werden? Sind es Prozesse der Konditionierung oder des Nachdenkens über Argumente, durch die Einstellungen geändert werden? XI KONSISTENZTHEORIEN KOGNITIVE KONSISTENZTHEORIEN Grundannahmen: Inkonsistenz = kognitive Dissonanz -> unsere Einstellungen passen nicht zueinander oder unser Verhalten und unsere Einstellungen wiedersprechen sich. Dies nehmen wir als unangenehm wahr und haben die Motivation diese Dissonanz zu reduzieren, indem wir eine oder mehrere Einstellungen ändern um Konsistenz herzustellen. Kognitive Dissonanztheorien auch in anderen Bereichen: o o o Temporale soziale Vergleiche: Man ist konsistent heißt man ist der gleiche wie vor zehn Jahren Einstellungen: Konsistenz in Verhalten, Bewertung und Wissen. Konsistenz zwischen Einstellungen und Verhalten BALANCETHEORIE Grundannahmen (nach Heider 1946): Psychologisches Feld einer Person besteht aus Menschen, Objekten, Ereignissen. -> Betrachtung von POX-Einheiten: Inkonsistente Triaden erzeugen einen aversiven Zustand, den man versucht zu reduzieren. Mögliche Zustände: Balanciert (Prinzip: Freund meines Freundes ist mein Freund, Feind meines Freundes ist mein Feind etc.) Mögliche Zustände: Unbalanciert Wiederherstellung der Balance: o o Änderung der Einstellung, die am wenigsten Aufwand erfordert Bedeutsame Einflussfaktoren: Solange keine anderen Infos vorliegen, nehmen Menschen an, dass andere so denken wie sie selbst. Die meisten Menschen bevorzugen es mit anderen übereinzustimmen. Inkonsistenz wird oft dadurch ausgelöst, dass einzelne Interessen nicht isoliert werden. (z.B. in einer Beziehung: Nicht zusammenpassende Interessen werden jeweils alleine durchgeführt) Anwendung der Balancetheorie: o o Interpersonale Erfahrungen Erweiterter Kontakt „Freundesfreunde“: Mein Freund mag jmd. In der Outgroup -> Ich lege meine Vorurteile gegenüber der Gruppe eher ab. DISSONANZTHEORIEN (FESTINGER 1957): I Allgemeines: Beschäftigung mit Diskrepanzen zwischen Einstellung und Verhalten Dissonanz ist ein unangenehmer Zustand psychologischer Anspannung (Erregung, elektrogalvanische Hautreaktion), der entsteht, wenn eine Person zwei oder mehr Kognitionen hat, die nicht zusammenpassen. Menschen sind bemüht, dissonante Informationen zu vermeiden, außer wenn… (nach der selective exposure hypothesis , nach Frey 1986): o o .. sie starke Einstellungen haben und auf diese Weise gegen dissonante Informationen argumentieren können. … die Einstellungen „auf schwachen Füßen“ stehen und es deshalb langfristig besser ist die Wahrheit herauszufinden und seine Einstellung zu ändern. II Beispielstudie (Festinger & Carlsmith 1959): VPN müssen langweilige Aufgabe erledigen und sollen anderen danach sagen, dass es eig. toll war. UV: 1 oder 20 Dollar Belohnung AV: Bewertung der Aufgabe Bei weniger Bezahlung wird die Aufgabe als angenehmer eingeschätzt. Selbstrechtfertigung, dass Aufgabe gut war, weil sie keinen anderen Grund gehabt hätten die Aufgabe zu lösen. III Voraussetzungen für die Entstehung von Dissonanz: o o o o Verhalten muss relevant für das Selbst sein, Inhaltsbereich bedeutsam für das Individuum Wahlfreiheit: Nur wenn VPN den Eindruck haben, sie hätten freiwillig gehandelt, entsteht kognitive Dissonanz. (Erweiterung in der Studie von oben: Nur wenn Leute denken, sie hätten freiwillig gesagt, die Aufgabe sei toll, entsteht Dissonanz.) Negative Konsequenzen: Nur wenn das Verhalten negative Konsequenzen hat, entsteht Dissonanz (Erweiterung der Studie nach Cooper und Worchel 1970: VPN hat den Eindruck, dass sie mit der Lüge oder die Aufgabe die folgende VPN beeindruckt vs. Nicht beeindruckt. -> Nur wenn die Person beeindruckt war und sich beeinflussen ließ (= negative Konsequenzen) entsteht Dissonanz. Erleben der Dissonanz: Das Individuum muss Arousal erleben und es auf die Handlung attribuieren. IV Initiationsriten: Studie von Aronson & Mills 1959: VPN wurden zur freiwilligen Teilnahme an einer Diskussion über Sexualität eingeladen. UV: Bedingungen zur Teilnahme: Lautes Vorlesen von expliziten sexuellen Beschreibungen (schwierig) oder lautes Vorlesen eines Textes über Petting (einfach) AV: Bewertung einer kaum verständlichen Diskussion über langweilige Inhalte, an de die Teilnehmer in der nächsten Woche beteiligt werden sollen. Unter der schwierigen Bedingung werden Diskussion und Teilnehmer positiver bewertet. Je höher die Initiationsriten, desto positiver wird die Gruppe bewertet (Selbstrechtfertigung, dass sich der Ritus gelohnt hat) daher auch größere Identifikation mit der Gruppe. V Reduktion der kognitiven Dissonanz: o o o Änderung beider Kognitionen Suche nach Informationen, die eine Kognition unterstützt Suche nach Informationen, die eine der Kognitionen abwertet o o o Einstellungs- oder Verhaltensänderung Hinzufügen neuer und konsistenter Informationen Trivialisierung: Herunterspielen der Wichtigkeit von inkonsistenten Informationen oder Verhaltensweisen Dissonanzreduktion VI Anwendung der Dissonanztheorien o o o o Das Bedauern von Menschen und die Einstellungsänderung nach Entscheidungsänderung Die Suche und Auswahl von Informationen Gründe, warum Menschen nach Unterstützung für ihre Einstellung suchen Situationen, in denen mangelnde Unterstützung durch eine Gruppe Dissonanz auslöste VII Sonstiges: Nachentscheidungsdissonanz nach Frey & Rosch 1984: UV1: urteile der VPN sind später noch veränderbar vs. nicht mehr veränderbar AV: Anzahl der konsonanten und dissonanten Informationen, die die VPN sich ansehen Ergebnis: Sind die Urteile nicht mehr veränderbar werden mehr konsonante Informationen gesehen, es wird nur noch die eigene Person beleuchtet. Erinnerung konsistenter Informationen nach Jones & Köhler 1959: Es werden v.a. Argumente erinnert, die die eigene Position stärken und die Gegenposition schwächen. Wen mag man? Nach Jecker & Landy 1959: Wenn wir jemanden einen Gefallen getan haben, denken wir positiver über diese Person (-> Selbstrechtfertigung des Gefallens). VIII Kritik: Die Selbstwahrnehmungstheorie: Grundannahmen: o Innere Zustände und Selbstbeobachtung sind unreliable Faktoren -> d.h. es gibt kein inneres unangenehmes Gefühl der kognitiven Dissonanz. o VPN wissen, dass sie die Aufgabe als interessant dargestellt haben. Das informiert sie über die Einstellung zu der Aufgabe sofern keine anderen Gründe für das Verhalten vorliegen (wie z.B. Bezahlung). Dissonanz und andere Zustände sind nicht notwendig um das Verhalten zu erklären! Studie: Sind innere unangenehme Gefühle der Dissonanz notwendig für die Veränderung von Einstellungen durch einstellungskonträres Verhalten? Nach Cooper 1974 UV1: Placebo gegeben, Zusatzinfos: mit vs. ohne Nebenwirkungen UV2: freiwilliges vs. unfreiwilliges Aufschreiben eines einstellungskonträren Aufsatzes AV: Einstellung „mit“ Nebenwirkungen fand keine Einstellungsänderung statt: Negative Gefühle der kognitiven Dissonanz wurden auf Nebenwirkungen attribuiert. „ohne“ Nebenwirkungen fand in der freiwilligen Schreibgruppe eine Einstellungsänderung statt -> negative Dissonanz wurde gespürt, auf eigenes Verhalten attribuiert und reduziert. IX Zusammenfassung der Dissonanztheorie: REAKTANZTHEORIE Wenn Menschen das Gefühl haben, ihre Freiheit wird bedroht, wird ein unangenehmer Zustand der Reaktanz erzeugt. Reaktanz kann abgebaut werden, indem die „verbotene“ Handlung ausgeführt wird (Trotz-/ Protesthandlungen) Studie: Graffiti-Untersuchungen in öffentlichen Toiletten (nach Pennbaker & Sanders 1976) UV: Schilder: „Schreiben sie unter keinen Umständen an diese Wände“ vs. „Schreiben Sie bitte nicht an diese Wände.“ AV: Menge an Graffiti Bei der strengeren Bedingung waren mehr Graffitis da -> Reaktanz! „forbidden toys“ -> Das, was kleine Kinder nicht haben dürfen, wollen sie umso mehr. Sie haben mehr Achtung vor diesen Dingen. IMPFUNG GEGEN ÜBERREDUNG NACH MCGUIRE 1964 Es gibt zwei Möglichkeiten, sich vor Überredung zu schützen: o o Unterstützende Verteidigung: Neue Argumente für die Einstellung der Person Impfung: Schwache Argumente gegen die Position der Person -> Erklärung: Der schwache Angriff auf die eigene Person führt zur Suche nach Gegenargumenten. ZUSAMMENFASSUNG: Balancetheorie: Tendenz zu balancierten Triaden Widersprüche zwischen Kognitionen (und Verhalten) führen zu Dissonanz, die man versucht zu reduzieren. Bedingungen für kognitive Dissonanz sind Selbstbezug, Wahlfreiheit, Schaden und gefühlten Arousal (sub. Dissonanz) Phänomene: Nachentscheidungsdissonanz, Erinnerung von bestimmten Infos, Attraktion usw. Unter welchen Bedingungen entsteht kognitive Dissonanz? Wie kann kognitive Dissonanz reduziert werden? XII DAS SELBST WAS IST DAS SELBST? Bedeutung des „Selbst“ in der Psychologie: (neben Einstellungen) wichtigster psychologischer Faktor, im „Selbst“ findet viel statt (aus der Perspektive des Einzelnen): o o o o o Kategorisierungen und Stereotype Kognitive Verarbeitung Selbst und Affekte/Emotionen sind eng verbunden Bewertung des Selbst durch soziale Vergleiche Attributionen und das Selbst (Selbstwahrnehmung) Definitionen und Begriffe: Das Selbst als Prozess, ist wandelbar Lewis & Brooks: Aspekte des Selbst: o o Existentielles Selbst: Das Selbst als Subjekt der Wahrnehmung (das Selbst agiert immer, der Mensch ist nie ohne Empfindung oder Wahrnehmung) Objektives Selbst: Das Selbst als Objekt der Wahrnehmung: Mit der Zeit lernen wir etwas über unser Selbst (z.B. wie wir typischerweise handeln) Looking glass self: Wie (nach unserer Meinung) für uns relevante andere uns sehen, so sehen wir uns auch selbst. In verschiedenen Kontexten gibt es verschiedene Selbstwahrnehmungen. BASISKONZEPTE DES SELBST I Prozesse des Bewusstwerdens des Selbst Selbstkonzept: zentrales Schema, das Wissen über uns selbst enthält (z.B. Eigenschaften, Meinungen, Beziehungen), generelle Struktur und spezifischer Inhalt Funktionen des Selbstkonzepts: o o o Strukturierung des Selbst und seiner Aktionen (z.B. Lernstoffaufteilung) Basis für Emotionen Exekutive mit begrenzten Ressourcen (z.B. viel Selbstkontrolle erforderlich -> Ressourcen erschöpft -> nächste Aufgabe: Selbstkontrolle ist weniger erfolgreich) Komponenten des Selbstkonzepts: o o o o o o o o Existentielle Aspekte (Ich bin einzigartig) Selbst-Beschlüsse (Ich kann erreichen, was ich will) Implizite Theorien (Ich war schon immer konservativ) Soziale Abgrenzung (Ich bin ein Student) Interessen und Aktivitäten (Ich tanze Ballett) Interpersonale Attribute (Ich bin ein Einzelkind) Selbsterkenntnis (ich bin eine gute Person) Äußere Charakteristika (Ich bin 19 Jahre alt) Selbstwert: Bewertung des Selbst (positive und negativ) Motive zur Erlangung des Selbstwerts: o o Self-Assessment: Informationen über Erreichen von Zielen und Erfüllung von Standards im Vergleich zu anderen Self-Enhancement: Streben nach hohem Selbstwert + Selbstwertschutz (Self Improvement, Selbstwert als Quelle positiver Emotionen und Selbstwert als Coping Ressource) Methoden: o o o Messungsbeispiele: Rosenberg 1968 misst Selbstwert als festes Merkmal (=Trait); Heartherton & Polivy 1991 messen den Selbstwert in einer bestimmten Situation (=State); Nuttin 1987 misst einen impliziten Selbstwert Oft Selbstberichtsverfahren -> aber valide? – Selbsteingeschätzte Attraktivität korreliert höher mit Selbstwert als fremdeingeschätzte Attraktivität. Meist nur Korrelationen zwischen Selbstwert und anderen Merkmalen (z.B. Gesundheit), daher sind keine Kausalbeziehungen interpretierbar (z.B. Sinn von Selbstwerttraining?). Bedeutung des Selbstwertes: o o o o (akademische) Leistung und Selbstwert korrelieren nach Kontrolle von Störvariablen nur noch gering Korrelationen von Selbstwert mit psychischer und physischer Gesundheit und Wohlbefinden: geringer Selbstwert korreliert mit Anorexie, Bulimie und Essstörungen allgemein. Keinen Zusammen mit anderen Gesundheitsindikatoren wie Rauchen, Alkoholmissbrauch und sexuellen Störungen. Hoher Selbstwert -> klares Selbstkonzept (schneller, eindeutigere und konsistentere Selbsteinschätzung) Selbstwert und Aggression: Studie UV1: Narzissmus (extrem hoher Selbstwert) UV2: Bedrohung des Selbstwertes durch negative Leistungsrückmeldungen AV: Probanden sollten Stärke und Dauer unangenehmer Reize für andere Personen steuern Narzissmus und Aggression stehen nur in geringem Zusammenhang Aber: Bedrohung des Selbstwerts eines Narzissten und Aggression hängen sehr zusammen, v.a. Aggression gegen die Quelle der Bedrohung. -> instabiler hoher Selbstwert ist eng verknüpft mit Aggression! II Das Selbst als Akteur (Selbstregulation, Self-Monitoring, Selbsteffizienz): 3 Typen von Selbstschemata: o o o Aktuelles Selbst Idealselbst (mein Ideal) „Muss“-Selbst (Pflichten) Selbstdiskrepanzen: führen zu motivationalen Implikationen o o Aktuelles Selbst – Ich-Ideal Aktuelles Selbst - Pflichten Verschiedene Fokusanwendungen (selektive Reaktion) o o o Promotion Fokus (aktuelles Selbst – Ich-Ideal) Positive Ergebnisse führen zu Begeisterung und werden angestrebt Negative Ergebnisse führen zu Niedergeschlagenheit Prevention-Fokus (aktuelles Selbst – Pflicht-Selbst) Fernhalten von negativen Ergebnissen führt zu Erleichterung Negative Erlebnisse führen zu Panik Studie zur Fokusanwendung (Sassenberg, Kessler, Mummendey 2008): „Glücksspiel“ in Gruppen um Geld. UV1: Promotion- vs. Prevention-Fokus (ausgelöst durch verschiedene Situationen “kann gewinnen” vs. „Verlust vermeiden“) UV2: Verteilung positiver vs. negativer Ressourcen AV: Eingeschätzte Differenz zwischen eigener und anderer Gruppe Ergebnisse: Promotion-Fokus: Gewinn: klare Bevorzugung der eigenen Gruppe, Verlust: Egal, welche gruppe betroffen -> Gewinnorientiert! Prevention-Fokus: Gewinn: egal, welche gruppe