WIRTSCHAFTSAUSBLICK MOLDAU Ausgabe 3 | November 2015 Bewertung der wirtschaftlichen Lage durch GET Moldau Überblick • BIP: Rückgang der Wirtschaftsleistung laut IWF um mindestens 1% für 2015 erwartet, laut Weltbank sogar um 2%, insbesondere Konsumnachfrage und Investitionen sind stark geschwächt • Wachstumsprognosen für 2016 auf nur noch 0,5% bis 1,5% reduziert • Anstieg Inflation in 2015 auf 8,4% aufgrund Abwertung und dadurch verteuerter Importe, erst 2017 Rückkehr zum Inflationsziel erwartet • Wechselkurs: Vorerst erfolgreich stabilisiert, weitere Entwicklung hängt auch an Einigung mit IWF • Außenhandel: Rückgang Importe kompensiert leichte Verminderung der Exporte, dadurch Handel einziger Wirtschaftsbereich mit positiven Wachstumsbeitrag • Öffentliche Finanzen: Erhebliche Erhöhung der Staatsverschuldung, Konsolidierung der Finanzen ohne IWF-Programm sehr schwierig Themen • Gesamtwirtschaftliche Auswirkung Bankenbetrug: Bisher noch nicht stattgefundene Abschreibung der faulen Kredite bedeutet, dass Wachstum des Finanzsektors und BIP überschätzt • Weiterer Anpassungsbedarf für den Wechselkurs? Eigene Schätzung des fundamentalen Wechselkurses deutet daraufhin, dass momentan kein Bedarf für größere Anpassung besteht, sofern keine weiteren negativen Schocks eintreten © German Economic Team Moldau Basisindikatoren Moldau Belarus Russland Ukraine BIP 6 Mrd. USD 62 Mrd. USD 1.236 Mrd. USD 90 Mrd. USD BIP/Kopf 1.740 USD 6.583 USD 8.447 USD 2.109 USD 3,5 Mio. 9,4 Mio. 146,3 Mio. 42,7 Mio. Bevölkerung Quelle: IWF, Schätzung 2015 Haupthandelspartner Export Import EU 67% | Russland 12% | Sonstige 21% EU 53% | Russland 21% | Sonstige 26% Metalle 2% Sonstige 28% Beförderungsmittel 1% Sonstige 28% Chemische Erzeugnisse 6% Metalle 7% Beförderungsmittel 4% Fette und Öle 0% Waren der Lebensmittelindustrie Chemische 4% Erzeugnisse 13% Mineralische Stoffe 1% Fette und Öle 5% Waren der Lebensmittelindustrie 7% Waren pflanzlichen Ursprungs 28% Maschinen 15% Quelle: Statistica Moldovei, H1 2015; Anmerkung: Warenhandel Waren pflanzlichen Ursprungs 6% Mineralische Stoffe 20% Maschinen 15% Quelle: Statistica Moldovei, H1 2015; Anmerkung: Warenhandel 2 © German Economic Team Moldau Wirtschaftswachstum Reales BIP-Wachstum 10 % zum Vj. 8 6 4 2 0 -2 -4 2011 2012 2013 2014 IWF 2015* 2016* Weltbank Quelle: IWF und Weltbank, *Schätzung/Prognose Beitrag zum BIP-Wachstum, Nachfrageseite 15 %-Punkte 10 5 0 -5 -10 -15 2011 Investitionen 2012 2013 Öffentlicher Konsum 2014 2015* Nettoexporte 2016* BIP • 2015: Rückgang der Wirtschaftsleistung zwischen 1% (IWF) und 2% (Weltbank) erwartet • Konsumnachfrage durch Vertrauenskrise und hohe Inflation geschwächt • Bankenkrise und massiv angestiegene Zinsen bremsen Investitionen • Nachtragshaushalt sieht weitere Einschnitte der Staatsausgaben in 2015 vor • Rückgang der Auslandsrücküberweisungen, insbesondere von Auslandmoldauern in Russland: - 27% im H1 2015 • Nettoexporte trotz geschwächter Nachfrage im GUS Raum einziger positiver Wachstumsbeitrag Fazit • Rezession als direkte Konsequenz der Bankenbzw. Vertrauenskrise • Weder Staat noch Nationalbank in der Lage konjunkturbelebende