"Kaspar Häuser Meer" am Hamburger Thalia

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"Kaspar Häuser Meer" am Hamburger Thalia Theater | NDR.de - Kultur
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Stand: 02.05.2016 11:34 Uhr - Lesezeit: ca.4 Min.
Überforderte Ämter in
ergreifenden Bildern
von Heide Soltau
Das Theaterstück "Kaspar
Häuser Meer" hat seit der
Uraufführung 2007 in
Freiburg schon etliche
Inszenierungen erlebt. Es
Das Thalia Theater in der
erzählt von drei
Gaußstraße zeigt "Kaspar Häuser
Sozialarbeiterinnen eines
Meer" erneut am 8. Mai.
Jugendamtes und ist das
erfolgreichste Schauspiel der Dramatikerin Felicia Zeller.
07.05.16 10:09
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Übersicht
Jetzt hat es die junge Regisseurin Friederike Harmstorf am
Hamburger Thalia Theaters in der Gaußstraße auf die
Bühne gebracht.
Das Publikum kichert. Ununterbrochen quasseln die
Frauen auf einander ein, kommen vom Hölzchen auf
Stöckchen und verlieren sich im Nirgendwo. Wortkaskaden
ergießen sich in den Raum. "Das ununterbrochene Reden,
dieser Gedankenfluss, Sätze, die nicht zu Ende
gesprochen werden - das soll die Überforderung in den
Ämtern zeigen", sagt Friederike Harmstorf: "Wir lachen,
aber eigentlich bleibt uns das Lachen im Halse stecken.
Und so bekommt doch der Zuschauer am meisten mit dem
Inhalt des Stückes zu tun, indem er bei sich selbst
ankommt."
"Es geht um Überforderung"
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"Kaspar Häuser Meer" ist eine Groteske. Anders ließe sich
das Elend der drei Sozialarbeiterinnen auf der Bühne nicht
ertragen. Manche Regisseure bedienen vor allem das
Komödiantische und bringen das Stück kafkaesk als
Aktenchaos auf der Bühne. Friederike Harmstorf verzichtet
auf laute Effekte. "Es geht für mich um uns alle, die wir in
Berufen arbeiten, in denen wir mit Menschen zu tun
haben, in denen es auch um Überforderung geht, wir uns
aber auch bewusst für diese Berufe entschieden haben",
sagt sie. "Und trotzdem braucht es so wie auch in 'Kaspar
Häuser Meer' eine Instanz, die sich verantwortlich fühlt.
'Ich bin gern bereit viel zu arbeiten, aber es muss
jemanden geben, zu dem ich gehen kann und sagen kann:
Jetzt wird es mir aber zu viel', das ist ein Zitat aus dem
Stück. Und das ist das, worüber ich reden möchte."
WEITERE INFORMATIONEN
Helfen wollen, helfen
müssen und das Versagen
staatlicher Stellen
angesichts des sozialen
Elend in vielen Familien.
Und das Entsetzen, wenn
Kundenzentren Hamburg:
Warten ohne Ende?
Wer in Hamburg einen
Reisepass beantragen will,
einen neuen Ausweis oder
eine Meldebestätigung
braucht, der benötigt Zeit. Ein
bürokratisches Trauerspiel,
das schon lange andauert.
mehr
wieder einmal ein
vernachlässigtes,
misshandeltes Kind tot
aufgefunden wird. "Es ist gar
nicht möglich, den Überblick
zu behalten über die ganzen
Fälle, die die bearbeiten", so
Harmstorf. "Es gibt auch ein
sehr schönes Zitat aus dem
Stück. Da sagt die Figur
Barbara: 'Ach könnte ich
doch durch Mauern schauen.' Und genau das ist es
eigentlich. Man müsste durch alle Mauern schauen
können, um tatsächlich in die Familien reinzugucken."
Ergreifende Bilder für die Einsamkeit
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Friederike Harmstorf gewinnt dem Stück eine Tiefe ab, die
verloren geht, wenn man die Komik zu einseitig bedient.
So hat sie zum Beispiel die Einsamkeit der Figuren in ein
ergreifendes Bild gefasst: mit einer Glaswand auf der
Bühne, hinter der eine der Frauen bisweilen verschwindet,
um eine Zigarette zu rauchen.
Friederike Harmstorf ist eine Regisseurin, die weniger
konzeptionell als vielmehr inhaltlich arbeitet. Eine
emotionale Kopfarbeiterin, die am liebsten alles von einem
Autor liest, bevor sie zu inszenieren beginnt: "Ich bin erst
mal immer wahnsinnig gut vorbereitet. Wenn ich ein
Projekt anfange, dann aber mit Leib und Seele. Anders
kann ich das auch nicht, weil ich ja den Überblick für mich
haben will."
Debüt mit Stück von Theresia Walser
Für das Theater hat sie sich schon als Jugendliche
begeistert, hat dann aber zunächst als freie
Castingagentin und Produktionsassistentin gejobbt und
Kommunikationsmanagement studiert. Nebenbei habe sie
jeden zweiten Abend im Theater verbracht und alles an
Theaterbüchern gelesen, was sie finden konnte. "Und
dann bin ich irgendwann einigen Freunden und meiner
Familie geringfügig auf die Nerven gegangen. Und dann
gab es ein Gespräch, das mein Bruder angezettelt hatte:
Was ist jetzt mit dem Theater? Du musst das jetzt
versuchen, das kann jetzt keiner mehr aushalten", erinnert
sie sich.
So ist sie bald darauf am Hamburger Thalia Theater
gelandet, erst als Hospitantin, dann für drei Jahre als
Regieassistentin. Zum Abschluss ihrer Ausbildung dort hat
sie "Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel" inszeniert, ein Stück
von Theresia Walser über drei Gattinnen von Diktatoren,
die bei einer Pressekonferenz aufeinander treffen. Die
Aufführung kam so gut an, dass sie von der kleinen
Studiobühne auf die größere verlegt werden musste, so
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groß war der Andrang des Publikum. Sie steht bis heute
auf dem Spielplan. Mit "Kaspar Häuser Meer" ist Friederike
Harmstorf nun eine weitere sehenswerte Arbeit gelungen.
Überforderte Ämter in
ergreifenden Bildern
Friederike Harmstorfs RegieDebüt "Ich bin wie ihr, ich liebe
Äpfel" war ein
Überraschungserfolg. Nun inszeniert sie "Kaspar Häuser Meer"
am Thalia Theater - ein Stück über die Überforderung.
Art:
Bühne
Datum:
08.05.2016, 19:00 Uhr
Ort:
Thalia Theater
Gaußstraße 190
22765 Hamburg
Telefon:
(040) 30 60 39-10, -12
E-Mail:
[email protected]
Preis:
22 Euro
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Dieses Thema im Programm:
NDR Info | 02.05.2016 | 15:55 Uhr
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