Aus dem Programm Huber: Psychologie Lehrtexte Wissenschaftlicher Beirat Prof. Dr. Dieter Frey, München Prof. Dr. Kurt Pawlik, Hamburg Prof. Dr. Meinrad Perrez, Freiburg (Schweiz) Prof. Dr. Hans Spada, Freiburg i.Br. © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. Im Verlag Hans Huber sind außerdem erschienen: Dieter Frey und Martin Irle (Hrsg.) Theorien der Sozialpsychologie Band I: Kognitive Theorien 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. 406 Seiten Dieter Frey und Martin Irle (Hrsg.) Theorien der Sozialpsychologie Band III: Motivations-, Selbst- und Informationsverarbeitungstheorien 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. 398 Seiten © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. Dieter Frey / Martin Irle (Hrsg.) Theorien der Sozialpsychologie Band II Gruppen-, Interaktions- und Lerntheorien 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage Verlag Hans Huber Bern · Göttingen · Toronto · Seattle © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. Adresse des Erstherausgebers: Prof. Dr. Dieter Frey Institut für Psychologie der Universität München Abt. Sozialpsychologie Leopoldstraße 13 D-80802 München Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Theorien der Sozialpsychologie / Dieter Frey / Martin Irle (Hg.). Bern ; Göttingen ; Toronto ; Seattle : Huber Bd. 2. Gruppen-, Interaktions- und Lerntheorien. 2., vollst. überarb. und erw. Aufl. - 2002 (Aus dem Programm Huber: Psychologie Lehrtexte) ISBN 978-3-456-83513-6 2. Nachdruck 2010 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2002 © Verlag Hans Huber, Bern 2002 Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Lektorat: Peter Stehlin Herstellung: Kurt Thönnes, die Werkstatt, Liebefeld-Bern Anregungen und Zuschriften bitte an: Verlag Hans Huber, Länggass-Straße 76, CH-3000 Bern 9 Tel: 0041 (0)31 300 4500 / Fax: 0041 (0)31 300 4593 E-Mail: [email protected] / Internet: http://www:HansHuber.com Fotosatz und Repro: SatzTeam Berger, Ellwangen/Jagst Druck: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort der Herausgeber zur Neuauflage von Band II und III 7 Grundlegende Theorien zu Gruppen Sozialpsychologische Theorien zu Urteilen, Entscheidungen, Leistung und Lernen in Gruppen Stefan Schulz-Hardt, Tobias Greitemeyer, Felix C. Brodbeck und Dieter Frey 13 Sozialer Einfluss durch Mehrheiten und Minderheiten Hans-Peter Erb und Gerd Bohner 47 Die Theorie sozialer Interdependenz Ursula Athenstaedt, Heribert H. Freudenthaler und Gerold Mikula 62 Theorien zu intergruppalem und interpersonalem Verhalten Theorien intergruppalen Verhaltens Amélie Mummendey und Sabine Otten Theoretische Modelle zu Kooperation, Kompetition und Verhandeln bei interpersonalen Konflikten Elisabeth Frank und Dieter Frey 95 120 Theorien interpersonaler Attraktion Manfred Hassebrauck und Beate Küpper 156 Theorien hilfreichen Verhaltens Hans-Werner Bierhoff 178 Sozialpsychologische Theorien aggressiven Verhaltens Sabine Otten und Amélie Mummendey 198 Theorien zur sozialen Macht Erich H. Witte 217 © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. 6 Inhaltsverzeichnis Bindungstheorie und Bindungsforschung Fabienne Becker-Stoll und Klaus E. Grossmann 247 Lern- und Handlungstheorien Die sozial-kognitive Theorie von Bandura Klaus Jonas und Philip Brömer 277 Handlungstheorien Werner Greve 300 Theorien zu angewandten Aspekten Führungstheorien Felix C. Brodbeck, Günter W. Maier und Dieter Frey 327 Kreativität und Innovation Michael Diehl und Jörg Munkes 364 Kulturvergleichende Sozialpsychologie Gisela Trommsdorff 388 Autorenverzeichnis Sachwortregister Inhaltsverzeichnisse der Bände I und III 407 415 423 © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. 