! 1. Überblick ! Herzinsuffizienz Bei einer Herzinsuffizienz ist das Herz ist nicht in der Lage, seine Arbeit ausreichend zu erfüllen.Das gesunde Herz erfüllt zwei unterschiedliche Arbeitsanforderungen: 1. den ganzen Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen 2. das zurückströmende Blut aufnehmen Von einer Herzinsuffizienz können beide Herzhälften einzeln oder auch gemeinsam betroffen sein. Wir sprechen von: • Linksherzinsuffizienz • Rechtsherzinsuffizienz • Globalinsuffizienz (beide Herzhälften sind betroffen) ! Entsprechend der unterschiedlichen Arbeitsanforderungen an das Herz, können wir bei einer Herzinsuffizienz unterscheiden zwischen: Vorwärtsversagen: Von Vorwärtsversagen wird gesprochen, wenn die Pumpleistung des Herzens unzureichend ist: • in der linken Herzhälfte: das Herz kann nicht genug Blut in den Körper pumpen • in der rechten Herzhälfte: das Herz kann nicht genug Blut in die Lunge pumpen ! Rückwärtsversagen: Von Rückwärtsversagen wird gesprochen, wenn das Herz zurückströmendes Blut nicht ausreichend aufnehmen kann, es kommt zum Blutrückstau • in der linken Herzhälfte: Rückstau in die Lunge • in der rechten Herzhälfte: Rückstau in die Venen ! Schweregrade (Einstufung nach NYHA, New York Heart Association): • NYHA I: Patient ist beschwerdefrei in Ruhe und Belastung keine körperliche Leistungseinschränkung Füllungsdruck und/oder Blutvolumen bei starker Belastung erhöht • NYHA II: Patient ist beschwerdefrei in Ruhe, leichte Beschwerden bei stärkeren Anstrengungen körperliche Leistungsfähigkeit leicht eingeschränkt • NYHA III: Patient ist beschwerdefrei in Ruhe, Beschwerden schon bei leichteren Belastungen Leistungsfähigkeit ist deutlich eingeschränkt • NYHA IV: Patient hat schon in Ruhe Beschwerden Leistungsfähigkeit absolut eingeschränkt ! Verlauf Der Verlauf einer Herzinsuffizienz lässt sich einteilen in: • akut: z.B. nach Herzinfarkt • subakut • chronisch: z.B. bei Klappendefekt, rheumatischen Fieber ! Ursachen Ursachen einer Herzinsuffizienz können sein: 1. Kardiale Ursachen(Ursache liegt im oder am Herzen): • Klappendefekt (Klappenstenose, -insuffizienz) • Myokarditis • Kardiomyopathie • Perikarditits • koronare Herzerkrankung (Herzinfarkt) • Herzrhythmusstörung • Tachykardie • Bradykardie • angeborene Herzfehler z.B. offener Ductus botalli, Klappendefekte 2. Extrakardiale Ursachen(Ursache liegt außerhalb des Herzens): • Bluthochdruck • Tachykardie durch z.B. Anämie, Schilddrüsenüberfunktion • Hypoxie ! ! 2. Linksherzinsuffizienz ! Bei der Linksherzinsuffizienz kommt es sowohl zum Vorwärts- als auch zum Rückwärtsversagen. 1. Das linke Herz schafft es nicht, das Blut ausreichend in den Körper zu pumpen. Daher kommt es zur peripheren Zyanose. Je stärker die Zyanose ausgeprägt ist, desto weniger Sauerstoff ist im Blut. -> Vorwärtsversagen 2. Dadurch, dass das Blut nicht ausreichend in den Körper gepumpt werden kann, kommt es zum Rückstau vor dem linken Herzen. Das Blut staut sich zurück Richtung Lunge und führt dadurch zur Blutüberfüllung und Druckerhöhung im Lungenkreislauf (pulmonale Hypertonie). -> Rückwärtsversagen ! Leitsymptome der Linksherzinsuffizienz: • Atemnot Je nach Stärke der Erkrankung unterschiedlich stark ausgeprägt. Anfangs nur bei Belastung (Belastungspyspnoe), später auch in Ruhe (Ruhedyspnoe). • Zyanose Die Leistungsminderung in der linken Herzhälfte führt zum einen dazu, dass der Körper mit weniger Sauerstoff versorgt wird, weil die Zirkulation des Blutes verlangsamt ist -> es kommt zur peripheren Zyanose Zum anderen bewirkt der Rückstau in die Lunge, dass der Gasaustausch nicht mehr ausreichend stattfinden