Flyer Gastro-Magnetresonanz - Gastro-Liga

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Ratgeber für Patienten
Magnetresonanztomographie
in der Gastroenterologie
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen,
Darm, Leber und Stoffwechsel sowie von Störungen der Ernährung e.V.
Die Anwendung der Magentresonanztomographie in der Gastroenterologie
Bei der Magnetresonanztomographie (MRT; andere Bezeichnungen: Kernspintomographie oder NMR) werden, vergleichbar
mit der Sonographie und der Computertomographie (CT), Schnittbilder ausgewählter Regionen des menschlichen Körpers erzeugt. Im Unterschied zu der CT-Untersuchung wird die MRTUntersuchung jedoch ohne Röntgenstrahlen durchgeführt.
Wie funktioniert eine MRT?
Grob vereinfacht benutzt man folgende physikalischen Prinzipien, um Quer- und Längsschnittbilder der Organe in der MRT zu
erzielen:
In allen Organen befindet sich eine Vielzahl von Wasserstoffatomen, wobei jedes Wasserstoffatom einen schwachen Magneten darstellt. Die MRT hat die Wirkungsweise eines grossen
Magneten. Bei der Untersuchung mittels des MRT-Verfahrens
wird ein im Vergleich zum Erdmagnetfeld wesentlich stärkeres
Magnetfeld aufgebaut (mindestens um den Faktor 10.000 stärker), das die im Körper ungeordnet vorliegenden Wasserstoffatome in eine bestimmte Richtung ausrichtet und ordnet. Nach
Abschalten des Magneten fallen die Wasserstoffatome in ihre
ursprüngliche Unordnung zurück. Durch diesen Vorgang werden
elektromagnetische Wellen ausgesendet, die von einem Empfänger aufgenommen werden. Je nachdem, in welcher chemischen Verbindung das Wasserstoffatom vorliegt, dauert das
"Rückfallen" in die magnetische Unordnung unterschiedlich
lange. Dieses Phänomen spiegelt sich im unterschiedlichen Kontrast der untersuchten Gewebe wieder. Durch unterschiedliche
Frequenzen des Ein- und Ausschaltens des starken Magneten
kann sich der Kontrast der untersuchten Gewebe verändern. So
stellt sich Flüssigkeit, beispielsweise im Magen, durch ein
unterschiedlich schnelles "Rückfallen" in die "Unordnung" im
Schnittbild anders dar als die umgebende Magenwand.
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Längsschnitt des Bauchraumes .
Wann wird die MRT in der bildgebenden
Diagnostik eingesetzt?
Indikationen zur MRT Untersuchung in der
Diagnostik von Erkrankungen der Leber
und des Magen-Darmtraktes
Weitere Diagnostik bei unklaren Leberprozessen
Darstellung von Abflussbehinderungen (Engstellen,
Steine) sowie anatomischen Varianten in den Gallenund den Bauchspeicheldrüsengängen
Darstellung von Fisteln im Bereich des Afters und von
Abszessen im Unterbauch
Darstellung von Dünn- und Dickdarm
Stuhlentleerungsstörungen (experimentell)
Die Möglichkeit, MRT-Untersuchungen der Leber und des Darmes durchzuführen, ist relativ neu. Da die zu untersuchenden Organe sich während der Untersuchung nicht bewegen dürfen,
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mussten erst MRT-Geräte gebaut werden, die den oben beschriebenen Funktionsvorgang schnell durchführen können. Dennoch
muss man für viele Untersuchungen noch bis 30 sec. die Luft
anhalten, um Abbildungsunschärfen zu verhindern.
Da eine Untersuchung mittels MRT heute noch relativ teuer und
aufwendig ist, ist sie häufig erst nach der Durchführung anderer
bildgebender und diagnostischer Verfahren indiziert. Deshalb
sind weitere Abklärungen unklarer Befunde nicht selten mittels
Ultraschall, Computertomographie, nuklearmedizinischer Untersuchungen oder der Endoskopie zu erreichen.
Im einzelnen kann eine MRT Untersuchung bei unklaren Raumforderungen in der Leber indiziert sein, bei denen Ultraschall
oder Computertomographie zuvor keine wegweisende Diagnose
erbracht haben. So kann im MRT aufgrund des unterschiedlichen
Signalverhaltens von Flüssigkeit und Gewebe gut zwischen
einem Blutschwamm (Hämangiom) und anderen, mehr soliden
Raumforderungen (beispielsweise einem Adenom, einer fokal
nodulären Hyperplasie oder Metastasen) unterschieden werden.
Rundherd in der Leber, der vom Kontrastverhalten einem Hämangiom
(Blutschwamm) entspricht.
