Mikroökonomie II Prof. Dr. Jürgen Wandel Sommersemester 2014 Deutsch-Polnisches Akademikerforum 1. Einführung Teilgebiete der Mikroökonomie (I) Haushaltstheorie Unternehmens- bzw. Produktionstheorie (Angebotsverhalten) (Nachfrageverhalten) Preistheorie (Preisbildung bei unterschiedlichen Marktformen) → “Industrieökonomik” (Industrial Organization) Wohlfahrtsökonomik (Allokationstheorie) → normative Analyse! 3 Teilgebiete der Mikroökonomie (II) • Neuere Gebiete bzw. Ansätze (z.T. nicht eindeutig zuzuordnen): – Neue Institutionenökonomik (Theorie der Firma, asymmetrische Information) – Spieltheorie (eher methodischer Charakter → Oligopoltheorie) – Evolutionsökonomik (Dynamik von Marktprozessen) – Verhaltensökonomik 4 Alternative Vorgehensweisen − Intuitiver Ansatz: Angebot und Nachfrage werden mit Plausibilitätserwägungen „hergeleitet“. → Mikro I − Formaler Ansatz: Angebot und Nachfrage werden hergeleitet aus • Nutzenmaximierung (Verbraucher) (→ Haushaltstheorie) und Mikro II • Gewinnmaximierung (Unternehmen) (→ Unternehmens- und Produktionstheorie ) • Preisbildung 5 2. Nachfragetheorie des Haushalts 3 Schritte zur Analyse des Nachfrageverhaltens 1. Untersuchung der Konsumentenpräferenzen − Zur Beschreibung, wie und warum die Konsumenten ein Gut gegenüber einem anderen Gut bevorzugen. − Beschreibung der Präferenzen mit Hilfe des Begriffes „Nutzen“ 2. Betrachtung der Budgetbeschränkung − Die Menschen verfügen über beschränkte Einkommen. 3. Bestimmung der Entscheidung der Verbraucher − Wie entscheiden die Konsumenten bei gegebenen Präferenzen und begrenztem Einkommen, welche Güter sie konsumieren wollen? 7 2.1. Begriffe (I) • Nutzen = Maß für die Befriedigung, die der Verbraucher aus dem Konsum von Waren und Dienstleistungen zieht. • Güter- (bzw. Konsum-)bündel = Kombination („Paket“) von verschiedenen Waren und Dienstleistungen, die ein Individuum konsumiert. → Annahme: Haushalt verbraucht lieber Kombinationen von mehreren Gütern als nur ein einziges bestimmtes Gut (z.B. Bier und Kinobesuch statt nur Bier oder nur Kinobesuch) 8 2.1. Begriffe (II) • Nutzenfunktion – zeigt den Gesamtnutzen den ein Güterbündel stiftet. – „zeigt, was uns bestimmte Güter wert sind“ (Bofinger, 2011, S. 84) – Allgemeine Form: u= u(x1, …., xn) – Bei 2 Gütern: u= u(x1, x2); z.B. u=u(Bier, Kino) • Krugmann & Wels (2010, S. 296) bezeichnen eine Nutzeneinheit als ein Util. 9 2.2. Nutzenkonzepte Absoluter Nutzen erfordert Maße mit absoluten Nullpunkt z.B. Größe (m), Gewicht (kg, l), Alter, Einkommen → Keine sinnvollen Maße für Nutzen Kardinaler Nutzen Die Nutzendifferenz zwischen Güter(bündel)n ist meßbar Ordinaler Nutzen Nutzen ist nicht objektiv meßbar; nur Rangfolge kann angegeben werden (größer, kleiner, gleich) Heutige Nachfragetheorie basiert auf ordinalem Nutzenkonzept! 