Maßnahmen zu ergreifen • Prognosen für 2016 stark nach unten korrigiert, Risiken für weitere Verschlechterung Privater Konsum Quelle: IWF, *Prognose 3 © German Economic Team Moldau Sektorale Perspektive Zusammensetzung des BIP 2014 Landwirtschaft 13% Sonstige 29% Produzierendes Gewerbe 24% Bildung 4% Energie 3% Bau 9% Grundstücke und Dienstleistungen für Unternehmen 9% Transport und IKT 14% Einzelhandel und Reparaturgewerbe 13% Quelle: Statistica Moldovei % zum Vj. 40 Sektorale Dynamik 30 20 10 0 -10 Landwirtschaft -20 Produzierendes Gewerbe -30 2011 2012 Quelle: Expert Grup, *Prognose 2013 2014 2015* 2016* Struktur • Moldaus Wirtschaft recht diversifiziert • Produzierendes Gewerbe mit 24% stärkster Sektor – aber großer Anteil Nahrungsmittelsektor • Anteil des derzeit kritischen Finanzsektors am BIP bei ca. 8% in 2014 Dynamik • 2014 positive Entwicklung im Agrarsektor, aber schlechte Ernte beendet Wachstum • Einzelhandel beeinträchtigt durch Einbruch bei Auslandsrücküberweisungen und Vertrauenskrise • Finanzsektor laut offiziellen Statistiken in Q2 2015 noch hohes Wachstum, da Wert der faulen Kredite noch nicht angepasst Fazit • Ausblick für die beiden großen Sektoren Landwirtschaft und Einzelhandel stark eingetrübt • BIP Beitrag von Banken und Finanzdienstleistungen wahrscheinlich schon seit Monaten rückläufig • Allerding Anteil Banken am BIP moderat wodurch direkter Effekt begrenzt (siehe Themenfolie) 4 © German Economic Team Moldau Inflation und Löhne Inflationsrate % zum Vj. 9,0 7,5 6,0 4,5 3,0 1,5 0,0 2011 2012 2013 2014 2015* 2016* Quelle: IWF, *Prognose Bemerkung: Jahresdurchschnitt (Verbraucherpreise) Reallöhne % zum Vj. 6 5 4 3 2 1 0 2011 2012 2013 2014 2015* Inflation • 2015: Anstieg stärker als bisher erwartet auf 8,4%, auch Prognose für 2016 erhöht • Ursachen: Verteuerung Importe durch Abwertung, Anstieg Energietarife, Preisanstieg Lebensmittel durch schlechte Ernte • Nationalbank: Starke Zinserhöhungen (19,5% ggü. 3,5% im Vj.) und Erhöhung Mindestreserven Reallöhne • Durch hohe Inflation wachsen die Reallöhne geringer als in den Vorjahren • Bisher aber leichte Erholung für 2016 erwartet Fazit • Reaktion der Nationalbank angemessen, da ansonsten Inflationsanstieg weitaus höher ausgefallen wäre • Inflation soll 2017 wieder im Zielbereich der Nationalbank (5% ± 1,5 pp) zurückkehren • Nichtsdestotrotz belastet niedriges Reallohnwachstum Konsumnachfrage 2016* Quelle: Statistica Moldovei; *Prognose der Expert Group 5 © German Economic Team Moldau Leistungsbilanz und Wechselkurs Leistungsbilanz % des BIP 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 2011 2012 2013 2014 2015* 2016* Quelle: IWF, *Schätzung/Prognose Wechselkurs und Währungsreserven Mrd. USD MDL/USD 21 3,0 18 2,5 15 2,0 12 1,5 9 1,0 6 Währungsreserven (links) Quelle: Nationalbank Moldau Leistungsbilanz • 2015: Leistungsbilanzdefizit erhöht sich von 3,6% auf über 6% trotz der gegenläufigen Entwicklung in der Handelsbilanz • Ursache: Starker Rückgang der Auslandsrücküberweisungen Wechselkurs und Währungsreserven • Währungskrise (Mitte Januar bis Mitte Februar 2015) mit massiver Abwertung • Durch Intervention