kann. Dadurch kommt es zum Sauerstoffmangel im ganzen Körper -> es kommt zur zentralen Zyanose • Tachypnoe • • • • ! Um den Sauerstoffmangel auszugleichen, wird die Atmung beschleunigt. Stauungsbronchitis Durch die pulmonale Hypertonie sind Lungen blutüberflutet. Diese Dauerbelastung führt zur chron. Bronchitis mit Husten Orthopnoe Im Liegen sind die Beschwerden stärker als im Sitzen. Durch das Aufrichten vermindert sich die Blutmenge in der Lunge. Das Blut kann leichter nach unten abfließen. Außerdem kann der Patient seine Atemhilfsmuskulatur einsetzen. Asthma cardiale (Herzasthma) Durch die Linksherzinsuffizienz kommt es im Liegen zu einem verstärkten venösen Rückfluss. Dadurch wird die Blutmenge in der Lunge noch größer, der Druck in der Lunge nimmt zu und es tritt deshalb Flüssigkeit ins Lungenzwischengewebe über. Das verursacht ein plötzliches Erwachen in der Nacht mit Atemnot, Herzklopfen, Husten. Eine Besserung gibt es durch Aufstehen, mehrere tiefe Atemzüge am besten am offenen Fenster Lungenödem Das Lungenödem ist eine Folge des Asthma cardiale und unterscheidet sich durch die Schwere. Durch den zunehmenden Druck im Lungenkreislauf wird Flüssigkeit nicht nur in das Lungeninsterstitium (Lungenzwischengewebe) gedrückt, sondern füllt auch die Lungenbläschen. Dadurch wird der Gasaustausch stark behindert. Beim akuten Linksherzversagen kann es zum akuten Lungenödem kommen. Symptome sind hochgradige Atemnot mit Todesangst, brodelnde Atemgeräusche, hellrotes schaumiges Sputum, Herzrasen. Bei der chronischen Linksherzinsuffizienz kann es zum chronischen Lungenödem kommen. Die Symptome sind die gleichen wie beim akuten Lungenödem, allerdings nicht ganz so heftig. Weitere, allg. Symptome der Linksherzinsuffizienz: • Husten • Schlafstörungen • Nykturie • Herzvergrößerung • Belastungsdyspnoe • Ödeme (Augenlider) • Müdigkeit, Leistungsmangel, Schwindel ! Komplikationen bei Linksherzinsuffizienz: Bei der Linksherzinsuffizienz kann es zu folgenden möglichen Komplikationen kommen: • Vorhofflimmern oder -flattern • Kammerflimmern oder -flattern • Lungenödem • Stauungspneumonie • Symptome der Rechtsherzinsuffizienz • Herzthythmusstörungen • Thrombose • kardiogener Schock ! ! ! 3. Rechtsherzinsuffizienz ! Eine Rechtsherzinsuffizienz besteht meistens nicht primär, sondern erscheint als Folge einer Linksherzinsuffizienz. ! Ursachen: • Eine Linksherzinsuffizienz, die sich bis in die rechte Seite durchstaut, kann zur Rechtsherzinsuffizienz führen. Die pulmonale Hypertonie setzt sich von der Lunge bis ins rechte Herz fort. • Cor pulmonale Ursache für ein Cor pulmonale ist eine schwere Lungenerkrankung, z.B. ein Lungenemphysem oder eine Lungenfibrose, die zur Drucksteigerung im Lungenkreislauf führt und damit wieder den Rückstau ins rechte Herz bewirkt • Klappendefekte am rechten Herzen (Pulmonal-, Trikuspidalklappe) • Myokarditis • akuter Herzinfarkt (selten auf die rechte Seite beschränkt) ! Leitsymptome: • venöse Stauungszeichen Das rechte Herz kann das zurückfließende Blut aus dem Körper nicht mehr ausreichend aufnehmen. Es kommt zum Rückwärtsversagen. Das Blut staut sich in den Venen. Besonders gut zu sehen, ist der Rückstau in den Hals-, Unterzungen- und Handrückenvenen. • Ödeme Durch den venösen Rückstau kann Zwischenzellflüssigkeit nicht ausreichend abtransportiert werden. Es bilden sich Ödeme. Anfangs vor allem Knöchelödeme am Abend, die sich in der Nacht wieder zurückbilden können. Im späteren Verlauf kommt es zu generalisierten Ödemen. • Nykturie In der Nacht können durch das Liegen, die peripheren Ödeme leichter wieder abgebaut werden. Außerdem wird die Niere im