betroffen, Verlust: Klare Bevorzugung der eigenen Gruppe. -> Verlust vermeidend orientiert! III Das interpersonale Selbst Das Selbst in Beziehung zu anderen Individuen Das Selbst als Verursacher von sozialen Phänomenen inklusive ihrer Konsequenzen: o o o Reflected Appraisal Selbstdarstellung Soziale Emotion ZUSAMMENFASSUNG Existentielles und objektives Selbst Selbstkonzept: Wissen über das Selbst Selbstwert: Beurteilung des Selbst Selbst als Akteur: Selbstdiskrepanzen steuern z.B. welche Aspekte der Umwelt besonders relevant erscheinen Was ist das Selbst? Wie hängen Selbstkonzept und Selbstwert zusammen? Wie beeinflussen Aspekte des Selbst das Verhalten? XIII HILFEVERHALTEN UND ALTRUISMUS DEFINITIONEN Definition von altruistischem Verhalten: o o o o Evolutionstheorie: Verhalten, das trotz Kosten für die eigene Fitness zur Fitness eines anderen Individuum beiträgt. Sozialpsychologie: Selbstloses Verhalten, das wegen Übernahme der Sichtweise eines anderen und Empathie in der Absicht anderen zu helfen, gezeigt wird. Die Entscheidung dazu das Verhalten zu zeigen ist absolut freiwillig. Gesamt: die Motivation, das Wohl anderer zu erhöhen gepaart mit Perspektivenübernahme, Empathie und Sympathie für den anderen. Empathie-Altruismus-Hypothese (Studie von Batson): VPN sehen eine leidende andere Person und haben die Möglichkeit zu helfen: Empathie-Bedingung: VPN bekommen die Aufgabe, sich in die leidende Person hineinzuversetzen, danach entscheiden sie, ob sie gehen oder helfen wollen -> alle helfen. Bedingung ohne Empathie-Aufgabe: VPN sehen die leidende Person und haben nicht die Möglichkeit zu gehen -> helfen eher (um Anblick nicht ertragen zu müssen) / VPN sehen die leidende Person, haben aber die Möglichkeit zu gehen -> die meisten gehen. Definition Pro-soziales Verhalten: o o Hilfeverhalten um die Situation eines anderen zu verbessern, das aber freiwillig gegeben wird. Motivation kann intrinsisch oder extrinsisch sein (z.B. um Schuldgefühle zu vermeiden...) Definition Hilfeverhalten: o Hilfeverhalten allgemein, das nicht unbedingt freiwillig gegeben wird. Hier zählen z.B. auch berufliche Verpflichtungen (z.B. Krankenschwester). ENTSTEHUNG VERSCHIEDENER PRO-SOZIALER VERHALTENSWEISEN: Familienaltruismus: o o o Altruistisches verhalten ist adaptiv, wenn die Kosten K für das Verhalten kleiner sind als der Nutzen N für den Empfänger gewichtet am Verwandtschaftsgrad r. -> Hamilton Regel: N*r > K Psychologische Voraussetzungen: Neigung, nahen Verwandten zu helfen Erkennung des Verwandtschaftsgrades: Durch primäre Bindung (z.B. gemeinsames Aufwachsen), emotionale Nähe (wird auch über Verwandtschaftsgrad vermittelt, größere Nähe bedeutet mehr Hilfe) und Verwandtschaftstermini (Namen, „Mama“ etc.) Evidenz für Familienaltruismus: Oft geht der größte Teil des materiellen Erbes beim Tod an nahe Verwandte Inuit: Zusammensetzung der Walfangboote nach Verwandtschaftsgrad, da mehr Hilfe innerhalb der Familie gegeben wird. Mayflower-Expedition: Den ersten Winter überlegten diejenigen, die viele Verwandte dort hatten, mit größerer Wahrscheinlichkeit Burnstein et al. 1994: Befragung von Personen: Die Tendenz Verwandten zu helfen ist größer als Fremden zu helfen, v.a. bei „Leben-Tod-Situationen“ Reziproker Altruismus: Ausgangspunkt: Das Verspüren der Pflicht, Freundlichkeit von anderen zu erwidern. o o o Gefangenen-Dilemma (u know…) Die erfolgreiche Tit-for-Tat-Strategie: Freundlich (kooperiert im ersten Schritt) Provozierbar (reagiert sofort auf betrug des anderen -> wenn der andere nicht mehr kooperiert, kooperiert der eine auch nicht mehr. Nachsichtige (ist nicht nachtragend) Studie nach Scheldon 1999: Individualisten, Wettbewerbsorientierte und Kooperative spielen das Gefangenen-Dilemma gegen einen Computer, der die perfekte Tit-for-Tat-Strategie anwendet. Die Tit-for-Tat-Strategie lehrt nicht kooperativen Individuen, dass sich Kooperation letztendlich auszahlt und Nicht-Kooperation die ungünstigere Variante ist. Kooperative hatten den größten Vorteil In einem zweiten Durchgang verhielten sich auch Wettbewerbsorientierte und Individualisten kooperativer. Starke Reziprozität: Tendenz zur Kooperation und die Neigung, kooperatives Verhalten zu belohnen und nichtkooperatives Verhalten zu bestrafen. Evidenz: Ultimatum-Spiel (nach Güth et al. 1982): Person A verteilt einen geldbetrag, Person B entscheidet, ob die Aufteilung akzeptabel ist oder nicht. Akzeptiert B, wird der Betrag so aufgeteilt, akzeptiert B nicht, bekommen beide nichts. Eigentlich ist es ökonomisch sinnvoll für B immer zu akzeptieren, aber für viele wiegt das Gut der Gerechtigkeit mehr und sie entscheiden sich bei Ungerechtigkeit gegen das Geld. Studien zum Beitrag öffentlicher Güter: Beitragsrate sinkt mit der Zeit, wenn andere nichts einzahlen. Denn dann will man diese „bestrafen“ und zahlt selbst nichts ein. Aber die Einführung altruistischer Bestrafung (Zahle 1 ein, dann verliert der andere 3) erhöht die Beitragsraten wieder. Was ist altruistische Bestrafung? Ausgelöst durch moralische Emotionen: ärger, Empörung, Wut, Abneigung, Ekel, Verachtung Altruistisch, da eigene Nachteile in Kauf genommen werden um die Bestrafung durchzuführen. Trägt zu allgemeinem Nutzen bei (muss prosozial sein) Bestrafung aktiviert Hirnregionen, die ansonsten mit Belohnung assoziiert sind. Je stärker diese Regionen aktiviert sind, desto härter fällt Bestrafung aus. BEDINGUNGEN DES PRO-SOZIALEN VERHALTENS: Zeitliche Faktoren: Studie von Darley und Latané 1976:VPN sollen Reden vorbereiten und diese dann in einem anderen Saal vortragen, auf dem Weg dorthin finden sie allerdings eine verletzte Person. UV1: Hilferelevant: VPN lesen den barmherzigen Samariter und bereiten Rede zu diesem Thema vor vs. Aufgabenrelevant: (KG): VPN sollen eine Rede zu beliebigen theologischen Themen vortragen UV 2: Variation des Zeitdrucks in allen Bedingungen AV: Messung der Hilfeleistung (0= keine Hilfe – 4=bleiben und helfen) Nur der Zeitdruck wirkte signifikant, die Gedanken waren wegen geringer Varianz nicht relevant. Leute unter Zeitdruck helfen seltener als Leute, die Zeit haben. Der Bystander-Effekt Studie nach Darley & Latané 1968: Je mehr Bystander dabei sind, die nichts tun, desto weniger VPN schlagen vor, einer Person in der Nähe zu helfen und desto länger dauert es, bis sie eingreifen -> die Anzahl der Bystander reduziert die Wahrscheinlichkeit und Latenz der Hilfeleistung. Verschiedene Faktoren des Bystander-Effekts: o o o Pluralistische Ignoranz: Meinung, dass eigene Gefühle sich von denen anderer unterscheiden, das beobachtete Verhalten aber gleich ist -> „wenn die anderen das nicht als Notfall erachten, sollte ich mich vielleicht auch zurückhalten.“ Usw. Verantwortungsdiffusion: Verantwortung wir unter verschiedenen Personen aufgeteilt, sodass sich jeder Einzelne weniger verantwortlich fühlt. Bewertungsangst: Erwartung von anderen bewertet zu werden kann Angst, Unbehagen etc. auslösen. Arten von Bystandern: o o o o Anonyme Bystander: Wenn man die anderen nicht kenn, weiß man nicht, was man von ihnen halten soll Instruierte Bystander (Konföderierte): wenn die anderen konsequent nicht helfen, kann das zu pluralistischer Ignoranz, Verantwortungsdiffusion und Bewertungsangst führen. Bekannte Bystander: größerer sozialer Einfluss und Einfluss von prosozialen Normen Studie zu Arten von Bystandern und Hilfeleistung nach Levine, Crowther 2008: Anonyme Bystander: je mehr es gibt, desto weniger Hilfe wird geleistet Freunde als Bystander: je mehr es gibt, desto mehr Hilfe wird geleistet. ZUSAMMENFASSUNG: Prosoziales Verhalten kann durch Familienaltruismus, reziproken Altruismus und starke Reziprozität entstehen und stabil bleiben. Bedingungen für Hilfeverhalten sind situative Faktoren (Zeitdruck, Anwesenheit vieler Personen) und dispositionale Faktoren (z.B. Empathie und Perspektivenübernahme). Wie kann pro-soziales oder altruistisches Verhalten in einer Welt voller „Egoisten“ entstehen? Welche Bedingungen fördern/ behindern pro-soziales Verhalten? Welche Variablen vermitteln pro-soziales Verhalten? XIV AGGRESSION ALLGEMEINES ZU AGGRESSION Definition der Aggression: Aggression ist jede Verhaltensweise, die ausgeführt wird, um anderen Individuen gezielt Schaden zuzufügen und bei denen der Schadensverursacher sich darüber bewusst ist, dass er gegen den Willen des Opfers Schaden zufügt. Muster der Aggression: Es gibt konsistente Geschlechtsunterschiede: o o o Männer scheinen aggressiver zu sein als Frauen (Gefängnisaufenthalte) Geschlechterunterschiede werden deutlicher, je schwerer die Aggressionsakte werden (mehr Morde von Männern), aber in indirekten verbalen Aggressionen übertreffen Frauen die Männer) Aggressionsrate von Männern und Frauen ist hoch korreliert (r=.88) Aggression ist alters- und kulturabhängig: o Der Verlauf der Aggression ist in verschiedenen Kulturen gleich, auch wenn das Niveau stark variiert. (Bsp.: England: niedriges Aggressionsniveau vs. Chicago: hohes Aggressionsniveau) Formen der Aggression: o o o o o o o o Reaktionsweisen: Verbal vs. Physisch Reaktionsqualität: Aktion vs. Inaktion (z.B. unterlassene Hilfeleistung) Trolly-Dilemma: Eisenbahn führ in Richtung von fünf Gleisarbeitern, man selbst kann den Wagen auf ein anderes Gleis umleiten, auf dem nur ein Gleisarbeiter steht (wird oft gemacht) oder man kann eine dicke Person zum Abbremsen vor den Zug schubsen (kaum gewählte Alternative, da Aktion direkt gegen Person gerichtet ist.) Unmittelbarkeit: Direkt vs. indirekt Sichtbarkeit: Offen vs. verdeckt Veranlassung: Spontan vs. provoziert Zieldienlichkeit: feindselig (ohne eigenen Nutzen) vs. instrumentell (eigener Vorteil) Dauer: kurz vs. lang Einheiten: Individuen vs. Gruppen (z.B. Rassismus) MESSUNG VON AGGRESSION Beobachtungen: o o o Natürliche Beobachtung (z.B. Fußballstadien, Schulen…) Im Labor: Schwierig, da man Personen im Labor keinen Schaden zufügen darf Schüler-Lehrer-Paradigmen: angebliche Stromschläge Essay-Bewertung: Schlechte Bewertung der eigenen Leistung Verlorener Wettbewerb Laute Töne Scharfe Soßen Bobo-Puppen: Puppen, mit denen Kinder spielen können, die sie aber auch verhauen können. Lernen am Modell: Kinder sehen vorher, wie Erwachsen die Puppe behandeln… Provokation der VPN von den VL, anschließend gehen VPN einen langen Gang entlang und ein großer muskulöser Mann kommt auf sie zu. Nordamerikaner weichen hierbei schneller aus als Südamerikaner. Befragung: Verhaltensberichte (problematisch wegen sozialer Erwünschtheit) Einschätzung durch Dritte Archivdaten Persönlichkeitstests Projektive Tests AGGRESSION ALS INSTINKT o o o o o Aggression ist eine angeborene Verhaltenstendenz: Zielorientiert, adaptiv, speziestypisch und enthält „ungelernte“ Komponenten. Aggressionstrieb (= aufgestaute Aggressionsenergie, die abgebaut werden muss) Schlüsselreize (angeboren oder erlernet) sind auslösende Bedingungen für aggressive Impulse (z.B. gefletschte Zähne) Katharsis: Aggressives Verhalten „verbraucht“ aggressive Energien, aggressive Energie kann auch durch sozial erwünschte Ersatzhandlungen, z.B. Sport, abgebaut werden. Frustration-Aggression-Hypothese: Ursprüngliche Idee: Frustration führt immer zu Aggression, jeder Aggression geht eine Frustration voraus. Belege: Anzahl der Selbstjustizfälle korreliert negativ mit dem Baumwollpreis (-> niedrige Preise -> weniger Einkommen -> Frustration -> Anstieg der Aggression nach Hovland & Sears 1940) Negative Korrelation wirtschaftlicher Indikatoren und Aggression gegen Schwarze (frustrierende Wirtschaft -> aggressives Verhalten) Aber: man wird z.B. nicht so schnell aggressiv gegenüber dem Chef, auch wenn dieser unfair handelt, daher: Revidierte Formulierung: Frustration erhöht die Wahrscheinlichkeit für Aggression. Varianten: Displaced Aggression: Herauslassen der Aggression an Ersatzobjekten, z.B. aggressives Verhalten gegenüber dem Chef wird in aggressives Verhalten gegenüber der Familie umgewandelt (obwohl eig. Kein Anlass in Familie) Triggered displaced Aggression: Herauslassen der Aggression an Ersatzobjekten, die einem einen Anlass dazu geben, wieder aggressiv zu geben. (z.B. Frustration durch Chef, Aggression zuhause, Kind reagiert aber zurück -> noch mehr Aggression) Experiment nach Berkowitz 1964: Grundannahmen waren die Frustrations-AggressionsHypothese und aggressive Hinweisreize (z.B. Waffen, die anzeigen, das Aggression hier akzeptiert ist). UV1: Provokation der VPN vs. keine Provokation UV2: Zufälliges Zeigen von aggressiven Hinweisreizen (z.B. Waffe im Zimmer des VL) Ergebnisse: Personen, die provoziert wurden, reagieren aggressiver Je offener aggressive Hinweisreize anwesend sind, desto aggressiver reagieren die VPN AFFEKT UND AGGRESSION Nach Baron (1977): NEO-ASSOZIATIONISTISCHER ANSATZ (NACH BERKOWITZ 1989): Netzwerke, in dem Konzepte, Vorstellungen, Affekte und körperliche Reaktionen aktiviert werden. Wird ein Knoten in diesem Netzwerk angestoßen, werden alle verbundenen Knoten mit aktiviert. Ähnlich wie beim Priming aktiviert ein Hinweisreiz weitere Strukturen. Mögliche Primes für aggressive Netzwerke sind Temperatur, Lautstärke, Ärgerbezogene Stimuli (Benachteiligung, Ungerechtigkeit), Wissensstrukturen (z.B. Stereotyoe). Zusammenfassendes Modell nach Berkowitz: Generelles Modell der Aggression nach Anderson und Bushman 2002 unter Einbezug von Persönlichkeit und Umweltreizen: ANREGUNG VON AGGRESSION: Aversive Reize und Anregung von Aggression Experiment: UV1: Verärgerung eines VPNs oder nicht + UV2: lauter oder ruhiger Raum (=aversiver Reiz) Verärgerte VPN reagieren aggressiver auf den Konföderierten, v.a. in einem lauten Raum Nicht verärgerte VPN