7 Vorwort der Herausgeber zur Neuauflage der Bände II und III Der Entwicklungsstand einer Wissenschaft ist danach zu beurteilen, wie sehr sie fähig ist, erklärungskräftige Theorien anzubieten. Nach wie vor halten wir an diesem Grundsatz fest, der uns auch in dem Entschluss bekräftigte, die Theorienbände II und III nun vollständig überarbeitet neu herauszugeben. Im deutschen genauso wie im internationalen Sprachraum gibt es bislang kaum Bücher, die sich dem Anspruch verpflichtet fühlen, einen Überblick über die bestehenden sozialpsychologischen Theorien zu vermitteln. Diese Lücke zu schließen war und ist Ziel des vorliegenden Werkes. Der Band I mit dem Titel «Kognitive Theorien der Sozialpsychologie» wurde erstmals 1978 herausgegeben und seitdem mehrfach neu aufgelegt. Eine vollständige Überarbeitung wurde zuletzt 1993 vorgenommen. Die Bände II und III der Theorien der Sozialpsychologie erschienen erstmals 1985. Trotz mehrerer Neuauflagen fehlte jedoch bisher eine substantielle Überarbeitung. In der sozialpsychologischen Forschung und Theorienbildung ist aber seitdem sehr viel passiert, was uns dazu bewogen hat, die Bände II und III der Theorien der Sozialpsychologie nun komplett neu herauszugeben. Einige der ursprünglich in den Bänden II und III enthaltenen Theorien finden sich aufgrund dieser Entwicklungen nicht mehr in dieser Neuauflage. Alle anderen bereits bestehenden Beiträge zu den verschiedenen Theorien wurden grundlegend überarbeitet, um neuere Forschungsergebnisse und gegenwärtige theoretische Strömungen zu integrieren. Des weiteren ist es uns gelungen, einige Beitrage zu klassischen genauso wie zu neueren Richtungen sozialpsychologischer Forschung zusätzlich aufnehmen zu können, die bisher in den Bänden II und III noch nicht abgedeckt waren: Hierzu gehören Beiträge über Theorien der modernen Zielpsychologie, Theorien interpersonaler Attraktion, Kreativität und Innovation, Theorien hilfreichen Verhaltens, Theorien aggressiven Verhalten, kulturvergleichende Sozialpsychologie, die Prospekttheorie, die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan, das linguistische Kategorienmodell, Theorien der Bewältigung, Handlungstheorien sowie Theorien ideologischer Systeme. Diese Themen, deren Teilaspekte bisher in verschiedenen anderen Themenbereichen immer wieder von Bedeutung waren und dort Erwähnung fanden, werden nun in eigenständigen Kapiteln behandelt. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die vorliegenden Bände nun erneut eine gute Ergänzung zu den bestehenden Lehrbüchern der Sozialpsychologie darstellen. Während nämlich die traditionellen Lehrbücher vorwiegend phänomenorientiert aufgebaut sind, © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. 8 Vorwort also auf Phänomene wie Entscheidungen, Konflikte, Hilfeverhalten o. ä. fokussieren und die damit verbundenen unterschiedlichen Theorien und Forschungsergebnisse abhandeln, wird hier der umgekehrte Weg vorgeschlagen: Es werden Theorien vorgestellt und anschließend versucht, diese auf unterschiedliche Phänomene zu beziehen. Natürlich lässt es sich trotz dieses Vorsatzes nicht vermeiden, bestimmte Themen, wie z. B. Hilfeverhalten, Aggression oder Gruppenforschung phänomenorientiert anzugehen. Bei machen Theorien wird der eine oder andere vielleicht zunächst überrascht sein, warum diese nun gerade in einem Werk über die Sozialpsychologie aufgenommen wurden. Zu diesen zählt möglicherweise