Skalenerträge und Zollunion Veränderte Annahme: fallende

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Skalenerträge und Zollunion
Veränderte Annahme: fallende Durchschnittskosten (zunehmende Skalenerträge)
Konsequenz: zusätzliche Wohlfahrtseffekte bei
Bildung einer Zollunion treten auf, die wichtiger sein können als die schon behandelten (trade creation und trade diversion).
Rudimentäres Beispiel:
Ein Gut soll nur in Land P und ROW, nicht
aber in H produziert werden.
Ausgangssituation:
Land H
erhebt Mengenzoll tH (vor Zollunion)
Importmenge: Q1.
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Land P
Durchschnittskostenkurve: S P
Ohne Zollerhebung würde Land P die gesamte
Nachfrage Q5 zum Preis PW aus ROW importieren.
Produziert würde bei diesem Preis nicht.
Aber: Land P erhebt einen Mengenzoll tP , bei
dem die Nachfrage Q3 gerade auch in P produziert wird.
Beachte: Durchschnittskosten-Preisbildung wird vorgenommen.
(Nicht sonderlich plausibel, erleichtert aber die Analyse.)
Bemerkung: Grenzkostenpreise würden zu Verlusten führen; eine monopolistische Preissetzung entsprechend Grenzerlös = Grenzkosten soll durch eine Wettbewerbsbehörde
verhindert werden.
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P und H schließen sich zu einer Zollunion zusammen und erheben einen gemeinsamen Außenzoll tCET , mit tH > tCET > tP
DH +DP ist die aggregierte Nachfrage der Zollunionsländer.
Unionsinterner Preis Pu
Gesamtnachfrage der Zollunionsländer Q6 gedeckt durch die Produktion in P Q6 = Q2 +Q4.
Wie zuvor gibt es in Land H einen trade diversion Effekt und einen trade creation Effekt.
Der Netto-Wohlfahrtseffekt in H ergibt sich als
(b − c).
In Land P steigt die Konsumentenrente um
(d + g), da der Preis von PtP auf Pu sinkt.
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Preissenkung ist auf die abnehmenden Durchschnittskosten zurückzuführen.
d + g: cost reduction Effekt (Kostensenkungseffekt), wegen Skalenerträgen
Die insgesamt durch eine Zollunion realisierbaren Wohlfahrtsgewinne sind also bei Vorliegen
von Skalenerträgen größer als ohne.
Das obige Modell ist allerdings recht einfach
und speziell.
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Gemeinsamer Markt (CM)
Charakteristisches Merkmal: Mobilität von Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital.
Vorbemerkung:
Faktorpreisausgleichstheorem: freier Güterhandel
führt auch ohne Mobilität von Produktionsfaktoren zu einem Ausgleich der Faktorpreise in
unterschiedlichen Ländern.
Güterhandel ist dann ein voller Ersatz für die
Mobilität von Produktionsfaktoren.
Voraussetzungen (u.a.):
identische Produktionstechnologien mit konstanten Skalenerträgen
relative Güterpreise stimmen in allen Ländern
übereinstimmen
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Gründe gegen Ausgleich:
Umsatzsteuern mit unterschiedlichen Sätzen nach
dem Ursprungslandprinzip erhoben.
Es kann auch Situationen geben, in denen die
Faktorpreise international ausgeglichen sind, es
aber trotzdem Migrationsanreize gibt. Das wäre
etwa der Fall, wenn ein Land durch steuerfinanzierte Transfers umverteilt
Annahme: die Vorraussetzungen des Faktorpreisausgleichstheorems sind nicht erfüllt
Betrachtung vorab: Nachfragekurve nach Arbeit in geschlosener Volkswirtschaft
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Es sei
∂F
∂ 2F
∂F
F (L, K) mit
> 0 und
> 0;
< 0.
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∂L
∂K
∂L
die Produktionsfunktion, wobei der Kapitaleinsatz K fix sein soll.
Gewinnmaximierender Arbeitseinsatz
max p F (L, K) − wL
L
p=1
Die Bedingung erster Ordnung lautet:
∂F (L, K)
=w
∂L
(1)
Das Grenzprodukt des Faktors Arbeit (=MPL:
marginal product of labor) wird an den gegebenen Faktorpreis angepasst.
Daraus resultiert der dargestellte Zusammenhang von L und w – die Arbeitsnachfragekurve.
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Die Steigung der Arbeitsnachfragekurve erhält
man über das totale Differential:
∂ 2F
d L = d w,
∂L2
woraus folgt
1
dL
= 2
<0
2
dw
∂ F/∂L
oder
∂ 2F
dw
=
< 0.
2
dL
∂L
Bei gegebenem Lohnsatz w0 ist L0 die zugehörige Arbeitsnachfrage.
Rechteck b ist die Lohnsumme w0L0.
Das Dreieck a entspricht dem Kapitaleinkommen und (a + b) dem Volkseinkommen.
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Das Dreieck a bestimmt sich durch
L0
∂F (L, K)
0
∂L
d L − w0L0 = F (L0, K) − w0L0
= F (L0, K) −
=
∂F 0
L
∂L
∂F
K = rK
∂K
Der letzte Übergang folgt dabei aus dem Euler -Theorem für (linear-) homogene Funktionen
∂F
∂F
F (L, K) =
L+
K
∂L
∂K
Vorbemerkung Ende.
Ausgangssituation
Annahmen: Zwei Länder A und B produzieren
dasselbe Gut Y .
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Sie verwenden identische Produktionstechnologien und zwei Produktionsfaktoren: Kapital
K und Arbeit L.
Zunächst seien die Faktoren international nicht
mobil.
Die verfügbaren Mengen an beiden Faktoren
sind gegeben, aber in beiden Ländern unterschiedlich hoch.