10 2.2.1. Kardinale Nutzentheorie (I) • Begründer: − Hermann Heinrich Gossen (1854): „Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln“. − Carl Menger (1840-1921), W.S. Jevons (1835-1882) und Léon Walras (1834-1910) • Meßbarkeit des Nutzens − Nutzenabstand (-differenz) („Grenznutzen“) zwischen zwei Güterbündeln kann angegeben werden. → Ebenso das Verhältnis von Nutzenänderungen → Diese Relation bleibt bei einer sog. „linear steigenden Transformation“ unverändert (Beispiel: Temperaturmessung in Celsius und Fahrenheit) 11 Kardinale Meßbarkeit Bündel Nutzeneinheit Nutzenabstand „Gesamtnutzen“ (u) „Grenznutzen“ A 1 B 4 3 C 6 2 Verhältnis Nutzenänderung 3 2 12 Linear steigende Transformation • = + ∙ • z.B. Umrechnung von Celsius in Fahrenheit: = 32 + 9⁄5 ∙ Celsius Abstand Gefriert 0 Fieber 40 40 Siedepunkt 100 60 Verhältnis des Abstandes F Abstand Verhältnis des Abstandes 32 2 3 104 72 212 108 2 3 13 2.2.1. Kardinale Nutzentheorie (II) • Gossensche Gesetze − 1. Gossensche Gesetz (Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen oder Sättigungsgesetz): • „Die Größe eines und desselben Genusses nimmt, wenn wir mit Bereitung des Genusses ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt.“ • Der Konsum eines Gutes stiftet mit zunehmender Menge einen immer geringeren Zusatznutzen (Grenznutzen). − 2. Gossensche Gesetz: − Ein Haushalt befindet sich im Gleichgewicht, wenn die Grenznutzen aller Güter geteilt durch ihren jeweiligen Preis übereinstimmen. − Hat normativen Charakter im Sinne einer Verhaltensanweisung − Der Haushalt muß alle Güter so nachfragen, daß der mit dem Preis bewertete Grenznutzen immer gleich ist. 14 2.2.1. Kardinale Nutzentheorie (III) Quelle: Bofinger (2011, S. 85). Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen: • Erste Ableitung der Nutzenfunktion für ein Gut i ist positiv und zweite Ableitung negativ: > 0; <0 15 2.2.2. Ordinale Nutzentheorie • Vorwiegend von Vilfredo Pareto (1848-1923) entwickelt (→ „Theorie der Wahlakte“) • Nutzen ist nicht objektiv meßbar, sondern eine rein subjektive Kategorie. • Wirtschaftssubjekte können verschiedene Güter bzw. Güterbündel (x1, x2) [z.B. Bier, Kino] danach ordnen, ob sie sie höher, gleich oder niedriger bewerten. – z.B. (x1, x2) > (y1, y2), wenn u(x1, x2) > u(y1, y2), – Sinn der Verwendung einer Zahl zur Kennzeichnung des Nutzens: Beschreibung der Rangfolge von Nutzengrößen →Rangfolge bleibt durch jede beliebige monoton steigende Transformation erhalten. 16 Möglichkeiten der Nutzenzuweisung im ordinalen Nutzenkonzept Bündel Nutzen (u) Nutzen (u) Nutzen (u) A 3 17 -1 B 2 10 -2 c 1 0.002 -3 Jeweils gilt: u(A)>u(B)>u(C), d.h. der Konsument bevorzugt A gegenüber B und B gegenüber C 17 Monoton steigende Transformation • Erfordert eine monoton steigende Funktion (= Funktion, bei der die 1. Ableitung >0 ist). – w = F(u) mit F‘> 0 – z.B.: w=u² Bündel u w=u² A 3 9 B 5 25 C 9 81 Abstände und Relationen zwischen Güterbündel sind unterschiedlich. Das ist aber nicht von Bedeutung. Entscheidend ist, daß die Rangfolge unverändert bleibt. 18 2.3. Formen der Darstellung von Nutzenfunktionen Nutzengebirge (I) u=u(Bier, Kino) Quelle: Bofinger (2011, S. 86). 19 Nutzenfunktion als Nutzengebirge (II) u=u(Wohnung, Essen im Restaurant) Punkt A: Konsum von einer 3-ZimmerWohung und 30 Restaurantmahlzeiten Punkt B: 6-ZimmerWohnung und 15 Restaurantmahlzeiten Ingrid ist im Punkt A und im Punkt B gleich gestellt, weil A und B zum selben Nutzenniveau führen. Ingrid ist indifferent zwischen A und B. → Indifferenzkurve. 20 20 Nutzenfunktion als Indifferenzkurve (I) Indifferenzkurve = geometrischer Ort („Verbindung“) aller Güterkombinationen, die den gleichen Nutzen stiften. 