Folien 2016

Werbung
Botanik der
Nutzpflanzen
Kurs 1
Wozu Botanik der Nutzpflanzen? Pflanzliche Zellen.
Kurs 2
Was nutzen wir (1)? Pflanzliche Energie
Kurs 3
Was nutzen wir (2)? Pflanzliche Inhaltsstoffe
Kurs 4
Grüne Gentechnik, Evolution der Nutzpflanzen und Globalisierung
Kurs 5
Pflanzliche Gewebe 1: Meristem. Parenchym. Leitgewebe.
Kurs 6
Pflanzliche Gewebe 2: Abschlussgewebe. Exkretionsgewebe.
Kurs 7
Pflanzliche Organe. Aufbau der Pflanze. Metamorphosen.
Kurs 8
Generative Entwicklung: Blüte. Samen. Frucht.
Kurs 9
Biodiversität 1: Hauptgericht: Poaceae, Fabaceae, Solanaceae
Kurs 10
Biodiversität 2: Beilagenteller: Brassicaceae, Asteraceae, Rosaceae
9.Apotom
Kurs 11
Kurs 12
Biodiversität 3: Genuss: Rubiaceae, Vitaceae, Lauraceae
Biodiversität 4: Heilung: Apiaceae, Lamiaceae, Zingiberaceae
Botanik der
Nutzpflanzen
12: Heilung: Apiaceae. Lamiaceae. Zingiberaceae
Der rote Faden durch die Vorlesung
Konzepte
Phytotherapie
Doldenblütler – Apiaceae
Lippenblütler – Lamiaceae
Ingwergewächse - Zingiberaceae
Praxis
Früchte von Doldenblütlern
Vielfalt von Basilikum
Rhizome von Ingwer und Curcuma
Anwendung
Traditionelle Chinesische Medizin
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Phytotherapie
Alt und neu: Heilpflanzen
Medizinische Nutzung von Pflanzen schon
bei den Schimpansen nachweisbar.
Traditionelle Medizinsysteme beruhen vor
allem auf der Nutzung von Pflanzen.
Die Rinde der Weide (Salix alba): seit
Jahrtausenden zur Fiebersenkung.
Botanik entstand ursprünglich als Heilpflanzenkunde, Botanische Gärten aus Medizingärten.
Entwicklung 1: Wirkstoffen werden identifiziert und synthetisch erzeugt (Aspirin)
Entwicklung 2: traditionelles Wissen wird
wissenschaftlich überprüft (Ethnopharmazie)
AcetylSalicylsäure
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Phytotherapie
Herausforderung 1: traditionelle versus wissenschaftliche Nomenklatur
Medizin beruht auf Qualität. Qualität
beruht auf gleichbleibenden Standards.
Dies setzt voraus, dass alle Begriffe
eindeutig sind.
Wissenschaftliche Nomenklatur muss
eindeutig sein. Traditionelle Namen sind
es oft nicht.
Warum? Weil der Name der Pflanze oft
von der Anwendung abgeleitet wird:
Echte Kamille
Matricaria chamomilla
„Mutterkraut“
Pfefferminze
Mentha x piperita
„Mutterkraut“
Kamille: „Mutterkraut“ – Antiseptikum gegen
Kindbettfieber
Pfefferminze: „Mutterkraut“ – Narkotikum
gegen Geburtswehen
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Phytotherapie
Herausforderung 2: Standardisierung
Sekundärstoffwechsel ist veränderlich:
Entwicklungsabhängig (Blatt vs. Wurzel)
umweltabhängig (Licht, Wärme, Boden)
Wichtige Stoffwechselwege für Wirkstoffe:
•Flavonoid-Stoffwechsel
•Terpenoid-Stoffwechsel
•Alkaloid-Stoffwechsel
Anthocyanins
Beispiel: Steuerung der
Flavonoid-Bildung durch Licht
Alle drei Wege werden durch Licht oder
Stressfaktoren reguliert. Gehalte sind also nicht
konstant. Für Pharmaka wird aber GMP (Good
Manufacturing Practice) gefordert.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Phytotherapie
Herausforderung 3: Artenschutz
Biodiversität und Ökonomie
Viele Medizinalpflanzen sind selten
Vor allem bei lebensbedrohenden
Krankheiten
(Krebs)
ist
der
ökonomische Druck hoch
Häufig werden die Arten durch
Übersammlung schnell an den Rand
der Ausrottung gebracht
Macrocyclische Diterpene aus Euphorbia latazi. Diese Wirkstoffe aus den
Milchröhren hemmen das Glykoprotein P, das in der Chemotherapie von
Krebszellen eine Resistenz gegen Cytostatika erzeugt (weil es diese herauspumpt).