reagieren weniger aggressiv und auf gleichem Level in leisem und lautem Raum Durch aversive Reize wird Aggression bei verärgerten Personen zusätzlich gesteigert, bei nicht verärgerten allerdings nicht. Unspezifische Anregung von Aggression: Experiment: Leistungsaufgeben wurden erledigt, zuvor wurde Sport getrieben. Personen, die direkt zuvor Sport getrieben haben, sind weniger aggressiv, da sie ihr inneres Arousal auf Sport zurückzuführen und nicht auf aggressive andere Reize. Besonders aggressiv sind Personen, die noch das Arousal vom Sport fühlen, aber vergessen haben, dass es vom Sport kommt. HORMONE UND AGGRESSIVITÄT o o o Testosteron soll aggressives Verhalten begünstigen (evtl. verantwortlich für altersabhängige Kurve bei Männern). Unterscheidung von aggressivem und Dominanzverhalten Belege: Selbstberichte über Impulsivität, Ärger usw. korrelieren mit dem Testosteronlevel Nach Behandlungen mit Testosteron verändert sich das Aggressionslevel „Gewaltverbrecher“ haben einen höheren Testosteronspiegel als andere Verbrecher. AGGRESSION ALS INTERAKTION Aggression ist nicht alleine erklärbar durch eine genaue Analyse des Handelnden. Der Einbezug der Sichtweise des Opfers (wie auch von Beobachtern) ist notwendig! Perspektivendivergenz: Befragung nach Mummendey: Initiator (Täter) findet seine Aktion meist angemessen, das Opfer aber nicht. Die Reaktion des Opfers hingegen findet das Opfer angemessen, der Täter aber nicht. ATTRIBUTION UND AGGRESSION THEORIE ZWANGS TEDESCHI UND FELSON 1994): DES (NACH Unterscheidung von Wertungen des Verhaltens und dem Verhalten selbst: Motive für Macht-durch-Zwang: Kontrolle anderer, Gerechtigkeit wieder herstellen, Identität behaupten oder schützen. ZUSAMMENFASSUNG: Aggression entsteht aus einem komplexen Zusammenspiel von: körperlichen Veränderungen (Hormonen), affektiven Veränderungen, aktiviertem Wissen und sozialen Normen. Wie ist aggressives Verhalten über Alter, Geschlecht und Kulturen verteilt? Welche psychologischen Mechanismen vermitteln aggressives Verhalten? Wie entfaltet sich aggressives Verhalten im sozialen Kontext? XV GRUPPENSTRUKTUREN UND PROZESSE ALLGEMEINES ÜBER SOZIALE GRUPPEN Definition: o o o o o o Gruppe= Zwei oder mehr Teilnehmer sehen sich als Mitglieder derselben sozialen Kategorie (Tajfel) und haben (Status-)Beziehungen zueinander (Sherif). Außenstehende erkennen die Formation als Gruppe an (Brown) Die Gruppe hat Normen, Werte und Regeln, die Einstellungen und Verhalten ihrer Mitglieder regulieren (Sherif) (evtl. auch implizit (Prohansky, Seidenberg)) Stärke des Zugehörigkeitsgefühls bestimmt Stärke des Gruppenverhaltens Innerhalb der Gruppe gibt es Interdependenz und Verantwortung für andere Gruppenmitglieder. Merkmale einer Gruppe: Gemeinsames Schicksal (Common Fate) Gemeinsame Ziele Direkte Interaktion (Face-To-Face-Interaction) Soziale Struktur (z.B. Status, Rollen, Einfluss) = Ergebnis der Gruppendefinition Interdependenz (positiv: gut für mich, gut für andere und umgekehrt – wird die Interdependenz negativ entstehen Konflikt- und Wettbewerbssituationen und die Gruppe wird brüchig.) Identität und Selbstkategorisierung Verhältnis Individuum – soziale Gruppe: o Gruppe wirkt auf Individuen (Personen agieren in Gruppenkontexten evtl. anders als sie es sonst alleine tun würden -> Verstehen der Gruppendynamik) o Individuum bestimmt Gruppe (vollständiges Verstehen der Individuen -> Gruppenverständnis ergibt sich) Individuen und Gruppen beeinflussen sich wechselseitig (Gruppen nicht auf individuelles Verhalten oder nur Gruppenverhalten reduzierbar) Klassifikationsmerkmale von Gruppen: o o o o o o o Formelle vs. informelle Gruppe Temporäre vs. überdauernde Gruppe Verschiedene Funktionalität von Gruppen Experimentelle (im Labor erzeugt) vs. natürliche Gruppen Mitgliedschafts- vs. Bezugsgruppen Ingroup vs. Outgroup (kognitiv-perspektivisch; evaluativ) Gruppengröße (Kleingruppe vs. Großgruppe bzw. „optimale Gruppengröße“): Korrelation zwischen Gruppengröße und Neocortex-Ratio: .76 -> daraus ergibt sich 150 Personen für die typische Gruppengröße beim Menschen (bestätigt durch Größer verschiedener Dorfgemeinschaften von Stämmen) Experimentelle Belege nach Wang 1996: Bestimmte Anzahl von Personen ist infiziert mit einem Virus, verschiedene Behandlungen können helfen: Version 1: Behandlung A: Für jeden besteht die Wahrscheinlichkeit von 1/3, dass er überleben kann. Behandlung B: Von 6000 Menschen werden 2000 überleben. Version 2: Behandlung C: Für jeden besteht die Wahrscheinlichkeit von 2/3, dass er sterben muss Behandlung D: Von 6000 Menschen müssen 4000 sterben. In Gruppengrößen über 150 Personen ergibt sich ein Framing-Effekt, sodass in der ersten Version eher der sichere Gewinn (B) gewählt wird, bei Version 2 eher der unsichere Verlust (C). In kleineren Gruppen ist man eher auf Fairness aus, der Framing-Effekt greift nicht mehr. PROZESSE Eintritt in eine Gruppe o Eintritt in die Gruppe ohne Präferenzen für diese. Nach einiger Zeit entwickelt man allerdings ein Zugehörigkeitsgefühl für seine Gruppe und kann sich nicht mehr vorstellen eine andere zu präferieren. o Positive Einstellung zur Ingroup: Schlagworte wie „Wir“ erwecken eine positive Grundeinstellung im Gegensatz zu Worten wie „den Anderen“ o Bei eigenen Gruppen werden positive Dinge als allgemein für die Gruppe beschrieben, negative Dinger werden eher verhaltensmäßig attribuiert (andere Gruppen werden gegenteilig beschrieben). o Experiment: Zuerst bekommen Probanden Stromschocks, dann kommen sie in eine Gruppe -> Gruppe wird nicht anders bewertet als ohne Stromschocks Stromschocks werden gegeben UM in die Gruppe eintreten zu dürfen -> wenn man es in die Gruppe schafft, wird diese als positiver empfunden. Je schwerer der Eintritt in eine Gruppe, desto positiver erscheint sie den Eingetretenen Kohäsion und Gruppenleistung: o Hohe Gruppenkohäsion: Gruppenleistung orientiert sich stark an Zielen der Gruppe. Bsp.: Gruppe mit hoher leistungsnorm, z.B. studentische Arbeitsgruppe -> große Leistung o Bsp.: Gruppe mit niedriger Leistungsnorm, z.B. „Antistudentengruppe“: -> niedrige Gruppenleistung Niedrige Gruppenkohäsion: Gruppenleistung orientier sich kaum an den Zielen der Gruppe Ausschluss aus einer Gruppe: Cyberball (Williams): PC-Spiel: Virtuelles Ballspielen mit zwei anderen „Probanden“ die an anderen PCs sitzen Ausschluss-Bedingung: Nach zwei Ballkontakten wird die VPN von den anderen Mitgliedern ausgeschlossen und bekommt den Ball nicht mehr zugespielt. Ergebnis: Ausschluss aus einer Gruppe ist schmerzhaft: Schmerzareale im Hirn werden aktiviert, wenn man bei Cyberball ausgeschlossen wird. Auch wenn man weiß, dass die anderen Probanden nicht freiwillig so handeln bzw. so programmierte Computer sind. Gruppen und ihre Aufgaben: Interdependenz o o Positive Interdependenz: „Die Gruppenleistung zählt“ -> Zusammenarbeit, bessere Abstimmung der Gruppenmitglieder und Schätzen der Gruppenmitglieder. Negative Interdependenz: „die individuelle Leistung zählt“ -> Wettbewerb, geringere Abstimmung der Gruppenmitglieder und geringere interpersonale Anziehung der Gruppenmitglieder. Kommunikation: Wie leicht ist es möglich zwischen den einzelnen Rollen zu kommunizieren? o o o o Rad: Ein zentrales Gruppenmitglied hat alle wichtigen Informationen und gibt nur einzelne Infos an andere weiter, Aufgabenzuweisung funktioniert sehr gut, nur dann Problem wenn zentrales Gruppenmitglied ausfällt. Effiziente gruppe, solange zentrales Mitglied akzeptiert wird. Kette: Information wird von einem Gruppenmitglied zum nächsten weitergegeben, daher hat das letzte Gruppenmitglied evtl. andere Informationen als das erste. Aufgabenzuweisung ist sehr schwierig (beste Aufgaben werden am Anfang der Kette schon vergeben). Kreis: Wie Kette, nur erstes und letztes Mitglied gleichen Informationen ab, sodass keine Unterschiede entstehen. Aufgabenzuweisung etc. ist schwierig. Alle Kanäle: Jeder hat Kontakt mit jedem, Problem: zeitlicher Aufwand, bis alle Kanäle abgeklärt wurden. STRUKTUREN Rollendifferenzierung: Unterschiedliche Verhaltensmuster von Mitgliedern einer Gruppe, die aufeinander bezogen sind und im Interesse der Gruppe zusammenarbeiten. o Funktion: Arbeitsteilung (z.B. Müller und Bäcker), klare Erwartungen gegenüber den Rolleninhabern, Selbstdefinition (man findet seinen Platz/Part in der Gruppe/Gesellschaft). Status: Konsensuelle Bewertung des Prestiges einer Rolle in einer Gruppe (Differenzierung von Gruppenführern, dieser wird mehr geachtet, muss aber auch mehr zur Gruppe beitragen, um seine Rolle zu behalten). o Beiträge zur Gruppenleistung einer Person -> höherer Status o o Persönliche Qualitäten, wie Fähigkeiten -> höherer Status Oder Prestige einer Gruppe und ihrer Mitglieder relativ zu einer anderen Gruppe (Warum lohnt es sich in genau dieser Gruppe zu sein?) Soziale Normen: Soziale Normen sind Regeln und Standard, die von allen Gruppenmitgliedern verstanden werden und soziales Verhalten in der Gruppe regulieren. Arten von Normen: o o o Deskriptive Normen (Ist): Typische Dinger, die man wahrnimmt und die einen deshalb beeinflussen, z.B. „Studenten saufen viel“ -> man selbst wird nun auch saufen gehen, um als „typischer Student“ nichts zu verpassen. Präskriptive Normen (Soll): „Du sollst nicht töten“ -> bei Nichtbeachtung meist Verfolgung durch Sanktionen, präskriptive Normen sind besonders wirkungsvoll, wenn sie auch gleichzeitig als deskriptive Normen verbreitet sind. Subjektive Normen: „ich möchte nicht lügen“ Funktion von Normen: o o o Effektives Verhalten Aufbauen und Aufrechterhalten von sozialen Beziehungen Selbstkonzept-Management: Welche Abweichungen sind „cool“ und welche absolut nicht erlaubt? ZUSAMMENFASSUNG: Gruppen variieren hinsichtlich verschiedener Merkmale Gruppenprozesse (Initiation, Interdependenz) Gruppenstrukturen (Rollen, Status) Was ist eine soziale Gruppe? Durch welche Merkmale können Gruppen charakterisiert werden? Wodurch kann der Wert einer Gruppe beeinflusst werden? XVI GRUPPENLEISTUNG SOZIALE ERLEICHTERUNG / SOZIALE HEMMUNG Ringelmann-Effekt: Anwesenheit von anderen beeinflusst eigene Leistungsfähigkeit ins positive (vgl. soziale Vergleiche) Immer bessere Ergebnisse unter Anwesenheit von anderen? -> nein! Eine Studie zeigt gemischte Ergebnisse von Aufgaben unter Anwesenheit anderer. Studie von Zajnoc (1977): Die Anwesenheit anderer: Annahmen: o o Bei leichten Aufgaben steigt die Leistung, wenn andere anwesend sind (soziale Erleichterung) Bei schweren Aufgaben sinkt die Leistung, wenn andere anwesend sind (soziale Hemmung) o Problem: Was als schwere und was als leichte gilt, liegt nicht nur an der Aufgabe, sondern auch an den Fähigkeiten der Person. Grundlegende Ideen: o o o Anwesenheit anderer steigert das Erregungsniveau Je höher das Erregungsniveau, desto eher werden dominante (gut gelernt) Reaktionen ausgelöst Leichte Aufgaben sind solche, bei denen die dominante Reaktion richtig ist. Schwere Aufgaben sind solche, bei denen dominante Reaktionen nicht passen. Cottrell (1968): Entscheidend ist nicht die Anwesenheit anderer, sondern die Bewertungserwartung. Bei schweren Aufgaben hat man Angst, dass man schlechter ist und daher auch schlechter bewertet wird. UV1: Bewertungsangst hoch vs. niedrig UV2: Anwesenheit von anderen vs. keine Anwesenden Cottrell scheint Recht zu haben, es gibt auch Auswirkungen auf Aufgaben, die gefilmt werden, ohne Anwesenheit anderer. Gegenstudie/ Antwort von Zajnoc: Experiment mit Küchenschaben unter der Annahme, dass Küchenschaben so niedere Lebenswesen sind, dass sie keine Bewertungsangst empfinden. Hier waren auch Küchenschaben im Labyrinth schneller, wenn mehrere anwesend waren -> Anwesenheit anderer ist also wirklich ein Grund! Sanders et al. (1978): Aufmerksamkeitskonflikt: Andere Leute bzw. der Gedanke an andere lenkt die Aufmerksamkeit ab -> schlechteres Ausführen der Aufgabe (aber problematisch: Besseres Erledigen leichter Aufgaben!) Manstead & Semin (1980): mehr Aufmerksamkeit auf automatische Prozesse stört die Leistung -> Ablenkung durch Publikum bei leichten Aufgaben wirkt positiv, bei schweren (kognitiv kontrollierten) aber negativ. Multifacetten-Ansätze: Soziale Erleichterung und Hemmung sind multipel determiniert. GRUPPENLEISTUNG I Haupteinflüsse auf die Gruppenleistung Tatsächliche Leistung = potentielle Leistung – Prozessverluste + Prozessgewinne o o o Potentielle Leistung: Leistung, die unter optimaler Ressourcennutzung erreicht werden kann Prozessverluste: Motivationsverluste: Mehr oder weniger bewusste Reduktion der eigenen Motivation „ich bringe ja sowieso nicht viel dazu“, soziales Faulenzen (Reduktion der eigenen individuellen Leistung, weil der eigene Beitrag nicht identifizierbar ist), Trittbrettfahren (Zurückhalten des eigenen Beitrags, weil man ihn für entbehrlich hält) Koordinationsverlust: Abnahme der Produktivität einer Gruppe von Individuen im Vergleich zu nominalen Gruppen, weil die Ressourcen der Gruppe nicht optimal zusammengeführt werden können. (Charakteristika einer nominalen Gruppe: Kontrollgruppe für Gruppenleistung mit gleicher Anzahl von Individuen und gleichen Verknüpfungsregeln wie echte Gruppe, allerdings finden keine sonstigen Interaktionen zwischen den Gruppenmitgliedern statt.) Prozessgewinne: o Köhler-Effekt: Hochdifferenzierte Gruppenmitglieder, die glauben, dass ihre Leistung bedeutende ist, als die von anderen, sind dann so hoch motiviert, dass sie die schwache Leistung anderer ausgleichen können. Aber kaum Effekte der Prozessgewinne, eher Prozessverluste. II Wirkung von Aufgabentypen auf die Gruppenleistung nach Steiner 1972 Interdependenz: o o Bei positiver Interdependenz hängt der Erfolg vom Beitrag aller ab (evtl. Probleme: Koordinationsverluste) Bei negativer Interdependenz stehen die Mitglieder der Gruppe im Wettbewerb, der Erfolg des einen bedeutet den Verlust des anderen (evtl. Probleme: Motivationsverluste) Verknüpfungsregeln: o o o Additiv: Summe der Einzelleistungen Disjunktiv: Die Leistung des bisten Mitglieds zählt Konjunktiv: Die Leistung des schlechtesten Mitglieds zählt III Beispiel zur Wirkung von Prozessen auf die Gruppenleistung: Brainstorming Definition und Regeln von Brainstorming: Kooperative und additive Aufgabe (Quantität und Qualität spielen eng zusammen). Generierung von kreativen Ideen in einer Gruppe, keine Kritik bei Generierung von Ideen, aufbauen auf Ideen anderer. Studien: Vergleich von realer Gruppe (mit Interaktion) und nominaler Gruppe (gleiche Anzahl Gruppenmitglieder, gleiche Verknüpfungsregeln, aber keine Interaktion zwischen Mitgliedern) -> Reale Brainstorming-Gruppen sind etwas schlechter als nominale Gruppen und finden weniger Ideen. Gründe: o o Motivationsverluste: Trittbrettfahren (reduziert durch: Jeder Beitrag wird auf notiert und honoriert) -> Gruppen mit Reduktionsbedingung waren produktiver, also hat Trittbrettfahren einen geringen Einfluss) Soziales Faulenzen Bewertungsangst (reduziert durch: Keiner ist hier Experte -> wenig Kritik möglich, aber erhöht durch: Hier sind alle Experten -> später viel Kritik möglich.) -> Gruppen mit Reduktion der Bewertungsangst waren ebenfalls produktiver, also hat auch Bewertungsangst einen Einfluss. Koordinationsverluste: Probanden sitzen in getrennten Räumen und es gibt mehrere Bedingungen: 1 – normale Gesprächssituation über Mikrofone, 2 – Man hört den anderen nicht, sieht aber über ein Lämpchen, wann er redet und muss leise sein, 3 – Man darf immer reden, sieht aber auch, wenn andere reden über das Lämpchen. 