Nationalbank Wechselkurs auf derzeitigem Niveau stabilisiert • Kosten: Währungsreserven sanken um mehr als 1 Mrd. USD (Rückgang um 30%) Fazit • Gegenwärtiger Wechselkurs gerechtfertigt durch Fundamentaldaten (siehe Themenfolie) • Stabilisierung Bankensektor und IWF Programm erforderlich um erneuten Vertrauensverlust mit Auswirkung auf Wechselkurs zu vermeiden Wechselkurs (rechts) 6 © German Economic Team Moldau Außenhandel Außenhandel % zum Vj. 25 Exporte 20 Importe 15 10 Import • Rückgang der Importe um 4,4% für 2015, aber leichter Anstieg für 2016 erwartet • Ursache liegt in Leu Abwertung, sinkenden Auslandrücküberweisungen und Konsum 5 Export • Stagnation der Exporte in 2015 erwartet, Rückkehr zum Wachstum in 2016 • Ursache: Rezession in Russland und Ukraine • Gestiegene Relevanz der EU, Rumänien ist nun größter Exportabnehmer 0 -5 -10 2011 2012 2013 2014 2015* 2016* Quelle: IWF, *Prognose Exporte nach Ländern Kasachstan 3% Türkei 4% Belarus 8% Ukraine 1% Sonstige 5% Fazit • Nettoexporte liefern positiven Wachstumsbeitrag, da Importe stärker fallen als Exporte • Mittelfristig sollten Exporteure von Leu Abwertung profitieren Russland 12% EU 28 67% Quelle: Statistica Moldovei, H1 2015; Anmerkung: Warenhandel 7 © German Economic Team Moldau Öffentliche Finanzen und Staatsverschuldung Haushaltsdefizit % des BIP 0,0 -1,0 -2,0 -3,0 -4,0 -5,0 2011 2012 2013 2014 2015* 2016* • Budget 2015: Bisher noch Anstieg des Haushaltsdefizits auf knapp 4% vom BIP geplant • Aber: Finanzierung eines solchen Defizits setzt Einigung mit IWF und daran geknüpfte Fortsetzung der Geberkredite voraus • Neues IWF Programm in 2015 unwahrscheinlich • Ohne externe Finanzierung muss Defizit für dieses Jahr stark reduziert werden, weitere Ausgabenkürzungen unvermeidbar Quelle: IWF, *Prognose % des BIP 50 Fazit • Weitere Einschnitte auch bei den laufenden Ausgaben erforderlich um Defizit zu reduzieren • Erfolgreiche Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ohne IWF und Geberhilfen sehr unwahrscheinlich • Hinzukommt, dass politische Umsetzbarkeit der erforderlichen Ausgabenkürzungen problematisch Staatsverschuldung 40 30 20 10 0 2011 2012 2013 2014 2015* 2016* Quelle: IWF, *Prognose 8 © German Economic Team Moldau Handel mit Deutschland Außenhandel mit Deutschland Mrd. Euro 0,4 0,3 0,2 0,1 Handelsvolumen • Umfang Handel zwischen Moldau und Deutschland betrug 466 Mio. EUR in 2014 • Rückgang um 4,5% im Vergleich zu 2013 Exporte nach Moldau • Rückgang der deutschen Exporte nach Moldau in 2014 um 10% 0,0 -0,1 -0,2 2011 2012 Deutsche Exporte 2013 Deutsche Importe 2014 Saldo Quelle: Statistisches Bundesamt Deutsche Exporte nach Moldau Sonstige 29% Chemische Erzeugnisse 18% Maschinen 16% Elektronik 3% Nahrungsmittel 10% Elektrotechnik 3% KfZ und Teile 21% Importe aus Moldau • Deutsche Importe aus Moldau in 2014 hingegen um 12,5% gestiegen Saldo • Deutscher bilateraler Handelsüberschuss mit der Republik Moldau sinkt entsprechend auf 186 Mio. EUR in 2014 Fazit • Weiterer Rückgang der deutschen Exporte aufgrund der wirtschaftlichen Abschwächung in Moldau und des schwachen Leu zu erwarten Quelle: Statistisches