Die Pflanze ist nur in vier Standorten in Venezuela gefunden worden.
Viele Arten wachsen langsam und
lassen sich schlecht kultivieren.
Zielkonflikt: Bioökonomie
Biodiversität!
gegen
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Doldenblütler
Wie erkennt man sie?
Blüten sind in schirmartigen Blütenständen, den namengebenden Dolden,
zusammengefasst.
Blätter sind fiederartig geteilt, oft sehr
feingliedrig.
Früchte (Achänen) sind hart, die
verholzte Fruchtwand ist mit der
Samenwand verwachsen (so wie bei
Nüssen und Karyopsen).
Erkennungsmerkmale der Doldenblütler (Apiaceae). Blütendolde des
Wiesenkerbels, Fiederblatt des Wiesenkerbels. Wilde Möhre mit Dolden, fein
gegliederten Fiederblättern und verholzten Achänen, die ätherische Öle
enthalten, die in schizogene Ölgänge abgegeben werden.
Früchte mit schizogenen Ölgängen, die
aromatische Öle enthalten. Doldenblütler werden oft als Gewürze
genutzt.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Doldenblütler
Biologische Besonderheiten
Blüten sind fünfzählig – nur der
Fruchtknoten ist zweizählig. Dadurch
sind die Früchte zweigliedrige
Nußfrüchte (Doppel-Achänen).
Früchte enthalten schizogene Ölgänge,
die von aussen als dunkle Linien (sogenannte Ölstriemen) sichtbar sind.
Doldenblütler liefern das breiteste
Spektrum von Cumarinverbindungen.
Besonderheiten der Apiaceen. Fünfzählige Symmetrie, nur Fruchtknoten
zweizählig. Dadurch Doppel-Achänen. Ölstriemen beim Kümmel (schizogene
Ölgänge). Von der Cumarsäure (Ligninweg!) verzweigen sich Cumarine wie
Psoralen. Schierling und der Tod des Sokrates.
Die meisten Inhaltsstoffe sind ungiftig.
Ausnahmen: Psoralen (Riesen-Bärenklau) in Verbindung mit UV-Licht
phototoxisch.
Cuniin
(Schierling)
blockiert Acetylcholin-Rezeptoren.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Doldenblütler
Nutzung und Herkunft
Anis (Pimpinella anisum) – Santorin
(vor ca. 4000 J., im alten Rom üblich,
im Mittelalter in der Gegend um
Magdeburg angebaut, schleimlösende
Wirkung, gilt als Aphrodisiakum.
Karotte (Daucus carota) – Afghanistan
(vor ca. 1000 J.) kultiviert, erst
violett/weiss
(Anthocyane).
Aus
weißer Mutante, die mit Wilden
Möhren aus Mittelmeerraum gekreuzt
wurde, entstand um 1700 in Holland
die heutige orangerote Form.
Nutzung der Doldenblütler. Anis mit Anissamen. Afghanische Urform der Karotte,
weiße Mutante und moderne Karotte (Farbe des holländischen Königs).
Fenchelblüten – Kultiviert im frühen Griechenland. Der Gemüse-fenchel wurde
jedoch erst in der Renaissance in der Toscana entwickelt.
Fenchel (Foeniculum vulgare) – von
Minoern (griech. marathon) kultiviert,
über Römer in ganz Europa verbreitet.