1 und 2 kommen realen Gruppen gleich Bedingung 3 ohne Gesprächsregeln kommt eher der nominalen Gruppe gleich -> mehr Ideen als reale Gruppe Interaktion verringert die Produktivität in Gruppen! IV Informationssuche/ -sammlung Unterscheidung: Geteiltes vs. nicht geteiltes Wissen Common Knowledge Effekt: Gruppenmitglieder konzentrieren sich mehr auf geteiltes als auf nicht-geteiltes Wissen. Studie zum „versteckten Profil“: Beste Lösung wird nicht erkennt, weil die Gruppenmitglieder relevante Informationen nicht berücksichtigen, weil sie sich eher auf sozial geteiltes Wissen konzentrieren. Bei Alternative A sind alle drei Argumente für A sozial geteilt Bei Alternative B ist nur ein Argument sozial geteilt, die anderen vier sind selektiv bekannt Dennoch entscheiden sich die Gruppenmitglieder für Alternative A, obwohl es insgesamt eigentlich mehr Argumente für Alternative B gibt. Aber Alternative A ist mehr im Gespräch, da es sich um sozial geteiltes Wissen handelt. V Verringerung von Prozessverlusten: o o o Nominalgruppen-Methode (wenig Interaktion) Zuweisung von Expertenrollen Advocatus Diaboli (eine Person, die auf Defizite und Fehler hinweist, führt auch dazu, dass diese erkannt wird) ZUSAMMENFASSUNG Soziale Erleichterung/ Hemmung beschreibt die Leistungszunahme bei leichten und Leistungsverschlechterung bei schweren Aufgaben. Brainstorming ist eine additive Aufgabe, bei der insbesondere Koordinationsverluste zu einer Leistungsverringerung führen. Möglichkeiten verschiedene Prozessverluste zu reduzieren sind Nominalgruppentechnik, Advocatus Diaboli etc. Wie wird die Leistung von Individuen durch die Anwesenheit von anderen beeinflusst? Welchen Einfluss hat die Aufgabenstruktur auf die Leistung von gruppen? Was sind Motivations- und was Koordinationsverluste? XVII KONFORMITÄT ALLGEMEINES Sozialer Einfluss: Veränderung von urteilen, Meinungen, Einstellungen einer Person infolge der Konfrontation mit der Auffassung anderer Menschen Konformität (Mehrheitseinfluss): Sozialer Einfluss, der sich aus der Konfrontation mit der Meinung einer Mehrheit ergibt. Warum Konformität: o o Normativer Einfluss: Einfluss, der auf dem Bedürfnis beruht, von anderen menschen akzeptiert und bestätigt zu werden Informativer Einfluss: Einfluss, der auf dem Informationswert der von anderen Menschen zum Ausdruck gebrachten Meinung beruht, d.h. darauf, was sie einer Person über einen Aspekt der Realität sagen. BEISPIELE FÜR KONFOR MITÄT: Einfluss in Gruppen: Diskussion über ein Thema (z.B. Studiengebühren): o o o „Mode“: Gruppenkonforme Meinung bleibt erhalten (grün) „Slider“: Personen, die gegen die Gruppen argumentieren, aber nach einiger Zeit zur Mehrheitsmeinung konvertieren (rot, gestrichelt) „Deviante“: Personen, die gegen die Gruppen argumentieren und eher noch abneigender werden -> wirken unbeliebter und werden teilweise ausgeschlossen (rot, durchgezogen) Konformität und Stereotype: Von Stereotypen ausgeschlossene Personen versuchen sich aktiv in die Situation einzupassen. Bsp.: Stereotype gegen Frauen -> Frauen passen sich eher an als Männer; Stereotype gegen Männer -> Männer passen sich eher an als Frauen. Konformität und deskriptive Normen: Studie: VPN werden angesprochen und gebeten an einer Studie teilzunehmen, sie bekommen Süßigkeiten zur Belohnung. UV1: saubere vs. dreckige Versuchsumgebung. UV2: Salientmachung von Sauberkeitsnormen oder nicht Salientmachung von Sauberkeitsnormen. AV: Bonbonpapier weggeworfen oder behalten. Ergebnisse: In sauberer Umwelt wird wenig weggeworfen Aktivierte Sauberkeitsnorm in sauberer Umwelt -> es wird noch weniger weggeworfen In dreckigen Umwelten wird mehr weggeworfen Sauberkeitsnormen wirken nur in sauberen Umgebungen, Normen wirken am besten, wenn direkt darauf hingewiesen wird -> z.B. durch Flyer mit der Aufschrift „Bitte sauber halten“ -> es wird weniger weggeworfen. Normen wirken nur unter der Bedingung, dass Personen sehen, dass andere sich auch daran halten. ENTSTEHUNG DESKRIPTIVER NORMEN Autokinetischer Effekt (Sherif, 1935): Dunkler Raum mit einem Lichtpunkt an der gegenüberliegenden Wand. Nach einiger Zeit denken die Personen, dass der Punkt sich bewegt. Eigentlich bewegt der Punkt sich nicht, nur da kein Bezugssystem vorhanden ist werden eigene Bewegungen als Bewegungen des Punktes wahrgenommen. VPN sollen angeben, wie viel der Punkt sich bewegt. Bedingungen: Zuerst alleine, dann in einer Gruppe sein vs. (B) zuerst in einer Gruppe, dann alleine sein. Ergebnisse: (A): Bildung einer subjektiven Norm, diese wird zu einer Gruppennorm umgewandelt, wenn andere hinzu kommen. (links) (B): Eine gruppennorm wird gebildet (ähnliche Antworten werden gegeben), an diese Gruppennorm halten sich die Personen dann auch, wenn sie wieder alleine sind. (rechts) KONFORMITÄTSDRUCK Studie: Versuchspersonen sollen antworten, welche der rechten Linien der linken Linie der Länger her entspricht. Gruppe von Konföderierten sagt konsequent die falsche Antwort -> Gruppenkonformität wirkt und 37% der VPN antworten nun auch falsch. Konformität wird reduziert, wenn die Gruppe inkonsistent antwortet, v.a. wenn richtige (Ally) und extrem falsche Antworten gegeben werden (Dissenter More Extreme). Werden nur etwas falsche Antworten gegeben antwortet die VPN eher falsch (Dissenter Compromise). Wer wird als Minderheit gesehen? Schwer zu sagen, evtl. Annahme: Alle meine Freunde würden so denken wie ich, nur sechs Leute (=VPN) weichen ab -> Somit wird die Versuchsgruppe als Minderheit gesehen. Man muss demnach darauf achten, mit welchem Personenkreis die VPN ihre Gruppe vergleicht. Wie viele Personen lassen sich von Konformitätsdruck beeinflussen? Konformitätsdruck und soziale Unterstützung: o o o Konformitätsdruck steigt ohne soziale Unterstützung Konformität sinkt bei sozialer Unterstützung Konformitätsdruck sinkt am meisten, wenn man das Gefühl hat, dass ein Helfer valide hilft. Einfluss der Öffentlichkeit auf die Meinung und von Gruppenzielen auf den Konformitätsdruck o o Konformität ist größer, wenn man seine Meinung öffentlich sagen muss und es eine Gruppennorm gibt. Konformität ist geringer, wenn es mehrere Antwortmöglichkeiten gibt. Studie: Übergeordnetes Gruppenziel und öffentliche Meinung -> Gruppenkonformes Verhalten Öffentliche Meinung ohne übergeordnetes Gruppenziel -> geringe Gruppenkonformität Private und anonyme Meinung -> am wenigsten Gruppenkonformität Konformitätsdruck durch Autoritäten: Das Milgrim Experiment Coverstory: Einfluss von Bestrafung auf das Lernverhalten. „Lehrer“ (echte VPN) konnte einen Schüler mit bis zu 450 Volt starken Stromstößen bestrafen. Ergebnisse: Erst ab sehr starken Stromstößen brachen einige VPN das Experiment ab Ca. 65% gaben sogar letale Stromstöße Weitere Variationen der Untersuchungen: Abhängigkeit des Gehorsams von anderen anwesenden Personen: Wenn jemand anwesend ist, der das Experiment verachtet, sinkt der Gehorsam. Wenn jemand anwesend ist, der das Experiment logt, steigt der Gehorsam. Abhängigkeit des Gehorsams von situativen Umständen: je seriöser das Experiment wirkt, desto größer ist der Gehorsam. Abhängigkeit des Gehorsams von der Näher zum Opfer: Je mehr der VPN von den Reaktionen des Opfers mitbekommt, desto ungehorsamer wird er. Aber 20% machen das Experiment immer noch zu Ende, obwohl sie den Opfern die Elektrode selbst auf die Haut drücken mussten. ZUSAMMENFASSUNG: Konformität ist die Veränderung von Meinungen und Urteilen als Folge des sozialen Einflusses einer Mehrheit Durch normativen und informativen Druck erreichen Mehrheiten Konformität ihrer Mitglieder. Was ist Konformität? Durch welche Faktoren wird Konformität beeinflusst? Warum verhalten wir uns konform? XVIII MINORITÄTSEINFLUSS WIEDERHOLUNG VON KONFORMITÄT: o o Majoritäten erzeugen einen Konformitätsdruck durch informativen und normativen Einfluss (Bsp. Pluralistische Ignoranz) Bsp.: Aschs Linien Experiment: Probanden sollen Längen von Linien vergleichen; Starke Beeinflussung hierbei von anderen Gruppenmitgliedern, aber: Schwer festzulegen, wer hierbei majorität und Minorität ist -> wird überhaupt Mehrheitseinfluss untersucht? WEITERE THEORIEN ÜBER MINORITÄTS- UND MAJORITÄTSEINFLUSS: I KONVERSIONSTHEORIE VON MOSOVICI (1976,1980): Minoritäten: o o o Grundannahmen: Minorität muss sich konsistent verhalten (Konsistenz) Minderheitsmitglieder müssen sich einig sein (Synchronität) Minorität muss über mehrere Zeitpunkte und Gelegenheiten geschlossen auftreten (Diachronie) Folgen eines konsistenten Verhaltensstils der Minderheit: Konflikte und damit Voraussetzung für Veränderungen werden geschaffen Attribution von Sicherheit und Überzeugtheit, je sicherer die Minderheit erscheint, desto eher übernimmt man ihre Meinung. Ablauf der Konversionstheorie bei Minderheiten: Der inhaltliche Konflikt tritt in den Vordergrund-> Ausführliches Nachdenken über die Position der Minderheit (nicht „wer“ hat Recht, sondern „was“ ist richtig) In Reaktion auf ausführliches Nachdenken erfolgt Konversion, also eine Einstellungsänderung mit den Charakteristika: privat (nicht öffentlich), indirekt (Einstellungsänderungen auch bei verwandten Themen), generalisierend (auf Themenkomplexe), zeitstabil und situationsunabhängig, zeitverzögert Mehrheitseinfluss Sozialer Konflikt und nicht inhaltliche Themen treten in den Vordergrund („Wer“ hat Recht, nicht „was“ ist richtig) -> kein inhaltliches Nachdenken, sondern Nachgeben (=compliance) Compliance ist keine wirkliche Konversion: erfolgt nur öffentlich (nicht privat), direkt beim fokalen Thema, nicht generalisierend, instabil und situationsabhängig. Empirische Belege der Konversionstheorie: Klassisches Experiment: Vier echte Versuchspersonen und zwei Konföderierte = Experimentalbedingung, Kontrollbedingung = sechs echte Versuchspersonen. Müssen Farbe von Dias nennen (alle waren blau), 36 Durchgänge. Konföderierte antworten immer mit Grün (konsistente Minderheit) vs. Konföderierte antworten zwölf Mal blau und 24 Mal grün (inkonsistente Minderheit). Antworten der VPN (Majorität): v.A. in der konsistenten Bedingung erfolgen Grün-Antworten. + Erweiterung: Wahrgenommene Farbe der Nachbilder (Kontrastfarbe) -> VPN in Gruppe konsitenter Minorität sehen Nachbilder, als wären Bilder grün gewesen. VPN unter Majoritätseinfluss nehmen die Farbe der Nachbilder allerdings nicht anders wahr. Implikationen aus empirischen Befunden: o o o o Konsistenz als entscheidende Voraussetzung für Einfluss wurde nachgewiesen, jedoch führt Rigidität zur „Psychologisierung“ (Mugny, 1975): Rigidität: Minorität nähert sich nie der Majorität an, weicht immer von ihr ab -> dadurch Abwertung der Minorität durch die Majorität. Psychologisierung: Hinterfragen, warum die Minorität so ist, meistens wird der Grund auf persönliche Merkmale der Minoritätsangehörigen attribuiert und diese werden in eine Schublade gesteckt. Indirekter Einfluss gewöhnlich größer als direkter Einfluss (z.B. Nachbildeffekte größer) Aber auch Mehrheiten können Einfluss auf private Meinung haben indem ihre Meinung informativer als die eigene Meinung wirkt. Nach Mackie (1987) wird Information von der Mehrheit aufwändiger verarbeitet: bei interessanten Themen wird mehr nachgedacht, Erklärung: „objective consensus“ – Mehrheit vertritt wahrscheinlich die richtige Position. Aufwändige Verarbeitung führt aber nicht immer zu Konversion (z.B. bei schwachen Argumenten). II NEMETHS UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN DIVERGENTEM UND KONVERGENTEM DENKEN (MINORITÄTSEINFLUSS AUF KREATIVITÄT): Einfluss anderer Gruppen wirkt nicht nur auf Einstellungen, sondern vor allem auch auf Denkprozesse: Minorität Kein Stress Position wird in Frage gestellt Erleichtert Inforverarbeitung Betrachtung von Alternativen Divergentes Denken Majorität Stress Position wird übernommen Behindert Inforverarbeitung Fokus auf gegebene Informationen Konvergentes Denken Experiment: „In welcher der sechs Vergleichsfiguren befindet sich die Standardfigur?