21 21 Nutzenfunktion als Indifferenzkurve (II) Die Nutzenfunktion eines Individuums wird in der Regel als eine Schar von Indifferenzkurven dargestellt, bei der jede Kurve ein anderes Nutzenniveau darstellt. 22 2.4. Warum sind Indifferenzkurven konvex und schneiden sich nicht? • Axiome (Annahmen) zur konvexen Konstruktion von Indifferenzkurven 1. Ordinale Vergleichbarkeit (HH kann angeben, ob er Gut 1 dem Gut 2 vorzieht oder umgekehrt bzw. beide gleich schätzt) 2. Vollständigkeit (HH kann für jede beliebige Kombination von Gütern diese ordinale Vergleichbarkeit angeben) 3. Verbrauch von Güterkombinationen (HH verbraucht lieber Güterkombinationen als nur ein einziges bestimmtes Gut) 4. Nicht-Sättigung („mehr ist besser“) 5. Abnehmende Grenzrate der Substitution 6. Transitivität (Konsistenz) > ∧ > ⟼ > 23 Nicht-Sättigung (I) • Der Konsument wird immer größere Güterbündel kleineren vorziehen („mehr ist besser“). → Der Konsument ist unersättlich. • Beispiel: Güterbündel (Warenkorb) A Lebensmittel Bekleidung (Einheiten/Woche) (Einheiten/Woche) 20 30 B 10 50 D 40 20 E 30 40 G 10 20 H 10 40 24 Nicht-Sättigung (II) Quelle: Pindyck & Rubinfeld (2009, S. 109) 25 Nicht-Sättigung (III) Rote Linie = Verbindungslinie aller Güterbündel, die den gleichen Nutzen stiften Nicht vereinbar mit „Nicht-Sättigung“ ist eine positive Steigung der Indifferenzkurve (durch die Punkte G,A, E), weil die höher gelegenen Güterbündel stets mehr Einheiten enthalten. Quelle: Pindyck & Rubinfeld (2009, S. 110) 26 Grenzrate der Substitution (GRS) = gibt an, wieviel Einheiten eines Gutes x1 durch eine Einheit eines anderen Gutes x2 ersetzt werden können, damit der Haushalt auf dem gleichen Nutzenniveau (= der gleichen Indifferenzkurve) bleibt. • Sie entspricht der Steigung der Indifferenzkurve. • Algebraisch ergibt sie sich aus dem totalen Differential der Nutzenfunktion u = u(x1,x2): – ∙ !" + = – − – %&' ∙ !# = 0, weil der Nutzen u konstant bleibt. ∙ !" = ∙ !# =− *+ *, *+ *, , ) ) = = -./010 21/0 -./010 21/0 27 Grenzrate der Substitution (GRS): Beispiel Cobb-Douglas-Nutzenfunktion: u(xB,xL)=!3 4 ∙ !5 6 Bekleidung (B) (Einheiten pro Woche) A 16 GRS = − ∆ B 14 12 GRS = 6 -6 10 GRS ist abnehmend! • d.h. der Verbraucher ist B immer weniger bereit, vom immer weniger werden Gut B mehr aufzugeben, um D GRS = 2 eine Einheit mehr von F zu 1 bekommen. E -2 G • Weitere Ursache für 1 -1 konvexen Verlauf der 1 Indifferenzkurven 1 8 -4 6 4 2 1 ∆L 2 3 Quelle: Pindyck & Rubenfeld (2009, S. 113) 4 5 Lebensmittel (F) (Einheiten pro Woche) 28 Zwei extreme Beispiele von Indifferenzkurven GRS = 1 (d.h. constant) u(x1,x2)= ax1+ x2 Quelle: Pindyck & Rubinfeld (2009, S. 115) GRS=0 u(x1,x2)=min(x1,x2) 29 Transitivität Warum sich Indifferenzkurven nicht schneiden können: Transitivität verlangt: > ∧ > D ⟼ >D In diesem Beispiel würde aber gelten: = ∧ = D ⟼ = D, d.h. A, B und D müßten auf einer Indifferenzkurve liegen. Wegen der Annahme der Nicht-Sättigung muß aber gelten: B>D. → Widerspruch zwischen Transitivität und Nicht-SättigungsAnnahme. Quelle: Pindyck & Rubinfeld (2009, S. 112) 30 2.5. Die Budgetbeschränkung • zeigt, was sich ein Haushalt überhaupt leisten kann. • Das ist die Restriktion des Haushalts bei seinem Bemühen, ein möglichst hohes Nutzenniveau zu erreichen, durch: – gegebenes Einkommen y und – gegebene Preise pi für die Güter • Haushalt kann nicht mehr ausgeben als er an Einkommen hat → Einkommen = Ausgaben – E = F" ∙ !" + F# ∙ !