Heutige Form: Florentiner Fenchel.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Doldenblütler
Verwandtschaft
Die Bedecktsamer (Angiospermen) bestehen aus:
Magnolienartige
Monokotyledonen
Dikotyledonen
Seerosenartige
•Urtümlichen Angiospermen
•Einkeimblättrigen
•Zweikeimblättrigen
Die Doldenblütler zählen zu den
Zweikeimblättrigen
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Doldenblütler
Doldenblütler
Verwandtschaft
Wichtige Asteriden-Gruppen:
Rosenartige
Nelkenartige
Korbblütler
Lippenblütler
Windengewächse
Nachtschattengewächse
Asternartige
(Asteridae)
•Rosenartige
•Nelkenartige
•Asternartige
Nutzpflanzen aus Schwestergruppen der Doldenblütler:
Basilikum
(Lippenblütler)
Sonnenblume
(Korbblütler),
Tomate
(Nachtschattengewächse)
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Doldenblütler
Sellerie
Wilde Sellerie (Apium graveolens)
schon im alten Ägyptern Heilpflanze.
Über Griechenland nach Rom als
Gewürz.
Karl der Große ließ Sellerie auch
nördlich der Alpen anbauen. Ab 16.
Jahrhundert heutige Kulturformen
(Knollen-, Stangen- , Schnittsellerie).
Sellerie. Wurzel des Wilden Sellerie und des Kultursellerie. Flavon Apigenin hilft
gegen Brustkrebs, der Geschmack beruht auf dem Phthalsäurederivat Sedanolid.
Letzter Standort des Wilden Sellerie in Baden-Württemberg – die Art ist Teil eines
Erhaltungsprogramms am KIT.
Bitterstoffe und Sedanolidgehalt
durch
Züchtung
reduziert.
Harntreibend, kreislauffördernd und
Aphrodisiakum (laut Homer benutzte
die Nymphe Kalypso Sellerie, um
Odysseus zu betören).
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Doldenblütler
Karotte
Wurzel ist eine Bastrübe (der äußere
Phloëmanteil ist verdickt) – Karotten
sind zweijährig!
Ursprungsform aus Afghanistan mit
Anthocyanen (violett). Aber auch
schon alte Formen, die Lycopen
akkumulierten (rote Karotten). Die
orangerote Form, die β-Carotin
akkumuliert wurde erst um 1700 in
Holland gezüchtet.
Karotten in der Züchtung. Beispiele für Wurzelmetamorphosen: Holzrübe
(Rettich), Bastrübe (Karotte), Betarübe (Zuckerrübe). Lycopenbildende rote
Karotte aus Indien. Durch Modulation von Carotin- versus Anthocyanbil-dung
entstandenes Spektrum von Sorten, darunter die BetaSweet-Karotte.
Neue Entwicklung: Aktivierung der
Anthocyansynthese im Bastteil gibt
Harlekinrüben (Sorte BetaSweet), die
damit zwei wichtige Stoffwechselwege
aktiviert hat.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Doldenblütler
Warum wird Ouzo weiss?
Ouzo – (von türk. üzüm – Trauben)
griechischer Anisschnaps (türkisch:
Raki, französisch: Anisette) mit einem
hohen Gehalt an cis- und transAnethol (aus den schizogenen
Ölgängen der Anis-Achänen).
Anisschnaps. Schon im alten Griechenland wurde Anis zum Würzen und
Konservieren von Wein eingesetzt. Die schizogenen Ölgänge sind als Öl-striemen
gut sichtbar und führen vor allem cis- und trans-Anethol. Louche-Effekt
(Milchigwerden) bei der Mischung von Ouzo mit Wasser.
Anethol hilft gegen Koliken, ist
schleimlösend
und
wirkt
als
Aphrodisiakum. Schon im alten Kreta
wurde Anis zum Würzen und
Konservieren von Wein eingesetzt.
Anethol ist in Ethanol löslich, in
Wasser fast nicht. Beim Mischen mit
Wasser trennt es sich daher und bildet
eine feine Emulsion (Louche-Effekt).
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Lippenblütler
Wie erkennt man sie?
Blüten: zygomorph (Rücken-BauchAsymmetrie, also nicht radiärsymmetrisch), Saftmale (Koevolution
mit Bestäubern!).
