Wie Feuer in der Speiseröhre

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Gesundheit Hersfeld-Rotenburg
Seite 4
Mittwoch, 1. März 2017
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Wir alle wünschen uns,
gesund zu bleiben, und
wir möchten Krankheiten vorbeugen. Wenn
Sie unter Beschwerden
leiden und nicht wissen,
an wen oder wohin Sie
sich wenden sollen,
wenn Sie Fragen an Ärzte
oder andere Experten
haben oder einen bewährten Gesundheitstipp weitergeben wollen, dann schreiben Sie
uns, oder rufen Sie uns
einfach unter der Telefonnummer 0 66 21 /
16 11 43, an.
Auf unserer regionalen
Gesundheitsseite, die
alle zwei Wochen erscheint, wollen wir die
Gesundheit in den Blickpunkt rücken. Wir freuen
uns über Ihre Zuschrift:
Hersfelder Zeitung,
Benno-Schilde-Platz 2,
36251 Bad Hersfeld;
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hersfelder-zeitung.de;
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Jeder Dritte
stationär
behandelt
288 Behandlungen
pro 1000 Einwohner
F
ast jeder dritte Einwohner im Kreis Hersfeld-Rotenburg musste 2015 einmal stationär behandelt werden. Das ist das Ergebnis der
Krankenkasse Barmer im „Report Krankenhaus“, den das
Rheinisch Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung
zusammen mit der AgneonGesellschaft für Forschung
und Entwicklung im Gesundheitswesen erstellt hat. Es fielen dabei Kosten in Höhe von
durchschnittlich 1138 Euro
an und nach 7,7 Tagen endete
der Aufenthalt bereits, heißt
es.
Im hessenweiten Vergleich
seien im Kreis Hersfeld-Rotenburg sowohl die meisten Behandlungsfälle als auch die
höchsten Kosten pro Behandlung festgestellt worden. So kamen auf 1000 Einwohner
durchschnittlich 288 stationäre Behandlungen. Im hessischen Durchschnitt waren es
219 Behandlungen auf 1000
Einwohner. Die wenigsten
Krankenhausaufenthalte verzeichnete der Main-TaunusKreis mit 190 Behandlungen.
Höchste Kosten im Kreis
Groß seien auch die regionalen Unterschiede bei den
durchschnittlichen
Kosten
pro Behandlung. Mit 1138
Euro sind diese im Kreis Hersfeld-Rotenburg landesweit am
höchsten. Zum Vergleich: Im
Hochtaunuskreis
sind
es
durchschnittlich 774 Euro –
der Landesdurchschnitt liegt
bei 892 Euro. „Mit den regionalen Strukturen lassen sich
diese großen Unterschiede
nicht erklären“, sagt Ingo
Bonnard, Regionalgeschäftsführer in Bad Hersfeld. „Die
Ergebnisse wurden nach Geschlecht und Alter standardisiert.“
Warum die Menschen aus
dem Kreis stationär behandelt
werden mussten: Krankheiten
des Herz-Kreislaufsystems machen mit fast 16 Prozent den
größten Anteil aus, gefolgt
von Behandlungen des Muskel-Skelett-Systems (10,5 Prozent), des Verdauungssystems
(10,4 Prozent), Neubildungen
(9 Prozent) und psychischen
Erkrankungen (5,4 Prozent).
Häufigste Hauptdiagnose war
„Herzinsuffizienz“. (red/nm)
Bei trockenen Augen
helfen Tropfen
und frische Luft
Trockene Augen werden durch verschiedene Faktoren des Alltags bedingt und sind für den Betroffenen
störend und teilweise ungesund. Es
ist also sinnvoll, stets für genügend
Tränenflüssigkeit zu sorgen. Lange
Zeit vor einem Bildschirm, trockene
Raumluft oder Qualm sind sehr häufige Ursachen von trockenen Augen.
Entweder produziert das Auge zu
wenig Tränenflüssigkeit oder sie verdunstet in zu hohem Ausmaß. Beides kann dann zu Missempfindungen oder einer Entzündung führen,
warnt der Landesapothekerverband
Baden-Württemberg (LAV). Abhilfe
können Augentropfen oder auch
schon Aufenthalte an der frischen
Luft schaffen. (dpa).