# – 3 grundsätzliche Möglichkeiten der Verwendung des Einkommens: • Nur für Gut 1 (z.B. Kinobesuch) • Nur für Gut 2 (z.B. Bier) • Kombinationen aus Gut 1 und Gut 2 31 Budgetgerade = beschreibt die Kombination von Gütern, die bei einem bestimmten Einkommen und den Preisen der Güter gekauft werden können. Einkommen = Ausgaben E = F" ∙ !" + F# ∙ !# z.B. 120 = 3€*Bier+6€*Kino 150 = 3€*Bier+6€*Kino !# = Steigung: − E F" − ! F# F# " G G Achsenabschnitte: E !# = F# E !" = F" Quelle: Bofinger (2011, S. 83). 32 Veränderung der Budgetgerade Änderung des Einkommens Änderung der Preise 33 2.6. Die optimale Verbraucherentscheidung (Haushaltsoptimum) Ziel des Haushalts: Maximierung des Nutzen aus dem Konsum von Güterbündeln mit dem zur Verfügung stehenden Budgets. Quelle: Mankiw & Taylor (2011, S. 550) Der Konsument wählt denjenigen Punkt auf seiner Budgetbeschränkung, der auf der höchsten Indifferenzkurve liegt. In diesem Punkt entspricht die Grenzrate der Substitution genau dem relativen Preis der beiden Güter. Hier ist I2 die höchstmöglich erreichbare Indifferenzkurve des Konsumenten. Zwar wäre der Punkt A, der auf der Indifferenzkurve I3 liegt, besser, der Haushalt kann sich jedoch die dadurch repräsentierte Kombination aus Pepsi und Pizza nicht leisten. 34 Beispiel: Das Haushaltsoptimum von Christine Die optimale Konsumentscheidung ist dort, wo die Budgetgerade eine Indifferenzkurve tangiert Quelle: Bofinger (2011, S. 83). 35 Kennzeichen des Haushaltsoptimums • Budgetgerade tangiert die höchstmöglich erreichbare Indifferenzkurve. • Dort ist die Steigung der Budgetgerade (Preisverhältnis zweier Güter, z.B. G ⁄G ) gleich der Steigung der Indifferenzkurve. – Die Steigung der Indifferenzkurve entspricht der Grenzrate der Substitution; diese wiederum ist gleich dem umgekehrten Verhältnis der Grenznutzen – Haushaltsoptimum: Verhältnis der Grenznutzen zweier Güter ist gleich dem Verhältnis der Preise. – %&' , =− ) ) durch x1: %&' = , *+ *, *+ *, = = ) − ) G G bzw. bei Betrachtung Substitution x2 = *+ *, *+ *, = G G 36 Algebraische Bestimmung des Haushaltsoptimums • Nutzenfunktion: = (!" , !# ) →max! (→ Zielfunktion) • Budgetrestriktion: E = F" !" + F# !# (→ Nebenbedingung) • Lagrange-Funktion: J = !" , !# + K(E − F" !" − F# !# ) – (1) 5 – (2) 5 – (3) 5 M = − KF" = 0 ⇒ = KF" = − KF# = 0 ⇒ = KF# = E − F" !" − F# !# = 0 – Nach Division von (1) durch (2) folgt: • *+ *, *+ *, G = G , wobei *+ *, *+ *, = ) ) =GRSx2,x1 37 Beispiel: • Nutzenfunktion: = !" ∙ !# →max! • Budgetrestriktion: E = F" !" + F# !# • Lagrange-Funktion: J = !" ∙ !# + K(E − F" !" − F# !# ) – (1) 5 = !# − KF" = 0 ⇒ !# = KF" – (2) 5 = !" − KF# = 0 ⇒ !" = KF# – (3) 5 M = E − F" !" − F# !# = 0 – Nach Division von (1) durch (2) folgt: • G = G ⇒ F" !" = F# !# , einsetzen in (3) • E = F" !" + F" !" = 2F" !" auflösen nach !" ergibt N " Nachfragefunktion für Gut 1: !" = #G bzw. !" = # FO"" ∙ F0# ∙ E " • Bzw.: E = F# !# + F# !#" = 2F# !# auflösen nach !# ergibt N " Nachfragefunktion für Gut 2: !# = #G bzw. !# = # FO" # ∙ F0" ∙ E " • → Exponenten sind die Elastizitäten! 