Kelch röhrig verwachsen, 5-zählig, 2
Kronblätter bilden Ober-, 3 Unterlippe,
5 Staubblätter, eines davon reduziert.
2 Fruchtblätter bilden Fruchtknoten,
durch Scheidewände 4 Kammern.
Stängel oft vierkantig (Kollenchym),
Blätter einfach, oft gesägt, keine
Nebenblätter.
Lippenblütler. Blüten haben eine klare Dorsiventralität, Kronblätter sind zu Oberund Unterlippe verwachsen, doppelter Fruchtknoten bildet soge-nannte
Klausenfrüchte, Stängel vierkantig durch Kollenchym (Plattenkollenchym der
Taubnessel, Lamium), Drüsenhaare der Minze im REM.
Viele ätherische Öle, daher zahlreiche
Drüsenhaare und Drüsenschuppen.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Lippenblütler
Biologische Besonderheiten
Lippenblütler eng mit bestäubenden
Hautflüglern evolviert. Die Artbindung ist sehr hoch.
5
3
4
1
3 14
6
2
Koevolution. Der Hebelmechanismus der Salbeiarten garantiert präzise
Pollenübertragung. Das Linalool des Lavendels steuert den Gehalt von
Stresshormonen aus der Nebenniere, dies wirkt auf Mensch und Tier beruhigend, daher kann Lavendelduft zur Entspannung eingesetzt werden.
Beispiel: Salbei Hebelmechanismus
legt Pollen gezielt an einer bestimmten
Stelle der bestäubenden Hummel ab,
später nimmt die Narbe genau von
dort den Pollen auf.
Durch geometrische Differenzierung
können verschiedene Salbeiarten von
einem Bestäuber gezielt „ihren“ Pollen
abnehmen (Artbildung!)
Ätherische Öle steuern Verhalten der
Bestäuber und sind daher oft auch für
den Menschen medizinisch aktiv,
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Lippenblütler
Nutzung und Herkunft
Lippenblütler sind Kosmopoliten, vor
allem gemäßigten bis subtropische
eher trockenen Gebieten häufig (z.B.
Mittelmeerraum).
Die Minzen (Mentha spec.) schon
lange gesammelt und angebaut.
Menthol unterdrückt Schmerzen,
daher schon im frühen Mittelalter für
Geburten eingesetzt.
Nutzung der Lippenblütler. Minzen enthalten das Analgetikum Menthol, schon
unter Karl dem Großen nutzte man Minze, um Gebärenden zu helfen. Thymiane
enthalten das wirksame Bakteriozid Thymol und wurden daher von den Ägypten
bei der Balsamierung von Mumien eingesetzt.
Thymiane (Thymus spec.) enthalten
Thymol, Geraniol und Linalool. Thymol
unterdrückt Bakterienwachstum. Die
Ägypter nutzten Thymianextrakte für
die Balsamierung der Mumien.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Lippenblütler
Verwandtschaft
Die Bedecktsamer (Angiospermen) bestehen aus:
Magnolienartige
Monokotyledonen
Dikotyledonen
Seerosenartige
•Urtümlichen Angiospermen
•Einkeimblättrigen
•Zweikeimblättrigen
Die Lippenblütler zählen zu den
Zweikeimblättrigen
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Lippenblütler
Doldenblütler
Verwandtschaft
Wichtige Asteriden-Gruppen:
Rosenartige
Nelkenartige
Korbblütler
Lippenblütler
Windengewächse
Nachtschattengewächse
Asternartige
(Asteridae)
•Rosenartige
•Nelkenartige
•Asternartige
Nutzpflanzen aus Schwestergruppen
der
Lippenblütler:
Karotte
(Doldenblütler)
Sonnenblume (Korbblütler), Tomate (Nachtschattengewächse)
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Lippenblütler
Basilikum
Kultivierung in Indien. Schon vor 3000
Jahren in den Veden erwähnt. Bis
heute als Erscheinung Vishnus verehrt
– fast in jedem Hof eine
Basilikumpflanze auf einem Alter.
Von Indien wanderte die Nutzung in
den
Mittelmeerraum,
zahlreiche
Arten, die sich sehr ähnlich sehen.
Inhaltsstoffe neben Linalool Ocimen
(Monoterpene).