“ „Die meisten sagen U.“ Unter Minoritätseinfluss werden mehrere Figuren benannt -> unter Minoritätseinfluss handeln Personen kreativer, betrachten das ganze Problemfeld… Implikationen aus den Experimenten: o o o o Vielfache Bestätigung des Konvergenz-Divergenz-Effekts Konvergente Verarbeitung ist nicht notwendig aufwändiger als divergente Verarbeitung (Peterson & Nemeth 1996) Konflikt als Erklärung fraglich (Erb et al. 1998) Befriedigende Erklärung des Divergenz-Effekts liegt bis heute nicht vor. Laut Nemeth wird immer die Frage „Was ist hier richtig?“ gestellt (egal ob unter Minoritäts- der Majoritätseinfluss), die verschiedenen Einflüsse (Majorität/Minorität) regen dabei verschiedene Denkmuster an. DIFFERENTIAL PROCESSING MODEL (DE VRIES, DE DREU, GORDIJN & SCHUURMANN, 1996): Konflikt mit Oberflächliche Verarbeitung (häufiger bei Minorität) Tiefere Verarbeitung (häufiger bei Majorität) Mehrheit Minderheit Zustimmung Ablehnung Konvergentes Denken (kurzlebig, direkt) Divergentes Denken (langlebig, indirekt) Bisher keine direkten Tests dazu durchgeführt. Kompatibel mit unterschiedlichen Befunden von: o o o Mackie 1987: Ausführliche Verarbeitung bei Mehrheiten Mosovici 1980: direkter Einfluss bei Mehrheiten und indirekter Einfluss bei Minderheiten Nemeth (1986): Divergentes, aufwändiges Denken bei Minderheiten Aber Probleme: Aufwändiges Verarbeiten bei beiden Einflüssen! THEORIEN OHNE KONFLIKTANNAHME: Beruhen auf der Idee, dass sich die Mehrheit der Minderheit der eigenen gruppe gegenüber verpflichtet fühlt, da gemeinsame Gruppenziele, sozial geteilte Realität und Zusammengehörigkeit. Dadurch hat die Minderheit einen Einfluss innerhalb der Eigengruppe (Kategorisierung situationsabhängig nach Turner 1991). Bsp.: „Theorie der idiokratischen Kredite“ (Hollander 1958, 1985): Minderheit zeigt sich als der Mehrheit verpflichtet, betont Übereinstimmung bei vielen (anderen) Themen und gewinnt so Einfluss bei einem spezifischen Thema. Bsp.: „Leniency-Contract-Model“ (Crano und Chen 1998): Mehrheit lässt gegenüber der Minderheit „Milde“ walten. Minderheit verzichtet im Gegenzug auf direkten Einfluss. Resultat: Indirekter Einfluss auf verwandte Themen. Beispielstudie: Veränderungen in der Einstellung zum Waffentragen verändert indirekt die Einstellungen zu Homosexuellen in der Armee: Gruppe 1: Waffentragen pro, Homosexuelle in der Armee aber Kontra Gruppe 2: Waffentragen Kontra, Homosexuelle in der Armee aber pro Personen hören gute Argumente von der Minorität gegen ihre eigene Person bezüglich Waffentragen > keine Einstellungsänderung bezüglich dem spezifischen Thema Waffentragen, aber indirekte Einstellungsänderung zu Homosexuellen in der Armee tritt (zeitverzögert) auf. SOCIAL IMPACT THEORY (LATANÉ & WOLF 1981): Grundannahmen: Einfluss als multiplikative Funktion von Kraft (Status, Macht), Nähe (räumlich, zeitlich) und Größe der Einflussgruppe. Für Gruppengröße ergibt sich eine negativ beschleunigte Funktion der Anzahl der Einflussquellen: o o Minderheitsstatus lässt sich mit erhöhter Kraft und erhöhter Nähe ausgleichen Minderheits- und Mehrheitseinfluss durch ein und denselben Prozess erklärbar Befunde: Meta-Analysen über eine Vielzahl von Studien (bis Mitte der 80er Jahre) Kritik: Zugrunde liegende psychische Mechanismen werden vernachlässigt. MINDERHEITS- UND MEHRHEITSEINFLUSS: EIN ODER ZWEI PROZESSE? Probleme bei der Bestimmung durch Erfassungsunterschiede in den Studien: o o o o o o o Sehr unterschiedliche Operationalisierungen zwischen Studien (Elaboration der Argumente, Mitteilen der Informationen etc…) Gruppensituation oder abstrakte Information Eigengruppe, fremdgruppe, reale Gruppen, irrelevante Gruppen Unterschiedliche Definitionen der Minderheit (z.B. numerisch vs. Macht) Minderheits- oder Mehrheitseinfluss vs. Minderheits- und Mehrheitseinfluss Direkter vs. indirekter Einfluss, private vs. öffentliche Urteile Kognitive Prozesse (Mediatoren) Integration von Faktoren, die Einfluss verändern z.B.: o o o o o Attribution (Sicherheit, Überzeugtheit) „double minorities“ (Eigeninteresse): Gehören Minorität an und vertreten Minoritätsmeinung (z.B. Homosexuelle für homosexuelle Ehen -> nicht so glaubhaft wegen Eigeninteresse) „Zeitgeist“ (größerer Einfluss wenn man mit dem Geist der Zeit argumentiert) Identifikation (Grundlage für normativen Einfluss der Minderheit) … Kruglanski & Mackie 1990: o o o o o Sind solche Variablen notwendigerweise mit dem Status der Einflussquelle als Minderheit oder Mehrheit verknüpft? -> Nein! Positive Attributionen fördern Einfluss beliebiger Quellen Wahrgenommenes Eigeninteresse behindert Einfluss generell Positiv bewertete Minderheiten können Ziele von Identifikation sein Einfluss von Mehrheiten können auch privat, überdauernd, generalisierend sein Hoher und niedriger kognitiver Aufwand sowohl bei Minderheiten als auch bei Mehrheiten Fazit: Nicht genau bestimmbar, ob es ein oder zwei Prozesse gibt! ZUSAMMENFASSUNG Der Verhaltensstil der Minorität bestimmt, ob sie Einfluss auf eine Mehrheit haben kann (konsistent, flexibel, zugehörig, nicht rigide) Minderheitseinfluss ist indirekt, zeitverzögert und führt eher zur Berücksichtigung von Alternativen (Kreativität) Minderheit hat eher informativen Einfluss, Mehrheiten dagegen können sowohl informativen als auch normativen Einfluss haben. Wie können Minoritäten Einfluss gewinnen? Welche Arten von Einfluss können Minoritäten haben? Wodurch unterscheidet sich der Einfluss von Minderheiten und Mehrheiten? XIX INTERGRUPPENVERHALTEN Wodurch entsteht Intergruppenverhalten? Realistische Konflikte DAS PROBLEM ZWISCHEN SOZIALEN GRUPPEN Vorurteile, soziale Diskriminierung, sozialer Ausschluss, Dehumanisierung, Konflikte zwischen Gruppen z.B. Ethnozismus: Sumners Definition: Innergruppenverhältnisse sind besser als Zwischengruppenverhältnisse zu anderen (fremden) Gruppen ERKLÄRUNGEN FÜR NEGATIVE HALTUNGEN GEGENÜBER ANDEREN GRUPPEN Individualistischer Ansatz: o o Wirkung von Intuition: „Wer so handelt wie diese Gruppe, muss ein schlechter Mensch sein.“ Meist Wirken des fundamentalen Attributionsfehlers: Verhaltensattribuierung von anderen auf ihre Persönlichkeit z.B. Annahme der autoritären Persönlichkeit (Adorno et al. 1950): Facetten der autoritären Persönlichkeit sind o o autoritäre Submission (Unterordnung unter Lehrer etc.) autoritäre Aggression (Aggression gegen alle Abweichler) o Konventionalismus (starkes Halten an Regeln der eigenen Gesellschaft) Autoritäre Persönlichkeit: Eine bestimmte Art von Persönlichkeit, die übermäßig unterwürfig gegenüber Autoritätspersonen ist und von der angenommen wird, dass sie in besonderem Maße zu Vorurteilen neigt. Alternativ: soziale Dominanzorientierung (Streben nach Gruppenhierarchien), Rigidität, need for cognitive closure Kritik Individualistischer Erklärungsansätze: o o o Spezifität von Intergruppenkonflikten (man mag nur manche Outgroups nicht) -> es kann also nicht an der Persönlichkeit liegen, weil man sonst alle Outgroups nicht mögen würde Rasche Entstehung von Intergruppenkonflikten (z.B. plötzliches Misstrauen gegen ein Land bei präsidentenwechsel) -> so schnell kann man die Persönlichkeit gar nicht verändern Sozial geteilte Vorurteile, Diskriminierung und Konflikte -> nicht alle können die selbe Persönlichkeit haben (es gibt keine sozial geteilte Persönlichkeit) Der realistische Gruppenkonflikt (Alternative zu individualistischen Erklärungsansätzen) Grundannahmen: Beziehung innerhalb von Gruppen: o o rationale Individuen, die ihren subjektiv wahrgenommenen Nutzen zu maximieren versuchen gemeinsame Interessen, Ziele und Ergebnisse kennzeichnen Individuen, die zu einer Gruppe zusammengehören (positive Abhängigkeit, Interdependenz -> Einheitsgefühl) Beziehung zwischen Gruppen: Das Verhalten zwischen sozialen Gruppen wird bestimmt durch die funktionale Beziehung zwischen den Grippen (negative und positive Interdependenz) o o Negative Interdependenz: Ein realer Interessenskonflikt verursacht den Konflikt zwischen sozialen Gruppen und damit zusammenhängend Feindseligkeit und Abwertung der anderen Gruppe Positive Interdependenz: gemeinsame Interessen (übergeordnete Ziele) führen zu einer positiven Einstellung der entsprechenden Outgroup gegenüber oder zumindest zur Abwesenheit von Feinseligkeit Sherifs Sommerlager Besondere Stichprobenselektion: Weiße Jungen der amerikanischen Mittelschicht mit gleicher Religion zwischen 10-12 Jahren -> möglichst durchschnittliche Stichprobe, damit möglichst wenige negative Erfahrungen mit Gruppenmitgliedern (z.B. Wirken von Vorurteilen gegen Schwarze etc.) Phasen der Untersuchung: o o o Bildung von Freundschaften (automatischer Vorgang, evtl. weggelassen) Einteilung der Jungen in zwei Gruppen (Trennung vorheriger Freundschaften, gruppe zusammengesetzt aus VPN, die intuitiv nicht befreundet wären; Ausbildung einer Struktur innerhalb der Gruppen (Führung und Unterordnung); Zusammenschweißen der Gruppe durch Gruppennamen, Gruppennormen etc. -> schließlich deutliche Präferenz der Eigengruppe) Wettbewerb zwischen den Gruppen (negative Interdependenz, weil jeweils nur eine Gruppe gewinnen kann) -> Intergruppenbeziehungen verschlechterten sich drastisch, vorherige Anführer (kreative, neckige) wurden ersetzt durch harsche o o Kooperation durch übergeordnete Ziele (positive Interdependenz): Mehrere gemeinsame Ziele waren nötig, um gute Beziehungen zwischen den Gruppen auszubilden (Filme gemeinsam schauen funktionierte nicht… Getränkelastwagen im Schlamm, Wasserleitung reparieren…) Später zeigte sich, dass nur Erfolg in den gemeinsamen Zielen die Beziehungen verbesserte + kleiner Untersuchungen innerhalb des Sommerlagers: z.B. Bean toss: VL warfen Bohnen auf den Boden, Gruppen mussten sie aufsammeln und anschließend schätzen, wie viel die eigene Gruppe im Vergleich zur anderen gesammelt hatte (Säcke waren gleich groß) -> Eigengruppenbias: Eigene Gruppe wurde als produktiver eingeschätzt. Ergebnisse der Sommerlagerstudie: o o o Interdependenz bestimmt die Beziehung zwischen sozialen Gruppen Negative Intergruppen-Interdependenz erhöht die Identifikation mit der Eigengruppe, Konformität mit der Eigengruppe, Gehorsamkeit gegenüber Eigengruppe Normen und Regeln Negative Intergruppen-Interdependenz erhöht positive Einstellung zur Eigengruppe und verstärkt negative Einstellungen gegenüber der Outgroup Hypothesen der RCT: o Realer Konflikt/ vergangener Intergruppenkonflikt/ Anwesenheit einer feindlichen, bedrohlichen, konkurrierenden Outgroup (= kollektive Bedrohung) -> Wahrnehmung von Bedrohung -> Feindseligkeit gegen die Quelle der Bedrohung Reale Bedrohung oder Wahrnehmung einer (evtl. fälschlichen) Bedrohung verursacht: Feindseligkeit gegenüber der Quelle der Bedrohung Solidarität der Ingroup Eine erhöhte Bedeutung der Identifikation mit der eigenen Gruppe Verfestigte Gruppengrenzen Eine erhöhte Bereitschaft für Strafen und Ausgrenzung abtrünniger Personen Ethnotizismus Spieltheoretische Überlegungen: Struktur von „Konfliktspielen“: Mehrere Parteien stehen sich gegenüber, jede Partei hat verschiedene Verhaltensoptionen, aber auch eine definierte Präferenzstruktur, die angibt, welchen Wert (Nutzen) ihre Verhaltensoptionen für sie haben. Der Wert einer Verhaltensoption hängt von einem gewissen Grad von den Verhaltensentscheidungen anderer Parteien ab. Bsp. Gefangenendilemma: Am Schlechtesten kollektive Outcomes, wenn kooperiert -> daher am Besten nicht kooperieren! Bsp. Hirschjagd (Assurance Game): Gemeinsame Kooperation wäre am Besten, aber wenn der andere nicht kooperiert, hat man einen großen Verlust. Evtl. will man auch besser als der andere sein, daher auch: Nie Kooperieren! Bsp. Chicken Game: You know… Neuere Entwicklungen des realen Gruppenkonflikt: Team Games Bornstein 2003; Rapoport & Bornstein 1987: Grundannahmen: Zwei Gruppen stehen im Dilemma „Offene Güter“ gegeneinander. Kombination aus funktionalen Beziehungen innerhalb und zwischen sozialen Gruppen. Dilemma: „Offene Güter“: Gruppenmitglieder stehen vor der Frage, ob sie zu einem öffentlichen Gut beitragen oder ihre individuellen Ressourcen für sich behalten. Ein öffentliches Gut wird zu gleichen Teilen an alle Gruppenmitglieder verteilt. Individuelle Beträge zu öffentlichen Gütern werden vergrößert (verdoppelt). Dilemma: Für die ganze Gruppe ist es besser, wenn alle kooperieren, innerhalb der Gruppe macht man den meisten Gewinn, wenn man nicht kooperiert -> Innergruppen- und Zwischengruppenkonflikt. Beispiel für ein Team Game: Zwei Gruppen A und B mit n Mitgliedern. Jedes Gruppenmitglied hat ein Ausgangsvermögen e (e>0), das es beitragen kann oder nicht. Wenn eine Gruppe mehr beiträgt als die andere (mA > mB oder mA < mB) bekommt sie ein R (eine „knappe“ Ressource“), bei Gleichstand bekommen beide Gruppen ein S (0<S<R). Es wird nur einmal gespielt. Es ergeben sich für jedes Gruppenmitglied folgende vier Kontingenzen: mA <mB-1 (egal ob es beiträgt, die eigene Gruppe verliert) mA >mB-1 (egal ob es beiträgt, die eigene Gruppe gewinnt) mA = mB -1 (es kann einen Verlust in einen Gleichstand verändern) mA = mB (es kann einen Gleichstand in einen Gewinn verändern) Verschiedene Spiele: Individuelle Auszahlung und Gruppenauszahlung: z.B. Hirschjagd: Gewinn ist genauso gut wie Gleichstand -> beide Gruppen können gemeinsam gewinnen. Obwohl nicht investieren den größeren Gewinn bringt, ist es schwierig, da man den geringeren Gewinn hat, wenn die andere Gruppe investiert. Wenn