Foto: dpa
Wie Feuer in der Speiseröhre
Chronisches Sodbrennen (Reflux) kann verschiedene Ursachen haben – Oft ist ein Zwerchfellbruch schuld
VON NADINE MAAZ
BAD HERSFELD. „Von Sekt bekomme ich Sodbrennen“, heißt
es oft. Und auch andere Nahrungsmittel oder Medikamente
können das schmerzhafte Brennen in der Speiseröhre auslösen. Häufig liegen chronischem
Sodbrennen jedoch organische
Ursachen wie ein Zwerchfellbruch zugrunde.
Wir haben mit PD Dr. Peter
Vogel, Chefarzt der Klinik für
Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie am Klinikum in Bad Hersfeld, über das
Thema gesprochen.
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Sodbrennen – was ist das
überhaupt?
Wer unter Sodbrennen leidet, verspürt – wie der Name
schon sagt – ein mitunter äußerst schmerzhaftes Brennen
hinter dem Brustbein. Grund
dafür ist saurer Magensaft, der
in die Speiseröhre zurückläuft,
wo er eigentlich gar nicht hingehört. „Das ist eine sehr unangenehme Sache und tut weh“,
weiß Prof. Dr. Peter Vogel, der
nach der Einnahme von Antibiotika selbst schon unter Sodbrennen litt. Hinzu komme oft
das Gefühl, dass Speisen nicht
mehr richtig runterrutschen.
Die Speiseröhre verläuft vom
Mund durch den Brustraum bis
zum Magen.
Magensäure als Bestandteil
des Magensafts hat einen niedrigen pH-Wert von rund 1 bis
1,5 und ist somit richtig sauer,
was sogar zu Verätzungen der
Speiseröhre führen kann.
Meist funktioniert der Schließmechanismus an der unteren
Speiseröhre nicht mehr richtig,
der im Normalfall dafür sorgt,
dass der saure Magensaft nicht
zurückläuft. Auch dafür gibt es
wiederum verschiedene Gründe, die mitunter nicht erklärbar
sind, wie Dr. Vogel weiß.
Häufig liege der Magen nicht
mehr korrekt im Bauchraum
unterhalb des sogenannten
Zwerchfells, das den Bauchvom Brustraum abgrenzt, sondern rutscht hoch. Dann funktioniert der Schließmechanismus nicht mehr richtig und Magensaft fließt zurück in die
Speiseröhre. Der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre kann auch zu schwach
sein.
Oft liegt der Refluxkrankheit
beziehungsweise einem verrutschten Magen ein Zwerchfellbruch zugrunde, der ansonsten gar nicht bemerkt würde,
da er von außen nicht sichtbar
ist. Das Zwerchfell besteht aus
Muskeln und Sehnen.
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Welche weiteren Symptome
gibt es?
Neben dem typischen Brennen in der Speiseröhre können auch Schmerzen in der
Brust und scheinbar untypische
Symptome auf die Refluxkrankrankheit hinweisen, wie chro-
nisches Husten, Heiserkeit oder
Schluckbeschwerden. Andersrum können aber auch andere
Erkrankungen wie Sodbrennen
erscheinen. Wichtig sei deshalb
eine ärztliche Diagnose.
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Wer ist von Sodbrennen betroffen?
In der Regel trifft Sodbrennen Erwachsene – Männer
ebenso wie Frauen. Kinder und
Jugendliche sind laut Dr. Vogel
extrem selten betroffen. Schätzungsweise 15 Prozent der Bevölkerung leiden ab und zu
oder dauerhaft unter dem Brennen in der Speiseröhre. Etwa
drei Millionen Menschen plagten sich trotz Behandlung mit
Beschwerden, so Vogel.
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Wann sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen?
Wer dauerhaft beziehungsweise immer wieder unter
schmerzhaftem
Sodbrennen
leidet und in seinem Alltag eingeschränkt ist, wird früher oder
später einen Arzt aufsuchen.
Generell gilt, wer häufiger unter Sodbrennen leidet, sollte
der Sache auf den Grund gehen,
rät der Experte, zumal Folgeschäden möglich sind.
Erster Ansprechpartner ist in
der Regel der Hausarzt, der an
einen Facharzt weitervermitteln kann. Dort kann zum Bei-
spiel mit Hilfe einer Magenspiegelung nach dem Grund für
den Rückfluss der Magensäure
gesucht werden, etwa einem
Zwerchfellbruch.