Nutzpflanze Basilikum. Ursprung der Nutzung im Ayurveda („Heiliger Basilikum“,
Tulsi). Inhaltsstoff Ocimen wird in charakteristischen Drüsen-schuppen produziert.
Die Unterscheidung von Basilikumarten ist nicht einfach. Ein Diagnoseverfahren
fusst auf der Dichte der Drüsenschuppen.
Zahlreiche medizinische Wirkungen
(antibakteriell,
blutdrucksenkend,
gegen Rheuma und Allergien).
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Ingwergewächse
Wie erkennt man sie?
Blätter: parallelnervig (wie Süßgräser
oder Lilien), typisch monokotyl
Blüten: sehr auffällig, dreizählig (wie
Lilien), zwei Kreise von Kronblättern
(die Kelchblätter sind in Kronblätter
umgewandelt)
Rhizome: sehr dick und fleischig, mit
schuppenartigen Niederblättern. Jedes
Jahr wird ein neuer Sproß gebildet.
Erkennungsmerkmale der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Blütenstand der
Alpinie mit den auffälligen Blüten, bei denen Kelchblätter in Kronblätter
umgewandelt sind (links). Rhizom des Ingwers (rechts oben). Die Blätter sind
parallelnervig (rechts unten), das Erscheinungsbild ist glänzend und fleischig.
Inhaltsstoffe: vor allem in den
Rhizomen gespeichert, oft stark
duftend, viele Medizinalpflanzen.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Ingwergewächse
Biologische Besonderheiten
Samen sind nicht von Fruchtfleisch
umhüllt, sondern nur ringartig
(Arillus).
Ein Keimblatt, das die jungen Blätter
scheidenartig umhüllt (ähnlich der
Koleoptile der Süßgräser)
Besonderheiten der Zingiberaceen. Die Samen sind nur teilweise von einem
Arillus umschlossen (Grüner Kardamon, Alpinia rubescens, Alpinia zerumbet), das
Keimblatt ähnelt der Koleoptile der Süßgräser (Alpinia zerumbet, Pfeil). Bestäuber
sind sehr vielfältig und spezialisiert.
Bestäubung ist komplex – von Vögeln,
spezialisierten Rüsselbienen bis Dungkäfern werden viele Tiergruppen
genutzt. Belohnung über reichlich
Nektar, bei manchen Gruppen über
„Betrug“ (Dungkäfer werden mit
Exkrementduft angelockt).
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Ingwergewächse
Nutzung und Herkunft
Ingwer (Zingiber officinalis) ist steril,
daher keine Wildformen. Domestizierung war vermutlich in Südostasien,
seit etwa 2000 Jahren in Indien und
China verbreitet, im frühen Mittelalter
über Araber als Gewürz nach Europa
gelangt. Heilwirkung früh genutzt.
Domestizierung von Ingwer und Curcuma. Harappa-Kultur (ca. vor 4000 Jahren).
Curry ist keine Pflanze, sondern über Curcuma gelb gefärbte Gewürzmischungen.
Die Vermehrung beider Pflanzen geschieht ausschließlich vegetativ über die
Rhizome, aufgrund von Chromosomenanomalien sind beide Arten steril.
Curcuma (Curcuma longa) ist steril,
Stärkekörner an Kuhzähnen zeigen,
dass er schon in der Harappa-Kultur
zur Färbung von Curry-Gerichten
genutzt wurde. Zur Tang-Zeit mit dem
Buddhismus nach China eingeführt.
Marco Polo empfiehlt ihn als billigere
Alternative für Safran.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Ingwergewächse
Verwandtschaft
Die Bedecktsamer (Angiospermen) bestehen aus:
Magnolienartige
Monokotyledonen
Dikotyledonen
Seerosenartige
•Urtümlichen Angiospermen
•Einkeimblättrigen
•Zweikeimblättrigen
Die Ingwergewächse zählen zu
den Einkeimblättrigen
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Ingwergewächse
Verwandtschaft
Lilienartige
Bananen
Wichtige Monokotylen-Gruppen:
Heliconien
•Lilienartige
•Palmen
•Ingwerartige
•Tagblumenartige
Palmen
Ingwerartige
Ingwergewächse
Tagblumenartige
Nutzpflanzen aus Schwestergruppen der Ingwergewächse:
Banane (Bananengewächse)
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Konzepte: Ingwergewächse
Kardamom
Schwarzer Kardamom (Ammonum
subulatum) wird eher für Fleisch
eingesetzt und schmeckt rauchig. In
Bengalen und China angebaut.