alle investieren, hat man die stabilste Möglichkeit. z.B. Chicken Game: Gleichstand ist genauso gut wie Verlust -> beide Gruppen können gemeinsam verlieren. Es lohnt sich immer in den Konflikt zu investieren, solange die andere Gruppe nicht investiert. Experiment: Chicken Game und Assurance Game werden gespielt. UV: Verschiedene Kommunikationen: Entweder VPN alleine oder Entscheidung in Gruppe beraten oder Entscheidung zwischen Gruppen besprechen. Keine Kommunikation: Kaum Unterschiede zwischen Chicken und Assurance Game: 43% in Assurance, 37% in Chicken tragen bei. Kommunikation innerhalb der Gruppen: 75% in beiden beteiligen sich. Kommunikation zwischen Gruppen: Assurance Game treffen gruppen die Absprache, nicht in den Konflikt zu investieren und halten sich daran, bei Chicken Game treffen ca. 50% der Gruppen die Absprache nicht in den Konflikt zu investieren und keiner hält sich daran. Nachbefragung da Absprache in Chicken Game sinnlos: Assurance Game: Mitglieder fürchteten, betrogen zu werden. Chicken Game: Mitglieder hielten die anderen nicht für durchsetzungsfähig genug. Zusammenfassung zum Team Game: Strukturen zwischen und innerhalb von Gruppen müssen beachtet werden Mechanismen, die den innergruppalen Zusammenhalt stärken, erhöhen auch dann den Zwischengruppenkonflikt, wenn eigentlich die Kooperation die bessere Möglichkeit wäre. Kritik am realistischen Gruppenkonflikt (Sherif): o o o o Fehlen der Kontrollgruppe: Kein Beleg, dass negative Interdependenz zwischen Gruppen eine notwendige Bedingung für den Konflikt zwischen Gruppen ist Psychologische Variablen stellen nur abhängige Variablen dar Ethnotizismus: Eigengruppenaufwertung ist mit Fremdgruppenabwertung verbunden; Andere Studien legen aber Nahe, dass Eigengruppenaufwertung durch andere psychologische Prozesse als Fremdgruppenabwertung vermittelt wird. Zu simple Anwendung spieltheoretischer Überlegungen auf das Verhältnis zwischen sozialen Gruppen. Eig. Voraussetzungen für spieltheoretische Ansätze: Geteiltes Wissen, gleiche Präferenzen usw. Beziehung zwischen Gruppen erzeugen durch Interdependenz (als AV oder UV) Variation in der Wahrnehmung von Konflikten außerhalb des Labors als ein spezifischer Konflikt. ZUSAMMENFASSUNG: Ethnotizismus beschreibt das „Syndrom“ der positiven Haltung einer Eigengruppe gegenüber und einer negativen Haltung einer Fremdgruppe gegenüber. Die funktionale Beziehung zwischen sozialen Gruppen bestimmt, ob es zu Kooperation oder Konflikt zwischen den Gruppen kommt. Zusätzlich zu der Interdependenzstruktur zwischen den Gruppen determinieren Faktoren die die Kooperation zwischen den Gruppen gewährleisten und erhöhen, Konflikte zwischen den gruppen Konformität und Gehorsamkeit gegenüber der Ingroup wird durch Intergruppenkonflikte (Bedrohung) verstärkt, sowie intragruppale Aggression gegenüber Abweichlern (siehe Facetten des Autoritarismus) Was ist das Problem in Beziehungen zwischen sozialen Gruppen? Was sind die strukturellen Voraussetzungen für Beziehungen zwischen sozialen Gruppen? Wie beeinflussen sich Konflikte innerhalb und zwischen sozialen Gruppen? XX THEORIE DER SOZIALEN IDENTITÄT Bewertung sozialer Gruppen MINIMALES GRUPPENPARADIGMA (NACH TAJFEL, BILLIG, BUNDY, FLAMENT 1971) Ursprung: Kritik an der Theorie des realistischen Gruppenkonfliktes wegen fehlenden Kontrollgruppen in Experimenten -> Herstellung einer Intergruppensituation, in der noch nichts passiert. Regeln: o o o o o Keine face-to-face-Interaktionen innerhalb und zwischen den Gruppen (anonym) Anonymität der Gruppenmitgliedschaften -> keine Stereotype Keine instrumentelle oder rationale Zuordnung zu Gruppen (keine Hierarchien, Minoritäts- oder Majoritätsbeziehungen) Kein persönlicher Nutzen durch Ressourcenverteilungen -> Spenden werden nur an andere Teilnehmer, nicht an einen selbst verteilt. Die verteilten Ressourcen sind von gewisser Bedeutsamkeit für die Versuchsteilnehmer Verteilungsstrategien: o o o o Parity (P) „Fairness“ oder Minimierung der Differenz zwischen den Gruppen Maximum Joint Profit (MJP); Maximierung des Nutzens beider Gruppen (Zusammenschließen gegen VL) Maximum Ingroup Profit (MIP): Maximierung des Nutzens für eigene Gruppen Maximum Differentiation (MD): Maximierung der Differenz zwischen Eigengruppe und Fremdgruppe (auf Kosten des Nutzens für die eigene Gruppe) Durchführung: o o o Einteilung in vier Gruppen; jede Gruppe bekommt eine „Tajfel-Matrix“ und muss sich für eine Spalte entscheiden Je Spalte bezahlt der VL verschieden viel Geld an die Ingroup oder Outgroup der Person Untersuchung der Entscheidungen nach Verteilungsstrategie Verschiedene Tajfel-Matrizen: Lösung der Frage: Bevorzugung der Eigengruppe vs. des gemeinsamen Nutzens? Gruppe 1: (MIP und MD) vs. MJP (opposed) -> Wie stark ist die Bevorzugung der Eigengruppe? Gruppe 2: (MIP und MD) vs. MJD (together) -> Möchte man den Gewinn der IG erhöhen (ganz rechte Spalte) oder möchte man die Differenz möglichst gering halten? Lösung der Frage: Positive Differenzierung der Eigengruppe von der Fremdgruppe? Gruppe 3: MD vs. MIP und MJP (opposed) -> Möchte man lieber den Eigengewinn erhöhen, obwohl die OG dann noch mehr bekommt, ist man zufrieden mit geringerem Gewinn, bei dem die OG weniger bekommt, oder strebt man nach Gerechtigkeit? Gruppe 4: MD vs. MIP und MJP (together) -> Möchte man eher den Gewinn beider Gruppen erhöhen oder eine gerechte Differenz beibehalten? Ergebnisse: Schon unter minimalen Bedingungen kann man eine Differenzierung zwischen den experimentellen Gruppen zu Gunsten der eigenen Gruppe beobachten Es wird neben der Maximierung der Geldbeträge für die eigene Gruppe auch die Differenzierung zu Gunsten der Eigengruppe auf Kosten der Nutzenmaximierung beobachtet (MD). THEORIE DER SOZIALEN IDENTITÄT (TAJFEL & TURNER) ZUR ERKLÄRUNG DER ERGEBNISSE DES MINIMALEN GRUPPENPARADIGMAS Bestandteile: I Kategorisierung in Eigen- und Fremdgruppe: Effekte der Kategorisierung sind o o o Akzentuierung der Unterschiede zwischen den Kategorien Homogenisierung der Unterschiede innerhalb der Kategorien Salienz (Accessibility und Fit) Untersuchung zu Effekten der Kategorisierung von Tajfel und Wilkes 1963: Einschätzung der Länge von Linien: Kategorisiert: Akzentuierung: gruppe A (kleinere Linien) werden kleiner wahrgenommen und Gruppe B (längere Linien) werden größer wahrgenommen + Homogenisierung (sollte auch auftreten): Unterschiede innerhalb der Gruppen werden unterschätzt Determinanten des Kategoriengebrauchs: o Passung: Strukturell vs. Inhaltlich o Accessibility: Verfügbarkeit und Aktivierbarkeit II Identifikation mit der Eigengruppe: Der Teil des Selbstkonzepts, der sich auf das Wissen über die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen bezieht und die damit verbundenen Gefühle 3 Facetten der Identifikation: o o o Kognitive Facette: „ICH identifiziere mich mit Ostdeutschen“ Evaluative Facette: „Ich ärgere mich ein Ostdeutscher zu sein“ Konative Facette: „Ich setze mich für alles ein, was zu einer Verbesserung der Situation in Ostdeutschland führt.“ III Evaluation der Eigengruppe durch soziale Vergleiche: Nach der Theorie der sozialen Vergleiche (festinger 1954): o o o o Bewertung durch soziale Vergleiche Vergleiche mit ähnlichen (relevante Ähnlichkeit) Selbstwertschutz Bewertung von Vergleichsergebnissen IV Bestreben, die eigene Gruppe als positiv distinkt zu sehen Diese vier Bestandteile beschreiben die vier theoretischen Kontinua: o o o o Kontinuum von interpersonellem Verhalten zu eindeutig intergruppalem Verhalten (man verhält sich ähnlich zu den Gruppenmitgliedern) Kontinuum von individueller Variabilität zu maximaler Gleichförmigkeit Behandlung (Wahrnehmung, Beurteilung) aufgrund individueller oder kategorialer Merkmale (vereinheitlichte soziale Kategorie -> „Kennt man einen aus der Gruppe, dann kennt man alle.“) Kontinuum von sozialer Mobilität und sozialer Veränderung (Wechsel zu attraktiveren Gruppen; ist aber oft unmöglich, daher folgt Aufwertung der eigenen Gruppe gegenüber den Gegnern) STRUKTURELLE BEDINGUNGEN ZWISCHEN SOZIALEN GRUPPEN: Identitätsmanagementstrategien: Strategien bei negativen sozialen Vergleichen: o Soziale Mobilität: Wechsel der Gruppenzugehörigkeit und Distanzierung von der Eigengruppe („die“ statt „wir“) o Sozialer Wandel: Veränderung der Struktur zwischen Gruppen: Sozialer Wettbewerb (Aufzeigen, dass die Eigengruppe auf relevanten Vergleichsdimensionen besser abschneidet) & Realistischer Wettbewerb (Man versucht bei realen Situationen übervorteilt zu werden) & soziale Bewegung (Proteste und „Kämpfe“) o Soziale Kreativität: Wahl einer alternativen Vergleichsgruppe, -dimension (z.B. 5 in Mathe -> 1 in Sport) & Umbewertung einer Vergleichsdimension („black is beautiful“) & Abgrenzung der Eigengruppe/Referenzgruppe („was andere über unsere Gruppe sagen, interessiert mich nicht“) Bewertung einer Statuswahrnehmung o o o Legitimität der Statusrelation („die fühlen sich zu recht/unrecht besser als andere“) Stabilität der Statusrelation Permeabilität (=Durchlässigkeit) der Gruppengrenzen Flussmodell der Sozialen Identitätstheorie mit Einbezug des Identitätsmanagement: Soziale Vergleiche geben Aufschluss über den Status der eigenen Gruppe. Fallen diese negativ aus, versucht die Gruppe durch Wettbewerb, Kreativität oder Mobilität sich selbst aufzuwerten um positive Distinktheit zu erlangen. Sind Gruppengrenzen undurchlässig, beginnt man Status und Stabilität in Frage zu stellen. BEISPIEL: UNTERSUCHUNG DER SOZIALEN IDENTITÄTSTHEORIE IN OST- UND WESTDEUTSCHLAND Befragung: Wahrgenommene Durchlässigkeit der Gruppengrenzen/ Legitimität und Status der einzelnen Gruppen/ Stabilität der Gruppenstati Untersuchung: Welche dieser Faktoren wirken auf die Identifikation mit der Gruppe, das Identitätsmanagement (also soziale Mobilität und sozialen und realistischen Wettkampf) und wahrgenommenes Ressentiment (= Ärger über die soziale Stellung) Angenommenes Modell: Ergebnisse: o Je höher die Stabilität und Identifikation mit der Eigengruppe und je geringer Status, Permeabilität und Legitimität einer Gruppe, desto mehr ärgert man sich (relative Deprivation) Je höher die Stabilität, desto größer die Identifikation mit seiner Gruppe Je kleiner die Identifikation mit der Eigengruppe und die Stabilität dieser Gruppe, desto mehr soziale Mobilität gibt es Je größer der Ärger über die eigene soziale Stellung, desto größer der soziale und realistische Wettbewerb o o o POSITIV-NEGATIV-ASYMMETRIE (PNA) DER SOZIALEN DISKRIMINIERUNG Allgemeines über die Positiv-Negativ-Asymmetrie (nach Mummendey et al. 1991): o o Negative Ressourcen im minimalen Gruppenparadigma verteilt -> signifikante Reduktion der Differenzierung zwischen Eigen- und Fremdgruppe Also: Favorisieren der Eigengruppe nur bei positiven Attributen Gründe für PNA: o o o Unterschiedliche Normen für die Verteilung positiver vs. negativer Ressourcen Ungleiche Verteilung positiver Ressourcen = Patriotismus Ungleiche Verteilung negativer Ressourcen = Eigennutz, Egoismus Tiefere kognitive Verarbeitung -> gerechtere Verteilungen. Da negative Informationen tiefer verarbeitet werden, werden negative Ressourcen gerechter verteilt als positive. Salienz des Schicksals aller Gruppen: Negative Ressourcen machen das gemeinsame Schicksal aller Gruppen deutlich. Untersuchung zu Salienz (nach Mummendey, Otten, Berger & Kessler 2000): UV1: Hohe vs. niedere Salienz der Gruppenschicksale UV2: Positive vs. negative Valenz der Ressourcen AV: Verteilung der Ressourcen MC: wahrgenommene Salienz Hohe Salienz: Viel Diskriminierung (egal, ob Ressourcen positiv oder negativ) Niedrige Salienz: Nur Diskriminierung bei Verteilung positiver Ressourcen Insgesamt gibt es Belege für alle drei Erklärungen, die Erklärungen an sich sind aber meist nur Verschiebungen des Problems -> daher Konzentration auf die motivationalen Prozesse! Motivationale Prozesse bei der PNA: o o Motivation: Aufsuchend vs. Vermeidend Fokus: Prevention (sensitivere Wahrnehmung für negative Ereignisse) vs. Promotion (sensitivere Wahrnehmung für positive Ereignisse) Untersuchung zur Motivation bei PNA (Sassenberg, Kessler, Mummendey 2003): UV1: Promotion (dargestellt als Gewinn oder nicht Gewinn) vs. Prevention Focus (dargestellt als Verlust oder nicht Verlust) UV2: Verteilung positiver vs. negativer Ressourcen AV: Differenz zwischen Eigen- und Fremdgruppe Ergebnisse: o Promotion Focus: Differenz zwischen Eigen- und Fremdgruppe bei Zuschüssen (Eigengruppe bekommt mehr, Herstellung positiver Distinktheit) o Prevention Fokus: Differenz zwischen Eigen- und Fremdgruppe nur bei Abzügen (Vermeiden, dass die eigene Gruppe verliert) Nur wenn motivationale Haltung (Promotion und Prevention) mit der Valenz der Ressourcen übereinstimmt, dann ist hinreichend Motivation vorhanden, die eigene Gruppe zu bevorzugen. Promotion Fokus ist dominierend in unser Kultur, daher die PNA ZUSAMMENFASSUNG Differenzierung zwischen sozialen Gruppen ist schon unter minimalen Bedingungen zu beobachten Durch Kategorisierung zu Eigengruppe gibt es eine Identifikation mit der Eigengruppe, Vergleich der Eigengruppe mit der Fremdgruppe und ein Bestreben nach positiver Distinktheit, also Diskriminierung Es gibt eine positiv-negative Asymmetrie sozialer Diskriminierung, die durch motivationale Prozesse (promotion/ prevention focus) erklärt werden kann. Welches sind die notwendigen Bedingungen für das Auftreten einer Differenzierung zwischen sozialen Gruppen? Wie kann man Diskriminierung (in Labor und Alltag) erklären? XXI RELATIVE DEPRIVATION Das Gefühl der Benachteiligung DEFINITION Relative Deprivation ist das Gefühl, weniger zu haben, als