Land A verfügt über 0L Arbeit und Land B
über 0L. Beide Länder zusammengenommen,
verfügen über die Faktormenge 00 an Arbeit,
die Länge der x-Achse.
Technologie und Kapitaleinsatz seien fix.
Die Arbeitsnachfragekurve von Land A ist AA,
entspricht dem Grenzprodukt von Arbeit M P LA.
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Das Grezprodukt nimmt ab, wenn der Arbeitseinsatz steigt und der Kapitaleinsatz unverändert
bleibt. Analog kennzeichnet BB das Grenzprodukt von Arbeit in Land B, bzw. die Arbeitsnachfragekurve in Land B.
In der Ausgangssituation wird in beiden Ländern
ein Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung erzielt,
wenn das Grenzprodukt dem jeweiligen Lohnsatz entspricht:
M P LA = wA
und
M P LB = wB .
Punkte EA für Land A und EB für Land B.
Land B verfügt (gegenüber Land A) über realitv wenig Arbeit (L0 < L0)
Konsequenz: Vollbeschäftigung bei höherem Lohnsatz als in Land A erzielt.
wB > w A .
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Außerdem ist der Abbildung folgendes zu entnehmen:
• Das Volkseinkommen oder der gesamte Output Y
entspricht der Fläche unter der jeweiligen M P LKurve bis zum jeweiligen Gleichgewichtspunkt – Fläche abcdef für Land A und ghi für Land B. Das
Volkseinkommen beider Länder zusammengenommen, ist gleich die Summe beider Flächen.
• Die Verteilung des Volkseinkommens auf die Produktionsfaktoren (siehe Vorbemerkung):
Arbeitseinkommen in Land A: df , Kapitaleinkommen abce Arbeitseinkommen in Land B: hj, Kapitaleinkommen g
Jetzt sei Arbeit international mobil, durch die Formung
eines gemeinsamen Marktes. Wegen wB > wA wandern
die Arbeiter von Land A zu Land B. Land A’s Arbeitskraftausstattung nimmt ab, diejenige von Land B nimmt
zu.
Der Lohnsatz in A steigt, wB sinkt dagegen. Dieser Prozess setzt sich solange fort, bis der Lohnsatz in beiden
Ländern ausgeglichen ist. wA = wB . Damit sind auch
die Grenzprodukte des Faktors Arbeit in beiden Ländern
gleich hoch.
In der Abildung ist dies bei Punkt E der Fall, bei einem gemeinsamen Lohnsatz in Höhe von w. Der Arbeitseinsatz in Land A beträgt dann 0L1, in Land B
0 L1.
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Folgende Effekte sind zu verzeichnen:
• A’s Volkseinkommen fällt auf abc, B’s Volkseinkommen steigt auf ghjef zx. Durch die Schaffung eines gemeinsamen Marktes wurde das gemeinsame
Volkseinkommen um zx gesteigert. Im dargestellten
Fall, wird das zusätzliche Einkommen (zusätzlicher
Output) von Land B vereinnahmt, ebenso wie die
Fläche ef von Land A.
• Das Arbeitseinkommen in Land A (derjenigen, die
in Land A blieben) ist gestiegen, das Kapitaleinkommen ist gesunken.
• Das Arbeitseinkommen in Land B (derjenigen die
von Beginn an dort waren) ist gesunken, das Kapitaleinkommen ist gestiegen (da mehr Arbeit zu
einem niedrigeren Lohnsatz eingesetzt wird).
Ähnlich wie bei der Betrachtung der Effekte auf dem
Gütermarkt ist freie Mobilität von Arbeit positiv für den
gemeinsamen Markt insgesamt zu bewerten, aber einige
Mitglieder gewinnen, einige verlieren. Aus diesem Grund
werden in Verbindung mit dem Zusammenschluss häufig
auch Umverteilungsmechanismen beispielsweise über ein
gemeinsames zentrales Budget gefordert.
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Erweitert man die vorrangegangene Analyse und bezieht die Produktion und den freien Handel vieler Güter,
Dienstleistungen und Produktionsfaktoren mit ein, so
würde das auf einem Konkurrenzmarkt zu einem Ausgleich aller Preise führen. Es würde sich ein einziger integrierter Markt herauskristalisieren. In der Realität ist
das allerdings nicht beobachtbar, selbst in einem einzelnen Land nicht.
Gründe für Abweichungen:
• Nicht alle Faktoren sind homogen und physisch mobil (Beispiel: Land).
• Obwohl ein Faktor in der Theorie ausreicht, um
Faktorpreisausgleich zu schaffen, gibt es unterschiedliche Faktoren mit unterschiedlichen Mobilitätsgraden
(Beispiel Kapital ist mobiler als Arbeit).
• Die Mobilität mancher Faktoren (beispielsweise Arbeit) wird nicht allein durch ökonomische Gesichtspunkte motiviert (Arbeit).
• Faktormobilität unterliegt Unsicherheit und Risiken.
• Es gibt Marktunvollkommenheiten.
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Als wesentliche Gesichtspunkt halten wir fest: Die internationale Mobilität von Produktionsfaktoren weist ähnliche Effekte und Wirkungen wie der internationale Handel mit Gütern auf und führt tendenziell zur Angleichung
der internationalen Preise. Gemeinsame Märkte führen
(idealisiert) zu einem einzigen Gütermarkt und einem
einzigen Faktormarkt, der alle Mitgliedsländer des Abkomens umfasst. Deshalb sind die Kräfte die zu einem
internationalen Ausgleich der Preise führen ebenso gross
wie diejenigen, die innerhalb eines Landes wirken.
Der gemeinsame Markt führt zu einer verbesserten Faktorallokation und die Gesamtwohlfahrt steigt.
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