Kardamon. Grüner und Schwarzer Kardamom zählen beide zu den Ingwerartigen.
Genutzt wird die Kapselfrucht. Der Grüne Kardamom kommt in zwei Unterarten
vor – dem wertvollen Malabar- und dem als Ersatz eingesetzten CeylonKardamom. Die Blüte ist reduziert, nur die Unterlippe ist auffällig.
Grüner
Kardamom
(Elattaria
cardamomum)
wird
eher
für
Süßspeisen eingesetzt. Wirkstoffe
Cineol und Terpinylacetat (Monoterpene). Grundlage des indischen
Massala, über Alexander den Großen
nach Griechenland gelangt. Wilde
Populationen in den Western Ghats
(Indien). Domestizierung vor etwa
5000 Jahren. Nach Preis das drittteuerste Gewürz weltweit.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Praxis: Früchte von Doldenblütlern
Familie Doldenblütler (Apiaceae)
Diagnostik von Früchten, die als Gewürzen genutzt werden
Doppelachänen
mit
schizogenen
Ölgängen (durch Auflösung der Mittellamelle entstanden, das Exkret muss
also die Plasmamembran passieren.
Fenchel
Anis
Kümmel
Koriander
Apiaceen-Früchte. Die Früchte von Fenchel (Foeniculum vulgare), Kümmel
(Carum carvi), Anis (Pimpinella anisum) und Koriander (Coriandrum sativum) sind
durch die Lage der Ölgänge und Form gut unterscheidbar. Können Sie die Aromen
auseinanderhalten?
Aufgrund Lage und Form der Ölgänge
(als “Ölstriemen” sichtbar) und
aufgrund
des
charakteristischen
Geruchs können diese Früchte relativ
einfach bestimmt werden.
Vor allem Früchte von Anis aus Italien
oder Osteuropa sind gelegentlich mit
dem giftigen Schierling verunreinigt.
Daher werden Apiaceen-Gewürze
besonders sorgfältig kontrolliert.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Praxis: Vielfalt von Basilikum
Gattung Basilikum (Ocimum spec. L.), Lippenblütler (Lamiaceae)
Drüsenschuppen und Drüsenhaare
Basilikum produziert zahlreiche Monoterpene darunter das namengebende
Ocimen, Linalool und bei manchen
Arten (z.B. O. kilimandscharicum) auch
Kampfer.
Neben
Drüsenschuppen
und
einzelligen Drüsenhaaren findet man
auch zweizellige Drüsenhaare.
Basilikum-Arten. Habitus von Genoveser Basilikum, Tulsi, Dark Opal, Gesägter
Basilikum. Drüsenschuppe, einzelliges Drüsenhaar und zweizelliges Drüsenhaar.
Zur Differentialdiagnostik eignen sich Form und Größe der Epidermiszellen und
die Dichte von Drüsenschuppen.
Da das Monoterpenspektrum sehr
verschieden ist und die medizinische
oder geschmackliche Wirkung stark
davon abhängt, ist Differentialdiagnostik wichtig.
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Praxis: Rhizome von Ingwer und Curcuma
Ingwer (Zingibera officinalis. L.), Curcuma (Curcuma longa L.), Ingwergewächse
Rhizome
Ingwer verdankt Geschmack und
Wirkung dem Gingerol. Streckungen
von Ingwerpulver durch Mehl sind
durch die Form der Stärkekörner
nachweisbar.
EtOH pH 5
pH 8
Ingwer versus Curcuma. Die ellipsoiden Stärkekörner sind characteristisch für
Ingwer. Ingwerrhizome enthalten ausserdem Bastfasern, die bei Curcuma fehlen.