Liegen besser durchblutet und kann vermehrt Urin bilden • Gewichtszunahme Durch die Ödeme kommt es zur Gewichtszunahme • Stauungsleber, -niere 1. Stauungsleber: Die Lebersinusoide können viel Blut aufnehmen. Dadurch vergrößert sich die Leber und drückt auf die, sie umgebende Kapsel. Es kommt zum Druckgefühl im rechten Oberbauch, evtl. zu einem Ikterus oder Aszites 2. Stauungsniere: Durch den Rückstau in der unteren Hohlvene kann sich das Blut bis in die Niere zurückstauen und dort die Nierentätigkeit behindern. • gastrointesinale Beschwerden - Über die Pfortader weitet sich der Blutstau nach der Leber auf die Bauchorgane aus (Magen, Darm, Milz).Dabei kommt es zu Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Verstopfung und Blähungen ! ! Weitere, allg. Symptome der Rechtsherzinsuffizienz • Tachykardie • Herzvergrößerung • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung ! 3. Diagnose der Herzinsuffizienz ! • Anamnese: • • • • • Hierbei wird nach den verschiedenen Symptomen gefragt, z.B. Atemnot, Nykturie, Gewichtszunahme Inspektion: Bei der Inspektion wird nach verschiedenen Anzeichen für eine Links- oder Rechtsherzinsuffizienz gesucht. Eine Möglichkeit, den Rückstau in den Handrückenvenen leicht zu erkennen, ist, den Patienten zu bitten, die Hand nach unten zu halten und etwas zu schütteln. Danach soll er seine Hand nach oben strecken. Wenn es keinen Stau gibt, verschwinden die sichtbaren Venen sofort wieder. Ebenso wird nach Ödemen, Zyanose geschaut. Auch eine mögliche Halsvenenstauung kann gesehen werden. Palpation: Eine Stauungsleber kann ertastet werden. Auskultation: Bei der Auskultation können diskontinuierliche Nebengeräusche (feuchte Rasselgeräusche) bei pulmonaler Hypertonie zu hören sein. Durch den erhöhten Druck kann der zweite Herzton verstärkt sein oder ein dritter Herzton zu hören sein. Apparative Methoden: EKG: Eine Herzinsuffizienz kann nicht direkt per EKG nachgewiesen werden. Es lassen sich aber Hinweise finden, z.B. Tachykardie, Bradykardie, eine koronare Herzerkrankung oder auch eine verstärkte Belastung der Vorhöfe und eine Hypertrophie einer Kammer. Ultraschall (Echokardiographie): Hierbei kann die Herzmuskelfunktion und die Funktion der Herzklappen und der Herzbeutel beurteilt werden. Röntgen: Beim Röntgen lässt sich eine Vergrößerung des Herzens erkennen. Herzkatheteruntersuchung: Eine Methode, um die Druckverhältnisse im Herz zu messen und eventuelle Verengungen der Koronargefäße zu erkennen. Labor: Blutuntersuchungen helfen, um verschiedene Ursachen und Komplikationen der Herzinsuffizienz zu erkennen. Z.B. Leberwerte, Nierenuntersuchung ! ! 4. Therapie ! Je nach Schwere der Herzinsuffizienz gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Zuerst wird eine mögliche Grunderkrankung behandelt, z.B. eine OP bei einem Herzklappenfehler, Behandlung einer Hypertonie oder eine Bypass-OP bei koronarer Herzkrankheit. Schwere Herzinsuffizienz kann und darf nur der Arzt behandeln. Ein Heilpraktiker kann den Patienten dabei begleiten. Ärzliche Therapie ist die Gabe von Digitalis zur Stärkung des Herzens und Diuretika (Entwässerungsmittel), um den Körper zu entlasten. Weitere Medikationen sind ACE-Hemmer und evtl. Betablocker. Bei einer leichten Herzinsuffizienz kann der Heilpraktiker naturheilkundlich mit - Crataegus (Weißdorn) - Scilla maritima (Meerzwiebel) - Convallaria majalis (Maiglöckchen) - Adonis vernalis (Adonisröschen) helfen. Möglich sind auch Kneippanwendungen, Atemtherapie und ein moderates körperliches Training. Wichtig ist auch, wenn nötig, eine Gewichtsreduktion, Reduktion der Trinkmenge und des Kochsalzes. !