die Prospekttheorie. Es lässt sich jedoch nicht bestreiten, dass viele Phänomene, die mit Gesundheits- und Umweltverhalten zu tun haben (also Phänomene, mit denen sich die Sozialpsychologie auch beschäftigt) durch den Ansatz der Prospekttheorie erklärt werden können. Sicherlich weist die Forschung zur Prospekttheorie noch Lücken auf, wir gehen aber davon aus, dass dieser Ansatz das Potential besitzt, zu einer erklärungskräftigen Theorie ausgebaut werden zu können. Neu aufgenommen haben wir ein Kapitel über die Theorien der Bewältigung, weil wir der Meinung sind, dass dieser Ansatz in vielen anderen Theorien (etwa der Dissonanztheorie oder der Kontrolltheorie) relevant ist. Den Bereich Bindungstheorie und Bindungsforschung haben wir hinzugefügt, weil die damit verbundenen Theorien zwar in der Entwicklungspsychologie hochaktuell sind, in der Sozialpsychologie jedoch immer noch vernachlässigt werden, und das obwohl dieser Komplex viele Bezüge zu sozialpsychologischer Forschung aufweist. Soziale Interaktion ist unserer Ansicht nach besser zu verstehen, wenn die Vergangenheit der beteiligten Personen miteinbezogen wird. Dies ermöglich uns ein besseres Verständnis dafür, wodurch deren Bindungen zueinander geprägt sind. Dass vergangene Beziehungen letztlich auch die gegenwärtigen und zukünftigen Interaktionen beeinflussen, wird wohl nicht bezweifelt werden. Ein Großteil der bindungstheoretischen Forschungen bezieht sich zwar auf Kinder und deren Eltern, wobei v.a. die Mütter im Fokus stehen. Viele der hier entdeckten Zusammenhänge sind jedoch auch auf soziale Beziehungen in anderer Form, wie z. B. das Lehrer-Schüler-Verhältnis oder die Beziehungen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter, generalisierbar. Auch Theorien über Kreativität und Innovation sind bisher in der Sozialpsychologie noch unterentwickelt. Da sie aber durch die Ideen der Globalisierung, des lebenslangen Lernens und der veränderten Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung erfahren, wurde ein Beitrag über sie aufgenommen. Mancher Leser und manche Leserin mag sich wundern, warum wir in den «Theorien der Sozialpsychologie» nun auch einen Beitrag über die Systemtheorie bringen. Dahinter steht die Überzeugung, dass das systemtheoretische Denken in der (Sozial-) Psychologie teilweise noch zu wenig angewendet wird und viele «unserer» Theorien der © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. Vorwort Vernetzung nicht ausreichend Beachtung schenken. Dieser Beitrag mag Leser und Nutzanwender von (Sozial-)Psychologie dazu inspirieren, bestehendes Denken im Lichte der Systemtheorie neu zu bewerten und systemtheoretische Erkenntnisse bei der Formulierung (sozial-)psychologischer Theorien zu berücksichtigen. Neu hinzugekommen sind auch die Handlungstheorien. Hierbei handelt es sich weniger um eine Theorie, die Erleben und Verhalten vorhersagen möchte, als vielmehr um einen globalen Ansatz, der Aussagen darüber macht, wie Kognition, Emotion und soziales Verhalten zusammenhängen. Das Ziel der beiden nun neu herausgegeben Bände besteht erneut darin, ausgewählte Theorien zu präsentieren und gleichzeitig auch exemplarische Anwendungsgebiete aufzuzeigen. In Band II werden überwiegend Gruppen-, sowie Interaktions- und Lerntheorien und besprochen. In Band III haben wir eine Differenzierung zwischen Motivations-, Selbst- und Informationsverarbeitungstheorien vorgenommen. Sicherlich hätte die eine oder andere Theorie auch anders zugeordnet werden können – je nachdem, welche Kriterien man besonders in den Vordergrund stellen möchte; ebenso