Bei alkalischem pH wird Curcumin rot. Daher wird es als pH-Papier eingesetzt
Curcuma enthält Curcumin. Dies wird
inzwischen als Wirkstoff gegen Alzheimer diskutiert. Bei alkalischem pH
geht es in die Keto-Form über. Die zusätzliche Doppelbindung führt zu einer
dunkleren Farbe. Durch Komplexierung von Borat entsteht eine grüne
Farbe. Curcumapapier wird daher als
klassischer Indikator genutzt.
Denken SIE mal nach
Wie ist bei einer Ingwerknolle das interfaszikuläre Kambium orientiert?
A
parallel zur Oberfläche (tangential)
B
senkrecht zur Oberfläche (transversal)
C
kreuzgegenständig
D
gar nicht
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Anwendung: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Dao: Suche nach Unsterblichkeit – Alchemie,
Pflanzenkunde
„Des göttlichen Landmanns Drogenkunde“
(shen nong ben cao jing), 200 v. Chr:
•knapp 400 Drogen
•7 Arten von Wechselwirkungen
•Einteilung: jun chen zuo shi
Pharmakopoia von Li Shizhen (1578):
•Knapp 2000 Drogen, 11000 (!) Rezepte
•Versuch Synthese mit Konfuzianischer Tradition
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Anwendung: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Nicht giftig
Die meisten Medikamente sind komplexe
Mischungen verschiedener Drogen:
„Herrscher“: der eigentliche Wirkstoff (jun)
„Minister“: unterstützen den Herrscher (chen)
„Helfer“: unterdrückt Nebenwirkungen (zuo)
„Bote“: bringt die anderen ans Ziel (shi)
giftig
Rezeptur ma huang tang (Bronchitis, Asthma)
„Herrscher“: herba ephedra (schweisstreibend)
„Minister“: radix glycyrrhiza (weitet Gefäße)
„Helfer“: ramulus cinnamoni (lindert Hustenreiz)
„Bote“: semen armeniacae (stimuliert Qi)
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Anwendung: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Herrscherdroge
Kombination beider Wirkstoffe:
Synergie bei geringer Dosis!
Ministerdroge
Paeonia veitchii
chi shao 赤芍
Glycyrrhiza uralensis
gan zao 甘草
Paeoniflorin
Glycyrrhizin
Krampflösend
(hemmt
die
Ausschüttung des Transmitters
Acetylcholin
in
die
neuromuskulären Synapsen. Hohe Dosis
nötig (Nebenwirkungen!).
Antagonist
des
Acetylcholinreceptors, hemmt die Reaktion der
glatten
Muskulatur
auf
Nervensignale. Hohe Dosis nötig
(Nebenwirkungen!)
„Westliche“ Erklärungen hinken
der Tradition hinterher
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Anwendung: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
川木通
chuan mu tong=
Fluss-Ppbaum
„Westliche“ und „östliche“ Nomenklatur
stehen oft im Konflikt
Clematidis armandii
Stephaniae tetrandrae
fang ji =
„Schlangenmedizin“
mu tong =
„Pisspott-Baum“
Aristolochia
guan mu tong =
manschuriensis
Öffner-Ppbaum
han fang ji =
Hanfluss-Schlmed.
防己
木通
關木通
漢防己
Aristolochia
manschuriensis
廣防己
guan(g) fang ji =
breite Schlm
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
Anwendung: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Kamille und Minze sind leicht zu unterscheiden,….
…so was aber nicht!
Mischung aus
廣防己
guan(g) fang ji =
Breite Schlangenmedizin
華防已
han fang ji =
Hanfluss-Schlangenmedizin
Erschwerend kommen hinzu:
Zweimal „Mutterkraut“ •viele Synonyme (auf beiden Seiten!) stiften Verwirrung
Matricaria chamomilla
•Schriftzeichen / Umschrift ist mehrdeutig 廣 (guan) und 關 (guan)
Mentha x piperita
Wir brauchen Spezialisten mit Formenkenntnis!
12. Apiaceae. Lamiaceae.
Zingiberaceae
TAKE-HOME QUESTION:
Können
Heilpflanzen
„gehören“?
jemandem
Herunterladen