38 Exponenten der Nachfragefunktion: Elastizitäten p1 p2 y ∑ !" -1 0 1 0 !# 0 -1 1 0 Die Summe der Elastizitäten (Eigenpreiselastizität + Kreuzpreiselastizität + Einkommenselastizität) = 0 Warum? Wenn beide Preise und das Einkommen um den gleichen Prozentsatz (z.B. jeweils 1 %) erhöht werden, wird sich die Nachfrage nach dem entsprechenden Gut nicht verändern. 39 Zahlenbeispiel: • Anne konsumiert Käse (K) und Wein. Eine Portion Käse kostet 6 €, 1 Glas Wein 4 €. Täglich stehen ihr 24 € zur Verfügung. Ihre Nutzenfunktion ist: = P ⁄ ∙ Q ⁄ • Budgetrestriktion: 24 = 6P + 4Q • Lagrange-Funktion: J = P " # ⁄ ∙Q ⁄ + K(24 − 6P − 4Q) – (1) 5 T = P O Q − 6K = 0 ⇒ P O Q = 6K " # – (2) 5 = # P Q O − 4K = 0 ⇒ P Q – (3) 5 M " # " O = 4K = 24 − 6P − 4Q = 0 – Nach Division von (1) durch (2) folgt: • U T V Z = W = 1,5 ⇒ W = # P, einsetzen in (3) bzw. Budgetrestriktion Z • 24= 6P + 4 ∙ # Pauflösen nach Kergibt K= 2 : und einsetzen in Z # W = P, W= 3 40 Unterschiedliche Präferenzen Ingrid und Lars haben unterschiedliche Präferenzen. Sie entscheiden sich für verschiedene Konsumbündel. Beide haben ein Monatseinkommen in Höhe von 2.400 Euro und sehen sich Preisen in Höhe von 30 Euro pro Restaurantmahlzeit und 150 Euro pro Zimmer gegenüber. Während sich Ingrid für 8 Zimmer und 40 Restaurantmahlzeiten entscheidet, konsumiert Lars weniger Zimmer und mehr Restaurantmahlzeiten, auch wenn er dieselbe Budgetgerade hat wie Ingrid. 41 2.7. Ableitung der Nachfragekurve aus dem Nutzenkalkül Die Preis-Konsumkurve verbindet die nutzenmaximierenden Güterbündel für verschiedene Preise eines der Güter (hier: Lebensmittelpreise). Quelle: Pindyck & Rubinfeld (2009, S. 161) 42 Zwei wichtige Eigenschaften von Nachfragekurven • Das erzielbare Nutzenniveau ändert sich, wenn wir uns entlang der Nachfragekurve bewegen. – Je niedriger der Preis des Gutes ist, umso höher ist dessen Nutzenniveau. – Bei einem Preisrückgang wird eine höhere Indifferenzkurve erreicht. • In jedem Punkt der Nachfragekurve maximiert der Konsument seinen Nutzen, indem er die Bedingung erfüllt, dass die GRS (z.B. von Bekleidung durch Lebensmittel) gleich dem Verhältnis der Preise von Lebensmittel und Bekleidung ist. 43 Einkommens-Konsumkurve Die EinkommensKonsumkurve (auch: EinkommensExpansionspfad) stellt die mit jedem Einkommensniveau verbundenen nutzenmaximierenden Kombinationen von 2 Gütern dar. Sie hat bei normalen Gütern eine positive Steigung. 44 Einkommensänderung bei inferioren Gütern Hier ist Pepsi ein inferiores Gut. Wenn das Einkommen des Konsumenten ansteigt und die Budgetbeschränkung sich nach außen verschiebt, so kauft der Konsument mehr Pizzas, aber weniger Dosen Pepsi. Quelle: Mankiw & Taylor (2011, S. 552); Die Einkommens-Konsumkurve weist bei inferioren Gütern eine negative Steigung auf. Pindyck &Rubenfeld (2009, S. 166) 45 Engel-Kurven Engel-Kurve stellt die Nachfrage nach einem Gut als Funktion des Einkommens bei Konstanz aller Preise dar. !" = \(E, F" ,F# , ) = !" = \(E) Quelle: Pindyck &Rubenfeld (2009, S. 167) 46 2.8. Substitutions- und Einkommenseffekt einer Preisänderung • Bei einer Preisänderung eines Gutes kommt es zu einer Drehung (nach innen, wenn der Preis steigt; nach außen, wenn er sinkt) der Budgetgeraden und man gelangt zu