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Wie wird Sodbrennen behandelt?
Die Therapie hängt in erster
Linie von der Ursache ab und
muss individuell besprochen
werden. Basis ist im Regelfall
eine medikamentöse Behandlung, mit Arzneimitteln, die
den Säuregehalt des Magensafts
reduzieren – sogenannte Protonen-Pumpen-Inhibitoren. Die
meisten Patienten sind hierdurch ausreichend behandelt.
Allerdings wird durch Medikamente der Reflux selbst nicht
beseitigt.
Wenn säurehemmende Medikamente über lange Zeit genommen werden, sind zudem
Nebenwirkungen möglich, die
zwar selten, aber zum Teil
schwerwiegend sind, wie Infektanfälligkeit im MagenDarmtrakt,
Knochenentkalkung, Demenz, eventuell chronisches Nierenversagen oder
Herzinfarkt.
Weitergehende
Untersuchungen können die Ursachen
für einen Reflux aufdecken. In
der Regel wird zunächst eine
Spiegelung von Speiseröhre
und Magen vorgenommen. Die
Wann ist eine Operation
sinnvoll?
Eine Operation kann immer
dann erwogen werden,
wenn eine reparable Ursache
vorliegt, andere Behandlungsmethoden nicht mehr beziehungsweise nicht allein helfen
oder Medikamente den Patienten mit Nebenwirkungen belasten. Es gibt laut Dr. Vogel verschiedene Verfahren mit jeweiligen Vor- und Nachteilen. Grob
kann man unterscheiden zwischen Eingriffen, die den
Schließmechanismus wieder
herstellen, den Schließmechanismus zusätzlich mechanisch
verstärken oder die Funktion
auf natürlichem Weg wieder
herstellen.
Sämtliche Operationen werden minimalinvasiv durchgeführt. Etwa 30 bis 50 Operationen, die einen Zwerchfellbruch betreffen, werden jährlich am Klinikum vorgenommen. Wer sich einem operativen Eingriff unterzieht, muss
in der Regel drei Tage im Krankenhaus bleiben. Die Kosten
übernimmt die Krankenkasse.
Welche Folgeerkrankungen
drohen?
Die ständig aus dem Magen
aufsteigende, ätzende Magensäure kann Entzündungen
verursachen und dauerhafte
krankhafte Veränderungen in
der Speiseröhre. Zum Beispiel
kann sich Narbengewebe bilden und die Speiseröhre verengen.
ZUR PERSON
Wann spricht man von chronischem Sodbrennen?
Chronisch erkrankt ist, wer
dauerhaft beziehungsweise
wiederholt unter Sodbrennen
leidet, zuweilen auch nachts,
und eben nicht nur nach dem
ausgiebigen fettigen Weihnachtsessen plötzlich Schmerzen im Bereich des Brustbeins
verspürt. Chronisches Sodbrennen wird oft mit der sogenannten Refluxkrankheit gleichgesetzt, auch: Rückflusskrankheit, in der Fachsprache Refluxösophagitis.
Welche Ursachen hat dauerhaftes Sodbrennen?
Ständiges Sodbrennen kann
verschiedene Ursachen haben, die es herauszufinden gilt.
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Messung des Säurereflux in die
Speiseröhre erfolgt mittels einer sogenannten pH-Metrie.
Die Funktion des Schließmechanismus’ der Speiseröhre
kann mit einer Druckmessung
überprüft werden.
Zur Person
Zeigt, wie der Magen verrutschen und so chronisches Sodbrennen auslösen kann: Dr. Peter Vogel,
Chefarzt am Klinikum Bad Hersfeld.
Foto: Maaz
PD DR. PETER VOGEL wurde 1957 in
Hamburg geboren. Er hat in Aachen Medizin studiert und seine
Facharztausbildung an der UniKlinik in Regensburg absolviert.
Er ist Facharzt für Allgemein-,
Viszeral- und Gefäßchirurgie
und Spezialist für minimalinvasive Chirurgie. Seit Mai 2012 ist er
Chefarzt am Klinikum in Bad
Hersfeld. In der Kreisstadt lebt
der Arzt auch. Er ist verheiratet
und hat zwei Söhne. (nm)
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