Bundesamt, 2014 9 © German Economic Team Moldau Gesamtwirtschaftliche Auswirkung Bankenbetrug Ausstehende Kredite der insolventen Banken 20 Mrd. MDL 15 10 5 0 Sep. 14 Dez. 14 Banca de Economii S.A. B.C. „UNIBANK” S.A. Quelle: Nationalbank von Moldau Mrz. 15 Jun. 15 Sep. 15 BC „BANCA SOCIALA” S.A. Situation Trotz Bankenbetrug noch 3,6% Wirtschaftswachstum im 1. Hj. 2015 Laut offizieller Statistik Finanzdienstleistungen sogar Sektor mit stärkstem Wachstumsbeitrag in Q2 2015 Frage: Wie lässt sich robuste Wirtschaftslage, insbesondere Wachstum im Finanzsektor, angesichts des Bankenbetrugs erklären? Ursache liegt in Schätzung Wirtschaftsleistung im Bankensektor mittels indirekter Methode: Wert der Kredite mal Zinsmarge Jedoch: Bewertung von faulen Krediten in den Bilanzen der Banken bisher noch nicht angepasst Sobald faule Kredite abgeschrieben, Korrektur des BIP Beitrags des Finanzsektors Damit sollte BIP Wachstum in 2015 deutlich nach unten korrigiert werden 10 © German Economic Team Moldau Weiterer Anpassungsbedarf für den Wechselkurs? Wechselkursentwicklung Moldau im Vergleich 120 Situation Währungskrise zwischen Mitte Januar und Mitte mit massiver Abwertung aufgrund Index, Jan. 2012=100 100 – Abwertung wichtiger Handelspartner, insb. GUS – Der Unsicherheit aufgrund der künftigen politischen Ausrichtung und Bewältigung des Bankenbetrugs 80 60 Intervention der Nationalbank und Stabilisierung des Wechselkurs auf derzeitigem Niveau 20 Frage: Aktueller Währungskurs in Einklang mit Fundamentaldaten oder weiterer EUR RON RUB UAH MDL Quelle: Nationalbanken Anpassungsbedarf? Reale Effektive Wechselkursentwicklung Moldaus im Unsere quantitative Analyse zeigt, dass Vergleich 120 Index, 2010=100 gegenwärtiger gehandelter Wechselkurs in etwa 110 dem Gleichgewichtswechselkurs entspricht 100 Ausblick 90 Gegenwärtiger Wechselkurs gerechtfertigt durch 80 Fundamentaldaten 70 Falls keine weiteren negativen Schocks, keine größere Anpassung des Wechselkurses zu erwarten 60 40 EUR Quelle: BIS, Nationalbanken RON RUB UAH MDL 11 © German Economic Team Moldau German Economic Team Moldau Das German Economic Team Moldau („GET Moldau“) unterstützt die moldauische Regierung seit 2010 bei der Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung und der Gestaltung der notwendigen wirtschaftlichen Reformprozesse. In einem kontinuierlichen Dialog mit hochrangigen Entscheidungsträgern identifizieren wir die aktuellen wirtschaftspolitischen Problemfelder und präsentieren anschließend auf Basis von unabhängigen Analysen konkrete Handlungsempfehlungen. Darüber hinaus unterstützt GET Moldau mit seinem Know-how und detaillierter Kenntnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge des Landes deutsche Institutionen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. GET Moldau wird im Rahmen des TRANSFORM-Nachfolgeprogramms der Bundesregierung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziert. Kontakt: German Economic Team Moldau c/o Berlin Economics Schillerstraße 59 10627 Berlin Tel: +49 30/ 20 61 34 64 0 [email protected] www.get-moldau.de Twitter: @BerlinEconomics 12 © German Economic Team Moldau