lassen sich Überschneidungen nicht vermeiden. Trotzdem erscheint es uns sinnvoll, die Theorien nach den hier vorgeschlagenen Kriterien zu ordnen. Jeder einzelne Beitrag wurde von Gutachtern, sowohl von studentischer Seite als auch aus dem Kollegenkreis, genauso wie durch die Herausgeber selbst, kritisch durchgesehen, korrigiert und anschließend von den jeweiligen Autoren erneut überarbeitet. Dadurch sollte eine Ausgewogenheit genauso wie eine gute Verständlichkeit sichergestellt werden. Insbesondere die Partizipation von Studierenden bei diesem Prozess sollte garantieren, dass das vorliegende Werk bei hohem fachlichen Niveau eine gut lesbare Grundlage für die Auseinandersetzung mit sozialpsychologischen Theorien darstellt. Zahlreiche studentische Mitarbeiter/-innen waren in diesen Prozess involviert. Hier seien insbesondere genannt: Frau Herzfeld, Frau Hirsch, Frau Promberger und Frau Schmidt. Ebenso beteiligten sich eine Vielzahl von Kollegen und Kolleginnen an der Optimierung der eingereichten Beiträge; besonders hervorheben möchten wir in diesem Zusammenhang Veronika Brandstätter, Felix Brodbeck, Peter Fischer, Elisabeth Frank, Verena Graupmann, Tobias Greitemeyer, Eva Jonas, Rudolf Kerschreiter, Andreas Mojzisch, Stefan Schulz-Hardt, Beate Schuster und Eva Traut-Mattausch. Wir bedanken uns bei ihnen allen für die Mitarbeit, für konstruktives Feedback und hilfreiche Kritik. Herzlich bedanken möchten wir uns auch bei jenen, die an der technischen Umsetzung beteiligt waren und ohne deren kontinuierliche Unterstützung eine Realisierung eines solchen Vorhabens nicht möglich gewesen wäre. Zu diesen «Helfern im Hintergrund» zählen Albrecht Schnabel, Michaela Bölt, Mara Doro Kleeblatt und insbesondere auch Martin Winkler. München, im Mai 2002 Dieter Frey / Martin Irle © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. 9 © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. Grundlegende Theorien zu Gruppen © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. 13 Sozialpsychologische Theorien zu Urteilen, Entscheidungen, Leistung und Lernen in Gruppen Stefan Schulz-Hardt, Tobias Greitemeyer, Felix C. Brodbeck und Dieter Frey 1 Einführung Bedeutsame Urteile und Entscheidungen werden in demokratischen Gesellschaften in zunehmendem Maße von Gruppen getroffen. Organisationen weisen vermehrt Gruppen Arbeiten zu, die traditionellerweise durch Individuen erledigt wurden (Gruenfeld, Mannix, Williams & Neale, 1996). Dies wird u. a. dadurch begründet, dass auf Gruppenebene mehr Ressourcen (z. B. intellektueller Art) verfügbar sind als auf Individualebene, und dass Gruppen daher in besonderem Maße in der Lage sein sollten, qualitativ hochwertige Gruppenergebnisse wie zum Beispiel akkurate Prognoseurteile und gute Entscheidungen zu erzielen (vgl. Vroom & Jago, 1988). Von daher ist nicht verwunderlich, dass die Themen Gruppenurteile, Gruppenentscheidungen und Gruppenleistung zentrale Bestandteile sozialpsychologischer Forschung und Theorienbildung sind. Alle diese Bereiche unterliegen einem gemeinsamen Prinzip, nämlich dass ein bestimmter von der Gruppe produzierter «Output» – der oft sogar konstituierendes Merkmal dieser Gruppe ist (z. B. Personalauswahlkommission, Arbeitsgruppe am Fließband) – im Zentrum des Interesses steht. Aus diesem Grund sind diese Bereiche im vorliegenden Beitrag zusammengefasst. Dabei liegt hier kein «klassisches» Theoriekapitel in dem Sinne vor, dass eine bestimmte Theorie dezidiert vorgestellt und hinsichtlich ihres Forschungsstands diskutiert würde. Eine übergreifende Theorie des