einem neuen Haushaltoptimum. • Nach Eugen Slutsky (1880-1948) läßt sich dieser Gesamteffekt (GE) einer Preisänderung (Übergang vom alten zum neuen Haushaltsoptimum) in zwei Teileffekte zerlegen: – einen Substitutionseffekt (SE) – einen Einkommenseffekt (EE) → GE = SE + EE (= Slutsky-Gleichung) 47 Substitutionseffekt • Zeigt die Veränderung der Güterkombination, die sich durch die Veränderung des Preises eines Gutes (= Veränderung der relativen Preise) ergibt unter der Annahme, daß das ursprüngliche Nutzenniveau unverändert bleibt. • In der Regel wird vom relativ billiger gewordenen Gut mehr konsumiert und vom relativ teurerer gewordenen Gut weniger. • Der SE beruht auf der Idee, das der Haushalt bei steigenden Preisen für das dadurch sinkende Realeinkommen kompensiert würde, so daß er wieder die alte Indifferenzkurve (=altes Nutzenniveau) erreicht. • Bei sinkenden Preisen würde entsprechend sein nominales Einkommen so weit reduziert, daß er auch wieder seine ursprüngliche Indifferenzkurve erreicht. → Der SE wird durch eine Bewegung entlang der ursprünglichen Indifferenzkurve beschrieben! 48 Einkommenseffekt • Zeigt die Veränderung des Konsums, die darauf zurückzuführen ist, dass sich nach einer Preisänderung seine reale Kaufkraft (= Realeinkommen) verändert hat. • Der Konsument bewegt sich zur neuen Indifferenzkurve, die er aufgrund des veränderten Realeinkommens erreichen kann. • Wie der Haushalt auf Veränderung des (realen) Einkommens reagiert, hängt von der Art der Güter ab, also von der Einkommenselastizität: • Normale Güter: Einkommenseffekt führt zu Steigerung der Nachfrage • Inferiore Güter: Einkommenseffekt führt zur Rückgang der Nachfrage → EE kann SE verstärken, abschwächen, neutralisieren oder überkompensieren (beim Giffen-Gut). 49 Einkommens- und Substitutionseffekt bei normalem Gut: Preiserhöhung Quelle: Krugman & Wells (2010, S. 350). 50 Einkommens- und Substitutionseffekt bei normalem Gut: Preissenkung Quelle: Pindyck &Rubenfeld (2009, S. 171). 51 Einkommens- und Substitutionseffekt bei inferiorem Gut Quelle: Pindyck &Rubenfeld (2009, S. 172). 52 Einkommens- und Substitutionseffekt beim Giffen Gut Quelle: Pindyck &Rubenfeld (2009, S. 174). 53 Fallbeispiel: Zinssatz und Spartätigkeit • Wie beeinflusst der Zinssatz die Spartätigkeit? • Antwort: Das hängt davon ab, wie der Substutitionseffekt und der Einkommenseffekt ausfallen. – Wenn der Substitutionseffekt größer ist als der Einkommenseffekt, dann führen steigende Zinsen zu größerer Spartätigkeit. – Wenn der Substitutionseffekt kleiner ist als der Einkommenseffekt, dann führenden steigende Zinsen zu geringerer Spartätigkeit. – Aus Sicht der ökonomischen Theorie können steigende Zinsen die Spartätigkeit erhöhen oder senken. 54 Die Konsum-Spar-Entscheidung Konsumausgaben im Alter (€) (=Sparen) 110.000 55.000 Budgetgerade Optimum I3 I2 I1 0 50.000 100.000 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Konsumausgaben in jungen Jahren (€) 55 55 Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. Ein Zinsanstieg (a) Ein höherer Zinssatz erhöht die Ersparnis Konsumausgaben im Alter (=Sparen) BG2 1. Ein höherer Zinssatz dreht die Budgetgerade nach außen … (b) Ein höherer Zinssatz senkt die Ersparnis Konsumausgaben im Alter (=Sparen) BG2 1. Ein höherer Zinssatz dreht die Budgetgerade nach außen … BG1 BG1 I2 0 I1 2. … und führt zu niedrigem Konsum in jungen Jahren und damit zu höherer Ersparnis. I1 I2 Konsum in jungen Jahren 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de 0 2. … und führt zu höherem Konsum in jungen Jahren und damit zu einer niedrigeren Ersparnis. Konsum in jungen Jahren 56 Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 56 2.9. Optimierung im Konsumbereich: Edgeworth-Box • Ausgangsfrage: – Kann der Nutzen des Haushaltes durch Tausch gesteigert werden? • Falls ja, dann hätte der Konsument momentan sein Haushaltsoptimum (-gleichgewicht ) nicht erreicht, da eine höhere Indifferenzkurve erreichbar wäre. – Wann ist dann in diesem Fall der Nutzen maximal? • Pareto-Kriterium: Güterverteilung, bei der niemand besser gestellt werden kann, ohne dass ein anderer schlechter gestellt wird (= pareto-optimal bzw. pareto-effizient). – Analyseinstrumentarium: Edgeworth-Box (Tausch-Box) 57 Konstruktion der Edgeworth-Box (I) Eines der beiden Diagramme (hier von Konsument W) wird um 180° gedreht. Dann wird es mit dem Diagramm des anderen Konsumenten (hier M) zusammengeführt: • Auf den vertikalen Achsen beider Diagramme wird die gesamte Menge an Bier (BM + BW) abgetragen und auf den horizontalen Achse die Gesamtmenge an Zigaretten (ZM + ZW). • Die Größe der Edgeworth-Box zeigt also den Gesamtvorrat der Gesellschaft (je Periode) an Gütern (hier: Bier und Zigaretten). 58 Konstruktion der Edgeworth-Box (II) • • Die Indifferenzkurven der beiden Konsumenten bilden eine Linse. P ist die Ausgangssituation • • • • Nach dem Pareto-Kriterium würden alle Punkte innerhalb der Linse und auf ihrem Rand (und nur diese) der Ausgangssituation P von beiden Konsumenten (W und M) vorgezogen. → pareto-superiore Punkte gegenüber P. Solange sich die Indifferenzkurven schneiden, gibt es immer noch eine Linse und ein weiterer Tausch ist für beide vorteilhaftErst im Tangentialpunkt zweier Indifferenzkurven in der Edgeworth-Box ist das Paretooptimum erreicht. M und W bewerten nun beide ein Glas Bier mit derselben Menge Zigaretten. 59 Kontraktkurve • Da es unendlich viele Indifferenzkurven gibt, gibt es entsprechend auch unendlich viele Tangentialpunkte. • Verbindet man alle Tangentialpunkte (= pareto-optimalen Tauschergebnisse) in der Edgeworth-Box erhält man die Kontraktkurve. – Die Verbindung der Tangentialpunkte (Kontraktkurve) in der Linse (dick grün markiert) wird als Kern (core) bezeichnet 60 Kennzeichen des Haushaltsoptimum • Wenn M und W nun beide ein Glas Bier mit derselben Menge Zigaretten bewerten, bedeutet das, daß ihre GRS in diesem Punkt gleich sind. • Die gleiche Schlußfolgerung ergibt sich aus der Tangentialbetrachtung: In dem Punkt, in dem sich beide Indifferenzkurven tangieren ist deren Steigung (=GRS) gleich. • ]^_` a,b = ]^_c a,b • - )3 U )d = *+e *f *+e *g = Gf Gg = *+h *f *+h *g =− )3 i )d • = Bedingung für pareto-effiziente Allokation! 61 Beispiel zur Edgeworth-Box (I) Ausgangssituation (-allokation) Person Lebensmittel (F) Kleidungsstücke (C) James 7 1 1/2 Karen 3 5 3 Quelle: Pindyck &Rubenfeld (2009, S. 768). GRSF,C 62 Beispiel zur Edgeworth-Box (II) Quelle: Pindyck &Rubenfeld (2009, S. 769ff). 63