das, was einem zusteht. Wichtige Unterscheidungen: o o o Diskrepanz zwischen Anspruch und Zustand (nicht Zustand selbst, dies wäre objektive Deprivation) Kognitive und emotionale Komponente: Diskrepanz wird nicht nur festgestellt, sondern führt auch zu Aufregung und moralischer Entrüstung Individuelle und kollektive relative Deprivation: Fühlt man sich als Einzelperson depriviert (schlimmer) oder als Gruppe (nicht so schlimm) Vorläufer der relativen Deprivation bei Tieren (nach Brosnan, De Waal 2003): Kapuzineräffchen verweigern Zusammenarbeit, wenn sie sehen, dass andere für dieselbe Arbeit attraktivere Belohnungen bekommen (das verstärkt sich noch, wenn andere für nichts eine attraktive Belohnung bekommen) Bei Affen ist aber wahrscheinlich kein ausgeprägtes Gerechtigkeitsverständnis vorhanden -> es muss eine intuitive Komponente geben, da Affen Verhalten nach der Theorie der relativen Deprivation zeigen. SOZIALE UNGLEICHHEIT UND SOZIALE PROBLEME Vergleich von Kulturen: Mehr Ressourcen in armen Ländern bedeutet, dass das Wohlbefinden sich steigert, da die Grundbedürfnisse befriedigt werden können. Mehr Ressourcen in reichen Ländern hat aber keinen Zuwachs an Wohlbefinden zur Folge. Das reine pro-Kopf-Einkommen korreliert wenig mit gesundheitlichen und sozialen Problemen Einkommensungleichheit korreliert allerdings hoch mit gesundheitlichen und sozialen Problemen -> nicht gesamtes Einkommen, sondern ungleiche Verteilung des Einkommens ist entscheidend! (Man stellt soziale Vergleiche an…) Soziale Ungleichheit korreliert auch mit: 40 Komponenten (z.B. materielles Wohlergehen, Qualität des Familienlebens, Bildung, Risikoverhalten, Gewalt etc.) und klinischen Daten (Depression, Drogenmissbrauch, Tötungsdelikte). URSPRÜNGE DER RELATIVEN DEPRIVATION Soziologische Tradition Stouffers Untersuchungen im zweiten Weltkrieg: Viele Beförderungen in der Airforce, wenig Beförderungen bei den Militärpolizisten -> Erwartung: Airforce ist zufriedener. Reales Ergebnis: Airforce ist unzufriedener, da die Erwartung befördert zu werden in diesem Bereich sehr hoch ist, daher viel Neid entsteht, wenn andere befördert werden aber man selbst nicht. Die berühmte J-Kurve nach Davis 1959: Bestrebungen zu sozialen Veränderungen sind nicht dann zu beobachten, wenn Individuen schon lange benachteiligt sind, sondern nach einer Zeit der Verbesserung (wegen resultierender höherer Erwartungen): Durchgezogene Linie: Ist-Zustand Gestrichelte Linie: Anspruch Irgendwann kann der Ist-Zustand nicht mehr mit den Ansprüchen mithalten -> Unzufriedenheit! KONSEQUENZEN RELATIVER DEPRIVATION: Hohe Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdgruppenbewertung vor Allem bei hoher Deprivation (z.B. nehmen Muslime Hindus in Indien negativer wahr, weil sie sich selbst als benachteiligt sehen) Metaanalyse von Smith und Ortiz (2002): Betrachtung der kollektiven relativen Deprivation und des Verhaltens: o o o o o Zusammenhang zwischen relativer Deprivation und Protest wird über Emotionen vermittelt Interpersonale Vergleiche („ich bin benachteiligt, andere aber nicht) aufgestellt -> auf relative Deprivation folgt etwas Protest (r = .34) Intergruppenvergleiche (r=.63) Intragruppenvergleiche (r=.19) Betrachtung klinischer Variablen (Stress, Depression…) Intergruppenvergleiche -> kein Anstieg der klinischen Variablen bei Deprivation Intragruppenvergleiche -> Gesundheitsbeeinträchtigung und Anstieg der klinischen Variablen Individuelle Benachteiligung -> gesundheitliche Folgen Kollektive Benachteiligung -> Protest, gesellschaftliche Folgen BEDINGUNGEN RELATIVER DEPRIVATION: VERGLEICH VERSCHIEDENER THEORIEN Wollen und Anspruch als wichtige Faktoren, relative Deprivation wird nicht nur über Frustration vermittelt. RELATIVE DEPRIVATION ALS EMOTION: REFERENT COGNITIONS THEORY NACH ROBERT FOLGER Grundlagen: o o o o o Simulationstheorie (Kahnemann und Tversky): Vorstellung alternativer Möglichkeiten beeinflusst die Bewertung Referent Outcomes: Vorstellung überwiegend besserer Situationen –> eigene Situation wird schlecht bewertet Vorstellung überwiegend ähnlicher Situationen -> eigene Situation wird normal bewertet Vorstellung überwiegend schlechterer Situationen -> eigene Situation wird gut bewertet Referent Instrumentalities: Wahrnehmung von Prozessen, die zur gegenwärtigen Situation führten: Fair vs. unfair Likelihood of amelioration: Wahrnehmung der Effizienz des Ereignisses für die Zukunft: Positiv vs. negativ (Definition Emotion: Reaktion des Individuums auf bedeutsame Ereignisse; Komponenten: physiologische Erregung, subjektives Gefühl, motorischer Ausdruck und Handlungstendenzen) Funktionsweise der Theorie: Referent Outcomes (Vergleichsergebnisse), Referent Instrumentalities (Illegitimität) und Likelihood of Amelioration (Effizienz) wirken auf die resultierende Emotion Emotion Verhaltenstendenz Emotion beeinflusst Verhaltenstendenz: Kollektive relative Deprivation als gruppenbasierte Emotion: Die Gruppenverhältnisse und Identifikation mit der Gruppe wirken ebenfalls auf die Emotionen: Außerdem: Wann immer Individuen sich als Mitglied einer Gruppe wahrnehmen, können Ereignisse, die diese Gruppe betreffen, Emotionen auslösen (Studie von Gordijn et al. 2001: Befragung von Studenten der Uni Amsterdam über die Uni Leiden + Coverstory: An der Uni Leiden sollen die Studienbedingungen deutlich verschärft werden. Verschiedene Bedingungen (Salientmachung verschiedener Gruppenzugehörigkeiten: Leiden vs. Amsterdam / Studenten vs. Professoren / unkategorisiert) Messung der Emotionen ergibt: Ärger wird bei Hören der ungerechten Nachricht immer verspürt; bei Leiden vs. Amsterdam geringer Ärger, da es sich um Ungerechtigkeit der Outgroup gegenüber handelt; Studenten vs. Professoren Ärger vermehrt, da Studenten als eigene Gruppe benachteiligt werden; unkategorisiert -> Ärger mittelgroß PERSÖNLICHE VS. KOLLEKTIVE DISKREPANZEN Definition der Person-Gruppen-Diskrepanz bei relativer Deprivation: Man findet meistens, dass sich Individuen weniger benachteiligt wahrnehmen, als sie ihre Gruppe als benachteiligt sehen (z.B. „ich (Frau) werde in diesem Betrieb nicht benachteiligt, Frauen aber schon“) Gründe für die Person-Gruppe-Divergenz: o o Motivationale Erklärung: o Individuelle Motivation: Man möchte Folgen der individuellen Deprivation vermeiden, daher sehen sie sich persönlich nicht als benachteiligt an; manche geben nicht an, dass sie individuell diskriminiert werden, um vor anderen nicht als „Jammerlappen“ da zustehen, der persönliche Defizite auf Diskriminierung schiebt o Gruppenbezogene Motivation: Versuch der Mobilisierung zum sozialen Wandel, indem man die Gruppendiskriminierung übertrieben darstellt und so weitere Vertreter aktiviert Kognitive Erklärung: o Verfügbarkeit: Situationen der individuellen Diskriminierung sind weniger im Gedächtnis verfügbar als Situationen der Gruppendiskriminierung o Soziale Vergleiche Erklärung zu sozialen Vergleichen: Beispiel: Cantril-Leiter: Status von Westdeutschen wird höher geschätzt als von ostdeutschen, individuell schätzen sich die meisten Individuen aber persönlich auf einem Zwischenniveau ein, egal ob aus West- oder Ostdeutschland. Studie: Befragung der Probanden jährlich zw. 1993 und 1995, Ausfüllen von Tabellen mit unterschiedlichen Vergleichsobjekten, -dimensionen und –subjekten: Ostdeutschland wird geringer eingeschätzt als Westdeutschland (von Probanden beider) Vergleich zw. Ost und West wird als wichtiger angesehen als Vergleiche mit anderen Ländern Wahrnehmung des eigenen individuellen Status bei Ost- und Westdeutschen auf ca. gleichem Niveau aber Ostdeutsche schätzen sich selbst als über dem Durchschnitt der Gruppe ein, Westdeutsche schätzen sich selbst als unter dem Durchschnitt der Gruppe ein. Erklärung durch soziale Vergleiche: Persönliche Situation wird durch alle relevanten interpersonalen Vergleiche bestimmt (Regression zur Mitte) Intergruppenvergleiche bilden dagegen die saliente Intergruppenbeziehung ab (Akzentuierung der Statusunterschiede) Verwenden von verschiedenen Vergleichsobjekten: Wird persönlicher Vergleich oder Gruppenvergleich durchgeführt? Der Unterschied in der Einschätzung individueller und kollektiver relativer Deprivation ergibt sich aus der Wahl unterschiedlicher sozialer Vergleiche Die Richtung der Person-Gruppen-Divergenz ergibt sich aus den unterschiedlich komplexen Vergleichskontexten ZUSAMMENFASSUNG Relative Deprivation entsteht aus der Wahrnehmung einer Diskrepanz zwischen Anspruch und IstZustand Relative Deprivation sollte als Emotion aufgefasst werden Gruppenbasierte Emotionen sind ein zentraler Mediator für kollektives Verhalten Person-Gruppe-Divergenz aus sozialen Vergleichen Wodurch entsteht das Gefühl der Benachteiligung? Unter welchen Bedingungen finden sich kollektive Bestrebungen den Status quo zu verändern? Wodurch unterscheidet sich die Wahrnehmung individueller und kollektiver Benachteiligung? XXII EIGENGRUPPENPROJEKTIONSMODELL SELBSTKATEGORISIERUNG Selbstkategorisierung bedeutet, sich selbst nicht mehr als Individuum unterschieden von anderen Individuen wahrzunehmen, sondern als Repräsentant einer sozialen Kategorie unterschieden von anderen Kategorien wahrzunehmen. Selbststereotypisierung (Eigenschaften der Gruppe werden dem eigenen Individuum zugesprochen, an ihm wahrgenommen und man verhält sich dementsprechend) vs. Fremdstereotypisierung (Behandlung anderer gemäß bestimmter Stereotype) o o o Untere Ebene: Dekategorisierung, Wahrnehmung jedes Einzelnen als eigenes Individuum Mittlere Ebene: Intergruppen-Kategorisierung: Wahrnehmung von verschiedenen (Sub-)Gruppen mit bestimmter Gruppenidentität (z.B. Psychologiestudenten) Obere Ebene: Rekategorisierung: Wahrnehmung einer übergeordneten inklusiven Gruppe, der alle betrachteten Subgruppen angehören (z.B. Studenten, Menschen). Problematisch bei sehr übergeordneten Gruppen: Vergleichsgruppe für soziale Vergleiche?? -> Man müsste z.B. inklusive Gruppe Menschen mit inklusiver Gruppe Alpha Centauri Bewohner vergleichen. BEWERTUNG SOZIALER KATEGORIEN Grundlagen (unter Annahme der Selbstkategorisierungstheorie): Eine Gruppe kann nur relativ zu einer anderen Gruppe durch soziale Vergleiche bewertet werden. Relevante Dimensionen für soziale Vergleiche sind Gemeinsamkeiten/ Referenzen der Subgruppen mit ihrer übergeordneten inklusiven Gruppe. Ablauf der Bewertung sozialer Kategorien: Vergleich der Gruppe A (Spatzen) mit der Gruppe B (Pinguine) – Übergeordnete umschließende Gruppe = Vögel o o Prototypikalität: Je näher nun eine dieser Subgruppen am Prototyp der übergeordneten Gruppe liegt, desto besser wird diese Gruppe bewertet Relative Prototypikalität: Je näher eine Gruppe im Vergleich zur anderem am Prototyp der übergeordneten Gruppe liegt, desto besser wird sie im Vergleich zur anderen Gruppe bewertet. Messung der relativen Prototypikalität: Aufschreiben der typischen und distinkten Merkmale der Eigenund Fremdgruppe Bewertung der gemeinsamen inklusiven Kategorie auf den Merkmalen der Eigen- und Fremdgruppe Berechnung des Differenzwerts aus: Relative Prototypikalität = Mittelwert d. Eigengruppenattribute – Mittelwert d. Fremdgruppenattribute Differenzierung vs. Diskriminierung: o Differenzierung auf der Grundlage sozialer Kategorien ist nicht gleichbedeutend mit Diskriminierung! Es gibt legitime und illegitime Differenzierungen (z.B. Aufzüge für körperlich Behinderte vs. Rassenunterscheidung) o Unterschiedliche Bewertungen aufgrund sozialer Differenzierung sind ebenfalls nicht notwendig diskriminierend. o Soziale Differenzierung und Bewertung werden zu Diskriminierung, wenn Uneinigkeit hinsichtlich ihrer Legitimität besteht. o Soziale Diskriminierung impliziert eine Perspektivendivergenz hinsichtlich der Angemessenheit einer Differenzierung zwischen sozialen Gruppen. Entstehung von Perspektivendivergenz: Inklusion zweier sozialer Kategorien zu einer gemeinsamen inklusiven Kategorie macht sie vergleichbar. Die Vergleichsdimension liefert die gemeinsame inklusive Kategorie. Problem aber: Wer bestimmt die Beschreibung der inklusiven Kategorie? Es werden Eigengruppenmerkmale auf die gemeinsame inklusive Kategorie attribuiert. = Projektion der Eigengruppenmerkmale auf die gemeinsame inklusive Kategorie! Da beide Gruppen ihre Merkmale auf die gemeinsame inklusive Kategorie projizieren, kommt es zur Perspektivendivergenz in der Bewertung beider Gruppen. PROJEKTION Funktionsweise und Beispiele: Eigengruppe wird jeweils im Vergleich zur Fremdgrupe als prototypischer gesehen (relative Prototypikalität). Je größer die relative Eigengruppen-Prototypikalität, desto schlechter die Bewertung der Fremdgruppe. Bsp.: Sportbiker vs. Chopperfahrer: Betrachtung der relativen Ähnlichkeit. Sportbiker: schnell, am Limit für junge Fahrer, Chopperfahrer sind keine richtigen Motorradfahrer Chopper: soll genossen werden, geht um Freiheit, Sportfahrer sind idiotisch und heizen nur herum Sportfahrer und Chopperfahrer nehmen sich jeweils selbst als prototypische Motorradfahrer wahr. Bsp.: Grundschul- vs. Gymnasiallehrer: Im Endeffekt das gleiche wie oben: Grundschullehrer nehmen die Gymnasiallehrer als entfernter vom Prototyp wahr und umgekehrt. Konsequenzen von Eigengruppenprojektion o o Abwertung andersartiger Fremdgruppen Legitimisierung von Statusüberlegenheit bzw. Delegitimisierung von Statusunterlegenheit der eigenen Gruppe. Wirkung von Prototypikalität auf Fremdgruppenbewertung und Legitimität: Studie von Weber, Mummendey und Waldzus (2002): Untersuchung von Ost- und Westdeutschen o o o o Je höher die relative Prototypikalität einer Gruppe, desto höher wird die Legitimität wahrgenommen