Zustandekommens und der Qualität von «Gruppenoutcomes» (wie Urteilen, Entscheidungen sowie quantitativer und/oder qualitativer Leistungen) existiert – wie übrigens im Individualbereich auch – bisher nicht, obwohl es durchaus vereinzelt Versuche gibt, zumindest einige Forschungsbereiche zu diesem Thema übergreifend theoretisch zu ordnen (siehe z. B. Hinsz, Tindale & Vollrath, 1997; Witte, 1987). Um trotzdem dem Anspruch eines Theoriebandes gerecht zu werden, zielt unser Beitrag darauf ab, das jeweils verbindende Prinzip theoretischer Hauptströmungen in den genannten Forschungsbereichen zu verdeutlichen und wichtige theoretische Ansätze solchen Strömungen zuzuordnen. Demgegenüber vernachlässigen wir die Phäno- © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. 14 Grundlegende Theorien zu Gruppen menseite, d. h. wir beanspruchen nicht, einen repräsentativen Überblick über Phänomene zu geben, die im Hinblick auf Gruppenurteile, Gruppenentscheidungen und Gruppenleistung erforscht wurden und werden. Wir greifen beispielhaft zentrale Phänomene heraus, an denen wir dann jeweils die hinter den Hauptströmungen stehenden theoretischen Prinzipien verdeutlichen. In Abschnitt 2 beschäftigen wir uns mit Gruppenurteilen und Gruppenentscheidungen. In Abschnitt 3 werden die wesentlichen theoretischen Zugänge zum Thema «Gruppenleistung» skizziert. Obwohl natürlich auch Gruppenurteile und Gruppenentscheidungen Leistungsaspekte beinhalten können, z. B. wenn die Akkuratheit von Urteilen oder die Qualität von Entscheidungen untersucht wird, handelt es sich bei «Gruppenleistung» doch um einen Forschungsbereich, der sich aus anderen Wurzeln heraus entwickelt hat und durch eine im Vergleich zu Gruppenurteilen und -entscheidungen unterschiedliche Theoriebildung geprägt ist. Parallelen werden aber, wenn möglich, auch hier verdeutlicht. Die in den Abschnitten 2 und 3 dargestellten theoretischen Ansätze fokussieren auf ein singuläres Gruppenergebnis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Reale Gruppen bestehen und interagieren oft über längere Zeiträume hinweg. Dementsprechend erfordert eine realistische Betrachtung der Leistungsfähigkeit von Gruppen, auch die zeitliche Veränderung von Gruppenergebnissen durch Lernprozesse im Gruppenkontext in Betracht zu ziehen. In Abschnitt 4 gehen wir daher auf Gruppen als lernende Systeme ein und besprechen theoretische Ansätze zu individuellen und kollektiven Lernprozessen und deren Einfluss auf das Gruppenergebnis. Abschnitt 5 gibt einen abschließenden Ausblick. 2 Gruppenurteile und Gruppenentscheidungen 2.1 Zwei exemplarische Phänomene: Gruppenpolarisierung und suboptimale Entscheidungen im «Hidden Profile» Paradigma Wenn Gruppen ein Urteil abgeben oder eine Entscheidung treffen wollen, dann müssen dazu Beiträge der einzelnen Mitglieder zusammengeführt und integriert werden. Dabei ist zwischen zwei unterschiedlichen Arten von Beiträgen zu unterscheiden: Jedes Gruppenmitglied bringt bestimmtes Wissen (d. h. Informationen) über das Urteilsbzw. Entscheidungsproblem ein, und jedes Mitglied verfügt auch über eine (mehr oder weniger stark ausgeprägte) Meinung zu diesem Problem, d. h. ein individuelles Urteil oder eine individuelle Entscheidungspräferenz. Im Fall eines rationalen Prozesses auf Individualebene sollte natürlich letzteres die Folge von ersterem sein. Bei der Untersuchung, wie diese individuellen Beiträge auf Gruppenebene zu Urteilen und Entscheidungen zusammengeführt werden, wurden zwei auf den ersten Blick überraschende Phänomene aufgedeckt, die im folgenden kurz beschrieben