Eine neue Methode ist die Darstellung der Gallen- und Bauchspeicheldrüsengänge mittels MRT (MRCP = Magnet Resonanz
Cholangio- und Pankreatikographie). Hierbei können Verände-
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rungen wie Engstellungen oder kleine Steine, die den Abfluss der
Galleflüssigkeit behindern, sehr gut und häufig besser als im
Ultraschall erkannt werden. Im Gegensatz zu der direkten Darstellung der Gallenwege mittels der Endoskopischen Retrograden Cholangio- und Pankreatikographie (ERCP), bei der mittels
eines kleinen Körbchens oder Dilatatoren bzw. kleiner Röhrchen
(Stents) die Steine oder Engstellungen beseitigt werden können,
ist jedoch eine gleichzeitige Therapie bei der MRCP Diagnostik
nicht möglich. Somit ist die MRT nur bei Patienten angezeigt, bei
denen keine ERCP durchgeführt werden kann, bei denen nicht
bereits der Verdacht auf einen Gallengangsstein besteht oder bei
denen die anatomischen Lageverhältnisse vor einem operativen
Vorgehen geklärt werden sollen.
Magnet Resonanz Cholangio- und Pankreatikographie:
Darstellung der Gallengänge und des Bauchspeicheldrüsengangs. Hierbei zeigt
sich eine abnorme Erweiterung des Bauchspeicheldrüsenganges bei einem
Patienten mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung.
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Während die Darstellung von Abszessen und Fisteln (kleine,
meist entzündlich bedingte tunnelartige Verbindungen zwischen dem Darm und der Haut oder anderen Organen) im Unterbauch und Afterbereich bereits eine etablierte MRT Untersuchung ist, zeichnen sich neue, aber noch experimentelle Möglichkeiten für die Darstellung von Dünn- und Dickdarm sowie für
die funktionellen Untersuchung der Stuhlentleerung ab.
An einigen hierfür speziell ausgerüsteten Kliniken ist es bereits
möglich, den Dünndarm mittels MRT darzustellen. Der Vorteil
gegenüber einer normalen Röntgenuntersuchung des Dünndarms: es tritt keine Strahlenbelastung auf. Neu ist die 3-dimensionale virtuelle Darstellung des Dickdarms. „Im Flug“ durch den
Darm kann die Innenwand auf Gewebewucherungen, Polypen
also, untersucht werden (Abbildung unten und Seite 7).
In den kommenden Jahren wird es eventuell möglich sein, ohne
Strahlenbelastung und ohne die Risiken einer Darmspiegelung gezielt Krebsvorsorgeuntersuchungen des Dickdarmes mittels MRT
durchzuführen. Man muss jedoch immer bedenken, dass zur Abtragung von Polypen und zur Sicherung von bösartigen Tumoren
im Dickdarm mittels Gewebeuntersuchung die Diagnosesicherung
nur durch eine endoskopische Untersuchung erfolgen kann.
Dreidimensionale
Abbildung
des Magens
und Dünndarms.
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Virtuelle Koloskopie:
Die Innenansicht
des Dickdarmes
zeigt einen Polypen.
Bei wem kann keine MRT Untersuchung
durchgeführt werden?
Da im Rahmen der Untersuchung ein starkes Magnetfeld
aufgebaut wird, können keine Personen, die Metallteile (z.B. Halteplatten nach Knochenbrüchen, Granatsplitter) oder Herzschrittmacher tragen, untersucht werden. Die Metallteile würden sich
im Magnetfeld zu stark erhitzen oder sich in den Organen bewegen, so dass es zu körperlichen Schäden und Fehlfunktionen von
mechanischen oder elektronischen Steuerungsvorgängen (Herzschrittmacher) kommen könnte.
Ein Problem stellt die relativ enge Röhre dar, in der man während der Untersuchung liegt (siehe Titelbild). Personen, die unter
ausgeprägter Platzangst leiden (Klaustrophobie), können daher
unter Umständen nicht untersucht werden.
Sehr selten kommt es zu allergischen Reaktionen auf das
Kontrastmittel, das häufig zur besseren Darstellung während der
Untersuchung in die Vene gespritzt wird. Falls bei vorherigen Untersuchungen mittels der MRT eine solche Kontrastmittelunverträglichkeit aufgetreten ist, müssen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
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Verfasser:
Dr. Hans Herfarth
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I
Klinikum der Universität Regensburg
93042 Regensburg
Dr. Andreas Schreyer
Institut für Röntgendiagnostik
Klinikum der Universität Regensburg
93042 Regensburg
Zum Titelbild:
Magnetresonanztomograph. Bei der Untersuchung fährt die abgebildete Trage in
die Röhre ein. Während der Untersuchung ist über einen Kopfhörer und ein
Mikrofon ein ständiger Kontakt zwischen dem Untersuchungspersonal und der in
der Röhre liegenden Person möglich.
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen,
Darm, Leber und Stoffwechsel sowie von Störungen der Ernährung e.V.
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