Je höher die Legitimität wahrgenommen wird, desto geringer sind die Fremdgruppenbewertung und die Schuldgefühle, desto höher ist die Bedrohung der Fremdgruppe. Positive und negative übergeordnete Kategorien bilden Standards für prototypikalitätsbasierte Gerechtigkeitsurteile (Vorsicht mit negativen übergeordneten Kategorien -> bei Kategorien, mit denen man sich nicht identifiziert, sehen wir uns als weniger prototypisch an) Relative Prototypikalität ist die Grundlage für die Rechtfertigung des eigenen höheren Status bzw. die Ungerechtigkeit des eignen niedrigeren Status Determinanten der Projektion: o o Doppelte Identifikation: Gleich große Identifikation mit der Sub- und der inklusiven Gruppe (Studie: Wirkung von Identifikation mit Deutschland (Subgruppe) und Europa (inklusive Gruppe) auf die Projektion:) o Identifikation mit Subgruppe und inklusiver Gruppe gleich hoch -> starke Projektion der Subgruppenattribute auf die inklusive Gruppe Attribute o Identifikation mit einer der Gruppen gering -> wenig Projektion o Identifikation mit beiden Gruppen gering -> etwas Projektion Komplexität des Prototypen: o Einfach: Nur Eigenschaften der Eigengruppe werden am Prototypen (in der inklusiven Gruppe) gesehen o Komplex: Eigenschaften der Eigen- und Fremdgruppe werden am Prototypen gesehen, da Fremdgruppen auch nötig zur Definition der inklusiven Kategorie sind (sonst ja eig. übergeordnete Gruppe sinnfrei) Studie: Wirken von Identifikationen mit Eigengruppe/inklusiver Gruppe und Komplexitätsarten auf die Projektion von Attributen der Eigengruppe auf die inklusive Gruppe: o o Einfach Komplexität („Europa ist einheitlich“): Hohe Identifikation mit beiden Gruppen -> größere Eigengruppenprojektion; Niedrige Identifikation mit der Eigengruppe und/oder der inklusiven Gruppe -> geringere Eigengruppenprojektion Komplexe Komplexität („Europa ist vielfältig“): Kaum Eigengruppenprojektion, egal wie stark die Identifikation ist. Zusammenfassung der Determinanten der Projektion: Komplexität verringert die Eigengruppenprojektion: doppelte Identifikation begünstigt die Eigengruppenprojektion Richtung der Projektion: Wird von der Eigengruppe auf die übergeordnete Kategorie projiziert oder wird die Eigengruppe der übergeordneten Kategorie angepasst? Wie stabil sind die Vorstellungen über die eigene Gruppe und die inklusive Kategorie? Studie: Deutsche im Vergleich zu Briten und Italienern; Einschätzung von Europa. (verwendet werden Attribute, in denen man sich deutlich unterscheidet) -> Übertragung anschließende der Attribute des vorherigen Vergleichs (in einer Erweiterung mit geprimter Komplexität nur Übertragung bei Stattfinden der Eigengruppenprojektion, also bei einfacher Komplexität). EFFEKTE DER INKLUSION Studie: Bewertung von Polen Bedingung 1: Vergleich von Deutschland mit Polen; Bedingung 2: Vergleich von Westeuropa mit Polen o Bedingung 1: negativere Bewertung von Polen, da Deutschland aufgrund der Eigengruppenprojektion als prototypischer für die inklusive Kategorie angesehen wird o Bedingung 2: Positivere Bewertung Polens, weil es keine inklusive Gruppe gibt -> Prototypikalität von Deutschland für Westeuropa spielt keine Rolle für Polen Das Vorhandensein einer inklusiven Gruppe verändert die Bewertungen von Fremdgruppen ZUSAMMENFASSUNG Soziale Gruppen werden relativ zu ihrer Prototypikalität zu einem Prototypen einer inklusiven Kategorie bewertet. Aus der Perspektivendivergenz hinsichtlich der relativen Prototypikalität ergibt sich ein Konflikt zwischen sozialen Gruppen Projektion der Eigengruppenattribute auf die inklusive Kategorie kann durch deren Komplexität verändert werden. Was bedeutet es einer sozialen Kategorie anzugehören? Wie werden soziale Gruppen bewertet? Wie kann man mit Verschiedenheit/Andersartigkeit umgehen? Wann können wir positive, wann negative Einschätzungen von Fremdgruppen beobachten? XXIII KONTAKT KONTAKTHYPOTHESE (NACH GORDON W. ALLPORT 1954, MODIFIZIERT DURCH PETTIGREW & TROPP 2006) Definition: Die Vorstellung, dass der Kontakt zwischen Mitgliedern unterschiedlicher sozialer Gruppen, wenn die Bedingungen günstig sind, zum Abbau des Vorurteils gegenüber der jeweils anderen führt. o o Unabhängige Variable: Kontakt bzw. Beziehungen, also das Aufeinandertreffen von Individuen unterschiedlicher sozialer Gruppen (Problem: UV muss auch erst z.B. durch Fragebögen erfasst werden) Abhängige Variable: Vorurteile (negative Bewertungen, Einstellungen) von Individuen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit Notwendige Bedingungen für positive Effekte (sonst negative, wenn nicht alle erfüllt) laut Allport (Pettigrew 1998): o o o o Gleicher Status (keine Hierarchie, auf Augenhöhe begegnen) Gemeinsame übergeordnete Ziele (damit kein peinliches Schweigen entsteht) Bereitschaft zur Kooperation (z.B. Annahme: Grundlegend sind wir alle gleich und sollten daher Vorurteile ablegen) Unterstützung von Autoritäten Später nach Metaanalyse von Pettigrew und Tropp neu formuliert: Vier Bedingungen sind fördernd, aber nicht notwendig. Stattdessen 2006 Umformulierung: Negative Kontaktbedingungen müssen für positives Ergebnis vermieden werden: o o o Kontakt ist zu selten Kontaktsituation ist bedrohlich Kontaktsituation löst Angst aus THEMEN UND BEFUNDE Metaanalyse von Pettigrew und Tropp (2000,2006) über 516 Studien aus 18 Ländern zeigt, dass Kontakt generell negative Bewertungen reduziert (mittlere Effektstärke von d=-.467 (r=-.223)); nur ca. 5% der Studien weisen den entgegengesetzten Effekt nach (je mehr Kontakt, desto mehr Vorurteile) <- Negative Kontaktbedingungen (siehe oben) Kausalrichtung?: Kontakt <-> Vorurteile Verändert Kontakt die Einstellung ggü. einer Fremdgruppe oder bestimmt die Einstellung die Häufigkeit des Kontaktes? Problem: Kaum Kausalinterpretationen möglich, da wenige Längsschnittstudien. Vorschlag von Pettigrew 1998 (Befragungsstudien): Gemischte Nachbarschaften -> Kontakt -> Vorurteile (Studie, in der Kontakt nicht frei gewählt werden kann, daher von Kontakt auf Vorurteile mehr Einfluss als von Vorurteilen auf Kontakt!) + experimentelle Studien (z.B. Cook 1969) + Längsschnittstudien. Generalisierung der Kontakteffekte? (Bezieht man z.B. den positiven Kontakt nur auf eine Kontaktperson oder auf die gesamte Gruppe?) Mögliche Generalisierungen: o Über verschiedene Kontexte In frühen Studien generalisierte die Kontakterfahrung nicht immer über verschiedene Kontexte: z.B. Stouffer et al. (1949): Gute Zusammenarbeit von Weißen und Schwarzen an der Front bzw. im Kohleschacht, sonst aber keine privaten Freundschaften. Seit Gleichheit normative Unterstützung erhält, sind Generalisierungen aber häufiger zu beobachten. o Auf die gesamte Fremdgruppe Geschieht, wenn der Kontakt mit prototypischen Fremdgruppenmitgliedern salient ist oder die Kategorisierung in Eigen- und Fremdgruppe salient ist. -> 3 Modelle des Kontakts (s.u.) o Auf andere und neue Fremdgruppen Enge Freundschaften führen zu erhöhtem Hilfeverhalten neuen Fremdgruppen gegenüber (mit Ausländern befreundete Deutsche halfen im 2.WK eher Juden) und führen generell zu geringeren Vorurteilen. o Über verschiedene Maße für Vorurteile Kognitive und affektive Maße, Kontakt reduziert negative Bewertungen und erhöhte positive Emotionen Fremdgruppen gegenüber, Stereotype werden dagegen weniger verändert. 3 Modelle des Kontakts (alle basierend auf der Theorie der sozialen Identität) (Theorie der sozialen Identität besagt, dass die Kategorisierung in Eigen- und Fremdgruppen mit ihrem Assimilations- und Kontrasteffekten zwangsläufig dazu führt, dass die Eigengruppe begünstigt wird und die Fremdgruppe weniger stark akzeptiert wird.) Modell der Dekategorisierung: Def.: Die Verringerung der Salienz von Eigengruppen und Fremdgruppen um interpersonellen Kontakt herzustellen. (nach Brewer & Miller). -> Die VPN sollen sich weniger in ihrer sozialen Identität sondern viel mehr als Individuen wahrnehmen, dadurch nimmt die Kategorisierung ab. Kritik: Behandlung als Individuen, aber keine direkte Änderung an den Stereotypen, die bestanden, da keine Ambitionen gehegt werden die Gruppen direkt aufzulösen. Neue Identität, statt Lösung der Probleme zwischen den Gruppen. Modell der Rekategorisierung/ der gemeinsamen Gruppenidentität: Def.: Modell des Intergruppenkontakts, bei dem die saliente Unterscheidung zwischen Eigen- und Fremdgruppe auf einer untergeordneten Ebene durch eine gemeinsame Identität der Eigengruppe auf einer übergeordneten Ebene ersetzt wird, in der sowohl frühere Mitglieder der Eigengruppe als auch der Fremdgruppe enthalten sind. -> Fremdgruppenmitgliedern werden positiver bewertet, da sie in eine höhere Eigengruppe aufsteigen, man selbst muss aber seine Eigengruppe nicht aufgeben. Kritik: Neue Identität statt Lösung der Probleme zwischen den ehemaligen Gruppen. Modell der wechselseitigen Differenzierung/ wechselseitige Distinktheit: Def.: Empfehlung, den Intergruppenkontakt herzustellen, während man gleichzeitig die Gruppenmitgliedschaften als salient aufrechterhält, um eine Verallgemeinerung der Kontakterfahrung auf die ganze Fremdgruppe zu fördern. (nach Hewstone & Brown). -> Vergleich der Gruppen auf mehreren Dimensionen anstatt auf einer einzelnen und Zugestehen von Schwächen und Stärken auf beiden Seiten. Verbindung von Rekategorisierung und wechselseitiger Differenzierung: Wahrnehmung der übergeordneten Gruppe aber auch Vergleich der Subgruppen auf verschiedenen Dimensionen, sodass man beide als positiv bewerten kann. Insgesamt zeigt Kontakt einen negativen Zusammenhang zu Vorurteilen, Kontakt beeinflusst Vorurteile, positive Effekte generalisieren. Reformulierung der Kontakthypothese: o o o Kontakt reduziert Vorurteile, auch wenn nicht alle der 4 Bedingungen nach Allport gegeben sind. Alle Bedingungen, welche Freundschaft begünstigen, begünstigen auch die Wirkung von Kontakt. Unter negativen Kontaktbedingungen kann Kontakt Vorurteile vergrößern PSYCHOLOGISCHE PROZESSE Neues über eine Fremdgruppe lernen: Zielt auf Veränderung von Stereotypen durch Falsifikation ab, führt aber nach Rothbart und John (1985) häufig zur Untergruppenbildung (Subtyping) und selten zu Erhöhung der Variabilität eines Stereotyps (Subgrouping). Funktioniert nur, wenn die Gruppenmitgliedschaft auch salient ist und sich die ganze Bewertung der Gruppe mitändert oder man mit mehrere Exemplare der Gruppe neu bewertet. Verändertes Verhalten: Verhalten kann Einstellungen vorausgehen (nach Selbstwahrnehmungstheorie, Bem, 1972). Verändertes Verhalten soll gezeigt werden -> Einstellung ändert sich. Positiver Affekt durch bloße Anwesenheit (mere exposure = Vertrautheit oder mehrfache Darbietung ohne negative Folgen kann Einstellungen verändern.). Laut Buch: Gefühl der kognitiven Dissonanz bei Personen mit starken Vorurteilen, die aber ein positives Verhalten im Kontakt mit Fremdgruppenmitgliedern zeigen können. Durch diese Dissonanz werden Vorurteile abgebaut (sie können sich selbst in freundlichen Interaktionen beobachten). Affektive Bindungen aufbauen: Wiederholter Kontakt reduziert Angst vor der Fremdgruppe (Intergruppenangst), feste Freundschaften zu Fremdgruppenmitgliedern reduzieren ebenso Vorurteile (Freund meiner Freundin…). Studie über die Rolle des Affekts und indirekter Freundschaften (Paolini, Hewstone, Cairns, Voci 2004): Deprovinzialisierung/ Neueinschätzung der Eigengruppe: Ethnotizismus reduzieren: Man Selbst ist nicht das Maß aller Dinge, Man baut Empathie und Perspektivenübernahme auf (Wahrnehmung der Werte der Fremdgruppe als nachvollziehbare Lebensziele in deren Lebenssituation, in dem man sich in sie hineinversetzt.) Laut Buch: Freundschaft mit Fremdgruppenmitgliedern lässt Stolz auf Eigengruppe schwächer werden und ruft im Allgemeinen positivere Einstellungen gegenüber Fremdgruppenmitgliedern hervor. Ebenso wirken positiver Kontakt zu Fremdgruppen und positive Erfahrungen in Intergruppenkontakten. PRÄVENTION VON KONFLIKTEN Negative Kontaktbedingungen (Selten, Angst, Bedrohung bei Kontakt) sorgen immer noch für gewaltsame Ausbrüche zwischen Gruppen. Entstehung von Bedrohung: o o o o Realistische Konflikte um Ressourcen Symbolische Bedrohung (z.B. Kopftuch) Misstrauen gegenüber Fremdgruppen Reinterpretation vorhandener Stereotype ins negative Auswirkung von Bedrohung: o o o o Schematische Interpretation von Fremdgruppen (Kritik an uns ist durch Vorurteile determiniert) Fremdgruppen werden als homogener wahrgenommen (negative Erfahrungen werden generalisiert) Geringere Neigung mögliche Konflikte zu reduzieren (Reduktion von Vertrauen) Unterstützung extremer politischer Maßnahmen Beispielstudie (Vallone et al. 1985): Eine nicht wertende Doku über den Tod palästinensischer Flüchtlinge in der Nähe von Beirut wurde gedreht: Reaktionen der Israelis: Doku sei Pro-Palästinensisch; Reaktion der Palästinenser: Doku sei Pro-Israelisch. Metapher: Vorurteilsreduktion durch Kontakt ist Sysiphos-Arbeit: Man muss sie immer wieder wiederholen. ZUSAMMENFASSUNG: Sozialer Kontakt o o o beeinflusst Einstellungen und reduziert Vorurteile wirkt überwiegend über affektive Prozesse wirkt generalisierend durch saliente Kategorisierung Insbesondere durch Freundschaften entstehen positive Bewertungen von Fremdgruppen und deren Mitgliedern Aber: Vorgängige Kontakterfahrungen sind nicht notwendig ein präventives Mittel gegen intergruppale Konflikte. Verbessert Kontakt von Mitgliedern unterschiedlicher sozialer Gruppen die Beziehung zwischen diesen Gruppen? Unter welchen Bedingungen führt Kontakt zu einer Verbesserung der Beziehung zwischen sozialen Gruppen? Durch welche psychologischen Prozesse werden Vorurteile abgebaut?