werden. © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. Urteilen, Entscheidungen, Leistung und Lernen in Gruppen 2.1.1 Gruppenpolarisierung Stoner (1961) machte eine für die weitere Forschung sehr einflussreiche Entdeckung: Bei Untersuchungen mit dem so genannten «Choice Dilemma Questionaire» (CDQ) – einem Fragebogen, in dem hypothetische Wahlsituationen zwischen einer sicheren und einer riskanten Alternative vorgegeben werden und man angeben soll, ab welcher Erfolgswahrscheinlichkeit der riskanten Alternative man sich für diese entscheiden würde –, beobachtete er folgendes: Sowohl die Gruppenentscheidungen als auch der Durchschnitt der auf die Gruppendiskussion folgenden Individualentscheidungen fielen riskanter aus als die durchschnittliche Individualentscheidung vor der Diskussion. Dieses Phänomen wurde als «risky shift» (Risikoschub) bezeichnet. Moscovici und Zavalloni (1969) wiesen einige Jahre später ein allgemeineres Phänomen nach, dessen Spezialfall der Risikoschub darstellt, nämlich die so genannte «Gruppenpolarisierung»: Gruppenurteile sowie der Durchschnitt der Individualurteile nach einer Gruppendiskussion verschieben sich in Richtung desjenigen Endes der Urteilsdimension, in das der Durchschnitt schon vorher tendiert hat. Konkret heißt dies: Tendiert der Durchschnitt der Gruppenmitglieder vorab in Richtung auf Risikofreudigkeit, so verstärkt sich diese Neigung durch die Gruppendiskussion. Besteht umgekehrt eine Tendenz zur Vorsicht, so wird diese gleichfalls durch die Gruppendiskussion verstärkt (da bei den meisten CDQ-Items Risikofreudigkeit präferiert wird, wurde diese Tendenz lange übersehen). Diese Gruppenpolarisierung betrifft aber in gleicher Weise auch andere Urteilsdimensionen wie zum Beispiel politische Einstellungen und ist daher ein allgemeines Gruppenurteilsphänomen (als Überblick siehe z. B. Isenberg, 1986). 2.1.2 Suboptimale Entscheidungen im «Hidden Profile» Paradigma Von Gruppenentscheidungen, die nach einer entsprechenden Diskussion des Entscheidungsproblems getroffen werden, erhofft man sich eine erhöhte Qualität (siehe z. B. Vroom & Jago, 1988) im Vergleich zu einfacheren Formen der Entscheidungsfindung wie beispielsweise Einzelentscheidungen oder sozialen Kombinationen von Einzelentscheidungen – letzteres heißt, dass mehrere Einzelentscheidungen unabhängig voneinander abgegeben und dann gemäß einer bestimmten Aggregationsregel (z. B. die Alternative mit den meisten Stimmen gewinnt) zusammengeführt werden. Solche Zuwächse an Entscheidungsqualität sind allerdings rein sachlogisch nur in bestimmten Situationen möglich, wie an einem einfachen Beispiel deutlich wird. Angenommen, eine Gruppe soll sich zwischen zwei Alternativen entscheiden. Zu jeder der beiden Alternativen gibt es Informationen, die jeweils entweder geteilt oder ungeteilt sind. Geteilte Informationen sind allen Gruppenmitgliedern bereits vor der Gruppendiskussion zugänglich; ungeteilte Informationen sind dagegen nur einem Gruppenmitglied vorab bekannt.1 Durch die Gruppendiskussion können die vorher ungeteilten 1 Daneben gibt es natürlich auch sogenannte partiell geteilte Informationen, die einigen, nicht aber allen Gruppenmitgliedern vorher bekannt sind. Diesen Informationstyp vernachlässigen wir hier, da sich die gesamte Argumentation zwar problemlos auch unter Einschluss partiell geteilter Informationen formulieren lässt, dann aber unübersichtlicher wird. © 2002 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus: Dieter Frey; Theorien der Sozialpsychologie, Band II; 978-3-456-83513-6. 2. Auflage. 15